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Ingrid von buchsichten.de
Wohnort: 
Erkelenz

Bewertungen

Insgesamt 328 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Mit seinem Roman „Blue Skies“ unterhält T.C. Boyle den Lesenden mit einem besorgniserregenden Szenarium, das sich an der Ost- beziehungsweise Westküste der USA abspielt. Der Titel wird zum Homonym, wenn die Sonne nicht nur auf die Erde strahlt, sondern ihre gesamte Kraft ununterbrochen wirkt. Die Geschichte spielt irgendwann zwischen heute und der nahen Zukunft. Es ist unverkennbar, dass die Figuren der Geschichte zunehmend die Folgen des Klimawandels spüren und damit lernen müssen umzugehen. Die Umschlaggestaltung reizt durch Gegenfarben, die mich neugierig auf den Inhalt machten.

Die Protagonistin Ottilie hat das Rentenalter bereits erreicht, aber ihr Ehemann wird als Arzt seine Praxis noch eine Weile weiterführen. Die beiden leben in Kalifornien, das von Hitze geplagt wird, unter Wassermangel leidet und infolgedessen Brände drohen. Ihr Sohn Cooper ist Entomologe. Er hat seiner Mutter empfohlen, ihre Ernährung umzustellen und Insekten statt Fleisch zu essen. Während Cooper unweit von zuhause seine Studien betreibt, lebt Ottilies Tochter Cat seit geraumer Zeit in Florida. Der Bundesstaat wird zunehmend von Stürmen und Überschwemmungen heimgesucht. Aus Langeweile und damit ihre Fotos in den Sozialen Medien mehr Aufmerksamkeit erhalten kauft die Influencerin sich einen Tigerpython. Doch sie hat die Gefahr, die von der Schlange ausgeht, unterschätzt. Außerdem hat sie mit dem Kauf das Unverständnis ihres Bruders auf sich gezogen, der sich durch seine Lebensweise für die Natur in jeder Form einsetzt.

Der Klimawandel ist da, in den unterschiedlichsten Formen und bedroht Existenzen, unabhängig von Alter, Geschlecht und Einkommen. Ottilie und ihre Familie gehören zur oberen Mittelschicht. Der Autor verdeutlicht beispielhaft, dass sie sich von ihrem Geld sicher einen guten Lebensstil leisten, aber sie die Erwärmung der Erde allein mit monetären Mitteln nicht aufhalten können. Wesentlich dafür wäre ein Umdenken. Auch in dieser Hinsicht setzt T.C. Boyle seine Figuren mit Bedacht. Während Cooper seine Arbeit dem Naturschutz widmet, hat seine Schwester zwar einen Hass gegen die extremen Wetterlagen entwickelt, hält aber an ihrem Status quo fest. Der Autor spitzt ihr Schicksal durch zahlreiche Wendungen zu. Insgesamt fließt in Cats Umfeld reichlich Alkohol, mit dem man sich ironischerweise zwar die Welt schön trinken, aber auf keiner Weise ändern kann, im Gegenteil.

Ich spürte beim Lesen, dass dem Autor das Thema Klimaschutz sehr am Herzen liegt. Die Erzählung erfordert Hintergrundwissen, das T.C. Boyle dank seines Interesses und sehr guter Recherche ganz nebenher einflechtet. Es fehlt auch in diesem Roman nicht an Zynismus, der zu seinem Schreibstil gehört. Aus eigener Erfahrung heraus kann ich empfehlen, den Roman an sehr warmen Tagen zu lesen, denn damit intensiviert sich die Vorstellung der fiktiven Geschehnisse.

T.C. Boyle konnte mich in seinem Roman „Blue Skies“ immer wieder neu mit den Handlungen seiner abwechslungsreich gestalteten Figuren überraschen. Er zeigt, dass das alltägliche Leben durch den Klimawandel zur ständigen Herausforderung werden kann. Die Geschichte bleibt auf diese Weise im Gedächtnis und hallt nach, weswegen ich sie gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 13.07.2023
Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1
Riebe, Brigitte

Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1


ausgezeichnet

In einem kleinen abgelegenen Eifelort, dort, wo sich nach dem Sprichwort Fuchs und Hase gute Nacht sagen, steht das Haus, das die Fabrikantentochter Johanna Fuchs 1920 erbt. Bereits bei der ersten Erkundung fühlt sie sich zu dem Anwesen hingezogen. In mondhellen Nächten wird der Garten von einer Fähe besucht, was neben dem Nachnamen der Erblasserin dem Haus den Namen gegeben hat. Aber Verwandte und Freunde sind skeptisch, ob die verwöhnte 21-Jährige dort allein zurechtkommt. Brigitte Riebe wirft in ihrem Roman „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ auf den ersten Seiten diese Frage auf, wodurch sich eine gewisse Hintergrundspannung ergibt. Sie führt ihre Protagonistin über etliche Höhen und Tiefen bis zum Jahr 1938. Der Band gehört zu einer Dilogie, daher wird es eine Fortsetzung geben.

