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amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2021
Die Toten vom Gare d'Austerlitz
Lloyd, Chris

Die Toten vom Gare d'Austerlitz


sehr gut

Komplex
Als die Deutschen am 14. Juni 1940 in Paris einmarschieren, werden am Gare d’Austerlitz vier Polen ermordet in einem Eisenbahnwaggon aufgefunden. Inspecteur Éduard Giral beginnt zu ermitteln und stößt auf Spuren von Giftgas, das im 1. Weltkrieg verwendet wurde. Kurz darauf begeht ein weiterer polnischer Mann mitsamt seinem kleinen Sohn Selbstmord. Offenbar stammen alle Toten aus derselben polnischen Stadt.
Girals Ermittlungen werden durch die Regeln der deutschen Besatzer, aber auch durch Widerstände in den eigenen Reihen erschwert. Zudem mischen sich Wehrmacht, Gestapo und Geheime Feldpolizei in seine Recherchen ein. Giral gerät zwischen die Fronten und in ein verwirrendes Labyrinth von Intrigen und Machtspielen.
Immer wieder kreuzen sich Girals Wege mit denen des undurchsichtigen Majors Hochstetter von der Abwehr: Giral weiß nicht, ob er ihm vertrauen kann oder ob er ihn doch besser als Feind, mit dem er nun gezwungenermaßen zusammenarbeiten muss, betrachten soll.
Zudem taucht Girals Sohn Jean-Luc auf, der vor den Deutschen auf der Flucht ist und entschlossen ist, sich gewaltsam gegen die Besatzer zur Wehr zu setzen.
Der eigentliche Kriminalfall gerät vor dem historischen Hintergrund zunehmend ins Hintertreffen. Dieser historische Hintergrund wird jedoch anschaulich und spannend geschildert und auch die Figur Eddie Girals, der das Geschehen in der Ich-Perspektive erzählt, was etwas gewöhnungsbedürftig ist, wirkt sympathisch und interessant. Seine Geradlinigkeit, sein Kampf für die Gerechtigkeit, aber auch seine Schwächen wirken authentisch.
Die Handlung ist durch die verschiedenen Intrigen und Interessen der beteiligten Gruppen äußerst komplex, sodass man, wie auch Giral, gelegentlich den Überblick verliert. Am Ende wird der Fall zwar aufgeklärt, aber ein Krimi oder Thriller ist ,,Die Toten vom Gare d’Austerlitz“ in meinen Augen nicht.

Bewertung vom 09.07.2021
Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1
Carlsson, Christoffer

Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1


sehr gut

Düster- melancholisch
Als in einer kalten Novembernacht 1994 im kleinen südschwedischen Marbäck der Hof der Familie Markström brennt und darin die Leiche der jungen Lovisa Markström gefunden wird, weist alles auf ein Verbrechen hin. Der Täter ist sowohl für die Polizei als auch für die Dorfbewohner schnell ausgemacht: Edvard Christensson war mit Lovisa befreundet und er ist, wie schon sein Vater, berühmt-berüchtigt für seinen aufbrausenden Charakter. Zudem wird Edvard in der Nacht des Feuers mit Brandwunden im nahegelegenen Wald verletzt aufgefunden.
Edvard wird verurteilt, doch sowohl sein Neffe Isak, für den Edvard ein Vaterersatz und eine Art bester Freund war, als auch für den jungen Polizisten Vidar, bleiben Zweifel an Edvards Schuld bestehen.
Bei Isak verfestigt sich während seiner Kindheit und Jugend die Vorstellung, dass er den Keim des Bösen in sich trägt, wie sein Onkel Edvard und wie auch schon sein Großvater, und so gerät er immer wieder in Schwierigkeiten. Mit 18 sitzt er dann wegen Diebstahls vor dem Polizisten Vidar, der sich durch Isak an Edvards Verhaftung zurückerinnert Aufgrund seiner nun wieder erwachenden Zweifel rollt er den Fall erneut auf und stößt auf einige Ungereimtheiten.
Der Kriminalroman ist geprägt durch eine eher düster-melancholische Grundstimmung. Sowohl Vidar als auch Isak sind keine lebensfrohen oder glücklichen Figuren. Erinnerungen, Schuldgefühle, Unausgesprochenes verstärken die triste Atmosphäre, was gelegentlich auf Kosten der Spannung geht. Allerdings ist die Handlung geschickt angelegt, zwei Zeitsprünge, einmal 9 Jahre später, einmal 12 Jahre später, lassen den Leser Isaks und auch Vidars Leben mit allen Höhen und Tiefen mitverfolgen. So zieht sich auch der eigentliche Fall über Jahrzehnte, bis er endgültig aufgeklärt werden kann.
,,Unter dem Sturm“ ist eher ein nachdenklicher, melancholischer Kriminalroman, der den Leser durch die menschlichen Fehler der Beteiligten bewegt.

