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Benutzername: 
Anja
Wohnort: 
GMH

Bewertungen

Insgesamt 168 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2022
Golden Hill Touches / Golden Hill Bd.1 (eBook, ePUB)
Böhm, Nicole

Golden Hill Touches / Golden Hill Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Auftakt mit sympathischen Figuren und tollem Setting

Als Teenager hat Parker einen Sommer auf Golden Hill verbracht, der ein tragisches Ende nahm. Nun kehrt er Jahre später zurück und möchte das ehemalige Haus seiner Großeltern neu aufbauen. Doch die Dorfbewohner reagieren wenig begeistert auf ihn. Und auch seine damalige Freundin Clay wird durch Parkers Auftauchen mit der Vergangenheit konfrontiert.

Von Nicole Böhm konnte mich One Last Song total begeistern. Und auch der zweite Band der Reihe, One Last Dance, war toll (Teil 3 muss ich noch lesen), sodass ich neugierig auf das neue Buch der Autorin war.

Letztlich hat Golden Hill Touches mir zwar gut gefallen, konnte mich allerdings nicht genauso packen wie One Last Song.

Der flüssige, anschauliche Schreibstil ist wieder super angenehm zu lesen. Das Setting ist toll – die Ranch in den Bergen, die Naturverbundenheit, die vielen einsamen Orte. Viele bildhafte Beschreibungen schaffen eine tolle Atmosphäre.

Abwechselnd schildern Parker und Clay ihre Erlebnisse, wobei es immer wieder kurze Sprünge in die Vergangenheit gibt, aus denen sich nach und nach die damaligen Ereignisse zusammensetzen.

Der 28-jährige Parker hat zusammen mit seiner Schwester ehrgeizige Pläne für das Haus seiner Großeltern gemacht. Zwar hat er damit gerechnet, nicht durchweg positiv begrüßt zu werden, die andauernde Ablehnung setzt ihm allerdings doch zu. Vor allem als sich die Probleme auf dem Anwesen häufen. Er versucht, stets höflich und freundlich zu agieren, gerät aber verständlicherweise immer mehr an seine Grenzen. Ich habe ihn als durchweg angenehmen Protagonisten empfunden, der hart für seine Ziele arbeitet und offen über seine Gefühle spricht. In einem Punkt agiert er mir aber etwas zu naiv.

Parkers Auftauchen wirft Clay kräftig aus der Bahn, da die damalige Trennung für sie nicht leicht war. Sie ist stets hin- und hergerissen zwischen ihrem Schmerz und der immer noch vorhandenen Anziehung. Zudem trägt sie auch noch ein paar eigene Probleme mit sich herum, mit denen sie sich im Verlauf der Geschichte auseinander zu setzen beginnt. Ich mochte sehr, wie hilfsbereit Clay in allen wichtigen Situationen agiert, obwohl sie genauso gut auf der alten Geschichte hätte herumreiten können.

Die langsame Wieder-Annährung der beiden ist eingebettet in Parkers Versuch, das Grundstück auf Fordermann zu bringen. Dabei vergehen, mal hier mal da, immer wieder mehrere Tage oder Wochen, was ich aber nicht als störend empfunden habe. Allerdings hätte ich mir ein paar mehr Emotionen gewünscht. Die beiden treffen sich wieder – und die 11-jahre zurückliegende Liebe ist einfach noch da. Dabei kommt auch der Gefühlsaufbau in der Vergangenheit etwas kurz. Deutlich mehr Raum bekommen die Arbeiten am Haus, die munter vor sich hin plätschern und mit kleineren Spannungsmomenten daherkommen. Genervt hat mich dabei mit der Zeit, wie mies die Bewohner des Ortes Parker teilweise über Wochen hinweg behandelt haben. Das wurde mir irgendwann zu viel, zumal sich hier ein weiterer Aspekt früh andeutet, der erst unnötig spät aufgeklärt wird.

Innerhalb der Geschichte gibt es interessante, facettenreiche und geheimnisvolle Nebenfiguren, die in den Folgebänden näher beleuchtet werden. Besonders gespannt bin ich auf das Wiedersehen mit dem wortkargen Jake.

Fazit

Angenehmer Schreibstil, toll beschriebener Schauplatz. Obwohl ich beide Hauptfiguren mochte, fehlte mir etwas zwischen ihnen. Zudem hat mich das anhaltend unnötig-fiese Verhalten der Bewohner irgendwann genervt.

