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Marianna T.

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 24.02.2021
Aus der Mitte des Sees
Heger, Moritz

Aus der Mitte des Sees


sehr gut

Selbstgespräche eines Mönchs

Lukas ist, seitdem sein Freund Andreas eine Familie gegründet hat, der einzige junge Mönch in einer Benediktinerabtei. Der Verlust bringt ihn dazu, sich die Sinnfrage zu stellen. In einem inneren Monolog, nur durch einzelne Dialoge unterbrochen, wendet er sich nahestehenden Menschen zu. Da ist neben dem ehemaligen Bruder Andreas, Sarah, der er sich gefährlich nah fühlt sowie ein Junge, der ins Kloster eintreten möchte. Sein Element ist das Wasser. Im See am Kloster lässt er seine Gedanken schweifen, Wellen schlagen und in die Tiefe sinken.

Der Autor Moritz Heger erzählt authentisch und spannend vom Klosterleben und den Mönchen. Sicherlich sind seine Schilderungen so realistisch, weil er Erfahrungen als Gast im Kloster hat. Es gelingt ihm gut den Glaubens- und Sinnfragen intensiv nachzugehen und dies auf eine neutrale, sogar wertschätzende Art. Das ist thematisch garnicht so einfach bei der vielen Kritik, Missbrauchsvorwürfen und dem Austritt vieler Mitglieder in der katholischen Kirche. Aber vielleicht deshalb umso interessanter?
Heger zeigt das zutiefst Menschliche in den Gottesmännern, macht sie nahbar. Die Einblicke in das Seelenleben des jungen Mönchs Lukas sind sehr tiefgründig und seine Lebensfragen nachvollziehbar, denn sie betreffen alle Menschen. Es geht um Liebe, Verluste und die Beziehung zu sich selbst. Mönch Lukas windet sich, schweift aus und gibt seinen Gedanken Raum. Es wäre leicht, sich in die Gedanken zu verstricken und sich darin zu verlieren. Verhindert wird dies durch die sinnlichen Beschreibungen des Klosteralltages und des Sees sowie den Begegnungen mit Sarah. So steht der Gedankentiefe genügend Realität entgegen.

Die Erzählung ist poetisch und philosophisch. Der Bezug zum See ist ein starkes Sinnbild für die elementaren Lebenfragen. Zudem lockert es die tiefgründige und sehr dichte Erzählung auf. Die Atmosphäre wird dadurch sehr einladend und tröstlich. Es ist beeindruckend wie der Autor Gedankenspiele, kraftvolle Sprachbilder, geniale Wortspiele und sinnliche Beschreibungen zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Sprachgewaltig! Zwar sind die Ausführungen nicht immer sofort zu verstehen, müssen vielleicht ein zweites Mal gelesen werden, sind aber in jedem Fall bereichernd. Das Lesen und Verstehen braucht also Zeit. Der Aufbau als innerer Monolog bringt es zudem mit sich, dass alles ineinander übergeht und nicht immer klar ist, an wen sich Lukas gerade richtet. Es fehlt manchmal die Orientierung, die Struktur. Erst im Laufe der Texte benennt Lukas sein Gegenüber. Es ist jederzeit damit zu rechnen, dass er im nächsten Moment mit den Gedanken woanders ist. Es geht von Einem zum Nächsten und in Schleifen zurück.

Die Geschichte und Lukas' Entwicklung hat es in sich, sie geht unter die Haut. Es werden Tatsachen geschaffen. Unerwartet geht es bis zum Äußersten. Das Ende lässt einiges offen. Ganz unerwartet. Das macht die Geschichte so mitreißend.

Ein sprachgewaltiges und tiefgehendes Zwiegespräch über essentielle Lebens- und Glaubensfragen. Sehr anregend und bereichernd.

Bewertung vom 22.02.2021
Die Erfindung des Dosenöffners
Bagci, Tarkan

Die Erfindung des Dosenöffners


ausgezeichnet

Humorvoll mit Tiefgang

Timur Aslan langweilt sich in der Lokalredaktion des Westfälischen Kuriers. Alle anderen in seinem Alter, das sieht er in den sozialen Medien, führen ein aufregendes und perfektes Leben. Umso mehr strebt er nach einem Volontariat in einer größeren Redaktion. Er sucht eine gute Story, um sich zu beweisen. Nicht so leicht in einer Kleinstadt.

