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CallmeaBookaholic
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Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2017
Abgeschlagen / Lissie Sommer Bd.3 (eBook, ePUB)
Schön, Katrin

Abgeschlagen / Lissie Sommer Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Leichte Krimilektüre für Golf-Fans:

Mit „Teufelskälte“ liefert der norwegische Autor Gard Sveen den zweiten Psycho-Krimi um den Osloer Kommissar Tommy Bergmann ab – einen verstörenden, aus meiner Sicht extrem gut erzählten Psycho-Thriller, der sich zu einem Page-Turner mit Potenzial entpuppt.

Als eine junge Prostituierte auf brutale Weise misshandelt und ermordet wird, fühlt sich Tommy Bergmann auf eine unangenehme Weise an einen alten Fall aus seinen Anfängen bei der norwegischen Polizei erinnert. Damals wurde die junge 15-Jährige Kristiane grausam ermordert und wie Abfall weggeworfen. Ein Fall, der Tommy auch persönlich extrem berührt hat. Kristianes Mörder, Anders Rask, wurde gefasst und in einen psychiatrischen Hochsicherheitstrakt eingesperrt. Die Parallelen zum damaligen Fall erscheinen zu offensichtlich. Gibt es einen Nachahmungstäter, ist alles nur Zufall oder wurde damals der wahre Täter nicht geschnappt? Zusammen mit seiner jungen Kollegin Susanne Bech, einer alleinerziehenden Mutter, beginnt Tommy den Fall neu aufzurollen. Die Zeit drängt: Denn Anders Rask bestreitet, den Mord an Kristiane begangen zu haben - und der Fall soll neu aufgerollt werden. Als Anders aus dem Gefängnis entkommt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...

Persönlich empfand ich diesen Thriller als wirklich gut durchdacht, psychologisch ausgereift mit einer vielschichtigen, für den Leser leicht undurchsichtigen Geschichte. Bis zum Schluss rätselt man wirklich, wer der Täter ist - umso überraschender ist das Ende, was sich als ein wahrer Cliffhanger erweist. Insgesamt ist der Roman sehr düster gehalten, was sich auch durch das Setting mitten im Winter von Oslo, durch die Covergestaltung und nicht zuletzt in den Charakteren widerspiegelt. Schon auf den ersten Seiten, als der Leser vom Mordfall Kristiane erfährt, entsteht eine geradezu beklemmende Atmosphäre. Die Morde werden nicht im Detail beschrieben. Es bleibt dem Leser überlassen, sich vorzustellen, welche Grausamkeiten die Opfer erdulden mussten. Aber das genau zeichnet diesen psychologisch feinsinnigen Erzählstil, den ich sehr gut fand, aus. Fast alle Hauptcharaktere, wie Tommy und Susanne, werden in ihren Handlungsmotiven geradezu seziert. So erfährt der Leser, dass Tommy aus einem schwierigen familiären Umfeld stammt und zu Gewaltausbrüchen gegenüber seiner Partnerin neigt. Dass er selbst ins Zielfeld des Mörders aufgrund dieser Vergangenheit gerät, macht die Geschichte aus meiner Sicht faszinierend. Man ist sich niemals ganz sicher, ob Tommy den Täter bereits kennt. Und dieses Katz und Maus Spiel zieht sich bis zum Ende durch. Susanne hingegen ist eine junge, alleinerziehende Mutter, die an sich als Mutter und als Polizistin zweifelt, aber dennoch versucht den Fall durch eigenitiative Ermittlerarbeit zu lösen. Gard Sveen ist es gelungen, den Leser auf eine atmoshphärische Reise in den norwegischen Winter mitzunehmen. Dieser Thriller erweist sich als ein wahrer Page-Turner, der düster beginnt, bald rasant an Fahrt aufnimmt, ein Kaleidoskop unterschiedlicher Motive und möglicher Verdächtiger ausbreitet - und den Leser dadurch nicht so schnell loslässt. Mich hat der Autor jedenfalls überzeugt, die Fortsetzung zu lesen.

