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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 01.07.2019
Im Freibad
Page, Libby

Im Freibad


ausgezeichnet

Das örtliche Freibad in Brixton soll für den Neubau einer luxuriösen Wohnanlage geschlossen werden. Sehr zum Kummer für die über achtzigjährige Rosemary, die dort nicht nur täglich ihre Bahnen zieht, sondern sehr viel mehr mit dem Bad verbindet. Deshalb entwirft sie einen Flyer, um das Bad vor der Schließung zu retten. Die junge Journalistin Kate erhält den Auftrag eine Reportage darüber zu schreiben.

"Im Freibad" ist ein wundervolles Buch, das mich sehr berührt hat. Rosemary und Kate sind zwei Frauen, die auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten haben, beim näheren Hinschauen jedoch viel mehr verbindet, als es den Anschein hatte. Der Schreibstil ist sehr angenehm und ich bin nur so durch das Buch geflogen. Die persönlichen Schicksale der Protagonisten gehen zu Herzen und man möchte sich am liebsten der Petition anschließen, um mitzuhelfen, dass das Freibad erhalten bleibt. Auch wenn nichts Spektakuläres geschieht, bleibt das Buch spannend und zeigt keine Längen. Die poetische Sprache und den subtilen Humor, was ich aus vielen britischen Büchern kenne, habe ich auch hier wieder gefunden. Es macht richtig Spaß die Geschichte zu lesen, sie ist sehr facettenreich und vielschichtig. Berührend und aufmunternd, traurig und lustig, dabei nie kitschig, sondern mit sehr viel Tiefgang. Ein richtiges Wohlfühlbuch und mit seiner Thematik genau richtig für den Sommer.

Bewertung vom 02.06.2019
Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1
Läckberg, Camilla

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1


ausgezeichnet

Faye und Jack sind ein Paar, wie aus dem Bilderbuch. Erfolgreich, reich und schön. Ihre kleine Tochter Julienne macht ihr Glück noch vollkommen. Aber die Fassade bröckelt, denn Jack ist nicht so, wie es scheint. Als nach einem Bootsausflug Julienne und Jack verschwinden und ein riesiger Blutsfleck in der Wohnung entdeckt wird, ist klar. Jack hat seine Tochter ermordet. 

Camilla Läckbergs neuer Roman "Colden Cage" ist ganz anders, als ihre sonstigen Bücher. Aber dann doch genauso. Ein toller Plot, interessante Protagonisten, verzwickte Situationen, viele irreführende Wendungen und am Ende dann eine schlüssige Auflösung. In diesem Buch geht die Autorin jedoch viel subtiler vor und trifft den Leser ganz tief in seiner Seele. Ich war wie gefesselt vom Buch und habe es in einer Nacht verschlungen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.06.2019
Bell und Harry
Gardam, Jane

Bell und Harry


ausgezeichnet

Die Londoner Familie Bateman verbringt jeden ihrer Sommer in Yorkshire im alten Farmhaus der Familie Teesdale. Bell Teesdale, der achtjährige Sohn, und Harry Bateman, elf, fangen an sich anzufreunden. Und jedes gemeinsame Abenteuer bringt die beiden näher zueinander.

Als Kind war ich ganz begeistert von den Gaylord-Geschichten von Eric Malpass. Jane Gardams "Bell und Harry" hat die Erinnerung daran, in mir wieder hervorgeholt. Schon damals mochte ich, ohne dass ich es benennen konnte, diesen unvergleichlichen, trockenen, britischen Humor, dieses Gefühl der Weite und Freiheit, von Sommer und Sorglosigkeit. Genau das finde ich auch in diesem Buch. Leise und herrlich unaufgeregt plätschert die Geschichte dahin, es passiert wenig. Es fühlt sich an, wie der Sommer, als man noch Kind war. Der Duft von Heu, das Summen der Insekten, der unnachahmliche Geruch einer nassen Straße. Man alle Zeit der Welt hat, keine Sorgen, keine Ängste. Diese Unbeschwertheit konserviert die Autorin in ihren Büchern und auch hier möchte man mit den Protagonisten auf Entdeckungsreise gehen, um noch einmal diese Zeit zu erleben und zu fühlen, wie es war, einfach nur frei zu sein.
Schade, dass der Roman so kurz ist. Ich hätte noch ewig so weiter lesen können.