Bewertung vom 04.03.2022
Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren
Corrigan, Sophie

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren


gut

Tolle Idee mit schwächen in der Umsetzung

Die grundsätzliche Idee des Buches finde ich total klasse: Einige Tierarten haben nicht den besten Ruf. Sie gelten als gefährlich, dreckig, stinkend, eklig… Das Buch möchte mit den Vorurteilen aufräumen und die guten und nützlichen Eigenschaften der einzelnen Tiere aufzeigen. Dies gelingt ihm in meinen Augen aber nur bedingt.

Aufgebaut ist das Buch wie folgt:

Zu jeder Tierart gibt es zwei Doppelseiten.

Auf der ersten Seite sind die Tiere gruselig, blutrünstig und gefährlich gezeichnet – soll heißen: sie fletschen die Zähne, die Augen glühen (rot) oder sie schauen fies. Dazu gibt es etliche farblich abgesetzte Felder, teilweise in Form von Sprechblasen, die direkt von den Tieren ausgehen, in denen allerlei fiese Dinge stehen: ich bin gemein, gefährlich, ich stinke, ich mache XY um dich zu ärgern, ich klaue dir dein Essen, kommst du mir zu nah, greife ich dich an … Hier finden sich viele bekannte Eigenschaften wieder, die man den Tieren gemeinhin zuschreibt. Manches empfand ich aber auch etwas an den Haaren herbeigezogen. Auch war ich über manche der aufgeführten Tierarten überrascht, da ich von Orcas, Füchsen oder Kamelen kein grundsätzlich negatives Bild im Kopf hatte.

Auf der zweiten Doppelseite findet dann das Gegenteil statt. Die Darstellung der Tiere ist lieb und niedlich. Alle schauen durchweg freundlich und haben riesige Kulleraugen. Dabei finde ich die Zeichnungen einiger Tiere weniger gelungen – Körperproportionen werden zugunsten möglichst großer, niedlicher Gesichter verzerrt. Einige sehen schlicht lächerlich aus. Auch Kackhaufen bekommen hier lustige Gesichter…
Zudem gibt es auch auf dieser Doppelseite Text: Einmal in Form eines schwarzen Kastens, der wissenswerte Fakten zu den Tieren wiedergibt. Diese Details fand ich überwiegend wirklich interessant und sinnvoll. Dies trifft aber nicht zwingend auf den restlichen Text zu:
In weiteren Textfeldern, teilweise wieder in Form von Sprechblasen, teilweise frei auf der Seite schwebend, gibt es einige weitere interessante Daten zu den Tieren.
Zudem werden die meisten „Fakten“ der Negativseite aufgegriffen und richtiggestellt – was in einigen Fällen Sinn macht, in anderen Fällen aber daneben geht. So behauptet nahezu jedes Tier von sich, doch total süß, flauschig und niedlich zu sein oder weist auf seine lustigen, niedlichen, hübschen Gliedmaßen oder Farben etc. hin. Der Stier lädt uns auf eine Tasse Tee ein und Rotkäppchen kuschelt sich an den ach so lieben Wolf.
Letztlich wird mir zu viel Zeit damit verschwendet, zu sagen: „hallo, ich bin niedlich und ich mache all die bösen Sachen gar nicht mit Absicht“ statt handfestes Wissen zu vermitteln. Was am Anfang vielleicht noch ganz witzig ist, wird bei 38 Tieren dann doch anstrengend. Teilweise erfährt man dadurch über einzelne Tierarten leider relativ wenig, während sich das allgemeine Geplänkel immer wieder wiederholt.
Der Kinder-Praxistest wird erst noch zeigen, ob die Kids am Ende zwischen all den Behauptungen Wahrheit und Lüge noch werden sortieren können oder was am Ende zu den Tieren tatsächlich hängen bleibt.

Am Ende des Buches gibt es eine hilfreiche kleine Liste mit Begrifferklärungen von benutzten Wörtern wie bestäuben, Aas oder Schädling.

Fazit

Schöne Idee, die in der Umsetzung für mich nicht komplett geklappt hat. Grundsätzlich ist die optische Gestaltung mit den farbenfrohen Zeichnungen und den abgesetzten Textfeldern ansprechend. Der Versuch, die Tiere freundlich darzustellen, führt allerdings in vielen Fällen zu überzogenen, unrealistischen Abbildungen. Für ein Kindersachbuch kommt mir auch die Faktenvermittlung teilweise zu kurz, da jedes Tier immer wieder von sich behauptet, total niedlich und süß zu sein, was zu unnötigen Wiederholungen führt, immerhin wird das Prozedere mehr als 30 mal durchgezogen. Was aus dieser Flut an Behauptungen am Ende in Erinnerung bleibt, ist dann nochmal eine ganz andere Frage.

