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Raumzeitreisender
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 734 Bewertungen
Bewertung vom 25.02.2023
Astronomen, Priester, Pyramiden. Das Abenteuer der Archäoastronomie
KRUPP, Edwin C. (ed)

Astronomen, Priester, Pyramiden. Das Abenteuer der Archäoastronomie


gut

Bei der Archäoastronomie handelt es sich um eine interdisziplinäre Wissenschaft, welche die Fachbereiche Archäologie und Astronomie verbindet. Es gibt weltweit nur wenige Experten auf diesem Gebiet. Der Astronom und Astronomiehistoriker Edwin C. Krupp ist einer von ihnen. Er untersucht in diesem Buch die astronomische Funktion archaischer Bauwerke und Kultstätten und geht der Frage nach, welche Kenntnisse unsere Vorfahren von der Astronomie hatten.

Zu Beginn erläutert Krupp Grundlagen der Astronomie, soweit sie für das Verständnis der weiteren Ausführungen notwendig sind. Im Fokus stehen die Pyramiden (nicht nur) in Ägypten, die Kultstätte Stonehenge in England, Aufzeichnungen in der indianischen Felskunst, die Stadtplanung der Azteken in Mittelamerika, Steinmuster in der Prärie und anderes mehr. Die Analysen sind schwierig, da viele Bauwerke selbst eine lange Entstehungsgeschichte haben.

Autor Krupp nutzt als Astronom anerkannte Methoden der Wissenschaft und verliert sich nicht in Spekulationen, von denen es zahlreiche gibt. Als Beispiele, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar sind, thematisiert er Immanuel Velikovskys „Welten im Zusammenstoß“, John Michells Kultstätten verbindende Ley-Linien, Robert K. G. Templers Sirius-Rätsel der Dogon und Erich von Dänikens Spekulationen über den Besuch Außerirdischer.

Krupps Ausführungen über astronomische Stadtplanungen, Maya-Kalender, Sonnenwende und Mondwende, Sonnen- und Mondfinsternisse, markante Sterne etc. sind sehr tiefgehend. Wenn man bedenkt, dass es über Jahrmillionen kein künstliches Licht gab und auch die Atmosphäre nicht verschmutzt war, kann man erahnen, welchen Einfluss der Sternenhimmel auf die Menschen der Vorzeit hatte. Der Autor nimmt die Leser mit auf eine interessante Reise in die Vergangenheit.

Bewertung vom 14.02.2023
Von den Schwarzen Pharaonen zu den Herren der eisigen Höhen / Schliemanns Erben
Graichen, Gisela

Von den Schwarzen Pharaonen zu den Herren der eisigen Höhen / Schliemanns Erben


gut

Es handelt sich um ein Begleitbuch zur archäologischen Fernsehserie „Schliemanns Erben“. Die Publizistin Gisela Graichen berichtet über Ausgrabungen in der Nubischen Wüste (Ägypten, Sudan), über Diamantenminen in Südafrika, über Grabräuber, über Ausgrabungen im Himalaya und über archaische Wandmalereien.

Deutlich werden die schwierigen klimatischen und oftmals auch politischen Verhältnisse, mit denen die Archäologen und die Fachleute angrenzender Disziplinen bei ihren Untersuchungen konfrontiert sind. Über manche Funde, z.B. über die in Stein geritzten Konstruktionszeichnungen der Pyramiden (37), hätte ich gern mehr erfahren.

Es ist kein Buch, welches fachlich in die Tiefe geht, sondern eine Dokumentation, die einen Überblick über verschiedene Ausgrabungen gibt. Es ist für die breite Leserschaft konzipiert. Bei den Berichten vermisse ich ein wenig die Spannung, wie sie bei diesem Thema durchaus möglich ist.

Bewertung vom 10.02.2023
Das Haupt der Welt / Otto der Große Bd.1
Gablé, Rebecca

Das Haupt der Welt / Otto der Große Bd.1


sehr gut

„Das Haupt der Welt“ ist ein historischer Roman, der die Zeit und das Leben von König Otto I. behandelt. Einige Personen und Ereignisse sind historisch belegt, andere sind erfunden. Es ist im wesentlichen eine Geschichte über den Adel und Klerus im Mittelalter, hier in der Zeit von 929 bis 941. Einfache Bürger, Kaufleute und Bauern spielen in dieser Geschichte nur eine untergeordnete Rolle.