Die Geschichte lässt sich leicht lesen, kann sogar in einem Stück durchgelesen werden. Es ist spannend, wie Timur sich durch seinen Alltag kämpft: um sich selbst drehend, auf der Suche nach dem perfekten Leben. Er ist sehr sympathisch, nicht nur wegen seiner jugendlichen Sprache und dem schwarzen Humor. Vielmehr noch sind es seine Ansichten, die mit der Zeit herausgearbeitet werden. Auch sein Vater und Annette sind sehr sympathisch und interessante Charaktere. Bei beiden zeigt sich aber erst später, was sie zu bieten haben.

Besonders ist die humorvolle, leichte Art mit der brisante Inhalte spannend verpackt sind. Das ist auch der Reiz der Geschichte, die sogar noch abenteuerliche Formen annimmt. Der Autor, ganz Komiker, zeigt seine genaue Beobachtungsgabe in geschickten Formulierungen. Er spricht auf manchmal witzige, manchmal merkwürdige Weise bedeutende gesellschaftliche Themen an. Der Autor lässt Timur reifen und hält ihm wichtige Erkenntnisse bereit.

Die Geschichte ist berührend und bleibt in Erinnerung. Es ist ein witziges und tiefgründiges Abenteuer eines Heranwachsenden. Unterhaltsam und gesellschaftskritisch.

Bewertung vom 10.02.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


gut

Potenzial nicht ausgeschöpft

Nora Seed nimmt sich das Leben. Sie geht in einen Schwebezustand zwischen Leben und Tod über und landet in der Mitternachtsbibliothek. Dort kann sie alle Leben ausprobieren, um die sie trauert und kann die Entscheidungen rückgängig machen, die sie am meisten bereut.

Die Geschichte ist anfänglich eher bedrückend, Nora's Leben hoffnungslos. Das Herunterzählen der Stunden vor ihrem Suizidversuch wirkt etwas makaber. Kapitelweise spitzt sich die Situation immer mehr zu, insofern erhöht der Herunterzählen auch die Spannung. Die Hoffnung richtet sich dabei auf die Ausgestaltung des Lebens nach ihrem Tod. Haigs Idee mit der Bibliothek zwischen Leben und Tod ist interessant und eröffnet Nora Möglichkeiten ihr Leben zu überdenken. Die Geschichte bekommt dadurch mehr Tiefe und macht nachdenklich. Aber was ist denn die Lösung? Muss man einfach nur das "richtige" Leben wählen? Dieser Teil des Buches, die Suche nach dem richtigen Leben, zieht sich für mich sehr in die Länge. Die Leben werden negiert, als wäre mit einer Enttäuschung schon alles an dem Leben falsch. Das erscheint mir zu platt und die Botschaft falsch. Die weiteren Entwicklungen erscheinen mir dann stimmiger und söhnen mich mit der Geschichte aus. Es mag sein, dass das Ende zu schön ist. Es gibt aber nichts über eine hoffnungsvolle Botschaft und die findet sich hier.
Nora wirkt, trotz der tiefen Einblicke in ihr Seelenleben, unnahbar. Ihre Entwicklung wirkt ein wenig aufgesetzt, weil sie schnell passiert. Die anderen Charaktere tauchen nur als Randfiguren auf und haben wenig Tiefe. Schade!
Hinzu kommt, dass sich die Geschichte merkwürdig entwickelt, nicht erst als sogenannte "Slider" thematisiert werden. Es erklärt sich nicht immer, weswegen bestimmte Ereignisse/Menschen für die Geschichte wichtig sind. Es wird zu viel angeschnitten, aber nicht vertieft. Die Umsetzung der Thematik wirkt auf mich platt und entfaltet nicht ihr Potenzial. Das zeigt sich auch darin, wie Depressionen, Selbstverletzungen und Panikattacken zwar als Thema eingebracht, aber nicht immer mit den Ereignissen verbunden werden. Es ist, als stehe ein Elefant im Raum.

Ein fantasievoller Roman, der sein Potenzial nicht ausschöpft. Mit einigen Längen und Merkwürdigkeiten, doch letztendlich einer hoffnungsvollen Botschaft.

Bewertung vom 08.02.2021
Der Klang der Wälder
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


sehr gut

Der Titel könnte nicht treffender sein

Als der junge Tomura auf den Klavierstimmer Itadori trifft, eröffnet sich ihm eine neue Welt. Beim Erklingen des Klaviers fühlt er sich in die Berge und Wälder seiner japanischen Heimat zurückversetzt. Für ihn beginnt eine aufregende Zeit voller Hingabe und Selbstzweifel.

