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Benutzername: 
Silvia1981
Wohnort: 
Arnstorf

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2018
Sylt oder solo
Thesenfitz, Claudia

Sylt oder solo


gut

Erwartungen leider nicht ganz erfüllt

Auf das Buch "Sylt oder solo" von Claudia Thesenfitz hatte ich mich sehr gefreut und es war sogar ein gewähltes Wunschbuch, da ich schon lange wieder auf einen Roman dieser Art gewartet und damit große Erwartungen darin hatte, mir damit ein paar sehr vergnügliche Lesestunden zu schenken. Erst beim Erhalt des Buches wurde mir bewusst, dass dies der Folgeband zu „Sylt oder Selters“ ist, allerdings hatte ich beim Lesen kein Problem damit, den ersten Teil nicht zu kennen. Trotzdem hat das Buch am Ende meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllt...

Das Thema fand ich von Anfang an gut und grundsätzlich fand ich auch die Personen um Nina und deren 8 Jahre jüngeren Freund sympathisch, wenn auch vielleicht manchmal nicht ganz altersgerecht dargestellt, und ihren Lebensstil und ihre Surfschule mit Bistro auf Sylt interessant. Leider stellte sich bei mir jedoch schnell Langeweile bzw. Genervtheit ein, weil der Leser über einen langen Teil damit konfrontiert wird, welchen Beziehungsfrust Nina schiebt, es stört sie sehr viel an Jan, der nörgelt zusätzlich an Ninas Aussehen herum und statt mit ihm darüber zu sprechen und nach wirklich umsetzbaren Lösungen zu suchen, heult sie sich bei ihren Cousinen aus, was Jan natürlich zufällig belauscht. Nur zu verständlich, dass er eine Auszeit und sein Medizinstudium wieder aufnehmen will. Nina leidet daraufhin sehr unter der Trennung, findet aber dadurch trotzdem wieder mehr zu sich selbst und lernt besser zu schätzen, was sie in ihrem Leben hatte.

Das Zusammentreffen mit Ninas Ex hätte ich mir ausschweifender vorgestellt, im Grunde führt er nur eine ganz kleine Nebenrolle. Immerhin konnte mich der Roman zum Ende hin tatsächlich wieder versöhnen, die ersten 100 Seiten dagegen waren für mich einfach nicht gelungen. Der Schreibstil an sich hat mir gut gefallen, das Buch ließ sich flüssig lesen und ist genau die richtige Lektüre für einen entspannten Nachmittag im Liegestuhl. Ich hätte mir mehr Spannung und Tiefe und dafür weniger Nörgelei gewünscht und vergebe deswegen drei Sterne.

Bewertung vom 15.06.2018
Alles Begehren
Jones, Ruth

Alles Begehren


ausgezeichnet

Spannung vom Anfang bis zum Ende

Der Roman "Alles begehren" von Ruth Jones konnte mich noch mehr in seinen Bann ziehen, als ich es anfangs vermutet hatte. Das Thema Affäre, das Leben auf einen Moment zurück spulen, um eine andere Entscheidung zu treffen bzw. nach vielen Jahren nochmal die Wahl zu haben - alleine der Klappentext verspricht schon sehr viel und ich war sehr gespannt darauf, mehr zu lesen.

Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht, denn die Autorin hat es geschafft, tatsächlich über 480 Seiten hinweg Spannung aufzubauen bzw. zu halten, die es dem Leser nicht erlaubt, das Buch zur Seite zu legen und für mich nicht mal eine einzige langatmige Phase darin enthalten war. Der Schreibstil ist sehr angenehm, durch den Wechsel der Erzählungen zum Einen zwischen den Jahren 1985 und 2002, aber auch innerhalb diesen Teilen aus der Sicht verschiedener Personen, hat die Geschichte ein hohes Tempo und man wird richtig gefangen genommen. Den Text würde ich als absolut modern, authentisch, gefühlvoll und nachvollziehbar beschreiben und er regt definitiv zum Nachdenken an, welche Entscheidungen im Leben die Richtigen sind. Die sehr umfassende Geschichte ist, auch mit ihrem Prolog und Epilog im Jahr 2017, absolut stimmig und die Autorin hat ihr ein sehr passendes und befriedigendes Ende gegeben. An zwei Stellen hätte ich mir vielleicht ein paar Sätze oder Seiten mehr gewünscht, nämlich in Bezug auf die weitere Entwicklung von Kate und Callum nach dem Zeitpunkt von Ailsas Unfall und im Epilog, wie Kate ihr Leben weiter verlaufen ist.