Ein solcher Roman erfordert Helden und Schurken, die mit Tugomir, dem unerschrockenen und weisen Prinzen der Heveller und seinem Gegenspieler Gero, dem gnadenlosen Panzerreiter des Königs, gegeben sind. Bei den Beschreibungen mancher Ereignisse und Heldentaten dominiert die Fantasie der Autorin zwecks Erhöhung des Spannungsbogens.

Es geht um Macht, um Intrigen, um kriegerische Auseinandersetzungen und um Beziehungen, die geschickt genutzt werden, um die Macht zu erweitern. Loyalität hat seinen Preis und ohne den Einfluss der Kirche geht es nicht. Frauen haben es in dieser Zeit schwer. Es ist keine historische Wahrheit, die hier auf spannende Art und Weise vermittelt wird, sondern Fiktion auf Basis historischer Daten und Personen.

Bewertung vom 28.01.2023
555 tolle Knobeleien
Stiefenhofer, Martin

555 tolle Knobeleien


gut

Das Buch enthält 555 Zahlenrätsel, Knobeleien, Scherz- und Fangfragen, Quizfragen, Teekessel (Begriffe mit doppelter Bedeutung), Wissensfragen, Kombinationsaufgaben, Logikrätsel, Wort- und Sprachspielereien und Rätselgeschichten, jeweils nach Themen sortiert.

Die Aufgaben haben einen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad und sind zeitlos. Wer häufiger mit Rätseln zu tun hat, wird manche Frage kennen. Die Lösungen sind jedem Kapitel angefügt. Manche Fragen sind nicht scharf genug formuliert und daher nicht eindeutig.

Die Leser können an beliebiger Stelle einsteigen. Am Ende des Buches befindet sich eine Gliederung nach anderen Kriterien als zu Beginn, z.B. nach Altersstufen oder nach Einzel- oder Gruppenaufgaben In der Summe handelt es sich um ein Werk, an dem Rätselfreunde gefallen finden werden.

Bewertung vom 26.01.2023
Der Geschichtenbäcker
Henn, Carsten Sebastian

Der Geschichtenbäcker


schlecht

Tänzerin Sofie, am Ende ihrer Karriere, befindet sich in einer Phase der Selbstfindung. Ihr Verhältnis zu Florian, der viel in ihre Beziehung investiert, geht in die Brüche. Sofie erweist sich als extrem unsensibler, empathiefreier und unsympathischer Mensch.

Sie sucht ihr Glück in der Bäckerei von Giacomo, der nicht nur Brote backt, sondern die Backkunst regelrecht zelebriert. Ist es die Liebe zur Backkunst oder die Liebe zu Giacomo, die sie beflügelt?

Auch Giacomo hat seine Geheimnisse, ebenso wie seine unfreundliche Verkäuferin Elsa und dann gibt es noch das spleenige fünfjährige Mädchen Anouk, die Tochter von Sofies Schwester Franziska.

Alles in allem wirkt die Geschichte arg konstruiert, mit seltsamen Protagonisten besetzt und wenig einfühlsam und warmherzig. Daran ändern auch eingestreute Weisheiten nichts. Es ist kein Buch, welches in die Bestsellerliste gehört.

Bewertung vom 19.01.2023
Gliss. Tödliche Weite
Eschbach, Andreas

Gliss. Tödliche Weite


sehr gut

Ein Teil der Menschheit ist mit einem Raumschiff ausgewandert und lebt seit mehreren Generationen auf einem fernen Planeten. Ihre neue Heimat ist Hope, so nennen sie ihre Region und auch ihren Planeten, da sie glauben, die einzigen Menschen auf diesem Planeten zu sein. Sie nutzen Techniken, die sie von der Erde kennen und Maschinen, die sie einst mitgebracht haben.

