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Benutzername: 
BabsyZ
Wohnort: 
Waiblingen

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2022
Das Letzte, was du hörst
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


ausgezeichnet

Hörgefühlt heißt der Podcast, über den „Frauenflüsterer“ Marc Maria Hagen seine Anhänger/innen mit seiner charismatischen Stimme und seinen Aussagen in den Bann schlägt. So sehr, dass sie bereit sind, viel Geld für Coachings auszugeben. Doch der Mann hat Geheimnisse, seine Vergangenheit ist vollkommen unbekannt und auch Fotos gibt es keine von ihm. Als die Männer zweier Hörgefühlt-Anhängerinnen grausam ermordet werden und die beiden Frauen ebenfalls tot aufgefunden werden, beginnt Kommissarin Carola Barreis mit den Ermittlungen.

Spannend von der ersten Seite an zieht uns Andreas Winkelmann wieder einmal gekonnt in seinen Bann. Dabei wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und Zeitebenen erzählt. Mal erfahren wir die Dinge aus der Sicht von Roya, dann sind wir tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der äußerst sympathischen Kommissarin eingebunden und schließlich erzählt der Täter selber in Rückblenden von seiner Kindheit und dem Drang, der ihm zum Mörder macht. Das ist nicht nur abwechslungsreich sondern führt immer wieder auf die falsche Fährte und bietet viele Wendungen. Dabei sind die Charaktere sehr authentisch und glaubwürdig beschrieben. Vor allem Kommissarin Barreis und ihr alter Freund und Paul, seines Zeichens Gerichtsmediziner, haben es mir angetan.

Mein Fazit: ein typischer Winkelmann: spannend, immer wieder überraschend, absolut lesenswert!

Bewertung vom 10.06.2022
Das verschlossene Zimmer (eBook, ePUB)
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Krakau im Frühjahr 1939. Die junge Marie lebt mit ihrem Vater, dem erfolgreichen Arzt Dominik Karski in recht guten Verhältnissen. Was Marie fehlt, ist ihre Mutter, an die sie kaum Erinnerungen hat und über die ihr Vater nicht sprechen will. Ein Geheimnis liegt in der Luft, dass die Vater-Tochter-Beziehung trübt. Ebenso wie die Tatsache, dass Marie entgegen des Rates von Dominik Medizin studieren will. Als Marie schließlich ihrer großen Leibe Ben Rosen wieder begegnet und heimlich zum Judentum konvertiert, um Ben zu heiraten, spitzen sich die Ereignisse auch zu. Und die deutsche Armee beginnt ihren Einmarsch auf Polen.

Das verschlossene Zimmer ist ein beeindruckender Roman über das schwierige Leben in Polen zwischen den beiden Weltkriegen. Antisemitismus, die Unterdrückung der Frauen, bittere Armut, das sind die Themen, die äußerst berührend und eindrucksvoll behandelt werden. Dabei sind die Charaktere allesamt authentisch, so dass man zwangsläufig mit fühlt. Auch ist die Geschichte aus wechselnden Perspektiven erzählt; in Rückblenden wird so die Geschichte von Maries Mutter Helena offenbart. Und ich muss gestehen, bei mir sind an manchen Stellen tatsächlich Tränen geflossen.

Mein Fazit: Ein berührender, aufwühlender Roman über starke Frauen und grausame Zeiten. Sehr lesenswert.

Bewertung vom 01.06.2022
Kaltherz (eBook, ePUB)
Faber, Henri

Kaltherz (eBook, ePUB)


sehr gut

Kim Lansky ist eigentlich schon am Ende, als sie doch noch eine letzte Chance erhält: die Polizistin ist aus jeder Abteilung geflogen, doch ihr alter Kinderfreund Rizzi holt sie in die Abteilung für Vermisstenfälle. Hier führt sie direkt der erste Anruf zu Clara Lipmann, deren kleine Tochter Marie aus dem Auto verschwunden ist, und die gerade einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Lansky will der Mutter unbedingt helfen, umso mehr, als sich deren Ehemann Jakob als eiskalter Business-Mann entpuppt. Doch schon bald stößt die Polizistin auf Ungereimtheiten und bringt nicht nur sich selbst in Lebensgefahr.

