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murphy12

Bewertungen

Insgesamt 119 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2022
Gangsta-Oma schlägt wieder zu! / Gangsta-Oma Bd.2
Walliams, David

Gangsta-Oma schlägt wieder zu! / Gangsta-Oma Bd.2


sehr gut

Auf der Jagd nach der neuen schwarzen Katze

Zur besseren Einordnung meiner Rezi möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Erwachsene dieses Buch allein gelesen habe- ohne Beteiligung eines Kindes oder Teenagers. Eine authentische Einschätzung eines Lesers aus der Zielgruppe dieses Buches kann ich somit leider nicht bieten.
Inhaltlich ist diese Geschichte die Fortsetzung der „Gangsta- Oma“. Ben hatte eine innige Beziehung zu seiner Oma, die eine leidenschaftliche Scrabble- Spielerin war, Kohlsuppe liebte und noch vieles andere tat, was typisch für eine gute Oma ist. Gleichzeitig war sie aber auch eine weltberühmte und international gesuchte Juwelendiebin unter dem Decknamen: die schwarze Katze. Ben wollte im letzten Buch mit ihr die Kronjuwelen aus dem Tower stehlen. Inzwischen ist seine Oma leider verstorben und Ben trauert. Plötzlich stiehlt jemand in London wertvolle Schätze und zwar im Stil von Bens Oma. Da er selbst von der Nachbarschaftswache und von der Polizei verdächtigt wird, die Diebstähle begangen zu haben, versucht er den Dieb dingfest zu machen, um sich zu entlasten. Hierbei wird er von einer schwarzen Katze unterstützt, die immer wieder auftaucht und Ben hilft.
Das Buch ist klar aufgebaut und auch ohne den ersten Band verständlich. Die größere Schrift dürfte für jüngere Leser angenehm sein. Die Geschichte ist bebildert. Die Zeichnungen passen sich der Geschichte an und werten sie auf. Zum Teil sind sie auch beschriftet. Das verdeutlicht die Optik der geschilderten Personen oder Gegenstände. Besonders schön finde ich die Bilder nicht- eher lustig.
Der Autor hat eine passende und verständliche Sprache für sein Publikum gewählt. Die eingestreuten Witze kamen mir teilweise wie Klamauk vor- aber vielleicht bin ich einfach zu alt. Manchmal habe ich aber auch sehr gelacht. Humor ist halt sehr individuell. Das Buch lässt sich flüssig und schnell lesen. Es enthält einige Wendungen, die ich nicht vorhergesehen habe. Es hat mich gut unterhalten.
Wer den Humor mag, wird sicher noch mehr Punkte vergeben, ich spreche eine Leseempfehlung aus und werde noch ein Buch dieses Autors lesen.

Bewertung vom 20.09.2022
Kein Sommer ohne dich
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


sehr gut

Tiefe Freundschaft

Der Roman besticht durch seine leichte und überwiegend fröhliche Erzählweise. Es lässt sich gut lesen und entführt den Leser in die Welt von Poppy. Vorweg möchte ich einmal sagen, dass ich über die Namensgebung der weiblichen Hauptperson „Poppy“ nicht glücklich bin und dass mich der Name auch an einigen Stellen genervt hat. Das jedoch nur am Rande, insgesamt habe ich das Lesen genossen.
Das Buch ist in verschiedenen Handlungssträngen unterteilt und der Leser springt zwischen dem aktuellen Sommer und den Sommern der vergangenen Jahre hin und her. Durch die Einteilung in Kapiteln, die eindeutig benannt sind und den Umstand, dass der aktuelle Sommer immer weitererzählt wird und in sich chronologisch aufgebaut ist, konnte ich der Geschichte gut folgen. Der Schreibstil hat mir gefallen. Er ist auch hochwertiger geschrieben als die üblichen 08/15 Liebesromane- eben weil es hier nicht nur um „er trifft sie“ und „jetzt sind sie ein Paar“ mit den üblichen Hindernissen geht. Das hat mir sehr gefallen. Die inneren Zwänge und die Verhaltensweisen der Hauptpersonen Alex und Poppy sind in sich schlüssig aufgebaut und verschwinden auch nicht einfach im Laufe der Geschichte, wenn es sonst zu schwierig wäre, die Protagonisten zueinander zu bringen. Das hat mich beeindruckt.
Eigentlich möchte Poppy nach 2 Jahren nahezu Funkstille die Freundschaft zu ihren besten Freund Alex retten. Deshalb überredet sie ihn mit einer List mit ihr in den Urlaub zu fahren, da der Sommerurlaub bis vor zwei Jahren ihre gemeinsame Zeit war. Hier wird die leichte Erzählweise beibehalten, obwohl nicht alles glatt geht und auch die Gefühle der Hauptpersonen Achterbahn fahren. Besonders gegen Ende rutscht das Buch nur 1 oder 2 Mal ins kitschige ab, aber das habe ich verziehen.
Insgesamt ist es ein schönes Buch, das man -auch gerne bei Regenwetter eingemummelt- lesen kann.
Mit hat es gefallen.