Die Siedlungen sind umgeben von Gliss, einem milchig weißem Material, welches sich über den gesamten Planeten erstreckt und seltsame Eigenschaften hat. Es bildet eine den Meeren ähnliche Niveaufläche und hat keinen Reibungswiderstand. Objekte, die auf dem Gliss in Bewegung gesetzt werden, bewegen sich reibungsfrei weiter, bis sie auf ein Hindernis stoßen.

Die Jugendlichen Ajit Chaudari, Phil Taylor und Majala Winter lieben das Risiko. Sie sind neugierig und abenteuerlustig. Eines Tages entdeckt Ajit einen Toten, der über das Gliss an Land angetrieben wird. Der Fall wirft Fragen auf und hat ungeahnte Konsequenzen. Aus jeweils unterschiedlichen Gründen wollen die drei Jugendlichen Hope verlassen und mit einem selbst gebauten Gleiter ihre Welt erkunden.

Auf ihrer Reise machen sie erstaunliche Entdeckungen. Andreas Eschbach versteht es, verschiedene Perspektiven und politische Systeme gegenüberzustellen, die das Weltbild der drei Jugendlichen ins Wanken bringen. Deutlich wird auch, dass man Alternativen erst kennen muss, bevor man die eigene Situation ernsthaft infrage stellen kann.

Eschbach erweist sich mal wieder als kreativer Autor, der es schafft, verschiedene Weltbilder und aktuelle politische Ereignisse in eine spannende Fantasiegeschichte einzubetten. Er verknüpft Abenteuer, Gesellschaftskritik und Fantasie in einem lesenswerten Roman. Es ist erstaunlich, welche Bandbreite Eschbach in seinen Romanen abdecken kann.

Bewertung vom 14.01.2023
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


schlecht

Das Buch handelt von der Rolle der Frau in den 1950er und 1960er Jahren, genauer gesagt, wie die Autorin die Frauen (und letztlich auch die Männer) in dieser Zeit sieht. Zeichnet sie ein realistisches Bild?

Eine Chemikerin, die Karriere in der Wissenschaft machen will, wird Mobbingopfer, sozial ausgegrenzt, vergewaltigt (ohne rechtliche Konsequenzen!), verleumdet und ohne rechtliche Konsequenzen ihrer wissenschaftlichen Arbeiten beraubt und entlassen.

Und nicht nur Protagonistin Elisabeth Zott ist Opfer, sondern nahezu alle Frauen in ihrem Umfeld. Da stellt sich nicht nur die Frage, welches Frauenbild hier gezeichnet wird, sondern auch wie die Männerwelt hier dargestellt wird.

Die klischeehaften Darstellungen werden noch getoppt von einem sprachbegabten Hund und einem hochintelligenten Kind, welches maßgeblich Einfluss nimmt auf das Geschehen.

Die Protagonisten Elisabeth Zott und Calvin Evans, letzterer mit seinen jugendlichen 28 Jahren bereits mehrfach für den Nobelpreis nominiert, wirken unsympathisch und unglaubwürdig.

Ein Frau im Herren-Achter, eine Chemikerin, die ihr eigenes Ding in einer Kochsendung macht und und und. Hier jagt ein Klischee das nächste. Und natürlich gibt es die gute Fee, die für gerechte Strafen für die Bösen sorgt. Das ist Stoff für Seifenopern.

Die Handlungen wirken plump und naiv. Es ist ein Werk für einen Groschenroman. Rätselhaft ist für mich, wie dieses kitschige, humorlose Werk in die Bestsellerlisten gelangen konnte.

Bewertung vom 07.01.2023
52 kleine & große Eskapaden in Deutschland Mit Genuss
Jeske, Cornelia;Pollex, Sylvia;Sohr, Stefanie

52 kleine & große Eskapaden in Deutschland Mit Genuss


sehr gut

Es handelt sich um einen Reiseführer für den Südwesten Dänemarks. In drei Abschnitten werden „Abstecher“ für Kurzbesichtigungen, „Ausflüge“ für Tagesreisen und „Miniurlaube“ für mehrtägige Aufenthalte beschrieben.

