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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1560 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2024
Dangerous Relations
Cohen, Jennieke

Dangerous Relations


ausgezeichnet

Im April 1817 gerät Lady Victoria Astons Familie in eine Notlage. Nur eine schnelle Heirat kann das Anwesen der Familie retten. Loyal und pflichtbewusst stürzt Vicky sich in die Ballsaison. Schon bald gelingt es ihr, die Aufmerksamkeit einiger Herren zu wecken. Doch leider verlaufen die Begegnungen nicht ansatzweise so, wie es Vicky aus den Büchern ihrer Lieblingsautorin Jane Austen kennt. Deshalb ist es gar nicht leicht, in der Eile einen passenden Ehemann zu finden. Dass Vicky sich ständig in gefährlichen Situationen wiederfindet, macht die Suche nicht einfacher...

Die Handlung ist in 32 Kapitel unterteilt, die immer mit einem Zitat von Jane Austen beginnen. Dadurch wird man wunderbar auf die Ereignisse eingestimmt. Es gelingt der Autorin hervorragend, die damalige Zeit zum Leben zu erwecken, wodurch man sich ganz auf das Geschehen einlassen kann. 

Vicky ist eine junge, sympathische Hauptprotagonistin, die auch nicht davor zurückschreckt, auf dem Landsitz Arbeiten zu verrichten, die nicht unbedingt für junge Ladys geeignet sind. Sie ist außerdem mutig, hartnäckig und nicht auf den Mund gefallen. Die anderen Charaktere werden ebenfalls so authentisch beschrieben, dass man sie sofort vor Augen hat. Man fasst spontane Sympathien, aber auch Abneigungen und beobachtet deshalb gespannt, wie Vicky sich auf dem Heiratsmarkt schlägt. Gemeinsam mit ihr versucht man herauszufinden, welcher Kandidat es ehrlich mit ihr meint und das ist gar nicht so einfach. Denn sowohl der charmante Mr. Carmichael als auch Vickys Jugendfreund Tom, scheinen Geheimnisse zu hüten, die sie nur ungern preisgeben. 

Dadurch, dass Vicky und Tom abwechselnd im Zentrum des Geschehens stehen, wirkt die Handlung durchgehend interessant und kurzweilig. Durch die mysteriösen Vorfälle, bei denen Vicky ständig in Gefahr gerät, enthält dieser Roman auch spannende Elemente. Man wird dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen, wer der Drahtzieher ist und welches Motiv ihn antreibt. Deshalb beäugt man Vickys Verehrer äußerst misstrauisch. 

Romantik- und Spannungsanteil sind fein aufeinander abgestimmt, wodurch man früh in den Sog der Ereignisse gerät und dazu verleitet wird, das Buch erst aus der Hand zu legen, wenn man am Ende angekommen ist. 

Bewertung vom 17.02.2024
Obsession
Kanehara, Hitomi

Obsession


schlecht

Hitomi Kanehara erzählt in diesem Buch vier Abschnitte aus dem Leben der jungen japanischen Schriftstellerin Rin.

Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben. Rin ist am Anfang 22 Jahre alt, gerade frisch verheiratet und befindet sich mit ihrem Ehemann Shin auf dem Rückflug ihrer Hochzeitsreise. Der junge Mann kümmert sich fürsorglich um Rin, doch plötzlich wird sie von starker Eifersucht ergriffen und jede Frau mutiert zur potentiellen Rivalin. Auch das spätere Alltagsleben der beiden gestaltet sich für den Ehemann nicht ganz einfach, denn Rin fordert seine volle Aufmerksamkeit und stellt ihr Leben komplett auf ihn ein. Selbstverständlich fordert sie die gleiche Hingabe von ihm, doch Shin braucht Freiräume. Um sich diese zu schaffen, greift er zu Notlügen und schließt sich öfter in seinem Zimmer ein. Doch jedes noch so kleine Geheimnis fordert neue Eifersuchtsattacken heraus und für Rin wächst die Angst verlassen zu werden.
Es ist mir wirklich schwer gefallen, dieses Buch zu beenden und eine Rezension zu schreiben. Denn die Protagonistin war mir zutiefst unsympathisch und bei einer Erzählung in der Ich-Form empfinde ich das schon mal sehr störend. Deshalb konnte das Buch mich einfach nicht fesseln.

