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B. S.

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2023
Farus-Chroniken I - Schwarzrot (eBook, ePUB)
Moutier, Lucien

Farus-Chroniken I - Schwarzrot (eBook, ePUB)


weniger gut

Oberflächlicher Mix aus Fantasy und Erotik

"Schwarzrot" ist ein Buch, das laut Beschreibung eine spannende Dark-Fantasy-Romance zu sein scheint, doch dem Anspruch für mich kein bisschen gerecht wird. Weder kann die Liebesgeschichte mit ihren erotischen Szenen überzeugen, noch die spärliche Fantasy-Handlung.

Die Handlung klingt zunächst noch interessant und vielversprechend:
In einer mittelalterähnlichen Welt leben Menschen und Xerks, die das Aussehen von Raubtieren annehmen können. Als Sain, ein junger Xerk-Jäger, auf den verletzten Deejen, einen Xerk trifft und Deejen statt ihm zu töten, das Leben mit seinem Blut rettet, bleibt dies für beide nicht folgenlos. Beide kommen sich nicht nur platonisch näher, sondern werden auch in den Kampf Mensch gegen Xerk gezogen.

Der Beginn hat noch mein Interesse wecken können, doch mit zunehmender Seitenlänge verlor ich dieses jedoch immer mehr.
Gründe hierfür waren neben der wenig ausgereiften und glaubhaften Handlung vor allem der oberflächliche und ungelenke Schreibstil sowie die fehlende Tiefe in Bezug auf Charakter- und Handlungsbeschreibung. Zu keinen Zeitpunkt konnte ich mir die beschriebene Welt oder die Personen wirklich vorstellen.
Besonderes Manko waren hierbei die fehlende Beschreibung der Gedanken- und Gefühle der Personen, was in einem Roman mit Erotik und Romantik als Inhalt fatal ist. So lassen sich die erotischen Szenen am besten als mechanisch und emotionslos beschreiben. Stimmung bzw. Gründe für die gegenseitige Anziehung waren nicht spürbar.
Die Tiefe, die in der Charakterdarstellung fehlte, fehlte auch in der Handlung. Teilweise las sich der Roman eher wie ein erster Entwurf anstatt einer fertigen Fassung.
Das Interesse für die weiteren Bände wurde bei mir so nicht geweckt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2023
Aus ihrer Sicht
Céspedes, Alba de

Aus ihrer Sicht


sehr gut

Starkes Porträt der gesellschaftlichen und politischen Situation im frühen 20. Jahrhundert in Italien

In "Aus ihrer Sicht" von Alba de Céspedes erzählt die Ich-Erzählerin Alessandra fesselnd von ihrem Leben, ihrer großen Liebe zu Francesco und wie sie sich zunehmend des Schicksals bewusst wird, wie Frauen durch das sie umgebende und beherrschende Patriarchat in eine unsichtbare und stumme Rolle gedrückt werden.

Der Roman ist in Form von langen Memoiren der Ich-Erzählerin und Protagonistin Alessandra Corteggiani verfasst, die von persönlichen und auch geschichtlichen Ereignissen berichten. Wie der Titel schon andeute, gibt Alessandra "aus ihrer Sicht" die italienische Geschichte der Jahre zwischen Faschismus, Widerstand und Wiederaufbau wieder, wie auch ihre persönliche Geschichte.
Zu Beginn des Buches wird man Zeuge der Kind- und Jugendjahre von Alessandra, die geprägt sind Erzählungen ihrer Mutter. Die Mutter, die aus Liebe Selbstmord beging und deren Schicksal die Tochter nicht wiederholen will.
Nach deren Tod wird Alessandra von ihrem Vater in ein abgelegenes Dorf in den Abruzzen zu Verwandten geschickt. Anstatt sich dort zu einer sich dem Mann unterwerfenden Frau zu entwickeln, wie vom Vater erhofft, kämpft sie dafür, dass ihr der gleiche Respekt wie den Männern entgegengebracht wird.
Nachdem der Krieg ausgebrochen ist, kehrt sie zurück zu ihren Vater und verliebt sich in ihre große Liebe Francesco, einen antifaschistischen Professor, den sie heiratet. Doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern.