Bewertung vom 04.03.2022
The Way We Fall / Edinburgh-Reihe Bd.1
Schäfer, Jana

The Way We Fall / Edinburgh-Reihe Bd.1


sehr gut

Emotionale Schottlandreise

Die 22-jährige Amelia lebt gemeinsam mit ihrer Schwester bei ihrer Tante in Edinburgh. Sie arbeitet in einem kleinen Café. Dort lernt sie den Schriftsteller Jasper Haven kennen – und kann den selbstverliebten, unfreundlichen Kerl nicht leiden. Doch die Wege der beiden kreuzen sich immer wieder und bald können sie die Anziehung zwischen ihnen nicht mehr leugnen. Allerdings plagen beide die Schatten ihrer Vergangenheit…

Erzählt wird die Geschichte aus den Ich-Perspektiven von Amelia und Jasper, wobei letzterer anfangs selten und später etwas mehr zu Wort kommt.

Schnell wird klar, dass beide Hauptfiguren stark von ihrer Vergangenheit geprägt sind und an ganz unterschiedlichen Ereignissen immer noch zu knabbern haben, was ihr aktuelles Verhalten beeinflusst.

Der unnahbare Schriftsteller hat mich im Klappentext besonders angesprochen. Jasper ist eine interessante Figur. Er ist erfolgreich und begehrt. Vor Publikum ist er charmant und lächelt, doch sonst ist er eher wortkarg und abweisend. Seine Geschichten dienen nicht nur anderen als Zuflucht. Auch für ihn stellt die Flucht in fantastische Welten einen willkommenen Weg dar, sich nicht mit der Realität beschäftigen zu müssen.

Amelia fühlt sich verantwortlich für ihre Schwester. Mit 22 schaut sie noch nicht wirklich in die Zukunft, denn sie traut sich kaum einen Schritt von zuhause weg. Sie vermisst nichts, bis sie einen Vorgeschmack bekommt, was sie in der Welt noch alles erwarten könnte

Von Anfang an fühlen die zwei sich zueinander hingezogen. Doch ihre jeweiligen Belastungen und Ängste stehen zwischen ihnen.

In der Mitte des Buches war ich etwas frustriert. Die Naturbeschreibungen sind super schön. Die Figuren ja durchaus interessant. Aber es ging nicht so richtig weiter. Die Handlung zog sich etwas. Schweigen und Geheimniskrämerei führt zu Missverständnissen und Drama und ich fürchtete schon, dass die Geschichte nun noch 200 weitere Seiten vor sich hinplätschern würde. Doch weit gefehlt: Im letzten Drittel rückt das Drama zwischen Jasper und Amelia in den Hintergrund, während ein anderes Thema den Mittelpunkt bildet und in ganz anderer Form für Dramatik sorgt, wodurch die Geschichte nochmal richtig interessant wird.

Ein paar Dinge entwickeln sich dann etwas zu schnell. Zwischenzeitlich dachte ich schon, die Handlung um Jasper und Amelia wäre gar nicht in einem Band abgeschlossen. Ist sie dann aber recht plötzlich doch und in Band 2 steht nun Amelias Schwester Maisie im Vordergrund. Deren Geschichte finde ich schon hier sehr interessant und hoffe, in ihrem Band dann auch mehr über die Entwicklungen zu erfahren, die sie hier durchmacht, die aber nur angedeutet werden
Tatsächlich war mir aber auch Amelias Veränderung etwas zu plötzlich und dadurch – im Gegensatz zu dem sehr emotionalen Weg, den Jasper beschreiten muss – schwerer greifbar. Dadurch geht dem Buch ein wenig an möglicher Tiefe verloren.

Fazit

Die Naturbeschreibungen vom rauen Schottland haben mich besonders in ihren Bann gezogen. Aber auch die Hintergründe der Figuren, die auf so unterschiedliche Art von ihrer Vergangenheit geprägt sind, fand ich interessant. Richtig fesseln konnte mich aber erst das letzte Dritte des Buches, in dem das Beziehungsdrama an sich viel weniger im Zentrum steht.

Bewertung vom 04.03.2022
Die gigantischen Dinge des Lebens
Nielsen, Susin

Die gigantischen Dinge des Lebens


sehr gut

Über besondere Freundschaften, neues Selbstvertrauen und die erste Liebe

Von Susin Nielsen habe ich im letzten Jahr „Adresse unbekannt“ gelesen, das mich sehr berühren konnte. Nun war ich gespannt auf das neue Buch und hoffte auf eine ebenso sensibel und intensiv erzählte Geschichte. Die bekam ich auch – allerdings doch ganz anders.