Bewertung vom 14.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


ausgezeichnet

naturgewaltig mit Gruselfaktor

Ich bin ein Fan dieser Autorin und habe schon die meisten ihrer Bücher gelesen- die ins Deutsche übersetzt wurde. Ich ordere ihre Bücher inzwischen quasi blind.
Auch von dem aktuellen Werk wurde ich nicht enttäuscht. Es ist ansprechend geschrieben und lässt sich nicht nur flüssig lesen, sondern hat mich in seinen Bann gezogen und alles andere vergessen lassen.
Es ist ein Mystery Thriller. Ein Leser, der das Übernatürliche grundsätzlich ablehnt und eher belustigend findet, wird mit dieser Lektüre nicht zufrieden sein. Das Buch lebt davon, dass es nicht nur den Charakteren, sondern auch den Lesern eiskalt den Rücken runterläuft.
Erzählt wird der Thriller in drei Erzählsträngen, die teilweise verwoben sind und miteinander in Verbindung treten. Ein Erzählstrang berichtet die Ereignisse der vermissten Wanderer vor einer Woche. Ein weiterer berichtet von Hjörvar, der in einer einsam gelegenen Radarstation arbeitet und dort mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird- der letzte berichtet von Johanna und ihrem Mann Geiri. Johanna ist ehrenamtlich bei der Rettungswacht tätig und sucht mit ihrem Team 4 oder 5 Personen, die von einer Wanderung auf der verschneiten Hochebene in Lonsöräfi in Island nicht zurückgekommen sind. Ihr Ehemann ist Polizist und sucht ebenfalls nach den Vermissten. Sie leben erst kurz in ihrem Haus. Sie drei Erzählstränge wechseln sich ab. In jedem von ihnen gibt es ein mystriöses Element. Zudem haben die Personen aus den Erzählsträngen Berührungspunkte.
Die Charaktere sind nachvollziehbar und plastisch ausgearbeitet. Der Leser kann jeden Aspekt der Handlungen nachvollziehen. Dieser Realismus macht die einzelnen Situationen noch gruseliger.
Ich habe dieses Buch mit großem Genuss verschlungen.

Bewertung vom 14.09.2022
Das siebte Mädchen
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen


ausgezeichnet

Mädchenmörder

Dieser Thriller ist wunderbar geschrieben und sehr spannend aufgebaut. Ich dachte oft, ich wüsste, was als nächstes passieren würde und wer der Täter ist, aber ich wurde eines Besseren belehrt, habe dieses Buch in kürzester Zeit verschlungen und wurde dabei bestens unterhalten.
Besonders positiv ist mir während des Lesens aufgefallen, dass die Autorin die Gabe hat, die Leser mit ganz alltäglichen Dingen einzufangen und (zumindest mich) dazu zu bringen, dass ich mich im Alltag und bei den grundsätzlichen Überlegungen der Hauptfigur wiedergefunden habe. Dadurch wurden eine Vertrautheit mit der Figur und auch eine Authentizität der Figur geschaffen, die die ganze Geschichte trägt und für mich auch realistischer gemacht hat.
In diesem Thriller werden nicht die Polizei oder andere Ermittlungsbehörden bei der Arbeit beobachtet. Sondern Chloe, deren Vater seit fast 20 Jahren wegen des Mordes an sechs Mädchen in Haft sitzt, findet sich unverhofft und auch ungewollt in einer neuen Mordserie wieder. Wieder sind die Opfer junge Mädchen und auch diesmal kennt sie zumindest das zweite Opfer. Dadurch wird sie von der Polizei kurz in die Ermittlungen eingebunden. Das ist aber nicht das Hauptaugenmerk des Thrillers. Chloe ist durch ihre Erfahrungen in der Kindheit geprägt und hat psychische Probleme, die sie selbst zu kurieren versucht. Enge Beziehungen zu anderen Menschen fallen ihr schwer. Ihre Mutter lebt im Pflegeheim und kann nicht mehr sprechen. Zu ihrem Vater hat sie jeden Kontakt abgebrochen. Allein ihr Bruder steht immer zu ihr und will die beschützen. Das Verhältnis zu ihrem Partner und Verlobten ist sehr innig, wird jedoch durch den Bruder kritisch hinterfragt. Es beginnt ein schleichender Prozess, bei dem sie sich plötzlich in ihren eigenen Ermittlungen wiederfindet. Sie wird getrieben von der Vorstellung, dass sie die Morde an den Mädchen auch schon in ihrer Jugend hätte verhindern können.
Der Thriller ist gut konzipiert und geschickt aufgebaut. Ich habe ihn mit großem Genuss und unter Anspannung gerne gelesen. Auch der Umstand, dass die Taten nicht blutig waren und der Leser nicht Zeuge der Morde wurde, hat mir gut gefallen. Dieser Thriller hat eine solche Gewaltverherrlichung nicht nötig. Das schätze ich sehr. Deshalb spreche ich eine deutliche Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 08.09.2022
Jahre mit Martha
Kordic, Martin

