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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 464 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2022
Trigger - Das Böse kehrt zurück / Trigger Bd.2
Dorn, Wulf

Trigger - Das Böse kehrt zurück / Trigger Bd.2


ausgezeichnet

Nach der Ermordung seiner Partnerin ist das Leben des Ex-Psychiaters Mark Behrendt aus den Fugen geraten. Einzige Stütze ist seine Freundin Doreen. Als sich der Mörder erneut bei ihm meldet, Doreen entführt und für ihre Freilassung eine schreckliche Tat von Mark verlangt, beginnt für ihn ein Wettlauf mit der Zeit.

Meine Meinung:

Da seit Band 1 der „Trigger“-Reihe von Wulf Dorn mittlerweile mehr als 10 Jahre vergangen sind, hatte ich den Auftakt kürzlich noch mal gelesen, was sich als vorteilhaft herausstellte. Man war sofort wieder drin in der Geschichte um Ellen Roth und Mark Behrendt, auch wenn im Verlauf des Buches einiges erklärt wird.

Während bei mir bei Teil 1 noch einige Fragen offen blieben, konnte mich die Fortsetzung des Romans direkt von der ersten Seite an fesseln. Mark bekommt es mit einem wirklich wahnhaften Täter zu tun, der vor nichts zurückschreckt. Seine Identität wird recht früh klar, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Die Protagonisten liefern sich ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel und der Autor weiß immer wieder mit überraschenden Wendungen zu punkten. Ich habe jedenfalls keine Minute Langeweile verspürt.

Mit dem Einblick in die menschliche Psyche ist der Autor nach 20 Jahren Tätigkeit in der Psychiatrie bestens vertraut und das merkt man seinen Beschreibungen auch an. Es ist immer wieder faszinierend, zu welchen Auswüchsen der menschliche Verstand in der Lage ist, und genau deshalb finde ich Psychothriller so herausfordernd und interessant.

Wulf Dorn hat mit dieser Fortsetzung alles richtig gemacht und wird garantiert die meisten Fans von Psychothrillern mitnehmen, wobei es das Lesevergnügen steigert, wenn man zuerst Band 1 liest.

Bewertung vom 15.06.2022
The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1
Weiler, Rebekka

The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1


ausgezeichnet

Die Welt ist für Mia nicht mehr, wie sie war, als ihr bester Freund Brant auf einer Party niedergestochen wird. Noch vier Jahre danach kämpft sie täglich mit ihrer Trauer, sucht Hilfe bei einer Therapeutin und in einer Trauergruppe. Als eines Tages plötzlich sein Mörder, Nathan Dawson, vor ihr steht, kommt alles wieder hoch, und ihre Wut und der Hass brechen sich Bahn. Das Schicksal will, dass sie sich häufiger begegnen, und Mia beginnt, über den Tellerrand zu schauen und sich für die Wahrheit zu interessieren. Dabei entwickelt sie Gefühle für Nate, die sie nie für möglich gehalten hätte.

Meine Meinung:

Wow, ein Roman, der ein wahres Gefühlsbeben in mir ausgelöst hat. Das zart gestaltete Cover, aber vor allem auch die Thematik haben mich sofort für die Geschichte eingenommen. Wie schwer muss es sein, plötzlich dem Mörder seines besten Freundes gegenüberzustehen?

Die Autorin nimmt sich viel Zeit, das langsame Näherkommen ihrer Hauptfiguren zu beschreiben. Stück für Stück dringt sie in ihre Gefühlswelten ein und erzählt auf wunderbare Art, wie aus tiefstem Hass zarte Gefühle bis hin zu Liebe entstehen können. Mia habe ich für ihren Mut bewundert, nie aufzugeben, alles zu hinterfragen und die Standhaftigkeit, zu ihren Gefühlen zu stehen, auch gegen alle äußeren Widerstände. Nathan in seiner Verletzlichkeit, sich mit der Opferrolle abfindend, hat mir oft beinahe das Herz gebrochen. Wie er langsam wieder Hoffnung schöpft und eine lohnenswerte Zukunft für sich erkennt, ist einfach herzzerreißend. Spätestens beim Epilog aus seiner Sicht gab es für meine Tränen kein Halten mehr.