Nicht nur das Thema war toll, auch die Personen in der Geschichte wurden von der Autorin wunderbar umgesetzt. Kate ihr Leid kam sehr gut herüber (auch wenn sie manchmal leicht nervig wirkte), welche Probleme und Suchten sie hatte, warum sie sich so sehr in ihren Beruf, die Schauspielerei, hinein gehängt hat, auch der Alltag von Schauspielern wurde immer wieder gut und interessant vermittelt. Und warum sie Callum nie vergessen konnte und bei dem erneuten Treffen nach 17 Jahren alles wieder von vorne begann und welches wahre Gesicht sie auch im Weiteren zeigte. Sehr beeindruckt hat mich auch Callum, seine "Sucht" nach Kate und trotzdem die Liebe zu seiner Frau bzw. Familie, die in ihm zu einem sehr großen Zwiespalt führte, der sehr deutlich spürbar war und mich emotional berühren konnte. Matt und Belinda waren für mich tolle Ehepartner, die ebenfalls in ihren Gefühlen und Handlungsweisen sehr authentisch dargestellt wurden. Und ebenso Hetty hat für mich einen guten Platz in der Geschichte eingenommen.

Zum Inhalt möchte ich gar nichts wiedergeben, weil dies in meinen Augen viel zu viel an Spannung nehmen würde, die hier absolut zum Lesevergnügen mit dazu gehört. Mein einziger Kritikpunkt ist das Cover, das in meinen Augen in keinem Bezug zum Thema steht und mich vermutlich nicht unbedingt dazu bewegen würde, das Buch überhaupt in die Hand zu nehmen. Die Geschichte hätte ein viel aufregenderes, spannenderes Cover verdient gehabt, z.B. in Form eines auffälligen Musters. Trotzdem möchte ich hier fünf Sterne vergeben, weil mich die Geschichte mit ihrer Spannung, ihren Gefühlen und ihrer Stimmigkeit einfach mehr als überzeugt hat. Ich werde das Buch definitiv weiterempfehlen!

Bewertung vom 18.03.2018
Das geheime Leben der Seele
Wery von Limont, Sabine

Das geheime Leben der Seele


ausgezeichnet

Sehr interessant und gut verständlich geschrieben

Das Buch "Das geheime Leben der Seele" von Sabine Wery von Limont hatte mich hauptsächlich deswegen angesprochen, weil bei einem Mitglied unserer Familie eine Angststörung vorliegt und ich mir erhofft hatte, in diesem Buch gute Antworten auf meine vielen Fragen dazu zu finden. Alle wurden natürlich nicht beantwortet, dafür benötigt man dann doch spezielle Fachliteratur, aber die Autorin gibt einen sehr umfassenden allgemeinen Einblick in das Leben der Seele bzw. die Psychologie, den ich sehr interessant fand und sehr froh bin, dieses Buch gelesen zu haben und nun manche Mitmenschen mit ganz anderen Augen sehen zu dürfen. Die Autorin hat zudem einen so interessanten, leicht verständlichen und sympathischen Schreibstil, dass sich dieses Buch nicht wie ein herkömmlicher, trockener und mit Fachbegriffen gespickter Ratgeber, sondern vielmehr wie ein Roman lesen lässt, den man nicht mehr zur Seite legen möchte.

