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Feenfeuer - Fantasy Blog
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Fantasyleser und -blogger auf: http://feenfeuer.wordpress.com/

Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2010
Steinernes Fleisch / Reckless Bd.1
Funke, Cornelia

Steinernes Fleisch / Reckless Bd.1


ausgezeichnet

Mit Reckless – Steinernes Fleisch legt Bestsellerautorin Cornelia Funke ihr erstes Buch nach dem internationalen Erfolg der Tintenwelt Trilogie vor. Der Auftakt zu einer neuen Fantasy All Age Serie entpuppt sich als völlig eigenständig, ob doch Cornelia Funkes unverwechselbarer Stil geblieben sind und einige Romanelemente vertraut wirken. Die Spiegelwelt enthüllt sich, nicht ganz unähnlich der eindrucksvollen Tintenwelt, als magischer, märchen- und sagenhafter Ort, voll Wunder und Schrecken.
Die ersten Eisenbahnlinien ziehen sich durch die Landschaften und verbinden ihre Städte, obwohl viele Bewohner in den schnaufenden Lokomotiven noch eiserne Ungetüme sehen. Das Blatt für die Menschen hat sich jedoch gewendet. Nach jahrelangen Kriegen und Jagden auf die Goyle, treten diese menschenähnlichen Steingeschöpfe aus den Tiefen ihrer Höhlenstädte empor an die Oberfläche und aus den ewig Gejagten werden gnadenlose Jäger und Eroberer. Die Menschen der Spiegelwelt stehen nach schweren, blutigen Verlusten auf den Schlachtfeldern vor einer Kapitulation, doch die entscheidende Jagd der Goyle soll erst noch beginnen. Die dunkle Fee hat von einem uralten Mythos geträumt, dem Jadegoyl, welcher ihren Mann, den König der Goyls, unverwundbar machen wird. Jacobs und Wills verzweifelte Reise gegen die Jadeversteinerung führt durch düstere Wälder, tiefe Berge und hohe Lüfte, durch Landstriche, über die Fliegenpilze ihre giftigen Runden ziehen, Spinnenmänner verborgen in feinem Netz lauern, Goldraben böse Flüche krächzen und Rindenbeisser mit glänzenden Ködern locken. Hexenhäuser und Dornenschloss, Feeninsel und verbrannte Burgen; Cornelia Funke weiss zu verzaubern, alte mythische und märchenhafte Momente mit eigenständigen modernen Fantasy Elementen harmonisch zu vereinen und erneut eine erstaunliche Welt auf äusserst einfühlsame Weise zu erschaffen.

Wie bereits in der Tintenwelt Saga zieht sich auch durch die Reckless Reihe eine Familiengeschichte mit dramatischer Entwicklung. Der ältere der Reckless Brüder, Jacob, umarmt die Fremde der Spiegelwelt und die Weite der Entfernung zu seinem traurigem Heim. Aus ihm ist ein Abenteurer und Entdecker geworden. Für viele gut betuchte Kunden hat er magische Artefakte, wie das Rapunzelhaar, ein Tischleindeckdich, gläsernes Schuhwerk oder ein Schlüssel, der jeder Tür öffnet, in unwirtlichen Gegenden geborgen und geraubte Töchter aus finsteren Gefängnissen befreit. Jacob ist ein heimatloser Schatzsucher, der lediglich Fuchs an seiner Seite duldet und durch ein ganz besonderes Band mit der Gestaltwandlerin verbunden ist. Will hat die Einsamkeit einer Wohnung, der Vater und Bruder abhanden gekommen sind, ertragen und die Trauer einer Mutter, die durch diese schlussendlich verstorben ist. Doch einen Halt gibt es in Wills Leben und dieses Mädchen folgt ihm in die Spiegelwelt, als die Jade sich bereits durch das Fleisch seines Gesichts gefressen hat.

Neben der Welt hinter dem mysteriösen Spiegel sind es die Figuren, welche wohl jedes Leserherz rühren werden. Cornelia Funke weiss durch ihre einfache Sprache eine einfühlsame Nähe zu erzeugen, wie es nur ganz wenigen Autoren gelingt.

Reckless – Steinernes Fleisch ist ein Fantasy Jugendbuch, welches aber Leser jeden Alters begeistern und fesseln wird. Der Umfang ist mit 346 Seiten geringer als der von Tintenherz, dem Tintenwelt Auftakt, und kann dementsprechend in einem direkten Vergleich nicht durch den selben Facettenreichtum glänzen, aber von einer Enttäuschung kann keinesfalls die Rede sein. Reckless erweist sich als äusserst würdiger Nachfolger der Tintenwelt und ist eine Wundertüte gefüllt mit Cornelia Funkes unvergleichlicher Fantasy.

Cornelia Funkes „Reckless – Steinernes Fleisch“ – Ein hochspannendes, märchenhaftes Jugendbuch für Leser aller Altersgruppen, in der wundervoll gezeichneten rissigen Spiegelwelt, mit Figuren, die ans Herz wachsen und mitfühlen lassen.

