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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2610 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2024
Bode, Sabine

"Ich will aber Agnetha sein!"


gut

Für Abba-Fans ein Buch mit Ohrwurm-Charakter
Im Goldmann Verlag erscheint Sabine Bodes Buch "Ich will aber Agnetha sein!".

Ja, ich oute mich, ich war immer ABBA-Fan! Und Sabine Bode weckt mit ihrem Buch bei mir Erinnerungen an meine Jugend und eine Zeit der ABBA-Liebe, in der jeder neue Song mit Begeisterung gefeiert wurde. Die Lieder kann ich durch die ständige Präsenz in TV, Radio und den eigenen Plattenspieler seitdem textsicher mitsingen.

Die Autorin analysiert unterschiedliche Songs hinsichtlich deren musikalischer Wirkung, sie erklärt, warum sie Erfolg hatten oder was an ihnen so besonders war oder noch immer ist. Beim Lesen habe ich ständig die Bilder der Band im Kopf, wie sie mit Schlaghosen, Glitzeroutfit und dicken Plateausohlen beim Grand Prix glänzen oder ihr Privatleben in Magazinen zur Schau stellen. Die Songs und Auftritte waren immer Thema beim Schulklatsch auf dem Pausenhof und ich kenne noch heute viele Menschen, die die Musik sofort begeistert mitsingen oder sich tanzend dazu bewegen.

Aber Sabine Bode setzt sich auch kritisch, interessant und teilweise amüsant mit der Erfolgsgeschichte der Band auseinander. Sie seziert das Image anhand diverser Musikbeispiele, erklärt was im Hintergrund der Popmaschinerie lief und was den Erfolg der Gruppe so groß voranbrachte. Diese musikalische Aufbereitung ist interessant und zeigt auch Vergleiche mit anderen Musikern.

Um das Buch mit Inhalt zu füllen und den Anspruch auf Comedy zu wahren, driftet Bode auf unterhaltsamer Schiene in den Bereich der Sinnsprüche ab. Das kann man lesen, doch die Sprüche haben teilweise keinen nennenswerten Sinn oder Tiefgang zum Thema ABBA.

So etwa: "Träume nicht dein Leben, setz einfach in der Umkleidekabine die Brille ab." Zitat S. 167
Das kann man lustig finden, muss man aber nicht!

So gerne ich den musikalischen Bereichen im Buch gefolgt bin, umso mehr haben mich einige Themen überrascht, die meiner Meinung nach in diesem Buch nichts zu suchen haben. Da wird beispielsweise die heimelige Bullerbü-Atmosphäre von damals heraufbeschworen und übergeleitet zu der Alltagssituation der aktuellen Bandenkriege in Schweden. Das mag manchen Leser interessieren, ich hatte mir eher eine Lektüre über die Erfolgshits und Hintergründe zu den Menschen erhofft.

In den musikalisch Teilen habe ich mich in diesem Buch als ABBA-Fan wiedergefunden und wohl gefühlt und schwelgte durch die alten Hits in Erinnerungen. Die humorvolle Ausrichtung fand ich dagegen nicht so lustig, aber das ist wie so vieles im Leben eine Sache des Geschmacks!

Für Abba-Fans ein Buch mit Ohrwurm-Charakter und zum Schwelgen in Erinnerungen!

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Bewertung vom 25.09.2024
Der Schuh - Eine illustrierte Hommage an einen Modeklassiker
Hess, Megan

Der Schuh - Eine illustrierte Hommage an einen Modeklassiker


sehr gut

Eine Liebeserklärung an exclusive Kultschuhe!
Im Prestel Verlag erscheint Megan Hess Buch "Der Schuh" , das ist eine illustrierte Hommage an einen Modeklassiker.

In der Modebranche sind sie nicht wegzudenken und schicke Schuhe sind der Traum vieler Frauen. Sie verraten unseren Modegeschmack und vervollständigen unseren Look. Schuhe machen uns selbstbewusst und egal ob hochhackig, flach, edel, elegant oder bequem, wir lieben sie alle!