Kaltherz ist ein echter Pageturner, der einen von der ersten Seite in den Bann zieht und nicht mehr los lässt. In kurzen Kapiteln lässt Henri Faber Clara, Jakob, Kommissarin Lansky und auch die kleine Marie zu Wort kommen. Das ist sprachlich brillant gelöst, dabei mit so viel Tempo und Sprachwitz, dass es ein echtes Vergnügen ist. Die Charaktere sind gut und stimmig beschrieben, allen voran wurde Kim Lansky für mich ein echter Sympathieträger. Und immer wenn man denkt, man ist der Lösung ein Stück näher, schlägt die Handlung wieder einen Haken und geht in eine andere Richtung. Einzig das Ende war mir ein wenig zu schnell und zu unglaubwürdig, deswegen gibt es einen kleinen Abzug.

Mein Fazit: spannender, sprachlich brillanter Pageturner voller unerwarteter Wendungen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.05.2022
Vati
Helfer, Monika

Vati


ausgezeichnet

Josef hatte kein einfaches Leben. Ein Kind aus armen Verhältnissen hat er Glück und findet Förderer, die sein Potential erkennen und seine Liebe zu Büchern fördern. Doch kurz vor der Matura muss er in den Krieg und kommt als Kriegsversehrter zurück. Ein Bein wurde ihm genommen. Doch dafür findet er im Lazarett seine Frau Grete kennen, mit der er vier Kinder hat. Doch auch diese Glück ist nur von kurzer Dauer. Und so zieht sich der Witwer immer mehr aus der Welt.

Mit Vati begibt sich Monika Helfer auf die Suche nach einem Mann, den sie nie wirklich kennen lernen konnte und den immer ein Geheimnis zu umgeben schien. Gleichzeitig erzählt sie die Geschichte ihrer Familie und ihrer Kindheit. Wie schon in „Die Bagage“ geschieht das klar und authentisch, mit viel Wärme und äußerst berührend. Die Charakter sind liebevoll gezeichnet, die schwere Zeit des 2. Weltkrieges ebenso authentisch beschrieben wie die nicht immer einfachen Familienverhältnisse.

Mein Fazit: eine berührende Annäherung an den Vater. Absolut lesenswert

Bewertung vom 10.05.2022
Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Reid, Taylor Jenkins

Die sieben Männer der Evelyn Hugo


ausgezeichnet

Als die junge Journalistin Monique Grant den Auftrag erhält, für ihre Zeitung einen Bericht über die große Diva Evelyn Hug und die anstehende Auktion ihrer Kleider zu schreiben, ahnt sie nicht, auf welches Wagnis sie sich einlässt und wie nachhaltig es ihr Leben verändern wird. Denn Evelyn will endlich die ganze Wahrheit über ihr skandalöses Leben erzählen und Monique soll ihre Biografin sein.
Je mehr sich die Gespräche zwischen Schauspielerin und Journalistin dem Ende näher, um so mehr wird klar, dass Evelyn ein Geheimnis hütet, das Monique ganz direkt betrifft.

Dieser Roman ist einfach wunderbar. Taylor Jenkins Reid versteht es, das glamouröse Hollywood vergangener Tage vor dem Auge der Leser/innen wieder auferstehen zu lassen. Zwangsläufig drängen sich die Gedanken an Marilyn Monroe, Elizabeth Taylor oder Katherine Hepburn auf. Das ist leicht und mitreißend geschrieben, dabei immer authentisch und sehr tiefgründig. So werden Menschen beschrieben, die für ihren Traum von Ruhm und Unsterblichkeit Lügen, Betrügen, oft auf Kosten anderer und dabei ihr eigenes Glück verleugnen. Und es ist ein Plädoyer für Toleranz in jeder Beziehung, sei es Hautfarbe, Herkunft oder sexuelle Orientierung.

Mein Fazit: Ein hinreißender Roman über die schöne Scheinwelt Hollywood mit Tiefgang. Absolut lesenswert!