Bewertung vom 31.05.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

1793 in Stockholm. Der Häscher Jean Michael Cardell, ein Veteran mit Holzarm, zieht einen verstümmelten Torso aus dem Wasser. Cecil Winge, der zuständige Ermittler, versucht dieses grausame Verbrechen aufzuklären. Er ist ein genialer Jurist und wird bei der Stockholmer Polizei für die "besonderen Fälle" eingesetzt. Zusammen mit Cardell wird er immer tiefer in Abgründe verstrickt, die man sich nur schwerlich vorstellen kann. 

Eigentlich mag ich historische Krimis nicht besonders, aber der große Hype um dieses Buch hat mich neugierig gemacht. Nach der Lektüre kann ich die vielen positiven Bewertungen sehr gut verstehen und ich füge mich nahtlos in die Reihe der Bewunderer mit ein. 

Ein derartiges Werk habe ich nie zuvor gelesen. Niklas Natt och Dag hat in meinen Augen den Schwedischen Krimipreis verdient gewonnen. 

Sein Buch ist einzigartig. 

Es verstört von der ersten Seite an. Man ist geschockt und möchte sich am liebsten abwenden, aber gleichzeitig ist da diese große Faszination, die den Leser immer tiefer in das Dunkle zieht, dass man nur eine Chance hat. Man muss weiter lesen, um diesem Strudel zu entkommen. Der Autor schreibt extrem grausam und blutrünstig, lässt kein noch so gruseliges Detail aus. Lässt uns kaum Atem holen, sondern peitscht uns erbarmungslos von einem Abgrund in den nächsten. Und wenn man glaubt, das war es, schlimmer kann es nicht kommen, dann irrt man. Denn es kommt immer nur noch schlimmer. 

Und dann ist da diese andere Seite. Autoren, die sich am Entsetzen ihrer Leserschaft ergötzen, gibt es unzählige. Aber es gibt sicher nur wenige, die so schreiben, wie Niklas Natt och Dag. Literarisch, präzise, sehr oft poetisch, liebevoll, detailliert, einfach nur meisterhaft. Man spürt seine Leidenschaft für die schwedische Geschichte und seine Detailverliebtheit in jedem Satz. 

Ich kann Arne Dahl nur zustimmen. Dieses Buch ist ein richtiges Meisterwerk! 

Bewertung vom 31.05.2019
Das Leuchten jenes Sommers
Scott, Nikola

Das Leuchten jenes Sommers


ausgezeichnet

1939. Die junge Maddy lebt auf Summerhill, einem bezaubernden Gutshof in Cornwall. Vom Krieg spürt man nur wenig und die Tage plätschern dahin. Endlich kommt ihre Schwester Georgiana von einer langen Reise zurück und bringt Victor mit. Er ist Maddy sofort unsympathisch und dies nicht zu Unrecht, denn er ist gefährlicher, als man denkt. 

2009. Chloe soll die berühmte Kinderbuchillustratorin Madeleine Hamilton fotografieren. Sehr zum Unwillen ihres Mannes, denn der hält sie wie in einem goldenen Käfig gefangen. Trotzdem nimmt sie heimlich den Auftrag an und als sie erfährt, dass sie ein Kind erwartet, verschweigt sie ihrem Mann auch ihre Schwangerschaft. 

Mein erster Eindruck hat mich nicht getäuscht. Nikola Scotts Buch ist einfach nur wunderbar. Es erzählt von der Liebe. Einer Liebe, die unzählig viele Facetten zeigt. Denn Liebe ist nicht nur schön und gütig, sondern kann auch verletzen und Angst machen, sie kann glücklich machen und traurig, kann befreien und einengen. Die Autorin schreibt ebenso facettenreich und detailliert und baut im Laufe des Romans eine so große Spannung auf, so dass man schnell in der Geschichte versinkt und immer nur weiterlesen will. Ihren Protagonisten haucht sie Leben ein, aber nicht nur diesen, auch sämtliche Nebenfiguren sind liebevoll gestaltet und werden realistisch dargestellt. Allerdings waren meine Sympathien schnell verteilt. Sie landeten hauptsächlich bei den weiblichen Charakteren, den männlichen konnte ich meistens nicht so viel abgewinnen. Die Schilderungen der Küstenlandschaft lassen beim Leser sofort plastische Bilder entstehen, so dass man fast das Meer rauschen hört und den Wind in den Haaren spürt. Die Verknüpfung der beiden Zeitebenen ist der Autorin sehr gut gelungen und auch das große Geheimnis wird am Ende gelüftet. Bleibt nur noch das ansprechende Cover zu erwähnen, das in meinen Augen die Geschichte perfekt ergänzt. 