In ihren sehr umfangreichen Erläuterungen bekommt man viele Informationen, die mir viel neues Wissen und Verständnis beigebracht haben. Gerade als Mama war es für mich sehr interessant zu erfahren, inwiefern man seine Kinder im Mutterleib schon prägt und inwieweit das Gehirn bei der Geburt schon ausgebildet ist, wie man die Seele nach der Geburt jedoch noch steuern kann und mit welchen Erziehungsformen man in späteren Jahren Persönlichkeitsstörungen hervor rufen kann bzw. welche Störungen es überhaupt gibt und wie sich Betroffene selbst sehen. Interessant war auch zu erfahren, inwiefern sich die mitunter weit zurück liegende Vergangenheit früherer Generationen auf unser heutiges Leben auswirkt. Aber die Erkenntnisse aus dem Buch reichen noch viel weiter, angefangen vom limbischen System und die Botenstoffe des Gehirns, die der Körper in bestimmten Situationen sendet, über Bedürfnisse, Störungen, Psychosomatik und Therapie. Dies alles erläutert die Autorin fachkundig, aber doch für Laien sehr verständlich und genau im richtigen Umfang, um einen guten ersten Einblick zu gewähren und trotzdem den Leser an der Fülle an Text nicht zu überfordern. Gut fand ich auch die Fallbeispiele, die sehr ausführlich einzelne Fälle erklären. Zudem macht die Autorin Mut, sich einem Therapeuten anzuvertrauen.

Dieses Buch sollte meiner Meinung nach jeder gelesen haben. Man lernt dadurch tatsächlich sich selbst und das Verhalten anderer Menschen mehr zu verstehen und es regt sehr an, sich über das Thema Gedanken zu machen. Auch wenn man sich selbst und andere Menschen nicht ändern kann, schafft es mit Sicherheit mehr Verständnis und ist vielleicht ein erster Schritt, in manchen Situationen umzudenken. Gerade weil seelische Leiden oft als Spinnerei abgetan werden, was sie jedoch keinesfalls sind, und dann lange nicht ernst genommen werden, jedoch bei stärkeren Störungen auch dem restlichen Körper schaden können und Auswirkungen auf das Immunsystem und den Allgemeinzustand haben, sollte sich jeder einmal mit diesem Thema auseinander gesetzt haben. Das Cover finde ich ebenfalls sehr gelungen und die geschwungenen Linien stellen für mich einen guten Bezug zum Thema dar, wenn auch vielleicht statt pinker Schrift z.B. grün hätte gewählt werden können, um auch Männer besser anzusprechen. Von mir gibt es auf alle Fälle fünf Sterne für dieses tolle Werk!

Bewertung vom 18.03.2018
Quatsch mit Soße / Ziemlich beste Schwestern Bd.1
Welk, Sarah

Quatsch mit Soße / Ziemlich beste Schwestern Bd.1


sehr gut

Amüsante Erlebnisse zweier großartiger Schwestern

Über das Buch "Ziemlich beste Schwestern - Quatsch mit Soße" von Sarah Welk habe ich mich sehr gefreut. Das Cover finde ich sehr gelungen und schon in der Leseprobe hat es mich sehr angesprochen. Zudem hat es mich an meine Kindheit mit meiner Schwester erinnert und auch ich habe zwei Mädels, die hoffentlich noch viele schöne Geschichten zusammen erleben werden - wenn auch so manches Erlebnis für die Eltern nicht ganz so erfreulich sein wird wie hier im Buch ;-). Aber das gehört zum Kind sein einfach dazu und so erfreue nicht nur ich mich, sondern wie erwartet auch meine Kinder an den tollen Geschichten von Flo und Mimi und fast jeden Tag muss eine davon vorgelesen werden.

Die Geschichten bauen teilweise aufeinander auf und können trotzdem einzeln auch gut gelesen werden, weil manche Grundfakten zur besseren Verständnis immer wieder wiederholt werden. Am wenigsten überzeugen kann mich Geschichte eins über einen langweiligen Sonntag, weil mir darin einfach zu viele Schimpfwörter vorkommen, auch wenn immer wieder klar gestellt wird, dass man so etwas nicht sagt. Deutlich besser sind Geschichte zwei bis vier um ein paar Mäuse, bei der ich mich köstlich amüsieren konnte und sie immer wieder gerne lese. Ebenso Geschichte fünf um den Riesen-Vulkan-Kuchen hat es uns sehr angetan. Geschichte sechs hingegen finde ich ziemlich überzogen, dass sie jedoch im ebenfalls erschienen Buch "Ziemlich beste Schwestern - So ein Affentheater!", das zeitgleich erschienen ist, ihre Fortsetzung findet, ist ein geschickter Zug der Autorin. Wir haben die beiden Schwestern so sehr lieben gelernt, dass wir unbedingt auch dieses Buch noch kaufen werden!