Auch wenn man dem Roman in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt, ist seine Darstellung über die italienische Gesellschaft, das Korsett der Ehe und das Verhältnis der Geschlechter zueinander zeitlos. Ein poetischer und zugleich scharf analysierender Schreibstil lassen einen direkt in die Gedanken- und Gefühlswelt von Alessandra sowie in damalige Zeit eintauchen. Alessandras Darstellung lebt von ihrem sensiblen Charakter und der ihr inne wohnenden Stärke. Ihre Gedanken und Gefühle sind von großer Intensität, Sehnsucht, ihrer Suche nach der idealen Liebe, Widersprüchlichkeiten, Frustrationen und der Weigerung, sich anzupassen, bis zu den extremen Konsequenzen, geprägt.
Die Geschichte lebt von der authentischen Beschreibung Alessandras sowie der damaligen gesellschaftlichen, politischen und sozialen Situation.
Von Beginn an entwickelt die Handlung eine gewisse Sogwirkung, die trotz mancher Längen nicht nachlässt.


"Aus ihrer Sicht" ist nicht nur ein stark und gefühlvoll erzählter tragischer Liebesroman sowie eine Geschichte über den italienischen Widerstand in einem, sondern auch eine Sozial- und Milieustudie sowohl des Italiens des frühen 20. Jahrhunderts und der Menschen, die dort lebten, als auch der Beziehungen zwischen den beiden Geschlechtern und der Rolle der Frau in einer männerdominierten Welt damals.
Es ist ein Roman voller Schönheit, Liebe in all ihrer verschiedenen Facetten und erlebten Grausamkeiten, der einen nicht so schnell loslässt, wenn man sich auf ihn einmal eingelassen hat.

Bewertung vom 21.02.2023
Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
Boks, Aron

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat


sehr gut

Persönlich gefärbtes Künstlergemälde

Bevor der Lektüre von "Nackt in die DDR" war mir Willi Sitte kein Begriff. Nach Beenden des gut geschriebenen und informativen Sachbuches über den Maler und dem Menschen mit all seinen Widersprüchen und politischen Ansichten dahinter kann ich mir nun ein differenziertes und persönliches Bild von Willi Sitte und seiner Familie machen.

Gleich von Anfang an hat der Autor, der Urgroßneffe Sittes ist, es geschafft Interesse für die persönlich gefärbte Geschichte des Künstlers und seinen Lebensweg von der Kunstschule zur Zeiten des 2. Weltkrieges bis hin zu seinem Leben und Wirken in der DDR zu schaffen.
Ein Gemälde von Sitte, das Aron Broks Großmutter den Autor zeigt, ist der Ausgangspunkt der Recherche über ein Familienmitglied über das vergleichsweise wenig bekannt ist bzw. wenig geredet wird.
Was hat es damit auf sich?
Genau diese Frage wird im Verlauf des locker und angenehm zu lesenden Sachbuches versucht zu beantworten. Gespickt mit persönlichen Erinnerungen des Autors erfährt man nicht nur mehr über den Künstler Sitte, der Grund für das Buch, sondern auch über die DDR und das Leben in der DDR.
Fußnoten und logisch gut gegliederte ubd aufgebaute Kapitel zeugen von einer tiefergehenden und gründlichen Recherche.

"Nackt in die DDR" ist ein Sachbuch über einen Künstler aus der DDR, das mich besonders durch seine guter Mischung aus persönlicher Erzählung und sachlichen Informationen überzeugen konnte.
Für alle, die sich für die DDR und Kunst interessieren, lesenswert.

Bewertung vom 14.02.2023
Der Weg ins Feuer
Kent, Kathleen

Der Weg ins Feuer


gut

Thriller im Drogenmilieu auf Sparflamme

Die Drogenfahnderin Betty Rhyzyk hat, nachdem sie von einer rücksichtslosen und brutal agierenden Sekte entführt wurde, Probleme, wieder in ihr altes Leben zurückzufinden. Bei ihr zu Hause führt ihre Schreckhaftigkeit und ihr aufbrausendes Verhalten dazu, dass ihre Beziehung zu ihrer Frau Jackie sehr leidet. Auf der Arbeit wird sie zu einem Schreibtischjob verdonnert und sie soll eine Therapie machen, obwohl sie lieber auf der Straße unterwegs wäre und das Dallas Police Departement bei der Jagd nach einem brutalen Mörder eines mexikanischen Drogenkartells zu unterstützen. Wären das alles noch nicht genug Probleme für Betty, bereitet ihr Partner Seth ihr auch Sorgen. Er scheint selbst zunehmend in die Drogenabhängigkeit abzurutschen und korrupt geworden zu sein. Betty, am Rande eines Nervenzusammenbruchs beschließt selbst zu ermitteln und auf eigene Faust auf Verfolgungsjagd im Drogenmilieu von Dallas zu gehen und selbst aktiv gegen die korrupten Polizisten vorzugehen.