Die Gedankengänge und Handlungen konnte ich kaum nachvollziehen und deshalb war bei mir schnell der Punkt erreicht, an dem ich nicht mehr an der Geschichte interessiert war. Obwohl ich sehr viel lese, kommt das eher selten bei mir vor. Die teilweise sehr vulgäre Sprache tat ihr übriges und ließ bei mir keine rechte Lesefreude aufkommen. Dass Hitomi Kanehara in Japan eine gefeierte Autorin ist, kann ich kaum glauben. Aber wahrscheinlich unterscheidet sich mein Büchergeschmack stark von dem der Japaner.

Sicher kann man viel in dieses Buch hineininterpretieren und die Lebensgeschichte der Protagonistin aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchten und zu den unterschiedlichsten Auslegungen kommen. Denn der Auslöser für ihre Tablettensucht ist sicher schon in ihrer Kindheit zu suchen. Dafür müsste ich mich aber noch genauer mit dem Buch auseinandersetzen, dazu bin ich allerdings nicht bereit, denn ich habe nur einen Wunsch: dieses Buch ganz schnell vergessen!

Bewertung vom 17.02.2024
Die Zwerge von Amboss
Plischke, Thomas

Die Zwerge von Amboss


sehr gut

Immer mehr Menschen drängen als Flüchtlinge aus den zerrissenen Reichen ins Dampfland der Zwerge. Dort sind sie nicht gut angesehen, denn die fortschreitende Industrialisierung führt dort zur Arbeitslosigkeit. Der Unmut im Zwergenbund wächst, ungern werden Geschäfte mit Menschen gemacht. Diese werden hauptsächlich als Diener der Zwerge geduldet. Demnächst steht die Wahl des Obersten Vorarbeiters im Zwergenbund an. Da geschieht ein brutaler Mord. Ein Zwerg aus einer hochangesehenen Familie wird hinterrücks mit seiner Flöte erstochen. Natürlich kann nur ein Mensch der Täter sein!

Garep Schmied, ein erfolgreicher und erfahrener Sucher (Polizist), und sein Gehilfe Bugeg nehmen die Ermittlungen auf. Schnell ist der vermeintliche Täter gefunden. Es ist der menschliche Diener des Opfers. Doch vor der Verhaftung begeht der Verdächtige Selbstmord. Für den übereifrigen Suchergehilfen Bugeg ist der Fall gelöst. Doch in Garep Schmied kommen Zweifel auf, denn zu viele Ungereimtheiten lassen ihn daran zweifeln, dass der Fall tatsächlich abgeschlossen ist. Doch schon bald geschieht wieder ein Mord. Ist das der Beginn einer menschlichen Revolution? Krieg liegt in der Luft.

In diesen unruhigen Zeiten begibt sich der menschliche Söldner und Bestienjäger Siris auf die Reise ins Dampfland. Denn er wartet schon lange auf eine Nachricht seiner Zwillingsschwester Sira. Ist die geschäftstüchtige Menschenfrau in Schwierigkeiten?

Zur gleichen Zeit macht der Leiböffner Himek Steinbrecher unglaubliche Entdeckungen in der Heilanstalt zu Stahlstadt. Er beobachtet seinen Vorgesetzten, den Anstaltsleiter Kolbner, bei grausamen Versuchen an Menschen und Halblingen. Was geht nur vor im Zwergenbund?

Die drei Handlungsstränge verknüpfen sich im Laufe der Geschichte zu einem spannenden Mix aus Fantasy, Krimi und Abenteuerroman. Anfangs hatte ich leichte Startschwierigkeiten mit dem Buch. Denn es ist mir schwer gefallen, die ungewohnten Namen einzuordnen und mich mit den Gebräuchen im Zwergenland vertraut zu machen. Denn eigentlich mag ich keine Zwerge! Und mit Zwergenbüchern habe ich normalerweise gar nichts am Hut.

Aber sobald sich die drei Handlungsstränge miteinander verknüpft hatten, war es mir beinahe unmöglich das Buch aus der Hand zu legen. So gefesselt war ich von der eindrucksvoll beschriebenen Zwergenwelt, den lebhaft geschilderten Figuren, ihren unterschiedlichen Charakteren und der spannenden Handlung.