Bewertung vom 08.05.2022
Die Psychologin
Flood, Helene

Die Psychologin


sehr gut

Die Psychologin Sara und ihr Mann Architekt Sigurd sind jung, stehen beide am Anfang der Selbstständigkeit und chronisch mit sich und ihrem Leben überfordert. Während Saras Praxis für Jugendliche schleppend anläuft arbeitet ihr Mann bis spät in die Nacht. Das Haus, das die beiden geerbt haben, ist im Umbau, doch auch dieser kommt nicht voran. Über all diesen Problemen droht das junge Ehepaar zu zerbrechen, als Sigurd sich morgens zu einem Wochenendausflug mit Freunden verabschiedet. Doch er kommt nie an, ein paar Tage später wird seine Leiche gefunden. Während die Polizei nach dem Täter fahndet häufen sich seltsame Vorfälle in Saras Haus und es scheint, sie gerät zusehends selber in Gefahr.

Die Psychologin ist ein solider Thriller mit einer durchaus interessanten Handlung. Erzählt wird ausschließlich aus der Sicht von Sara. So werden wir Zeugen der Therapiestunden mit ihren Patienten, der schlaflosen Nächte in einem leeren Haus, der Befragungen durch den Polizisten Gundersen und vieler Erinnerungen an die viel zu früh verstorbene Mutter, den unzugänglichen und weltfremden Vater und natürlich der Ehe mit Sigurd. Das ist psychologisch sehr interessant, die Spannung allerdings bleibt dabei eher auf der Strecke. Diese nimmt erst gegen Ende durch eine Wendung zu und bietet dann ein recht gutes Finale. Insgesamt fehlte für meinen Geschmack die Authentizität: weder Sara noch die Polizeiarbeit sind in meinen Augen wirklich glaubwürdig dargestellt.

Mein Fazit: Solider, ruhiger Thriller, psychologisch interessant aber mit etwas wenig Spannung aber Gänsehaut-Momenten.

Bewertung vom 02.05.2022
Im Schatten der Wende (eBook, ePUB)
Goldammer, Frank

Im Schatten der Wende (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ost-West-Krimi

Kurz nach dem Mauerfall erlebt der junge Polizist Tobias Falck schwierige Zeiten. Soeben zum Kriminaldauerdienst versetzt, kämpft er noch mit seinen eigenen widerstreitenden Gefühlen und Gedanken und Anfangsschwierigkeiten in dem Team, als eine westdeutsche Polizistin um Amtshilfe ersucht. Sie vermutet einen Auftragskiller in Dresden. Während das unfreiwillige ost-west-deutsche Polizeiteam den Killer sucht und ganz nebenbei einem Triebtäter versucht zu fassen, geraten sie in – im wahrsten Sinne des Wortes – brenzlige Situationen.

Im Schatten der Wende ist weit mehr als ein spannender Kriminalroman. Ein junger Polizist, der an das System der DDR und den Sozialismus glaubt, muss erleben, wie alles zusammenbricht. Mit der Wende kommen auch neue Verbrechen in seine Welt. Dazu kommt die westdeutsche Kollegin und damit auch eine Menge gegenseitiger Vorurteile, die nach und nach abgebaut werden müssen. Die Charaktere sind authentisch beschrieben, man kann sich gut in sie hineinversetzen.Und auch die Orte und das Geschehen sind plastisch und glaubhaft dargestellt. So gelingt die Zeitreise und man kann sich gut in die Zweifel und Ängste der Personen hineinversetzen.

Mein Fazit: ein spannender Krimi und gleichzeitig ein zeitgeschichtlich interessanter und wichtiger Roman. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.05.2022
Real Easy
Rutkoski, Marie

Real Easy


ausgezeichnet

Spannende Milieustudie

Aus dem Stripclub Lovely Lady in Fremont, Illinois verschwinden 1999 zwei Tänzerinnen. Eine wird kurz danach ermordet aufgefunden, die zweite ein paar Wochen später. Detectiv Holly Meylin und ihr Partner Victor Amador übernehmen den Fall und sind sich schnell sicher, dass es sich um einen Serientäte handeln muss. Ihre Ermittlungen konzentrieren sich auf das Umfeld des Clubs aber auch ein Polizist gerät ins Fadenkreuz.

Real Easy ist kein Thriller im herkömmlichen Sinn. Zwar geht es um die Suche nach einem Serienkiller, doch viel mehr Augenmerk wird auf das gar nicht einfache Leben der Protagonisten gelegt. So wird aus den unterschiedlichsten Perspektiven erzählt, immer wieder gibt es Erinnerungen und Rückblenden. Jeder, egal ob Stripperin oder Polizist, hat mit seinem eigenen Schicksal und den eigenen Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen, sei es der Tod eines Kindes oder der alltägliche Rassismus und Sexismus, der uns alle umgibt. Das ist immer wieder berührend, stellenweise schockierend und von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Ich wünsche mir weitere Bücher mit dem Gespann Meylin-Amador!