Drogen, Korruption und eine interessante Protagonistin hatten das Potenzial, das "Der Weg ins Feuer" ein guter Thriller werden könnte. Trotz eines gut zu lesenden und stimmungsvollen Schreibstils sowie einer spannenden Handlung, die für einen schnellen Lesefluss sorgen konnte der Thriller mich jedoch nicht so fessel wie erhofft. Nach dem spannenden Einstieg verliert die Handlung sich teilweise zu sehr in den endlosen Problemen (Probleme mit ihrem Liebesleben, ihrem Arbeitspartner, ihrem Vorgesetzten auf der Arbeit, Alkoholkonsum, alte und neue körperliche und seelische Verletzungen) von Betty, wodurch die Spannung leidet.
Dem Spannungsbogen abträglich ist auch ziemlich viele Krimi- bzw.- Thriller-Klischees verwendet werden, wie z. B. eine toughe Polizistin mit schwieriger Vorgeschichte und Gegenwart, was sich auf ihr Urteilsvermögen auswirkt, ein verdächtiger Partner oder zu viel Alkohol. Hinzu kommt, dass Betty ziemlich viele unüberlegte und riskante Entscheidungen trifft, die der Glaubwürdigkeit des Thrillers keinen Gefallen tun.

Trotz der oben genannten Schwächen handelt es sich um einen kurzweiligen und durchaus fesselnden Thriller, bei dem Fans des ersten Bandes nicht enttäuscht sein werden.

Bewertung vom 31.01.2023
Gleißendes Licht
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


sehr gut

Poetisch erzählte deutsch-türkisch-armenische Familiengeschichte

Marc Sinan verarbeitet in seinen ersten Roman "Gleißendes Licht" auf bildgewaltige und eindringliche Art und Weise Teile seiner eigenen Autobiographie sowie den Völkermord an den Armeniern.

Erzählt wird diese deutsch-türkisch-armenische Familiengeschichte sprunghaft.über verschiedene Zeitebenen und Generationen hinweg, der man dank des atmosphärischen und sprachgewaltigen Schreibstils von Anfang an gebannt folgt. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der Komponist Kaan, der Sohn einer türkischen Mutter und eines deutschen Vaters ist. Als ihm eines Tages die Erinnerung an seine armenische Großmutter, die ihre ganze Familie durch den Völkermord an den Armeniern verloren hat und so zur Waise wird, überkommt, taucht man ihn die türkisch-armenischen Vergangenheit ein und wird Zeuge, wie seine Großmutter ihre Familie durch den Völkermord verliert und wie Kaans Großvater durch ebenjenes schreckliche Ereignis zu Reichtum gelangt. Ein ständiger Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit lässt ein vielschichtiges und überzeugendes Gesamtbild der einzelnen Familienmitglieder sowie die Spuren, die der Massenmord an den Armeniern in der Familie hinterlassen hat, entstehen.
Sprachlich durchaus anspruchsvoll werden hierbei auch surreale und mythische Elemente miteinander verwoben, deren Bedeutung nicht immer auf den ersten Blick gleich ersichtlich wird. Auch Kaans Rachefantasien gegenüber den türkischen Präsidenten gegen Ende des Buches ließen mich mit mehr Fragen als Antworten zurück, konnten jedoch meinen überwiegend positiven Eindruck des Romans nicht schmälern.

Mit "Gleißendes Licht" ist Marc Sinan eine lesenswerte und stimmungsvolle Familiengeschichte gelungen, die eine poetische und teils surreale Komposition aus Politik, Kultur, generationenübergreifendes Trauma und seinen Folgen sowie interessante Charakteren ist.
Eine literarische Verarbeitung des Völkermordes an den Armeniern, die bis auf kleinen Schwächen, überzeugen kann.