Bewertung vom 07.06.2021
Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2
Kellerhoff, Lutz W.;Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2


sehr gut

Zeitporträt der wilden 60er

Nach ,,Die Tote im Wannsee“ legen die drei Autoren Lutz, Wilhelm und Kellerhoff mit ,,Teufelsberg“ ihren zweiten Kriminalroman mit Kommissar Wolf Keller vor. ,,Teufelsberg“ spielt im Westberlin der späten 60er Jahre und lässt den historischen und politischen Hintergrund der Zeit wieder aufleben.
Als die Frau eines Richters brutal erwürgt wird, ist ganz Berlin in Aufruhr. Die Tatsache, dass die Ermordete Jüdin war und außerdem ihr Ehemann Morddrohungen der radikalen Linken erhalten hat, verkomplizieren die Ermittlungen von Kommissar Wolf Heller. Einiges weist auf einen politisch motivierten Mord hin, doch Heller hat so seine Zweifel. Immer wieder kreuzt die lebenslustige Amerikanerin Louise Mackenzie Hellers Wege. Sie ist außerdem noch die Nichte der Toten und führt deshalb eigene Recherchen durch, die sie aber in große Gefahr bringen…..
Da es sich um Band 2 der Reihe mit Wolf Keller handelt, sollte man den Vorgängerband besser gelesen haben, um ohne Schwierigkeiten den zahlreichen Figuren und ihren Beziehungen untereinander folgen zu können. Hellers Privatleben wird recht ausführlich Raum gegeben, was der Veranschaulichung der zeitgenössischen Atmosphäre zugute kommt, allerdings leider auch auf Kosten der Spannung geht.
Das Autorentrio hat ein gelungenes Zeitporträt mit einem interessanten, aber leider nicht allzu spannenden Kriminalfall verknüpft. Für historisch interessierte Leser dennoch ein empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 13.05.2021
Als wir uns die Welt versprachen
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