Wilbur ist 14 und wird seit Jahren gemobbt. Das Missgeschick eines Lehrers und ein fieser Mitschüler sind ihm zum Verhängnis geworden – nun lastet ihm eine alte Geschichte und ein fieser Spitzname an. Dass sein Körper nicht gerade dem klassischen Schönheitsideal entspricht, macht die Situation nicht einfacher – dass er sich dadurch möglichst unscheinbar kleidet und beim Gehen versucht, sich klein und unsichtbar zu machen, natürlich auch nicht. Was dort in der Schule passiert, ist wirklich extrem und macht mich sehr betroffen, zumal auch die Lehrkräfte in diesen Situationen teilweise unangenehm auffallen.

Als Wilbur sich verliebt, aber meint, nicht mit dem gutaussehenden, beliebten Mitschüler mithalten zu können, steckt er den Kopf in den Sand – und wird von seinen Freunden herausgezogen. Von nun an wird an einer Veränderung gearbeitet, an einer optischen, aber vor allem am Aufbau seines Selbstbewusstseins.
Ganz grundsätzlich hat mir die Entwicklung, die Wilbur durchmacht, gut gefallen. Es sind kleine Schritte, einzelne Situationen, in denen er versucht, für sich einzustehen, andere unterstützt oder sich verbal zu wehren beginnt. Auch wenn nicht alles direkt klappt, bauen ihn auch die Tiefschläge auf. Immerhin hat er es versucht. Er war mutig.
ABER: Es ist ein sehr schmaler Grat zwischen Veränderungen, die das eigene Selbstwertgefühl stärken, und der Aussage, man müsse trainiert, schlank und modisch sein, um etwas wert zu sein.
Und es gibt andere Kleinigkeiten, die ebenfalls ein falsches Bild erzeugen könnten, wenn beispielsweise der 14-jährige Protagonist zugibt, noch nie mit einer Frau geschlafen zu haben (ich hielt das zunächst für einen Übersetzungsdreher, da es eigentlich darum geht, im gleichen Zimmer zu schlafen) und sein gleichaltriger Freund daraufhin fragt: „Du hast immer noch nicht…?“

Die Mischung der Charaktere hat mir richtig gut gefallen: Wilburs bester Freund ist der 85-jährige Nachbar. Während Wilbur ihn körperlich unterstützt, versorgt Sal Wilbur wiederum mit seiner Lebensweisheit.
Darüber hinaus gibt es noch zwei Schulfreunde, die sich als loyale Unterstützer herausstellen, wobei sich in einem Fall Vertrauen und Freundschaft erst entwickeln müssen.
Auch Wilburs Beziehung zu seinen zwei Müttern ist sehr herzlich und liebevoll dargestellt. Allerdings bekommt Wilbur auch viele ihrer Sorgen mit und gerät immer wieder in die Situation, seine eigenen Probleme zu verschweigen, um seine Mütter nicht zusätzlich zu belasten.

Mobbing, Freundschaft, Mut, Selbstvertrauen und die erste Liebe – diese Themen sind in eine ruhige Geschichte verwoben, die ohne große Überraschungen und ohne größere Aufregung auskommt, aber dennoch nicht langweilig wird. Es gibt witzige Momente, skurrile Szenen und auch berührende Augenblicke. Aber es gibt auch ganz viele alltägliche Teenager-Momente, die eine authentische Atmosphäre schaffen.
Dank der Ich-Perspektive gibt Wilbur immer wieer Einblicke in seine Gedanken und Gefühle, die sein Handeln erklären.

Das Cover wird mit fortschreiten der Geschichte immer stimmige, weil es verschiedene Aspekte der Geschichte in einem Bild vereint.

Fazit

„Die gigantischen Dinge des Lebens“ handelt von ganz besonderen Freundschaften und einer starken Entwicklung des 14-jährigen Protagonisten, der Mut und Selbstvertrauen entwickelt und für sich selbst einzustehen beginnt. Wilburs Erlebnisse, die schlimmen wie die schönen, sind einfühlsam erzählt, allerdings bleibt das Vorgehen seiner Freunde, Wilbur aufzurütteln, dennoch ein Drahtseilakt – da es immer wieder auch um seine Optik geht. Dabei ist Wilbur doch ohnehin schon ein „Prachtmensch“!