Der Roman enthält enorm viele wunderbare Sätze, die man sich am liebsten in ein Buch der besonderen Zitate übertragen möchte, so schön sind sie. Es steckt so viel Wahrheit in allem, gerade auch was die Art zu trauern, die für jeden anders ist, betrifft. Dass die Autorin hier eigene Erfahrungen einbringt und ihr ganzes Herzblut in die Story gesteckt hat, dringt aus jeder Zeile.

Aber auch die Nebenschauplätze und –figuren tragen zur Vollkommenheit der Geschichte bei. Da ist das Dilemma von Mias Bruder, die zauberhafte Grandma von Nathan oder auch Luna, die knuffigste und verständnisvollste Hündin überhaupt. Ich hätte auch mit einem Einzelband und dem jetzigen Abschluss gut leben können, bin aber dennoch gespannt, was sich Rebekka Weiler noch an Herausforderungen und Dramen für ihre Protagonisten im zweiten Teil der Dilogie ausgedacht hat.

Auf jeden Fall aber kann ich Lesern tiefgründiger, das Herz im Innersten berührender Geschichten diesen gefühlvollen Roman unumwunden empfehlen.

Bewertung vom 01.06.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Maria Linz leidet an Alzheimerdemenz im Endstadium. Bereits Jahre zuvor hat sie sich für ein selbstbestimmtes Sterben ausgesprochen und dies auch schriftlich festgehalten. Sollte der Zeitpunkt gekommen sein, soll ihr Neffe, Dr. Max Keller, ihr die entsprechende Unterstützung dabei zukommen lassen. Obwohl er als Arzt dem Schutz des Lebens verpflichtet ist, kommt Max dem sehnlichsten Wunsch seiner Tante nach und erlöst sie von einem würdelosen Leben. Das bringt ihn jedoch in den Fokus der Polizei und er wird schlussendlich sogar wegen Mordes angeklagt. Er hofft auf die Hilfe seines Jugendfreundes Jonas, der inzwischen als Staatsanwalt agiert. Doch kann es dieser mit seinem Gewissen vereinbaren und wird er damit seine eigene Karriere aufs Spiel setzen?

Meine Meinung:

In seinem dritten Roman befasst sich Markus Thiele mit einem Thema, was mich persönlich sehr stark berührt. Meine Mama befindet sich mittlerweile mit derselben Krankheit im Pflegeheim und es vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht den Wunsch zu gehen äußert. Der richtige Zeitpunkt, diesen Wunsch schriftlich niederzulegen, wurde verpasst und so können wir nur hilflos das Voranschreiten der Krankheit begleiten und was sie aus ihr macht.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, der eine fiktive Geschichte beschreibt, die so jedoch tagaus, tagein stattfinden könnte und wohl auch wird. Gerichtliche Entscheidungen zum Thema wurden bereits gefallen, das Gesetz steht hier vor einem Umbruch.

Es werden mehrere Sichtweisen beleuchtet, durch Nebenfiguren Input gegeben, auch die Kirche kommt ausführlich zu Wort. Fakt ist, dass die Gesetzeslage zwar eindeutig ist, aber trotzdem eine Menge Auslegungsspielraum bietet. Warum in einem Fall so, im anderen anders entscheiden? Wie selbstbestimmt darf der Mensch sein, wenn es um seinen Tod geht? Auf jeden Fall eine juristische Grauzone und ein Thema, das wahrlich zum Nachdenken anregt.

In Rückblenden wird die Vergangenheit von Max und Jonas und auch deren Umfeld beleuchtet. An manchen Stellen für meinen Geschmack ein wenig zu ausführlich, was die Spannung in der Mitte des Buches etwas abflachen lässt. Dennoch ergibt schlussendlich alles einen Sinn und verdeutlicht so manche Verhaltensweise.