9 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2010
Der Ruf der Schlange
Gößling, Andreas

Der Ruf der Schlange


ausgezeichnet

Phora, die ruhmreiche dunibische Hauptstadt, in den Provinzen oft als Sündenpfuhl verschrien, im Jahr 713 neuer Zeit: Eine Metropole im Wandel, die ein gefährliches Spiel mit der Gunst der Götter begonnen hat. Technischer Fortschritt und die (Wieder)Entwicklung selbstbewegender Apparate, welche vor 713 Jahren zu der göttlichen Schlangenflut geführt hatten und die Einführung der Religionsfreiheit, welche allerhand skurrile, sowie obskure Kulte und Glaubensgemeinschaften wie Pilze aus dem Boden hat spriessen lassen. In diesen Tagen des Umbruchs erschüttert eine grausame Mordserie Phora, welche auf die magischen Rituale eines uralten Mythos fürchten lassen…

Andreas Gößling präsentiert mit Der Ruf der Schlange einen höchst eigenständigen Fantasy Roman, eingeringelt in eine kriminalistische Ermittlungsgeschichte, durch die sich ein mystischer, epischer Hintergrund schlängelt. Rabov ist hierbei ein Ermittler, wie man sich ihn nur wünschen kann. Stets auf Konfrontationskurs mit gewissen Autoritäten und deutlich stärker in den verfallenen Stadtteilen von Kleinkriminellen und Hinterhofmagiern zu Hause, als an den Höfen der Reichen und Adeligen. Ein Einzelgänger und Sturkopf mit Prinzipien und nicht immer ganz konventionellen Ermittlungsansätzen, welche öfters für eigene Probleme, als für Aufklärungen der Fälle sorgen und ein ewig Alleinstehender, der hilflos in seine charmante Vorgesetzte verliebt ist. Mit dieser Figur hat Andreas Gößling genau den richtigen Typus von Detektiv für dieses mysteriöse Abenteuer gewählt und ihm den Schliff klassischer zwielichtiger Krimigeschichten gegeben.

Obwohl sich ein wesentlicher Teil der Handlung in der Metropole Phora ereigent, enthüllt der Autor doch einen höchst interessanten Weltenbau und führt den Leser auf kurze Entdeckungsausflüge in weit entlegenden Gebiete, welche düster-erfrischend an Forschermissionen diverser Schauerromane erinnern. Untermauert wird Der Ruf der Schlange von einem religiösem Mythos verschiedener Götter, Propheten und Heiligen, bis hin zu okkulten Verschwörungen und ekstatischen Schlangenritualen. Der Autor schöpft hier in allen Bereichen seines Werkes aus dem Vollem und schafft es doch gekonnt diesen reichen Fundus auf die Rolle der Schlange zuzuschneiden, so das ein hier nur von einem höchst eigenständigen Werk phantastischer Literatur gesprochen werden kann, was sich in seiner Ausformung ganz deutlich von vielen anderen Genre Veröffentlichungen abhebt.

Mit einer stets leichten Note faszinierender Widerlichkeit vollzieht sich Der Ruf der Schlange zu einem spannenden Roman, um den magisch begabten Ermittler Rabov und enthüllt dabei einen vergessenen uralten Kult, der dem Leser ein Schauder über den Rücken laufen lässt. Ein wenig befremdlich wirken einige Bezeichnungen bezüglich der Magie, stören ihr recht simpel gehaltenes Konzept jedoch kaum, welches schlichtweg zu überzeugen weiss. Ein facettenreicher Fantasy Roman ist Andres Gößling gelungen, der weder Trendthemen hinterher läuft, noch auf Mainstream setzt, sondern bereit ist sich dem Ungewöhnlichen hinzugeben und eine absolut lesenswerte Mischung aus Abenteuer-Fantasy, Horror- und Gruselgeschichte und Detektivroman geschaffen hat. Eine mutige Fantasy Veröffentlichung im schlängelnden Würgegriff einer kultischen Apokalypse.

Andreas Gößlings „Der Ruf der Schlange“ – Fantasy, die zu überzeugen weiss, in einem turbulenten detektivischem Abenteuer, welches sich als unverwechselbar erweist. Schlangenkult in allen Ausformungen, mit der Beigabe gruseliger Entdeckergeschichten und epischem Hintergrund werden hier zu einem aussergewöhnlichen, niveauvollen Roman und spannenden Lesegenuss.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2010
Nach dem Sommer / Mercy Falls Bd.1
Stiefvater, Maggie

Nach dem Sommer / Mercy Falls Bd.1


ausgezeichnet

Maggie Stiefvater präsentiert mit ihrem Trilogie Auftakt Nach dem Sommer (es folgen „Ruht das Licht“ und „In deinen Augen“) alles andere als eine gewöhnliche Werwolf Story. Sie schuf ein romantisches Buch für junge Erwachsene, in ihrer typisch liebevollen Ausformung.
Mit Grace lernt der Leser eine junge Frau kennen, die seit dem Tag ihrer Verschleppung durch das Wolfsrudel, ein unbändiges Interesse für diese Tiere entwickelt hat und viele einsame Stunden auf ihrer Schaukel und später auf der Veranda verbracht hat, den Blick stets auf den Waldrand gerichtet. Und oft kam er auch. Scheu spähte er durch das Grün des Dickichts, fixierte sie mit seinen ungewöhnlichen Augen und war doch jedes mal sofort verschwunden, als Grace sich ihm zu nähern versuchte.

