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Bewertungen
Insgesamt 384 BewertungenBewertung vom 18.02.2024 | ||
Äußerst unterhaltsam. Und auch ein ganz klein wenig gruselig. Wer also für ein düster-verregnetes Wochenende eine anregende Lektüre sucht, der ist mit Sarah Penners "Die geheime Gesellschaft" gut beraten. Die Geschichte führt hinein ins London der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Hochphase des Glaubens an Geister und Übersinnliches im Viktorianischen Zeitalter. Das bekannte Medium Vaudeline D’Allaire und ihre Schülerin Lenna Wickes machen sich von Paris aus auf den Weg nach London, um den Tod von Lennas 'kleiner Schwester' aufzuklären, die offensichtlich selbst dem Okkulten sehr zugetan war und intensiven Kontakt zu einer Londoner Geheimgesellschaft hatte, deren Praktiken nicht so ganz koscher schienen. Gleichzeitig kommt der oberste Kopf der spiritualistischen Geheimgesellschaft zu Tode und immer mehr entsteht der Verdacht, dass das eine mit dem anderen wohl in irgendeiner Weise zusammenhängen könnte. Das Buch ist sehr nett geschrieben, überzeugt vor allem durch das Atmosphärische - und es macht viel Freude, den beiden Damen in ihren Nachforschungennzu folgen und zu beobachten, wie sie der Männerwelt nicht nur den Garaus machen sondern auch die kalte Schulter zeigen. |
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Bewertung vom 13.02.2024 | ||
Man ahnt das Ende nicht. Und eigentlich fängt auch alles recht harmlos an in Lana Lux neuem Roman "Geordnete Verhältnisse". Philipp, eher der Außenseiter in der Schule, abwesender Vater, alkoholkranke Mutter, nimmt sich der neuen Schülerin Faina, aus der Ukraine kommend, an. Faina lässt sich gerne auf Philipp ein, hat er sich doch bereiterklärt, ihr die deutsche Sprache und auch die deutsche Lebensart beizubringen. Was beide verbindet, sind zudem ihre roten Haare. Phillip kann nicht sonderlich gut mit anderen Menschen umgehen und ist von daher sehr dankbar über den Kontakt zu Faina. Die beiden freunden sich an, ohne aber ein Paar zu werden, vielmehr ein Zweckbündnis gegen die Welt; eine Beziehung mit 'Zusammenwohnen', aber weitgehend ohne Körperkontakt. Faina trennt sich von Philipp und geht nach Berlin. Philipp versucht sich in einer 'normalen Beziehung', allerdings mehr 'weil man es so macht', als dass es von Liebe getragen wird - denn seine Liebe gehört scheinbar weiterhin Faina, die nach drei Jahren Abwesenheit eines Tages vor seiner Tür steht - wohnungsuchend und schwanger. Für Philipp ist sofort klar, dass er Faina die Priorität vor seiner Freundin einräumen wird, obwohl er seit einiger Zeit mit der Freundin in einer Eigentumswohnung lebt. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf und das Toxische in der Beziehung zwischen Philipp und Faina wird immer offensichtlicher - Philipp liebt 'geordnete Verhältnisse' und Faina benötigt zwar zunächst Philipps Unterstützung, braucht aber in dieser Abhängigkeitsbeziehung ihre Freiräume und versucht immer mehr, sich seiner pathologischen Kontrolle zu entziehen. Bis es dann schlussendlich eskaliert. Lana Lux versteht es, ihre Leserschaft in extrem herausfordernde Beziehungsdynamiken eintauchen zu lassen und ein Gefühl dafür zu vermitteln, welche Tragik zuweilen in sich kreuzenden Lebenswegen ruht. Eigentlich hätte das Buch 5 Sterne verdient... wenn die Autorin nicht hin und wieder ins sehr Klischeehafte abgedriftet wäre. Auf jeden Fall eine empfehlenswerte Neuerscheinung! |
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Bewertung vom 11.02.2024 | ||