Vor allem den Gerichtsprozess zum Ende hin fand ich extrem spannend und die Herangehensweise von Jonas. Einfach nur clever und ich gehe mit seiner Meinung völlig d‘accord. Aber lest selbst, es lohnt sich. Bleibt zu hoffen, dass durch die Politik in den kommenden Jahren Bewegung in die Rechtsprechung zu diesem Thema kommt. Denn schließlich steht schon im Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Also sollte das auch für ein würdevolles Sterben gelten.

Bewertung vom 29.04.2022
Ankerliebe
Lastella, Leonie

Ankerliebe


ausgezeichnet

Jette, die mit ihrem fünfjährigen Sohn Piet und ihrem Vater auf einem Hausboot im Hamburger Hafen lebt, hat ihre beruflichen Träume auf Eis gelegt. Ein ungeliebter Job, was hauptsächlich an der Chefin liegt, in einer Eventagentur sichert ihr und ihren Lieben das Auskommen, denn die Reederei der Familie kann vom Vater und Bruder nur mehr schlecht als recht am Laufen gehalten werden. Als plötzlich Piets Erzeuger vor der Tür steht und Anteil am Leben seines Sohnes haben möchte, bringt das Jettes Leben ziemlich durcheinander, zumal ihre Gefühle ohnehin schon Achterbahn fahren, muss sie sich doch eingestehen, dass sie restlos verliebt in ihren Jugendfreund Mats ist.

Meine Meinung:

Obwohl ich mit Leonie Lastella dem Namen nach und auch persönlich auf einer Buchmesse schon in Berührung gekommen bin, ist dies mein erster Roman, den ich von ihr gelesen habe. Und ich muss sagen, es ist ein herzerwärmendes Buch, welches mich wunderbar aus dem manchmal tristen Alltag entführen konnte.

Ich war bisher nur jeweils auf Stippvisite in Hamburg, aber die bildhaften Beschreibungen der Autorin haben mir die Stadt wieder ein ganzes Stück nähergebracht. Mein Herz schlägt ohnehin für den Norden, von dem ich viel zu weit entfernt wohne, sodass mir das ganze maritime Flair sehr gefallen hat und die Leidenschaft der Protagonisten zu ihrer Heimat absolut nachvollziehbar war.

Jette ist eine tolle Frau, die ihr eigenes Lebensglück hintenanstellt, um ihren Sohn und den Rest der Familie abgesichert zu wissen. Jedoch ist es der kleine Piet, der mein Herz quasi im Sturm und nachhaltig erobert hat. Seine Macken, seine Leidenschaft, seine ganze Lebensfreude – der Kleine ist einfach zuckersüß. Aber auch viele der anderen Figuren haben es geschafft, Eindruck bei mir zu hinterlassen.

Neben der recht offensichtlichen Liebesgeschichte ist es vor allem auch das Thema Freundschaft, was den Roman zu einem Wohlfühlbuch macht. Der Halt untereinander ist unverrückbar, jeder steht für den anderen ein und eilt sofort zu Hilfe, wenn Not am Mann ist. Eine Konstellation, die man sich im Privaten nur wünschen kann.

Ganz wunderbar fand ich auch den Humor der Autorin, der immer wieder durchblitzt. Großartig gleich zu Beginn die Starbucks-Szene, in der ich mich so dermaßen wiederfinden konnte.

Jette und Mats schließlich hätte ich zum Aufbau ihrer Liebesbeziehung gern etwas mehr Zeit gegönnt, die einfach nie vorhanden war. Aber wenn Gefühle bereits so lange schwelen, kann es ja eigentlich nur gut werden.

Ich kann „Ankerliebe“ jedem von Herzen empfehlen, dem ein nordisches Setting entgegenkommt und für den Liebe, Freundschaft und Loyalität nicht nur Worte sind.