Bewertung vom 07.08.2017
Teufelskälte / Kommissar Tommy Bergmann Bd.2 (eBook, ePUB)
Sveen, Gard

Teufelskälte / Kommissar Tommy Bergmann Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Atmosphärisch guter Thriller:

Mit „Teufelskälte“ liefert der norwegische Autor Gard Sveen den zweiten Psycho-Krimi um den Osloer Kommissar Tommy Bergmann ab – einen verstörenden, aus meiner Sicht extrem gut erzählten Psycho-Thriller, der sich zu einem Page-Turner mit Potenzial entpuppt.

Als eine junge Prostituierte auf brutale Weise misshandelt und ermordet wird, fühlt sich Tommy Bergmann auf eine unangenehme Weise an einen alten Fall aus seinen Anfängen bei der norwegischen Polizei erinnert. Damals wurde die junge 15-Jährige Kristiane grausam ermordert und wie Abfall weggeworfen. Ein Fall, der Tommy auch persönlich extrem berührt hat. Kristianes Mörder, Anders Rask, wurde gefasst und in einen psychiatrischen Hochsicherheitstrakt eingesperrt. Die Parallelen zum damaligen Fall erscheinen zu offensichtlich. Gibt es einen Nachahmungstäter, ist alles nur Zufall oder wurde damals der wahre Täter nicht geschnappt? Zusammen mit seiner jungen Kollegin Susanne Bech, einer alleinerziehenden Mutter, beginnt Tommy den Fall neu aufzurollen. Die Zeit drängt: Denn Anders Rask bestreitet, den Mord an Kristiane begangen zu haben - und der Fall soll neu aufgerollt werden. Als Anders aus dem Gefängnis entkommt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...

Persönlich empfand ich diesen Thriller als wirklich gut durchdacht, psychologisch ausgereift mit einer vielschichtigen, für den Leser leicht undurchsichtigen Geschichte. Bis zum Schluss rätselt man wirklich, wer der Täter ist - umso überraschender ist das Ende, was sich als ein wahrer Cliffhanger erweist. Insgesamt ist der Roman sehr düster gehalten, was sich auch durch das Setting mitten im Winter von Oslo, durch die Covergestaltung und nicht zuletzt in den Charakteren widerspiegelt. Schon auf den ersten Seiten, als der Leser vom Mordfall Kristiane erfährt, entsteht eine geradezu beklemmende Atmosphäre. Die Morde werden nicht im Detail beschrieben. Es bleibt dem Leser überlassen, sich vorzustellen, welche Grausamkeiten die Opfer erdulden mussten. Aber das genau zeichnet diesen psychologisch feinsinnigen Erzählstil, den ich sehr gut fand, aus. Fast alle Hauptcharaktere, wie Tommy und Susanne, werden in ihren Handlungsmotiven geradezu seziert. So erfährt der Leser, dass Tommy aus einem schwierigen familiären Umfeld stammt und zu Gewaltausbrüchen gegenüber seiner Partnerin neigt. Dass er selbst ins Zielfeld des Mörders aufgrund dieser Vergangenheit gerät, macht die Geschichte aus meiner Sicht faszinierend. Man ist sich niemals ganz sicher, ob Tommy den Täter bereits kennt. Und dieses Katz und Maus Spiel zieht sich bis zum Ende durch. Susanne hingegen ist eine junge, alleinerziehende Mutter, die an sich als Mutter und als Polizistin zweifelt, aber dennoch versucht den Fall durch eigenitiative Ermittlerarbeit zu lösen. Gard Sveen ist es gelungen, den Leser auf eine atmoshphärische Reise in den norwegischen Winter mitzunehmen. Dieser Thriller erweist sich als ein wahrer Page-Turner, der düster beginnt, bald rasant an Fahrt aufnimmt, ein Kaleidoskop unterschiedlicher Motive und möglicher Verdächtiger ausbreitet - und den Leser dadurch nicht so schnell loslässt. Mich hat der Autor jedenfalls überzeugt, die Fortsetzung zu lesen.

