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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
danieleb
Wohnort: 
münchen

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Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2018
Tote haben kalte Füße / Bullenbrüder Bd.2
Rath, Hans;Rai, Edgar

Tote haben kalte Füße / Bullenbrüder Bd.2


ausgezeichnet

Die Brüder Holger und Charlie Brinks recherchieren zunächst unabhängig voneinander an scheinbar vollkommen verschiedenen Fällen. Doch alsbald stellt sich heraus, das Holger Brinks, Kommissar der Berliner Polizei und sein Bruder Charlie ein Privatdetektiv, an einer Sache dran sind.
Zunächst privat von seiner Vorgesetzten beauftragt, soll Holger Viktoria Sommer, eine der drei Schwestern der Smoothie Sisters ausfindig machen. Diese Geschwister betreiben ein Manufaktur für Säfte, die in der Gesellschaft der Schönen und Reichen gerne konsumiert werden, da sie mehr als nur Gesundheit versprechen. Nun ist die dritte Schwester, Chemikerin und verantwortlich für die Produktion der Smoothies, spurlos verschwunden.
Der Rechtsanwalt Robert Bergvogel berät die drei Schwestern beim Verkauf ihrer Firma, die für einen zweistelligen Millionenbetrag veräußert werden soll.
Genau diesen Robert soll Charlie für seine alte Flamme Carmen, Bergvogels Ehefrau, beschatten, da im Hause Bergvogel eine vermutlich schmutzige Scheidung ins Haus steht. Dafür möchte Carmen gewappnet sein, denn sie vermutet, dass ihr noch Ehemann sie betrügt. Dabei kommen sich Carmen und Charlie wieder sehr nahe, was die Angelegenheit für Charlie zunächst sehr angenehm gestaltet, im Verlauf der Geschichte jedoch für Unannehmlichkeiten sorgt.
Holger der meist im Clinch mit seiner Chefin und Quotenfrau im Amt steht nimmt diesen Fall erst einmal nicht so ernst wie er noch für ihn und seinen Bruder werden wird.
Zunächst beschäftigt und besorgt ihn vielmehr seine Mutter, Hippiefrau auf Ibiza, die eines Tages mit ihrem sehr, sehr viel jüngerem Verlobten vor seiner Tür steht, um vorläufig eine Bleibe zu finden und schließlich ihre Hochzeit mit Roberto im Garten ihres Sohnes zu feiern. Selbstverständlich sollen Holger und Charlie eben diese Feierlichkeiten organisieren und finanzieren. Ein Krimi der in der Mitte der Story ein wenig an Fahrt verliert, jedoch nicht mit spitzer Feder in Sachen Familienleben und Selbstironie der beiden Brüder spart. Das rettet die ganze Sache, denn wirklich spannend wird es eigentlich erst wieder zum Ende hin, als Charlie wahrlich in letzter Minute von seinem Bruder gerettet wird, und der Fall , nein eigentlich die Fälle, mit ein paar Toten, auch schließlich ihre Auflösung finden. Die Sache mit der Hochzeit der Mutter der beiden kommt zum Finale mit allem kostspieligem Brimborium zu einem glimpflichen Ende für alle Beteiligten.
Ein Krimi der leichteren humorvollen Art, genau richtig als Lektüre für sommerliche Ferientage.

Bewertung vom 31.05.2018
Spreewaldrache / Klaudia Wagner Bd.3
Dieckerhoff, Christiane

Spreewaldrache / Klaudia Wagner Bd.3


ausgezeichnet

Seine Wünsche sollte man sich genau überlegen… Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner wünscht sich bei einer teambildenden Maßnahme lieber eine neue Leiche herbei, da das Wursten im Rahmen einer Teambildungsmaßnahme nicht so ihre Sache ist. Ihre Kollegin Petra witzelt noch ob ihr denn eine halbe tote Sau nicht genug sei?!
Schneller als Klaudia denkt gibt es bald einen neuen Fall, der Neffe des Metzgers, nämlichen Veranstalters des Teambuildings, wird auf einer Techno-Party so brutal zusammengeschlagen dass er den Angriff nur knapp überlebt. Kurz darauf wird ein Obdachloser tot in einer Datsche gefunden, er wurde erschlagen.
Obwohl beide Opfer sich nicht kennen, scheinen die Fälle zusammen zu hängen. Ist eine alte Fehde zwischen zwei Fährleutsfamilien von Lübbenau, die schon 20 Jahre zuvor in grausamer Weise einen Toten forderte, erneut entflammt? Alte Geschichten, die bis in die Nazizeit zurück reichen, werden wieder aufgewühlt doch die Betroffenen und Beteiligten schweigen beharrlich.
Oder steckt vielleicht doch etwas ganz Anderes hinter weiteren Anschlägen?
Klaudia Wagner und ihr Team dürfen diesmal wieder alle Register ihrer Fähigkeiten ziehen um diesen verzwickten Fall zu lösen.
Autorin Christiane Dieckerhoff hat mit ihrem dritten Spreewaldkrimi wieder einen weiteren spannenden Fall für den Leser geschrieben. Der muss sich allerdings sehr konzentrieren um all die Vernetzungen der Protagonisten nicht aus den Augen zu verlieren, um am Fall dran zu bleiben. Ein wenig mehr Spreewaldflair wie in den zwei vorangegangenen Krimis der Autorin wäre mir persönlich entgegen gekommen, ansonsten volle Punktzahl.