"Die Schuhabteilung von Saks Fifth Avenue ind New York City ist so groß, dass sie über eine eigene Postleitzahl verfügt." Zitat Seite 78

Megan Hess stellt uns in ihren wunderschönen Illustrationen 30 kultige und hochpreisige Schuhe von nahmhaften Designern vor, die Geschichte schrieben. Dazu zählen Modelle von Dior, Chanel, Jimmy Choo, Manolo Blahnik, Louboutin, Gucci, Valentino, Prada, Miu Miu, Alexander McQueen, Ferragamo und Yves Saint Laurent. Außer den in dezentem Schwarz, Gold und Silber gehaltenen Bildern der Schuhe bringt Megan Hess passende Statements, Zitaten und Anekdoten zum Besten, die uns die Welt der Mode näher bringen. Einige Zitate sind auch dabei und lassen erkennen, wie diese Schuhe gefeiert werden. Luxusschuhe lassen Frauenherzen höher schlagen!

Gezeigt werden u.a. die für Kate Moss entworfenen Louboutins mit roter Sohle, die durch Sex and the city berühmt gewordenen Manolo Blahniks und die bequemen Pilgrims von Yves Saint Laurent aus dem Jahr 1964. Viele Schuhe sind extrem chic, die meisten haben hohe Absätze und sind eine Spur unbequem, aber alle sind Kultobjekte, hochpreisig und extravagant.

Dieses edel aufgemachte Buch enthält wunderschöne Illustrationen von ausgefallenen und berühmten Schuhen und wenig Text, man hat es schnell durchgelesen, aber die Bilder sind einfach ein Traum und verlocken zum Ansehen. Megan Hess hat einfach die Gabe, Mode in schöne Bilder zu verwandeln.

Das Buch zeigt exclusive Kultschuhe und verführt zum Träumen!

Bewertung vom 24.09.2024
Ganz einfach schmerzfrei
Ferré, Caroline; Pigerol, Jeanne

Ganz einfach schmerzfrei


sehr gut

Ein hilfreiches Do-it-yourself-Übungsbuch
Im Bassermann Verlag erscheint das Sachbuch "Ganz einfach schmerzfrei" von Jeanne Pigerol mit Fotos von Cécile Aubry.

Die tägliche Beanspruchung, sitzende Tätigkeit und Bewegungseinschränkung sorgt bei vielen Menschen für Schmerzen und Haltungsprobleme. Um der Volkskrankheit Rückenschmerzen und anderen schmerzenden Partien entgegenzuwirken, muss man die entsprechenden Körperregionen mit aufbauenden Muskelübungen stärken.

Die ausgebildeten Osteopathinnen Caroline Ferré und Jeanne Pigerol zeigen 130 Übungen als Mix aus Osteopathie und Physiotherapie gegen die häufigsten Beschwerden. Auf Step-by-Step-Fotos erklären sie die Übungen und machen auf die richtige Haltung aufmerksam. Man unterscheidet Aufwärm-, Dehn- und Kräftigungsübungen, die bei regelmäßiger Anwendung den Körper stärken und Schmerzen abmildern können.

Verspannte Schulter oder schmerzende Gleidmaßen, das kennen wir alle. Ob Ellenbogen, Knie, Lendenwirbelsäule, Unterschenkel oder Nackenbereich, für alle Körperbereiche werden hier passende einfache Übungen gezeigt, die der Beweglichkeit, Kräftigung und Dehnung dienen. Es gibt eine Anweisung betreffend der Häufigkeit und Intensität der Durchführung.

Was mir sehr gut gefällt sind die eindeutigen Anweisungen der Übungen und die Abbildung der perfekten Haltung, sowie die Korrektur mit einem Bild der typischen Haltungsfehler. Da weiß man gleich, worauf man achten muss. Ein Kapitel widmet sich schwangeren Frauen, worauf leider auf dem Cover nicht hingewiesen wird. Das sollte man ruhig erwähnen.