Die Schriftgröße finde ich für Leseanfänger angenehm. Die Geschichten haben eine angenehme Länge und sind kindgerecht verständlich geschrieben. Die Illustrationen gefallen uns sehr gut, wenngleich auch manchmal die eine oder andere Illustration mehr schön gewesen wäre, denn teilweise hat der junge Leser hier schon eine Durststrecke zu überwältigen, wo über drei Doppelseiten nur Text zu finden ist. Alles in allem ist es für uns ein sehr gelungenes Kinderbuch, woran wir sicher noch lange Freude finden werden!

Bewertung vom 19.10.2017
Nachtlichter
Liptrot, Amy

Nachtlichter


ausgezeichnet

Heilende Natur

Das Buch "Nachtlichter" von Amy Liptrot sprach mich sofort an. Das Cover finde ich auffallend und vor allem passt es in meinen Augen sehr gut zum Thema. Interessiert hat es mich auch deswegen sehr, weil es in London bzw. in den Orkneys, einer schottischen Inselgruppe, von der man zu Beginn eine sehr nützliche Karte im Buch findet, spielt, und mich dieses Land sehr interessiert. Außerdem finde ich das Thema Sucht bzw. Alkoholsucht im speziellen sehr interessant und dass die Autorin ihre eigene Geschichte erzählt hat mich restlos überzeugt, diese Buch unbedingt lesen zu wollen. Und ich wurde in keinster Weise enttäuscht!

Zu Beginn musste ich mich ein wenig an den Schreibstil gewöhnen, der eine reine Erzählung ist und keinerlei Dialoge enthält und schon eine gewisse Konzentration erfordert, zumal der Leser auch sehr viele Informationen über Orte, Natur und Hintergründe erhält. Aber spätestens mit der Rückkehr in die Inselgruppe konnte ich völlig in die Geschichte eintauchen und muss ehrlich sagen, diese rund zwei Drittel der Geschichte haben auch mir selbst eine Ruhe vermittelt, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, welche Faszination Amy plötzlich für ihre Heimat empfinden konnte und wie sie dadurch geheilt wurde. Dass die Kapitel Überschriften tragen und der Inhalt diesen entspricht, fand ich sehr gut.

Die Geschichte beginnt mit dem ersten Tag der Rückkehr nach Orkney. Man lernt erste Hintergründe zu Amys bisherigem Leben und ihre Eltern kennen - der Vater, seit seiner Jugendzeit manisch-depressiv erkrankt und immer wieder in stationärer Behandlung und die Mutter, sehr religiös, mit den beiden Kindern und dem Hof oft auf sich allein gestellt und inzwischen getrennt lebend. Dann erhält man einen Rückblick, warum Amy nach London gegangen ist und wie sie dort gelebt hat. Wie sie immer mehr in den Alkoholkonsum abgerutscht ist, dadurch ihre Beziehung in die Brüche ging, sie einen Job nach dem anderen verlor, ein Extrem nach dem anderen auslebte, sich vor ihren Freunden und Bekannten immer mehr entschuldigen musste für ihr Verhalten, wie sie schließlich in Therapie ging und nach über zehn Jahren wieder zu den Orkneys zurück kam - erst nur als geplanten Besuch, dann aber doch für länger. Sehr gut wird immer wieder aufgeführt, wie schwer es ihr fällt, trocken zu bleiben, welche Gedanken sie deswegen hat und nur die Rückkehr und die Natur haben ihr geholfen, ohne Alkohol leben zu können. Sie hat sich immer mehr für die Natur, die Tiere, die Inseln, die Naturschauspiele und den Weltall interessiert und ihre Heimat plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen.

Man muss diesen Roman annehmen und sich darin fallen lassen, dann findet man eine sehr beeindruckende Geschichte, die einem neben Amys persönlicher Geschichte sehr viel über die Natur und die Orkneys lehrt. Man kann sich vieles sehr gut bildlich vorstellen und kann beinahe selbst den Wind spüren, die Vögel zwitschern hören, die Nachtlichter sehen und das Meer rauschen hören. Ich kann nur sagen, dass ich das Buch immer mehr genossen habe und sicher noch öfter gerne in die Hand nehme um wiederholt darin zu schmökern. Deswegen meine absolute Kaufempfehlung und fünf glänzende Sterne dafür!