gut

Gemischte Gefühle
Die neunzigjährige Südtirolerin Edna lebt sehr zurückgezogen mit ihrem Papagei Emil. Ihr Leben verläuft in ruhigen, regelmäßigen Bahnen. Als sie aber in einer deutschen Zeitschrift das Bild ihrer Freundes Jacob sieht, bricht sie aus ihrer beschaulichen Zurückgezogenheit auf. Mitsamt ihrem Papagei macht sie sich auf den Weg, über die Alpen, bis nach Ravensburg. Dort hatte sie als junges Mädchen zusammen mit tausenden anderen ,,Schwabenkindern“ auf einem Hof schwere Arbeit leisten müssen und unter menschenunwürdigen, fast sklavenähnlichen Bedingungen gelebt. Dort hatte sie auch in Jacob einen Freund gefunden, der ihr Mut und Trost gegeben hatte. Doch bei einem Fluchtversuch wurden sie auseinandergerissen. Noch heute plagen Edna deshalb Schuldgefühle, die sie nun, fast am Ende ihres Lebens, zu dieser Reise treiben. Zu Fuß, mit Bus und Zug und ihrem Papagei beginnt Edna diese beschwerliche Reise, die aber zu vielen überraschender Begegnungen und berührenden Momenten führen. Auf dem Weg beginnt Edna sich zu öffnen und nach und nach lässt sie so auch ihre lang verdrängten Erinnerungen an die Oberfläche kommen. So erfährt der Leser in immer wieder eingestreuten Passagen von Ednas Leben auf dem oberschwäbischen Hof, von den Ungerechtigkeiten, dem Heimweh, den Zudringlichkeiten der Männer….
,,Als wir uns die Welt versprachen“ erzählt wie schon die Kinderbücher ,,Hungerweg“ von Othmar Franz Lang oder ,,Das verkaufte Glück“ von Manfred Mai vom Schicksal der Schwabenkinder. Jedoch wird Casagrande in manchem deutlicher und konkreter, was in den Kinderbüchern nur angedeutet wurde.
Allerdings erscheint mir die beschwerliche Reise, teilweise zu Fuß, mitsamt dem Papagei und Übernachtungen teils im Freien für eine Frau in diesem Alter wenig realistisch, die ,,wundersamen Begegnungen“ Ednas auf ihrer Reise wirken zum Teil etwas konstruiert und eher schräg. Auch bleibt so einiges offen, z.B. warum Edna nicht schon früher nach Jacob gesucht hat.
Der Roman ist auf jeden Fall lesenswert, vor allem die historischen Passagen sind bedrückend und sehr bewegend. Der ,,moderne“ Teil konnte mich allerdings nicht so überzeugen und noch weniger begeistern.

Bewertung vom 30.04.2021
Die Erfindung der Sprache
Baumheier, Anja

Die Erfindung der Sprache


ausgezeichnet

Auf der Suche nach dem verlorenen Glück….

Adam ist ein besonderer Junge, der in einer besonderen Familie und auf einer besonderen Insel aufwächst.
Platteoog ist ein kleines, abgeschiedenes Inselidyll, von dem Oda eigentlich wegziehen will. Als dann aber Hubert auftaucht, um den Leuchtturm zu restaurieren, verlieben sich die beiden und bekommen bald Adam. Dieser beginnt erst mit zwei Jahren zu sprechen, dann aber gleich in Mehrwortsätzen. Nicht nur seine Großeltern kümmern sich liebevoll um ihn, auch die ganze Inselgemeinschaft nimmt Anteil an Adams Entwicklung.
Adam tut sich schwer mit sozialen Kontakten und unvorhergesehenen Ereignissen, hat dafür aber einen ganz besonderen Bezug zur Zahl Sieben. Zudem liest er schon bald Bücher über Themen, die so manchem Erwachsenen schwerfallen dürften. Diese autistischen Züge Adams werden in diesem Roman jedoch sehr liebenswert und unterhaltsam geschildert. Zum Vater Hubert, der ähnlich veranlagt scheint, hat Adam eine besondere Beziehung. Und die tschechische Großmutter Leska hat bei Problemen immer eine besondere Leckerei, die Abhilfe schaffen kann.
Als kurz nach Adams 13. Geburtstag der Vater Hubert allerdings von seiner Pilgerreise nach Santiago die Compostela nicht mehr zurückkehrt und spurlos verschwunden ist, bricht das Familienglück auseinander. Viele Jahre später, Adam ist inzwischen Dozent für Sprachwissenschaften, stößt er auf ein Buch mit dem Titel ,,Die Erfindung der Sprache“. Darin findet er Hinweise auf seinen Vater. Adam, der nichts mehr verabscheut als Ortswechsel und Überraschungen, begibt sich auf die Suche nach seinem verschwundenen Vater. Dieses Reiseabenteuer fordert viel Mut und Selbstüberwindung von Adam, führt ihn quer durch Deutschland, nach Prag, und bis in die entferntesten Winkel der Bretagne.
,,Die Erfindung der Sprache“ ist nicht nur ein großartiger Roman, der eine Familiengeschichte geschickt mit der Zeitgeschichte verknüpft, sondern auch sprachlich ein Genuss.