Bewertung vom 04.03.2022
Unsere Erde / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.5
Noa, Sandra

Unsere Erde / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.5


gut

Weniger ist mehr

Die Idee, ein Erstleserbuch mit lauter Fakten rund um unsere Erde zu füllen, gefällt mir grundsätzlich gut. Allerdings empfinde ich das Buch thematisch als zu vollgepackt. Es ist alles mögliche drin – aber nichts so richtig. Alle Themen werden kurz angerissen und auf ein Minimum an Fakten heruntergebrochen. Dadurch ziehen sieh eher mehr Fragen nach sich, als tatsächlich neues Wissen zu vermitteln.
Ein paar weniger Themen, die dafür ein wenig mehr erklärt werden, hätte ich passender gefunden.
So ist das Thema Umweltschutz natürlich ein total wichtiges und es ist gut, bereits Kinder für das Problem zu sensibilisieren und ihnen kleine Hilfsmittel an die Hand zu geben, aber es fügt ich nicht so richtig ein zwischen Erdentwicklung, Plattentektonik und Wetterentstehung und macht das Buch thematisch noch komplexer.

Die Texte sind überwiegend in einfachen Worten gehalten. Die Sätze kurz. Die Textblöcke klein. Dennoch strotzt das Buch nur so vor komplizierten Begrifflichkeiten und komplexen Zusammenhängen, die versucht wurden, auf wenige Sätze herunterzubrechen. Ob Kinder davon nun aber verstehen, wie sich Erdplatten bewegen, warum tausend Jahre Regen unsere Ozeane gefüllt haben oder wie aus einer Bakterie der Mensch entstanden ist, wage ich zu bezweifeln. Gerade Erstlesern ab sieben Jahren, für die das Buch ausgelegt ist, dürften etliche Begrifflichkeiten noch Schwierigkeiten bereiten.

Die Aufmachung des Buches ist toll. Viele Fotografien und Grafiken unterstützen den Text und veranschaulichen einige der dargestellten Zusammenhänge.
Am Ende der einzelnen Kapitel gibt es jeweils eine Rätselseite mit ganz verschiedenen Rätseln, Fragen und Aufgaben, die sich teilweise nur über das Lesen des Textes erschließen. Neben kleinen Kreuzworträtseln, einem Labyrinth oder Quizfragen fällt eine Silbenklatschaufgabe allerdings irgendwie heraus...

Bewertung vom 04.03.2022
Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1 (2 Audio-CDs)
Schneider, Stephanie

Ein Zesel zieht ein / Grimm und Möhrchen Bd.1 (2 Audio-CDs)


ausgezeichnet

witzig und zuckersüß

Grimm ist ein Buchhändler, der allein lebt. Bis zu dem Tag, als plötzlich ein Zesel in seinem Laden steht, der beschließt, bei ihm einzuziehen. Und mit so einem Zesel erlebt man allerhand…

Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört, aber auch einen Blick in das Buch geworfen.

Das Hörbuch ist toll. Es macht Spaß, Boris Aljinovic zuzuhören, der in einem angenehmen Tempo und mit toller Betonung liest. Besonders die verstellte Stimme für das kleine Möhrchen ist einfach großartig und verstärkt die ohnehin witzigen Dialoge zusätzlich.

Dennoch glaube ich, dass auch das Buch seinen Reiz hätte: Denn die Geschichte besteht aus lauter kleinen Episoden, die eine tolle Vorleselänge hätten. Die Kapitel aber getrennt voneinander zu hören, gestaltet sich eher schwierig, da die Kapitelanfänge sich teilweise mitten in einem Track befinden.
Und die süßen, bunten Zeichnungen des Buches fehlen dem Hörbuch natürlich auch.

Die einzelnen Kapitel bauen nach Möhrchens Ankuft etwas mehr, später nur noch locker aufeinander auf. Nachdem Möhrchen eingezogen ist, erleben Grimm und der Zesel ganz verschiedene Dinge miteinander. Jede Episode ist ein Abenteuer für sich, das die zwei in ihrem neuen Alltag bewältigen – sie wollen Pudding kochen, Raketen bauen, besuchen Freunde oder feiern Weihnachten.

Grimm ist ein Buchhändler, der gern Geschichten schreibt. Er ist freundlich, ein wenig schüchtern und sehr schlau. Aber er ist auch sehr einsam.
Möhrchen ist ein Zesel – ein bisschen Zebra, ein bisschen Esel. Er mag Spiele und Pudding. Aufräumen mag er aber nicht. Er ist abenteuerlustig, fantasievoll, neugierig und einfach superniedlich.
Möhrchen bringt Schwung in den Alltag des Buchhändlers, der sich bereitwillig auf alle Ideen des Zesels einlässt. Seine kindlich-naive Sichtweise lässt auch die Erwachsenen manchmal staunen und umdenken.