Sams Fluch entlädt sich mit dem Beginn des Winters, wenn die Kälte unter Jacken kriecht und das Zittern des Körpers unkontrollierbar wird. Dann brechen Knochen und dehnen sich Muskeln, wachsen Fell und Krallen, der Ruf des Waldes wird zu einem Sog und Sam eilt in die Schicksalsgemeinschaft des Rudels. Bis der Sommer kommt. Doch dieser Sommer wird anders als alle vorherigen. Sam trifft Grace, als er sich blutend auf ihre Veranda schleppt und seine verbliebenen Wolfsinstinkte sagen ihm, das an der hübschen jungen Frau mehr dran ist, als es eigentlich sein sollte. Dies ist Sams letzter Sommer, im nächsten Jahr wird es keine Rückverwandlung geben und wie schön wäre es, ihn zusammen mit Grace zu verbringen. Dann wird ein Junge von Wölfen gerissen und das Gefüge des Zusammenlebens auf Abstand, zwischen Menschen und Wölfen, droht zusammen zu brechen…

Mit Nach dem Sommer tritt Maggie Stiefvater nicht in die Spuren ihrer erfolgreichen Feen Reihe (Lamento, Ballade). Das Fantastische besitzt in diesem Roman eine quantitativ und qualitativ geringere Ausformung, gleichwohl ist sie ebenso liebevoll und feinfühlig gehalten. Nach dem Sommer erweist nicht nur durch sein sehr schönes Cover Ähnlichkeit zu Bettina Belitzs Splitterherz (ebenfalls Script5), auch inhaltlich und stilistisch sind diese beiden Bücher recht nah beieinander. Ob man nun Maggie Stiefvater oder Bettina Belitz den Vorzug gibt, muss jeder Leser selbst herausfinden, es würde jedoch nicht überraschen wenn Splitterherz von vielen Leser als das etwas bessere Buch angesehen werden würde. In dieser Gegenüberstellung lässt sich jedoch als abschliessendes Urteil sagen, wer Splitterherz mochte, wird auch Gefallen an Nach dem Sommer finden.

Was Maggie Stiefvater, ganz ähnlich wie Bettina Belitz, aus der Masse von AutorInnen herausstechen lässt, sind ihre empfindsam geformten Figuren, welche deshalb jedoch nicht zwingend Sensibelchen sind. Maggie Stiefvater versteht es Leben in ihre Charaktere zu hauchen, sie facettenreich und überraschend zu gestalten, sowie den Leser eine äusserst angenehme Nähe zu ihnen aufbauen zu lassen. Ebenso typisch für die Autorin ist ihr Schreibstil, welcher sich als durchgehend flüssig erweist und Nach dem Sommer zu einem Page Turner werden lässt, in dessen Geschichte der Leser nur versinken kann. Mit wechselnden Ich-Perspektiven erzählt, bietet Maggie Stiefvater eine schöne Liebesgeschichte, mit einer spannenden, witzigen und einfach höchst nachempfindbaren Entwicklung, so aufregend und kompliziert, wie die Liebe eben ist.

Maggie Stiefvaters „Nach dem Sommer“ – Ein romantisch-fantastisches Buch mit leicht märchenhaftem Flair für junge Erwachsene, voller Gefühl und Lebensnähe. Script5 hat hier eine würdige Schwester für Bettina Belitzs „Splitterherz“ gefunden und in Zeiten unüberschaubarer romantischer Fantasy Veröffentlichungen ein besonderes Buch von einer besonderen Autorin herausgebracht.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2010
Der Kristallpalast
Plaschka, Oliver

Der Kristallpalast


ausgezeichnet

London im Frühjahr 1851: Über der Weltmetropole liegt eine angespannte Erwartung, die Nervosität eines drohenden Unglücks, die wage Vorahnung von etwas Grossem und das Lufholen vor dem Ausbruch selbstgefälligen Jubels.
300,000 Glasscheiben und Unmengen an Eisen haben ihn empor wachsen lassen, wie die real gewordene Prophezeiung eines wahnsinnigen Genies. Der Kristallpalast. Londons neues Prestigeobjekt Nr. 1 und Ort einer Ausstellung von nie dagewesenen Ausmassen. „The great Exhibition“ präsentiert Kunstwerke, Kulturdarstellungen und technische Errungenschaften, revolutionäre wie bewährte und utopische, deren Kern die Vorherrschaft des britischen Imperiums aller Welt verdeutlichen soll. Doch hinter der Konstruktion des Kristallpalastes steckt eine weitere, unscheinbar in ihrer Architektur verborgen…