Die Übungen richten sich an verschiedenen Körperteilen aus und es werden die entsprechenden Muskeln namentlich benannt, die man damit "bearbeiten" kann. Es wird aber nicht genau gezeigt, wo diese Muskeln verlaufen oder sitzen, dazu musste ich einige Male online suchen.

Das Buch eignet sich zur Selbstdurchführung, um akute Beschwerden zu lindern, ihnen vorzubeugen oder einfach eine körperliche Fitness aufzubauen. Je nach Problemzone findet man hier geeignete Übungen, die man im Alltag gut und mit einfachen Hilfsmitteln (Tennisball, Stuhl, Flasche, Trainingsband) durchführen kann. Es kommt dann auf die regelmäßige Durchführung an, um einen Erfolg zu verspüren. Bei manchen Erkrankungen ist aber auf alle Fälle ein Arzt zu konsultieren, darauf weisen die Autorinnen ausdrücklich hin.

Ein hilfreiches Do-it-yourself-Übungsbuch mit einfacher Selbstbehandlung und machbaren Bewegungen für Zuhause.

Bewertung vom 23.09.2024
Schneeflockengrab / Jensen ermittelt Bd.1
Amsinck, Heidi

Schneeflockengrab / Jensen ermittelt Bd.1


weniger gut

Der Funke sprang nicht über!

»Schuldig.« Nur dieses eine Wort steht auf dem Pappschild des jungen Mannes, der in Kopenhagen unter einer Straßenlaterne sitzt. Am nächsten Morgen liegt er leblos im Schnee, ermordet. Jensen, Journalistin bei der Zeitung Dagbladet, stolpert fast über seine Leiche. Sie ruft Kommissar Henrik Jungersen zum Tatort, ihren besten Kontakt bei der Kopenhagener Polizei - und ehemaligen Liebhaber. Es ist schon der zweite Mord an einem Obdachlosen innerhalb von zwei Wochen, und als kurz darauf eine dritte Leiche auftaucht, gehen alle von einem Serien-Mörder aus. Doch Journalistin Jensen zweifelt an dieser Theorie: Warum sollte jemand reihenweise Obdachlose ermorden? Warum saß der Junge stundenlang an genau dieser Stelle im Schnee? Und wer ist wirklich »schuldig«?

Schauplatz dieses Thrillers ist Kopenhagen im Winter. Die Journalistin Jensen findet einen jungen Obdachlosen unter einer Laterne im Schnee sitzend, er wurde mit vielen Messerstichen ermordet. Auf einem Pappschild steht das Wort »Schuldig«. Jensen ruft Kommissar Henrik Jungersen von der Kopenhagener Polizei zum Tatort, er ist ihr Kontakt zur Polizei und ihr früherer Liebhaber. Der Tote ist bereits der zweite Mord an einem Obdachlosen und schon bald wird eine weitere Leiche gefunden. Tötet hier ein Serienmörder?

Die Handlung wird sehr ruhig erzählt und ist für mich kein spannender Thriller, bei dem ich gefesselt weiterlese. Wirklich dramatische Stellen sind nur wenig vorhanden. Dafür ist die Atmosphäre sehr eindrücklich, es ist Winter in Kopenhagen, beim Lesen konnte ich mir die bildhaft beschriebene Kälte und den Schnee gut vorstellen. Leider entwickeln die einzelnen Informationen bei der Ermittlung keine große Spannung und die Todesfälle lassen mich im Dunkeln tappen. Heidi Amsinck rückt ihre Figuren sehr klar in den Vordergrund, dagegen läuft die Ermittlung eher so nebenbei.


Leider konnte ich zu den Figuren keine Beziehung aufbauen, sie blieben mir merkwürdig fremd und durch und durch unsympathisch. Besonders Jensen ist nicht teamfähig und eckt überall an. Ich finde sie sehr anstrengend mit ihren Launen und ihre on-off-Beziehung zu Henrik, dem verheirateten Kommissar war für mich nur ein Stilmittel, um die Figuren etwas interessanter zu machen.