Eine graphische Übersicht über die durchnummerierten Ausflugsziele befindet sich auf den letzten Seiten des Buches. Die reichlich bebilderten und damit ansprechenden Beschreibungen erfolgen jeweils auf wenigen Seiten des Buches.

In die Kapitel ist jeweils ein kleiner Abschnitt eingefügt, in dem zur Orientierung die Anreise erläutert ist sowie die notwendige Ausrüstung, die Länge der Strecke bzw. Dauer der Besichtigung und die beste Reisezeit angegeben sind.

Nicht enthalten sind allgemeine Informationen über das Land, über Essgewohnheiten, Unterkünfte, Zahlungsmittel, Einkaufsmöglichkeiten etc. Der Fokus liegt auf den beschriebenen Besichtigungstouren.

Bewertung vom 06.01.2023
Die Philosophie des modernen Songs
Dylan, Bob

Die Philosophie des modernen Songs


sehr gut

In diesem Buch beschreibt Bob Dylan in nicht chronologischer Reihenfolge die Geschichte und Bedeutung von sechsundsechzig Songs der hauptsächlich US-amerikanischen Pop-Musik-Geschichte. Die Bandbreite reicht von „Keep my Skillet good and greasy“ von Uncle Dave Macon aus dem Jahr 1924 bis zu „Nelly was a Lady“ von Alvin Youngblood Hart aus dem Jahr 2004. Das Buch ist eine Fundgrube für eine musikalische Entdeckungsreise.

Dylan beleuchtet die Zweideutigkeit von Little Richards „Tutti Frutti“ (41), begeistert mit seinen Ausführungen zu den energiegeladenen Osborne Brothers, deren Sänger selbst Roy Orbison in den Schatten stellt (153), schwärmt von „Ball of Confusion“ von den Temptations „In diesem Song ist alles am entgleisen“ und stellt Songs von Johnny Cash vor, die weniger bekannt sind (229, 297).

Dylan stellt Vergleiche an und gibt detaillierte Informationen zum Interpreten, zur historischen Einordnung und zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Seine Erläuterungen sind inspirierend und verleiten den Leser dazu, sich einige der weniger bekannten Songs aufgrund der Beschreibungen anzuhören. Deutlich wird, dass Dylan nicht auf ein Genre festgelegt ist, sondern eine große musikalische Bandbreite abdeckt.

Bewertung vom 05.01.2023
Was Sie dachten, NIEMALS über DÄNEMARK wissen zu wollen
Kristina vom Dorf

Was Sie dachten, NIEMALS über DÄNEMARK wissen zu wollen


sehr gut

Es handelt sich um ein Buch voller Überraschungen. Es gliedert sich in 55 unterhaltsame kleine Kapitel. Obwohl ich schon mehrmals in Dänemark war, habe ich hier viel Neues über das Land erfahren. Die gebürtige Deutsche Kristina vom Dorf lebt seit einiger Zeit im Land der Wikinger und hat deren Kultur kennengelernt.

Die Dänen haben aus gutem Grund ein anderes Verhältnis zum Auto als die Deutschen. Es ist schwierig, sich mit Dänen zu unterhalten, selbst wenn man die Schriftsprache gelernt hat. In Dänemark lebt man bargeldlos, zudem sind die Dänen familienfreundliche Menschen, Familie ist wichtiger als der Beruf.

Auffallend ist, die Autorin polarisiert stark und provoziert, wenn sie z.B. schreibt: „Dänen lassen ihre Babys im Regen stehen“, „Dänen sind die langsamsten Handwerker“, „Dänen können nicht Auto fahren“ oder „Dänen fehlt es an Gesetzen und Regeln“. Damit verallgemeinert sie ihre individuellen Erfahrungen.

Die Autorin hat ihren eigenen Stil, Sachverhalte darzustellen. Am sinnvollsten ist m.E. eine humorvolle Interpretation mit einem Augenzwinkern. Es gibt nicht „die Dänen“, aber als Leser erhält man einen Eindruck davon, wie „viele Dänen“ ticken. Als Besucher des Landes sollte man nach Lektüre des Buches weniger überrascht sein.