Bewertung vom 19.10.2017
Sieben Tage voller Wunder
Atkins, Dani

Sieben Tage voller Wunder


sehr gut

Beeindruckende Geschichte über die Kraft des eigenen Ichs

Auf das Buch "Sieben Tage voller Wunder" von Dani Atkins hatte ich mich sehr gefreut. Das Thema Flugzeugabsturz und Überlebenskampf versprach mir eine richtig spannende und gefühlsintensive Geschichte, die mich sehr neugierig gemacht hat. Das Cover gefällt mir grundsätzlich gut, allerdings war ich mir lange nicht schlüssig, inwiefern es zur Geschichte passt. Inzwischen habe ich gesehen, dass die Gestaltung mit Himmelbildern der Stil der Autorin ist, was ich grundsätzlich gut finde, dass hier einem Stil die Treue gehalten wird, auch wenn für mich eine andere Gestaltung passender gewesen wäre.

Den nur 233 Seiten langen Roman habe ich in den letzten Stunden wahrlich verschlungen. Hannah ist für mich eine sehr gelungene Protagonistin und ich konnte von Anfang an sehr gut mit ihr fühlen. Viele verschiedene Gefühle rief die Autorin die ganze Zeit über in mir hervor und erzeugte dadurch viel Sympathie, Spannung und Kopfkino. Die Szenen während der Katastrophe im Flugzeug sind extrem schockierend, aber auch der Überlebenskampf in der kanadischen Wildnis in den folgenden Tagen ist sehr gut, authentisch und nachvollziehbar dargestellt. Man fühlt sich, als wäre man selbst mit dabei. Hannah und ihr Begleiter Logan müssen sehr kämpfen, um in der eiskalten und schneebedeckten Wildnis zu überleben, Raubtiere machen ihnen zusätzlich das Leben schwer, und so erlebt man mit den Beiden sehr kritische Tage, die aber auch in manchen Szenen ihren ganz eigenen Zauber haben.

Umso mehr überrascht war ich, als endlich Rettung kam und sich die Geschichte plötzlich völlig anders darstellte als bisher gedacht. Ich wusste mit dieser Wendung auf den ersten Moment ehrlich gesagt gar nicht umzugehen und auch wenn Hannahs Kampf dem Leser eine noch positivere Aussage mit auf den Weg gibt, macht sie für mich leider die Geschichte unglaubwürdiger und weniger verständlich. Sicher wächst man in solchen Situationen über sich hinaus, kann die unglaubliche Macht und die unerschütterliche Kraft des eigenen Ichs erleben und zu seinem eigenen, persönlichen Helden werden um sich selbst zu retten, wenn sonst nichts anderes mehr möglich ist. Vielleicht kann man das aber auch erst so richtig nachvollziehen, wenn man selbst in so einer Situation war... Eine beeindruckende Geschichte, die mich sicher noch länger gedanklich beschäftigen wird, und von der ich niemandem wünsche, sie selbst erleben zu müssen.

Bewertung vom 19.10.2017
Herrn Haiduks Laden der Wünsche
Beckerhoff, Florian

Herrn Haiduks Laden der Wünsche


sehr gut

Das Glück ist hier und jetzt, oder es ist gar nicht

Das Buch "Herrn Haiduks Laden der Wünsche" von Florian Beckerhoff hat mich aus zwei Gründen neugierig gemacht. Zum Einen das tolle Cover - man möchte unbedingt mehr über den kleinen Laden erfahren, was darin vor sich geht, was es mit Herrn Haiduk und seinen Kunden auf sich hat. Zum Anderen natürlich der Titel und die Idee hinter dem Buch. Das Thema Glück bzw. Wünsche der Menschen hat mich geradezu dazu aufgefordert, das Buch zu lesen!