Bewertung vom 05.04.2018
Eine Liebe in Apulien
Grementieri, Sabrina

Eine Liebe in Apulien


ausgezeichnet

Eine Liebe in Apulien
Viola, eine junge Fau die vor Kurzem ihren Job verloren hat, lebt seither wieder bei ihren Eltern in einer norditalienischen Stadt. Da ihre Großmutter stirbt und ihr den Hof hinterlässt, auf dem neben dem Hausmeisterpaar auch deren Enkel lebt, entschließt sich Viola, eine Versuch zu starten, ein Hotel in ihrem Hof einzurichten. Schließlich ist Innenarchitektur ihr Beruf, und sie hat erkannt, dass sich aus dem Anwesen der Großmutter etwas machen lässt. Außerdem hilft ihr diese neue Aufgabe sich vom eigenen Elend als joblose Single abzulenken. Die Großmutter hat das Erbe nämlich mit einer Aufgabe verbunden.
Diese Entscheidung stößt nicht nur bei Violas Vater sondern auch bei einigen Bewohnern des Dorfes auf entschiedenen Widerstand, denn Rinalldi, einer der Honoratioren des Dorfes, hatte schon versucht Adele, Violas Großmutter, zum Verkauf zu bewegen, da er seinen Hotelkomplex in der Nachbarschaft um einen Golfplatz erweitern will, welcher auf Violas Landgut entstehen soll. Vom Erfolg seines Planes hängt auch die Finanzierung weiterer Projekte, und somit seine und die Zukunft seiner Firma ab. Viola begegnet Aris einem Arbeiter, der eigentlich Seemann ist, welcher ihr hilft Schäden am Hof wieder instand zu setzen. Anfangs verhält Aris sich ihr gegenüber sehr abweisend, weil Viola ihm sehr viel mehr gefällt als er sich selbst eingestehen will. Dennoch, die beiden verlieben sich ineinander, zum Leidwesen von Sara, Aris Verlobter, die mit radikalen Mitteln versucht Viola aus dem Weg zu schaffen. Was sich anfänglich wie ein heiterer Roman um Herzschmerz liest, entwickelt sich immer mehr zum Krimi wo eine junge Frau versucht die Chance ihr Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken ergreift, und damit die Pläne einiger anderer Leute gehörig stört. Gute Lektüre wenn das Fernsehprogramm mal wieder entsetzlich langweilt!

Bewertung vom 27.03.2018
Die Herzen der Männer
Butler, Nickolas

Die Herzen der Männer


ausgezeichnet

Eine wunderbare Geschichte eines „Coming of Age“ hat Nickolas Butler geschrieben. Die Lebensgeschichte des Nelson, der seinen Vater nicht zufrieden stellen kann, weil er nicht hart wie andere Jungen ist. Nelson der eigentlich keine Freunde hat, Nelson der seiner Mutter zu nahe steht, Nelson der Kumpelei nicht ab kann, und Nelson der gemobbt wird, von den Kameraden im Pfadfindercamp. Sein Vater, der dies zwar bemerkt, seinen Sohn jedoch im Stich lässt weil er Angst davor hat dann die Konsequenzen aushalten zu müssen. Doch Nelson hat in Wilbur, dem Leiter des Pfadfinderlagers, einen Verbündeten, der ihn seelisch und konkret unterstützt, und dessen Erbe er schließlich antreten wird. Wilbur sieht die besondere Stärke in Nelsons Charakter, die sein eigener Vater nicht erkennen will. Und es gibt Jonathan in Nelsons Leben, der vordergründig erfolgreich all die Werte der patriarchalen Welt des Amerika der fünziger Jahre darstellt. Doch hinter den Kulissen zeigen sich auch die Brüche in Jonathans Leben, die ihn zu Nelsons Freund werden lassen.
Drei Generationen von Männerleben, Väter, Söhne und Enkel beschreibt der Autor in einfühlsamer Weise. Deren Träume, Wünsche und deren Realität an der deren Träume zerbrechen, und welchen Preis sie für die Erfüllung ihrer Wünsche bezahlen müssen.