Mich hat der Roman sehr berührt und ich kann ihn nur weiter empfehlen. 

Bewertung vom 17.05.2019
Alte Sorten
Arenz, Ewald

Alte Sorten


ausgezeichnet

Sally, siebzehn, essgestört und bockig. Liss, dreißig Jahre älter, einsam und nicht minder eigensinnig. Beide haben Verletzungen davongetragen, die man zwar nicht auf den ersten Blick bemerkt, die aber trotzdem tiefe Narben auf ihren Seelen zurück gelassen haben. Ein Zufall bringt die beiden zusammen und nach und nach nähern sie sich einander an.

Der erste Blick auf das wunderschöne Cover hat mich zunächst verwirrt. Die detaillierte Zeichnung der Birne und der Titel hätten genauso gut ein Sachbuch zieren können. Erst der Zusatz "Roman" und der neugierig machende Klappentext haben mich eines Besseren belehrt. 

Der Autor Ewald Arenz war mir bisher noch unbekannt und sein Buch hat mich einfach umgehauen. Er hat einen einzigartigen Schreibstil, der mir so noch nicht untergekommen ist. Zum einen wechselt er je nach Protagonist den Sprachstil. Lässt Sally trotzig, rotzig, frech daherkommen. Liss dagegen agiert ganz wortkarg, besonnen und wirkt eher gleichgültig. So weiß man als Leser sofort, mit wem er es gerade zu tun hat. Arenz schreibt äußerst detailliert, sehr poetisch und glänzt mit fundiertem Fachwissen. Ich bin selbst im Dorf aufgewachsen und konnte mich an viele Dinge erinnern. Plötzlich hatte ich den Geschmack unserer alten Birnen auf der Zunge, spürte den metallischen Geruch, wenn mein Opa wieder einmal eines unserer Kaninchen geschlachtet hatte und lag mit meinem Lieblingsbuch im duftenden Heu. Aber der Roman bringt nicht nur die guten Erinnerungen, sondern zeigt uns auch, wie das Landleben noch sein kann. Verletzend und einsam, hart und anstrengend. 

Die zarte Freundschaft, die sich zwischen Liss und Sally entwickelt ist anfangs noch zerbrechlich. Im Laufe des Romans wird ein gegenseitiges Verstehen daraus und die Beiden erkennen ihre Gemeinsamkeiten. Der Autor verdient meinen größten Respekt. Selten habe ich einen Mann so wissend über uns Frauen schreiben sehen. Ich kann, ich will, ich muss dieses Buch einfach nur weiter empfehlen. Für mich ist es eines der schönsten Bücher, die ich je gelesen habe.

Bewertung vom 03.05.2019
Marina, Marina
Landau, Grit

Marina, Marina


ausgezeichnet

Italien 1960. Nino ist verliebt. Seine Auserwählte Marina ist die schöne Frau des Friseurs, leider 30 Jahre älter als er und ausgerechnet die Mutter seines besten Freundes. Doch diese hat eine Affäre mit einem unbekannten Mann. Das Ganze spielt in einem kleinen Dorf an der italienischen Riviera. 