Der Autor hat in seinem Buch ganz besondere Charaktere erschaffen. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Monsieur l`auteur, einem Mann, der vor ein paar Jahren gegenüber Herrn Haiduks Laden gewohnt hat und einen Roman geschrieben hat, von dem Herr Haiduk begeistert war. Als die beiden sich eines Tages wiedersehen beschließt Herr Haiduk dem vermeintlichen Schriftsteller eine ganz besondere Geschichte zu erzählen - die Geschichte von Alma, die auf der Straße eine Lottoquittung gefunden hat, mit der der Jackpot in Höhe von 13 Millionen Euro geknackt wurde, und den rechtmäßigen Besitzer finden möchte. Alma ist eine sehr eigenwillige junge Frau, von der man lange nicht so recht weiß, was man von ihr halten soll. Aber zum Ende hin erfährt man Hintergründe, die verständlich machen, warum sie sich so verhält.

Die bisher sehr stille Alma blüht plötzlich auf in ihrer selbst gestellten Aufgabe, herauszufinden, wer der Besitzer der Quittung ist. Sie möchte heraus finden, welches Leben er führt und ob der Gewinn ihm gut tun würde. Als bekannt wird, dass der Gewinner seinen Spielschein in Herrn Haiduks Laden abgegeben hat, stürmen sehr viele Menschen den Laden, um auf ihren Anspruch zu bestehen. Alma möchte mit jedem dieser Menschen ein persönliches Gespräch führen um zu erfahren, welcher Mensch er ist und sich ein Bild davon zu machen, ob er lügt oder die Wahrheit sagt. So trifft sie im idyllischen Hinterhof, der definitiv mit zum Zauber der Geschichte beiträgt, in der kommenden Woche viele sehr unterschiedliche Menschen, mit sehr unterschiedlichen Charakteren und Geschichten, sehr verschiedenen Wünschen und Plänen, was sie mit dem Gewinn machen würden. Auch das Verhalten ist sehr verschieden, jedoch alle werden sie mehr oder weniger gierig und verrückt, wo ihnen ein so großer Gewinn in Aussicht steht, und werden mehr oder weniger erfinderisch, welche Lügen sie Alma auftischen. Ebenso ist die Reaktion, wenn sie als Lügner enttarnt werden, sehr interessant. Immerhin ein Teil davon kann sogar positiv aus den Gesprächen hervor gehen und sein Leben wird dadurch in andere Bahnen gelenkt. Als schließlich auch noch die Presse Wind von der ganzen Geschichte bekommt und ein Journalist einen Artikel in die Zeitung setzt, eskaliert die Situation in Herrn Haiduks Laden total.

Der Autor präsentiert dem Leser schließlich ein unerwartetes und besonderes Ende, das auf alle Fälle gut zu der Geschichte passt.

Sehr gut gefallen hat mir, dass der Text ein paar sehr schöne Weisheiten enthält, die sich der Leser neben der Frage nach Wünschen und Glück an sich selbst auf alle Fälle zu Herzen nehmen kann. Leider hat mich der Schreibstil allgemein nicht richtig mitgerissen und ich empfand es Großteils als zäh und mühsam, weiterzulesen. Erschwert hat mir das Lesen auch, dass die Geschichten von heute und damals - also das aktuelle Geschehen, in dem Herr Haiduk seine Erinnerungen erzählt, und die Erinnerungen selbst - ineinander verschwimmen. Dies hätte meiner Ansicht nach mit Absätzen besser voneinander getrennt werden müssen. Ich vergebe deswegen vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 19.10.2017
Verschieben Sie die Deutscharbeit, mein Sohn hat Geburtstag! / Helikopter-Eltern Bd.1
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Verschieben Sie die Deutscharbeit, mein Sohn hat Geburtstag! / Helikopter-Eltern Bd.1


ausgezeichnet

Amüsant, schockierend und interessant

Vom Buch "Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!" von Lena Greiner und Carola Padtberg bin ich sehr positiv überrascht. Nicht nur das Cover hätte nicht besser getroffen werden können, auch die Gestaltung der Kapitel und Texte und die Auflockerung durch Cartoons, kurze allgemeine Worte zum Kapitel, Anekdoten und Sprüchen finde ich äußerst gelungen. Das Buch ist sehr kurzweilig und hat mich so gefesselt, dass ich es innerhalb weniger Stunden durchgelesen habe.