Bewertung vom 24.04.2022
Trigger Bd.1
Dorn, Wulf

Trigger Bd.1


sehr gut

Die Psychiaterin Ellen Roth übernimmt eine Patientin ihres Lebensgefährten, der Urlaub in Australien macht. Die Frau wurde schwer misshandelt und ist traumatisiert – und plötzlich spurlos verschwunden. Der Schwarze Mann, vor dem sie höllische Angst hatte, nimmt nun auch Ellen ins Visier. Eine mörderische Jagd voller Angst, Gewalt und Paranoia beginnt. Und Ellen bleibt nicht viel Zeit …

Meine Meinung:

Als kürzlich der zweite Teil der „Trigger“-Reihe von Wulf Dorn erschien, nahm ich das zum Anlass, auch endlich mal Band 1 zu lesen, der bereits über 10 Jahre in meinem Regal schlummerte. Obwohl ich auch weitere Bücher des Autors besitze und ihn auf einer Lesung auf der Leipziger Buchmesse schon mal persönlich treffen konnte, war mir dies bisher nicht gelungen. Die guten Bewertungen und äußerst positiven Empfehlungen namhafter Kollegen gaben mir ein gutes Gefühl.

Das Thema wurde vom Autor gut umgesetzt und auch seinen Schreibstil fand ich recht angenehm zu lesen. Allerdings wurde meinen hohen Erwartungen dann doch nicht ganz entsprochen. Es gab durchaus spannende Szenen und Gänsehautmomente, aber wirklich durchgängig konnte die Spannung nicht aufrechterhalten werden. Es dauert einige Zeit, ehe der Thriller wirklich in Gang kommt und je näher man der Lösung kommt, die sich dann doch recht zeitig vor Ende abzeichnet, umso unglaubwürdiger erschienen mir einige Szenen. Ich bin nicht ganz sicher, ob sich wirklich alles logisch erklären lässt, dafür müsste man wohl das Buch noch mal ganz intensiv lesen. Bei mir blieben auf jeden Fall einige Fragen ungeklärt.

Geschickt legt der Autor ein paar Spuren, sodass es an Verdächtigen nicht mangelt, aber der geübte Thriller-Leser sollte sich so leicht nicht hinters Licht führen lassen. Zumindest war bei mir der Überraschungseffekt am Ende lange nicht so groß, wie es oft bei Sebastian Fitzek der Fall ist. Ich bin nun kein Experte, was psychische Krankheiten betrifft, aber finde das entworfene Szenario schon recht außergewöhnlich.

Insgesamt ist Dorns Erstlingswerk ein solider Psychothriller, aber ich hoffe wirklich, dass er sich in den nachfolgenden Büchern bzw. dem zweiten Teil der Reihe noch steigern kann. Ich werde ihm auf jeden Fall eine Chance geben.

Bewertung vom 03.04.2022
Amissa. Die Vermissten / Kantzius Bd.2
Kodiak, Frank

Amissa. Die Vermissten / Kantzius Bd.2


ausgezeichnet

Den Verdacht, dass bei der Hilfsorganisation „Amissa“ etwas im Argen liegt, können die Privatdetektive Rica und Jan Kantzius bisher nicht beweisen. Eine neue Spur lockt Jan nach Grömitz, wo er geheime Informationen bekommen soll. Doch alles geht schief, die Zeugin wird ermordet, Jan entkommt nur knapp und bei seiner Rückkehr ist seine Frau entführt worden. Er kann sie zum Glück finden und sie stoßen bei ihren Ermittlungen auf „Missing Order“, wo man sich offenbar für genug Geld alles bestellen kann. Auch einen Menschen, um seine wildesten Fantasien auszuleben ...

Meine Meinung:

Dieser zweite Band der Amissa-Trilogie hat mich restlos überzeugt. Was für ein Pageturner. Selten habe ich Seite für Seite solche Spannung erlebt. Hier geht es wirklich Schlag auf Schlag und es kommt keine Minute Langeweile auf. Durch zeitlichen Versatz gibt es sogar immer wieder überraschende Plot-Twists.

Es ist nicht unbedingt nötig, Band 1 gelesen zu haben, da einiges davon erklärt wird, aber ich war froh, Jan und Rica bereits zu kennen und konnte mich so leichter in ihre Denkweise hineinversetzen. Bei dem, was sie durchmachen müssen, kann ich auch ihre Handlungen gut nachvollziehen.