Bewertung vom 17.02.2024
Eichengrund
Rimkus, Claudia

Eichengrund


sehr gut

Charlotte Stern war Mitarbeiterin im Kriminalarchiv, ist mittlerweile aber pensioniert. Die rüstige Rentnerin hält sich fit und genießt ihren Ruhestand. Doch dann erfährt sie, dass es innerhalb kurzer Zeit zwei Todesfälle in der Seniorenresidenz Eichengrund gab. Charlottes ehemalige Kollegen berichten ihr, dass es sich um Unfälle handelte. Doch Charlottes Misstrauen ist geweckt. Sie meldet sich in der Seniorenresidenz zum Wohnen auf Probe an und beschließt, sich dort etwas genauer umzusehen. Als es zu einem weiteren Todesfall kommt, ist Charlotte klar, dass das kein Zufall sein kann...

Der Einstieg in diesen Krimi verläuft zunächst gemächlich. Die Hauptprotagonistin Charlotte wirkt sehr sympathisch. Sie ist sportlich, attraktiv und nicht auf den Mund gefallen. Gemeinsam mit ihr erkundet man gerne die Seniorenresidenz und lernt die Bewohner näher kennen. Claudia Rimkus versteht es hervorragend, Handlungsorte und Protagonisten so lebendig zu beschreiben, dass man schon bald das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein. Charlotte wird von einigen Bewohnern herzlich aufgenommen, wodurch sie schnell Teil einer freundschaftlichen Runde wird. 

Ihre Nachforschungen wirken authentisch. Sie ist darauf bedacht, ihre Fassade, mit dem Gedanken zu spielen, sich irgendwann in der Seniorenresidenz zur Ruhe zu setzen, aufrechtzuerhalten. Gemeinsam mit ihr versucht man, den geheimnisvollen Todesfällen auf den Grund zu gehen. Man wird dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen. Doch zunächst lässt sich kein Motiv erahnen. Charlotte ist allerdings hartnäckig. Als sie erste Zusammenhänge sieht, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Der bis dahin durchgängig interessante Handlungsverlauf nimmt deutlich Fahrt auf, wodurch man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag. Private Nebenhandlungen nehmen zwar immer wieder ein wenig Tempo aus der Handlung, sorgen aber dafür, dass man sich in diesem Krimi wohlfühlt und all die Charaktere vor Augen hat. Zum Ende hin steigert sich das Tempo nochmals. Man fiebert mit und hofft, dass alles gut ausgehen wird.

Der erste Fall für Charlotte Stern startet zwar zunächst etwas gemächlich, zieht einen dann aber schnell in seinen Bann. Die Neugier auf die Fortsetzungen wird definitiv geweckt, da man auf ein Wiedersehen mit den liebenswerten Charakteren hofft. 

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2024
Seven Days / Eddie Flynn Bd.6
Cavanagh, Steve

Seven Days / Eddie Flynn Bd.6


ausgezeichnet

Randal Korn hat mehr Menschen in die Todeszelle gebracht, als jeder andere Bezirksstaatsanwalt in der Geschichte der USA. Er klagt nie einen Mörder an, ohne die Todesstrafe zu fordern. Randal Korn ist der König der Todeszelle und er genießt diesen Ruf. Er schreckt auch nicht davor zurück, Beweise zu manipulieren, Zeugen zu beeinflussen und das Recht zu beugen, um seine Prozesse zu gewinnen. Die Schuld der Angeklagten ist für ihn nebensächlich. Nun hat Korn Andy Dubois, einen jungen Afroamerikaner, im Visier. Dubois soll seine weiße Kollegin Skylar brutal ermordet haben. Für Korn ist schon vor dem Prozess klar, dass Dubois auf dem elektrischen Stuhl landen wird. Der Prozess ist für ihn reine Formsache. Doch dann taucht der New Yorker Anwalt Eddie Flynn auf und versucht den Fall zu übernehmen. Flynn gerät dabei in große Gefahr, denn der Bezirksstaatsanwalt macht ihm unmissverständlich klar, dass er in seinem Gerichtssaal nicht erwünscht ist....

