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KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 248 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2023
Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse


ausgezeichnet

Roisins Beziehung mit ihrem langjährigen Freund Joe steht auf der Kippe. Dabei startet Joe beruflich gerade durch: Seine Ambitionen als Drehbuchautor haben Früchte getragen und seine Ideen laufen bereits als Serie im Fernsehen. Als Roisin Teile ihres Lebens in Joes Serie wiedererkennt, ist sie geschockt. Sie beginnt, Joe und ihre Beziehung in Frage zu stellen und erkennt dabei viele Ungereimtheiten. Nun will Roisin die Wahrheit wissen und gräbt tief. Was sie dabei entdeckt, stellt letztlich ihr Leben auf den Kopf.

Mhairi McFarlane ist schon eine ganze Weile eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen! Jedes ihrer Bücher war für mich bisher ein absoluter Pageturner und begeisterte mich vollkommen. In dieser Weise reiht sich auch „Between Us“ ein, worin die Autorin wieder einmal Schicksalsmomente ins Licht rückte, die unwahrscheinlich authentisch und nahbar wirkten.

Der Roman überraschte mit einem Bruch im Alltag, den jeder von uns wohl schon einmal erleben musste, und verfolgte die Verwirrung und Neuordnung danach. Es ist dieser schreckliche Moment des Zweifels am Vertrauten, die Erkenntnis, dass man schon seit geraumer Zeit getäuscht wurde. Die Autorin konnte diesen Moment fantastisch einfangen und mit ihrem unwiderstehlich ungekünstelten Schreibstil eine tiefe Verbundenheit mit der Protagonistin schaffen, während diese später immer klarer und mutiger ihren Weg ging. Glücklicherweise wurden Roisin wundervolle Freunde zur Seite gestellt, die für sie da waren und sie in den richtigen Momenten mit all ihren Macken unterstützten, wobei sie mit ihren Meinungen achtsam umgingen. Diese Dynamik hat mir sehr gefallen und war meines Erachtens auch eine wichtige Kraftquelle im Laufe der Handlung.

Interessanterweise empfand ich diese Geschichte etwas ernster, als die Erzählungen, die ich bisher von Mhairi McFarlane kenne. Das hat mich allerdings überhaupt nicht gestört, denn die Stimmung passte einfach zum Thema, wobei es aber genügend amüsante Momente gab, die mich zum Schmunzeln brachten und somit die Atmosphäre auflockerten. Am liebsten mochte ich allerdings die Botschaft, dass sich die Liebe manchmal dort findet, wo man sie nicht vermutet. Man muss nur genau hinsehen.

Für „Between Us“ spreche ich daher eine deutliche Leseempfehlung aus! Ach was, lest alle Bücher der Autorin! Ihr bekommt hier authentische Geschichten, echte Gefühle ohne Kitsch, mit einer ordentlichen Portion britischem Humor. Ich warte in der Zwischenzeit sehnsüchtig auf das nächste Werk der Autorin.

Bewertung vom 18.10.2023
Codename: White Knight / Deep Sleep Bd.1
Morton, Chris

Codename: White Knight / Deep Sleep Bd.1


sehr gut

Ian Brown ist zwar erst 17 Jahre alt, hat allerdings schon einiges auf dem Kasten. Als Teil eines Black-Ops-Programms der Regierung führt er ein Doppelleben, denn auf ein bestimmtes Signal hin, wird er zum Attentäter. Doch Ian ist nicht er einzige Jugendliche auf der Welt, der als Schläfer fungiert. Als plötzlich Attentate auf führende Wirtschaftsbosse und Politiker verübt werden, taucht eine Widerstandsgruppe auf, die sich Ians Können zu eigen macht.

Da ich das Thema der „Schläfer“ unheimlich interessant fand, entschied ich mich recht schnell für diesen Jugend-Agententhriller, denn ich war neugierig, wie Chris Morton diesen Punkt ausarbeiten würde.