Johanna ist die jüngste der fünf Geschwister der Familie Fuchs, die ein präsentables Haus in Trier besitzt. Der erste Weltkrieg hat einen großen Verlust gebracht und die Geschäfte laufen mäßig, aber die Hoffnung auf einen Aufschwung bleibt dem Tabakfabrikanten und das zeigt er auch nach außen hin. Als die Nachricht über das Erbe am Tag ihrer Volljährigkeit eintrifft, ist Johanna sehr erstaunt, denn der Name ihrer Tante Lisbeth ist in ihrer Gegenwart noch nie im Haus gefallen, soweit sie sich erinnern kann.

Es ist eine große Herausforderung für sie, das Erbe anzutreten, die nicht nur in der Anzahl und Schwere der Arbeit auf dem Anwesen liegt, sondern auch darin, sich gegen den Willen der Eltern durchzusetzen, die strikt dagegen sind, dass ihre Tochter allein in das etwa zwei Stunden entfernte Dorf zieht. Dabei lernte ich die Entschlossenheit der Protagonistin kennen, ihre Neugier darauf das Geheimnis, rund um ihre Tante zu lüften und ihre Kraft dazu, sich in einer unbekannten Umgebung zu bewähren und sich unter den oft distanziert wirkenden Einwohnern Respekt zu verschaffen.

Die promovierte Historikerin Brigitte Riebe bettet ihre Erzählung in ein Stück deutscher Geschichte ein, das nicht allgemein bekannt ist. Zu Beginn der 1920er Jahre ist die Zeit der Separatisten, die in den belgisch und französisch besetzten Gebieten des westlichen Deutschen Reichs einen eigenen Staat gründen wollten. Darüber hinaus erlebt Johanna aber auch die Zeit des Aufstrebens der Nationalsozialisten, die ihre Fühler bis in die kleinsten Ortschaften ausstreckten und vor denen es schließlich kein Ausweichen mehr gab.

Was mir am Schreibstil der Autorin besonders gefällt ist die Verknüpfung der Historie mit authentisch gestalteten Figuren. Brigitte Riebe findet genau das richtige Maß an Wissen, dass sie über die Zeitgeschichte dem Lesenden vermittelt, ohne abzuschweifen. Daher fällt es mir beim Lesen leicht, mir die Personen in ihrem Umfeld vorstellen. Das Agieren der Figuren ist begründet und vielfach mit Gefühlen versehen, weswegen ich es gut nachvollziehen konnte.

Der Roman „Eifelfrauen – Das Haus der Füchsin“ von Brigitte Riebe ist eine fesselnde und bewegende Geschichte über eine junge willensstarke Frau, die in Trier, einer der ältesten Städte Deutschlands wohlbehütet in einem betuchten Unternehmerhaushalt aufwächst. Zu Beginn der 1920er Jahre tritt sie in einem kleinen fiktiven Eifeldorf ihr Erbe an und scheut vor keiner machbaren Arbeit zurück. Schließlich findet sie für sich eine eigene besondere Form ihre Empfindungen auszudrücken. Ich fühlte mich bestens unterhalten und daher vergebe ich gerne eine Lesseempfehlung.

Bewertung vom 04.07.2023
I'm Glad My Mom Died
McCurdy, Jennette

I'm Glad My Mom Died


ausgezeichnet

In ihrem Buch „I’m Glad My Mom Died” beschreibt die US-Amerikanerin Jennette McCurdy wie es dazu kam, dass sie bereits mit sieben Jahren eine Statistenrolle in der Serie Akte X spielte. Mit 23 Jahren beendete sie ihre Schauspielkarriere und betätigt sich seitdem als Regisseurin und Drehbuchautorin. Ein belletristischer Roman ist in Vorbereitung.

Jennette McCurdy bekam ihre erste Rolle als Schauspielerin mit acht Jahren, wurde aber vor allem sieben Jahre später als Samantha Puckett in der Fernsehserie iCarly bekannt, die von 2007 bis 2014 auf Nickelodeon lief. Man muss die Serie nicht kennen, um Verständnis für die geschilderten persönlichen Probleme der Autorin zu finden. Wer Interesse hat, der sollte sich Ausschnitte der Folgen auf YouTube anzuschauen.

Die Karriere ihrer Tochter wurde von Jennettes Mutter von Kindheit an gefördert. Als Jennette zwei Jahre alt war, erkrankte ihre Mutter an Krebs und danach wollte sie alles tun, damit sie ein gutes Leben hat. Dazu gehörte auch, ihr möglichst jeden Gefallen zu erfüllen und ihrem Wunsch nachzukommen, als Schauspielerin berühmt zu werden. Die Einnahmen aus der Tätigkeit als Darstellerin waren in der Familie willkommen. Jennettes Wertvorstellungen wurden von Kindheit an durch christliche Ansichten des Elternhauses geprägt.