Der Fall zeigt Missstände in der Gesellschaft auf und bringt mitleiderregende Dinge ans Licht, doch diese Hintergründe verlieren sich fast vor irrelevanten Nebenhandlungen und die Beweggründe hätte man auch mehr ausarbeiten können.

Dieses Buch konnte mich leider nicht überzeugen, an das Level großer skandinavischer Thriller kommt es leider nicht heran.

Ich vergebe 2 Sterne, weil mich die Handlung nicht gepackt hat und ich lediglich die kalte Atmosphäre beim Lesen gut fühlen konnte.

Bewertung vom 23.09.2024
Über Bord
Noll, Ingrid

Über Bord


sehr gut

Das Verbrechen hinter der Familienidylle
Die Studentin Amalia lebt mit ihrer Mutter Ellen und Oma Hildegard in einfachen Verhältnissen in einem renovierungsbedürftigen Haus im Odenwald. Das Haus wird von den Nachbarn liebevoll "Nonnenkloster" genannt, denn in der Frauenwirtschaft haben Männer wenig Platz. Eines Tages steht Gerd, Architekt aus Frankfurt, vor der Tür und behauptet, der Halbbruder von Ellen zu sein. Das wirbelt das Familiengefüge ordentlich durcheinander und wirft einige Fragen auf. Dirk und seine Frau wollen eine Kreuzfahrt machen und da ihr Sohn samt Freundin abspringt, werden Amalia und Ellen eingeladen. Die Frauen nehmen dankend an, sie leihen sich die nötige Garderobe und die Kreuzfahrt kann beginnen. So erholsam und harmonisch wie gedacht verläuft die Reise aber nicht, die Interessen sind zu unterschiedlich und es kommt an Bord zu einigen Widrigkeiten des Lebens, die alles ordentlich durcheinander wirbeln und für Aufregung sorgen.



Von einem Tag auf den anderen sorgt ein neues Familienmitglied für eine große Verwirrung innerhalb der Familie, alles bisher Gekannte wird dadurch auf den Kopf gestellt. Für solche Handlungen hat Ingrid Noll den Blick und das Können, es zu einer Geschichte werden zu lassen. Sie zeichnet ein interessantes Bild einer Familie, bei dem das Auftauchen eines Halbbruders einige Geheimnisse aufdeckt, die bisher verborgen blieben. Solche neuen Konstellationen innerhalb der Familien sorgen für Spannungen und ziehen besondere Ereignisse und Folgen nach sich. Man darf gespannt sein auf einen interessanten Verlauf der Geschichte, bei dem eine Person Schaden nimmt und man sich fragt, wer für dieses Verbrechen verantwortlich ist.

Die Handlung schmückt Ingrid Noll gekonnt mit humorvollen und lebensechten Dialogen und mit überraschenden Wendungen aus, die die Geheimnisse der Großeltern aufdecken und damit für Spannung sorgen. Zwischen den vermeintlichen Halbgeschwistern entstehen Gefühle, die auch von der Ehefrau und den Gästen an Bord nicht unentdeckt bleiben. Wie wird diese Reise enden?

Ich bin immer wieder begeistert von Ingrid Nolls Einfällen, die sie in ihren Büchern umsetzt. Und es ist erneut ein Lesevergnügen, die Entwicklung der vielseigen Charaktere zu verfolgen und deren Gefühle wie Liebe, Eifersucht, Lebensgier und Neid zu beobachten und die daraus resultierenden Folgen zu erfahren.


Eine Story, bei der harmlose Personen plötzlich eine mörderische Energie entfalten, die man ihnen bisher nie zugetraut hätte. Eine unterhaltsame Reise mit Biss und überraschenden Wendungen, die man gespannt liest.