Wie alles mit allem zusammenhängt. Aus der kosmischen Perspektive heraus betrachtet ist unser Leben kaum der Rede Wert, ein Nichts im Verhältnis zur Lebensdauer einer Galaxie. Und verbindet man die Sterne am Firmament miteinander, so ergeben sich die Sternbilder, bei denen wir Orientierung für unser Leben suchen. Und wenn Lebenswege sich kreuzen, Menschen sich begegnen, oder auch nur Nachbarn sind, auch da bedingt das eine das andere, hängt das eine mit dem anderen zusammen; und auch das Vergangene wirkt sich in die Gegenwart hinein aus und bestimmt das Zukünftige. Genau das ist die bemerkenswerte Grundidee von Dani Shapiros aktuellem Roman "Leuchtfeuer". Bei einem Ausflug mit dem elterlichen Wagen sitzt der für die Fahrerlaubnis noch zu junge Theo Wilf am Steuer, weil seine ältere Schwester Sarah wegen vorangegangenen Bierkonsums nicht fahre möchte; die Freundin auf dem Beifahrersitz kommt bei der Kollision mit der alten Eiche vor dem Elternhaus ums Leben. Jahrzehntelang wird bei den Wilfs der Mantel des Schweigens über dieses Ereignis gelegt. Und doch bleibt das Ereignis nicht ohne Wirkung auf die Mitlieder der Familie. Benjamin Wilf wird zum Retter in der Not, als er den benachbarten Shankmans in seiner Profession als Arzt hilft, ihren Sohn Waldo mit einer Hausgeburt auf die Welt zu bringen. Um die Ehe der Shankmans steht es nicht gut - Alice trinkt und Shankman ihat nur seinen Heimtrainer im Kopf. Sohn Waldo wird Einzelgänger und beschäftigt sich lieber mit den Sternen, statt mit irdischen Dingen; Waldo freundet sich mit Benjamin Wilf an, weiß aber nicht, dass dieser ihn auf die Welt gebracht hat. Sarah und Theo Wilf tragen die Erinnerung an den tragischen Autounfall mit sich und das vergangene Trauma prägt ihren Lebensweg auf seine ganz eigene Weise. Dani Shapiro macht nichts anderes, als 'das Leben' zu erzählen, aus wechselnden Perspektiven; und man möchte ihr ewig weiter folgen. Ein gutes Buch!!! |
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Bewertung vom 08.02.2024 | ||
Unterhaltsame Lektüre. Irgendwann in der Zukunft hat sich das Leben der Menschen stark verändert. Lea lebt in der Kuppelstadt Eos und erlebt, wie für ihre Freundin Marie ein 'begleitetes Ausscheiden' arrangiert wird, was nichts anderes bedeutet, als dass die Menschen von Eos mit dem Beenden des 44. Lebensjahres sterben müssen, um 'Ressourcen' zu sparen. Offenbar ist die Kontrolle der Menschheit einer KI übertragen worden, die sämtliche Lebensbelange der Einwohner reguliert. Das Leben in Eos wirkt wie in einem 'goldenen Käfig'. Und genau das ist dann auch sehr früh im Buch der Plan von Lea, nämlich nicht auch schon bald sterben zu müssen, sondern aus dem Käfig auszubrechen... was auch gelingt. Sie kommt in einige Außenbezirke und ist mit vollkommen anderen Lebensweisen konfrontiert, muss auch feststellen, dass eine der Hauptaufgaben der Sektoren ist, die Kuppelstadt Eos zu versorgen - so gibt es die privilegierten Städter und die Unterprivilegierten in den Sektoren; für die ganz niederen Tätigkeiten (Schlachthof) werden Klone verwendet. Was Lea auch antreibt: Ein Bild auf einer Parfümflasche - welches zu ihrem Sehnsuchtsort generiert - Etomie. Die Suche beginnt. Neugierig gemacht, was sich hinter der Fassade von Eos verbirgt, darf man Leas Entdeckungsreise folgen. Ein durchaus interessanter Versuch über eine mögliche Zukunft, die zum einen ängstigt, weil wir unsere Seelen an ein KI verkaufen, zum anderen aber Mut macht, weil es den unbändigen Drang nach Freiheit doch noch zu geben scheint. Eine durchaus unterhaltsame Lektüre. Man darf gespannt sein auf Band 2... und man darf ein wenig sauer sein, lässt uns doch Jol Rosenberg mit einem Cliffhanger allein... |