Bewertung vom 07.08.2017
Sieh nichts Böses / Kommissar Dühnfort Bd.8
Löhnig, Inge

Sieh nichts Böses / Kommissar Dühnfort Bd.8


ausgezeichnet

Wenn Familienidylle nur schöner Schein ist:

Nach den Flitterwochen kehren Kommissar Tino Dühnfort und seine Frau Gina nach Hause zurück. Schon wird Dühnfort an den Fundort einer Leiche im Wald nahe München gerufen. Dort wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden, die vor zwei Jahren spurlos verschwand und die niemand zu vermissen scheint. Am Fundort wird ein mysteriöses Bronzeäffchen gefunden, das der Täter hinterlassen hat. Dühnfort beginnt zu ermitteln und gerät schon bald in einen spannenden und verwickelten Fall, bei dem man nie so ganz weiß, wer was zu verbergen scheint. Denn nicht nur die Eltern der getöteten jungen Frau hatten ein zerworfenes Verhältnis mit ihr, die Spuren führen auch zu einer Schuldnerberatung und einem Mitarbeiter, der schon einmal in den Fokus von Mordermittlungen geraten ist. Während dessen droht im privaten Umfeld von Dühnfort und seiner Frau ein privater Schicksalsschlag, der eine schwere Entscheidung von beiden fordert.

Spannend aufgebaut, mit vielen falschen Fährten, vielschichtigen Charakteren, und einer gut recherchierten, durchdachten Krimigeschichte hat mich dieser 8. Krimi der Autorin Inge Löhnig vollkommen überzeugt. Da es mein erster Krimi war, war ich sehr neugierig auf den Schreibstil und die Krimireihe der Autorin um den Münchner Kommissar Dühnfort. Enttäuscht wurde ich nicht. Ich konnte mich sehr gut und ohne Vorkenntnisse in die Handlung einfinden. Erzählt wird die Geschichte eines Familiendramas, das eine dramatische Wendung genommen hat. Überhaupt steht die gesamte Geschichte im Zeichen von Familientragödien, von Liebe, Hass, Gewalt und Eifersucht. Löhnig gelingt es den Leser auf eine interessante Art und Weise zu fesseln und bis zur Auflösung nicht mehr los zu lassen. Ich konnte mich unheimlich gut mit den Charakteren identifizieren. Alle Motive der handelnden Personen waren für mich nachvollziehbar und glaubhaft, die Abgründe familiärer Verhältnisse sind sehr anschaulich und erschütternd beschrieben. Selbst der Täter erhält am Ende, trotz seiner Grausamkeiten, beinahe "menschliche" Züge und wird zum Opfer. Ohne Zweifel gerät man am Ende dieses Buches ins Grübeln - mir ging es jedenfalls so. Denn hier wird sehr deutlich, dass selbst der schönste Schein, den manche Familien ausstrahlen, alles andere als schön ist. Für mich war das ein wirklich gut geschriebener und packender Krimi mit einem kleinen moralischen Zeigefinger. Ich werde mir bestimmt noch weitere Bücher der Autorin vornehmen.

Bewertung vom 07.08.2017
Liebe wird überschätzt
Parrella, Valeria

Liebe wird überschätzt


ausgezeichnet

Sprachlich außergewöhnlich und exzellent erzählt:

Liebe hat viele Fassetten. Und so vielschichtig wie die Liebe präsentiert sich dieses Buch von Valeria Parrella, in dem die Autorin in acht unterschiedlichen Erzählungen und Kurzgeschichten über die Liebe zu den eigenen Kindern, körperliche Liebe, zum Leben und zu Gott feinfühlig, laut, aber auch leise berichtet. Da ist die Liebe einer verheirateten Frau zu einem anderen Mann, deren Lebenslüge erst zusammenbricht, als dieser unerwartet stirbt und die eigene Tochter der verblüfften Eltern im Sommerurlaub deren Verlogenheit vorwirft. Da ist die Nonne, die ihre Liebe zu Gott aufgibt, um einem verlassenen Neugeborenen Mutter zu sein. Da ist die an Krebs schwer erkrankte Tochter, die ihren Eltern in der ihr verbliebenen Zeit den Sinn des Lebens näher bringt. Aber auch die Geschichte zweier Eltern, die die Liebe zu ihrem behinderten Sohn jeder auf seine Weise erlebt und interpretiert. Diese Geschichten sind mir persönlich am stärksten in Erinnerung gebliebe und haben mich sehr bewegt. Ich lese persönlich selten Kurzgeschichten oder Erzählungen. Aber ich war sehr neugierig auf die Autorin, da sie wohl in Italien schon den bekannten und gefeierten Autorinnen zählt. Das Cover ist wunderbar gestaltet und nimmt das Thema in seiner Vielschichtigkeit bereits eindringlich vorweg. Jede Geschichte ist anders erzählt und unterschiedlich lang und intensiv, manche leicht philosophisch angehaucht. Am stärksten bewegt hat mich allerdings die Sprache der Autorin. Die Geschichten sind nicht aufdringlich und hart. Sie sind sehr feinfühlig und sensibel erzählt. Viele Worte klingen wie Poesie. Überhaupt hat man manchmal das Gefühl die Erzählungen klingen so ganz anders als die meiste Gegenwartsliteratur. Hier schreibt wirklich eine Autorin, die von Sprache und die Art Geschichten zu vermitteln etwas versteht. Ich würde sogar behaupten, dass man nach so mancher Geschichte wirklich kurz innehält und über das Geschriebene reflektiert. Manche sind allerdings auch auf den ersten Blick nicht vollkommen erfassbar, was aber von der Autorin sicherlich auch so gewollt ist. Liebe ist nun mal nichts, was man leichtfertig abtut, manches tut weh, manches kompliziert, vieles wird erst begriffen, wenn es schon längst verloren ist. Genau ist der Sinn, den die Autorin vermitteln möchte. Daher zählt für mich dieses Werk schon jetzt zu den kleinen Schätzen in meinem Bücherregal. Fazit: Wunderbar feinfühlig erzählte Geschichten über die Liebe und ihre Fasetten. Bewegend, tiefsinnig und nichts für leichte Literaturliebhaber.