Mein Fazit: Spannende, psychologisch interessante Milieustudie und aufwühlender Roman. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 01.05.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2 (eBook, ePUB)
Schwiecker, Florian; Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Skandal im Jugendamt

Der zweite gemeinsame Fall von Florian Schwiecker und Michael Tsokos hat es wirklich in sich: Als der schüchterne Timo Krampe zusammen mit der Journalistin Anne Liebig in der Anwaltskanzlei von Rocco Eberhardt auftaucht, weil er einen vermissten Freund sucht, ahnt Rocco nicht, dass er sich bald in einem unglaublichen Skandal wiederfindet. Denn Krampe und sein Freund waren Opfer des Granther-Experiments und wurden als Kinder wie viele andere in die Obhut eines vorbestraften Pädophilen übergeben. Der damals verantwortliche Jugendamtsleiter ist ein hohes Tier und auf dem besten Weg, der nächste Bürgermeister Berlins zu werden…

In kurzen Kapiteln erzählen Schwiecker und Tsokos von diesem Experiment, von der schmerzhaften Aufarbeitung der Geschehnisse und von dem Versuch der Vertuschung. Das liest sich leicht und gut nachvollziehbar, besonders die Kapitel, in denen Timo Krampe von seiner Vergangenheit berichtet, gehen unter die Haut. Um so mehr, da diese fiktive Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Denn es gab tatsächlich ein solches Experiment. Leider fehlte für meinen Geschmack ein wenig die Tiefe, es geht v.a. um politische Machenschaften, die Ermittlungen des Rechtsanwalts und eines befreundeten Forensikers kratzen zu sehr an der Oberfläche, so dass die Spannung etwas auf der Strecke bleibt. Daher ein Stern Abzug für den lesenswerten Justiz-Krimi.

Mein Fazit: schockierendes Thema, einfühlsam verarbeitet. Lesenswert.

Bewertung vom 01.05.2022
Kaiserstuhl
Glaser, Brigitte

Kaiserstuhl


ausgezeichnet

Champagner und deutsche Geschichte

1962 – das Wirtschaftswunder ist im vollen Gange, de Gaulle und Adenauer bereiten die Deutsch-Französische Freundschaft vor und die Kuba-Krise droht, den Weltfrieden erneut zu zerstören. Henny Köpfer betreibt in Freiburg die größte und exklusivste Weinhandlung der Stadt. Ihren Vater hat sie im Krieg verloren, dafür unter einem brennenden Baum einen kleinen Jungen gefunden – Kaspar, der wie ihr Sohn ist. Als dieser unangekündigt bei ihr auftaucht, mit einer Flasche Champagne der Marke Vossinger aus dem Jahr 1937, gerät Hennys Leben in Aufruhr. Diese nicht besonders wertvolle Flasche, die plötzlich zum begehrten Objekt wird, öffnet die Schleusen zu den Geheimnissen der Vergangenheit. Und sie führt Henny und ihre Lieben in Gefahr.

Kaiserstuhl ist ein unglaublich vielschichtiger Roman. Auf der einen Seite zeigt Brigitte Glaser mit den liebevoll und authentisch dargestellten Personen, welche Wunden der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat, welche düstere Geheimnisse er für manche Menschen bedeutet hat. Familien, die auseinandergerissen wurden, Liebe, Verrat, Schuld, Zweckgemeinschaften, aus denen echte Freundschaften entstanden sind. Aber auch Nazi-Größen, die es meisterhaft verstanden haben, auch nach dem Krieg in die höchsten und einflussreichsten Positionen zu gelangen. Auf der anderen Seite eine Zeit des Aufbruchs, der Hoffnung, der Jugend. Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, immer wieder in Rückblicken. Und immer kann man sich dabei sehr gut in die Personen und die Geschehnisse hineinversetzen.

Mein Fazit: ein wunderbarer und gut recherchierter Roman über die deutsche Geschichte und edle Tropfen. Absolut lesenswert!