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Internetmaus
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Dörentrup

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Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2020
Am Himmel drei Sterne
Freiberger, Maya

Am Himmel drei Sterne


ausgezeichnet

Der Roman beginnt mit einem Prolog im Jahre 2001 in Hamburg und endet mit dem Epilog im gleichen Jahr am gleichen Ort. Dazwischen ist er in zwei Teile unterteilt, in denen Selma Benning die Geschichte ihrer Verschleppung und Zwangsarbeit in Russland erzählt.

Selma, eine alte Frau, liegt in ihrem Bett und wird von einem Albtraum geplagt. Die Dämonen ihrer Erinnerung haben sie wieder heimgesucht und werden für sie zur Wirklichkeit. So läuft sie schlaftrunken, nur mit ihrem dünnen Nachthemd bekleidet, in die kalte und regnerische Herbstnacht hinaus. Ein Nachbar bekommt es mit und verständigt ihre Tochter Karoline, die sich auf den Weg zu ihrer Mutter macht. Karoline weiß, dass ihre Mutter Schreckliches erlebt hat. Sie kennt aber nur Bruchstücke aus der damaligen Zeit. Jetzt ist sie unnachgiebig und besteht darauf, die ganze Geschichte zu erfahren. Sie weiß, dass Selma es sich von der Seele reden muss.

Wohlbehütet wuchsen Selma und ihre Schwester Irma in einer Stadt in Siebenbürgen auf. Sie waren Deutsche. Ihre Familie lebte schon seit Jahrhunderten als Siebenbürger Sachsen in diesem Siedlungsgebiet in Rumänien. Doch der Krieg fordert auch weit ab von Deutschland seinen Tribut. Rumänien wechselt die Seiten und verbündet sich mit den Alliierten. Die sowjetischen Soldaten kommen nach Siebenbürgen. Für die deutsche Minderheit beginnt eine grausame Zeit., die alles verändert.

Plünderungen setzten ein. Familien werden auseinander gerissen. Deutsche Männer, die nicht an der Front dienen werden verschleppt. Auch vor den jungen Frauen machen die Russen nicht halt. Wie Vieh werden sie zusammen getrieben und unter unmenschlichen Bedingungen mit Güterzügen in die Sowjetunion gebracht. Dort werden sie gezwungen schwerste körperliche Arbeit zu leisten. Schutzlos sind sie vielen Demütigungen ausgesetzt.
Sie sollen das von den Deutschen im Krieg zerstörte Land wieder mit aufbauen.
Zuerst kommen sie in ein Lager nahe der völlig zerstörten Stadt Kriwoi Rog. Es ist Winter und eisige Kälte herrscht vor.
Selma hat ständig Sorge um Irma, die schon immer recht schwach ist und gesundheitlich instabil. Fluchtversuche scheitern immer wieder. Die Frauen müssen sich in ihr Schicksal fügen. Aber sie solidarisieren sich mit der Zeit und helfen sich gegenseitig. Es gibt aber auch Russen, die den Frauen beistehen. Manches Mal siegt die Menschlichkeit.

Als viele Frauen denken, sie haben es geschafft und die nun nach Jahren eintreffenden Züge bringen sie Hause, kommt es noch schlimmer. Man bringt sie noch weiter in den Osten der Ukraine. In das Kohlerevier von Donezk. Jetzt lernen sie die wirkliche Hölle kennen.

Maya Freiberger hat einen historischen Roman geschaffen, der an die Zeit zum Ende und nach der Naziherrschaft erinnert. Die unschuldigen Frauen aus Siebenbürgen mussten für die Gräueltaten des Krieges bitter büßen. Sie lebten nur für ihre Hoffnung eines Tages wieder nach Hause zu kommen. Daran glaubten sie. Sonst wäre es ihnen wahrscheinlich unmöglich gewesen, für ihr Überleben zu kämpfen.
Selma hat ihren Kampf für ihre Schwester und die Freundinnen nie aufgegeben. Immer versucht sie das Gute im Menschen zu sehen. Keiner wird böse geboren, durch das Leben wird er dazu gemacht. Davon ist sie fest überzeugt. Jeden Strohhalm,ergreift sie in diesen Zeiten um ihrer Schwester und den Freundinnen zu helfen. Aber alle schafften es nicht.