Das Buch schont den Leser nicht mit erschreckenden Szenarien, schwächere Gemüter sind hier wohl fehl am Platz. Die Brutalität und Perfidität der menschlichen Gier scheint keine Grenzen zu kennen. Man hat kein Herz, wenn man hier nicht extrem mit den Opfern mitleidet.

Der Roman endet mit einem enormen Cliffhanger, der das Warten auf Band 3 schwer erträglich macht. Ich hoffe, es wird wieder im November so weit sein. Auf jeden Fall kann ich das Buch jedem empfehlen, der atemlose Spannung bei einem Thriller sucht.

Bewertung vom 24.03.2022
Für immer und noch ein bisschen länger
Leciejewski, Barbara

Für immer und noch ein bisschen länger


ausgezeichnet

Nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Verlobten Jeremias hat sich Anna komplett zurückgezogen. Sie verlässt nur für das Nötigste die Wohnung, spricht mit Jeremias, lässt sonst niemanden an sich heran, und das bereits seit 6 Jahren. Dann wird sie gezwungen, ihre gemeinsame Wohnung und damit ihren Rückzugsort aufzugeben und landet nach langer Suche schließlich in einer Rentner-WG. Jeder der Mitbewohner hat sein eigenes Päckchen zu tragen und erst Anna gelingt es, dass sie ihre Herzen öffnen und ihre Geschichten teilen. Gleichsam ein Weg für Anna, ihre Trauer hinter sich zu lassen und das Leben und die Liebe wieder zu feiern.

Meine Meinung:

Dies war mein erster Roman von Barbara Leciejewski, auch wenn „Fritz und Emma“ von ihr bereits im Bücherregal darauf wartet, gelesen zu werden. Was nach Lektüre dieses Buches sicher nicht mehr so lange dauern wird.

Bereits das Cover fand ich wunderschön und eine Leseprobe hat mich direkt in den Bann dieser tollen Geschichte gezogen. Trauer und Verlust spielen eine große Rolle, aber sie gehören zum Leben dazu. Das Buch vermittelt, dass es trotz allem irgendwie weitergeht, dass es gute Gründe gibt, dem Leben immer wieder eine neue Chance auf das Glück zu geben. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Man fliegt nur so durch die Seiten und ich konnte mir das WG-Leben, wo sich der überwiegende Teil der Handlung abspielt, sehr bildhaft vorstellen.

Das größte Plus aber sind die einzelnen Charaktere. Neben der Hauptfigur Anna hat sich auch jeder der anderen nach und nach in mein Herz geschlichen. Je näher man sie kennenlernt und erst mal hinter ihre gut gehüteten Fassaden blickt, umso liebenswerter erscheinen sie einem. Ihre Schicksale gehen zu Herzen, berühren auf vielen Ebenen und sorgen für die eine oder andere Träne im Augenwinkel. Aber es gibt ebenso humorige Momente, vor allem mit dem charmanten Nachbarn Anders.

Wie Anna es schafft, zu jedem einzelnen ihrer Mitbewohner eine Verbindung aufzubauen, ihre Lebensgeschichten aus ihnen herauszukitzeln und dabei auch selbst zu wachsen und neuen Mut zu schöpfen, ist einfach wunderschön zu lesen. Es hatte direkt etwas Schmerzhaftes, diese tollen Figuren nun wieder sich selbst zu überlassen, weil man irgendwie das Gefühl hatte, ein Teil dieser tollen WG zu sein. „Für immer und noch ein bisschen länger“ ist ein Wohlfühlbuch, was ich jedem empfehlen kann, der sich für die Schicksale seiner Mitmenschen interessiert.