Bewertung vom 23.09.2024
Ostseefinsternis / Pia Korittki Bd.19
Almstädt, Eva

Ostseefinsternis / Pia Korittki Bd.19


gut

Ein geheimnisvoller Fall und eine alte Familienfehde
Pia fährt in den Herbstferien mit Sohn Felix und Marten in sein neues Haus in Kaltenbrode an der Ostsee und freut sich auf eine schöne gemeinsame Zeit. Doch kaum dort angekommen ruft Pias Chef sie zu einem neuen Fall in der Nähe. In einer Bucht wurde die Leiche eines Mannes gefunden und ein weiterer Überfall in der Gegend ereignete sich dort wenige Wochen zuvor, Opfer war die junge Stella Böttcher. Beim Toten handelt es sich um Benno Hagenberg, er war der Geliebte von Stella. Somit deutet sich ein Zusammenhang der Fälle an. Pia soll nun herausfinden, wer von den Mitgliedern der Familie ein Mordmotiv gehabt haben könnte. Durch die Familienfehde zwischen den zahlreichen Familienmitgliedern gestalten sich die Ermittlungen recht schwierig. Aber der Grund für den Mord könnte ja auch woanders liegen.


In diesem Fall stürzt sich Pia trotz ihres Urlaubs in die Ermittlungen und hat es mit zahlreichen Personen und auch Verdächtigen zu tun, die Befragungen nehmen einen Großteil der Handlung ein. Das ist auch schon gleich zu Beginn meine entscheidende Kritik an diesem Krimi. Man kann trotz Personenregister schon mal den Überblick verlieren und muss sich konzentrieren, um die jeweilige Person auch entsprechend einordnen zu können. Die Befragungen sind zeitaufwendig und Pia hat ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Sohn Felix und Freund Marten. Denn eigentlich wollten sie die Ferien gemeinsam verbringen.



Pia und Kollege Broders finden schnell heraus, dass zwischen den zwei Familien Böttcher und Hagendorf eine alte Fehde vorherrscht, die sie seit langer Zeit entzweit. Die wahren Gründe für den Zwist möchte niemand nennen, die jüngere Generation scheint nichts zu wissen. Dieses Geheimnis zu lüften hat für mich den größten Reiz an der Geschichte ausgemacht. Man muss sich lange gedulden, bis der Grund endlich am Ende gelüftet wird.



Das Mordmotiv lässt Varianten wie geschäftliche Probleme, Eifersucht oder einen Racheakt zu, insgesamt war mir das Ganze zu wage, denn hier sind so viele Personen verdächtig, das ich mich einfach nicht festlegen wollte. Die Auflösung hat mich nicht wirklich überrascht, doch die Erklärung hatte für mich einen sehr konstruierten Beigeschmack.


Der Krimi ist wieder durchzogen vom Privatleben Pias, diese Unterhaltung bringt ein wenig Abwechslung in die recht ausufernde Polizeiarbeit. Spannend wird es nur am Ende, doch das ist mir für den gesamten Krimi einfach zu wenig.


Dieser Band der Krimireihe konnte mich leider nicht von sich überzeugen, denn er ist mit zahlreichen Personen und Verhören überfrachtet und lässt nur am Ende Spannung aufkommen.

Bewertung vom 23.09.2024
Woher wir kamen
Schweikert, Ulrike

Woher wir kamen


ausgezeichnet

Zwischen Krieg und Liebe
Jane ist die Tochter eines schwarzen US Marines und einer weißen Krankenschwester mit deutschen Wurzeln. Durch die unterschiedlichen Wurzeln fühlte sich sich nirgends zugehörig. Als Janes Vater stibt, erbt sie ein Haus auf Cape Cod, von dessen Existenz sie keine Ahnung hatte. Seit wann hatte ihr Vater das Haus und was steht in den Briefen, die aus dem Nachlass ihrer Mutter stammen? Nach einem traumatischen Einsatz als Sanitäterin im Irakkrieg ist sie freigestellt, begibt sich nach Cape Cod, räumt das Haus aus und findet heraus, dass das Haus ihren aus Deutschland stammenden Großeltern gehörte. In den Briefen nähert sie sich ihren Vorfahren nach und erfährt einen Teil ihrer eigenen Wurzeln.