Ein Buch, entstanden nach wahren Erlebnissen, das mich sehr ergriffen hat. Es erhält von mir fünf wohlverdiente Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.08.2020
Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
Villard, Sophie

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück


sehr gut

„Es drehte sich alles um Kunst und Liebe“ - Peggy Guggenheim über ihr Leben

Dieses Zitat von Peggy sagt alles aus, wovon dieses Buch handelt.

Peggy Guggenheim ist Amerikanerin mit jüdischen Wurzeln.
Ihr Vater, kam beim Untergang der Titanic ums Leben. So ist sie eine reiche Erbin, die die Möglichkeit hat, unabhängig zu sein.
Sie genießt ihr Leben und geht nach Europa. Paris, die Stadt der Liebe, hat sie zu ihrer neuen Heimat erwählt.

Sophie Villards Roman spielt nur in einem kurzen Zeitraum von 5 Jahren. Doch diese Zeit von 1937 bis 1941 ist sehr prägend, vor allem, für Europa, wo die Nazis Angst und Schrecken verbreiten.

Peggy indessen rast nur so durch diese Phase.
In den Kreisen der Pariser Bohème fühlt sie sich wohl. Sie ist geschieden von dem französischen Dichter und Maler Laurence Vail. Aus dieser Ehe hat sie zwei Kinder. die ihr sehr wichtig sind und denen sie auch den Vater nicht vorenthalten will. So fahren sie jährlich zusammen in Sommerurlaub und feiern gemeinsam Weihnachten. Auch Laurences neue Frau und Kinder sind mit einbezogen. Der Familienzusammenhalt ist ihr lebensnotwendig.

Auf der anderen Seite lebt sie so, wie es ihr gefällt. Nimmt sich Männer an denen sie Gefallen findet. Egal ob er oder auch Peggy gerade anderweitig liiert sind. Ich bekomme diese lebenshungrige Frau oft nicht zu fassen, was ich schade finde. Sie tut so viel Gutes für ihre Freunde, die es ihr selten danken. Anderseits ist sie recht oberflächlich, manchmal auch naiv.

In London eröffnet sie eine Galerie. Es war ihr Traum. Aber Peggy sehnt sich nach Paris. Jetzt denkt sie daran ein Museum zu errichten. Das in Europa ein Krieg vor der Tür steht, will sie lange nicht wahr haben.

Immer mehr Bekannte und Freunde treten die Flucht an. Europa ist für sie lebensgefährlich geworden. Jedoch können sich viele Künstler keine Überfahrt nach Amerika leisten. Peggy hilft selbstlos, wo sie kann. Mit Beziehungen und Geld. So ermöglicht sie zahlreichen, uns heute bekannten Malern, Schriftstellern und Bildhauern die Flucht.
Ich finde, dass dies ein sehr wichtiger Verdienst von ihr ist, der mir aber im Buch ein wenig zu kurz kommt.

Sie liebt und sammelt die zeitgenössische Kunst der Avantgarde, die als entartet angesehen wird. Diese moderne Kunst war damals noch nicht gefragt. So wurden von ihr viele Werke gerettet, die sonst wahrscheinlich nicht mehr existierten. Jeden Tag ein Bild, so ihr Motto. Dadurch, dass sie in der Pariser Bohème verkehrt, kennt sie viele Künstler, so auch Picasso, Dali, Kandinsky und Max Ernst, für den sie sehr viel tut.

Als sie endlich begreift, dass nur sie für sich, ihre Kinder und der neuen Familie ihres Exmannes Laurence die Kraft, Willensstärke und das Geld hat um gemeinsam auszuwandern, ist es fast zu spät.

Mit einem der letzten Flugzeuge kommen sie nach Amerika, ihrer alten Heimat.

Sophie Villard hat hier ein Buch geschrieben über die amerikanische Kunstmäzenin und Sammlerin, die sich durch ihr Geld und ihre Beziehungen viele Kenntnisse selbst angeeignet hat. In manchen Teilen hätte ich mir eine genauere Erklärung zu den Werken und Künstlern gewünscht. Im Nachwort wird zwar einiges erklärt aber in der Handlung hätte mir es besser gefallen. Da kommen mir einige Passagen wie aufgelistet vor. Leider gibt es keinen Anhang zu den französischen Passagen, Getränken und anderen kulinarischen Köstlichkeiten der Küche Frankreichs.