Mit Oliver Plaschka, Matthias Mösch und Alexander Flory hat sich Gespann gefunden, das es versteht aussergewöhnliche und eindrucksvolle Phantastik zu schreiben. Wie es sich für einen guten Roman gehört sind hier Individualisten am Werk und so glänzen übliche Floskeln, sowie Standartformulierungen durch ihre Abwesenheit. Mit Miss Niobe, dem Niederländer Frans und Captain Royle prallen drei äusserst interessante Figuren und Vertreter geheimnisvoller Organisationen aufeinander, welche in eine sich steigernden Konfrontation nebulöser Interessen treten. Es kann hier weder von Helden, noch von Antihelden gesprochen werden, weder von Sympathieträgern, noch von Antipathieträgern, Oliver Plaschka und seine Co-Autoren bewegen sich über diesen berechenbaren Mustern und vollziehen den Akt eigenständiger Charakterbildungen, dessen Resultat anzusprechen und zu überzeugen weiss.
Als Steampunk Roman beinhaltet Der Kristallpalast nur eine Priese Magie, weiss diese jedoch wohl zu platzieren und allerlei skurrile, wie düstere Ranken um sie wachsen zu lassen.
Als sehr atmosphärischer und höchst spannender Kniff entpuppt sich der Zeitsprung in die Tagebücher der Arakan Expedition, welche dem Mythos eines verborgenen Schatzes von unermesslichem Wert nachgehen und den Wahnsinn finden. Hier strickt das Autoren Trio eine Mixtur aus klassischer Abenteuerliteratur allererster Güte, dem Flair geheimnisvoller Entdeckerreisen und dem sanftem Horror skurriler Ungeheuerlichkeiten, der dem Leser eine fast schon cthuloide Gänsehaut beschert.

Eingesponnen in ein Netz aus Intrigen, Halbwahrheiten und Mysterien erweist sich Der Kristallpalast als ein Werk spannungsvoller Action, mit detailreichen Kenntnissen des Englands um 1851. Hier kann in Tat von einem Eintauchen in jene Epoche britischen Glanzes gesprochen werden, welche auf diesem Niveau nur selten in der heutigen phantastischen Literatur zu finden ist und somit eine ganz eigene Entdeckungsreise mit spannenden Offenbarungen darstellt.
Der Kristallpalast ist ein Steampunk Roman, dem auf jeder seiner Seiten deutlich anzumerken ist, das hier wirklich mühevolle Arbeit drin steckt. Ein perfektionistisches Werk, das diesem Anspruch jedoch gerecht wird, individueller Fantasten und Autoren, die sich nicht scheuen quer zu denken, wo andere der Geradlinigkeit folgen. Steampunk at its best.

Oliver Plaschka, Matthias Mösch und Alexander Florys „Der Kristallpalast“ – Phantastik mit Anspruch und Individualität, von drei Autoren, die perfekt harmonieren und in allen Facetten des Romans zu überzeugen wissen. Ein spannender Ausflug in das viktorianische London und seine Kolonien, mit dem düsteren Überbau eines Palastes, wie er schöner und bedrohlicher nicht sein kann.

Bewertung vom 25.08.2010
Der Name des Windes
Rothfuss, Patrick

Der Name des Windes


ausgezeichnet

„Vielleicht habt ihr von mir gehört“ … von Kvothe, dem für die Magie begabten Sohn fahrender Spielleute. Das Lager seiner Truppe findet er verwüstet, die Mutter und den Vater tot – „Sie haben einfach die falschen Lieder gesungen.“
Es war gewiss nicht einfach den Chronisten auf die Fährte von Kvothe zu bringen, denn jedermann hielt ihn für tot, doch es gelang. Kvothe, der Arkane, der Königsmörder, der Blutlose; jener Kvothe, der Prinzessinnen aus den Händen schlafender Unholde befreite, die Stadt Trebon niederbrannte, eine Nacht mit Felurian verbrachte, im Mondschein auf Pfaden wandelte, von denen viele bei Tage nicht zu reden wagen, der Lieder schrieb und spielte, die Herzen zerrissen und der mit den Göttern sprach.