Während des hochspannenden, rasanten Auftakts, der volle Konzentration forderte, konnte ich mir einen ersten Eindruck des Protagonisten Ian verschaffen. Ich mochte die Persönlichkeit des jungen Mannes, der sich zwar verwirrt, aber im Herzen verankert und bodenständig zeigte. Umso überraschter war ich, als sich dessen Fähigkeiten nach und nach in Jason Bourne-Manier entblätterten, was vom Autor ausgezeichnet dargestellt wurde. Es war aufregend mitzuerleben, wie Ian die Bruchstücke seiner Identität aufsammelte und instinktiv richtig zusammensetzte. Diesbezüglich gefiel mir sein väterlicher Freund Big Fly an seiner Seite sehr gut, wobei ich es schade und auch ein wenig seltsam fand, dass dieser Kontakt plötzlich nur noch als Nebensache gehandelt wurde, obwohl es noch so viele Fragen hinsichtlich Ians Herkunft gab.

Denn mit dem Auftreten der Geschwister Alicia und Julian, die das Potenzial des jungen Agenten sofort für ihre eigenen Zwecke missbrauchten, bekam die Geschichte einen Dreh, der mir irgendwie fremd, bzw. zusammenhanglos erschien. Meiner Meinung nach flachte die Story ab diesem Zeitpunkt auch deutlich ab, denn Alicia und Julian waren für mich mehr oder weniger uninteressant. Auf mich wirkten die Geschwister sehr manipulativ und eher unsympathisch, wobei mich deren Probleme tatsächlich herzlich wenig interessierten. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum Ian dort so hartnäckig seine Hilfe anbot, während er die Recherchen zu seiner Vergangenheit einfach schleifen ließ. Denn emotional konnte mich die Alicia-Julian-Phase nicht hinter dem Ofen hervorlocken, und ich war froh, als er den beiden endlich den Rücken gekehrt hatte.

Abgesehen davon fand ich die Idee und die Handlung großartig. Die Einblicke in die Vorhaben des Gegners und auch in die des Widerstandes formten ein komplexes Spiel um Macht, was allerdings auch einige brutale Szenen im Roman hervorbrachte. Spannend war es allemal, und die Entwicklung Ians ziemlich aufregend, weil er in erster Linie ziemlich lässig mit seinem Können auftrat. Wobei ich auch anmerken muss, dass ich ihm das jugendliche Alter nicht wirklich abnehmen konnte. Darüber hinaus störten die in Großbuchstaben gesetzten Namen der Agenten und Unternehmen ungemein meinen Lesefluss.

Am Ende hatte ich eine sehr unterhaltsame Lesezeit. „Deep Sleep – Codename White Knight“ war für mich ein gelungener Auftakt zu einer jungen Agenten-Reihe mit brisanten Verschwörungen im Hintergrund. Ich freue mich daher schon auf Band 2!

Bewertung vom 10.10.2023
Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley / Cold Creek Valley Bd.2
Jones, Mona

Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley / Cold Creek Valley Bd.2


gut

Chiara stammt eigentlich aus Hamburg, lebt mit ihrem Gabriel allerdings seit kurzem im Cold Creek Valley. Ihr italienisches Temperament findet bei den meisten Einwohnern schnell Anklang, doch Gabriels Schwester Sarah kann sich mit der Lebensgefährtin ihres Bruders nicht so recht anfreunden. Doch Chiara hat keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn sie hat große Pläne: Ihre eigene Konditorei eröffnen! Mit der Zeit merkt sie allerdings, dass sich ihr Traum nicht so einfach verwirklichen lässt wie gedacht, und darüber hinaus hat Gabriel als Arzt in der Wintersaison viel zu tun, was die Beziehung der beiden auf den Prüfstand stellt. Doch da ist noch der attraktive Dave, der Chiara Aufmerksamkeit schenkt...

Mona Jones` Buch „Casco Bay Summer“, welches ich vor einiges Monaten gelesen habe, ist mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Daher entschied ich mich nun für diese literarische Reise ins winterliche Colorado. Mit den ersten Seiten des Romans erkannte ich auch umgehend den natürlichen Erzählstil wieder, der mich bereits damals überzeugt hatte.