Mir hat das Buch, trotz kleiner Defizite, gut gefallen. Ich durfte eine Frau kennenlernen über die ich bisher nicht viel wusste. Mit ihrem leichten Schreibstil war das Buch von Sophie Villard gut lesbar. Ich konnte oft darin eintauchen. Man merkt beim Lesen, wie sehr die Autorin sich mit der damaligen Zeit, ihren Avantgardisten und natürlich Peggy, beschäftigt hat.

Wer mehr über das Privatleben dieser rebellischen, selbstbewussten Frau, die sich nicht an Normen hielt und immer neue Ziele vor sich sah, w

Bewertung vom 08.08.2020
Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1
Averbeck, Marlene

Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1


ausgezeichnet

Das Buchcover zeigt uns eine elegant gekleidete Frau. Es ist genau der Stil der Mode, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Modehaus Lichtenstein verkauft wird. Sie wird individuell für die Kundin oder auch den Kunden gefertigt und oft auch als Gesamtkomposition, mit den passenden Accessoires, zum Kauf angeboten.
Friedrich Lichtenstein leitet das Warenhaus zusammen mit seinen Söhnen Jacob und Ludwig. Sie müssen ihren Umsatz erhöhen um mit der immer größer werdenden Konkurrenz, im Zentrum von Berlin, bestehen zu können.
Jacob, der sich seit geraumer Zeit mit der Pariser Mode beschäftigt, will auch diesen Chic den Berliner Frauen anbieten. Auch der Vater ist nicht abgeneigt. Leider ist sein jüngerer Bruder Ludwig sehr konservativ und möchte keine großen modischen Veränderungen. Er liebt das Alte und Bewährte.
Jacob Lichtenstein und seine Eltern Friedrich und Marianne haben ihre Wohnungen in der obersten Etage der Modehauses. Beim Personal ist auch Marianne bekannt und beliebt. Sie sieht die Angestellten als eine große Familie.
Jacob gelingt es einen Teil seiner Vorstellungen zur Belebung des Geschäftes mit großem Erfolg zu erreichen, da schlägt das Unheil zu.
Das Lichtenstein, in das große Geldsummen für Umbau, neue Stoffe und Kollektionen geflossen sind, brennt aus. Was das Feuer nicht vernichtete tat das Löschwasser. Auch die Familie Lichtenstein hat keine Bleibe mehr.
Marianne Lichtenstein liegt viel an den Angestellten. Zahlreiche persönliche Schicksale sind ihr bekannt. So wird nach dem ersten Schock, mit vereinten Kräften aufgeräumt und gerettet, was noch zu retten ist. Wenn auch noch in weiter Ferne, das Haus soll wieder eröffnet werden.
Doch dann, Krieg.
Im Sommer 1914 sind die Menschen euphorisch und der Meinung, Weihnachten ist er vorbei. Welch Irrtum.
So lernen wir etliche Mitarbeiter, ihre Eigenarten und Schicksale kennen und begleiten sie fünf Jahre.
Im Sommer 1918 ahnen viele, dass der seit 4 Jahren tobende Krieg sich dem Ende nähert. Dann kommt auch wieder eine bessere Zeit für die Mode. Aber hat sie nicht bereits begonnen mit dem Erfolg der Präsentation im Lichtenstein?
Die Männer wollen sich am Anblick der Frauen erfreuen. Dunkle, triste Farben zeugen vom Elend des Krieges. Man möchte ihn vergessen und wieder ins normale Leben zurück kehren.
Der Schreibstil von Marlene Averbeck ist flüssig und sehr gut zu lesen. Es wurde ein spannender Bogen gehalten. Man muss wissen, wie es weiter geht und legt das Buch nicht gern aus der Hand. Der Auftakt dieser Trilogie ist ihr sehr gut gelungen.
Schade, dass erst im Herbst 2021 der zweite Teil der Lichtenstein Saga, mit dem erwartungsvollem Titel, Modehaus der Wünsche, erscheint.
Gern möchte ich wissen wie die Geschichte des Warenhaus fort schreitet. Raufen sich die Brüder Ludwig und Jacob zusammen? Wie geht die Entwicklung der Mode weiter?
Wo finden die Frauen, die gelernt haben, auch in Männerdomänen, Verantwortung zu übernehmen ihren Platz?
Berlin, ein Modezentrum, davon war mir nichts bekannt.
Mich hat das Buch absolut überzeugt und ich kann nur empfehlen es zu lesen.