"Seven Days" ist bereits der sechste Band einer Serie um den New Yorker Strafverteidiger Eddie Flynn. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man diesen Justiz-Thriller auch ohne Vorkenntnisse lesen. Wenn man allerdings an der beruflichen und privaten Weiterentwicklung der Hauptcharaktere interessiert ist, dann empfiehlt sich, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge. 

Bereits auf den ersten Seiten wird klar, dass der Bezirksstaatsanwalt Randal Korn kein Interesse an Schuld oder Unschuld der Angeklagten hat. Es geht ihm nur darum, jemanden auf den elektrischen Stuhl zu bringen. Er ist äußerst gut vernetzt und weckt von Anfang an den Anschein, über dem Gesetz zu stehen und es zu seinen Gunsten zu beugen. 

Da man unbedingt erfahren möchte, wie es Eddie Flynn gelingen soll, den jungen Afroamerikaner aus den Klauen des Bezirksstaatsanwalts zu reißen, ist man sofort mitten im Geschehen. Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven betrachtet, dadurch hat man einen guten Überblick über die Gesamthandlung. Deshalb beobachtet man fassungslos, welche Manöver Korn ausführt, um den Prozess zu beeinflussen. Dabei schreckt er nicht einmal vor Mord zurück. 

Eddie reist mit seinem Team an und muss schon bald feststellen, dass er in dem County nicht erwünscht ist. Vorurteile, Rassismus, Intrigen, Korruption und unbändiger Hass sorgen dafür, dass nicht nur Eddies Leben in Gefahr gerät. Durch die unterschiedlichen Perspektiven, die häufig an entscheidenden Szenen wechseln, gerät man früh in den Sog der Ereignisse. 

Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig geschildert, dass man meint, selbst vor Ort zu sein. Man hofft und bangt mit Eddie und seinem Team mit. Deshalb beobachtet man fassungslos das Geschehen und kann sich schon bald nicht mehr vom Gelesenen lösen. Die früh aufgebaute Spannung kann nicht nur durchgehend gehalten werden, sondern sich im Verlauf der Ereignisse sogar steigern. Die Kreuzverhöre, die Eddie vor Gericht führt, haben es wieder in sich. Denn dieses Mal muss er sich an jeden noch so kleinen Strohhalm klammern. Dabei wird er von seinem Team perfekt unterstützt, wodurch beim Lesen keinen Moment Langeweile aufkommt. 

Ein spannender Justiz-Thriller, der sich früh zu einem echten Pageturner entwickelt, den man kaum aus der Hand legen mag. 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2024
Alice in La La Land
Oram, Kelly

Alice in La La Land


ausgezeichnet

Alice hat einen großen Traum. Sie will unbedingt Musikerin werden und probt deshalb heimlich mit ihren Freunden. Heimlich deshalb, weil ihre Mutter nichts davon erfahren darf. Denn ihre Mutter hält künstlerische Ambitionen für Zeitverschwendung. Sie drängt Alice in Kurse, die es ihr ermöglichen, auf eine Elite-Universität zu gehen. Eines Tages entdeckt die Mutter, was Alice hinter ihrem Rücken tut. Es kommt zu einem schlimmen Streit, bei dem der Mutter Andeutungen über den Vater von Alice herausrutschen. Alice beginnt nachzuforschen und kommt zu dem Schluss, dass ihr Vater ein berühmter Mann ist und dass sie die Halbschwester von Brian Oliver ist. Da sie sich von den beiden Unterstützung erhofft, will sie unbedingt nach Los Angeles, um Vater und Halbbruder kennenzulernen. Doch dabei lernt sie Teenie-Star Dylan kennen, der verspricht, sie den beiden vorzustellen, wenn sie gemeinsam mit ihm zu einer Filmpremiere geht, um seine Ex-Freundin eifersüchtig zu machen. Alice ahnt nicht, auf was sie sich einlässt und wie diese Entscheidung ihr Leben beeinflussen wird....

Dieses Buch ist Teil des Cinder & Ella-Universums. Wenn man diese Bücher gelesen hat, darf man sich über ein Wiedersehen mit Brian und Ella freuen. Da die beiden hier Nebenrollen einnehmen, ist es aber nicht zwingend notwendig "Cinder & Ella" vorher zu lesen. 