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Bewertung vom 08.02.2024 | ||
Wie ein Fisch auf dem Trockenen Ein wunderbares kleines Büchlein mit zauberhaften Geschichten. Cinzia Tanzella, im Jahre 1998 von Italien nach Bayern übersiedelt, lässt die Lesenden in ihren kurzen und eingängigen Texten teilhaben an den eigenen Erfahrungen, sich zwischen zwei Sprachwelten zu bewegen, an ihren Beobachtungen der Menschen, an ihren Gedanken zur Bedeutung der Poesie. Die Geschichten fügen sich gut ineinander und erhalten ihre enorme sprachliche Qualität gerade dadurch, dass sie in einer Sprache verfasst sind, die nicht die Muttersprache der Autorin ist. Wie geht es einer Dozentin mit den Deutschen, wenn sie das Italienische unterrichtet? Was das Finnische in Italien auslösen kann. Wie sehr eine gute Nachbarschaft die Lebensfreude beeinflussen kann. Und wie eine Liebesgeschichte endet, bevor sie überhaupt begonnen hat, weil sich über Geschmack wohl doch nicht streiten lässt. Wie schön doch auch das Single-Leben sein kann, wenn man für sich verstanden hat, zunächst dasjenige zu genießen was man hat, bevor man sich wünscht, was man nicht hat. Dass Sexyness in Beziehungen nur von relativer Bedeutung ist und wie sich das Ganze auch sprachlich niederschlagen kann. Auch, dass manche Liebesgeschichten immer nur beginnen, wo der ganze Rest der Welt sich trennt und neu verbindet. Dass Zeiten des Nachdenkens zwar manchmal schwer sind, gleichzeitig aber auch den Anstoß für Veränderungen geben können, die mit unerwartetem Gesang ihren Anfang nehmen. Und das Gute an einem 'schlechten' Therapeuten kann sein, dass er uns motiviert, weiter zu suchen, bis wir Besseres gefunden haben. Und über allem schwebt doch letztendlich die Wirkmacht der Fantasie und die Verschriftlichung als Poesie. |
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Bewertung vom 07.02.2024 | ||
Lesen mit Anspruch. |
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Bewertung vom 28.01.2024 | ||
Macht neugierig auf mehr Wissenschaft. Der amerikanische Astrophysiker Neil deGrasse Tyson hat etwas geschafft, worauf ich schon länger gewartet habe: Wissenschaft verstehbar zu machen und meine diesbezügliche Leselust zu stimulieren. In einer ungeheuer komplex gewordenen Welt mit unfassbaren Fluten von Informationen müssen wir dankbar sein für jeden, der die Fähigkeit hat, Wissen auf den Punkt zu bringen, Zusammenhänge aufzuzeigen und uns schließlich auch die Sicherheit zurückgibt, dass es tatsächlich soetwas wie 'gesichertes Faktenwissen' gibt... und die Dinge nicht deshalb 'wahr werden', wenn sie nur oft genug erzählt werden. Aber leider ignorieren viele Menschen die Faktenlage, sofern sie nicht in ihre Wunschvorstellung von der Welt passt... Und dabei macht der Autor auch noch den anzuerkennenden Versuch eines 'Rundumschlags', indem er viele wichtige Dinge der Gegenwart beleuchtet - Dinge mit Alltagsrelevanz. Eine wunderbare Anregung für eine faktenbasierte Weltsicht, für das Sehen von Zusammenhängen. Kompliment! Und ich sage: Danke!!! |
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Bewertung vom 28.01.2024 | ||