Bewertung vom 23.04.2021
Schwarzwälder Morde / Schwarzwald-Krimi Bd.2
Graze, Linda

Schwarzwälder Morde / Schwarzwald-Krimi Bd.2


sehr gut

Schwäbische Spezialitäten

Justin Schmälzle – was für ein Name! Und was für eine amüsante und interessante Hauptfigur in diesem Schwarzwaldkrimi.
Kommissar Justin Schmälzle ist wie sein Name – eine Mischung aus allem Möglichen: dunkelhäutiger Badener mit haitianischen Wurzeln, tätig im tiefsten Schwabenland, mit dessen Dialekt er doch hin und wieder zu kämpfen hat. Im Polizeiposten Bad Wildbad ist gerade wenig los. Da kommt eine Moorleiche mit eingeschlagenem Schädel gerade recht. Auch wenn sich bald herausstellt, dass die Leiche schon mehrere Jahrzehnte im Moor lag, verbeißt Schmälzle sich in diesen Fall, da er dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren lassen will. In immer wieder eingestreuten kurzen Kapiteln meldet sich das Opfer in der Ich-Perspektive zu Wort, sodass der Leser mit Spannung den nach und nach aufgezeigten historischen Zusammenhang miterlebt.
Parallel dazu gibt es einen Streitfall zwischen dem Besitzer einer lokalen Schnapsfabrik und den Planern einer benachbarten Ferienanlage. Offenbar wurden Grenzsteine verschoben, Reifen werden aufgeschlitzt, es geht um Grund und Boden - und natürlich um viel Geld. Als dem Investor der Ferienanlage ins Bein geschossen wird, der Besitzer der Schnapsfabrik aber ein wasserdichtes Alibi vorweisen kann, müssen Schmälzle und sein Kollege Scholz ermitteln. Tatkräftig unterstützt werden sie von ihrer Kollegin Leonie und der Reinigungskraft Frau Meichle, die jeden Tratsch und Klatsch im Ort kennt. Die ist ein echtes Original und ihr Auftritt jedes Mal ein Knaller – schwäbisch vom Feinsten! Der Fall kommt dennoch nur recht zäh voran, was auch leider etwas auf Kosten der Spannung und der Unterhaltung geht.
,,Schwarzwälder Morde“ ist ein amüsanter Krimi, in dem Historisches und Heutiges interessant miteinander verwoben werden. Allerdings lässt der Schluss für meinen Geschmack noch manches zu offen.

Bewertung vom 13.04.2021
Lockvogel
Prammer, Theresa

Lockvogel


sehr gut

Spannend, witzig, unterhaltsam

Die Schauspielschülerin Antonia ist am Ende. Nicht nur, dass ihr Freund Felix sie von heute auf morgen verlassen hat, er hat zusätzlich auch noch all ihre Ersparnisse bzw. die ihrer Oma, mitgenommen. Von diesem Geld sollte nicht nur Toni ihr Auskommen haben, sie muss damit auch die Monatsraten für die Seniorenresidenz ihrer Oma bezahlen. Jetzt hat Toni praktisch nichts mehr, außer Frust, einen Haufen unbezahlter Rechnungen und die Seniorenresidenz, die die fehlenden Monatszahlungen einfordert. Und so engagiert Toni den etwas abgehalfterten Privatdetektiv Edgar Behm, um Felix und das verschwundene Geld aufspüren. Doch Brehm will den Auftrag eigentlich gar nicht annehmen, außerdem - wie soll Toni ihn überhaupt bezahlen? Als Toni mitbekommt, dass Sybille Steiner, die Ehefrau des Starregisseurs Alex Steiner, Brehm anheuern will, hat Toni die glorreiche Idee, dem Privatdetektiv ihre Dienste anzubieten.
Einem anonymen Tagebuch zufolge soll der Regisseur vor Jahren gegenüber einer jungen Schauspielerin übergriffig geworden sein. Zudem ist gerade auf einer von Steiners luxuriösen Partys ein Kellner zu Tode gekommen. Privatdetektiv Brehm soll nun für Frau Steiner möglichst schnell Ermittlungen anstellen. Doch Brehm ist gesundheitlich, aber auch psychisch nicht so auf der Höhe, dass er tatsächlich ermitteln könnte. Da nimmt er zunächst eher widerwillig das Angebot von Toni an. Immerhin ist sie jung, engagiert und dazu auch noch eine talentierte Schauspielerin. Toni bietet sich Steiner als Lockvogel an und taucht ein in die gefährliche Filmbranche, die von Macht, schönem Schein, Sex, Neid und Gier geprägt ist.
Interessant ist vor allem das Zusammenspiel der beiden ungleichen Detektive, das zu Beginn noch eher holprig verläuft, dann aber zunehmend an Respekt, Vertrauen und Zuneigung gewinnt. Tonis Auftritte als Detektivin sind auch nicht immer von Erfolg gekrönt, zudem lässt ihre Menschenkenntnis sie des Öfteren im Stich. Brehm, der zu Beginn ziemlich deprimiert und lustlos daherkommt, wird dagegen durch Toni wachgerüttelt und findet wieder etwas besser ins Leben zurück.
Der Krimi bietet so manch überraschende Wendung, ist spannend, amüsant und unterhaltsam. Lediglich das Ende fällt für meinen Geschmack ein bisschen zu versöhnlich aus. Dennoch hofft man auf einen Folgeband mit dem sympathischen und originellen Ermittlerduo.