Ohne Pathos schildert die Autorin, wie zeitaufwendig die Jobs waren und dass sie kaum Möglichkeit hatte, Freundschaften zu Gleichaltrigen aufzubauen. Stattdessen entwickelte sie schon früh erste Zwangshandlungen. Sie beschreibt den Druck, der bei den Produktionen auf ihr lag. Nicht nur gute Schauspielkunst, sondern auch die widerspruchslose Ausführung von Anweisungen sicherten ihr Folgeaufträge. Außerdem war ihr Aussehen wichtig, allem voran ihr Gewicht. Stets war ihre Mutter an ihrer Seite und hegte und pflegte sie nach ihren eigenen Maßstäben. Die Biografie gewährt Einblicke in die Unterhaltungsindustrie, was ich persönlich sehr interessant fand.

Jennette entwickelte zunehmend Essstörungen und findet außerdem Trost im Alkoholkonsum. Auch als junge Frau kann sie sich nicht vollständig aus der Bevormundung durch ihre Mutter lösen, obwohl der Wunsch dazu da ist. Aus diesem Zwiespalt heraus ist der Buchtitel zu verstehen. Sie beschreibt ihre inneren Konflikte nachvollziehbar. Ihr ist jedoch auch bewusst, dass sie Vorteile aus ihrem Job zieht und das Agieren ihrer Mutter ihr Bekanntheit verschafft hat, so dass sie ein bemitteltes Leben führen kann. Lob für ihre Arbeit hat sie immer geschätzt und ihr Freude bereitet.

Jennette McCurdy Autobiografie „I’m Glad My Mom Died” ist eine ergreifende Lektüre, denn offen und ehrlich blickt die Autorin auf ihr Leben zurück, in dem sie von ihrer Mutter zu einer Karriere als Schauspielerin geführt wurde und keine Möglichkeit fand, die zunehmend toxische Beziehung zu beenden. Selbst über deren Tod hinaus kämpfte sie mit Problemen, die sich über Jahre hinweg aufgebaut hatten. Mich hat dieses Buch bewegt und wird mir sicher in Erinnerung bleiben, daher empfehle ich es gerne weiter.

Bewertung vom 04.07.2023
Emily Wildes Enzyklopädie der Feen / Emily Wilde Bd.1
Fawcett, Heather

Emily Wildes Enzyklopädie der Feen / Emily Wilde Bd.1


ausgezeichnet

Die Kanadierin Heather Fawcett lässt ihre Protagonistin Emily Wildes seit neun Jahren an einer „Enzyklopädie der Feen“ arbeiten. Im Buch mit gleichlautendem Titel berichtet Emily aus diesem Anlass über ihre tägliche Feldforschung, um anderen Forschern ein Protokoll darüber an die Hand zu geben und ihre Erinnerungen zu stützen. Sie ist 30 Jahre alt und arbeitet bereits acht Jahre lang als Professorin in Cambridge, was als Frau zur Zeit der Abfassung ihrer Aufzeichnungen im Winter 1909/10 bestimmt noch eine Seltenheit war. Außerdem ist sie eine der führenden Dryadologen. Ursprünglich waren Dryads die Geister von Eichen, inzwischen gehören zum Forschungsgebiet sämtliche übernatürliche Wesen.

Am liebsten arbeitet Emily für sich allein, denn der Kontakt zu anderen Menschen fällt ihr schwer, weil ihre Empathie eingeschränkt ist. Aufgrund ihrer Feldstudien ist sie regelmäßig an abgeschiedenen Orten Europas unterwegs. Aktuell führt ihr Weg sie nach Ljosland, das im Norden der Festlandküste Norwegens liegt. Im pittoresken Dorf Hrafsnvik begegnen ihr die Bewohner mit Skepsis, die Emily nicht zu beseitigen beabsichtigt. Erst als Wendell Bambleby, ihr hochgeschätzter Kollege und gleichzeitig größter Konkurrent um den Erhalt von wissenschaftlichen Meriten, wenige Tag nach ihr unerwartet im verschneiten und eisigkalten Ort eintrifft, wird ihr Leben angenehmer. Sie findet ihren Berufsgenossen nicht nur sehr attraktiv, sondern er nutzt seinen Charme auch bei den Dorfbewohnern, um von ihnen manche Gefälligkeit zu erhalten. Schon lange hegt Emily den Verdacht, dass sein Benehmen jenseits der menschlichen Natur sein muss.