Jahre mit Martha


sehr gut

Auf der Suche

Das Buch ist in angenehmer Sprache flüssig geschrieben und lässt sich schnell lesen. Es ist eher eine Selbstbetrachtung oder eine Selbstreflektion der Hauptfigur. Eine Spannung oder auch nur eine Aufregung sucht man in diesem Buch vergebens. Es ist jedoch nicht langweilig- auch wenn ich einige Aspekte des Buches eher kritisch betrachte. Thematisch war es völlig anders als erwartet. Erwartet hatte ich eine Liebesgeschichte zwischen einem (sehr) jungen Mann und einer deutlich älteren Frau. Dieser Aspekt war zwar vorhanden, nimmt aber eigentlich wenig Raum ein.
Der Leser lernt die Hauptfigur Zeljko Drazenko Kovacevic genannt Jimmy kennen, als er 15 Jahre alt ist und seinerseits Martha kennenlernt. Sie ist in etwas im Alter seiner Mutter und eine der Arbeitgeberinnen der Mutter. Jimmy hat 2 Geschwister. Sein Vater arbeitet auf dem Bau und ist deshalb überwiegend auf Montage, so dass die Kinder ohne eine Vaterfigur aufwachsen. Die Mutter kümmert sich allein um die Kinder und hat zudem 3 Putzstellen. Deshalb ist sie ebenfalls kaum zu Hause. Die Kinder arbeiten zudem mit, da sie andernfalls die Arbeit nicht bewältigen könnte. Jimmy hat gute Noten, wird von der überwiegenden Lehrerschaft jedoch benachteiligt und ausgebremst. Seine Eltern sind ihm keine Hilfe gegen die Schule als Institution. Er hat nur ein sehr geringes Selbstvertrauen und weiß nicht, wo sein Platz im Leben ist. Er möchte gegen alle Widerstände seine intellektuellen Möglichkeiten ausschöpfen und schafft es schließlich an die Uni mittels Stipendium. Kaum ein Mensch baut über das ganze Buch hinweg eine tiefere und stabile Beziehung zu Jimmy auf. Zudem distanziert er sich tatsächlich auch von seiner Kernfamilie. Dabei bleibt offen, ob dieses bewusst oder eher unbewusst erfolgt.
Die Beziehung zu Martha, die sich nicht wirklich entwickelt, sondern eher pulsiert, ist schwer zu greifen. Es scheint keine tatsächliche Liebesbeziehung zu sein. Es vermittelte eher auf mich den Eindruck, als ob Martha mit Zeljko spielt und teilweise auch ausnutzt. Er scheint neben der Suche nach körperlicher Nähe, besonders auf der Suche nach einem Vorbild zu sein, das ihm hilft an der Uni und allgemein im Leben einen Platz zu finden und anzukommen. Diese Suche erstreckt sich auch auf einen Professor, der ihn auch eher auszunutzen scheint.
Es ist ausdrucksstark und nachvollziehbar geschrieben, wie Zeljko durch sein Leben taumelt und seine eigentlichen Ziele gar nicht beschreiben kann. Er ist oft unzufrieden, auch wenn er sein Ziel erreicht hat. Seine Zerrissenheit tat mir in der Seele weh. Das Werk ist über weite Strecken melancholisch.
Es ist ein ungewöhnliches und ergreifendes Werk, ohne viel Herzschmerz. Der Klappentext ist leider schlecht gewählt und weckt (zumindest bei mir) falsche Erwartungen.
Insgesamt spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 02.09.2022
Herz sucht Zuhause
Moninger, Kristina