Mmhh... Der neue und vielseits hochgelobte Roman "Lichtungen" von Iris Wolff hat mich nicht begeistern können... ich habe mich zwischendrin immer wieder einmal durch die Seiten gequält. Was nicht heißt, dass es nicht auch sehr wertvolle Passagen in diesem Buch gibt... aber es ist dann jeweils immer nur ein kurzes Aufblitzen literarischer Brillanz. Dabei hatte ich eine richtige Vorfreude auf Wolffs neues Buch, ist es doch im Literaturmagazin "Druckfrisch" im Ersten von Dennis Scheck aufs Wärmste empfohlen worden. Zwar zieht sich die Geschichte von Lev und Kato durch die neun zeitlich rückwärts laufenden Kapitel, doch bewirken die Zeitsprünge und auch die immer wieder neu hinzukommenden Personen (die beileibe nicht immer eine Bedeutung für die Gesamtheit des Geschehens haben), dass kein rechter Handlungsfluss aufkommen will. Diese 'europäische Geschichte', in Siebenbürgen ihren Anfang nehmend, hätte da mehr verdient gehabt. |
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Bewertung vom 28.01.2024 | ||
Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1 Ein bekanntes Strickmuster. Ein wenig durch die technologischen Möglichkeiten der Gegenwart angereichert (Bildveränderung mittels deep-fake). Karen Rose ist ja nun eher eine 'Regelmäßig-Krimischreiberin' - und da muss man ja auch über Jahre hinweg die Zukunft planen; die werte Leserschaft hält also mit "Kaltblütige Lügen" den Auftakt einer neuen Reihe in Händen - rund um Detective Kit McKittrick vom San Diego Police Department. Kit ist stets über ihre körperlichen und psychischen Ressourcen hinaus aktiv, wenn es um die Ermittlungsarbeit geht. Da ist im Privatleben wenig Platz für anderes - außer für einen Hund - und dann muss sie halt sehen, wo sie mit ihrem Gefühlshaushalt bleibt... aber da ist ja der Psychologe Sam Reeves, für den Kit zu schwärmen beginnt; schwierig ist allerdings, dass Sam zunächst anonymer Hinweisgeber und Therapeut eines Verdächtigen ist... Natürlich gibt es die eine oder andere unerwartete Wendung und der Serienmörder ist schließlich jemand im unmittelbaren Umfeld von Kit... mit dem natürlich niemand gerechnet hat. Insgesamt 200 Seiten zu lang, zwar solide (Rose kann Krimi), aber doch eher Konfektionsware. |
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Bewertung vom 22.01.2024 | ||
Am Anfang der Welt / Solartopia Bd.1 Ein sehr lesenswertes Jugendbuch. Als Erwachsener ist man zuweilen ja neugirig, was heutzutage auf dem Jugendbuchmarkt erscheint. Und mit "Solartopia - Am Anfang der Welt" (der erste Band von zwei geplanten) ist Victoria Hume ein ziemlich guter Roman gelungen: an keiner Stelle in irgendeiner Weise langatmig, stellenweise sogar roadmovie-artig; mit dem Mädchen Nova (und ihrem 'Freund' Finn) eine identifikationsgeeignete Hauptfigur mit einer Mission, nämlich die Welt der Pflanzen zu retten; eine gute Dosis Ökologie und eine gute Prise Weltverbesserungswissen, ohne dabei aber auch nur eine Spur 'oberlehrerhaft' daherzukommen (weil dann nachvollziehbarerweise jeder vernünftige Jugendliche das Buch sofort an die Seite legen würde. Nova wächst seit ihrem sechsten Lebensjahr allein (mit ihrem Freund Finn) auf und hat ein gutes Händchen für Pflanzen. Nach dem sechsten großen Sterben hat sich die Menschheit extrem reduziert. Giftiger Smog erschwert das Leben und gefährdet das Überleben von Novas Pflanzen; im Tagebuch ihrer Mutter findet sie einen Hinweis, welche andere Pflanze eine Rettung darstellen könnte. So macht sich Nova auf die abenteuerliche Suche und gelangt hierbei nach Solartopia, angeblich eine autonome, sich selbst versorgende Stadt, Natur und Technik angeblich im Einklang. Natürlich ist dem nicht so, vielmehr betreiben die durch ihren Reichtum priviligierten ein unmenschliches Spiel und drohen ein weiteres großes Sterben heraufzubeschwören. Eigentlich ein wunderbares Buch, weil es das Bewusstsein für eine wirkliche Zeitenwende schärft! |
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