Mit Der Name des Windes vollzieht Bestseller Autor Patrick Rothfuss den Auftakt zu seiner Königsmörder Chronik und präsentiert High Fantasy und einen magischen, düsteren Entwicklungsroman par excellence. Die Erzählungen von Kvothe verlaufen in durchaus ruhigem Fahrwasser und wissen sich Zeit zu nehmen, um eine vielschichtige, turbulente Geschichte zu weben. Partick Rothfuss gelingt es beinahe beiläufig eine starke Nähe zu der Hauptfigur aufzubauen, die sich durch den gesamten Roman zieht, sich verstärkt und einen Charakter zu schaffen vermag, mit dem der Leser leidet, hofft, verzweifelt und sich freut. Hier geschieht weit mehr als Akteuren nur ein Gesicht zu geben, Rothfuss taucht ein in das Leben von Kvothe und lässt daran teilhaben, es mit erleben. Mit einem geschulten und liebevollen Blick für das Detail, aber ohne sich in ihrer Betrachtung zu verlieren, baut der Autor eine Lebensgeschichte auf, die sich höchst spannend, interessant und facettenreich vollzieht.
Äusserst sympathisch wirkt zudem der Umstand, das Kvothe kein strahlender Held ist, aber auch kein einfaches Opfer, das nun Rache nehmen will und fortan für das Gute strebt. Kvothe ist beides und ist es doch nicht, er bleibt diffus wie ein offenes Buch, das nicht jede seiner Zeilen zu entschlüsseln bereit ist. Kvothe hat die dreckige Seite einer Welt gesehen und in ihr überlebt. Patrick Rothfuss scheut hier keine klaren Bilder, er vermag es vermüllte Gossen mit abgemagerten Kindern ebenso bildlich und eindringlich zu beschwören wie einen romantischen Abend bei Erdbeerwein, eine alchemistische Werkstatt voller Geheimnisse, weite Landschaften oder die Harmonie gefühlvoller Lautenmusik.

Durch ihre Eigenständigkeit weiss vor allem die Magie in Der Name des Windes zu überzeugen, welche auf einem wohl geformten Konzept beruht und mit bekannten Elementen spielt, aber eine eindrucksvolle, fast schon glaubwürdige, Grundlage besitzt. Weiter bereichert wird der erste Tag der Königsmörder Chronik durch leicht skurrile Nebenfiguren, die jedoch stets absolut lebensnah wirken und Dialoge, denen nicht anzumerken ist, das sie eigentlich geschrieben und nicht gesprochen wurden. Eine deutliche Zusatzwürze erhält der Fantasy Roman durch seinen klassischen aber unverwechselbaren Weltenbau und das Wiederaufleben eines gefürchteten Mythos. Fantasy wie sie nicht besser sein kann. Ein grosses Werk.

Patrick Rothfuss: „Der Name des Windes – Die Königsmörder Chronik. Erster Tag“ – Epische Fantasy mit der Lebensgeschichte einer undurchsichtigen Hauptfigur, in einem äusserst atmosphärischem, anspruchsvollem Abenteuer, das einen Blick für Details, ein Händchen für Spannung hat und auf ganzer Linie zu überzeugen weiss.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.08.2010
Das Flüstern der Nacht / Dämonenzyklus Bd.2
Brett, Peter V.

Das Flüstern der Nacht / Dämonenzyklus Bd.2


sehr gut

Als der junge Jardir in den Wirren des Basars aufgegriffen wird, ahnt er noch nicht, welch Märtyrium ihm bevor steht und doch folgt er gehorsam dem Ruf der Ehre. Für ihn beginnt die Tortur einer Ausbildung zum Krieger, welche mit Peitsche und erzwungenem Verzicht geführt wird. Doch der Wüstenjunge lernt schnell und weiss sich durchzusetzen, so dass seine Entwicklung ihn zu einem Kämpfer heranwachsen lässt, der die Welt in Schrecken versetzen wird.
Als ihm in den Gruben, zwischen gefangenen Dämonen, sein nordländischer Freund und Kurier, der Par’Chin, einen mit Kampfsiegeln versehenen Speer zeigt, ist Jardir klar, das diese Waffe ihn zum Erlöser, zum Führer des heiligen Krieges, machen kann…

Arlen, der tätowierte Mann, zieht durch die Dörfer des Nordens, um die wiederentdeckten Kampfsiegel unter die Menschen zu bringen und sie im Gefecht gegen die Horclinge zu unterstützen. Als Erlöser von den einfachen Menschen verehrt und den Machthabern gefürchtet, spürt er wie wenig Zeit ihm noch für diese Aufgabe bleibt. Der Ruf des Horcs wird stärker, das Gehen auf siegelgeschützen Strassen immer schwerer, das Sonnenlicht stetig greller in seinen Augen. Der Horc öffnet seine Pforte für Arlen...