Die Handlung wird in der Ich-Form, aus der Sicht von Alice und Teenie-Star Dylan, erzählt. Dadurch kann man hautnah in ihre Gedanken und Gefühle eintauchen und erfährt außerdem, was sie voneinander denken und wie sie aufeinander wirken. 

Beide Charaktere wirken sofort sympathisch, wodurch man sich von Anfang an auf die Geschichte einlassen kann. Auch die Nebencharaktere überzeugen, da man sie lebhaft vor Augen hat. Man fasst spontane Sympathien, aber auch Abneigungen. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse. 

Alices Ausflug in die Welt der Stars und Sternchen, wird eindrucksvoll beschrieben. Man merkt sofort, dass hier ihre Leidenschaft liegt - und nicht an einer Elite-Universität. Schnell wird klar, dass Dylan, der durch sein Bad-Boy-Image bekannt wurde, erfrischend sympathisch ist und dass hinter seiner Fassade viel mehr steckt. Der Schreibstil ist locker und angenehm lesbar. Humorvolle Dialoge und Szenen sorgen dafür, dass man oft unverhofft schmunzeln muss. Dennoch gibt es auch ernste Themen, die zum Nachdenken anregen, und Momente, die direkt ins Herz treffen. Dadurch liest sich dieses Buch quasi von selbst. 

Eine zuckersüße Liebesgeschichte, die so lebendig beschrieben wird, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. 

Bewertung vom 09.02.2024
Britt-Marie war hier
Backman, Fredrik

Britt-Marie war hier


ausgezeichnet

Fast ihr ganzes Leben lang hat Britt-Marie das gemacht, was sie am besten kann: sich um ihren Mann Kent, seine Kinder und das gemeinsame Zuhause gekümmert. Ordnung und Sauberkeit standen dabei immer ganz oben auf ihrer Liste. Und Listen sind für Britt-Marie enorm wichtig. Nun steht allerdings ein anderer Punkt ganz oben auf einer dieser Listen. Denn Britt-Marie hat Kent verlassen, ist nun ganz auf sich gestellt und sucht beim Arbeitsamt nach einem Job. Da Hartnäckigkeit sich bekanntlich auszahlt, bekommt Britt-Marie tatsächlich eine Stelle. Es verschlägt sie und ihre Putzmittel nach Borg. Dort wird ein Hausmeister für das Jugendzentrum benötigt. Britt-Marie krempelt die Ärmel hoch und beginnt dort richtig aufzuräumen.....

Wer bereits "Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid" aus der Feder von Fredrik Backman kennt, wird sich sicher nur allzu gut an die pedantische Meckerziege Britt-Marie erinnern. Denn es ist eigentlich unmöglich, diese Protagonistin und ihre "passiv-aggressive" Art zu vergessen. Vorkenntnisse aus diesem Buch sind allerdings nicht nötig, um dem Handlungsverlauf von "Britt-Marie war hier" zu folgen. Denn in dem anderen Buch war Britt-Marie nur Randfigur, doch in dem aktuellen steht sie im Mittelpunkt und läuft zur Höchstform auf.

Zugegebenermaßen fällt es nicht ganz leicht, spontane Sympathie für Britt-Marie zu entwickeln, denn dafür ist sie einfach zu speziell. Doch wenn man sich an sie gewöhnt hat und nachvollziehen kann, warum Britt-Marie so ist, wie sie ist, dann wächst sie einem schnell ans Herz. Schon bald hat man sich ganz auf sie eingestellt und kann den wunderbaren Schreibstil von Fredrik Backman genießen. Er schafft es auch in diesem Buch wieder, Humor und Ironie einzustreuen, aber auch zum Nachdenken und Mitfühlen anzuregen.