Herz sucht Zuhause


gut

Leider recht vorhersehbar
Ich hatte nach dem Klappentext in das Buch hineingelesen und fühlte mich ausreichend informiert, um mich für dieses Buch zu entscheiden. Leider wurde ich eher enttäuscht.
Während ich zu Beginn noch die recht selbstkritische und eher schüchterne Hauptfigur Charly sympathisch gefunden habe und nur das Gefühl hatte, dass sie einen Schubs in die richtige Richtung benötigt, empfand ich diese immer wiederkehrende Selbstkritik, die sehr vernichtend ausfällt und so ziemlich jede Person in ihrem Umfeld als besser darstellt, mit der Zeit als anstrengend. Zumal diese wiederkehrenden Gedanken ja auch zu keinem Ergebnis führen, die Handlung nicht weiterbrachten und auch zu keiner Änderung in Charlys Verhaltensweise führten. Durch diese Passagen wurde der Roman nicht nur unnötig aufgebläht, er bremste auch meinen Lesefluss aus, so dass ich in den letzten Tagen (entgegen meiner üblichen Art) eher wenig gelesen habe.
Zudem war der Roman leider recht vorhersehbar, so dass es aus meiner Sicht keine „überraschende Wendung“ gab, sondern ich eher irritiert war, dass sich die Hauptfigur so überrascht zeigt, dass die Geschichte zu dieser Auflösung kam.
Insgesamt ist dieser Roman aus meiner Sicht eher eine seichte Liebeskomödie, die leider kaum Innovatives mitbringt.

Bewertung vom 24.08.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


gut

Selbstfindung vs. Verdrängung

Das Buch ist angenehm zu lesen und in einem flüssigen Stil geschrieben. Das Lesen hat mir Spaß gemacht, aber die Protagonisten wuchsen mir nicht ans Herz. Ich habe nicht mit ihnen gelitten, sondern habe eher von der Seitenlinie aus beobachtet, was sie tun und was ihnen widerfährt. Zudem wurde keine homogene Geschichte erzählt. Es gibt Zeitsprünge und Einblicke in die Vergangenheit. Die überwiegend kurzen Kapitel bauten oft nicht aufeinander auf. Es erinnerte mich eher an einen Episodenfilm. Der Geschichte konnte ich dennoch gut folgen, aber es entwickelte sich keine Sogwirkung beim Lesen. Ich konnte das Buch gut aus der Hand legen, habe es aber auch gerne später weitergelesen. Der Schreibstil ist wirklich angenehm, deshalb hätte das Buch durchaus das Potential gehabt, verschlungen zu werden.
Hauptperson ist Debbie, die 19 Jahre alt ist und mit ihrer Mutter und ihrem Onkel auf einem Bauernhof mit Milchviehhaltung lebt. Hier arbeitet sie täglich mit. Ihre Mutter scheint oft in einer eigenen Welt zu leben und zudem nicht viel Empathie für ihre Tochter aufzubringen. Der Onkel versucht den Bauernhof zu betreiben und für seine Familie stark zu sein, er kämpft dabei aber auch gegen eigene Dämonen. Debbie hat gerade ein Studium in Dublin aufgenommen und pendelt zur Uni. Gleichzeitig hadert sie mit sich und ihrer Situation und kommt auch nicht richtig im Studium an. Ein Lichtblick hätte ihre neue Freundin Xanthe sein können, die sie direkt zu Beginn des Studiums kennenlernt. Jedoch hat auch sie eigene große Probleme und so versuchen sich die Beiden zumindest teilweise gegenseitig zu stützen- es fällt ihnen aber sehr schwer.
Im Laufe des Buches werden immer mehr Problemstellungen aufgeworfen. Zudem haben die Figuren mit Unglücksfällen aus der Gegenwart und der Vergangenheit umzugehen. Der Umstand, dass jeder in dieser Erzählung massive Probleme hat und damit unterschiedlich (veranwortungsbewusst) umgeht, ist eher ungewöhnlich. Da für mich keine wirkliche Nähe zu den Protagonisten aufkam, war das ok. Normalerweise hätte ich diesen Umstand wahrscheinlich als eher überfrachtet empfunden.
Es ist eine kurzweilige Geschichte, die ihr Potential leider nicht voll ausschöpft.