Bewertung vom 12.04.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


sehr gut

Starker Beginn, wird dann schwächer

Der ehemalige Polizist August Snow kehrt nach einem Jahr im Ausland mit zwölf Millionen Dollar Schadenersatz zurück nach Detroit. Mexicantown, das heruntergekommene Viertel seiner Kindheit, will er mit dem Geld wieder bewohnbar und attraktiver machen, und so hat er ein paar Häuser in der Straße seines Elternhauses gekauft und herrichten lassen. Die Millionen stammen aus einem Prozess gegen den korrupten Polizeiapparat der Stadt, weshalb sehr viele seiner früheren Kollegen äußerst schlecht auf Snow zu sprechen sind.
Kurz nach seiner Rückkehr bittet ihn die schwerreiche und mächtige Unternehmerin Eleanore Paget, verdächtige Vorkommnisse in ihrer Bank aufzuklären, doch Snow lehnt ab. Als Eleanore Paget kurze Zeit später tot aufgefunden wird, deutet alles auf Selbstmord hin. Doch August Snow hat große Zweifel und ein schlechtes Gewissen, dass er Paget nicht unterstützt hat. So begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder. Snow, der Sohn eines schwarzen Polizisten und einer mexikanisch-amerikanischen Malerin war, verkörpert einen multikulturellen Helden in der harten Realität Detroits. Unterstützt wird August Snow von einigen alten und neu gewonnenen Freunden, doch er stößt bei seinen Ermittlungen offenbar in Wespennest und bringt dadurch sich und seine Vertrauten in tödliche Gefahr.
Zu Beginn gefiel mir die schnoddrige und witzige Art, wie August Snow sich durchs Leben schlägt, wie er einen jungen Drogendealer wieder auf die richtige Spur bringt oder sich mit den älteren Ladies aus seiner Nachbarschaft anfreundet. Doch im zweiten Teil wurde es für meinen Geschmack zu amerikanisch-heldenhaft, mit sehr viel Action, Schießereien und Toten. Dadurch geraten der eigentliche Fall und seine Lösung fast schon in den Hintergrund, auch das Ende wirkt somit nicht ganz so überzeugend. Eigentlich schade, da August Snow ein vielversprechender Protagonist ist und auch Detroit mit all seinen Schattenseiten eine sehr interessante Kulisse abgibt.