Peter V. Brett beginnt den zweiten Teil seiner Dämonenreihe mit einem Zeitsprung in die Vergangenheit und Kindheit Jardirs. So stellt sich das erste Drittel von das Flüstern der Nacht als Entwicklungsroman in der arabisch nachempfundenen Wüstenmetropole Fort Rizon dar. Hier eröffnet der Autor eine gnadenlose Kastengesellschaft und lässt in ihr den jungen Jardir zu einem Krieger herandrillen. Wer märchenhaften Wüstenflair a la 1001 Nacht sucht, dürfte hier kaum findig werden, zu unerbittlich stellt sich der tägliche Überlebenskampf im Herzen der Wüste dar, als das ein romantisches Bild exotischer Sandweiten aufkommen könnte. Doch dieser Rückgriff in der Zeit erweist sich als durchaus spannend und interessant, obwohl natürlich ein wenig Geduld mitgebracht werden muss.
Den zweiten Teil des Romans füllen Arlens und Leeshas Erlebnisse, die in ihren Turbulenzen und Abenteuern kaum denen von Jardir nachstehen. Natürlich lässt das Effektmoment der aufsteigen Dämonen des Nachts mit dem Roman nach, doch Peter V. Brett weiss dieses sehr gut durch seine Gesellschaftsbauten zu kompensieren. So vervollständigen sich zwei unterschiedlich und gegensätzlich wirkende Kulturen, welche jedoch als herausstechende Gemeinsamkeit das Tolerieren sexueller Gewalt besitzen. Bleibt diese in den nördlichen Gegenden auf die Vergewaltigung und den Missbrauch von Frauen beschränkt, weitet sie sich in den Wüstengefilden als Demütigungsakt auch gegen Männer aus. Wie bereits im Vorgänger Das Lied der Dunkelheit informiert der Autor auch in Das Flüstern der Nacht über das Sexualleben, die Potenz und Fruchtbarkeit beinahe jeder Figur, schafft es jedoch dieses in einen sinnvolleren Zusammenhang zu setzen.

Das Flüstern der Nacht entpuppt sich als Zwischenband, der sein Augenmerk auf die Geschichte und Entwicklung der beiden Figuren Jardir und Arlen fokussiert hat. Hier wird nichts kaschiert oder schön geschrieben, Peter V. Brett zeigt realistische Gesellschaften in einem Fantasy Roman auf, die detailliert durchdacht sind und zu fesseln wissen. Wer ein wenig Geduld investiert, wird mit einem epischen Abenteuer belohnt, das sich als eigenständige High Fantasy herausstellt, mit Intrige und Verrat gespickt wurde und sich traut einen „Clash of Cultures“ herbeizuführen, der unübersehbar von aktuellen politischen Geschehnissen beeinflusst wurde.

Peter V. Bretts „Das Flüstern der Nacht“ – Ein spannendes, gnadenloses Zwischenspiel im Krieg gegen die Dämonen. Ein Roman, der kein Blatt vor den Mund nimmt und dadurch zu überzeugen weiss. Epische Fantasy mit ein wenig Magie, Erotik, reichlich Blutvergiessen, gerissenen Intrigen und eindrucksvollen Figuren.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2010
Winterkill
Ericson, Josh

Winterkill


sehr gut

Über Chicago wütet der heftigste Wintersturm, den diese Stadt je erlebt hat und Sarah rennt um ihr Leben. Obwohl sie selbst indianische Wurzeln hat, schenkt sie dem alten Mythos von einem Wintergeist keinen Glauben. Doch im wirbelnden Schnee und reissenden Wind wispert eine Stimme ihren Namen.
Auf Sarahs Flucht versucht der unheimliche Sprecher von ihren Gedanken Besitz zu ergreifen.
Für einen kurzen Moment gelingt dies ihm auch, als Sarah mitten auf einer viel befahrenen Strasse steht. In letzter Sekunde reisst ein fremder Mann sie auf den Gehweg, doch als Sarah in seine Augen blickt, glühen diese in einem unheilvollen Rot.

Der Wendigo geistert durch Chicago und hinterlässt eine blutige Spur in der hohen Schneedecke. Jetzt hat er es scheinbar auf Sarah abgesehen und sie muss sich einem Aberglauben stellen, dessen Ursprung an jenem Ort liegt, von dem sie einst fliehen musste...

Thomas Jeier, der diesen Jugend Mystery / Urban Fantasy Thriller, unter dem Pseudonym Josh Ericson verfasste, dürfte manch einem jugendlichen Leser auch als Christopher Ross bekannt sein, besonders durch dessen romantische Abenteuerromane. Winterkill entpuppt sich als spannendes und mysteriöses Großstadtabenteuer, das mit dem Ursprünglichen und Geheimnisvollen der indianischen Kultur Amerikas spielt. Mit dem Wendigo greift der Autor die Mythologie eines Wesens der Anishinabe Indianer auf und führt es in das moderne Chicago.
Äusserst angenehm und durchaus sozialkritisch gewährt Josh Ericson einen Einblick in die Geschichte und den Aberglauben der nordamerikanischen Ureinwohner, sowie ihre Entwicklung, geprägt durch Verdrängung in Reservate, bis zur heutigen Zeit. Dieses geschieht jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger und in Oberlehrermanier, der Leser nimmt durch Sarahs Augen ein kleines Stück an dem Schicksal und den Widersprüchen der indianischen Gesellschaft in dem Amerika des 21. Jahrhunderts teil.

