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Top-Rezensenten Übersicht

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Nordseemädchen
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Stade

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2021
Waldwärts
Schüle, Geraldine

Waldwärts


schlecht

Geraldine ist weit gereist und entscheidet sich nun für die deutsche Provinz im Schwarzwald. Dort renoviert sie mit ihrem Freund einen alten Zirkuswagen und lebt am Waldrand in einem Dorf. Wie fühlt sich das neue Leben an?
Eigentlich interessieren mich Bücher von Menschen, die einen neuen und abenteuerlichen Schritt wagen. Ein Leben in einem Zirkuswagen im Wald- ohne Strom und fließend Wasser und auf einem kleinen Raum zu zweit- eine spannende Idee!
Leider hat mich das Buch enttäuscht. Schon der Beginn mit den gewollt philosophischen Gedankengängen und dazu der nervende Poltergeist haben mich irritiert. Das Leben im Zirkuswagen war gar nicht so „waldwärts“ wie der Titel und der Buchumschlag vermuten lassen. Die Autorin wohnt ja direkt im Dorf mit Toilette, Duschmöglichkeiten und Mahlzeiten im Haus gegenüber. Der Zirkuswagen steht nur am Waldrand. Dann meckert Geraldine auch ständig und ihr Poltergeist meldet sich auch regelmäßig. Sie scheint nicht glücklich in der neuen Heimat. Verantwortungslos agiert sie obendrein: tagelang die Hühner vergessen? Tierquälerei! Dann haben die Hühner Milben (eigenes Verschulden, Geraldine!) und die Autorin läuft von Ekel geschüttelt schnell unter die Dusche ins Haus gegenüber (im Wald wäre das ein kalter Bach gewesen). Wie ist sie eigentlich gereist, wenn sie schon hier so einen Ekel empfindet? Sie scheint auch nur an sich zu denken. Ihr Freund Patrick wird auch nur oberflächlich beschrieben- man lernt ihn irgendwie nicht kennen. Ich fand das Buch so schlecht, dass ich irgendwo in der Mitte aufgegeben habe- es hat mich nur noch gelangweilt und genervt. Warum muss man ein Buch über so viel Belanglosigkeiten schreiben? Ich kenne viele Menschen, die weitaus Interessanteres erlebt haben. Geraldine wirkt auf mich wie ein kleines zimperliches Mädchen, das gerne eine Abenteurerin und Philosophin sein würde- leider ist das alles nur „Möchtegern“.
Warum ich hier nur einen Stern gebe? Normalerweise gebe ich 2 Sterne für Bücher, die mir überhaupt nicht gefallen (schließlich ist ja alles Geschmacksache). Allerdings habe ich mich hier zusätzlich geärgert- über den nervigen Poltergeist, die Tierquälerei, die ständige Meckerei und die Oberflächlichkeit, Langeweile und Banalität. Bei der Mitte des Buchs angekommen, war ich nur noch genervt.