Bewertung vom 24.07.2020
Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss / Weinschloss-Saga Bd.1
Seifert, Paula

Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss / Weinschloss-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Aennes Vater ist der größte Winzer in der kleinen Stadt Freyburg. Ihm gehört ein großes Weingut sowie ein Hotel mit erstklassiger Küche. Schon von Kindesbeinen an, hat Aenne am Weinanbau und allem was damit zusammen hängt, einen großen Gefallen gefunden. Wein zu schmecken, zu riechen, zu unterscheiden ist ein Leichtes für sie. Gern würde sie mit ihrem ausgeprägten Gespür für die Reben in die Fußstapfen ihres Vaters treten und später einmal das Weingut übernehmen. Er aber will sie verheiraten. Nach Möglichkeit mit einem Weinbauern. Sie ist eine Frau und ihre Meinung gilt in der damaligen Zeit nichts. Durch die gemeinsame Leidenschaft für den Wein hat Aenne ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater. Nur, dieser hat das Recht über sie zu bestimmen. Als Tochter muss sie sich seinem Willen fügen. Ihr Widerstand ist geweckt.
Bettina, ihre ältere Schwester, ist das ganze Gegenteil. Sie möchte einen reichen Mann heiraten, Kinder bekommen, den Haushalt führen. Natürlich mit Personal und sich selber für ihren Mann schön kleiden und frisieren sowie Feste geben. Ganz so, wie es beide Mädchen auf der höheren Töchterschule gelernt haben.
So beginnt für Aenne ein sehr steiniger Weg.
Der erste Band dieser Weinschloss-Trilogie, die im Unstruttal angesiedelt ist, hat mich von Anfang an gefesselt. Saale-Unstrut, wenn auch vielen leider unbekannt, ist ein traditionsreiches Weinanbaugebiet, dessen Anfänge im Jahre 1066 liegen. Der Schreibstil von Paula Seifert ist perfekt und fließend zu lesen. Im Buch sind keine unnötigen Längen vorhanden. Eventuell auch bedingt dadurch, dass ich die Gegend und die Rotkäppchen Sektkellerei, die hier eine tragende Rolle spielt, kenne, fand ich sehr leicht in die Personen und die Handlung hinein.
Paula Seifert hat sich sehr genau mit der Geschichte der Rotkäppchen Sektkellerei und dem Weinanbau auseinander gesetzt.
Angefangen mit der Gründung als Weinhandel durch die Brüder Moritz und Julius Kloss gemeinsam mit ihrem Freund Carl Foerster. Gern wäre auch Karl Theodor Strauß mit dabei gewesen. Das wollten die drei Freunde nicht. So entstand eine Feindschaft zwischen den Familien Kloss und Strauß. Sehr schnell hatten die Gründer die Idee eine Champagner-Fabrik, nach französischem Vorbild aufzubauen. All diese geschichtlichen Hintergründe, der Bau des Lichthofes, dem großen hölzernen Weinfass mit 120 Tausend Liter Fassungsvermögen um das ein Keller gebaut wurde, bis hin durch die Vernichtung vieler Weinberge in Frankreich und Deutschland durch die Reblaus, erzählt uns die Autorin in diesem Roman. Die Sektkellerei ist eine reine Fabrik, die auf gute Grundweine für ihre Produktion angewiesen ist. Diese müssen von Winzern erworben werden.
Die Protagonistin Aenne, die wir 21 Jahre im Buch begleiten, ist eine sehr starke Frau, mit eisernen Willen. Ihre Familie und deren Wohlergehen steht für sie an erster Stelle. Mit viel Freude arbeitet sie für die Sektkellerei. Ihre zweite Leidenschaft, neben dem Wein, ist das Schreiben und Dichten. Dafür stellt sie sich in den Dienst der von ihrem Vater so verhassten Familie Kloss. zu der auch Clemens gehört, den sie liebt. Auch dem Weinanbau, kann sie sich durch verschiedene Umstände, immer wieder widmen. Ihre eigenen Bedürfnisse kommen für sie an letzter Stelle.
Ich bin gespannt, wie es mit Aenne, ihrer Familie, dem Weinanbau und der Sektkellerei weiter geht.
Mit Freuden empfehle ich dieses Buch weiter und hoffe, ein wenig Neugierde auf Saale Premium und Rotkäppchen, mit meiner Rezension, geweckt zu haben.