Mit viel Leichtigkeit und Atmosphäre im Gepäck schilderte die Autorin das Auswanderer-Abenteuer der temperamentvollen Chiara, die fernab ihrer Heimat zwar schnell Anschluss fand, motiviert ein eigenes Unternehmen anvisierte, jedoch spürbar immer die Fremde im Ort war. Parallel nahm die berufliche Verpflichtung als Arzt, Gabriel ungewollt über die Maßen ein. Der Roman zeigte die Situation aus ihrer, aber auch aus seiner Sicht. Die realistische Darstellung der Schwierigkeiten in der Beziehung der Protagonisten, deren Pläne überhaupt nicht so glatt liefen, wie sie es sich vorgestellt hatten, gefiel mir erstaunlich gut. Volle Sympathiepunkte bekam die junge Zuckerbäckerin von mir allerdings nicht. Sie handelte und entschied meinem Empfinden nach sehr egoistisch, und ihre übergriffige Familie verstärkte diesen Eindruck noch. Letztlich verhagelte mir Chiaras völlig überzogene Angst vor einem Heiratsantrag und ihre Zickereien gegen Ende sogar ein wenig den Lesespaß. Allerdings sorgten Gabriel, der hilfsbereite Dave und die freundliche Charlotte dafür, dass ich trotzdem neugierig auf das Finale des Romans blickte.

Rückblickend hätte ich mir insgesamt aber etwas mehr Gefühl zwischen den Zeilen gewünscht. Die Atmosphäre war zwar da, doch die vielen liebevollen Momente zwischen den verschiedenen Figuren kamen emotional leider nicht hundertprozentig bei mir an.

Im Ganzen glänzte „Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley“ aber mit einem tollen Handlungsschauplatz, passender winterlicher Atmosphäre und abwechslungsreichen Figuren. Der Verzicht auf Kitsch und die herausgearbeiteten realitätsnahen Probleme der Charaktere, kamen diesem Roman meines Erachtens entgegen. Eine stimmungsvolles Abenteuer für die kommende kalte Jahreszeit! / 3,5 Sterne

Bewertung vom 02.10.2023
Die dunkle Spur
Blackhurst, Jenny

Die dunkle Spur


sehr gut

Nach dem Tod ihrer Mutter bricht Holly zu einer Reise nach Martha`s Vineyard auf. Diesen Ort wollte Holly schon immer besuchen und organisiert sich einen Ferienjob auf der Insel. Doch plötzlich meldet sie sich nicht mehr bei ihrer Schwester Claire. Kurzerhand, und mit Angst im Gepäck, fährt Claire ebenfalls in die USA, um Holly zu suchen. Vor Ort stellt sie Nachforschungen an, doch sie bleibt verschwunden. Dazu hört Claire die beunruhigende Geschichte von einem jungen Mädchen, das vor Jahren im gleichen Ort ums Leben kam. Also versucht sie Hollys letzte Tage nachzuvollziehen – auf dieser Insel der Reichen und Schönen.

Mit diesem Thriller machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Schreibtalent von Jenny Blackhurst, welches mich umgehend in die Atmosphäre der mondänen Insel Martha`s Vineyard versetzte. Ein unterschwelliges Urlaubsfeeling war demnach immer spürbar, ganz gleich ob luxuriöse Party oder Spurensuche anstand.

Den Figuren innerhalb der Geschichte stand ich allerdings eher neutral gegenüber. Sie weckten zwar meinen Spürsinn, denn alle verhielten sich auf eine gewissen Art seltsam, doch sie blieben für mich im Grunde zu farblos und distanziert, während ich mich emotional nur wenig in das Geschehen einfühlen konnte. Vor allem Claire, von der ich lange Zeit nicht wusste, was ich von ihr halten sollte, und mit deren Auftritt ich mich bis zuletzt nicht wohl fühlte, verwirrte mich als Charakter.

Doch die Handlung wurde von der Autorin großartig erdacht! Jenny Blackhursts Stärke besteht meiner Meinung nach eindeutig darin, die Leser zu verwirren und auf falsche Fährten zu schicken, wobei Wendungen an jeder Ecke zu lauern schienen. Dieses Konzept machte den Großteil des Thrillers aus, die Geschichte lebte davon. Es machte großen Spaß, gedanklich die Fäden zu verbinden, die sich dann oft im nächsten Moment wiederum als haltlos erwiesen. Zudem ließ sich das Buch sehr gut lesen, was in der Summe eine sehr unterhaltsame Lesezeit mit sich brachte.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich von der Auflösung am Ende ein wenig enttäuscht war. Es gab zwar einen Überraschungsmoment, doch in Anbetracht des Titels „Die dunkle Spur“ und des vielversprechenden Klappentextes, hätte ich komplexere und mehr in Schauer versetzende Hintergründe erwartet. Einige nicht aufgeklärte Momente mitgerechnet, war mir die Handlung schlussendlich nicht rund genug.