Winterkill ist durchgehend mysteriös gehalten, nicht nur durch die nebelige Beschreibung des Wendigo, sondern auch durch den Umstand, das Sarahs Rolle in dem Roman lange eher unklar bleibt und sie, in mehrerer Hinsicht, in einer verzweifelten Opferrolle steckt. Die Geheimnisse um das Auftauchen des Wintergeistes und Sarahs verschwiegene Vergangenheit enthüllen sich nur langsam, auf dem Weg dorthin geht es jedoch turbulent und halsbrecherisch zu.
Neben diesen gekonnt eingefädelten Actionsequenzen und atemberaubenden Verfolgungsjagden, ist es vor allem der allgegenwärtige Winter, welcher zu überzeugen weiss. Hier hat Josh Ericson einen ganz eigenen, sehr atmosphärischen Fluch der Natur erschaffen und sein Jugendabenteuer zu einem frostig-fantastischen Thriller reifen lassen. Die Charaktere in Winterkill haben den sympathischen Charme von Figuren aus dem alltäglichen Leben, so das der Leser sich Sarah auch problemlos als Bekannte von nebenan vorstellen kann.

Winterkill zielt auf ein jugendliches Publikum ab und dürfte dieses auch entsprechend zu fesseln wissen. Ältere Leser sollten sich eventuell darauf gefasst machen ein wenig unterfordert zu werden. Mit seiner stürmischen und frostigen Atmosphäre ist Josh Ericson ein fantastischer Thriller gelungen, der ein schauriges kurzweiliges Lesevergnügen bereitet, welches sich am besten unter warmen Decken vollziehen lässt.

Josh Ericsons „Winterkill“ – Ein Mystery Thriller für jugendliche Leser, mit einer stürmischen Winteratmosphäre, einem geheimnisvollen Hauch indianischer Mythologie und rasanter Spannung. Wer es gerne schaurig-frostig mag, sollte hier zugreifen und sich den Stimmen des Windes stellen.

0 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2010
Die Gesellschaft des Abendsterns / Fabelheim Bd.2
Mull, Brandon

Die Gesellschaft des Abendsterns / Fabelheim Bd.2


ausgezeichnet

In den vergangen Ferien hat sich Kendra und ihrem abenteuerlustigen Bruder Seth das weitläufige Anwesen von ihrem Grossvater Stan Sørensen in seiner wahren Bedeutung offenbart. Die Wiesen und der weite Wald beherbergen Fabelheim, eines der wohl gehüteten Reservate für magische Kreaturen. Bei ihrem letzten turbulenten Aufenthalt empfing Kendra den Kuss der Feenkönigin und verfügt seitdem selbst über magische Talente.
Doch nun hat die Schule die beiden Geschwister wieder fest in ihrem Griff und für Kendra stehen die Abschlussprüfungen an, bevor sie auf die Highschool wechselt. In diesen letzten arbeitsamen Tagen bekommt die Klasse Zuwachs von einem neuen Schüler und Kendra vermag, bei dessen Anblick, ihren Augen kaum zu trauen.

Nach dem grandiosen Auftakt, folgt nun der zweite „Fabelheim“ Band vom Erfolgsautor Brandon Mull und dieser enthüllt ein magisches Abenteuer, das sich nur als All Age Fantasy Höchstgenuss bezeichnen lässt. In „Die Gesellschaft des Abendsterns“ brechen die alten Widersacher der verborgenen Reservate in das Leben von Kendra und Seth ein, so dass ihre erneute Reise nach Fabelheim zu einer gefährlichen Fluch wird. Den märchenhaften Flair aus dem ersten Buch, hat der Nachfolgeband beinahe gänzlich abgelegt und entfaltet stattdessen ein Netz aus Intrige, erschlichenem Vertrauen und Verrat. Ein Spitzel der Gesellschaft bewegt sich in Fabelheim und hat es auf ein verborgenes magisches Artefakt abgesehen. Dieses kann als ein Teil eines Schlüssels dienen, um die Menschheit von einer gefangenen Dämonenhorde überschwemmen zu lassen.

Sehr rasant und actionreich schreibt Brandon Mull seine „Fabelheim“ Fortsetzung, vernachlässigt jedoch die gewohnt liebevolle Ausformung seiner Figuren in keinster Weise. So sind es wieder Kendra und ihr stürmischer Bruder Seth, die als Hauptfiguren einfach ans Herz wachsen und den Leser in ihren Bann ziehen. Neben spannungsbeladenen Turbulenzen in Fabelheim, hat „Die Gesellschaft des Abendsterns“ einen spürbar düsteren Anstrich erhalten und ist in ihren Konflikten auch gewaltvoller geworden.
Das Markenzeichen von Brandon Mulls Jugend Fantasy ist jedoch geblieben und weiss erneut zu begeistern. Eine Fülle magischer Kreaturen und Erscheinungsformen in kreativer Ausformung. So begenen Kendra und Seth neben Feen, den streitlustigen Satyrn und dem Golem Hugo, allerhand magische Kreaturen, die ihnen jedoch nur in seltenen Fällen Gutes wollen.