Bewertung vom 10.07.2020
Der Turm aus Licht
Fritz, Astrid

Der Turm aus Licht


sehr gut

Astrid Fritz ist eine bekannte Autorin historischer Romane. Mit ihrem neuesten Buch, schuf sie ein bemerkenswertes Werk.
Es ist sehr akribisch recherchiert und obwohl kaum Quellen zu diesem Bau existieren, hat sie einen meisterhaften Roman geschrieben.

Auf über 800 Seiten wird uns die Geschichte über den Bau des Westturms vom Freiburger Münster, wie sie so passiert sein könnte, erzählt. Bis zu dessen Vollendung vergingen 60 Jahre. Noch heute, wird über diesen, als schönsten Turm auf Erden berichtet.

Der Roman ist in drei Bücher unterteilt. Zu jedem gibt es auf den ersten Seiten eine Liste der Haupt- und Nebenpersonen. Diese sind sehr hilfreich. Im Laufe der Jahre begegnen wir vielen Menschen, die mehr oder weniger mit dem Turmbau beschäftigt sind.

Wir tauchen ein in die Lebensweise dieser Leute der damaligen Zeit mit all ihren verschiedenen Wesensarten. Leider fallen immer wieder die Machtspiele der jeweiligen Herrscher und auch der Kirchenoberen auf.
Die Zwistigkeiten um Zuständigkeiten und dieses Streben nach Macht, hemmt immer wieder den Bau. Oft werden sie vordergründig erzählt.

Das Buch beginnt im Jahre 1270 mit dem Einzug des Baumeisters Gerhard in die Stadt Freiburg. Diese wird gleich zu Anfang gut beschrieben. Man kann sie sich bildlich vorstellen. Begleitet von seiner Frau Odilia und einem bescheidenen Tross, kommen sie voller Erwartung, in der aufstrebenden Handelsstadt an.
Sie sind Kirchenbauer und kommen aus Straßburg. Vier Bildhauer, sechs Steinmetze, sein treuer Polier und ein Lehrjunge begleiten den Baumeister und natürlich, wie es damals üblich war, deren Familien. Die Arbeit an dem lange brachliegenden Bauwerk der Liebfrauenkirche sehen sie als ihre Lebensaufgabe.

Aber leider kommt es anders.
Graf Konrad ist viel an der Weiterführung des Kirchbaus gelegen Er setzt sich dafür ein und fördert den Bau. Aber seine Nachfahren sind sehr egoistisch und verprassen ihr Geld lieber in Intrigen und Kriegen.

Astrid Fritz lässt uns eintauchen in das Leben der Menschen im 13. und 14. Jahrhundert. Wir lernen mehrere Generationen Handwerker und Kaufleute der mittelalterlichen Stadt kennen. Ihr Schreibstil ist flüssig und sehr plastisch. Man kann sich gut in die Personen hinein versetzen.

Sehr gut finde ich, dass wir auf ihre Website verwiesen wurden, wo sie viele Hintergrundinformationen zum Kirchenbau zusammengestellt hat.

Leider kam mir im zweiten und dritten Teil des Buches das Baugeschehen zu kurz. Den Fokus legte die Autorin hier mehr auf die agierenden Personen.
Dem Buch gebe ich daher nur 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Träume / Sophia Bd.2
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume / Sophia Bd.2


ausgezeichnet

Nun ist er endlich da, der zweite Teil von „Die Farben der Schönheit“.
Corina Bomann entführt uns wieder in die fantastische Welt der Kosmetikindustrie.
Durch ihren wunderbaren gefühlvollen und sehr flüssigen Schreibstil ist man wieder sehr schnell in das Buch eingetaucht. Es spielt jetzt in den Jahren 1929 bis 1934 und schließt übergangslos an den ersten Teil an.

Sophia Krohn, unsere Protagonistin, verlor ihre Arbeit in der Fabrik der Helena Rubinstein. Nun hatte sie Zeit und wollte dem anonymen Brief, den sie in New York erhielt, gern Glauben schenken, das ihr Sohn Louis, noch am Leben sei.
So fährt sie im Januar des Jahres 1929 zum zweiten Mal über den Ozean. Ihr Ziel ist Paris.
Sehr emotional nehmen wir an der Suche nach Sophias Sohn teil. Leider führt sie nicht zum erwünschten Erfolg. Sie erfährt Misstrauen, keiner will oder kann, ihr helfen. Auf ein Wiedersehen mit ihrer Freundin Henny hatte sie sich so gefreut aber diese verhält sich auch sehr distanziert.