Die Geschichte hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Möhrchen ist einerseits recht neunmalklug, andererseits weiß er aber viele „Menschendinge“ einfach nicht, woraus sich spaßige, aber auch superniedliche Situationen und Dialoge ergeben.
Gleichzeitig enthält die Geschichte aber auch viele wichtige, kindgerecht verpackte Botschaften – beispielsweise über Freundschaft oder Nächstenliebe.

Die Sprache ist einfach gehalten und sehr anschaulich mit vielen witzigen, nudelsuppenwarmen Wortkreationen.

Ich freue mich jetzt schon auf weitere Abenteuer des witzigen, herzerwärmenden Duos.

Fazit

Zuckersüße, witzige Abenteuer, die mit vielen wichtigen Botschaften daherkommen. Ein Blick in das Buch zeigt, dass auch die farbenfrohen, detaillierten Zeichnungen unglaublich gelungen sind – aber auch die Hörbuchumsetzung überzeugt auf ganzer Linie: Boris Aljinovic verleiht besonders dem kleinen Möhrchen eine ganz besondere Note. Seine Art, vorzulesen, verstärkt die witzigen Dialoge. Absoluter Schmunzelalarm!

Bewertung vom 19.12.2021
Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1
Fowler, Aisling

Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1


sehr gut

Ideenreiche Fantasywelt und abwechslungsreiche Handlung

Zwölf ist ein Jagdling in der Loge. Um dort aufgenommen zu werden, muss man seinen Namen und seine Herkunft aufgeben. Doch ihre Vergangenheit holt Zwölf immer wieder ein. Einmal mehr, als die Loge überraschend angegriffen wird und sie sich mit zwei Gefährten auf die abenteuerliche Suche nach einer vermissten Mitschülerin begibt…

Dass die Figuren statt Namen Nummern tragen, ist anfangs ungewöhnlich, stellte für mich aber kein größeres Problem dar, da nur vier von ihnen wirklich eine größere Rolle spielen.

Wirklich gut gefallen hat mir die detailliert ausgestaltete Welt mit den neuartigen Wesen. An jeder Ecke lauern unerwartete Bedrohungen und ungewöhnliche magische Begebenheiten.
Dank des anschaulichen flüssigen Schreibstils ist es leicht, sich das Geschehen vorzustellen.

Ein paar Probleme hatte ich aber mit dem wechselhaften Verhalten der Figuren. Diese sind arg jung (Zwölf ist 13) und benehmen sich dementsprechend teilweise auch entsprechend kindlich – oder eben wirklich kindisch, besonders im Kontakt miteinander. Immer wieder kommt es zu verbalen Kabbeleien in eigentlich brenzligen Situationen.
Andererseits werden sie zum Kampf ausgebildet. Sie geraten in diverse Gefahrensituationen, die sie im Gegensatz zu ihrem sonstigen Verhalten sehr „erwachsen“ meistern.
Im Verlauf machen sie, besonders Zwölf, eine Entwicklung durch. Die Ereignisse verändern ihre Sicht auf einige Dinge und das Verhältnis zueinander. Vor allem Zwölf ist gezwungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und den richtigen Weg für sich zu finden.

Geschildert werden die Ereignisse aus der personalen Sicht von Zwölf. Immer wieder blitzen die Schatten ihrer Vergangenheit durch. Aber sie ist nicht die einzige, die Geheimnisse verbirgt. So kommt es im Verlauf zu unerwarteten Aufdeckungen und überraschenden Zusammenhängen in einer magisch-bunten Story.

Zwar ein paar Handlungsstränge sind halbwegs abgeschlossen, dennoch ist das Ende relativ offen und lässt noch einige Fragen offen.

Fazit

Interessante Fantasywelt voller überraschender Wesen und Begebenheiten. Die Handlung bietet spannende Momente, abwechslungsreiche Gefahren und viele Geheimnisse, die aufgedeckt werden müssen. Nicht immer passte für mich das kindliche Verhalten der jungen Figuren mit ihrem „erwachsenen“ Kampfverhalten zusammen. Dafür macht aber besondern Zwölf eine „lehrreiche“ Entwicklung durch.

Bewertung vom 19.12.2021
Allerbeste Schwestern
Rosales, Caroline

Allerbeste Schwestern


gut

Patchwork-Familie aus Kindersicht (3,5)

Ich starte mal mit dem Positiven:

Die Aufmachung des Buches finde ich super. Die farbenfrohen Illustrationen sind sehr ansprechend, detailreich und geben die Stimmung der Figuren gut wieder.