Schon die Einleitung finde ich äußerst positiv. Und dass die Geschichten aus persönlichen Gesprächen mit Betroffenen sowie Einsendungen von SPIEGEL-ONLINE-Lesern stammen sowie überbehütete Kinder und deren Eltern selbst zu Wort kommen, finde ich toll, weil so aus vielen Seiten zu vielen Situationen Geschichten zusammen getragen wurden, die mit Sicherheit auch viel Wahrheitsgehalt haben. Die ersten Kapitel, wo die Autorinnen von der Schwangerschaft bzw. dem Babyalter hin bis zur Uni und Ausbildung viele Themen aus der Entwicklung von Kindern aufgreifen, fand ich teilweise amüsant, aber viele auch sehr schockierend, gerade auch wo es darum ging, wie ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene von ihren Eltern behandelt und bevormundet werden. Manche Geschichten und Aussagen waren so unglaublich, dass es mir schlicht die Sprache verschlagen hat. Z.B. dass es tatsächlich Eltern gibt, die, in meinen Augen wegen Lappalien, zum Anwalt gehen und klagen. Wenn man diese Geschichten liest ist man froh, nicht den Beruf des Erziehers, Lehrers, Professors oder aber auch Friseurs und weiteres gewählt zu haben. Sehr interessant dagegen fand ich die letzte drei Kapitel, in denen Kinder ihre Sichtweisen erzählen, Eltern erklären, warum sie Helikopter-Eltern sind und schließlich die Erläuterungen eines Psychologen zu diesem Thema. Diese hätten in meinen Augen sogar noch ausführlicher gestaltet werden können. Sehr interessant finde ich den Vorschlag, was betroffene Eltern tun können, um gelassener zu werden - es wäre interessant von einem Betroffenen zu erfahren, ob das wirklich hilft bzw. auf Dauer hilft...

... denn zum Glück kann ich von mir selbst behaupten, nicht zu den Helikopter-Eltern zu zählen, zumindest in den meisten Fällen nicht, denn wie im Schlusswort so schön steht: "In Wahrheit sind wir doch alle Helikopter... Ein wenig stimmt das natürlich, denn für fast alle Eltern ist ihr Kind das Wichtigste in ihrem Leben.". Ich kann dieses Buch definitiv empfehlen, zumindest die geschätzten 85 bis 90 Prozent der Eltern, die "alright" sind, werden darin eine sehr gute Lektüre finden. Deswegen gibt es von mir auch fünf glänzende Sterne dafür und ich werde mir die Anekdoten nicht zum Vorbild nehmen ;-).

Bewertung vom 19.10.2017
Nachts am Brenner / Commissario Grauner Bd.3
Koppelstätter, Lenz

Nachts am Brenner / Commissario Grauner Bd.3


sehr gut

Tatsächlich ein Krimi!

Der Krimi "Nachts am Brenner" von Lenz Koppelstätter stand seit der Vorstellung auf meiner Wunschliste, weil ich den Brenner kenne und mich alleine dieser Ort neugierig gemacht hat, zudem hat der geschichtliche Hintergrund mein Interesse geweckt und auch die Aussicht auf "Ein Highlight des deutschsprachigen Krimi-Jahrgangs" hat mich dazu bewogen das Buch unbedingt lesen zu wollen. Das Cover finde ich gelungen und im Großen und Ganzen wurden auch alle meine Erwartungen erfüllt. Dies ist mein erster Krimi um Commissario Grauner und obwohl es bereits zwei Fälle davor gibt haben mir keine Informationen gefehlt, um leicht hineinzufinden.