Wieder zurück in New York entschließt sich Sophia bei der Konkurrentin von Helena Rubinstein, Elizabeth Arden, als Chemikerin zu arbeiten. Die beiden Unternehmerinnen sind beide in die USA emigriert und wurden zu zähen Rivalinnen. Ihr so genannter Puderkrieg ging in die Geschichte ein. Auch Sophia gerät so zwischen die Fronten dieser beiden Frauen, die es weltweit als erste schafften einen Konzern zu gründen und diesen in die Spitzenposition ihrer Branche zu bringen.

Corina Bomann gelingt es, den Weg der Sophia Krohn mit der Zeitgeschichte zu verbinden.
Wir erfahren so ganz nebenbei die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Dürfen eintauchen in die Zeit und die Umstände, die zur Machtergreifung Hitlers führen. Der Judenhass gewinnt an Nährboden. Es gibt viele Veränderungen in der Welt.
Die gut recherchierten historischen Zusammenhänge fließen nahtlos in die Handlung ein. Spielen aber nur eine untergeordnete Rolle.

Sophia ist gereift, nimmt ihr Leben selbst in die Hand und weiß was sie will. Eliszabeth Arden fordert Sophia stark, wodurch sie immer mehr an Charakterstärke gewinnt. So können Rückschläge und Schwierigkeiten sie nicht von ihrem Zielen abbringen.
Das Buch ist sehr abwechslungsreich. Sophia hat in ihrem jungen Leben schon viel Gutes und Negatives erlebt. Auch die Liebe kommt mit Höhen und Tiefen daher.

Das Ende von Sophias Träumen kommt recht überraschend. Der Erzählstil von Corina Bormann hat mich durch die Seiten fliegen lassen.
Noch immer ist offen, was mit ihrem Sohn Louis damals geschah.
Sophia steht wieder an einer Weggabelung wir Leser warten sehnsüchtig auf Teil drei der Trilogie von den Farben der Schönheit.

Das Buch ist bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung

Sehnsüchtig erwarte ich den letzten Teil der vielversprechend den Titel: Sophias Triumph“ trägt.

Bewertung vom 10.04.2020
Dünentraumsommer
Janz, Tanja

Dünentraumsommer


sehr gut

Eine wunderschöne Geschichte, die so im wahren Leben spielen könnte.

Marieke, eine junge Frau, die noch vor der Geburt ihres Sohnes ihren Ehemann verlor, muss eine schwierige Entscheidung treffen. Emil, wird bald 10 Jahre und leidet unter schwerem Asthma. Seine Anfälle häufen sich und werden immer stärker.
Mutter und Sohn leben in Herne. Sie sind dort fest verankert. Der Arzt des Jungen empfiehlt unbedingt einen Umzug an das Meer. Das Reizklima dort, soll für eine bessere Lungenfunktion sorgen.
Obwohl es nicht leicht ist, entschließt sich die junge Witwe ihre Zelte im Ruhgebiet abzubrechen und mit ihrem Sohn nach Sankt Peter-Ording zu ziehen.
In einem leichten aber unterhaltsamen Schreibstil, in dem auch kleinere Dramen vorkommen, beschreibt uns Tanja Janz das neue Leben von Mutter und Sohn an der friesischen Küste. Ihre Liebe zu Oma Kuchen, der bestimmt auch bei vielen anderen noch in Erinnerung ist, hat sie zu diesem Buch inspiriert. So spielen auch die Omas und die Kuchen die Hauptrollen in diesem schönen Sommer - Roman.
Marieke hat Arbeit als Alltagsbegleiterin für Senioren gefunden. Sie sieht, wie viele ältere Menschen einsam für sich dahin leben, da sie keine Aufgabe mehr haben. Auch ihre Vermieterin Berta lebte seit dem Tod ihrer Schwester, vor vielen Jahren, einsam in dem alten Friesenhaus ihrer Familie. Berta und Marieke und auch Emil verstehen sich prima. Mit ihrer neuen jungen Chefin Jule und deren neunjährigen Sohn, fanden sich auch gleich zwei Freundinnen und die beiden Söhne spielten gleich miteinander, als kennen sie sich schon ewig. Mit dem Umzug an die Küste ist das Leben viel abwechslungsreicher sowohl für die alt eingesessenen als auch für Marieke und Emil geworden.