Ergänzt wird „Fabelheim 2″ durch Zeichnungen, welche Personen und Situationen aus dem Geschehen der Geschichte darstellen. Diese sind zwar mühevoll gestaltet, schaffen es in einigen Fällen aber, das, vom Autoren sorgsam aufgebaute Gedankenbild des Leser, komplett zu ruinieren. Die Darstellung einer Kendra, die einer reglosen Puppe ähnlich gezeichnet wurde, ohne auch nur ein Persönlichkeitsmerkmal in einem Gesicht, ist schlichtweg erschreckend und entfaltet mehr destruktive als bereichernde Wirkung.

Brandon Mulls „Fabelheim 2 – Die Gesellschaft des Abendsterns“ – Ein würdiger Nachfolger des Auftaktromanes, der All Age Fantasy in ihrer besten Form präsentiert. Ein Buch voller Magie, Spannung, Witz und actionreichen Momenten, mit Figuren, die sich nah am Leser bewegen und einem interessanten Einblick in weitere Geheimnisse um Fabelheim, seine Widersacher und dunklen Seiten. Fantasy Lesegenuss pur!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2010
Der Nebelkönig
Gerdom, Susanne

Der Nebelkönig


ausgezeichnet

Ein alt gediegenes Herrenhaus mit unzähligen Räumen, Fluren und dunklen Winkeln ist Sallies Welt. Als Küchenmädchen mit wenigen Freunden ackert sie von früh bis spät, um die Hausherren und ihre Gäste mit opulenten Speisen zu bewirten. Ihre wenige freie Zeit verbringt Sallie in der umfangreichen Bibliothek, an der Seite von Uhl, dem alten Bibliothekar, den ausser ihr kaum ein Hausbewohner kennt.
Uhl ist es auch, der ihr eines Tages widerwillig ein Buch in die Hand gibt, welches nur für sie geschrieben wurde.
Das Buch der Katzenkönigin, ihrer Geschichte und Sallies Rolle in einem Geschehen, welches das Leben des Mädchens auf den Kopf stellen wird...

Mit „Der Nebelkönig“ präsentiert Susanne Gerdom märchenhafte Jugend Fantasy, die durch einen äusserst interessanten Hintergrund zu überzeugen weiss. Die Welt von Sallie und somit des Romans begrenzt sich auf das alte Anwesen, in dem sie ihre Küchenmädchenanstellung hat. Diese wirkt jedoch keinesfalls beengend, sondern entpuppt sich als spannende Schatzkiste mit düsteren Inhalten und einem uralten Geheimnis. So hält das Herrenhaus einen abwechslungsreichen Fundus an Räumen und mysteriösen Orten bereit, deren Erkundung zu schaurigen, wie schönen Eindrücken führt. Hier hat die Autorin eine Welt auf engem Raum erbaut, die sich vor ihren üblichen weitläufigen Kollegen in klassischen Fantasy Romanen nicht zu verstecken braucht, sondern durch die permanente Nähe des Ungreifbaren, Gefährlichen und Geheimnisvollen einen ganz eigenen Reiz entwickelt und ihre gemauerten Wände zu einem schattigen Gefängnis werden lässt, das absolut spannenden Lesegenuss garantiert.

Neben dieser sehr schön gezeichneten Umgebung, bestechen vor allem die Figuren des Romans. Mit Sallie hat Susanne Gerdom eine höchst liebenswerte Hauptfigur erschaffen, die selbst bei ihren alltäglichen Handlungen zu unterhalten weiss und für eine äusserst angenehme Frische in der Geschichte sorgt. Ihr an die Seite stellt die Autorin eine überschaubare Anzahl von Charakteren, die zwischen amüsant kauzig, sympathisch eigenständig und geheimnisvoll bedrohlich pendeln. Hier hat die Autorin voll aus dem Leben geschöpft und dieses ebenso facetten- wie einfallsreich wiedergegeben.
Abziehbilder- oder Klischeefiguren sucht man in „Der Nebelkönig“ vergebens.

Mit leichter Sprache geschrieben, entwickelt die Geschichte schnell eine ansteigende Spannung, die dafür keine Effekthascherei benötigt, sondern einen Strudel enthüllter Geheimnisse entfacht, in deren Zentrum die überforderte Sallie steht. So schafft es Susanne Gerdom actionreiche Momente, die durchaus blutig verlaufen, und scheinbare Belanglosigkeiten, wie den Wechsel vom Küchen- in den Hausapothekendienst, zu spannenden Ereignissen gruseliger Faszination werden zu lassen. Bereichert durch einen märchenhaften Flair, der Erinnerungen an alte Hexenhäuser und ihre finsteren Bewohnerin weckt, entpuppt sich „Der Nebelkönig“ als ein Fantasy Jugendbuch der ersten Klasse, mit einer un(frei)willigen Heldin, die jedem Leser ab den ersten Seiten ans Herzen wachsen wird.

Susanne Gerdoms „Der Nebelkönig“ – Jugend Fantasy, die Jung und Alt überzeugen wird, in einer äusserst interessanten kleinen, aber nur schwer einzugrenzenden Welt, mit liebevoll gezeichneten Figuren, einem mythischen Hintergrund und einer spannenden, fesselnden Geschichte.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.