Bewertung vom 11.07.2021
Herzklopfen unterm Sternenhimmel
Engel, Cornelia

Herzklopfen unterm Sternenhimmel


ausgezeichnet

Dies ist bereits der zweite Band aus der „Verliebt auf Borkum“ Reihe der Autorin Cornelia Engel. Allerdings sind beide Bände ineinander abgeschlossen und man braucht den ersten Band nicht gelesen zu haben. In Herzklopfen unterm Sternenhimmel trifft man aber liebgewonnene Zwei-und Vierbeiner wieder. Diesmal steht der Tierarzt Hark Harksen im Mittelpunkt. Hark hat seine Frau Julia verloren und kommt nur langsam über den tragischen Tod hinweg. Seine Jugendliebe Ella hat eine kleine Kneipe auf der Insel. Als diese Kneipe jedoch in Gefahr gerät, kommen sich Hark und Ella wieder näher. Können sie einen Neuanfang schaffen?
Der Autorin ist wieder ein warmes, herzliches Wohlfühlbuch gelungen. Beide Hauptcharaktere, Ella und Hark, sind sehr sympathisch. Man trifft auch auf Wanda aus dem ersten Band und natürlich auf die etwas exzentrische Frauke und viele bekannte und unbekannte Tiere. Man liest sich schnell in die Geschichte ein und der Schreibstil ist sehr angenehm. Es wird auch die Gefühlswelt beider Protagonisten geschildert und so kann man einige Ängste und Entscheidungen besser nachvollziehen. Ein großer Pluspunkt dieses Romans ist die Atmosphäre im Buch- die Insel Borkum, das Knistern zwischen Hark und Ella und natürlich die Tiere. Ein Wohlfühlbuch um die Seele baumeln zu lassen, um gute Laune zu bekommen oder um einen Schmöker für den Urlaub zu lesen (am besten im Strandkorb auf dem größten Sandhaufen…). Ich freue mich schon auf den 3. Teil der Serie.

Bewertung vom 05.07.2021
Sommerlese
Matisek, Marie

Sommerlese


ausgezeichnet

Hanna ist Autorin, die unter dem Pseudonym „Aly“ schreibt. Ihr erstes Buch wurde ein Bestseller und sie hat viele Follower auf Facebook und Instagram. Alle kennen Aly, aber keiner kennt die wirkliche Autorin Hanna, die ganz andere Erfahrungen gemacht hat. Zunehmend leidet sie unter dieser falschen Social Media Identität. Der Verlag und ihre Leser fordern nun schnell eine Fortsetzung von „Aly“, aber Hanna leidet unter einer Schreibblockade. Ihr Agent schickt sie nach Capri in der Hoffnung, dass sie dort neu inspiriert wird. Schon auf dem Weg nach Capri passiert etwas, dass ihr Leben verändern wird. Auch auf Capri erlebt sie viel, gewinnt neue Freunde und findet eine neue Liebe. Wird sie die Schreibblockade auf Capri überwinden--- oder wird sie einen ganz neuen Weg gehen?
Dies ist ein Buch aus der Capri Serie der Autorin und der Leser trifft alte Bekannte wieder. Allerdings ist das Buch in sich abgeschlossen und man kommt auch ohne „Vorkenntnisse“ wunderbar in die Geschichte rein. Der Roman lässt sich flüssig lesen und der Schreibstil ist sehr bildlich. Die Autorin legt großen Wert auf die Darstellung der Charaktere und auf die Atmosphäre der Insel. Hanna und die Menschen auf Capri sind sehr sympathisch und handeln nur allzu menschlich. Natürlich ist mir auch der Welpe Mimi sofort ans Herz gewachsen. Manche Leser meinen vielleicht, dass es zu wenig Spannung gibt, aber ich finde, dass die Beschreibung der Personen und die wunderbare sommerliche Atmosphäre für so intensive Lesestunden gesorgt haben, dass mir nicht langweilig wurde. Im Gegenteil! Die italienische Lebensweise wird mit viel Liebe und einem Augenzwinkern beschrieben und man wird zu einer Reise im Kopf eingeladen. Ein leichter, warmherziger Roman, bei dem Urlaubsgefühle aufkommen.

Bewertung vom 23.06.2021
Ein Meer aus Licht und Farben
Lindström, Sylvia B.