Auch die Art der Erzählweise gefällt mir: Bella erinnert sich zurück. Sie schildert und malt die Geschichte, wie sie und Laura zu Schwestern wurden.

Und auch die grundsätzliche Idee der Handlung finde ich klasse: Das Thema der Patchwork-Familie wird aus Kindersicht aufgegriffen. Bella ist wenig begeistert über die veränderte Lebenssituation und fühlt sich aufgrund der neuen Schwester vernachlässigt, was sie verständlicherweise traurig und wütend macht.

Allerdings habe ich mit der Darstellung von Bellas Verhaltensweisen bzw. mit dem Alter der Mädchen gehadert. Beide sind sechs Jahre, könnten aber nicht gegensätzlicher sein: Während Bella sich in ihrer Verletztheit allerlei Streiche ausdenkt, ist Laura durchweg ruhig, besonnen, ordentlich, clever, mutig, hilfsbereit, couragiert…. und verhält sich einfach gar nicht wie 6. Ein Stück weit mag das natürlich auch der Erzählweise aus Lauras Sicht geschuldet sein, wobei in der personalen Sicht erzählt wird. Auf jeden Fall ergibt sich für mich hier kein stimmiges Bild bezüglich des kindlichen Verhaltens.

Und auch einige von Bellas Handlungen finde ich sehr extrem: Sie mopst ihrer Mama Pralinen aus einem Versteck und benutzt den Lippenstift, wenn Mama nicht da ist – finde ich gerade noch ok. Aber bei den Streichen, die sie spielt, macht sie keinerlei Halt vor der Zerstörung fremden Eigentums. Viel zu lange bleibt ihr Verhalten ohne Konsequenzen.
Und macht sie da ernsthaft ein echtes(?) Lagerfeuer unter dem Bett?
Zum Nachmachen ist ihr Verhalten auf jedem Fall nicht empfohlen…

Der Handlungsverlauf ist.. nun, es ist halt ein Kinderbuch (ab 5 Jahre) mit wenigen Seiten, da muss alles etwas schneller gehen. Ob das wirklich ein realistisches kindgerechtes Verhalten ist, da bin ich nicht sicher. Der Stimmungswandel geht auf jeden Fall extrem schnell. Die Aussage dahinter ist aber natürlich super.

Fazit

Die farbenfrohen Illustrationen finde ich klasse. Auch das Thema und der grundsätzliche Handlungsverlauf finde ich gut und wichtig für ein Kinderbuch. Das Verhalten beider Kinder empfinde ich für das Alter aber als zu extrem – in beide Richtungen.

Bewertung vom 19.12.2021
Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix! / Freddy und Flo Bd.1
Kling, Maria

Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix! / Freddy und Flo Bd.1


ausgezeichnet

Sehr unterhaltsam

Dieses Buch fand ich schon ab der ersten Seite an ziemlich toll: Vorn befindet sich eine Zeichnung des Hauses, mit einer Kurzbeschreibung der Bewohner/innen der jeweiligen Etage, die schonmal einen tollen ersten Eindruck vermittelt.
Im Buch befinden sich dann noch weitere schwarz/weiße Illustrationen, die die Atmosphäre und Figuren gut einfangen.

Und auch die Handlung hat mich überzeugt.
Freddy und Flo ziehen mit ihrem Vater und dessen neuer Freundin in eine neue Wohnung. Während Freddy neugierig auf alles Neue ist, hat Flo gar keine Lust – weder auf die Wohnung noch auf die Freundin. Kaum sind sie angekommen, lernen die zwei eine Nachbarin kennen, die geradewegs auf ihrem Handfeger ins Kinderzimmer fliegt. Und dann nimmt das magische Abenteuer seinen Lauf.

Im ersten Teil des Buches lernen die Geschwister die neuen Nachbarn kennen. Vor allem Freddy ahnt, dass irgendwas im Haus komisch ist, und sucht einen Vorwand, mit allen in Kontakt zu kommen. Dabei kommt es zu allerlei komischen Situationen.
Im zweiten Teil der Geschichte gilt es einen kleinen Detektivfall zu lösen, der sich rund um die Hausbewohner auftut. Hier wird es spannender, aber nicht weniger witzig.

Der Schreibstil ist klasse, anschaulich, kindgerecht und flüssig. Vor allem sind aber die übernatürlichen Bewohner total toll dargestellt. Jede/r hat seine/ ihre ganz speziellen Eigenarten, sodass es einfach Spaß macht, in die Geschichte einzutauchen und alle ein wenig näher kennenzulernen.