In diesem besonderen Roman geht um den Sinn des Lebens, der sich für den jungen Japaner Tomura im Zusammenspiel von Klang und Natur findet. Es ist auffallend, wie sich die Autorin mit diesem Motiv befasst, Wälder und Landschaften immer wieder in den schönsten Farben ausmalt. Der Buchtitel ist also mehr als passend gewählt.

Der Roman ist sehr sinnlich und poetisch. Die Geräusche des Waldes, sprudelndes Quellwasser, einzelne Tiere und Bäume werden ausführlich beschrieben. Sie werden nicht nur beschrieben, sie werden zum Leben erweckt. Es ist wie ein Sog, der in die Welt des Buches führt. Eine Welt die ebenso voller technischer Klaviersprache ist, dadurch aber an Reiz gewinnt. Trotzdem kann einem bei den vielen Akkorden, Dreiklängen, Frequenzen und Resonanzen auch mal schwindelig werden.

Der Roman hat interessante Charaktere zu bieten, doch kein anderer ist so ausgefeilt wie der junge Tomura. Durch seine Selbstvergessenheit, Beharrlichkeit und seine volle Hingabe in das Klavierstimmen ist er eine spannende Hauptfigur. Er hat viele kluge Gedanken, die die Autorin geschickt ausformuliert. Die Erzählung ist an vielen Stellen weise und lehrreich. Das Finden eines Lebenssinnes ist nicht einfach, das zeigt sich hier. Myiashita lässt die Lesenden tief in sein Innerstes blicken und reduziert die Erzählung drumherum eher. Dadurch wirkt er etwas abgekoppelt von den Anderen. Seine vielen Selbstzweifel und seine permanente Selbstunterschätzung sind auf Dauer herausfordernd. Anders als oftmals üblich wird hier ein junger Mann mit seinen Schwächen gezeigt, der im Werden ist. Seine Schwächen scheinen gleichzeitig seine größten Stärken zu sein.

Es ist ein Roman voller Tiefe und vieler Assoziationen, der sich beharrlich mit dem Natur-Klang-Motiv befasst. Ein Roman über die Schönheit in der Welt. Das macht es zu einer ungewöhnlichen Lektüre, die bestimmt nicht für jeden genügend Spannung zu bieten hat.

Klare Leseempfehlung! Die Geschichte lässt Eintauchen. Im Mittelpunkt stehen phantastische Naturbeschriebungen und ein junger sinnlicher Mann, der im Erzeugen von Klang seine Bestimmung findet.

Bewertung vom 01.02.2021
Vati
Helfer, Monika

Vati


sehr gut

Von Nähe und Begreifen

Der Roman schließt an das Vorgängerbuch "Die Bagage" an. In beiden Büchern befasst sich Monika Helfer mit ihrer Familiengeschichte. In diesem Teil geht es um ihren Vater, einen durch Krieg und schlimme Ereignisse gebrochenen Mann.

Die Schilderung der Ereignisse ist eher reduziert auf die Fakten. Das Schweigen des Vaters, seine zeitweise Abwesenheit sorgen dafür, dass er schwer greifbar ist. Vorallem seine Beweggründe und sein Innenleben lassen sich nur vermuten. Frau Helfer gelingt es ganz gut, die Bruchstücke zusammenzusetzen. Sie baut viele Dialoge ein, auch nachträgliche Bewertungen und Deutungen anderer Familienmitglieder. Es ist erstaunlich wie treffend sie ihre Worte für lange zurückliegende Erinnerungen wählt und mit welcher Kraft diese Beschreibungen wirken. Der "Vati" bleibt trotzdem schwer zu begreifen und die Erzählung sucht seine Nähe.

Die Erzählweise ist sehr angenehm - persönlich aber wenig emotional. Die Autorin selbst wirkt auch etwas unnahbar. So wird es nicht zu dramatisch, ist eher unaufgeregt. Trotzdem hat die Erzählung eine gewisse Spannung und Schwere. Die Kinder wachsen in schwierigen Verhältnissen auf, die Familie schlägt sich so durch. Es ist erstaunlich, dass Monika Helfer ohne Abwehr und Vorwürfe auf ihre Eltern zurückblickt.

Das ist es wohl, eine Annäherung an den unnahbaren Vater, ein Begreifen wollen. Es ist eine berührende und trotzdem distanzierte Familiengeschichte.