Die Handlung startet behäbig mit der Ankunft Emilys und ihres Hunds, der treu an ihrer Seite ist. Als Ich-Erzählerin beschreibt sie zunächst ihre Probleme, sich an dem entlegenen Ort zurechtzufinden, was aufgrund ihres Charakters nicht verwundert. Die Autorin hat hier ein perfektes Setting für ihre Geschichte gefunden, denn in einer Gegend mit eisiger Atmosphäre und unberechenbarem, ungemütlichem Wetter nutzt sie eine kleine Dorfgemeinschaft, um Unstimmigkeiten zu stiften und den Lesenden darauf hoffen zu lassen, dass die Protagonisten Frieden herstellen können.

Emily bemüht sich in ihrem Bericht um einen akademischen Tonfall. Mit ergänzenden Ausführungen als Fußnoten möchte sie dem Lesenden die Welt ihrer Forschung nahebringen. Nachdem sie ihrer ersten Fee begegnet ist, kann sie ihre Begeisterung nicht gänzlich verbergen und auch ihre Gefühle für ihren Kollegen, sei es Wut, Furcht oder Zuneigung sprechen zwischen den Zeilen. Wendell vermittelt ihr die Notwendigkeit, mit den Einwohnern Kontakt zu halten, denn manche von deren Geschichten über magische Wesen sind die beste Grundlage für ihre Forschung. Auf diese Weise erfahren die beiden von den Sorgen, die die Feen einigen Dörflern ihnen bereiten.

Während Wendell lässig im Umgang mit allen Geschöpfen erscheint, nutzt Emily ihr Wissen, um die Probleme vor Ort meist unter eigenem Einsatz zu lösen. Dabei erfuhr ich als Leserin von den unterschiedlichsten Arten der mysteriösen Wesen und ihren gegensätzlichen Gesinnungen. Das Ungemach, das den Bewohnern durch die Feen bereitet wird, steigert sich zum Ende hin und verbandelt dabei das persönliche Schicksal von Wendell, was zu einer zunehmenden Spannung führt.

Heather Fawcett konnte mich mit dem besonderen Schreibstil ihres Cosy Fantasyromans „Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ bestens unterhalten. Die Figurengestaltung war überzeugend und der Schauplatz ungewöhnlich. Als Leserin vermittelte die Autorin mir das Gefühl, unmittelbar von den neuesten Erkenntnissen über die übernatürlichen Wesen zu erfahren. Gerne empfehle ich das Buch an Fantasylesende weiter. Auf die Fortsetzung freue ich mich.

Bewertung vom 26.06.2023
Am Ende gibt es nur uns
Toon, Paige

Am Ende gibt es nur uns


sehr gut

Die 33-jährige Architektin Wren ist glücklich, denn sie freut sich darauf, bald mit ihrem Verlobten Scott die Ehe zu schließen. Bei einer Kaffeepause an einem heißen Tag sieht sie ihn, wie er sich auf einer Bank mit seiner Angestellten unterhält. Seine Gesten und Blicke sprechen ihre eigene Sprache und Wren ist sich sicher, dass er eine neue Liebe gefunden hat, was sich bald darauf auch bestätigt. Die Engländerin Paige Toon schreibt in ihrem Roman „Am Ende gibt es nur uns“ von dem Ende einer Beziehung und dem Umgang der Protagonistin mit dem Trennungsschmerz.

Wrens Eltern sind geschieden und ihr Vater lebt seit vielen Jahren mit seiner zweiten Frau in den USA. Weil sie Abstand zu ihrem früheren Verlobten gewinnen möchte, entscheidet sie sich dazu, die beiden zu besuchen, die seit kurzem eine Farm für Obst und Gemüse in Indiana betreiben. Mehr und mehr wird ihr bewusst, dass sie früher die Schuld für den Weggang ihres Vaters bei sich gesucht hat. Seither hat sie sich von Personen distanziert, die versuchten, ihr nahe zu kommen, weil sie befürchtete, gefühlsmäßig verletzt zu werden. Die Trennung von ihrem Verlobten scheint ihre Vermutungen zu bestätigen.

In der Nähe ihres Vaters lebt ihre inzwischen verheiratete Halbschwester Bailey. Ihr Verhältnis zueinander war bisher so, dass sie einander akzeptieren, aber nicht besonders zugeneigt waren. Wren ist eifersüchtig über die Aufmerksamkeit, die ihr Vater ihrer Schwester zukommen lässt. Als sie ihren Aufenthalt in Indiana verlängert, gewinnt Bailey mehr Platz in Wrens Leben. Sie begreift, dass auch die Kindheit ihrer Schwester nicht immer einfach war.

Bei einem Kneipenbesuch lernt sie die beiden Brüder der benachbarten Farm kennen, die in ihrem Alter sind. Von dem Jüngeren der beiden fühlt sie sich von Beginn an hingezogen. Doch er verbirgt etwas in seinem Leben, durch das er sich nicht auf sie einlassen kann. Lange Zeit waren seine Reaktionen auf die vorsichtige Annäherung von Wren für mich als Leserin genauso wie für die Protagonistin irritierend. Erst zum Ende hin deckt Paige Toon das Geheimnis auf und gibt dadurch dem Verwirrspiel einen Sinn. Obwohl die Autorin darauf hinweist, dass Alkohol keine Probleme löst, sind ihre Figuren ihm des Öfteren über das Maß zugeneigt, was mich verwunderte.