Ein Meer aus Licht und Farben


ausgezeichnet

Schon als Kind hat Sylvia B. Lindström von Schweden geträumt und alle Geschichten von Astrid Lindgren verschlungen. Die Liebe zu Schweden hat sie nicht mehr losgelassen und so wagt sie, nach dem Ende einer Beziehung, den großen Schritt: Auswandern nach Schweden.
Die Autorin hat gewagt wovon viele von uns träumen: einfach auswandern, in das Sehnsuchtsland ziehen und neu anfangen. Einfach so, mit einem Kleinkind, ohne Job, ohne Haus. Nur den Träumen folgen…
Das hört sich erst einmal unheimlich naiv an und man meint, dass ein Scheitern vorprogrammiert sei. Sylvia berichtet in ihrem Buch sehr realistisch von den ersten Tagen in einem gemieteten und baufälligen Haus, den ersten Bekannten, dem Erlernen der Sprache, ihren Pferden, kreativen Jobs aller Art bis zu ihrer Hochzeit und neuen Ausbildung als Equitherapeutin. Der Weg ist nicht einfach und Sylvia berichtet ehrlich auch von Heimweh, dem dunklen Winter, Bürokratie und Enttäuschungen- auch in einem Traumland gibt es schließlich den Alltag. Gerade diese Ehrlichkeit und Offenheit schätze ich an dem Buch. Dabei ist Sylvia immer positiv und sehr kreativ und die Liebe zu Schweden ist, trotz einiger Hürden, geblieben und so ist Schweden wirklich zur Heimat geworden.
Die Sprache ist flüssig und man hat das Gefühl, dass die Autorin einem gegenüber sitzt.
Fazit: ein ehrlicher, aber immer positiver Bericht. Für Schwedenfans und solche, die es werden wollen. Oder für alle, die auch nach Schweden auswandern möchten…

Bewertung vom 14.06.2021
Sommerreise ins Glück
O'Flanagan, Sheila

Sommerreise ins Glück


ausgezeichnet

Deira und Grace lernen sich auf der Fähre von Irland nach Frankreich kennen. Beide Frauen kämpfen mit einem Verlust und begeben sich nun auf eine Reise. Deira hat sich gerade getrennt und Deira hat Ihren Mann verloren, der Ihr aber ein Rätsel mitgibt. Deira und Grace lernen sich kennen und beschließen gemeinsam weiter zu reisen und dabei das Rätsel zu lösen. Auf der Fahrt durch Frankreich Richtung Spanien erleben sie einige Abenteuer, um schließlich anzukommen- nicht nur in Spanien, sondern jede auch in ihrem Leben.
Der Roman mit 452 Seiten lässt sich flüssig lesen. Eigentlich ist die Idee mit dem Rätsel sehr schön und der Roman spielt, wie das sehr schöne Cover verrät, im Süden und verheißt Sommer und Urlaub. Allerdings hat mich das Buch trotzdem nicht richtig gepackt. Deira und Grace sind mir sehr fremd geblieben und ich konnte mich mit keiner der beiden Frauen identifizieren. Leider hat es mir auch an Spannung gefehlt. Die Überfahrt wurde realistisch beschrieben, aber weiter ist nichts passiert. Wenn man so eine Fahrt mit der Fähre mehrmals gemacht hat, ist diese Beschreibung allein nicht gerade spannend. Als dann der erste Code des Rätsels gelöst wurde, dachte ich, dass es jetzt richtig losgehen würde. Leider nicht- zwar ganz nett, aber nicht spannend, um mich wirklich zu fesseln. Ich habe immer längere Lesepausen gemacht. Schön waren aber die Bezüge zu Hemingway (ich bin ein Fan dieser wunderschönen Sprache) und Jules Verne.
Fazit: ein ganz netter Wohlfühl- Schmöker. Ich hatte mir vom Cover und vom Inhalt mehr versprochen.

Bewertung vom 06.06.2021
Stürme des Lebens / Die Insel der Wünsche Bd.1
Jessen, Anna

