Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
seschat
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 867 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2023
Bad to the Bone
Charles, Josie

Bad to the Bone


ausgezeichnet

Den spannenden Auftaktband der Black-Bones-Kingdom-Reihe habe ich erst nach der Lektüre des 2. Teils gelesen, was aber kein Problem darstellte, weil man alle Bände unabhängig voneinander lesen kann. Nichtdestotrotz vermag der Leser mit Kenntnis des ersten Romans manche Zusammenhänge und Vorgeschichten nun besser einzuordnen.

Josie Charles' Romanreihe um die Hackergruppe Black Bones hat es in sich. Action, Gewalt und körperliche Anziehung dominieren die Handlung. Die häufigen Szenen- und Erzählerwechsel halten den Spannungsbogen außerdem konstant oben. Schon im ersten Teil werden die außergewöhnlichen Fähigkeiten dieser bunten Truppe aus Kriminellen und verstoßenen Reichensöhnen ersichtlich. East Payne ist der Kopf und Gründer der Black Bones. Noch immer hat er Gefühle für seine Ex-Freundin und Kollegin Jessica Aldridge, die beim letzten Coup aufflog und ins Bootcamp kam. Nun wird sie aus der Haft entlassen und trägt eine Fußfessel. Währenddessen betäubt sich East mit Alkohol und bandelt mit Jess' bester Freundin Raquel an. Das neue Black-Bone-Mitglied Dane Cooper, der sich als ihr Bewährungshelfer ausgibt, führt sie zurück zu den Black Bones und verliebt sich dabei in sie. Doch East ist gar nicht erfreut, weil er Jess immer noch liebt und Danes Vorgeschichte kennt. Und Jess kann die Gefühle für ihre erste Liebe East einfach nicht unterdrücken.

"Bad to The Bone" ist wieder eine starke Geschichte, in der zwei Kriminelle um das Herz einer hochbegabten Hackerin kämpfen. Doch dabei geht es nicht nur um verletzte Gefühle und Rache, sondern auch um die Macht innerhalb der Hackergruppe in Detroit. Auch die Hackerattacke auf einen erfolgreichen Geschäftsmann las sich spannend, weil realistische Einblicke in diese Szene gewährt wurden. Die temporeiche Handlung pushte den Lesefluss ungemein, so dass man die Lektüre, einmal angefangen, gar nicht mehr weglegen wollte.

FAZIT
Ausnahmslos spannender Lesestoff, bei dem man nicht zartbesaitet sein wollte. Einfach eine gelungen Dark-Romance-Reihe mit hohem Suchtpotenzial.

Bewertung vom 13.08.2023
Bad to the Blood
Charles, Josie

Bad to the Blood


ausgezeichnet

Ohne den ersten Band der Black-Bones-Kingdom-Romanreihe zu kennen, habe ich die zweite Auskopplung „Bad to the Blood“ gelesen. Man braucht also keine Vorkenntnisse, um in die Story hineinzufinden.

INHALT
Die Handlung dreht sich um die kriminelle Hackerbande „Black Bones“ aus Calgary, die es dieses Mal auf das selbstfahrende Auto SolarStorm abgesehen hat. Um es zu stehlen, haben sie Lielle auf den vermögenden Firmenerben Zachary Stryker angesetzt. Obwohl der Unternehmer nur ein Auftrag für versierte Treuetesterin ist, entwickelt sie Gefühle für ihn. Gebe es nicht noch ihren eifersüchtigen Ex Cyph, könnte alles so einfach sein.

MEINUNG
Josie Charles‘ Roman hat mich ab der ersten Seite gefesselt. Sie versteht es, den Leser durch schnelle Szenen- und Erzählerwechsel bei der Stange zu halten. Noch dazu verfügen alle Hauptcharaktere über eine dunkle Seite und sind in irgendeiner Form kriminell. Andererseits besitzen Lielle, Cyph & Co über herausragende Fähigkeiten, seien es Verwandlungskünste oder Hackerqualitäten. Als Leser gewinnt man schnell Einblick in diese professionell organisierte Gang. Erst durch emotionale Verflechtungen werden die Protagonisten Lielle und Cyph nachlässig. Sie empfinden mehr füreinander als sie zugeben und bringen sich dadurch selbst in Gefahr. Starke Gefühle, Macht und Gewalt zeichnen diese Dark Romance aus. Wer heute noch dein Freund ist, kann morgen schon dein Feind sein. Das offene Ende und die überschaubare Seitenzahl haben mein Lesevergnügen etwas geschmälert. Nichtsdestotrotz fand ich den Twist am Schluss gelungen.