Für mich steht Nickolas Butler in der Tradition der großen Erzähler menschlicher Schicksale wie J. D. Salinger oder Arthur Miller, die ein genaues Portrait ihrer Gesellschaft zeichnen, deren Protagonisten sowohl am Rande als auch in der Mitte ihrer Lebenswelten stehen. Spannend wird es wenn diese Kreise sich berühren und Tangenten bilden die oftmals die Grausamkeit dieser hierarchischen Sozialkonstrukte aufzeigen. Manchmal siegt jedoch auch das Menschliche, dass nach Kooperation und Miteinander in vielen Ebenen menschlichen Daseins strebt.
Ein Meisterstück zeitgenössischer Erzählung, die den Leser bis zum Ende in ihrem Bann hält.

Bewertung vom 25.02.2018
Die Vergessenen
Sandberg, Ellen

Die Vergessenen


ausgezeichnet

Der neueste Roman von Ellen Sandberg, fesselt von Beginn an.

Vera Mändler, eine Journalistin, die durch die Erkrankung ihrer Tante Kathrin auf die Spuren eben dieser Tante in der Zeit des Naziregimes aufmerksam wird. Manolis Lefteris, erfolgreicher Autohändler und Mann für gewisse Aufträge, dessen Vater traumatisiert durch das Massaker dass die Nazis während des Krieges in seinem Dorf begangen haben, und der vermutlich Jahrzehnte später Selbstmord beging. Sie beide treffen nur wenig im gesamten Roman aufeinander, obwohl ihrer beider Leben enger verbunden ist als sie beide ahnen.
Veras Cousin Chris wird ermordet da er sich offenbar mit den falschen Leuten eingelassen hat. Ein Dossier, dass Veras Tante Kathrin einst angelegt hat, doch nie wie ursprünglich geplant als Beweis für begangene Verbrechen nutzte, scheint die Aufmerksamkeit einiger Leute, die lieber unerkannt bleiben wollen, geweckt zu haben. Kathrins Verwicklung in jene Verbrechen begründet durch die unglückliche Liebe zu Dr. Karl Landmann, dem Mann der eben für vielfache Morde mit verantwortlich war, kann Vera nicht mehr erfragen denn die Tante liegt durch Schlaganfall im Koma.
Manolis soll eben jenes Dossier im Auftrag seines Mentors, eines Anwalts, beschaffen um die Wahrheit für immer zu verbergen.
Parallel dazu wird die Vergangenheit beschrieben, das Leben von Kathrin als junge Krankenschwester, verwickelt in eine der größten Menschen verachtenden Aktionen, der Euthansie der NS-Verbrecher, als auch von Manolis Vater, der als kleiner Junge als einziger das Massaker seines Dorfes überlebt, sich jedoch tief traumatisiert davon nie mehr erholen wird.
Eine Generation die noch sehr jung Erlebnisse verarbeiten muss über die nie mehr geredet wurde, weil man nach dem Krieg vergessen wollte um wieder leben zu können. Dass diese Geheimnisse die nachfolgenden Generationen bis heute belastet beschreibt Ellen Sandberg hervorragend

Die Autorin hat sich des Themas der Euthanasie in ihrem Roman angenommen. Ein weiteres schwarzes Kapitel, dass bisher weniger in den Fokus der historischen Aufarbeitung jüngster deutscher Geschichte gerückt ist.
Spannend und gleichzeitig bedrückend verknüpft Ellen Sandberg die verschiedenen Protagonisten ihrer Geschichte meisterhaft. Dass Menschen trotz belastender Schuld einigermaßen und bisweilen recht bequem weiterleben können, lässt den Leser bisweilen ratlos zurück. Gleichzeitig stellt man sich selbst die Frage wie man in den geschilderten Situationen wohl gehandelt oder eben nicht gehandelt hätte.
Die Handlung des Romans ist fiktiv, doch sind die in Rückblenden genannten Ereignisse des Jahres 1944 verbürgt, auch wenn die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar und das griechische Dorf Distomo umbenannt wurden.
Der Autorin ist mit „Die Vergessenen“ ein höchst lesenswerter Roman um die sich immer wieder uns aufdrängende Frage gelungen: „Wann endet Schuld, wo beginnt Versöhnung?“