"Marina, Marina" ist nicht nur ein weltbekannter Schlager, sondern auch der Titel dieses Romans von Grit Landau. Schon der erste Blick auf das Buch setzte mir den Ohrwurm in den Kopf und er begleitet mich bis heute. Erwartet habe ich einen schönen Italienroman, mit viel Liebe und Sehnsucht. Bekommen habe ich jedoch viel mehr. Grit Landau schreibt leicht und heiter. Das Buch liest sich wie ein Pistazieneis, man spürt die Sonne, das Meer, den Strand. Die Sprache ist blumig, detailliert und die italienischen Begriffe machen die Geschichte rund und stimmig. Aber oft werden die Töne auch dunkler, trauriger, das Buch bekommt mehr Tiefgang und zeigt die Schattenseiten der heiteren Idylle. Das tut dem Roman gut und gibt ihm viel Tiefe und den nötigen Ernst. 

Die vierzehn Kapitel werden jeweils von einem bekannten Schlagertitel eröffnet, die kurzfristig Rocco Granata aus meinem Kopf verdrängten. Eine sehr schöne Idee, hat doch auch jedes Lied einen besonderen Bezug zum jeweiligen Abschnitt. Besonders gut gefallen hat mir das Personenregister am Anfang und das Glossar am Ende. Das schöne Cover, die beigefügten Rezepte, die Fotos und die Landkarte im Umschlag sind eine wunderschöne Ergänzung, die in meinen Augen das Buch zu etwas ganz besonderem machen. 

Der Roman ist eine perfekt gelungene Hommage an das Land der Sehnsüchte. Ich habe jedenfalls sehr große Lust bekommen bald wieder einmal hinzufahren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2019
Mitternachtsmädchen / Nathalie Svensson Bd.3
Moström, Jonas

Mitternachtsmädchen / Nathalie Svensson Bd.3


sehr gut

Zwei um Mitternacht, an historischen Orten der Stadt, vergewaltigte Studentinnen, beide blond, beiden fehlt der linke Schuh. Opfer Nummer drei überlebt nicht. Sie wird im Anatomiesaal der Universität in Uppsala tot aufgefunden. Ausgerechnet die Psychiaterin Nathalie Svensson, die Hanna persönlich kannte, soll ein Täterprofil erstellen, denn eins ist klar, die Taten hängen zusammen. Bald schon hat man drei junge Männer in Verdacht.

Jonas Moström hat mit "Mitternachtsmädchen" bereits sein drittes Buch um die Psychiaterin Nathalie Svensson vorgelegt. Für mich war es das erste Buch des Autoren, deshalb war es teilweise nicht ganz einfach, mich mit den Charakteren vertraut zu machen. Hilfreich war die kleine Einführung der Hauptprotagonisten am Anfang des Buches. Viele Details aus den früheren Büchern wurden trotzdem nicht zufriedenstellend erklärt, was ich etwas bedauere. Für den Fall war das aber nicht weiter relevant, so dass ich doch noch zu meinem Lesevergnügen kam.

Der Fall selbst, war spannend, gut aufbereitet und wahnsinnig gut durchdacht. Der angenehme Sprachstil, der leicht zu lesen und sehr packend ist, macht den Roman zu einem richtigen Pageturner. Monström beweist: es braucht weder blutrünstige Beschreibungen, noch Brutalitäten, um einen guten Thriller zu schreiben. Denn durch seine subtile Art, die so richtig unter die Haut geht, kommt er auch ohne die detaillierte Benennung von Grausamkeiten aus, um richtig gut Spannung aufzubauen und den Leser an das Buch zu fesseln.

Bewertung vom 03.05.2019
Orangenblütenjahr
Sosnitza, Ulrike

Orangenblütenjahr


ausgezeichnet

Nellys Mann hinterlässt nach seinem Tod einen großen Trümmerhaufen. Jahrelang hat er sie mit ihrer besten Freundin betrogen und sogar einen gemeinsamen Sohn mit ihr. Hals über Kopf zieht Nelly aus dem beschaulichen Odenwald nach München, um ihr Leben neu zu ordnen. In der Apotheke ihrer ehemaligen Studienkollegin Mona, wird sie mit offenen Armen empfangen.


Ulrike Sosnitzas Roman hat mir von der ersten Seite an gefallen. Der Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen, aber keineswegs seicht oder kitschig, sondern sehr gefühlvoll, aber genauso oft auch ernst und witzig. 