Es scheint als haben alle nur auf eine Veränderung gewartet, die dann mit den beiden aus dem Ruhrpott eintrat.
Aber lesen sie es selber. Ich kann es nur empfehlen und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 13.12.2019
Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten
Steinbach, Jan

Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten


ausgezeichnet

Das Cover des Büchleins ist wunderbar gestaltet und fasst sich sehr gut an. Die teilweise alte verschnörkelte Schreibschrift macht es sehr romantisch. Auch die Schneeflocken, die jedes Kapitel einläuten und auch als halbe an den Seitenrändern sind, gefallen mir sehr gut. Wir werden damit auf eine gefühlvolle Weihnachtsgeschichte eingestimmt.
Die 51-jährige, sehr erfolgreiche Literaturagentin Karen, lebt in Berlin. Ihre 23- jährige Tochter Hannah wohnt noch bei ihr. Doch diese wird Weihnachten, wie immer, bei ihrem Vater verbringen. Und dann ist da noch ihr Freund Jonas.
Die Handlung der drei Protagonisten spielt in Husum, der grauen Stadt am Meer, wie Theodor Storm sie betitelte. Es ist die Heimatstadt von Karen, die sie vor vielen Jahren verließ.
Wie in jedem Jahr erwartet ihre Mutter, Marit, den Besuch der Tochter zum Weihnachtsfest. Für Karen ist dies eine lästige Pflicht. Sie und ihre Mutter leben in ihren eigenen Welten und sind sehr distanziert in ihrem Umgang miteinander. Irgendwann kam es zum Bruch zwischen ihnen und so geht Karen ihrer Mutter weitest gehend aus dem Wege. Auch in diesem Jahr möchte Karen diese, ihr lästige Pflicht, schnell hinter sich bringen.
Doch es kommt anders als geplant. Karen trifft in Husum ihren alten Jugendfreund Bent wieder. Dieser hat ein sehr erfolgreiches Leben als Unternehmensberater geführt und ist jetzt in seine alte Heimat zurückgekehrt. Hier möchte er seiner Leidenschaft, dem Kochen frönen. Er hat einen alten Gasthof gekauft. Ein Backsteinhaus, mit Reetdach. Geld hat er genug verdient jetzt möchte er nur noch glücklich und zufrieden am Meer leben und herrliche Speisen mit den Gaben Frieslands kochen. Die regionale Küche liegt ihm am Herzen und er glaubt, auch damit Erfolg zu haben.
Bent hat sich mit Karens Mutter angefreundet. Die die Freundin seiner Mutter, die kürzlich verstarb, war. Er möchte für die beiden sehr unterschiedlichen Frauen kochen. Die Küchenarbeit wird gemeinsam erledigt. So rücken sie ein Stück näher zusammen.
Eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte. Stimmungsvoll und voller Geheimnisse. Für uns Leser mit herrlichen Rezepten versehen, die einem schon beim Lesen das Wasser im Munde zusammen laufen lassen.
Der Schreibstil ist sehr schön und man kann die vorherrschende Atmosphäre der rauen Nordsee und der friesischen Menschen, spüren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne, versehen mit 5 Sternen, weiter. Es passt prima in diese Jahreszeit. Die weihnachtliche Stimmung kommt gut an. Für die friesischen Rezepte am Ende des Buches bin ich sehr dankbar und werde mich an ihnen versuchen.

Bewertung vom 13.11.2019
Das Barackenmädchen
Mainka, Peter

Das Barackenmädchen


sehr gut

Als ich das Buch in den Händen hielt, mit dem realistisch gestalteten Cover, bekam ich gleich eine Ahnung was mich erwartet.

Schonungslos erzählt uns Peter Mainka von der Vertreibung der deutschen Einwohner aus Brünn nach Beendigung des 2. Weltkrieges. In die Geschichtsbücher ist diese menschenunwürdige Handlung an den deutschen Frauen, Kindern und alten Menschen als Brünner Todesmarsch eingegangen.