Bewertung vom 24.08.2022
Feuerwanzen lügen nicht
Höfler, Stefanie

Feuerwanzen lügen nicht


ausgezeichnet

Inderehrenwort

Nits und sein bester Freund Mischa sind Schüler und kennen sich seit einer Ewigkeit. Nits geht davon aus, dass er alles über seinen besten Freund weiß. Obwohl ihm plötzlich klar wird, dass er noch nie in der Wohnung von Mischa war und zudem auch seine Mutter nicht kennt. Den etwas chaotischen, aber sehr coolen Vater von Mischa und seiner kleinen Schwester Amy kennt er jedoch. Plötzlich wird dem hibbeligen und gerne und häufig reimenden Nits klar, dass sein korrekter, grundehrlicher und starker Freund lügt. Er deckt eine Lüge und ist dann jedoch sehr empört, als ihm klar wird, dass sein Freund auch ihn anlügt. Dadurch wird die Freundschaft der beiden sehr strapaziert.
Die Charaktere der beiden Jungen sind nachvollziehbar und realistisch aufgebaut. Gut gefallen hat mir auch die Entwicklung der Charaktere. Nits übernimmt hierdurch auch mal die Verantwortung und stützt seinen Freund so gut er kann. Dabei wird ihm klar, dass Hilfe nicht immer auf direktem Weg erfolgen kann. Sie muss so gewährt werden, dass sie der andere auch annehmen kann. Mischa, der zunächst versucht die Probleme seiner Familie allein zu vertuschen und zu beheben lernt, seinem Freund und dessen Familie zu vertrauen und gutgemeinte Hilfe anzunehmen. Er stellt fest, dass er sich auf Erwachsene auch stütze kann und nicht jedem Problem allein und schutzlos ausgeliefert zu sein. Die Freundschaft schwankt, hält aber stand.
Die Wortwahl ist authentisch, aber dennoch nicht mit Klischees und Kraftausdrücken überfrachtet. Die Geschichte wird langsam und kraftvoll aufgebaut. Die verschiedenen Probleme kommen erst nach und nach ans Licht. Die Herangehensweise der Jungen, um die Probleme zu lösten, ist realistisch und nachvollziehbar. Sie sind Auslöser der Problemlösung und arbeiten an ihr eigenverantwortlich und kraftvoll mit. Zum Erfolg kommen sie jedoch durch Zufall und Hilfe von ausgewählten Erwachsenen.
Besonders gut hat mir gefallen, dass hier tatsächlich die Realität abgebildet wurde und nicht heldenhafte Figuren aufgebaut wurden, die selbst Kriminelle überführen und im Alleingang Erwachsene ausschalten. Hier wurde kein fiktiver leichter Weg gewählt, sondern eine tatsächliche Möglichkeit der Problemlösung angeboten.
Es ist ein schönes Buch, das zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 20.08.2022
Dein Schweigen, Vater
Benda, Susanne

Dein Schweigen, Vater


gut

Schweres Erbe?