Dieser Roman beeinhaltet zwei Perspektiven, ein Erzählstrang beschreibt Janes Leben an den Schauplätzen New York und Cape Cod 2007 und außerdem Szenen aus ihrem Einsatz im Irak-Krieg. Die die zweite Perspektive führt zurück in die 1910er Jahre und erzählt aus dem Leben von Janes Großvater Benno und lässt uns in Briefen an seine spätere Frau Emmy an seinen Gedanken und Erlebnissen teilhaben. Durch diese Briefe, die er 1915 aus Bagdad schrieb, erfährt Jane nicht etwas über ihre eigenen Wurzeln, sondern fühlt intensiv, mit welchen Schwierigkeiten ihre Großeltern um diese Liebe kämpfen mussten.

Vom Zeitgeschehen haben mich die Geschichten von Emmy und Benno mehr gepackt als Janes Erzählstrang, denn diese Einblicke durch die Widrigkeiten ihrer Liebe sind wirklich bewegend und lassen das Zeitgeschehen und die gesellschaftlichen Ansichten fühlbar deutlich werden. Das Liebespaar hat es nicht leicht, was auch an Bennos Herkunft als Kind eines fahrenden Volkes liegt und Emmy träumt von einem Leben auf der Bühne. Doch dieser Weg ist harte Arbeit und der Erfolg hängt von vielen Faktoren ab.

Jane ist ein starker Charakter, sie verlor schon früh ihre Mutter und ihren Bruder und ging zur Navy. Seit ihrer Verwundung leidet sich an Albträumen und findet erst langsam wieder ins Leben zurück. Aber auch Großvater Benno kämpft im Krieg als Soldat und sieht ständig dem Tod ins Auge. Man kann sagen, die Geschichte wiederholt sich in dieser Familie.

Ulrike Schweikert hat die Gabe, Zeitgeschehen sehr bildhaft, packend und authentisch darzustellen und sie lässt ihre Leser an Janes Seite in das grausame Kriegsgeschehen des Irak-Kriegs eintauchen.

Dank Ulrike Schweikerts wunderbar einfühlsamer Erzählweise ist der Roman wunderschön zu lesen und die Lebenswege der Charaktere sorgen für abwechslungsreiche und interessante Lektüre, die mich sehr bewegt zurück gelassen hat.


In "Woher wir kamen" wird man mit der harten Kriegs-Realität konfrontiert, es gibt interessante Charaktere und eine widrige Liebesbeziehung und dieser Mix gepaart mit einem einfühlsamen Erzählstil und einer abwechslungsreichen Handlung machen den Roman zu einem Leseerlebnis.

Bewertung vom 23.09.2024
Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden
Maiwald, Stefan

Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden


sehr gut

Lebensnah, unterhaltsam und historisch zeitbeschreibender Auftaktband
Als Familienpatriarch Ludwig Thalmeyer überraschend verstirbt, übernimmt seine älteste Tochter Marie an Stelle des verschollenen Bruders die Geschäfte der traditionsreichen Porzellanmanufaktur. Die Aufgabe ist nicht einfach, denn Frauen haben in dieser von Männern dominierten Geschäftswelt kein großes Ansehen. Doch Marie kämpft sich durch, sie lernt die Abläufe der Herstellung kennen, beschafft Materialien und Kredite und kontrolliert die Buchhaltung. Das größte Problem ist die Beschaffung von Kaolin, das zur Porzellangewinnung benöitigt wird. dazu muss sie sich mit dem Papierfabrikanten Karl Metsch verbünden. Als dieser versucht, die Manufaktur zu vernichten, muss Marie eine Entscheidung fällen. Ihre Schwester Sophie unterstützt sie dabei.