Stürme des Lebens / Die Insel der Wünsche Bd.1


ausgezeichnet

Tine wächst in einem Hamburger Armutsviertel Ende des 19.Jahrhunderts auf. Der Vater ist Tagelöhner, aber seit einem Arbeitsunfall kann er die Familie nicht mehr ernähren und wendet sich dem Alkohol zu. Die älteren Geschwister versuchen, Geld für die Familie zu verdienen. Tine sammelt Blumen, die sie in Sträußchen im Hafenviertel verkauft. Dort trifft sie auf einen Hotelier aus Helgoland, der ihr ein Angebot macht. Als die tägliche Situation immer schwieriger wird, beschließt Tine nach Helgoland zu fahren. Völlig mittellos kommt sie dort an. Tine arbeitet fleißig und ein neues Leben tut sich auf. Tine ist glücklich auf Helgoland bis ein neuer Schicksalsschlag alles verändert.
Mir haben die Schilderungen der Familiensituation sehr gefallen. So wurde deutlich, wie schwer es war, in Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts in einem Armutsviertel zu überleben, Hunger zu erfahren und um jeden Pfennig kämpfen zu müssen. Umso mehr freut man sich, als Tine den Mut fasst als alleinstehende und naive junge Frau aus der Armut auszubrechen und sich nach Helgoland aufmacht. Sie hat einen unheimlichen Willen und das nötige Geschick. Ich konnte mich mit Tine identifizieren und habe mit ihr mitgefiebert. Manchmal war Tines Gutmütigkeit in meinen Augen etwas unverständlich, aber ich kenne Menschen, die so handeln würden. Alle Charaktere- besonders aber die Schwester Frizi- sind liebevoll und glaubwürdig beschrieben. Die Autorin schreibt flüssig und spannend.
Ich kann das Buch sehr empfehlen. Hier stimmt alles: faszinierende Menschen, Schicksale, tolle Kulisse und Spannung. Ein toller Schmöker. Teil 2 und 3 werden in Kürze erscheinen. Ich warte schon gespannt auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 25.05.2021
Raumportal: Gefangen in den Tiefen des Alls (eBook, ePUB)
Gentzsch, Erik

Raumportal: Gefangen in den Tiefen des Alls (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Wissenschaftler Nik und Manni haben zusammen mit dem Ingenieur Markus 20 Jahre an einem Raumschiff und an einer Technologie gearbeitet, die es erlaubt durch ein Raumportal schnell durchs Weltall zu reisen. Der Testflug mit weiteren Freunden an Bord ist erfolgreich und danach beschließt das Team auf Forschungsreise zu gehen und nach intelligenten Lebensformen im Weltall zu suchen. Schon nach kurzer Reise kommt es zu einer weitreichenden Begegnung.
Das Buch beginnt ganz anders als die meisten SF Romane: mit dem Abenteuer der außerirdischen Kro Krx und dem Protagonisten Kchrak. Mir hat dieser Ansatz sehr gefallen, da ansonsten immer zuerst von den Menschen berichtet wird, die dann irgendwann auf die Aliens stoßen. Von der ersten Seite an ist man mitten im Geschehen und leidet mit den Kro Krx mit. Der erste Abschnitt ist stellenweise recht brutal, aber zeigt so sehr bildlich die ganzen Grausamkeiten und die Tragik der Kro Krx auf. Erst danach lernt man das Team um Nik kennen. Wir Leser wissen ja durch den ersten Teil bereits, dass es intelligentes Leben im All gibt. Trotzdem nimmt das nichts an Spannung weg. Menschen und Aliens treffen aufeinander- allerdings ganz anders als man vermutet hat. Alle Charaktere und Abenteuer werden ausführlich und sehr bildlich beschrieben ohne dass die Szenen langatmig sind. Im Gegenteil! So kann man sich vollkommen in diese Fantasiewelt hineinversetzen und noch mehr Facetten der Charaktere kennenlernen. Sie Sprache ist flüssig und Technik wird nur kurz abgehandelt.
Der Autor versteht es die Spannung durch das gesamte Buch zu halten (immerhin 566 eng bedruckte Seiten!) und es kommt immer wieder zu überraschenden Situationen, neuen Abenteuern und interessanten Begegnungen.
Der einzige (klitzekleine) Schwachpunkt: als die Freunde den Testflug machen, sind sie für meinen Geschmack zu unbesorgt. Da wird Kaffee gekocht, es gibt gekochte Menüs, alle sind in bester Stimmung und man betritt mal eben den Mars. Das erschien mir doch etwas zu weit hergeholt, zumal sich der ganze Freundeskreis zum ersten Mal auf einem Raumflug befinden. Im Laufe des Buchs aber handelt das Team dann wesentlich realistischer. „Raumportal“ ist ja ein Roman und so kann man darüber hinwegsehen. Spannend war dieser Abschnitt aber trotzdem.
Fazit: Wer Lust auf einen richtig spannenden SF Schmöker hat, wird begeistert sein! Ich kann das Buch sehr empfehlen und soweit ich weiß, arbeitet der Autor schon an einer Fortsetzung. Die werde ich auf keinen Fall verpassen!