FAZIT
Eine durchweg spannende Dark Romance mit überzeugenden Charakteren und einer aktuellen Handlung. Ich werde auf jeden Fall noch die anderen Romanteile lesen. Aber Vorsicht – Kein Lesestoff für sanfte Gemüter 😊

Bewertung vom 02.08.2023
Felisa et secreta Romae - Felisa und die Geheimnisse Roms
Dr. Merten, Sabine

Felisa et secreta Romae - Felisa und die Geheimnisse Roms


ausgezeichnet

Ich liebe Sprachen. Vor allem Latein fasziniert mich seit der Schule. Dies verwundert bei einer studierten Altertumswissenschaftlerin mit Großem Latinum natürlich nicht :-)

Der Schüler-Lernkrimi aus dem circon Verlag hat mir richtig gut gefallen. Er führt Erstlerner spielerisch an diese alles andere als angestaubte Sprache heran. In "Felisa et secreta Romae" geht es um die junge Straßenkatze Felisa, die nun alt genug ist, um auf eigenen Pfoten zu stehen und auf ihrer ersten Entdeckungsreise das antike Rom durchstreift. Dabei erlebt sie viele Abenteuer und trifft auf Artgenossen. So verhilft sie beispielsweise einen Wagenlenker im Circus Maximus zum Sieg oder übernachtet in einer herrschaftlichen römischen Villa; inklusive Kaiserbesuch.

Als Kennerin der alten Sprache fand ich die Umsetzung der Autorin Dr. Sabine Mertens einfach klasse. Der Lernkrimi vermittelt Vokabel- und Grammatikwissen auf spielerische Weise. Der Fließtext ist vorwiegend auf Deutsch und wird durch kleinere lateinische Textpassagen ergänzt. Integrierte Vokabellisten, Quizfragen und Rätsel lockern den Text auf und unterstützen den Lernaspekt optimal. Farbig unterlegte Infokästchen - meist am Seitenende - warten zudem mit zusätzlichen Erklärungen zu Geschichte, Kultur und Grammatik auf. Dies alles geschieht in einer leicht verständlichen, klaren Sprache, von der vor allem Anfänger profitieren. Hinzu kommt die gelungene Illustration des Krimis. Kurzum, dem Leser wird einiges geboten.

PS: Der QR-Code auf der Rückseite des Buchs führt zur Lernapp phase6, mit der sich die lateinischen Vokabeln aus dem Lernkrimi trainieren lassen.

FAZIT
Ein Sprachlernkrimi nach Maß, der mein Lateinerherz höher schlagen ließ. Anfänger und Wiedereinsteiger werden begeistert sein. Das Büchlein aus dem circon Verlag lässt sich am besten mit einem Ü-Ei vergleichen, weil Spiel, Spaß und Spannung beim Lateinlernen im Vordergrund stehen. So weckt man die Lust auf eine reiche und keineswegs tote Sprache. Latein lebt!

Bewertung vom 30.07.2023
Tote Trainer pfeifen nicht
Nentwich, Vera

Tote Trainer pfeifen nicht


ausgezeichnet

Ich bin ein eingefleischter Fan der Cosy-Crime-Reihe um Sabine Hagen. Bisher habe ich mir keinen Band von Vera Nentwichs Grefrather Geschichten entgehen lassen.

INHALT
Der siebte Fall führt die Privatdetektivin Sabine Hagen, genannt Biene, ins Grefrather Eishockeystadion. Dort wurde der neue Trainer des Eishockey-Viertligisten - Stefan Haller - tot aufgefunden. Tatwaffe ist natürlich ein Eishockeyschläger und verdächtig ist ausgerechnet der beste Spieler Toby Thomsen.

MEINUNG
Lang habe ich dem neuen Kriminalroman mit Sabine Hagen entgegengefiebert. Und "Tote Trainer pfeifen nicht" hat mich auch nicht enttäuscht. Im Gegenteil, der Roman bot konstant beste Unterhaltung mit viel Humor und wenig Blutvergießen. Auch im siebten Band hat Biene nicht an ihrem Charme eingebüßt. Unerschrocken und oft auch gern etwas chaotisch geht sie auf Verbrecherjagd. Der Mord am Eishockeytrainer ist für sie auch ein persönlicher Fall, weil der Hauptverdächtige der Partner ihrer Freundin Annette ist. Daneben ermittelt sie für einen Bibliothekar mit Verfolgungswahn. Doch nicht nur beruflich, sondern auch privat findet Biene keine Ruhe. Die On-Off-Beziehung zu Langzeitfreund Jochen steht mal wieder auf dem Spiel. Gott sei dank hat Biene noch ihre herzensgute Oma, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.