Die Charaktere werden lebendig und mit viel Liebe zum Detail mit ihren Gedanken und Gefühlen vorgestellt und dadurch kommt man ihnen sehr nahe. In der Handlung gibt es einige Wendungen, die für Spannung sorgen und es wird häufig zwischen den Figuren gewechselt und zeitlich bis in die Kriegsjahre zurück geblickt, was für manchmal etwas verwirrt.

Bei den Schilderungen kommt auch Bruder Joachim zu Wort, der von seinen Erlebnissen im Krieg berichtet und als Kriegsgefangener in einem russischen Lager Briefe an seine Familie schreibt. Diese Figur hat mich sehr bewegt, denn sie zeigt die Unsinnigkeit von Kriegen in aller Deutlichkeit.

Stefan Maiwald nimmt seine Leser mit auf eine Zeitreise, die die Hoffnungen und Schicksale der Menschen und ihren Kampf um finanzielle Unabhängigkeit in der Nachkriegszeit sehr deutlich aufzeigt. Dieser Band beginnt 1947 und reicht bis 1949, der Autor stellt die Situation der Zeit in authentischen Szenen vor und zeigt im oberfränkischen Selb, wie Schmuggelei und der blühende Schwarzmarkt für viele eine Chance bot, um ihre Familie durch die schwierige Zeit zu bringen.

Protagonistin Marie ist eine sympathische und starke Frauenfigur, die sich tatkräftig für das Unternehmen und damit für die Mitarbeiter einsetzt. In Einblicken in die Porzellanherstellung bekommt man einen Eindruck über die Manufaktur und die versschiedenen Arbeitsschritte.

Natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen, Marie verliebt sich in den stellvertretenden US-Militärgouverneur John McNarney, der allerdings wieder zurück in die Staaten muss.

Der Roman endet mit einer spannenden Wendung und man kann nur hoffen, dass der Folgeband diese Probleme lösen kann.

Lebensnah erzählter Roman um zwei Frauen mit gut aufbereiteter Zeitgeschichte des Wiederaufbaus, der Interesse für die Folgebände weckt.

Bewertung vom 23.09.2024
Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1
Leonard, Susanna

Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1


sehr gut

Kalifornien, 1940: Dian weiß schon früh, sie möchte einmal mit Tieren arbeiten. Jahre später ist für sie die Chance da, durch den Forscher Louis Leakey erhält sie einen Auftrag, die bedrohten Berggorillas in Afrika zu erforschen. Die scheuen Urwaldtiere faszinieren sie und indem sie Gorillaverhalten nachahmt, gelingt es ihr, den direkten Kontakt mit den Tieren aufzubauen. Ihre Forschungsergebnisse machen sie berühmt, ein Fotograf namens Bob macht wunderbare Aufnahmen von ihr und so kommen sich auch Bob und Dian näher. Doch der Kampf für ihre geliebten Berggorillas regt auch den Unmut der armen Bevölkerung und Dian macht sich besonders bei den Wilderern auch Feinde.


Der Roman ist aufgeteilt in drei Lebensbereiche von Dian Fossey, Kindheit, Jugend und ihr weiteres Leben. Leider ist die Handlung nicht chronologisch aufgebaut, das ist etwas verwirrend. Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel sorgen da für den nötigen Durchblick.

Die Geschichte liest sich interessant und man erfährt, wie Dian schon als Kind durch Ablehnung geprägt wurde und sich auch deswegen zu einer willensstarken Frau entwickelt und sich gegen jeglichen Widerstand für den Schutz der Gorillas einsetzt.



Dian ist eine interessante Frau, sie reagiert aber auch sehr irrational, ablehnend und aufbrausend. Im Roman konnte der Funken der Sympathie daher nicht auf mich überspringen, sie blieb mir merkwürdig fremd, nur bei ihren Gorillas wird sie emotional.

Am meisten beeindruckt haben mich die bildhaften und eindrucksvollen Naturbeschreibungen von Dians Tierbeobachtungen im Nebelwald. Diese Szenen wirken wie Filmaufnahmen und ich fühlte mich mitten im Urwald zwischen den Gorillas. Die Landschaft und die Tiere konnte ich mir bildhaft genau vorstellen und ich bin gespannt in die Szenerie eingetaucht.