Bewertung vom 21.01.2023
Wehrlos
Benrath, Nora

Wehrlos


sehr gut

Wenn das eigene Kind verschwindet - fesselnd und beklemmend erzählt

"Wehrlos" von Nora Benrath startet gleich mit einer Horrorvorstellung für Eltern. Mareike "Mieke" ist mit ihrer vierjährigen Tochter Nele auf dem Kinderspielplatz, wo Nele Verstecken mit zwei anderen Kindern spielt. Im Laufe des Spiels nimmt wird Nele von einem leicht älteren Mädchen vom Spielplatz weggelockt, in ein Auto gezerrt und betäubt. Als Mieke merkt, was passiert ist, ist es schon passiert. Nele ist verschwunden und die Suche der herbeigerufenen Polizei rund um Ben Andersen bleibt zunächst ohne Erfolg. Als später eine männliche Leiche und eine Kinderleiche gefunden werden, lüften sie nach und nach das Geheimnis um das Verschwinden von Nele. Währenddessen macht sie Mieke selbst auf die Suche nach ihrer Tochter und bringt sich dadurch selbst in Gefahr.

Nüchtern aber packend zugleich wird die Geschichte rund um Nele aus der Perspektive von Ben, Mieke, Nele aber auch den Entführern und anderen handelnden Personen erzählt. Besonders die Kapitel aus Sicht der Entführer und von Nele sorgen für leichte Gänsehaut. Der atmosphärisch düsterer Schreibstil trägt ebenso zu einem beklemmenden Gefühl beim Lesen bei.
Nach einem starken Anfang nimmt in der Mitte die Spannung etwas ab um sich dann zum Finale hin wieder zu steigern.
Neben dem Thema Kindesentführung spielt auch das Thema soziale Medien eine wichtige Rolle in dem Thriller, insbesondere die Darstellung des Lebens der eigenen kleinen Kinder durch die Eltern auf den Social-Media-Platformen ohne dass sich die Eltern viel Gedanken darüber machen, welche Folgen das für die Kinder haben kann. In dem Fall hier schlimme, auch wenn für Neles Verschwinden noch andere Gründe hinzukommen.

Alles in allem ist "Wehrlos" ein fesselnder, atmosphärischer und leicht sozialkritischer Thriller mit kleinen Schwächen, der besonders durch das schreckliche Thema Kindesentführung sowie seinem punkten kann.

Bewertung vom 21.01.2023
Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3
Schneider, Anna

Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3


sehr gut

Grenzüberschreitende Spannung in zwei Fällen

"Grenzfall" von Anna Schneider ist der dritte Band aus der Reihe um die beiden Ermittler aus Alexa Jahn aus Deutschland und Bernhard Krammer aus Österreich, die nicht nur beide Ermittler sind sondern auch noch Tochter und Vater.

Abwechselnd erzählt aus der Perspektive von Krammer und Alexa folgt man beiden, wie sie zunächst unabhängig voneinander in längst vergangenen Fällen ermitteln.
Krammer wird durch den verstörenden Fund von zwei präparierten Dachsen, in denen sich Babykleidung und eine Rassel mit dem Namen Luzia befindet, auf mysteriöse Verschwinden von Personen aufmerksam, besonders das der Vermisstenfall rund um einen Vater und seinen Sohn. Im Laufe der Ermittlungen werden teils grausame Geheimnisse offenbart.
Alexa, die sich von einer Schulterverletzung erholt und krankgeschrieben ist, begibt sich durch neue Hinweise in einem längst abgeschlossen Fall gemeinsam mit ihren ehemaligen Kollegen Jan aus Aschaffenburg auf Spurensuche in den Alpen. Wurde für den Mord an einem Mädchen damals der Falsche als Mörder angeklagt?