Das war bereits das dritte Buch, das ich von Fredrik Backman gelesen habe und ich habe jede Seite davon genossen. Der ganz eigene Schreibstil und die lebendigen Charaktere konnten mich wieder voll und ganz begeistern. Britt-Maries Geschichte regt zum Nachdenken an und strotzt dabei nur so von Humor und Ironie. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.02.2024
Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid
Backman, Fredrik

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid


sehr gut

Elsa ist sieben Jahre alt, eigentlich sogar fast acht. Mit Gleichaltrigen kommt sie nicht so gut aus. Denn sie ist sehr reif für ihr Alter, obwohl das nur eine etwas nettere Beschreibung dafür ist, dass sie vorlaut, naseweis und neunmalklug ist. Elsa liebt Wikipedia und hat ein absolutes Faible dafür, andere zu korrigieren. Elsas einzige Freundin ist ihre Oma. Die ist chaotisch und treibt nicht nur die Mitglieder der Hausgemeinschaft in den Wahnsinn. Für Elsa ist Oma eine richtige Superheldin, die immer an ihrer Seite steht und ein offenes Ohr für sie hat. Doch jetzt ist Elsa richtig sauer auf Oma. Denn Oma stirbt. Doch eine echte Superhelden-Oma ist auch auf solche
Situationen vorbereitet. Und deshalb schickt Oma Elsa auf eine außergewöhnliche Schatzsuche.....

Schon vom ersten Moment an, in dem man im Buch zu lesen beginnt, taucht man in eine andere Welt ab. Und zwar in die Welt von Elsa und Oma. Der Schreibstil sorgt dafür, dass man sich die siebenjährige Besserwisserin lebhaft vorstellen kann. Elsa wirkt echt und meistens sehr sympathisch. Sie ist unheimlich schlagfertig und ihr Umgang mit Oma, bzw. die Wortgefechte der beiden, zaubern einem das ein oder andere spontane Lächeln ins Gesicht. Um allerdings die feinen Nuancen und Stimmungen zwischen den Zeilen wahrzunehmen, sollte man das Buch mit großer Aufmerksamkeit lesen, denn sonst könnte es leider passieren, dass einem etwas entgeht.

Oma und Elsa haben sich ein Märchenreich erschaffen. Diese sagenumwobene Welt nimmt einen großen Teil der Erzählung ein. Im Lauf der Handlung beginnen sich Märchenwelt und Realität zu mischen. Man stellt fest, dass mehr hinter den Märchen steckt, als zunächst vermutet. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, den Bezug zur Realität zu finden und die Übersicht über die unterschiedlichen Märchenwelten und -gestalten zu behalten. Leider bremst das den Lesefluss ein wenig aus.

Die Geschichte von Oma und Elas ist eine besondere Geschichte, über ganz besondere Menschen. Besonders zu sein ist die beste Art, anders zu sein. Diese Botschaft trägt einen durch das Buch und wirkt auch nach dem Lesen noch lange nach. Fredrik Backman hat auch in diesem Roman wieder wunderbare Charaktere zum Leben erweckt, mit denen man einfach mitfühlen muss.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Allerdings muss ich zugeben, dass mich "Ein Mann namens Ove" ein Stückchen mehr begeistern konnte. Elsas und Omas Märchenwelt hat mich leider stellenweise ein wenig ausgebremst, sodass ich ein Bewertungssternchen abziehe.

Bewertung vom 09.02.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


gut

Ausuferndes Bargespräch!

Eine von der Außenwelt abgeschnittene Insel, sieben Personen, drei Schüsse und eine Leiche. Das sind die Schlagworte, die neugierig auf den Inhalt der Geschichte machen, die Elliot Chase aus seiner Sicht erzählt. Elliot stellt gleich anfangs klar, dass es sich bei seiner Erzählung nicht um einen Krimi handelt, bei dem man sich die Frage "Wer war es?" stellen sollte, sondern lieber "Warum ist es passiert" hinterfragen muss. Und Elliot muss es schließlich wissen, da er zu den sieben Personen gehört, die tatsächlich auf der Insel waren. 

Man sollte allerdings bedenken, dass Elliot von Beruf Dramatiker ist. Bevor er mit seiner Erzählung beginnt, lädt er einen dazu ein, sich gedanklich mit ihm an eine Theke zu begeben und sich gemeinsam auf zwei Barhocker zu setzen. Dann schiebt er einen Drink rüber und fordert dazu auf, es sich damit auf dem Hocker bequem zu machen. Dadurch fühlt man sich perfekt eingestimmt, nippt am Drink und hofft auf spannende Momente. 