Bewertung vom 06.03.2022
Aloha im Herzen
Lay, Sabine

Aloha im Herzen


ausgezeichnet

Während einer Reise nach Hawaii zum Hochzeitstag, die der zerrütteten Ehe von Laura und Mark eine Wendung geben soll, entdeckt Laura im alten Königspalast eine Fotografie, die die Königin mit einer Frau zeigt, die ihr zum Verwechseln ähnelt. Das Bild geht Laura nicht mehr aus dem Kopf. Kurz darauf erliegt Lauras Mann einem Herzinfarkt und sie muss ihr Leben komplett neu ordnen. Kurzerhand kehrt sie nach Hawaii zurück, folgt der Spur des Fotos und macht dabei eine unglaubliche Entdeckung. Auch ein attraktiver Hawaiianer weckt in ihr den Wunsch, dieses Paradies nie mehr zu verlassen.

Meine Meinung:

Nachdem mir bereits „Hibiskustage“, der erste von Sabine Lay im Penguin Verlag erschienene Roman, ausnehmend gut gefallen hat, war es keine Frage, dass ich zu einer weiteren Reise auf die Trauminseln bereit war. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit vermag das Buch, das Leserherz mit Wärme zu fluten.

Und mir hat es tatsächlich sogar noch einen Tick besser gefallen als der vorherige Roman. Das liegt wohl daran, dass er die Geschichten zweier starker Frauen auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Im Wechsel erfahren wir so vom Schicksal der Luise Winter um 1887/1888, das wahrhaftig kein einfaches war, und erleben natürlich das Neuaufblühen von Laura, die nach einer unglücklichen Ehe zum ersten Mal im Leben ihren eigenen Träumen und Wünschen folgt.

Durch die Rückblenden zu Luise hatte der Leser immer einen kleinen Wissensvorsprung und es war extrem spannend, wie Laura Puzzleteil für Puzzleteil ihrer Spur folgte. Es ist nicht abzustreiten, dass hier auch der ein oder andere Zufall zu viel eine Rolle spielt, aber wenn am Ende so eine schöne Geschichte daraus entsteht, kann ich gern darüber hinwegsehen.

Ich weiß, dass die Autorin die Inseln mehrmals selbst besucht hat und das merkt man ihren Beschreibungen der Natur und kulinarischen Köstlichkeiten auch an. Einige gastronomische Einrichtungen kommen in all ihren Hawaii-Romanen vor und ich empfinde es zwischenzeitlich wie ein Heimkommen, wenn einer ihrer Protagonisten dort wieder einkehrt.

Neben den bewundernswerten starken Hauptcharakteren hat Sabine Lay auch wieder ganz wunderbare Nebenfiguren erschaffen, die man einfach ins Herz schließen muss. Jede hat irgendwie ihre eigene, teils traurige Geschichte, die sie umso authentischer macht. Ein wenig blass bleibt lediglich Kimo, der vielleicht neue Mann an Lauras Seite. Auch ihrer Liebesgeschichte hätte ich gern ein wenig mehr Entwicklungsmöglichkeit gegönnt. Man bekommt den Eindruck, dass es am Ende von null auf hundert bei ihnen geht.

Trotz allem ist es dem Buch wieder wunderbar gelungen, mich an mein Traumsetting zu katapultieren. Wie gern würde ich mit all den liebenswerten Menschen auch mal abends bei einem Gläschen Wein auf der Lanai sitzen, im Meer mit den Schildkröten schwimmen, lange Strandspaziergänge machen oder einem Luau beiwohnen. Da das wohl ein Traum bleiben wird, ist es meine große Hoffnung, dass Sabine Lay mich mit ihren Romanen noch oft dorthin entführen wird.

Bewertung vom 24.02.2022
Viral. Blutrausch
Benecke, Mark

Viral. Blutrausch


gut

Ein rätselhaftes Verbrechen hält Bevölkerung wie Polizei in Atem. Zwei junge Frauen werden völlig blutentleert und zur Schau gestellt aufgefunden. Aus den Schneewittchen-Morden werden Vampir-Morde und ein Täter aus der dunklen Szene ist schnell gefunden. Doch hat er überhaupt das nötige Know-how? Der hinzugezogene Ermittler Bastian Becker ist sich da nicht so sicher, stößt aber bei den ermittelnden Beamten, die froh sind, etwas vorweisen zu können, auf Granit. Derweil entwickeln Verschwörungstheorien im Netz ihre ganz eigene Dynamik.