Bewertung vom 07.04.2021
Blütengrab
Fink, Ada

Blütengrab


gut

Überladen
1993 - In einem abgelegenen Waldstück bei Wussnitz im Osten Deutschlands wird eine Mädchenleiche gefunden – aufgebahrt auf einem Bett aus Blütenzweigen. Ihr ganzer Körper ist mit eingeritzten germanischen Runen übersät. Der jungen Kommissarin Ulrike Bandow, die aus dem kleinen Ort kommt, in dem jeder jeden kennt, wird ein neuer Kollege zur Seite gestellt. Und dieser neue Kollege, Ingo Larssen, kommt ausgerechnet aus dem Westen. Seine Gründe, von Kiel in die ostdeutsche Provinz zu ziehen, bleiben zunächst im Dunkeln. Allerdings wird bald klar, dass Larssen nicht den typischen Besser-.Wessi verkörpern muss, sondern besondere Gründe für seinen Neubeginn im Osten hat. Die ehrgeizige und manchmal etwas voreilige Ulrike Bandow und der erfahrene und eher zurückhaltende Larssen müssen sich erst etwas aneinander gewöhnen, erkennen jedoch bald, dass sie sich gegenseitig gut ergänzen und wachsen im Laufe des Falls zu einem gut eingespielten Team zusammen. Das ungleiche Ermittlerpaar mit seinen jeweiligen privaten Verstrickungen ist meiner Meinung nach auch das Interessanteste an diesem Krimi. Ulrike Bandow kümmert sich um ihren 18-jährigen Bruder Marc, seit die Mutter nach der Wende in den Westen gegangen ist. Marc sucht sein Heil jedoch lieber bei den lokalen Neonazis. Bandow plagt außerdem eine alte Schuld ihrer ehemaligen Freundin Christa gegenüber, die jeglichen Kontakt mit ihr ablehnt. Larsson dagegen ist auf der Suche nach seiner untergetauchten Tochter, die sich offenbar der RAF angeschlossen hat.
Der Fall selbst wirkt reichlich überladen, mit Mädchenhandel und Pädophilenmilieu bis hinauf in höchste politische Kreise, Stasi-Vergangenheit, Neonazi-Szene, völkische Lebensweise, RAF usw. Hier wäre eindeutig weniger mehr gewesen!
Am Ende gibt es spannungsgeladene Action, allerdings werden so einige private Konflikte auch recht schnell ad acta gelegt.
Auch wenn mich der eigentliche Fall nicht so ganz überzeugen konnte, würde ich dem Ermittlerduo Bandow und Larsson auf jeden Fall eine zweite Chance geben!

Bewertung vom 03.04.2021
Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


sehr gut

Interessante Ermittlerin

Die Münchner Mordermittlerin Katja Sand untersuchen zwei Fälle, die auf den ersten Blick nach Suizid aussehen. Der eine Mann ist im Baggersee ertrunken, der andere in einem Kühlschrank erstickt. Doch Katja glaubt nicht an Selbstmord, erst recht nicht, als sie und ihr Kollege Rudi Dorfmüller herausfinden, dass beide Tote mit der Bundesmarine zu tun hatten. Doch als sie weiter nachforschen wollen, wird dort gemauert und ihnen von ihrem Chef enorm Druck gemacht, die Fälle als Selbstmorde abzuhaken.
Bald stellt sich heraus, dass beide Tote bei Dr. Hanning, Psychoanalytiker und Spezialist für traumatisierte Patienten, in Behandlung waren. Beide Männer starben jeweils unter Umständen, die starke Parallelen zum Traumaerlebnis aufweisen.
Katja Sands Privatleben nimmt einen breiten Raum in der Handlung ein, was aber vor allem daran liegt, dass auch sie selbst an einem traumatischen Erlebnis leidet, das sie noch nicht verarbeitet hat, welches dem Leser aber in diesem ersten Teil nur angedeutet wird. Insofern gilt der Titel ,,Trauma – Kein Entkommen“ auch für sie. Dies erklärt auch Katjas oft schroffe und distanzierte Art, nicht nur ihren Kollegen, sondern auch ihrer Familie gegenüber.
Der Fall selbst und vor allem die schnelle Auflösung durch Katjas Instinkt konnte mich nicht so ganz überzeugen. Dafür war die Handlung zu vorhersehbar und der Täter zu offensichtlich.
Interessant erscheint mir aber Katja Sand und ihre Geschichte, die wohl auch im zweiten und dritten Teil eine wichtige Rolle spielen wird.