Doch diese lassen leider lange auf sich warten. Elliot führt die Charaktere ausführlich ein, schildert die Ereignisse, schwadroniert, nähert sich langsam den Momenten, auf die man hinfiebert, um dann allerdings zurückzublicken und neue Erkenntnisse, die bisher von ihm verschwiegen wurden, einzustreuen. Man muss sich wirklich zwingen, nicht gelangweilt vom Barhocker zu rutschen. Die Versuchung, einen vorgetäuschten Aufenthalt in den Waschräumen der Bar zu nutzen, um heimlich zu verschwinden, ist zugegebenermaßen groß. Zwar kommt es durch die neuen Blickwinkel, die Elliot einbringt, zu Überraschungen, aber dennoch hat man nicht das Gefühl, dass der dramatische Erzähler überhaupt noch auf den Punkt kommt.

Doch nach fast 270 Seiten überrascht Elliot. Plötzlich ist man wieder hellwach und lauscht gebannt seinen Worten, da die Ereignisse sich zuspitzen und einen unerwarteten Verlauf nehmen. Man mag kaum glauben, dass er tatsächlich eine spannende Geschichte zu erzählen hat und klebt förmlich an seinen Lippen. Am Ende angekommen stellt man fest, dass Elliots Art, die Ereignisse zu schildern, wirklich passend ist. Bis dahin muss man sich allerdings zum Durchhalten zwingen und der Versuchung widerstehen, einfach zu verschwinden und ihn alleine an der Bar seinem Schicksal zu überlassen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2024
It happened one Summer / Bellinger Schwestern Bd.1
Bailey, Tessa

It happened one Summer / Bellinger Schwestern Bd.1


gut

Piper Bellinger ist eine erfolgreiche Influencerin. Sie ist als Partyqueen bekannt und mit einem normalen Leben eher wenig vertraut. Als ihr Freund mit ihr Schluss macht, versucht sie ihr Gesicht zu wahren und feiert eine ausgelassene Party. Doch leider endet die spontane Aktion für Piper im Gefängnis. Ihr Stiefvater dreht ihr deshalb den Geldhahn zu und schickt sie in den Küstenort Westport. Von dort stammt Pipers leiblicher, bereits verstorbene Vater, der ihr und ihrer Schwester eine Bar hinterlassen hat. Kaum dort angekommen, gerät sie auch schon mit dem grummeligen, aber sehr attraktiven Fischer Brendan aneinander. Er glaubt nicht daran, dass Piper lange in Westport durchhält. Doch Piper ist fest entschlossen, das Beste aus ihrer Zeit zu machen und es allen zu beweisen....

Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos, da der Schreibstil der Autorin locker und leicht ist. Außerdem kommt es immer wieder zu Situationen, bei denen man unverhofft schmunzeln muss. Der Küstenort wird eindrucksvoll beschrieben, wodurch man alles spontan vor Augen hat. Gemeinsam mit Piper lernt man die Bewohner kennen. Diese Protagonisten wirken sehr lebendig und sorgen damit dafür, dass man früh beginnt, sich in dem kleinen Ort wohlzufühlen. 

Piper und Brendan, die beiden Hauptcharaktere, scheinen auf den ersten Blick nichts gemeinsam zu haben. Man kann das Knistern zwischen den beiden aber von Anfang an spüren. Deshalb beobachtet man die Annäherung gespannt. Dabei kommt es zu humorvollen Situationen, aber auch zu Momenten, in denen man zum Nachdenken angeregt wird. Man gerät früh in den Sog der Ereignisse. Doch leider plätschert die Geschichte später stellenweise sehr gemächlich vor sich hin. 

Die Dialoge zwischen Brendan und Piper wirken anfangs erfrischend und leicht. Doch Brendan mutiert im Verlauf der Ereignisse zum Macho und erinnert zuweilen an einen Steinzeitmenschen. Obwohl er eigentlich ein guter Kerl ist, kostet ihn das einige Sympathiepunkte. Zum Ende hin laufen die Handlungsfäden erwartungsgemäß und ohne große Überraschungen zusammen. 

Kann man lesen - aber definitiv kein Muss.