Bewertung vom 07.08.2017
In tiefen Schluchten / Tori Godon Bd.1
Chaplet, Anne

In tiefen Schluchten / Tori Godon Bd.1


gut

Toller Regiokrimi mit reichlich verschenktem Potenzial:

Tori Godon, 42, lebt als ehemalige Anwältin und Witwe in einem wunderschönen, alten, geschichtsträchtigen Haus in Bellewille. Die wilde Landschaft am Fuß der Cevennen ist ein geschichtsträchtiger Ort, gilt es doch nicht nur als Herz des französischen Widerstands während des zweiten Weltkrieges, sondern hier verschanzten sich auch die Hugenotten und kämpften gegen die katholische Übermacht des Sonnenkönigs. Belleville ist selbst ein Ort voller Geheimnisse. Tori stößt bei ihren Recherchen auf eine finstere Vergangenheit, die so mancher Dorfbewohner lieber verheimlichen will. Als ein holländischer Höhlenforscher verschwindet und der alte Didier Thibon bei einem mysteriösen Unfall ums Leben kommt, ahnt Tori, dass es jemanden gibt, der das Geheimnis unbedingt bewahren will.

Ich bin ein großer Fan von französischen Krimis, da ich die Ausflüge in die tollen Landschaften liebe und dabei gleich auch ein wenig über die Eigenheiten von Land und Kultur erlebe. Daher war ich sehr gespannt auf diese neue Landschaft im Süden von Frankreich. Ich wurde nicht enttäuscht. Denn der Autorin gelingt es mit ihren sehr bildhaften Beschreibungen von Umgebung und vom Dorf Belleville, dass ich mir den kleinen Ort sehr gut vorstellen und mit Tori durch die wilde Karstlandschaft regelrecht mitwandern konnte. Auch das Haus "Maison Sarasine", in dem Tori lebt, ist ein architektonisch sehr interessantes Gebäude, das mit seinen Gewölben, Fresken und geheimnisvollen Verstecken geradezu zum Eintauchen und Rätsel raten einlädt. Allerdings ist das nicht der klassische Krimi, den ich erwartet hatte. Die Charaktere sind zwar gut angelegt, aber bleiben oft farblos. Tori wirkt auf mich oft zu schwach und zu naiv und ist in ihrer Art nicht wirklich eine überzeugende Protagonistin. Die Geschichte plätschert eine ganze Weile vor sich hin, bevor der erste Tote überhaupt erstmal vorkommt. Wer eine temporeiche Kriminalgeschichte sucht, wird hier nicht fündig. Denn lange wird von Toris Freundschaft zu der Hündin des Nachbarn, Julie, berichtet und von Tori's eigenen Recherche zur langen Geschichte ihres Hauses, bei dem sie den deutschen Restaurator Jan näher kommt. Auch die Suche nach dem verschwundenen Holländer entwickelt sich nur sehr langsam. Zum Ende hin flacht die Geschichte leider sehr stark ab. Es gibt fast keinen Spannungsbogen und auch nicht wirklich einen echten "Gegner", der Tori bei ihren Recherchen herausfordert oder bedroht. Überhaupt bleiben viele Fragen zum Ende hin offen. Das tragische Geheimnis des Dorfes wird zwar gelüftet, aber die Auflösung wirkte auf mich eher schnell und knapp erzählt. Bleibt zu hoffen, dass eine Fortsetzung hier viele Fäden aufgreift oder ein neuer Fall mit mehr Spannung erzählt wird.

