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Benutzername: 
Sabsisonne
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2021
Viktor
Fanto, Judith

Viktor


ausgezeichnet

Leseempfehlung
Judith Fanto erzählt die Geschichte einer wohlhabenden jüdischen Familie. Viktor ist ein Spross dieser Familie und entwickelt sich im Wien der 20er und 30er Jahre zu einem liebenswerten Hallodri. Mit seiner blumigen Ausdrucksweise und seinem Charme wickelt er die Menschen um den Finger. Nur seinen Vater nicht, der ihn fortlaufend kritisiert.
Allerdings ist diese Leichtlebigkeit nur der äußere Schein. In Wirklichkeit ist Viktor ein hochmoralischer Mensch, der wo immer es geht für Gerechtigkeit sorgt und jedem hilft, der es selbst nicht kann. Das hilft auch seiner Familie sehr, als in Österreich der Hass auf die Juden stark zunimmt.
Selbst sein Vater Anton erkennt am Ende, was für ein wertvoller Mensch Viktor ist (Seite 400).

Auf einer zweiten Zeitebene erzählt Geertje, die Großnichte von Viktor, ihre Geschichte. Ihre Familie hat sich vom Judentum entfernt, ja schämt sich fast dafür. Geertje studiert in Nimwegen Jura und begibt sich auf die Suche nach dem Jüdischen in sich. Sie ändert ihren Namen in Judith, sucht auf dem Dachboden ihrer Großeltern nach alten Dokumenten und schließt sich der jüdischen Gemeinde an.

Die Geschichte der Familie Rosenbaum wird in zwei Zeitebenen mit vielen Dialogen sehr kurzweilig erzählt. Ich habe mich an zwei Nachmittagen sehr gut unterhalten gefühlt. Es ist alles drin, was ein gute Geschichte braucht. Sie ist heiter, traurig, spannend und einfach gut erzählt.

Bewertung vom 29.04.2021
Hauskonzert
Levit, Igor;Zinnecker, Florian

Hauskonzert


ausgezeichnet

der Mensch Igor

Ich bin weder ein Klassik- noch ein Klavierkonzert-Fan. Da ich Igor Levit schon länger auf Twitter folge, habe ich nicht nur seine Tweets, sondern auch die Hauskonzerte mitbekommen. Trotzdem interessiert er mich mehr als Mensch als als Musiker. Das lässt sich natürlich gar nicht voneinander trennen. Nicht umsonst nennt er sich bei Twitter Igor Pianist.
Der Autor Florian Zinnecker schafft es, uns beide näherzubringen. Er schreibt so leicht, in kurzen Absätzen und Kapiteln, dass es einfach Spaß macht weiterzulesen. Nach den ersten 50 Seiten musste ich dennoch pausieren, weil das so leicht Geschriebene nur schrecklich war. Weinend habe ich das Buch zur Seite gelegt und mich mal wieder gefragt, warum Menschen so sind.
Dann habe ich mir aber doch seine Klaviermusik angestellt und weitergelesen. Dabei lernte ich den verletzlichen, zweifelnden Igor mit einem großen Herzen kennen. Umso erstaunlicher ist es, dass erst auf Seite 265 und auch nur dieses eine Mal etwas über eine romantische Liebe steht.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der vorurteilsfrei auf Menschen zugeht und an ihnen interessiert ist.