Fazit

Ein Kinderbuch keineswegs zum Gruseln. Zwar ist das Setting ein klein wenig düster angehaucht, aber auch nur auf den ersten Blick. Dann entwickelt sich eine farbenfrohe und spaßige Geschichte mit ulkigen Fantasywesen und einem kniffligen Kriminalfall, den die Geschwister zusammen mit ihren neuen Nachbarn lösen müssen.

Bewertung vom 24.10.2021
Bleistiftherz
Hansson, Elin

Bleistiftherz


ausgezeichnet

Zuckersüß mit schöner Botschaft

Sommerferien in Oslo. Die 12-jährige (fast 13, da legt sie großen Wert drauf) Liv langweilt sich. Ihre Oma, mit der sie sehr viel Zeit verbracht hat, ist gestorben. Ihre beste Freundin ans andere Ende des Landes gezogen. Dann trifft Liv Frans – und plötzlich findet sie nicht mehr die Ferien langweilig, sondern sich selbst. Daher versucht Liv, cooler zu werden, um dem Skateboarder Frans zu gefallen.

Liv ist eine unglaublich tolle Protagonistin. Sie hat sehr viel Zeit mit ihrer kürzlich verstorbenen Oma verbracht, hat sich gemeinsam mit ihr und deren Freundinnen getroffen und sich auch Redewendungen abgeschaut. Auch jetzt noch sucht sie Rat bei den alten Damen, welche sie ganz selbstverständlich in ihrer Mitte aufnehmen. Liv liebt Kniffel und Marmorkuchen. Von Gleichaltrigen wird sie dafür ausgelacht. Selbst ihre Mutter nennt sie hin und wieder „Minirentnerin“.
Eigentlich gibt Liv darauf nicht viel. Doch eine Gruppe Mitschüler hänselt sie. Normalerweise läuft sie einfach vor ihnen davon (Liv ist nämlich richtig schnell). Blöderweise ist Frans mit diesen Jungen befreundet. Weglaufen ist also keine Option mehr. Eine Veränderung muss her.

Die Geschichte trifft in meinen Augen die Themen der Altersgruppe ziemlich gut:
Mobbing unter Gleichaltrigen, Selbstzweifel und Unsicherheiten, Anderssein, Eifersucht, der Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit, seinen eigenen Stil zu finden und zu sich selbst zu stehen, Angst vor Unbekanntem und die erste Verliebtheit.

Liv erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Ihr Interesse an Frans wirft die bald 13-jähirge ziemlich aus der Bahn, zumal sie ihre aufgewühlten Gefühle zunächst gar nicht richtig einordnen kann. Für sie steht aber fest, sie will ihm gefallen. Daher strebt sie optische Veränderungen an und wagt sich auf ein Skateboard – etwas, was sie sich sonst nie getraut hätte.
Die Ich-Perspektive ermöglichst es, Livs Weg, ihre Gedanken und Gefühle mitzuerleben. Welche Überlegungen sie anstellt, wie sie sich selbst bei den Veränderungen fühlt. Wie sie sich bei den Reaktionen darauf fühlt.
Dass auch Frans, der mit seinen englischen Ausdrücken und lockerem Auftreten das ganze Gegenteil von Liv zu sein scheint, von Sorgen geplagt wird, kommt ebenfalls an ein paar Stellen durch.

Insgesamt ist die Geschichte zuckersüß. Das vorsichtige Herantasten zwischen Liv und Frans ist sehr niedlich. Der ganze Prozess, den Liv durchmacht, ist super dargestellt. Ihr Auftreten als „Miniretnerin“ mit teils verstaubten Ausdrucksweisen macht sie super sympathisch, sorgt gleichzeitig aber auch für ein paar witzige Momente. Ihr ganzes Umfeld mit den alten Damen macht die Geschichte noch stimmungsvoller.
Innerhalb der Handlung gibt es ein paar Punkte, die ich ein wenig schräg fand (ich sag nur Unfallquote beim Skateboardkurs…), die aber meiner Begeisterung keinen Abbruch tun.

Fazit

Ein angenehm geschriebenes Buch, das viele Themen angehender Teenager (erste Verliebtheit, Mobbing, Selbstzweifel…) aufgreift und zu einer ruhigen, aber dennoch unterhaltsamen Story mit ein paar witzigen, einer handvoll fiesen sowie einigen wirklich zuckersüßen Szenen verpackt und am Ende vor allem mit einer ganz wichtigen Botschaft daherkommt.