Mein Fazit: Eine schön erzählte Kriminalgeschichte mit einer sehr interessanten kulturell-geschichtlichen Landschaft, aber mit vielen Höhen und Tiefen.

Bewertung vom 07.08.2017
Swing Time (eBook, ePUB)
Smith, Zadie

Swing Time (eBook, ePUB)


sehr gut

Ungewöhnliche Freundschaft mit vielen Facetten:

Zadie Smith erzählt die Geschichte einer Frauenfreundschaft, die sich von den 80igern von Londoner Sozialwohnungen, über New York bis Afrika erstreckt und fast 30 Jahre umfasst. Erzählt wird aus der Perspektive einer namenlosen "Ich"-Erzählerin, die ihre Beziehung zur gleichaltrigen Tracey zu unterschiedlichen Zeitpunkten beschreibt. Beide Mädchen haben eine dunkelhäutige Mutter und einen weißen Vater. Sie lernen sich als Kinder auf einer Ballettschule kennen und träumen davon, einmal die Sozialwohnungen hinter sich zu lassen und ein besseres Leben zu führen. Ihre Freundschaft ist von Anfang an facettenreich und nicht konfliktfrei. Tracey ist ehrgeizig, dominant und frühreif, schafft mit Bravour die Ballett- und Stepschule. Während für "Ich" der Traum von einer Bühnenkarriere ein Traum bleibt und sie später studiert. Die Wege beider trennen sich. "Ich" lernt später die erfolgreiche Pop-Sängerin Aimee kennen und jettet über mehrere Jahre mit ihr als Assistentin um die Welt bis nach Afrika, wo Aimee in Gambia ein Schulprojekt als weiße Retterin der Schwarzen realisieren will. Während all der Jahre versucht "Ich" den Kontakt mit Tracey nicht abbrechen zu lassen, sucht gedanklich oder persönlich ihre Nähe, indem sie z.B. ein Bühnenshow mit Tracey besucht... bis sich schließlich der Kreis zum Prolog schließt.

Zadie Smith ist das Portrait einer ungewöhnlichen Frauenfreundschaft gelungen, die trotz ihrer Ähnlichkeiten nicht unterschiedlicher laufen kann. Es geht um Liebe, Hass, Neid, aber auch um das Gewinnen und Verlieren. Smith ist dabei aus meiner Sicht eine sehr komplexe Geschichte gelungen, die mit unterschiedlichen Themen spielt. Dabei geht sie nicht chronologisch vor, sondern betrachtet immer aus der "Ich"-Perspektive bestimmte Stationen und Momente, wie durch eine Lupe, um die Freundschaft und die Entwicklung beider Charaktere zu beleuchten. Auffallend dabei ist, dass "Ich" als Hauptprotagonistin immer namenlos bleibt. Sie führt regelrecht ein Schattendasein. Sie wird für den Leser zum Kanal, um auf die Beziehung zu Tracey und auf Ihr Umfeld zu blicken. Stark fand ich auch die "Mutter-Tochter"-Beziehung, die sehr deutlich während der Geschichte zum Tragen kommt. "Ich" leidet unter der Dominanz ihrer Mutter, für die Schule und Bildung der Schlüssel zum Erfolg sind, während Tracey alle Freiheiten einer künstlerichen Laufbahn hat. Damit schneidet Smith ein Thema an, was nahezu berührt und zum Nachdenken einlädt. Man spürt förmlich, wie die Freundschaft zu Tracey für "Ich" zum Ankerpunkt wird. Jahrelang sucht sie nach einer Identität (stylistisch sehr gut durch das namenlose Ich gelöst), nach einem zu Hause und nach einer Zugehörigkeit. Das wird besonders deutlich, als sie nach Afrika - quasi zu ihren Wurzeln - kommt und sich dort dennoch wie ein Fremdkörper fühlt. Ich muss sagen, dass es mir die Geschichte zu Beginn schwer gemacht hat, hineinzufinden und auch zu mögen. Die Geschichte ist großartig durchdacht und hat sehr viel Tiefgang. Aber es fehlte mir durch die häufigen Wechsel zwischen der Kindheit und der älteren "Ich" der richtige Rhythmus, den ich aber ab Mitte des Buches sehr gut fand. Zadie Smith hat eine wunderbare Sprache und einen feinsinnigen Schreibstil. Durch die ungewöhnliche Perspektive wird man selbst als Leser zum Betrachter und das genau macht die Stärke dieses Buches aus.