Sehr schön ist die Einbindung der einzelnen Abschnitte in den Lebenszyklus eines Orangenbaumes, passend zum Titel. Genauso, wie sich der Baum entwickelt, so entwickelt sich auch die neue Lebensphase der Protagonistin. Nelly wächst an ihren Aufgaben quasi aus sich selbst hinaus, überwindet sogar ihre Höhenangst und wird zu einer starken, mutigen Frau, die ganz genau weiß, was sie will. 


Die Autorin kennt München sehr gut und gibt in ihren detaillierten Beschreibungen dem Leser das Gefühl, selbst vor Ort zu sein. Als Münchnerin habe ich viele Orte nicht nur wiedererkannt, sondern sogar selbst besucht. 


Die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz und da Liebe bekanntlich durch den Magen geht, gibt es natührlich auch ausführliche Essensszenen, die richtig Appetit machen.


Ihre Charaktere, allen voran Nelly, hat Ulrike Sosnitza sehr lebendig gestaltet, sie wirken mit ihren Ecken und Kanten äußerst real und könnten bei mir um die Ecke wohnen. Man möchte fast in Nellys Haut schlüpfen, so sympathisch kommt sie daher, nur die Sache mit dem Heißluftballon würde ich lieber nicht nachmachen wollen ;-)  Ihre drei Verehrer sind so unterschiedlich, wie sie nur sein können und es ist nicht einfach für Nelly, sich zu entscheiden. Am Ende hat sie in meinen Augen nicht nur den Richtigen gewählt, sondern auch ihren Frieden mit der Vergangenheit geschlossen.


Alles in allem hat uns die Autorin einen wunderschönen Wohlfühlroman geschenkt, den man besser nicht mit leerem Magen liest, der sowohl zum Nachdenken anregt, als auch gut unterhält und einfach Spaß macht. 

Bewertung vom 03.05.2019
Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta
Huerta, Máxim

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta


ausgezeichnet

Dominique Brulés Blumenladen in Saint-Germain ist ein ganz besonderes Kleinod. Der 74jährige führt in seit dem Tod seiner Frau ganz alleine und verschenkt mehr Blumen, als er verkauft. Als, auf seine Suche nach einer Aushilfe, die junge Violeta ins Geschäft schneit, ändert sich plötzlich alles und ein frischer Wind weht die verstaubten Regale frei.


Es gibt Bücher, die fangen mich schon von Anfang an ein. Maxim Huertas Roman ist eines davon. Er hat mich bereits mit seinem ersten Satz verzaubert.


"Ein Vogel, der wenige Minuten zuvor aus seinem Käfig entflohen ist, fliegt über Paris" 


Leben wir nicht alle ein wenig in einem Käfig und sind auf der Suche nach der Freiheit, der Liebe, dem Glück? Und gerade jetzt im Frühling ist diese Sehnsucht doch besonders groß. Man will raus aus dem Käfig und will wieder leben, will genießen, will einfach nur glücklich sein.


Der Autor hat einen wundervollen Schreibstil. Seine Sätze sind voller Poesie, voller Wehmut, aber gleichzeitig auch voller Hoffnung und Liebe. Bereits der in zarten Tönen gehaltene, leicht antiquiert wirkende Umschlag zeigt, dass wir hier ein ganz besonderes Buch vor uns haben. Und erst der Inhalt. Farben und Blumen ziehen sich, passend zum Thema, wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Man sieht sie vor sich, riecht sie, spürt sie. Ich konnte ganz versinken in der Lektüre und wollte nur ungern wieder auftauchen. Dabei passiert gar nicht viel. Es ist eine ruhige, sanfte Geschichte, die wie ein kleiner Bach leise vor sich hinplätschert. Aber sie berührt uns, sie bleibt in unseren Köpfen. Man ist wie verzaubert und fühlt sich einfach angekommen. 


Ich mochte das Buch sehr. Es hat mir mit seiner Poesie ein wenig das ganz besondere Flair von Paris gebracht. Es hat mich traurig gemacht und glücklich. Es hat mich heiter gestimmt und meine Sehnsucht entfacht. Am liebsten würde ich noch heute losfahren, um durch die Straßen der Stadt der Liebe zu schlendern. Wer weiß? Vielleicht sehe ich ja den Vogel dort fliegen, hoch über den Dächern von Paris.