Insgesamt hat mir der Thriller aber Spaß gemacht. Die große Ungewissheit um den Täter und die damit verbundenen gefühlten Wendungen fand ich genial inszeniert, wobei der große Thrill für mich leider ausblieb. Trotzdem wird dies bestimmt nicht mein letztes Buch aus der Feder der Autorin sein. Aber lest und entscheidet selbst.

Bewertung vom 01.10.2023
Die Schwarze Königin Bd.1
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin Bd.1


sehr gut

Len kennt die Geschichten von seiner Großmutter, die stets behauptet hatte, ihre Familie stamme von den Draculesti ab, und nun wäre er der letzte Nachfahre von Vlad II, dessen Familie erbitterte Feinde der Vampire waren. Daran hat Len nie geglaubt. Doch was er auf seiner Reise nach Prag erlebt, hätte er sich nicht im Traum vorstellen können. Plötzlich jagt ihn eine Kreatur nach der anderen, wobei er keine Ahnung hat, was diese Wesen eigentlich von ihm wollen. Und wer, verdammt, ist eigentlich die schwarze Königin??

So sehr ich die Geschichten von Markus Heitz auch mag, mit diesem Werk habe ich mich schwer getan. Es lag nicht an der Idee, die ich übrigens großartig fand, sondern eher an den vielen Längen, die ich für mich wahrnahm, und den ausführlichen Episoden über den Aufstieg der schwarzen Königin – eine schrecklich unsympathische Frau. Die detaillierten Beschreibungen der Versuche an den Vampiren fand ich ekelerregend und langweilig zugleich. Aber es war nicht nur das, insgesamt hat mich dieser Roman nicht wirklich gefesselt.

Mehrmals hatte ich das Bedürfnis Lens Forschung nach seiner Herkunft anzuschieben, und obwohl mir die Kapitelsprünge in die Vergangenheit gefielen, entwickelte sich die Handlung meines Erachtens etwas zu langsam. Irgendwie verlor ich immer wieder den Anschluss und legte daher das Buch mehrmals zur Seite, was mir bisher bei noch keinem Roman des Autors passiert ist.

Den Protagonisten Len mochte ich jedoch auf Anhieb. Er schien mir bodenständig, vertrauenswürdig und unheimlich unschuldig, fast zu sehr, hinsichtlich seines familiären Hintergrundes. Glücklicherweise hatte er immer Unterstützung durch Freunde oder Bekannte mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften, was die Entwicklung der Handlung augenscheinlich belebte.

Besonders haben mir die historischen Figuren und die Interpretation von Vlad II gefallen, denn hier zeigte sich ein etwas anderes Gesicht des Fürstenhauses der Walachei, als es mir bisher vermittelt wurde. Barbara von Cilli, die schwarze Königin, war mir vor dieser Lektüre bisher auch noch kein Begriff. So hat die Verschmelzung von Historie und Fantasy hier wirklich wunderbar funktioniert, allerdings zeigte sich die Geschichte ziemlich komplex. Um die Verbindungen zwischen den Jahrhunderten und den Ereignissen und Figuren aus der heutigen Zeit verfolgen zu können, war nämlich oft etwas mehr Konzentration gefragt als üblich.

Letztlich würdige ich die Arbeit und Recherche für das Buch in hohem Maße, doch insgesamt war mir die Geschichte zu zäh und brutal. „Die schwarze Königin“ ist demnach nicht mein favorisiertes Werk des Autors, doch für eingefleischte Fans des Genres bestimmt ein Vergnügen. / 3,5 Sterne

Bewertung vom 26.09.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


sehr gut

Ein Schiff nimmt Kurs auf ein postapokalyptisches London, mit sechs Menschen an Bord, die sich an nichts erinnern können. Ihnen ist schnell klar, dass es um ihr aller Überleben geht. Während ein seltsamer Nebel durch die Luft zieht, machen sie Bekanntschaft mit einer Computerstimme, von der sie Befehle entgegennehmen müssen, und die das Schiff steuert. Mit der Zeit wird den Passagieren klar, dass sie gezielt für eine Mission ausgewählt wurden, denn sie sind allesamt Experten in verschiedenen Fachgebieten. Doch warum haben sie keine Erinnerung? Und was beobachtet sie dort draußen aus dem Nebel?