Paige Toons Stärke liegt darin, innere Konflikte darzustellen. Über viele unerwartete Höhen und Tiefen hinweg hoffte ich als Leserin des Romans „Am Ende gibt es nur uns“, dass es für die Protagonistin Wren ein Happy End für ihre Liebe geben wird. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für dieses berührende und einfühlsam geschriebene Buch.

Bewertung vom 20.06.2023
Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
Ironmonger, John

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen


ausgezeichnet

Am Anfang steht eine Wette. Sie ist der Beginn einer Geschichte mit tragischen Verwicklungen, die sich über viele Jahre hinzieht. Der Brite John Ironmonger erzählt sie in seinem Roman „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“. Als Schauplatz der Begebenheiten hat der Autor unter anderem den kleinen fiktiven Ort St. Piran an der Küste Cornwalls gewählt, in dem bereits sein Bestseller „Der Wal und das Ende der Welt“ spielte. Dabei ist das Buch keine Fortsetzung, sondern nutzt einfach nur das wunderbare Setting des Dorfs mit der rauen Küste und den steilen Felsen.
Die Erzählung beginnt mehr als achtzig Jahre nach der Wette in einer für uns noch greifbaren Zukunft. Ein genaues Datum wird nicht genannt. Dadurch ermöglicht es sich der Autor, den Umgang mit unserer Umwelt in der Vergangenheit aufzuzeigen, den aktuellen Entwicklungen zu folgen, um dann die Folgen der Klimakrise in einem erdachten Szenario weiterzuführen.
Die Wette wird einige Jahre vor unserer Gegenwart geschlossen. In St. Piran sind damals viele Bewohner Fischer. Sie trinken sich gerne nach Feierabend ein Bier im örtlichen Pub. Der 19-jährige Tom studiert in London Geowissenschaften und kehrt in den Semesterferien in seinen Heimatort zurück. An einem Abend, an dem Tom im Pub einigen Alkohol konsumiert hat, betritt der Politiker Montague Causley die Kneipe. Er lebt in London, besitzt aber im Ort ein beeindruckendes Haus, das er meist vermietet und selten selbst nutzt. Tom wirft ihm in einem Disput vor, dass er den Klimawandel leugnen würde. Daraufhin kommt es zu der Wette, bei der beide sich nach einer festgelegten Anzahl von Jahren an einem festgelegten Platz treffen wollen. Die dann vorgefundenen Umstände werden aus dem einen Helden und aus dem anderen einen Schurken oder eine tragische Figur machen. Für die beiden scheint es nicht die Möglichkeit zu geben, von der Wette zurückzutreten, denn ein Freund von Tom hat die Auseinandersetzung mit dem Handy gefilmt und ins Netz gestellt und keiner von ihnen will vor der Menschheit als Feigling dastehen.
John Ironmonger schaut auf das Leben der beiden Protagonisten, immer im Abstand von einigen Jahren. Während Montague versucht, seine Karriere in der Politik weiter voranzutreiben, beschäftigt Tom sich mit den Gründen für den Klimawandel. Speziell dazu erforscht er die Eisschmelze im Nordpolarmeer. Ganz nebenher baut der Autor dabei interessantes Wissen über die Veränderung des Klimas ein und spekuliert im Folgenden über mögliche Entwicklungen, die sich mit oder ohne das Eingreifen der Regierungen der Welt ergeben könnten.
Die Figuren sind mit Ecken und Kanten gestaltet. Beide Protagonisten sind aufgrund ihres Charakters per se keine Sympathieträger. Sie sind viel zu sehr von sich selbst eingenommen, um von dem anderen zu lassen. Trotz ihrer verschiedenen Meinungen bleiben sie respektvoll im Umgang miteinander, auch wenn sie mit ihren gezielt umgesetzten Absichten nicht immer Gutes im Schilde führen. Das Raufen um ein Quäntchen mehr von Einfluss über den anderen führt zu einigen Cliffhangern, die die Erzählung spannend gestalten und mich als Leserin immer wieder hoffen ließen, dass die beiden eine Möglichkeit finden, die Wette zurückzunehmen oder einfach zu vergessen.
In seinem Roman „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ zeigt John Ironmonger mit beeindruckenden Schilderungen von eisigen Landschaften einige potentielle Entwicklungen im Bereich des Klimas, die nachdenklich stimmen. Dazu gesellt sich seine Stärke im Bereich der Beschreibung des Miteinanders seiner Figuren. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für diese nahegehende Geschichte, die uns vom Thema her alle interessieren sollte.