Schon die Erzählungen zu Beginn vom Brenner und verschiedenen Orten und Gegenden in Südtirol haben mir sehr gefallen, insbesondere weil ich einige davon selber schon besucht habe und dies schöne Erinnerungen geweckt hat. Der Autor schafft von Anfang an Spannung und baut einen Krimi auf, der sich wirklich so nennen kann und in dem es um nichts anderes als den Fall geht, also nicht detaillierter um das Privatleben der Ermittler, wie man es öfter vorfindet, abgesehen davon, dass der Fall für Commissario Grauner Licht ins Dunkel um den Tod seiner Eltern bringt. Dies bewirkt allerdings auch, dass die Personen allesamt nicht wirklich greifbar und sympathisch werden und alles sehr kühl herüber kommt, Gefühle kamen bei mir kaum auf. Der Fall wird immer komplexer und behandelt am Ende sogar drei verschiedene Ermittlungsstränge, bleibt aber trotzdem übersichtlich genug, um dem Geschehen gut folgen zu können. Der Leser kann bis zum Schluss nicht wirklich erahnen, wer der Mörder der beiden alten Männer war und die Auflösung fand ich gelungen, lediglich der Epilog rief eine gewisse Verwirrung hervor. Die geschichtlichen Hintergründe fand ich gut in den Fall eingebunden und hätten für mich noch ausführlicher dargestellt werden können, zumal ich mich im Moment sehr für Geschichte interessiere. Diesbezüglich fand ich auch die Empfehlung weiterführender Literatur des Autors in seinen Dankesworten sehr hilfreich.

Ich kann auf alle Fälle meine Leseempfehlung für diesen Krimi aussprechen und werde bei Gelegenheit sicher auch die ersten beiden Fälle noch nachholen.

Bewertung vom 25.09.2017
Meine DIY-Küche
Prus, Agnes

Meine DIY-Küche


ausgezeichnet

Tolle Rezepte für kreative Verschnaufpausen

Als Kochbuchliebhaberin bin ich natürlich um "Meine DIY-Küche" von Stiftung Warentest nicht herum gekommen. Das Buch trifft denke ich den Geschmack vieler junger Leute, weil "DIY" gerade total "in" und in vieler Munde ist. Zudem hört man immer wieder von schädlichen Inhaltsstoffen und dem Interesse, Gerichte lieber von Grund auf selbst herzustellen. Die Gestaltung des Covers finde ich sehr gelungen. Auch damit und des Formats wegen hebt es sich definitiv von den anderen Kochbüchern am Markt ab und verleitet dazu, es in die Hand zu nehmen. Die Innengestaltung gefällt mir ebenfalls sehr. Nach einem kurzen Vorwort und Infos zur Ausstattung folgen die reichlich und sehr ansprechend bebilderten Rezepte, die große Lust darauf machen, sie sofort auszuprobieren.

Die Rezepte gliedern sich in die drei Kapitel "Hurra, ein freier Nachmittag!", "Schönes Wochenende!" und "Endlich Ferien!" auf, je nach Aufwand. Das Buch ist als kreative Verschnaufpause gedacht und enthält 44 wirklich interessante Rezepte verschiedenster Produkte, wo sich einige davon definitiv lohnen werden, sie auszuprobieren, bzw. auch tolle Geschenkideen sind. Neben der Angabe des Schwierigkeitsgrades und der Zubereitungszeit findet man eine kurze Beschreibung und im Anschluss eine übersichtliche Zutatenliste und Zubereitungsanleitung, die auch für Anfänger ausführlich genug ist. Toll finde ich, dass auch oft Tipps, Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Zutaten und verschiedene Varianten angegeben sind, so dass sich einige Rezepte ganz nach Geschmack zusammen stellen lassen können und so sicher für jeden etwas dabei ist. Mich sprechen speziell die Rezepte zu Gemüsechips, Gewürzmischungen, Knoblauch-Confit, Müsliriegel, Limoncello, Sauerteig, Nußmus, Quittenbrot, Milcheis, Gemüsebrühepulver, Löffelbiskuits, Kräutertee und Kandierter Ingwer an und ich freue mich schon riesig darauf, das alles auszuprobieren.

Obwohl ich eine wirklich große Sammlung an Kochbüchern besitze, ist dieses auf alle Fälle eine sehr große Bereicherung für mein Bücherregal, weil die meisten darin enthaltenen Rezepte in keinem anderen zu finden sind! Außerdem kommen sie meist mit wirklich wenigen und gut zu beschaffenden Zutaten aus und (bis auf Ruhezeiten bzw. wenige aufwändigere Rezepte) sind die Zubereitungszeiten tatsächlich überraschend kurz. Von mir gibt es fünf glänzende Sterne und eine absolute Kaufempfehlung!