Anthony Ryan schreibt Horror-Geschichten? Diese Story musste ich unbedingt lesen. Vor allem, weil der Klappentext wahnsinnig spannend klang. Ich muss allerdings zugeben, dass das Horror-Genre nicht unbedingt zu meinen Favoriten gehört, doch die Idee der Geschichte hat mich viel zu neugierig gemacht, um das Buch links liegen zu lassen.

Ich war ziemlich schnell fasziniert, denn es fühlte sich so an, als wäre man mit den Protagonisten gemeinsam auf dem Schiff aufgewacht. Anthony Ryan warf mich sozusagen schockartig mitten ins Geschehen, ohne Eingewöhnungszeit und mit ziemlich nüchternem Schreibstil. Ich hatte das Gefühl, die Protagonisten befänden sich in einem Computerspiel, alles wirkte mechanisch, gelenkt, auf das Wesentliche reduziert, und damit seelenlos und lebensfeindlich. Aber genau dieser Umstand gab mir viel Raum für Spekulationen, was meine Fantasie unheimlich beflügelte. Was war hier wohl los?
Der Nervenkitzel war für mich sofort da, als der erste der Passagiere seine Aufmerksamkeit auf die Lösung des Rätsels lenkte und seine Mitstreiter in Augenschein nahm.

Mit dem Fortschreiten der Handlung jagte eine fiese Situation die nächste, der Kampf um Leben und Tod wurde immer brutaler und verzweifelter. Gefühlt zog sich eine Schlinge zu, was ich zwischen den Zeilen deutlich wahrnehmen konnte. Kurzum, der Autor ließ mir keine Atempause und war dabei nicht zimperlich in seiner Ausführung. Die Ungewissheit, die auch bis zuletzt nicht restlos ausgeräumt werden konnte, war ein ständiger Begleiter, der einen Großteil der fantastischen, aber düsteren Atmosphäre ausmachte. Überraschenderweise drängten sich mir während des Lesens einige kritische Fragen zu aktuellen Themen auf, die noch etwas in mir nachhallten, so schauerlich die Geschichte auch war. Vielleicht lag es an dem, für mich offen wirkenden Ende, das mich länger in der Welt dieser Erzählung verweilen ließ.

Insgesamt fand ich die Idee sehr aufregend, den Schreibstil absolut passend und gut lesbar, die Handlung zum Großteil jedoch brutal und abstoßend, mit widerlichen Wesen und einer deutlichen Dosis Unbehagen. Horror eben. Wer das mag, ist mit dieser, relativ kurzen, Story ganz bestimmt gut bedient.

Bewertung vom 11.09.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


weniger gut

Einen Abend vor Weihnachten wütet ein Schneesturm über Schottland. Der Christmas Express, mit 18 Passagieren an Bord, rattert jedoch tapfer seiner Endstation Fort William entgegen. Als auf der Reise ein Mord geschieht, ist die Verunsicherung groß. Wer von der kleinen Reisegesellschaft hat diese Untat wohl vollbracht?

Ich bin sehr enttäuscht von dieser Story, zu der ich bis zuletzt keinen Bezug fand. Wobei mir der Anfang richtig gut gefallen hat. Der Schreibstil wirkte natürlich und modern auf mich, mit einem aufmerksamen Blick auf Details und Personen, ohne dabei uninteressant zu werden. Allerdings tat ich mir mit der Protagonistin Roz schwer. Ihre Art schien mir schwierig, irgendwo zwischen mürrisch, arrogant und distanziert. Ich konnte die Figur nicht richtig greifen, und sie wurde mir auch im Laufe der Handlung zunehmend unsympathischer. Mir fehlte dementsprechend auch das Charisma einer Hauptfigur. Bei der Auswahl an Charakteren für die Passagierliste hielt sich die Autorin an aktuelle Trends, was ich anfangs ganz spannend fand, mir nach einiger Lesezeit allerdings ein wenig auf den Geist ging – wie so vieles in diesem Krimi.