Meine Meinung:

Ich bin tatsächlich ein Fan von Mark Benecke, dessen großes Wissen ich bewundere, und war daher auf seinen ersten Krimi sehr gespannt.

Leider bietet er nicht wirklich viel Neues. Etwas ungewöhnliche Morde, auf die allerdings kaum detailliert eingegangen wird, den allseits bekannten Ermittler, genial, aber mit psychischem Knacks. Wirklich neu ist, dass der Autor die Querdenker-Szene – vermutlich aus aktuellem Anlass und/oder persönlichen Erfahrungen – ins Geschehen mit einflicht. Letzten Endes liefert diese auch den entscheidenden Hinweis.

Um einen wirklich interessanten Fall aufzubauen, der sich auch mit der Intention des Täters näher beschäftigt, ist das Buch schlicht zu dünn. Es liest sich recht gut weg, keine Frage, aber die Handlung plätschert ziemlich blutarm vor sich hin und erst ganz zum Ende kommt ein wenig Spannung auf. Überraschende Wendungen sucht man leider vergeblich und die Lust am Miträtseln wird auch kaum befriedigt.

Alles in allem keine schlechte Krimikost, aber hier ist definitiv noch Luft nach oben. Ich bin da aber hoffnungsfroh, denn sowohl Autor als auch Figuren haben entsprechendes Potential.

Bewertung vom 13.02.2022
State of Terror
Rodham Clinton, Hillary;Penny, Louise

State of Terror


sehr gut

In Europas Großstädten ereignen sich drei Terroranschläge auf Busse. Das nächste Ziel scheint in Amerika zu liegen, von Atombomben ist die Rede. Die gerade erst im Amt vereidigte Außenministerin Ellen Adams versucht alles in ihrer Macht Stehende, dies zu verhindern, wobei nicht hilfreich ist, dass der aktuelle Präsident ihr eher feindlich gesinnt ist. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der Ellen rund um den Globus führt und in so manche gefährliche Situation bringt.

Meine Meinung:

Natürlich war es auch der Name Clinton, der mich verleitet hat, dieses Buch zur Hand zu nehmen, sollte man doch meinen, durch ihre Person einiges an Insiderwissen der amerikanischen Politik mitzunehmen. Das ist in wenigen Teilen auch gelungen, aber im Großen möchte man doch lieber hoffen, dass hier die Fiktion die größere Rolle spielt und es nicht wirklich so abläuft.

Was man dem Buch zugutehalten muss, es ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Kein langes Palavern, unermüdlicher Einsatz der taffen Außenministerin, die eine Art Superwoman gibt, während der amtierende Präsident nur in seinem Oval Office zu sitzen scheint, um auf ihre Antworten zu warten. Es gibt überraschende Wendungen und einen wirklich atemberaubenden Showdown bis zur letzten Sekunde.

Die Charaktere aller bleiben abseits ihrer beruflichen Leistungen recht blass. Die Seitenhiebe auf den ehemaligen Präsidenten Trump, aber auch auf aktuelle Machthaber sind unmöglich zu überlesen, recht plakativ und bilden wohl eine kleine Abrechnung der gescheiterten Politikerin. Nichtsdestotrotz haben sie mich das eine oder andere Mal schmunzeln lassen.

Wie die Außenministerin mit den verschiedensten Machthabern umspringt, schließlich haben alle sofort für sie Zeit zu haben, wenn sie irgendwo landet, den russischen Präsidenten sogar ziemlich plump erpresst, kann ich mir in der Realität nicht wirklich vorstellen. Aber gut, es ist eine fiktive Geschichte und einige reale Bezüge sind wohl leider dennoch vorhanden.

Mich hat das Buch, reißerisch oder nicht, auf jeden Fall ziemlich gut unterhalten und ich finde die beiden Autorinnen ergänzen sich perfekt, sodass ich eine Fortsetzung zu lesen durchaus in Erwägung ziehen würde.