In nicht einmal zwei Tagen hatte ich Vera Nentwichs 284-Seiten-Werk durchgelesen. Die unaufgeregte Mördersuche war wie immer sehr amüsant, zumal Biene kein Fettnäpfchen ausließ. Die Autorin hat im Verlauf der Handlung erfolgreich falsche Fährten gelegt, so dass mich die Enttarnung des Täters am Buchende wirklich überrascht hat. Die Geschichte um Bibliothekar Mönkens wurde für meinen Geschmack etwas zu hanebüchend konstruiert. Bienes Privatleben fand ich dann doch etwas spannender, weil sie endlich einmal eine Entscheidung in Sachen Jochen getroffen hat und mit dem kanadischen Eishockeyspieler Ryan fremdgegangen ist. Kurzum, langweilig wurde die Lektüre an keiner Stelle. Daran hatte auch Bienes Freundeskreis und vor allem ihre fortschrittlich denkende Oma einen großen Anteil. Ich wundere mich immer wieder, wie ein verschlafenes Örtchen wie Grefrath eine derart große Verbrechensquote haben kann :-)

FAZIT
Ein gelungener 7. Fall für Sabine Hagen. Der Unterhaltungsfaktor ist groß und das Zwischenmenschliche steht im Fokus. Vera Nentwichs Cosy-Crime-Reihe besitzt hohes Suchtpotenzial. Ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 23.07.2023
Der Hipster von der traurigen Gestalt
Gascón, Daniel Rodriguez

Der Hipster von der traurigen Gestalt


weniger gut

Bereits beim ersten Blick aufs Cover wusste ich, dass ich dieses Buch lesen will. Der an Cervantes angelehnte Buchtitel und das spaßig innovative Cover mit einem Hipster auf der Suche nach Handyempfang in der spanischen Einöde waren einfach zu verlockend.

Doch auf die anfängliche Begeisterung folgte prompt die Ernüchterung. Daniel Gascóns Text besaß keine stringente Storyline. Mehr noch, Tagebucheinträge, Interviews und Liedtexte wechselten sich wild ab. Mit dem Hauptcharakter - Hipster Enrique Notivol - wurde ich nicht warm. Dieser versucht in der dörflichen Provinz von La Cañada das Unmögliche. Der moderne Don Quijote (vgl. Buchtitel) will frischen Wind in das von Machismo und Fleiß geprägte Landleben bringen, indem er ein Seminar zum Thema Neue Männlichkeit hält, auf vegetarische Ernährung setzt, Yoga statt Feldarbeit betreibt und sich von einer Drohne durch Amazon mit nachhaltigen Kaffee beliefern lässt. Dass der junge Madrilene mit seiner alternativen bzw. städtischen Lebensweise erst einmal überall in La Cañada aneckt, verwundert nicht. Seine Wahl zum Bürgermeister des vergreisten Ortes überrascht hingegen schon. Und es kommt noch bunter. In La Cañada wird ein Film über den Spanischen Bürgerkrieg gedreht, der die rechte Vox in den Ort lockt. Zudem wird Greta Thunberg nach einer Klimakonferenz entführt und taucht auf einmal in La Cañada auf. Man könnte diese Liste an skurrilen Begebenheiten beliebig weiterführen. Autor Daniel Gascón verwurstet so ziemlich alles, was im Moment nicht nur die spanische Gesellschaft umtreibt. Mit seiner Satire traf er nur leider nicht meinen Humor. Seine konfuse Handlung, machte das Buch nahezu unlesbar. Auch gab es viele Flachwitze, die nicht wirklich zündeten. Die Figuren blieben schablonenhaft wie klischeebesetzt. Den Medienhype um dieses Buch kann ich aus den genannten Gründen nicht nachvollziehen - Vielleicht muss man dazu Spanier sein?

Bewertung vom 22.07.2023
Tildas kleiner Laden zum Verlieben (eBook, ePUB)
Busch, M.L.

Tildas kleiner Laden zum Verlieben (eBook, ePUB)


sehr gut

M. L. Buschs "Sweet-Kiss-Reihe" habe ich verschlungen. Ihr neuestes Werk über die flippige Berliner Vintagehändlerin Tilda fand ich nicht ganz so stark, aber besser als ihren Zuckerkuss-Roman. Tilda findet unter den gespendeten Sachen ihres attraktiven Model-Nachbarn Conrad eine antike Bibel. In dieser findet sich ein Foto einer längst verstorbenen Frau, die Tilda frappierend ähnlich sieht. Fortan vermutet sie in der geheimnisvollen Frau eine Verwandte und damit einen Hinweis auf ihren unbekannten Vater zu finden. Mit Conrads Hilfe sollte es doch klappen? Blöd nur, wenn die Gefühle auf einmal Achterbahn fahren und dann auch noch ein herrenloser Labradoodle-Welpe auftaucht.