Bewertung vom 25.01.2021
Krass
Mosebach, Martin

Krass


gut

Abgedreht

Ralph Krass ist ein reicher Geschäftsmann, aber vor allem eine Authorität, ein Blender und Verschwender. Er versammelt Menschen um sich, "Subjekte", die er in Besitz nimmt, sie aus ihrem Leben entrückt. Mit ihnen reist er von Neapel nach Frankreich, bis alles auseinanderbricht und noch bizarrere Formen annimmt.

Der Roman ist wunderlich, eine seltsame Geschichte mit Charakteren, die in ihren Unzulänglichkeiten und Skurilitäten gezeigt, ja eher verhöhnt und bloßgestellt werden. Die eigenwillige Dynamik untereinander, dann der unvermittelte Abbruch der gemeinsamen Reise, die Einsamkeit der zurückgelassenen Einzelnen mit ihren merkwürdigen Anwandlungen - alles ziemlich grotesk.

Hinzu kommt die auffallend provokative, ausschweifende und abgedrehte Erzählung. Ganze Passagen scheinen sich schwer in die Geschichte einzufügen und ziehen sich in die Länge. Auffallend sind die lyrischen Ausschweifungen, die sehr zum Nachdenken anregen und mehrmals gelesen auch verständlich werden. Dagegen sind die eingestreuten unpassenden Fremdwörter und abstrusen Sprachbilder eher störend. Da ist zum Beispiel das Bild des Wildschweinmannes im Zug, dem man Zartheit entlocken könne (Seite 52), oder das der Frau, die wie ein großes Mädchen nackt auf dem Bidet mit den Händen plätschert, wie mit "zwei paddelnden Entenfüßen; das Pelzchen war triefnass" (Seite 31). Alles scheint ein einziger Kampf zu sein und mittendrin der narzistische Herr Krass. So ist die Sprache durchzogen von hemmungslosen, brachial-kriegerischen Ausdrücken.

Die ganze Erzählung scheint anecken zu wollen, alles fällt aus dem Rahmen und das passt dann auch wieder zum Titel: krass.

Dieser Roman ist am Ehesten was für Literaturbegeisterte, die sich auch durch ungewöhnliche Passagen nicht abschrecken lassen und der lyrischen Form etwas abgewinnen können. Immerhin ist es eine Erzählung, die durch detaillierte Charakterbeschreibungen, ungewöhnliche Konstellationen und Gesellschaftsanalysen auffällt und darin wohl ihren Reiz entfaltet.

Eine ungewöhnliche Erzählung über die Absurdität menschlichen Lebens. Über 500 Seiten, die vollkommen aus dem Rahmen fallen. Sehr anspruchsvoll. Einfach nur: krass.

Bewertung vom 11.01.2021
Ada
Berkel, Christian

Ada


ausgezeichnet

Unerwartet eindrücklich

Ada wird 1945 als Kind einer Jüdin in Leipzig geboren und flieht mit ihrer Mutter nach Argentinien. Ein paar Jahre später muss sie sich in Berlin in ihre Heimat einfinden. Sie wächst mit dem Schweigen ihrer Mutter und den umwälzenden Ereignissen der deutschen Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg auf.

Nach "Der Apfelbaum" ist "Ada" der zweite Roman in einer Trilogie. Berkel befasst sich darin mit der Geschichte der Frauen in seiner Familie.

Dieser Roman hat mich unerwartet begeistert. Christian Berkel zeigt sich als wahrer Schriftsteller. Er schafft es die frühere deutsche Geschichte ergreifend zu beschreiben und das aus Sicht einer jungen Frau. Seine einfühlsamen Beschreibungen begleiten Ada in ihrer Entwicklung. Ihre Haltlosigkeit, der große Druck des Schweigens und die Suche nach ihrem Ich sind bewegend und realistisch dargestellt. Ihr Erleben ist raumgreifend.

Berkel hat eine ausdrucksstarke Sprache, bringt Zusammenhänge humorvoll und bildreich auf den Punkt. Die Dialoge im Berliner Dialekt wirken authentisch, ebenso die poetisch anmutenden Gedanken seiner Hauptfigur. Er bringt der Schwere und Eindrücklichkeit ebenso viel Humor und Leichtigkeit entgegen.

Der Roman hat mich ergriffen, mich in das Geschehen eingesaugt, mich bewegt und nachdenklich gemacht. Berkel gelingt es die geschichtlichen Ereignisse nah rücken zu lassen, ihnen die Bedeutung zu geben die ihnen zukommt. Die Geschichte lebt weiterhin in den nächsten Generationen. Mit diesem Gefühl habe ich das Buch beendet.