Die Protagonistin des Buches ist die fast 17-jährige Helene Schneider. Sie erlebt gerade ihre erste zarte Liebe zu dem jungen Tschechen Jan. Diese steht unter einem schlechten Stern. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Karl floh sie vor den Bombardierungen im April 1945, aus der mährischen Stadt. Als sie ein paar Wochen später, der Krieg war beendet, zurückkamen, hatte sich alles geändert. Den Deutschen schlug der blanke Hass entgegen. Man hatte ihnen alles genommen. Was ihnen blieb, war etwas Kleidung und ihr Leben. Alle noch in Brünn lebenden deutschsprachigen Einwohner trieb man zusammen um sie über die Grenze nach Österreich abzuschieben. Es waren die Frauen, Kinder, Babys, die Alten und Kranken. Die Schwächsten mussten für die Gräueltaten der Nazis zahlen. Auf ihnen entlud sich die ganze Wut des Nationalausschusses der Mähren sowie der Sowjetsoldaten, die Brünn befreit hatten. Es begann ein langer Fußmarsch, der in Wien enden sollte.

Das Drama, der Menschen, die auf diesen Weg gezwungen wurden, die Demütigungen, die Vergewaltigungen und alle anderen, teilweise unvorstellbaren Übergriffe aber auch die Wohltaten, vor allem einfacher Menschen, beschreibt uns der Autor an Hand der fiktiven Familie Schneider.

Peter Mainka hält uns den Spiegel vor Augen. Es gab grausame Zeiten des Krieges und der Vertreibungen. Viele Deutsche befanden sich, nach Kriegsende, auf der Flucht. Nicht nur aus Mähren sondern auch aus Schlesien, Ostpreußen, dem Sudetenland.

Heute erreichen uns Flüchtlingsströme aus Kriegsgebieten fern unserer Heimat und wir wissen nicht so richtig damit um zu gehen. Es ist von daher sehr wichtig, dass dieses Buch viele Leser erreicht.

P.S. Wie man dieses Buch, was unsere deutsche Geschichte beinhaltet, als Thriller betiteln kann, erschließt sich mir nicht.

Bewertung vom 16.10.2019
Die Hoffnung zwischen den Zeilen
Olofsson, Elin

Die Hoffnung zwischen den Zeilen


schlecht

Klappentext:
„Die Hoffnung zwischen den Zeilen beschreibt eindrucksvoll wie der Krieg die Lebenswege und -träume jedes einzelnen rücksichtslos durchkreuzt. --- Mit großer Empathie und wärme erzählt Elin Olofsson von der ungewöhnlichen Freundschaft zweier junger Frauen die mutig ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen.“

Wieso das Buch in Schweden für sehr gut befunden wird, kann ich leider nicht nachvollziehen.

An dem Buch hat mir eins gut gefallen und das war das Cover. Das machte auch mich sehr neugierig und dazu die Aussage von Aftonbladet über eine anschauliche, raffinierte Schreibweise, die bis zur letzten Seite spannend ist. All dies hat mich nicht erreicht. Ich fand das Buch fade und langweilig. Die Autorin schreibt zäh und ohne Emotion.

Die Handlungsweise der beiden Frauen konnte ich oft nicht nachvollziehen und gutheißen schon gar nicht. Auch fehlt mir ein roter Faden. Irgendwie ist es mir, wie zusammen gestückelt. Viele Dinge passen einfach nicht zueinander.

Ich hatte, wie vom C. Bertelsmann Verlag angekündigt, einen historischen Roman erwartet. Davon ist aber leider nichts zu spüren. Er beginnt im Jahre 1949. Wir erfahren nichts aus dieser Zeit. Wo ist die Historie in diesem Buch? Ich weiß es nicht und bin ziemlich ratlos.

Das Buch trägt den Titel: Die Hoffnung zwischen den Zeilen. Ulrike, die eine junge Frau, fand Briefe ihres gefallenen Verlobten an eine Schwedin namens Elsa. Aus diesem Grunde macht sich Ulrike auf den Weg um mehr darüber zu erfahren. Aber weit gefehlt. Die Briefe und deren Inhalt sowie die angebliche Hoffnung bleiben im Verborgenen.

Für eine Leserunde an der ich tei
lnehmen durfte, habe ich das Buch gewonnen. So habe ich es wohl oder übel zu Ende gelesen. Sonst hätte ich es spätestens nach dem ersten Drittel zur Seite gelegt.

Ich kann es leider nicht weiter empfehlen und muss sagen, dass ich absolut enttäuscht wurde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.