Dieses Buch lässt mich unentschlossen zurück. Schreibstil, Wortwahl und Sprache sind bildgewaltig und passend gewählt. Der Einstieg nach einem kurzen Prolog ist gut gewählt und führt uns in die Tschechoslowakei 1945 nach Brünn. Dort lebt Paul mit seiner Mutter und seinen Großeltern. Paul ist 12 Jahre alt. Sein Vater ist als Arzt in den Krieg gezogen, um dort zu helfen. Das ist nun Jahre her. Nach Kriegende spitzen sich die Zustände in Brünn für die Sudetendeutschen zu. Enteignungen werden ausgesprochen, die deutschstämmige Bevölkerung muss eine Armbinde tragen und ist vogelfrei. Dieses Vorgehen kommt dem Leser beunruhiget bekannt vor. Auge um Auge, Zahn um Zahn- egal wen man konkret dabei trifft. Der Bericht gipfelt in dem Brünner Todesmarsch. Mit dem die Sudentendeutschen „heim ins Reich“ gebracht werden sollten. Hierbei starben hunderte von Menschen- auch durch Mord. In diesem Teilabschnitt des Buches war ich richtig gehend eingesaugt. Durchlebte mit Paul und seiner Familie die schreckliche Zeit und konnte dabei kaum atmen. Wäre das ganze Buch so intensiv gewesen, hätte ich es abbrechen müssen.
Danach gibt es einen Zeitsprung und Paul ist nun erwachsen, verheiratet und bekommt gerade sein erstes Kind- Maria. Auch dieser Abschnitt ist gut geschrieben. Ich habe allerdings mehrere Seiten gebraucht, bevor ich mich beim Lesen entspannen konnte und tatsächlich nicht mit jedem neuen Satz Rückblenden befürchtet habe.
Mit den Erzählungen aus der Gegenwart von Maria und ihrem Bruder Uli bin ich dann nicht richtig warm geworden. Der Beginn der gemeinsamen Reise wirkt auf mich kopflos und irgendwie nicht stimmig. Der Umstand, dass das Schweigen des Vaters über seine Kriegserlebnisse tatsächlich Auswirkungen auf seine Kinder gebt habe, blieb für mich eher nebulös und erwuchsen eher aus Hinweise in Form von innerlichen Fragen der Protagonisten, die jedoch nicht oder kaum beantwortet wurden.
In der Summe hat das Buch somit für mich einen starken Beginn, der jedoch auch kaum zu ertragen ist und schwächelt dann im weiteren Verlauf.

Bewertung vom 16.08.2022
Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen
Reinhardt, Kirsten

Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen


ausgezeichnet

Nachts auf dem Friedhof

Zur besseren Einordnung meiner Rezi möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Erwachsene dieses Buch allein gelesen habe- ohne Beteiligung eines Kindes oder Teenagers. Eine authentische Einschätzung eines Lesers aus der Zielgruppe dieses Buches kann ich somit leider nicht bieten.
Der Klappentext beschreibt den Einstieg in das Buch eigentlich schon sehr gut.
Hauptperson ist Elvis Gursinski, der mit seinen Eltern (in einer Art Wechselmodell) auf dem Friedhof lebt. Nach und nach erfährt der Leser, dass sich die Eltern von Elvis in letzter Zeit verändert haben. Das Ergebnis ist, dass sich Elvis nicht nur im Wesentlichen selbst versorgen, sondern dass er sich auch überwiegend allein um die Instandhaltung des Friedhofs kümmern muss. Seine Mutter ist Altenpflegerin und zudem Künstlerin. Diese Aufgaben vereinnahmen sich zeitweise so sehr, dass sie für Elvis nicht erreichbar ist. Sein Vater überfällt oft eine Müdigkeit oder ein Schwermut, der ihn nicht mehr funktionieren lässt. In diesem Spannungsfeld lebt Elvis und versucht alles selbst zu regeln. Spannend finde ich, dass Elvis zwar „komisch“ auf seine Mitmenschen wirkt und auch keine Freunde hat, sich dennoch aber nicht hängen lässt. Er beschimpft seine Eltern auch nicht- er setzt sich vielmehr ein. Der Umstand, dass er mit Geistern sprechen kann, wird ohne größere Aufregung wie nebenbei eingeführt. Es ist insoweit stimmig und wurde von mir auch nicht hinterfragt.
Die Stimmung in dem Buch empfand ich überwiegend düster und unheimlich. Heitere Episoden gab es zwar auch, aber der Humor spielte für mich eine eher untergeordnete Rolle. Die Spannungskurve umfasst fast das gesamte Buch. Ich konnte mich ihr nicht entziehen und habe ab der Hälfte das Buch es nur noch ungern aus der Hand gelegt. Es ist schön geschrieben. Außergewöhnlich und bemerkenswert fand ich auch, dass der Prolog in einem anderen Stil verfasst wurde, als das restliche Buch.
Elvis und auch Dalia sind als Hauptfiguren gut herausgearbeitet worden. Sie handeln nachvollziehbar und authentisch. Trotz der übernatürlichen Anteile des Buches haben die beiden keine Superkräfte im eigentlichen Sinne und tun sich auch nicht zusammen, um etwas Böses zu besiegen. Sie leben ihren Alltag; bewältigen ihre jeweiligen Aufgaben und stolpern eher zufällig in die eigentliche Problemstellung des Buches. Dadurch wirken sie nicht überheblich oder allwissend. Mir gefallen sie so hervorragend.
Für Kinder und Teenager, die sich auch etwas gruseln mögen, kann ich dieses Buch empfehlen. Ich wurde gut unterhalten.