Bewertung vom 22.04.2021
Siehst du, wie sie sterben? (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Siehst du, wie sie sterben? (Thriller)


sehr gut

Spannender als anfangs gedacht

Frieda und Marc waren einmal ein Paar und sind sich noch immer vertraut. Aber genau wie in ihrer On-Off-Beziehung gestaltet sich die berufliche Zusammenarbeit schwierig.
Frieda wird als Sachverständige zu einer Mordserie hinzugezogen und behält trotz kleiner Abweichungen Recht mit ihren Analysen. Dass sie dabei selbst in Gefahr gerät, ist ihr anfangs nicht bewusst.
Die Ritualmorde sind schrecklich, werden hier aber nicht so im Detail geschildert, was ich durchaus gut finde. Die Spannung, die fast jedem Krimi innewohnt, wird hier eher niedrig gehalten, nimmt zum Ende hin an Fahrt zu.
Was hier anders ist: Die Leserin kann nicht mitraten, da der Täter zwar als Briefeschreiber, nicht aber als Person im Handlungsverlauf vorkommt. Lediglich das Motiv kann schnell erahnt werden.
Was mich allerdings wirklich erstaunt hat war, dass Friedas Hund nie raus musste. Sie hat sich zwar Sorgen um seine Fütterung gemacht, ist aber nie mit ihm Gassi gegangen und hat ihn über lange Strecken allein gelassen.

Bewertung vom 15.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


sehr gut

Auftakt einer neuen Reihe
Ich habe mich gefreut, mal wieder ein gebundenes Buch mit Lesezeichenband in der Hand halten zu dürfen. In solchen Fällen fühle ich mich als Leserin wertgeschätzt.

John Adderley ist ein erfolgreicher Ermittler in Amerika, der sich nach einem Undercovereinsatz einen Zeugenschutz erarbeitet hat. Und wider besseres Wissen geht er zurück in seine alte Heimat, um im Fall einer verschwundenen Unternehmertochter zu ermitteln. Das Verbrechen ist 10 Jahre her und noch immer ist sein Halbbruder der Hauptverdächtige.
Wir lernen sowohl John als auch den Vater des Opfers mit ihren Stärken und Schwächen kennen. Alle anderen Personen bleiben blass und werden auf ihre Funktion im Geschehen reduziert.
Auch wenn ich früh eine Ahnung von dem Täter/Tatgeschehen hatte, die sich am Ende bewahrheitet, bleibt der Spannungsbogen hoch.
Ein klassischer Who-done-it Krimi mit einigen vermeintlichen Lösungen und ebensovielen Wendungen. In mehrere Bücher und übersichtliche Kapitel unterteilt liest es sich kurzweilig.

Fazit: Kein literarisches Highlight aber auf jeden Fall gute Unterhaltung in hochwertiger Hardware.
Ich freue mich jedenfalls auf den nächsten Fall von John Adderley.

Bewertung vom 18.12.2020
Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3
Raabe, Marc

Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3


ausgezeichnet

Vergangenheit
Ich liebe diese Reihe mit Tom Babylon, dem großen Hauptkommissar mit dem weichen Herzen und den psychischen Problemen. Die Gründe für letztere liegen in der Vergangenheit. Und darüber erfahren wir in diesem Teil sehr viel. Die Geschichte der Familie Babylon wird in Rückblenden erzählt, während das Geschehen in der Gegenwart immer groteskere Züge annimmt. Der Fall wird immer komplizierter und schließt am Ende fast alle handelnden Personen ein.
Erstaunlicherweise behält der Leser/Hörer aber immer die Übersicht. Die Story ist durchgehend spannend, erfährt aber nochmal Hochspannung, wenn es um das Leben von Tom, Anne und Phil geht.
Ganz sicher ist es hilfreich, wenn Teil 1 und 2 der Reihe bekannt sind. Wir treffen hier nämlich auch Viola, Bruckmann, Gisell, Sabine und Bene wieder, über die ein neuer Leser/Hörer alles wissen sollte.
Die Geschichte hat, genau wie seine Vorgänger, alles, was ein guter Krimi braucht. Ganz am Schluss war ich dann sogar zu Tränen gerührt, auch wenn ich eine solche Nachricht schon lange erwartet habe.
Und jetzt warte ich sehnsüchtig auf den nächsten Teil der Tom Babylon Reihe.