Bewertung vom 08.05.2021
Meine große Freiheit
Brunk, Maike

Meine große Freiheit


ausgezeichnet

Maike Brunk erzählt in „Meine große Freiheit“ ihre eigene Geschichte. Sie arbeitet im IT-Umfeld und fühlt sich ausgebrannt. Es ist Zeit für eine Veränderung- nur was? Durch Zufall findet sie ihre Berufung als Reiseführerin im Hamburger Hafen.
Die Autorin erzählt flüssig und mit viel Enthusiasmus von ihrer Berufsfindung und dem Abenteuer und Sehnsuchtsort Hamburger Hafen. Sie berichtet von verschiedenen Begegnungen, den Menschen, die im Hafen arbeiten, von Touristen, Fischbudenbesitzer und Schlepper-Crews. Die Anekdoten sind wunderbar beschrieben- egal ob es um Schiffe, Reporter, G20 Teilnehmer oder persönliche Ereignisse (mit Höhen und Tiefen) geht. Man hat das Gefühl, dass Maike vor einem sitzt und mit viel Enthusiasmus erzählt. Man kann die Liebe zum Hamburger Hafen in jeder Zeile spüren. Zudem lernt man viel über den Hafen, die umliegenden Bezirke und den Schiffsverkehr. Sie nimmt den Leser mit auf ihre authentischen und ungewöhnlichen Touren, die so nichts von den gewöhnlichen Hafenrundfahrten mit den abgedroschenen Witzen haben. Bei meinem nächsten Besuch in Hamburg, möchte ich gern eine richtige Tour mit ihr machen!
Manchmal muss man den Mut haben, um aus dem Hamsterrad auszusteigen. Maike hat es gewagt- und alles gewonnen.
Fazit: ein wunderbares, positives Buch, dass einem das Leben im und um den Hafen näher bringt. Für alle Hamburg-Fans und die, die es werden wollen.

Bewertung vom 06.05.2021
Blacktop Wasteland
Cosby, S. A.