Bewertung vom 13.06.2023
Zusammen können wir träumen / Die Frauen vom Lindenhof Bd.2
Oswald, Katharina

Zusammen können wir träumen / Die Frauen vom Lindenhof Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Band der Trilogie „Die Frauen vom Lindenhof“ des Autorinnenduos Andrea Bottlinger und Claudia Hornung, die hier unter dem Pseudonym Katharina Oswald schreiben, trägt den Titel „Zusammen können wir träumen. Seit den letzten Ereignissen, die im ersten Teil geschildert wurden, sind zwar 23 Jahre vergangen, aber der Wunsch von Corinna, der Protagonistin des vorliegenden Buchs, ähnelt dem ihrer Mutter Marianne, der Hauptfigur der vorherigen Geschichte, denn auch sie möchte ihre Zukunft selbstbestimmt gestalten.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Alexandre fertigt Marianne Wagner immer noch Puppenmöbel in der Schreinerei, die zum Lindenhof gehört und die sie von ihrem Vater übernommen hat. Die Geschäfte laufen nicht mehr gut. Um größere Produkte herzustellen, möchte sie die alte Kreissäge wieder in Betrieb nehmen, aber dabei geschieht ein furchtbares Unglück. Ihre Tochter Corinna, die in Berlin Literatur studiert, kehrt in die Heimat zurück und übernimmt gemeinsam mit ihrer Tante die Führung des Unternehmens. Dennoch möchte sie ihre Berufung zur Autorin nicht aufgeben und beabsichtigt bald wieder nach Berlin zurückzukehren. Petra, ihre beste Freundin aus Kindertagen, ist handwerklich geschickt und eine wertvolle Hilfe in der Produktion. Aber für die beiden ist es inzwischen schwierig, eine gemeinsame Gesprächsebene zu finden. Dabei würden sie sich sehr gut in der Schreinerei ergänzen.
Die Zeit verging beim Lesen wieder wie im Flug. Durch eine geschickte Konstruktion der Geschichte geschieht immer etwas Neues und oft Unerwartetes. Corinna sträubt sich gegen die Erwartungen ihrer Mutter in Bezug auf die Übernahme der Schreinerei. Obwohl sie durchgesetzt hat, ihrem eigenen Berufswunsch nachzukommen, zögert sie kaum damit, ihrer Familie in der Heimat beizustehen und nach Hause zu reisen. Gleichzeitig wird sie von ungeahnter Seite auf gemeine Weise um ihre Zukunftsaussichten betrogen. Die Autorinnen geben und nehmen ihren Figuren im gesamten Roman einiges und führen damit die Lesenden über viele bewegende Begebenheiten.
Die Mitarbeitenden der Schreinerei sind über die Jahre hinweg zu einer eingeschworenen Gemeinschaft gewachsen, in die Corinna aufgrund ihrer überzeugenden Tätigkeit nun langsam aufgenommen wird. Die Entscheidung zu einer Aufgabe der Schreinerei wird dadurch immer schwieriger. Ein großes Thema, das sich durch die Geschichte zieht, ist die Pressearbeit und damit auch die Frage, wieweit das Privatleben geschützt bleiben kann. Die Zeit zu Beginn der 1980er Jahre wird anhand von Film, Fernsehen und Kunst und des kulturellen Lebens lebendig, ist authentisch und brachte mir einige Erinnerungen zurück. Aber auch nach so vielen Jahren scheinen die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs immer noch nicht gänzlich beseitigt.
Der Roman „Zusammen können wir träumen“ von Katharina Oswald steht dem ersten Band in nichts nach, sondern ich fand ihn aufgrund der Zeit, in der die Geschichte eingebunden ist und an die ich mich gerne erinnere, noch ansprechender. Die noch junge Corinna hat als Protagonistin einige unvorhersehbare tragische Begebenheiten zu bewältigen. Glücklicherweise hat sie dabei aber sympathische Personen um sich, die ihr Verständnis entgegenbringen und sie unterstützen. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Eine Leseprobe am Ende des Buchs macht Lust auf den dritten Band. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und freue mich auf den abschließenden Teil.

Bewertung vom 12.06.2023
Der Liebende
Ehrenhauser, Martin

Der Liebende


ausgezeichnet

Im Roman „Der Liebende“ von Martin Ehrenhauser entdecken zwei ältere Menschen ihre Zuneigung füreinander. Die Geschichte gestaltet sich genauso zärtlich wie das Liebespaar sich auf dem Buchumschlag in den Armen hält. Ein Riss zieht sich über das Cover der dafür sorgte, dass ich mich vor dem Lesen fragte, ob es etwas im Leben der beiden gibt, was sie trennt.

Monsieur Haslinger ist die titelgebende Figur und ein katholischer Priester im Ruhestand, der in Brüssel lebt. Eines Nachts sieht er während einer ruhelosen Phase, vom Balkon seiner Wohnung aus, über den Hinterhof hinweg, die neue Nachbarin von gegenüber. Madame Janssen hat am Abend ein Fest gefeiert und fragt ihn nun, ob sie und ihre Gäste zu laut gewesen wären. Der kurze Austausch ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die immer tiefer wird, desto besser die beiden sich kennenlernen. Sie verbringen Zeit miteinander und entdecken gemeinsame Interessen.