Ein beeindruckender Roman über die Entwicklung einer Frau in schweren Zeiten und die Umwälzungen des 20.Jahrhunderts in Deutschland. Sehr eindrücklich.

Bewertung vom 27.11.2020
Asterix - Der Goldene Hinkelstein
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Asterix - Der Goldene Hinkelstein


sehr gut

Ein kurzes Vergnügen

Der Barde Troubadix ist überzeugt von seinen Gesangskünsten, doch damit ist er der Einzige. Er will es allen zeigen und auf dem Gesangswettbewerb den goldenen Hinkelstein gewinnen. Asterix und Obelix befürchten, dass es für ihn schlecht endet und begleiten ihn deswegen zu seinem Schutz. Dabei stolpern sie natürlich wieder über die Römer.

Anders als die bekannten Comics um Asterix und Obelix wurde diese Geschichte erstmals 1976 als Schallplatte mit Begleitheft und das nur in Frankreich herausgegeben. Geschrieben und gezeichnet wurde sie von den inzwischen verstorbenen Autoren René Goscinny und Albert Uderzo und nun etwas aufgefrischt in ein Bilderbuch gefasst. Die Erzählung ist dementsprechend eher kurz und übersichtlich, eben nur ein kleines Abenteuer. Der ganze Stil ist originalgetreu, die Handlung und die Charaktere gewohnt. Schön sind auch die ungewöhnlich großen Bilder. Das unterscheidet das Bilderbuch zum Comic, denn im Buch sind nur wenige, allerdings großformatige Bilder. Die Geschichte ist leider schnell vorüber und die Handlung sehr begrenzt. Da ist es vorteilhaft parallel zum Bilderbuch das Hörbuch zu hören. Die Gesänge machen schon was her.

Eine knappe Geschichte als Bilderbuch im kultigen Stil von Asterix und Obelix.

Bewertung vom 03.11.2020
Im nächsten Leben wird alles besser
Rath, Hans

Im nächsten Leben wird alles besser


sehr gut

Eine Wucht

Hans Rath gibt in diesem Roman wieder interessante Einblicke in das Seelenleben eines Mannes. Arnold kommt mit seiner Schwarzseherei nicht weiter. Die Welt wird untergehen, davon ist er überzeugt. Ob seine Ehe das überstehen wird? Doch dann wacht er plötzlich in der Zukunft auf - hochtechnisiert und überwachend.

Dieser Roman lässt mich mit sehr ambivalenten Eindrücken zurück. Einerseits ist es gut möglich in das Geschehen einzutauchen und sich in die komplexe Zukunftsvision einzulesen. Diese ist beeindruckend kreativ und vielschichtig. Arnold's Erlebnisse sind berührend und die Charaktere realistisch und umfassend beschrieben. Besonders der liebenswürdige Gustav ist ein Herzstück des Romans. Die Geschichte liest sich gut und ist schlüssig aufgebaut. Extrem beeindruckend ist die thematische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Drang nach Perfektion, dem Wunsch nach ewigem gesunden Leben ohne emotionale und körperliche Beschwerden sowie Ansichten zu lebenswerten und nützlichen Menschen. Dabei werden psychologische, philosophische und andere wissenschaftliche Ansätze miteingebunden. Das Lesen macht nachdenklich und ist sehr anregend, richtiggehend beeindruckend. Moralisch gesehen eine Wucht.

Andererseits bin ich froh, das Buch durch zu haben. Es ist anstrengend Arnold als Charakter zu erleben. Er wirkt nervig und naiv, ist anfänglich überkritisch und dann fast schon lethargisch. Seine Suche nach Möglichkeiten schlechte Entscheidungen von vor 25 Jahren zu ändern ist anstrengend. Das Ende des Ganzen ist schnell vorhersehbar. Darüber hinaus ist die Zukunftsvision, die Hans Rath zeichnet, sehr abschreckend und geht fast in Richtung eines Thrillers. So als sollte sie ausschließlich abschrecken und die Lesenden zum Umdenken bewegen. Umdenken im Bezug auf den Verschleiß der Natur, die übermäßige Technisierung, den unachtsamen und abwertenden Umgang mit schwächeren Menschen und die Geringschätzung von seelischem und körperlichen Schmerz. Sehr anspruchsvoll und intensiv. Keine leichte Unterhaltung, im Gegenteil. Es trifft mit voller Wucht.

Insgesamt ist dieser Roman sehr lesenswert, obwohl die Zukunftsvision sehr abschreckend und anmahnend ist.