Bewertung vom 04.11.2020
Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10
Schorlau, Wolfgang

Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10


ausgezeichnet

Wolgang Schorlau ist auch in seinem 10. Dengler Krimi wieder sehr aktuell, kritisch und politisch.
Diesmal greift er die verheerende Situation des Berliner Immobilienmarktes auf. Dass hier Menschen durch perfide Aktionen aus ihren Wohnungen gedrängt werden, ist Realität. Dass das dem Kapitalismus geschuldet ist, ist grausame Wahrheit.

Und es hätte der Geschichte auch nicht geschadet, wenn sie bei dem Thema Finanzindustrie und Immobilienwirtschaft geblieben wäre.
Jetzt kommen aber noch Corona, dessen Leugner und andere Schwurbler dazu.
Ich betrachte das als zusätzliche Unterhaltung, weil es die Erzählung zwar ausweitet, das eigentliche Anliegen aber nicht verdrängt.

Wie immer in den Dengler-Fällen ist die Geschichte flüssig und spannend erzählt. Schorlau schafft es, die Spannung bis zum Schluss hochzuhalten, sodass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen. Am Ende noch ein kleiner Cliffhanger, damit die geneigte Leserin weiß, dass es auch einen 11. Dengler-Fall geben wird. Ich bin zufrieden!

Bewertung vom 19.10.2020
Zerrissen / Fred Abel Bd.4
Tsokos, Michael

Zerrissen / Fred Abel Bd.4


ausgezeichnet

Als Fan von Fred Abel war dieser 4. Teil der Reihe natürlich ein Muss für mich.
Auch hier wurden wieder viele interessante Fälle aus der Rechtsmedizin fast nebenbei eingebaut, und am Ende auch nochmal erklärt. Das macht die Geschichten besonders und für die Leserin abwechslungsreich.
Sehr aktuell bei dieser Story ist die Clankriminalität, die in einer Stadt wie Berlin sehr präsent ist.
Das Buch liest sich sehr gut. Die Kapitel sind kurz, werden immer mit Ort, Datum und Uhrzeit überschrieben, sodass man trotz der wechselnden Schauplätze immer genau weiß, wo die Erzählung gerade spielt. Und natürlich endet ein Kapitel immer an einer besonders spannenden Stelle, wodurch eine Unterbrechung schwerfällt.
Insgesamt ein gelungener Teil der Abel-Reihe.
Allerdings ist der Cliffhanger am Ende schon sehr böse. Darum hoffe ich mal, dass mich Herr Tsokos nicht wieder 3 Jahre warten lässt.

Bewertung vom 06.10.2020
Das Buch eines Sommers
Kast, Bas

Das Buch eines Sommers


weniger gut

LUXUSPROBLEME
Nicolas ist ein erfolgreicher Unternehmer, hat tolle Mitarbeiter, eine wunderschöne und kluge Frau und einen kleinen Sohn. Als sein geliebter Onkel stirbt, stellt er seine berufliche Tätigkeit in Frage, da er immer Schriftsteller werden wollte.
Nun reist die 3köpfige Familie auf das Anwesen des Onkels, wo sie letztlich den ganzen Sommer verbringt.

Nein, niemand muss Mitleid haben mit diesem Menschen. Aber wenn er trotzdem unzufrieden ist, muss er es halt ändern. An diesem Entscheidungsprozess darf die Leserin teilhaben. Bringt sie das weiter? Nein!

Ein weiteres Lebenshilfebuch, das wirklich niemand braucht. Nicht nur, dass das Ende schon am Anfang klar ist, der Weg dahin ist weder neu noch besonders.
Dazu ist der Protagonist sehr privilegiert, sodass die durchschnittliche Leserin sich gar nicht angesprochen fühlen kann. Und trotz der vielen Überlegungen, bleibt Nicolas als Hauptfigur blass.

Einziger Nutzen des Buches scheint mir zu sein es zu verschenken. Haptisch angenehm und hübsch anzusehen hat der Diogenes Verlag ein Geschenkebuch ohne nennenswerten Inhalt herausgegeben.

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