Monsieur Haslinger engagiert sich im Ehrenamt, ansonsten widmet er sich seinen Pflanzen, spielt Schach mit einem Freund und genießt gutes Essen und Trinken. Für ihn sind die Gefühle zu seiner Nachbarin nicht neu, aber ungewöhnlich, weil er sich an das Zölibat gebunden fühlt. Der Autor geht mit diesem Thema behutsam um.

Das Geschehen rund um die liebevoll einander zugeneigten beiden Protagonisten entwickelt sich auf eine ruhige Weise. Zunächst kann die weltgewandte Madame Janssen ihr Geheimnis vor dem neugewonnenen Freund und dem Lesenden verbergen, ab einem gewissen Zeitpunkt keimt eine Vermutung auf. Zusammen genießen die beiden eine neue Freiheit, begeistern sich gegenseitig mit der Lust zum Leben und ergänzen sich fast spielerisch.

Die Begebenheiten spielen in Brüssel und an der belgischen Nordseeküste. Da ich beide Gegenden kenne, konnte ich sie mir gut vorstellen und bin den zwei Hauptfiguren gerne auf ihren Wegen gefolgt. Trotz der vorherrschenden niederländischen Sprache beziehungsweise der Zweisprachigkeit in Brüssel wird die Region von einem französischen Flair überzogen, was beim Lesen für eine angenehme Atmosphäre sorgt.

In seinem Roman „Der Liebende“ spricht Martin Ehrenhauser verschiedene Themen an, die zum Nachdenken anregen und für heitere, erfreuliche auch für traurige Momente sorgen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für dieses sacht erzählte, bewegende Buch.

Bewertung vom 06.06.2023
Am Horizont wartet die Sonne
Werkmeister, Meike

Am Horizont wartet die Sonne


sehr gut

Im Roman „Am Horizont wartet die Sonne“ nahm Meike Werkmeister mich als Leserin mit nach Portugal. Die Covergestaltung vermittelt ein angenehmes Empfinden von Wärme, Erholung und Ruhe. Der Titel, der in goldglitzernden Buchstaben aufgedruckt ist, verstärkte meinen Eindruck. Doch die Erzählung gibt nicht nur ein Gefühl von Urlaub, sondern darin schildert die Autorin auch ein Familiendrama mit tragischen Verknüpfungen.

Die Hamburger Autorin Katrin, Mitte 30, findet neben einem Mülleimer am Flughafen einen Liebesbrief mit einer Anschrift in Portugal, aber die Adresse ist nicht mehr vollständig zu lesen. Weil sie selbst gerade eine Auszeit benötigt, beschließt sie spontan, den Empfänger persönlich vor Ort ausfindig zu machen. Begleitet wird sie von ihrer fünf Jahre älteren Cousine, der Ärztin Julia. In dem kleinen fiktiven Ort am Atlantik findet Katrin schon bald Filipe, an den der Brief adressiert ist. Seine abweisende Reaktion wirft Fragen bei der Protagonistin auf. Bei der Suche nach Antworten gerät sie in einen familiären Konflikt. Derweil zeigt ihre Cousine Zuneigung zu einem der Einheimischen. Im Dorf scheint jeder mit jedem bekannt zu sein, doch die beiden Frauen merken bald, dass sie bei bestimmten Angelegenheiten auf eine Mauer des Schweigens treffen.

Weil die Hauptfigur Autorin ist, habe ich mich manches Mal gefragt, wie viel Meike Werkmeister in ihr steckt. Die Schreiberin des Romans befindet sich auf Terrain, dass sie selbst kennt und gibt dadurch die Gefühle bestimmter Situationen wie beispielsweise bei einer Premierenlesung authentisch wieder. Auch ihre Liebe zu Hunden hat sie auf Katrin übertragen, die sich um ihren eigenen kümmert, aber auch ein Herz für andere Hunde hat.

In der Geschichte stellt die Protagonistin sich die Frage, ob man alles kann, wenn man nur will, denn diese Aussage hat sie im gefundenen Liebesbrief gelesen. Daran möchte sie gerne glauben und in Bezug darauf verfolgt sie in ihrem Urlaub die Entwicklungen zwischen langjährigen und neu zusammengefundenen Liebespaaren, um ihre Hoffnung bestätigt zu sehen. Vor Ort versucht sie sich als Vermittlerin im Familiendrama, jedoch fehlt ihr das gewachsene Vertrauen durch die Dorfbewohner und sie stellt fest, dass das nicht nur ihr eigenes Problem ist. Erst ihre Hartnäckigkeit lässt das Eis langsam schmelzen. Das Verhalten der an der Liebestragödie beteiligten Figuren konnte ich teils erst nachvollziehen, nachdem Katrin weitere Details aus der Vergangenheit aufgedeckt hat. Das Geheimnis blieb also lange wohlgehütet. Wie Julia als Ärztin sich im Hinblick auf ihre eigene Romanze verhält, wirkte auf mich zum Ende hin teils befremdlich.