Atmosphärisch hatte der Krimi nichts zu bieten, meiner Meinung nach. Ich fand ihn weder wirklich spannend, noch auf irgendeine Weise eindrucksvoll. Für mich plätscherte das Ganze vor sich hin, selbst die Morde oder die Entdeckung des Täters. Mir schien, als wäre der Kriminalfall lediglich Nebensache, dafür mit einer ordentlichen Portion MeToo-Woke-Queer-Mischmasch, der mir in der Summe viel zu übertrieben war. Auch die Geburt von Roz Enkelkind, mit allen Schwierigkeiten, hat mich eher irritiert, weil ich nicht nachvollziehen konnte, warum dieses wiederkehrende Thema für die Erzählung so wichtig war. Kurzum, ich fand die Story zunehmend langatmig und ausschweifend, mit unpassenden Schwerpunkten hinsichtlich des Genres, die mich mit der Zeit nervten. Tatsächlich habe ich die letzten 40 Seiten nicht mehr gelesen, weil es mich einfach nicht mehr interessierte.

„Mord im Christmas Express“ war entgegen meiner Erwartungen überhaupt nicht meins. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es in diesem Buch in erster Linie um einen Kriminalfall geht, sondern eher um das Woke-Thema, das an allen Ecken und Enden einfloss. Wem das gefällt, dem wünsche ich von ganzem Herzen viel Freude mit der Geschichte, ich werde das Buch als Krimi allerdings nicht weiterempfehlen. 2 Sterne (für den guten Beginn der Geschichte)

Bewertung vom 05.09.2023
Unsafe / Seaside Hideaway Bd.1
Lastella, Leonie

Unsafe / Seaside Hideaway Bd.1


gut

Seit Nevah und ihr Bruder Miller einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind, befindet sich die gesamte Familie im Zeugenschutzprogramm. Sie landen in einem beschaulichen Städtchen an der kalifornischen Küste, wo sie ein neues Leben beginnen. Voraussetzung ist, dass niemand von ihrer wahren Identität erfährt, was gar nicht so einfach ist. Denn Miller freundet sich prompt mit dem gutaussehenden Nachbar Jackson an, während Nevah vom ersten Moment an mehr als Freundschaft im Sinn hat.

Leonie Lastella war mir als Autorin bisher noch kein Begriff, doch ich habe einige begeisterte Stimmen zu ihren Büchern gehört. Daher kam mir der aktuelle Reihenauftakt „Unsafe“ gerade recht, denn das Thema Neuanfang im Zeugenschutz fand ich interessant und auch ein wenig aufregend, und ich konnte mir gut vorstellen, mit diesem Roman eine spannende Liebesgeschichte vor der Nase zu haben.

Der „unwiderstehliche Mix aus Herzklopfen und Gänsehaut“, wie die liebe Lilly Lucas ihren Eindruck der Geschichte beschreibt – abgedruckt auf der Rückseite des Buches, hat mich allerdings nicht wie erhofft erreicht. Im Grunde plätscherte die Handlung mehr vor sich hin, zumindest habe ich das so wahrgenommen. Es gab zwar einige Ansätze, aus denen man spannende, aufregende Szenen hätte kreieren können, die am Ende aber fruchtlos ins Leere liefen. Beide Hauptaspekte, die Liebesgeschichte zwischen Nevah und Jax und die Brisanz des Zeugenschutzes, wurden mir einfach zu wenig bearbeitet. Nevah und Jax, die mich als Figuren beide nicht vom Hocker rissen, kamen sich viel zu unspektakulär näher, wobei mich deren Dynamik emotional kaum ansprach, während ich Nevahs dramatische Momente, selbst im Hinblick auf ihre Vergangenheit, irgendwie unpassend und überzogen fand. Dass sie ihre Beobachtungen und Vermutungen über einen eventuellen Stalker geheim hielt, aber auch die ständige Abwesenheit der Eltern, wirkte nicht unbedingt realistisch auf mich. Gleichzeitig begegnete sie Miller aber mit erhobenem Zeigefinger und zeigte sich über die Maßen vernünftig, was Nevah für mich zu einer seltsamen Figur machte, die für mich bis zum Ende kein klares Bild ergab.
Auch Jax drang als Charakter nicht wie erwartet zu mir durch. Er hatte zwar auch sein Päckchen zu tragen, doch insgesamt war er mir zu langweilig. Als Paar verblassten Nevah und Jax deutlich im Hintergrund von Millers Persönlichkeit, über den man leider erst im zweiten Band mehr erfährt.