Anfangs noch etwas gemächlich, steigert sich mit jedem Kapitel die Spannung um dann in einem packenden grenzüberschreitenden Finale auf Leben und Tod zu enden. Dank des bildreichen Schreibstils und des logischen Aufbaus, folgt man gebannt, wie Krammer den alten Vermisstenfall wieder neu aufrollt, der durch das Thema Tierpräparation und Krematorium auch eine leicht gruselige Note bekommt. Dazu tragen auch die eingeschobenen ER- und SIE-Kapitel bei. Eine gewisse Verschnaufpause gewährt der Handlungsstrang um Alexa, da neben der Spurensuche auch ihr Gefühlschaos gegenüber Jan ihre Gedanken bestimmt und so für Leichtigkeit sorgt.
Der heimliche Star des Kriminalromans ist jedoch in meinen Augen Alexas Hund Oskar und die atmosphärische Beschreibung der Alpenregion.
Einzig die Tatsache, dass der Großteil des Krimis in zwei voneinander unabhängigen Handlungsstränge aufgeteilt ist, sorgt dass manches Thema etwas zu oberflächlich behandelt wird und auch das mancher Hinweis bzw. Erfolg den Ermittlern zu einfach in den Schoß zu fallen scheint. Dem Lesegenuss tut dies jedoch keinen Abbruch.

Insgesamt ist "Grenzfall" ein gut geschriebener atmosphärischer und fesselnder Krimi, der in einem, durch die teils dramatischen Entwicklungen am Ende, die Lust auf den nächsten Band weckt.

Bewertung vom 31.12.2022
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


sehr gut

Fesselnd erzählte Familientragödie

Fjällbacka wird von zwei schrecklichen Ereignissen, die zunächst in keinem Zusammenhang zueinanderstehen, erschüttert. Ein berühmter Fotograf wird ermordet in einen seiner Ausstellungsräume, in denen bald seine neuesten Aufnahmen ausgestellt werden sollten, aufgefunden. Familienmitglieder von Henning Bauer, ein bekannter Schriftsteller und Kandidat für den Literaturnobelpreis, werden grausam ermordet. Patrik Hedström und seine Kollegen ermitteln zunächst jedoch ohne großen Erfolg. Währenddessen nimmt Patriks Frau Erica Falk für ihr neues Buch den Mord an Lola, einer Transfrau, und ihrer Tochter in den 1980er-Jahren in Stockholm genauer unter die Lupe. Nach und nach wird immer deutlicher, dass beide Fälle miteinander etwas zu tun haben und dass die Vergangenheit mit der Gegenwart verbunden ist und dass alte Sünden und Schulden noch nicht vergeben worden sind.

In dem von Beginn an spannenden Kriminalroman vermischen sich Rückblicke in die Vergangenheit und Gegenwart mit aktuellen Themen wie Anspielungen auf den Skandal um den Literaturnobelpreis und die Kultur-Elite in Stockholm. In den 1980er-Jahren folgt man Lola und ihrem Leben als Transperson in Stockholm. Man wird Zeuge ihres privaten Alltags mit ihrer Tochter Pytte und ihrer Arbeit in einem Szenelokal. In der Gegenwart werden aus verschiedenen Perspektiven, wobei der Schwerpunkt natürlich auf Erica und Patrik liegen, die Ereignisse rund um Ericas Buchrecherche und die Ermittlung im Falle der rätselhaften Morde erzählt.
Feucht-fröhlich beginnend nimmt der anfangs etwas gemütliche Krimi schnell an Fahrt auf, um dann in einem wendungsreichen Finale zu enden.
Obwohl viele verschiedene Themen, Personen und mehrere Erzählperspektiven vorkommen, schafft man es dank der gut durchdachten und konstruierten Handlung nicht den Überblick zu verlieren. Vereinzelt treten auch private Ereignisse und Entwicklungen im Leben der ermittelnden Personen gegenüber der Krimihandlung in den Vordergrund, ohne jedoch den Spannungsbogen und den Erzählfluss zu stören. Ein angenehm zu lesender Schreibstil, eine gute Charakterzeichnung und die auf clevere Art und Weise miteinander verwobenen Handlungsstränge sorgen für ein fesselndes Lesevergnügen, sodass man nur schwer das Buch aus der Hand legen kann.

Insgesamt ist "Kuckuckskinder" von Camilla Läckberg ein spannender Krimi voller Mord und Familiendramen, der nicht nur Fans der Reihe rund um Erika Falk und Patrik Hedström begeistern wird.