Buschs Feel-Good-Geschichte regt nicht auf, hat viele süße Momente und natürlich ein geradezu harmonisches Happyend. Das bisschen Aufregung dazwischen ist nicht der Rede wert. Antiquitätenhändlerin Tilda und Männermodel Conrad kommen sich im Laufe der Ahnenforschung näher und legen ihre gegenseitigen Vorurteile schnell ab. Der Labradoodle mit dem sinnigen Namen Security belebte die Story spürbar. Insgesamt las sich der Roman flüssig weg. Nur gegen Ende zog sich der Plot etwas und als Leser sehnte man das Ende herbei.

Alles in allem eine lockerleichte Sommerlektüre, die die Stimmung hebt. Besonders die weibliche Leserschaft wird die Geschichte mögen.

Bewertung vom 22.07.2023
Fire in our Souls (eBook, ePUB)
Westphal, Yvonne

Fire in our Souls (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich dachte immer, dass ich für Highschool-Stories bereits zu alt sei, doch "Fire in our souls" hat mich eines Besseren belehrt. Yvonne Westphals Young-Adult-Roman ist ein emotionaler Pageturner sondergleichen. Dieser handelt von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte zwischen dem hochintelligenten Sonderling Tristan und der nicht minder begabten Rebecca aus reichem Haus. Gemeinsam besuchen sie die Highschool im provinziellen Whitevale Creek. Hier muss sich Rebecca aus dem Sunshine State nicht nur wettertechnisch umstellen. Tristan erweist sich dabei als die härteste Nuss, die es zu knacken gilt. Der attraktive Riese mit Hang zum Sarkasmus lässt niemanden an sich ran. Auch die Aufnahme ins Cheerleaderteam ist steinig. Neben den typischen Highschoolthemen wartet Westphal mit ungewohnt schweren Sujets (wie z. B. Mobbing, sexuelle Gewalt und versuchter Suizid) auf, die allesamt realistisch aufgearbeitet werden. Im Vergleich zu den üblichen rosaroten Lovestorys geht Westphals Handlung tiefer und wirkt reifer. Die Protagonisten, allen voran Rebecca, wuchsen mir ans Herz; auch wenn sich innerhalb der Erzählung dabei das ein oder andere Klischee einschlich. Sie überzeugten durch wahre Emotionen und Menschlichkeit. Schuld und Sühne spielte dabei eine wesentliche Rolle. Einmal angefangen, konnte ich Westphals YA-Roman einfach nicht mehr aus der Hand legen. Der Suchtfaktor war hoch. Die 402 Seiten lasen sich wie im Fieber. Bleibt nur zu hoffen, dass es eine Fortsetzung geben wird?!

Bewertung vom 30.06.2023
Ein Geist in der Kehle
Ní Ghríofa, Doireann

Ein Geist in der Kehle


weniger gut

Von verschiedenen Printmedien wird das Buch der irischen Schriftstellerin Doireann Ní Ghríofa gefeiert, ich hatte beim Lesen allerdings so meine Schwierigkeiten. Inhaltlich dreht sich alles um zwei Frauenschicksale, wobei die irische Ich-Erzählerin aus dem 21. Jh. stammt und wahrscheinlich mit der Autorin gleichzusetzen ist. Die vierfache Mutter lebt ausschließlich für andere und ist von einem Gedicht der irischen Lyrikerin Eibhlín Dubh Ní Chonaill aus dem 18. Jh. regelrecht besessen. Wenn sie nicht gerade ein Kind gebiert oder stillt, forscht sie über das Leben und Wirken der adligen Dichtern und vergleicht sich mit dieser. Trotz der hohen poetischen Komponente konnte mich Doireann Ní Ghríofas autofiktionaler Roman nicht wirklich erreichen. Von Seiten der Ich-Erzählerin wurde mir einfach zu viel gejammert. Diese verliert sich zu sehr im Leben der Dichterin und nimmt sich selbst gar nicht mehr wahr. Fand ich die Mittdreißigerin anfangs noch bemitleidenswert, so nervte mich ihre eindimensionale Art im Verlauf der Handlung immer stärker. Ihre Entwicklung stagnierte. Infolgedessen musste ich mich regelrecht durch die Lektüre schleppen. Es stimmt wohl, dass "Ein Geist in der Kehle" ein weiblicher Text ist und die rein weibliche Seite porträtiert. Nichtsdestotrotz vermochten mich die Frauenschicksale nicht mitzureißen. Der stark bildreiche Schreibstil verlor sich sehr im Detail und erforderte eine anhaltend aufmerksame Lektüre. Insgesamt empfand ich Doireann Ní Ghríofas Buch als zu düster und monoton.