Mein Fazit: Feinfühlige Geschichte einer Frauenfreundschaft über das Gewinnen und Verlieren, die beeindruckt.

Bewertung vom 07.08.2017
Dunkels Gesetz (eBook, ePUB)
Heuchert, Sven

Dunkels Gesetz (eBook, ePUB)


gut

Unverblümt ehrlich und rabenschwarz:

Der Exsöldner Richard Dunkel beginnt als Security einer Chemiefirma in der tiefsten deutschen Provinz nahe der belgischen Grenze ein neues Leben. Hier in Altglück träumen die Menschen vom sozialen Aufstieg, aber die Hoffnungslosigkeit beherrscht den Alltag. Für Achim, den örtlichen Tankstellenbesitzer erscheint der Einstieg in den Drogenhandel geradezu als rettender Grashalm. Und so lässt er sich mit dem örtlichen Drogenboss Falco ein, um seiner Geliebten und deren jugendliche Tochter Marie ein besseres Leben zu bieten. Richard Dunkel platzt per Zufall in den ersten Drogendeal von Achim und ahnt nicht, welche tödliche Spirale er dabei in Gang gesetzt hat...

Sven Heuchert's Roman wurde als moderner Roman angekündigt, der mit tiefschwarzer Sprache und realistischem Blick daherkommt. Tatsächlich spürt man als Leser von der ersten Seite dieses recht kurzweiligen Romans die Tristesse und Hoffnungslosigkeit der Handelnden und der Gegend um Altglück. Der einzige Ausweg der handelnden Personen scheint der Drogenhandel, die Prostitution oder der Alkohol zu sein. Keine der Figuren bekommt positive Züge, noch strahlen diese Gelassenheit oder Optimismus aus. Insofern ist Heuchert hier ein wirklich düsterer, schwarzer Roman gelungen, den ich eher in Richtung gesellschaftkritischer Satire anordnen würde, als in das Genre Kriminalroman. Es kommt zwar ein ungeklärter Mordfall vor, jedoch rückt dieser weitgehend in den Hintergrund. Vielmehr konzentriert sich die Handlung über weite Strecken auf das Drogengeschäft von Achim, dem Tankstellenbesitzer und Dunkel, der sich unfreiwillig in diesem Spinnennetz von Gewalt und Drogen wiederfindet und Achims Lebensgefährtin persönlich gefährlich nahe kommt. Die Sprache ist sehr realistisch, die Dialoge oft derb und vulgär. Die Motive der handelnden Personen sind aufgrund der generellen Tristesse der Gegend gut nachvollziehbar und wirken sehr glaubwürdig. Allerdings sind manche Handlungsstränge nicht zu Ende gedacht und wirken teilweise wie lose Enden, die auch zum Ende hin nicht zusammengeführt werden. So bleibt der Leser mit so manchen Fragen am Ende "sitzen". Aber die damit verbundene Ausweglosigkeit macht aus meiner Sicht gerade den Charme dieser Geschichte aus. Die Covergestaltung wirkt im Gegensatz zum Inhalt fast schon zu brav, obwohl mir prinzipiell das Motiv recht gut gefällt. Ingesamt bin ich kein Fans pechschwarzer Unterhaltungsliteratur. Da mir aber der konsequente Schreibstil und der Gesamtkontext der Handlung gut gefällt, kann ich den Roman für alle Fans dieses Genres nur empfehlen.