Die Handlung fand ich zwar ganz nett, wird mir aber nicht wirklich im Gedächtnis bleiben. Es gab meines Erachtens wenig spannende Eckpunkte, die meine Neugier hätten wecken können. Millers Momente, seine direkte und vordergründig unerschrockene Art, waren für mich interessante Lichtblicke in der Erzählung. Doch die Entdeckung dieses Charakters muss wohl bis zu Band zwei warten, den ich natürlich lesen werde.

„Unsafe“, Teil eins der „Seaside Hideaway“-Reihe, hat mir leider nur mäßig gefallen. Die aufregende Idee Leonie Lastellas war zwar gut zu lesen, konnte aber den Spannungsmoment nicht wirklich umsetzen, und präsentierte, meiner Meinung nach, auch keine beachtenswerten Protagonisten. Der Roman gehört letztlich für mich zur Kategorie „Kann-man-lesen-muss-man-aber-nicht“.

Bewertung vom 30.08.2023
Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben
Wheeler, Genevieve

Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben


ausgezeichnet

Adelaide ist fast am Ziel ihrer Träume angekommen! Sie lebt in der Stadt ihrer Wahl, hat ihren Master-Abschluss so gut wie in der Tasche, einen gut bezahlten Job, und fantastische Freundinnen, die ihr immer zur Seite stehen. Nur eines fehlt ihr noch zu ihrem Glück: Der perfekte Freund. Als sie eines Tages den gutaussehenden Rory Hughes kennenlernt, schwebt sie auf Wolke sieben. Allerdings will sich die Verbindlichkeit in der Beziehung einfach nicht einstellen, denn Rory entzieht sich ihr jedes Mal aufs Neue. Da beginnt Adelaide an sich zu zweifeln und gerät immer mehr in einen Strudel aus Selbstvorwürfen, bis ein unbedachter Augenblick ihre Welt zusammenstürzen lässt.

Eine wirklich intensive, berührende Geschichte! Ich bin noch ganz atemlos, vom Tempo in Adelaides Gedankengängen und der Dichte an Demütigungen, die sie in dieser Lebensphase erleiden musste. Die Autorin schildert Adelaides Gefühlswelt nämlich sehr detailliert, mit allen dazugehörigen Verwirrungen und blinden Flecken, die wahrscheinlich jeder von uns auch durchaus kennen mag. Doch die Protagonistin entwickelte sich im Laufe der Handlung zu einer Meisterin der Aufopferung, deren Verhalten unfassbar erschütternde Züge annahm. (Ich möchte an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, um den Verlauf der Handlung nicht zu spoilern.) Während des Lesens hatte ich immer wieder die Befürchtung, Adelaide würde sich im nächsten Moment in Luft auflösen, weil sie sich und ihre eigenen Bedürfnisse für andere Menschen aufgab und damit selbst scheinbar überhaupt nicht mehr richtig existierte. So herausfordernd der Roman dahingehend auch war, die zerstörerische Entwicklung Adelaides wurde meiner Meinung fantastisch beschrieben! Die Erinnerung an einzelne Szenen zwischen ihr und Rory rufen immer noch Entsetzen und Wut in mir hervor.

Dabei meinte es die sympathische Adelaide doch nur gut. Sie wirkte immer freundlich und bodenständig, war aufmerksam und hilfsbereit. Eine Freundin, die man sich eigentlich wünschen würde. Doch scheinbar spürte sie ihre Grenzen nicht, denn sie konnte einfach schlecht Nein sagen. Sie komponierte ihr eigenes Drama - an Tragik nicht zu überbieten. Kein Wunder, dass der selbstbezogene Rory hier seine Chance sah.

Glücklicherweise standen der Hauptfigur wunderbare Freundinnen zur Seite. Ich mochte diese lebensfrohen Frauen, die ihre Freundschaft ernst nahmen und gemeinsam lachen und weinen konnten. Vor allem gefiel mir, dass die Freundinnen Adelaide nicht bevormundeten, sondern ihre Entscheidungen bis zu einem gewissen Grad respektierten und trotzdem für sie da waren.

In der zweiten Hälfte des Buches empfand ich die Handlung streckenweise allerdings etwas langatmig, und mit der Diagnose von Adelaides Krankheit ging ich auch nicht hundertprozentig mit. Die Vernachlässigung Adelaides in deren Kindheit und auch der deutlich zu erkennende Narzissmus von Rory wurde meines Erachtens überhaupt nicht beim Namen genannt. Auf mich machte es eher den Eindruck, als stellte man die Protagonistin kurzerhand als schicksalshaft psychisch krank hin – Punkt. Bis auf diesen Aspekt hat mich dann aber das letzte Kapitel, Adelaides neue Lebensphase, doch noch mit der Geschichte ausgesöhnt.

„Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben“ hat emotional viel von mir abverlangt. Gut zu lesen, intensiv, aber nicht komplett zerschmetternd, lässt der Roman Raum hinter die Fassade so mancher Menschen zu blicken. Meines Erachtens ein lesenswertes Buch! / 4,5 Sterne

Bewertung vom 29.08.2023
Das Versprechen einer neuen Zeit / Sturmjahre Bd.2
Scott, Lia

Das Versprechen einer neuen Zeit / Sturmjahre Bd.2


sehr gut

Im Jahr 1919 versucht sich der vom Krieg schwer traumatisierte Archie Dennon, ein neues Leben in seiner Heimat Foxgirth aufzubauen. Dazu gehört auch seine Zuneigung zu der hübschen Vika, auf die er bereits vor dem Krieg ein Auge warf, und die in der Zwischenzeit einen kleinen Sohn namens Archibald zur Welt brachte. Nach den Erlebnissen auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges hat Archie allerdings seine Gefühle tief in sich vergraben und Vika somit die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft genommen. Nach einem heftigen Streit packt sie daher ihre Koffer und kehrt Foxgirth den Rücken. Ob Archie diesen Verlust verkraften kann?

Schön, wieder eine Geschichte über den Dennon-Clan gelesen zu haben! Mich hat schon der erste Band begeistert, und so zog mich Lia Scotts Schreibstil auch hier vom ersten Moment an in den Bann, während mir Freud und Leid der Nachkriegswehen, aber auch die tiefe familiäre Verbundenheit der Dennons, auf ungekünstelte Art und Weise näher gebracht wurden.

Auf Archies Geschichte war ich sehr neugierig, denn bereits im Auftaktband fand ich ihn durchaus charismatisch. Und wie erhofft, zeigte er sich von ihm im Laufe der Erzählung als so viel mehr, wie das verschlossene Raubein, das der Kriegsveteran gerne nach Außen kehrte. Archie hatte viel zu bieten, was allerdings vom Trauma des Krieges verdeckt wurde. Daher führte ihn die Autorin durch eine fantastische Entwicklung, bis ich letztlich seinen befreiten Geist regelrecht spüren konnte. An Emotionen wurde hier also nicht gespart! Die Mischung aus historischen Fakten, Familien- und Liebesgeschichte, war genau nach meinem Geschmack, daher hatte ich erfreulicherweise richtig gute Lesestunden mit diesem Buch.

Doch es ging auch um mehr. Der Erzählstrang um Vika, die mit ihrem Sohn Foxgirth verließ, hatte es ebenso in sich. Die Scheinheiligkeit der Menschen, die Ungleichbehandlung der Geschlechter, die allgemeine Not der Nachkriegszeit, aber auch der Wert der Freundschaft wurde dort thematisiert, was mich phasenweise sehr herausforderte, weil alles unwahrscheinlich nahbar transportiert wurde. Doch leider konnte ich mich für die Figur der Vika überhaupt nicht erwärmen, denn für mich pflügte sie im Laufe ihrer Reise durch so viele Leben, deren Hilfe sie forderte - angetrieben durch ihren falschen Stolz, was sie mir eher jämmerlich, als stark erscheinen ließ. Da die Handlung der Geschichte hauptsächlich von Vikas seltsamen Reaktionen abhing, haderte ich dementsprechend oft mit ihren Entscheidungen und ihrem Auftreten. Vor allem das Finale gefiel mir nicht auf allen Ebenen. Nichtsdestotrotz gab es auch auf Vikas Lebensweg interessante Momente, die mich berührten.

Doch am Ende präsentierte sich mir „Sturmjahre – Das Versprechen einer neuen Zeit“ als ausgezeichneter und unterhaltsamer historischer Roman, der sensible Themen spielerisch und gefühlvoll ansprach. Diese Geschichte, mit ihren vielen Blickwinkeln, hat mich sehr berührt, auch die vorsichtige, aber nachdrückliche Liebesbeziehung zwischen Archie und Vika. Kein Wunder, dass ich mich schon auf Band 3 der Reihe freue. Klare Leseempfehlung! / 4,5 Sterne