Bewertung vom 28.06.2023
Mittsommerwünsche (eBook, ePUB)
Manger, Mira

Mittsommerwünsche (eBook, ePUB)


sehr gut

INHALT
Die 24-jährige Kölner Architektin Isabell wagt im dänischen Gotland den Neuanfang. Fernab von Freunden und Bruder findet sie in Schweden eine neue Heimat und viel Raum für kreative Projekte. Noch dazu lernt sie den verschlossenen Hochzeitsfotografen Kian kennen, der nicht nur attraktiv ist, sondern auch ein Geheimnis mit sich herumträgt.

MEINUNG
Ich habe Mira Mangers leisen Liebesroman vor schwedischer Traumkulisse mit großer Begeisterung gelesen. Beide Hauptcharaktere - Isabell und Kian - sind mir sofort durch ihre feinfühlige Art ans Herz gewachsen. Beziehungstechnisch sind sie gebrannte Kinder. Doch sie geben sich Zeit und lassen den anderen sein. Mit jedem Tag wächst ihre Liebe ein Stückchen mehr. Das Tolle daran ist, beide Charaktere wirken echt, sind verletzlich. Es ist keine kitschig überhöhte Hollywoodliebe, sondern eine reife mit Ehrlichkeit und Vertrauen. Nur manches Mal ist mir das Tempo etwas zu behäbig gewesen und der Plot trat auf der Stelle. Als belebende Elemente empfand ich Isabells Bruder und ihre Freundin Ragga. Das soziale Miteinander in Gotland ist einfach klasse und der entschleunigte Hyyge-Lifestyle beneidenswert schön. Mangers Sprache war unaufgeregt und sehr beschreibend. Es menschelte an jeder Ecke und an Lokalkolorit wurde auch nicht gespart.

FAZIT
Ein Liebesroman mit durchaus ernsten Themen und viel Entschleunigung. Liebe muss nicht immer wie ein Blitz einschlagen, sondern kann sich auch still und heimlich ins Herz einschleichen.

Bewertung vom 28.06.2023
Unsere Stimmen bei Nacht
Fischer, Franziska

Unsere Stimmen bei Nacht


ausgezeichnet

"Unsere Stimmen bei Nacht" ist das erste Buch der Autorin Franziska Fischer, das ich gelesen habe und wird bestimmt nicht das letzte bleiben. Der 300-seitige Werk hat bei mir Eindruck hinterlassen. Darin wird die Geschichte einer bunten Berliner Zweckgemeinschaft erzählt. Antiquar Herbert und seine Frau Gloria besitzen eine Villa im Südwesten der deutschen Hauptstadt und vermieten einzelne Zimmer, um die laufenden Kosten zu deckeln und nach dem Auszug der Kinder weniger allein zu sein. Im Laufe der Zeit ziehen der alleinerziehende Professor Gregor und seine stille Tochter Alissa sowie der studierende Gelegenheitsmusiker Jay und die umherreisende Tänzerin Lou ins Haus. Alle eint eine gewisse Einsamkeit und Ziellosigkeit im Leben. Mithilfe der ungewöhnlichen WG und vor allem durch Gespräche bei Nacht (vgl. Titel) macht jeder Charakter eine positive Entwicklung durch und öffnet sich heimlich, still und leise wieder dem Abenteuer, das man Leben nennt. Es sind die feine Wortwahl und das bewusste Hinschauen, welche Fischers Buch so einzigartig machen. Sie ist eine Meisterin der leisen und tiefsinnigen Belletristik. Wo andere zur nächsten Szene wechseln würden, bohrt sie nach und gewährt intime Einblicke ins jeweilige Figurenleben. Ich habe mit Freude gelesen, wie aus einer zusammengewürfelten Zweckgemeinschaft eine eingeschworene Gemeinschaft entstanden ist, in der man aufeinander achtgibt und nicht wegschaut. Schon der haptisch erhabene Einband samt minimalistischen Cover ist ein Hingucker. Die große Schrift und das rote Lesebändchen machten das Lesen leicht.

FAZIT
Einfach ein grandioses Buch, in dieser oft so menschenfeindlichen bzw. dauerstressigen (Alltags-)Welt.