Blacktop Wasteland


sehr gut

Beauregard, auch Beau oder Bug genannt, ist ein schwarzer Amerikaner, der in einem kriminellen Milieu aufgewachsen ist. Er hat zwar selbst bereits eine kriminelle Vergangenheit, aber hat es geschafft auszusteigen, eine Familie zu gründen und eine Autowerkstatt aufzubauen. Als die Geldsorgen ihn erdrücken, nimmt er wieder Kontakt zur kriminellen Szene auf und nimmt wieder einen „Job“ an- mit weitreichenden Folgen.
Das Milieu, in dem sich der Protagonist bewegt, ist brutal- ein Menschenleben zählt hier wenig. Das wird allein schon durch die schriftstellerisch gute, aber brutale Sprache sehr deutlich. Zuerst habe ich mich durch die Gewaltausdrücke und abwertende Konversationen abgestoßen gefühlt. Sicher ist dies auch so vom Autor gewollt. Es wird sehr deutlich wie es Schwarzen, noch dazu in abgelegenen Gegenden der USA, ergehen kann und wie schwer es für sie oft ist, aus dem Sumpf zu kommen. Beauregard´s Vater war auch schon kriminell. Die Charaktere wirken alle sehr authentisch.
Der Protagonist Beau ist ein sehr komplexer, vielschichtiger Charakter. Mir war er weder sympathisch noch unsympathisch. Auf der einen Seite liebt er seine Familie und möchte ihnen ein sicheres Zuhause bieten. Er würde seine Familie aufs Blut verteidigen. Auf der anderen Seite könnte er den geerbten Wagen seines Vaters verkaufen und so den finanziellen Druck erst einmal abmildern. Hier weigert er sich wie ein kleines Kind und stellt das über das Wohlergehen der Familie. Er nimmt keinen Rat von seiner Frau Kia an und wendet sich wieder der Kriminalität zu. Er ist kein Vorbild für seine Söhne, die er eigentlich schützen möchte. Der Protagonist hat zwar auch einen weichen Kern, aber scheut sich nicht, Gegenspieler umzubringen und zu erpressen. Er möchte gut sein, schafft es aber nicht. Beim Lesen dachte ich oft wie falsch diese „Ehre“ doch ist. Dieses Buch zeigt schonungslos auf, wie Generationen in Kriminalität hängenbleiben und es wird nichts verherrlicht. Trotzdem leidet man mit Beau mit.
S.A. Cosby ist ein schwarzer Autor, der sehr authentisch erzählt und man lernt eine erschreckende Welt kennen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in einigen Teilen der USA so zugeht, da das Sozialsystem dort sehr dürftig ist. Als Schwarzer ist alles noch schwerer. Mein Cousin lebt in den USA und ich weiß wie schnell man absinken kann und unter einer Brücke schläft- oder eben kriminell wird.
Fazit: beeindruckend. Ein sehr authentisches Buch mit starken Charakteren.

Bewertung vom 23.04.2021
Jenseits des Abgrunds
Miralles, Francesc;Doñate, Ángeles

Jenseits des Abgrunds


ausgezeichnet

Toni reist mit der Urne seines Bruders, um die Asche in einer schönen Landschaft zu verstreuen. Auf seiner Reise begegnet er an einem Felsabgrund Kosei-san, einen alten Japaner, der in einer Hütte in der Nähe des Felsens wohnt. Kosei-san rettet Menschen, die ihr Leben an diesem Abgrund beenden möchten und lädt sie zuerst zu einer Tasse Tee ein. Toni und Kosei-san trinken Tee und Kosei-san erzählt von den Menschen am Abgrund und vom Sinn des Lebens. Toni hat das Gefühl, dass es ein Geheimnis um Kosei-san gibt. Wer ist Kosei-san? Warum lebt er hier allein und kümmert sich um die lebensmüden Menschen?

Ich bin durch das wunderschöne Cover auf das Buch aufmerksam geworden. Der Schreibstil ist angenehm und ich war sofort in der Geschichte drin.

Das Buch beginnt mit Toni, der mit der Urne seines Bruders reist. Toni ist ein komplizierter Charakter, den man irgendwie nicht so richtig kennenlernt. So steht die Geschichte von Toni und der Urne nicht im Mittelpunkt, sondern ist eher Rahmenhandlung. Kern des Romans ist der Sinn des Lebens. Es ist natürlich nicht das erste Buch, das sich mit dem Thema „Sinn des Lebens“ beschäftigt. Ich finde das Thema schon fast abgedroschen. Trotzdem hat das Buch mir gefallen. Einzelne Lebensgeschichten und Schicksale werden von Kosei-san beim Tee erzählt. Zum Glück sind diese aber gut in der Rahmengeschichte eingebunden und nicht zu sentimental erzählt. Meiner Meinung nach hätte man aber die Liebesgeschichte von Toni mit Esmeralda weglassen können oder Esmeralda als eine eigene Erfahrungsgeschichte mit der Rahmenhandlung verknüpfen können. So eine Liebesgeschichte passt nicht wirklich zu dem Buch.

Der Roman basiert auf einer wahren Geschichte, die ich gern etwas kennengelernt hätte (z.B. als Nachwort).

Fazit: Mir hat das Buch gut gefallen. Ein schönes Buch, das einiges an Weisheit vermittelt ohne allzu sentimental zu sein.