Meike Werkmeister hat erneut mit ihrem Buch „Am Horizont wartet die Sonne“ eine abwechslungsreiche Geschichte mit Höhen und Tiefen der gut ausgebauten Figuren geschrieben. Der Schreibstil ist leicht lesbar, ohne ins kitschige abzurutschen, stattdessen bewegt die Erzählung durch die Nachdenklichkeit der Protagonistin und vergangener Ereignisse. Bei der hübschen Ausgestaltung des Buchs waren die Agentur Zero Media und das Team vom Guten Punkt zuständig, wodurch man es gerne zur Hand nimmt. Es ist besonders schön, den Roman an sonnigen Tagen zu lesen und gerne gebe ich ihm eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.06.2023
Die unglaubliche Grace Adams
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams


sehr gut

Bereits die erste Szene des Romans „Die unglaubliche Grace Adams“ der Engländerin Fran Littlewood zeigte mir als Leserin, wozu die titelgebende Protagonistin in der Lage ist: mitten im Stau steigt sie aus Frust aus ihrem Auto und lässt es stehen, denn sie hat eine Mission und die kann nicht warten. Es ist der Tag des 16. Geburtstags ihrer Tochter, die nach einem Familienstreit vor kurzem zu ihrem Vater gezogen ist, von dem Grace getrennt lebt. Aus diesem Anlass möchte sie ihr unbedingt gratulieren und ihr eine ganz besondere Torte schenken, die sie noch abholen muss. Sie will ihrem Kind aber auch zeigen, dass sie sie noch liebt, und sie will sie wieder zu sich nach Hause holen.

Für ihr Empfinden benötigt die Bäckereifachverkäuferin viel zu lange, um ein Geschenkband um die Tortenschachtel zu binden. Als ihre Kräfte unterwegs schwinden, besorgt sie sich einen Golfschläger und benutzt ihn als Stütze. Das Titelbild zeigt eine euphorische Grace mit Geschenk und Putter. Die leuchtenden Farben symbolisieren die Hitze des Tages. Der Untertitel „Grace kann alles. Außer ruhig bleiben“ zeigt, dass von der Protagonistin einige spontane, übersteigerte Reaktionen im Roman zu erwarten sind. Ich wurde nicht enttäuscht.

Die Geschichte spielt auf drei Handlungsebenen. Während Grace auf dem Weg zu ihrer Tochter ist, denkt sie an verschiedene Ereignisse zurück. Einerseits erfuhr ich, wie die Hauptfigur mit 28 Jahren ihren Ehemann kennenlernte und was in den darauffolgenden Jahren geschah, andererseits konnte ich verfolgen, was vor vier Monaten zum Zerwürfnis mit ihrem Kind führte. Ich las von dem Sprachtalent der Protagonistin, von heiteren gemeinsamen Momenten mit ihrem Mann, aber auch von ihren Problemen mit seiner Mutter. Aktueller war die Sorge um ihre Tochter, nachdem sie den Tipp erhalten hatte, deren Instagram-Account zu checken. Ihre Kommunikation fand nicht mehr auf einer Ebene statt und war zunehmend gestört. Erst mit dem Aufdecken weiterer Details der Vergangenheit von Grace verstand ich, dass es ein Ereignis gab, über das sie den Mantel des Schweigens gehüllt hat, was zunehmend die Beziehung mit ihrem Mann belastete. Die Rückblenden führen zum Ende hin durch das Einhalten des chronologischen Ablaufs zu kleinen Längen.

Die bunte Umschlaggestaltung covert die Probleme von Grace, die tiefer gehen und berühren. Zunehmend konnte ich ihre Wut und ihre überzogenen Handlungen verstehen über all diejenigen, die versuchten, sie von ihrem Plan abzuhalten. Ich nahm ihre Traurigkeit beim Lesen wahr, ihre Liebe und ihre Verzweiflung, aber auch ihren unnachgiebigen Willen, alles dafür zu geben, um ihr Ziel zu erreichen.

Fran Littlewood sorgt mit ihrem Debüt „Die unglaubliche Grace Adams“ durch manche unvorhersehbare Wendung für eine ansprechende und teils amüsante Unterhaltung. Der Wunsch von Grace, eine gute Mutter zu sein und ihre eigenen Bedürfnisse hintanzustellen führt für die inzwischen Mitte 40-jährige zu einiger Tragik in Bezug darauf, ein selbstbestimmtes Leben zu haben. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für diese emotional einfühlsam erzählte Geschichte.