Diese eindrucksvolle Romanbiografie bringt uns das Leben und Wirken von Dian Fossey näher und zeigt wunderbare Naturszenen ihrer Beobachtungen der seltenen Berggorillas.

Eine Hommage an Dian Fossey, die ihr Leben den Berggorillas und ihrem Schutz widmete.

Bewertung vom 06.09.2024
Hof
Korsgaard, Thomas

Hof


gut

Ein bedrückender Coming-of-age Roman
Im Kanon Verlag erscheint mit "Hof" der Auftakt der Trilogie um Tue von Thomas Korsgaard. Der Autor schrieb den Coming-of-age Roman im Alter von gerade mal 21 Jahren, das Buch wurde von Justus Carl und Kerstin Schöps aus dem Dänischen ins Deutsche übersetzt.


Tues Welt ist der Hof, dort lebt er in ärmlichen Verhältnissen mit seinen Eltern und zwei Geschwistern, sie haben Kühe, doch der Hof wirft nicht viel ab und so verdienen sie sich mit ihrer Hunde-Zucht etwas hinzu. Tue findet Freunde, entdeckt seine Homosexualität und will nach den Sommerferien das Gymnasium besuchen, er möchte mehr als ein tristes Leben auf dem Hof.

"Es war, als wäre der Tod ein Teil von mir, obwohl ich noch nicht besonders alt war. Irgendwie war er immer da." Zitat S. 7

So melancholisch und trostlos beginnt dieser Roman und spiegelt damit schon das Lebensgefühl Tues und seiner problembelasteten Eltern wider. Aus der Sicht des kindlichen Tue wird die Lebenssituation auf dem Hof beschrieben. Der große Hof hat nichts von Hofromantik, er liegt irgendwo in der Einöde unweit der Stadt Skive. Der Hof ernährt die Familie nicht, der Vater ist unberechenbar und kleinkriminell, die Mutter ist in ihrem Schmerz gefangen und sieht nur selten, was um sie herum geschieht.

Um die Familie über Wasser zu halten, ergaunert und klaut der Vater, was er habhaft werden kann und macht es zu Geld. Die Kinder müssen ihn dabei unterstützen und haben es nicht einfach, doch Tue erkennt was Unrecht ist und hat seine eigenen Pläne. Er unternimmt einen Fluchtversuch, was nach hinten losgeht. Die Geschehnisse werden überwiegend trostlos herunter erzählt, anfangs war ich noch sehr betroffen und ich habe mich mit Tue auf seine schwierige Jungend-Reise begeben. Er lernt Freunde kennen, ich schöpfte Hoffnung, Tue entdeckt seine Homosexualität, wird von seinem Vater angefeindet und es ändert sich nichts an der tristen Lage der Familie.

Die Geschichte beginnt recht stark und liest sich interessant, doch im Laufe der Handlung verliert sich die Erzählung in Lebensdetails, in denen sich viele Hoffnungen zerschlagen. Aus dem Erzählten kristallisiert immer mehr die schwierige Lebenssituation dieser Familie und die persönliche Entwicklung Tues heraus. Der einfache Erzählstil entspricht dem Jargon von Tues Alter und lässt sich gut weglesen und ich habe mit Tue gelitten und gehofft, dass er aus dieser Tristesse entfliehen kann. In dieser Familie wird nicht miteinander geredet, immerhin scheint die Mutter zu verstehen, was in Tue vorgeht.

In der Handlung wird nicht auf die Hintergründe des Verhaltens der Eltern eingegangen, vielleicht ist es einfach nur Resignation, die das triste Leben so mit sich bringt.

Dieser bewegende und gleichzeitig auch bedrückende Coming-of-age Roman erzählt in direkten Worten aus Tues Leben und vermittelt ein trostloses Bild der Familie.