Bewertung vom 31.12.2022
Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2
Weinberg, Juliana

Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2


gut

Leichter historischer Roman über eine starke Lehrerin in den 1920er-Jahren

Der eingängige und leicht zu lesende Schreibstil der Autorin versetzt einen zu Beginn in die 1920er-Jahre in die Nähe von Kiel. Cäcilia Herringer hat ihr Lehrerinnenseminar erfolgreich bestanden und findet auch bald eine Anstellung nahe Gut Erlensee. Doch ihre für damalige Verhältnisse modernen Unterrichts- und Lehrmethoden kommen nicht bei allen Dorfbewohnern gut an. Auch privat muss sie sich einschneidenden Veränderungen und Entwicklungen stellen, zum einen ist da der Tod ihres Vaters infolgedessen so einiges ans Licht kommt und zum anderen ist da Jakob Kaltenbrunn, ein Physiker, der Cäcilias Gefühle durcheinanderbringt, obwohl sie für ihre Karriere als Lehrerin eigentliche doch bereit war, auf Männer und Kinder zu verzichten.

Ruhig und manchmal auch etwas ausschweifend und langatmig erzählt, plätschert die Geschichte mit Cäcilia im Vordergrund so vor sich hin. Die Geschichte lebt von Cäcilia, die sich durch ihre selbstbewusste Art, ihren Ehrgeiz und ihre Interpretation des von ihr erlernten Lehrberufs auszeichnet. Gleichzeitig wird auch deutlich gemacht, mit welchen Herausforderungen eigenständig Frauen damals zu kämpfen hatten. Die Charakterisierung der handelnden Personen ist gut und der Zeit entsprechend. Natürlich kommen auch die Liebesgefühle nicht zu kurz, die zusammen mit der in sich stimmigen, aber auch wenig überraschenden Handlung für nette Unterhaltung für zwischendurch sorgen.

Liebhaber*innen von historischen Romanen mit starken Frauen im Mittelpunkt, die ihrer Zeit voraus sind, werden Gefallen an "Gut Erlensee - Cäcilias Erbe" finden.

Bewertung vom 31.12.2022
Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Zeit der Sehnsucht / Die Töchter der Ärztin Bd.1


gut

Leichte Unterhaltung in Afrika und Berlin

Nun sind die Töchter Antonia und Henny der Ärztin Ricarda Thomasius an der Reihe, um ihren Weg zu gehen und der könnte unterschiedlicher trotz beiderseitigen Medizinstudiums nicht sein. Toni will auf Spurensuche nach Ostafrika gehen, hingegen Henny macht sich einen Namen in Berlin. Wechselnd werden die Geschehnisse in Afrika, in Berlin und rund um Ricarda und ihrer restlichen Familie erzählt.In Daressalam angekommen, muss Toni feststellen, dass die Arbeit dort als Assistenzärztin anders ist, als sie es sich vorgestellt hat, so fehlt es an medizinischen Material und der Klinikleiter legt ihr Steine in den Weg. Auch fühlt sie sich zu einem Mann mit Geheimnissen hingezogen. Hingegen in Berlin kehrt der Ex-Mann von Henny zurück und sorgt für Unruhe bei Henny.

Der erste Band der dreiteiligen Reihe "Die Töchter der Ärztin" ist ein Buch über und mit starken, selbstbewussten und auch eigensinnigen Frauen, das mich vielversprechender Prämisse nicht komplett begeistern konnte.
Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen, die bildreiche Darstellung der verschiedenen Handlungsorte lässt und die gute Charakterzeichnung der handelnden Personen lässt diese lebendig werden, auch wenn bezüglich der Handlung es bedingt durch die große Anzahl an Ereignissen und Charakteren es teilweise an Tiefe fehlt und manche Handlungsstränge nur kurz angerissen werden, andere hingegen zu ausführlich. Dadurch kommt keine fesselnde Erzählung für mich zustande, obwohl es dem Roman nicht an unterhaltsamen und dramatischen Momenten mangelt.

Nichtsdestotrotz ist der historische Roman "Die Töchter der Ärztin" vom Autorenpaar Helene Sommerfeld ein netter und kurzweiliger Mix aus guter Unterhaltung, Liebe und Drama für Liebhaber solcher Romane und Fans der Vorgängerreihe "Die Ärztin" um Ricarda Thomasius.