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Benutzername: 
anne
Wohnort: 
Schweighofen

Bewertungen

Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2022
Anleitung ein anderer zu werden
Louis, Édouard

Anleitung ein anderer zu werden


ausgezeichnet

In seinem Buch "Anleitung ein anderer zu werden" beschreibt der Autor Eduouard Louis sein eigenes Leben. Beginnend in seiner Kindheit in einer sozial äußerst prekären Situation bis hin in sein frühes Erwachsenenalter erfahren wir seinen Aufstieg von der Unterschicht bis in die gehobenen Kreise der französischen Gesellschaft. Sowohl innere als äußere Widerstände muss er dabei überwinden. Eine schier unglaubliche Wandlung vollzieht sich. Eine moderne soziale und psychische Odyssee eines Jugendlichen.
Der Roman hat einen guten eindringlichen Schreibstil. Die Kapitel sind alle recht kurz und schnell zu lesen.
Was mich etwas irritiert hat ist die Offenheit mit der der Autor seinen eigenen Werdegang und seine nicht sehr rühmliche Herkunft samt der weiteren Personen, die dabei vorkommen, beschreibt. Äußerst private Details samt privaten Fotos seines ehemaligen Wohnhauses und Bilder seiner Kindheit und Jugend werden gezeigt. Ich finde die Fotos etwas deplatziert und hätte sie daher weggelassen.
Das Cover gefällt mir überhaupt nicht, es wirkt auf mich mit dem Blick auf einen Hinterkopf abweisend.
Insgesamt ein gut geschriebener autobiografische Roman mit bedrückende Stimmung.

Bewertung vom 09.10.2022
Wie wir Menschen die Welt eroberten / Unstoppable Us Bd.1 (eBook, ePUB)
Harari, Yuval Noah

Wie wir Menschen die Welt eroberten / Unstoppable Us Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was zuerst an Hararis Sachbuch ins Auge sticht ist das spektakuläre Cover mit den wilden Tieren die vor einem Menschen mit einer Fackel fliehen und dem feurigen Hintergrund. Dieses Bild bringt das Thema des Buches sehr gut auf den Punkt. Denn das Buch handelt vom Aufstieg des Menschen in der Steinzeit. Zu dieser Zeit entwickelten die Menschen bereits ein reichhaltiges System um sich ihrer Umgebung anzupassen und sich diese gar untertan zu machen. Immer wieder werden auch Bezüge zu unserer heutigen Zeit geliefert. Viele Informationen, die sich so spannend lesen wie ein Roman werden hier erzählt.
Auch die Layoutgestaltung des Innenteils mit den vielen schönen Abbildungen der Gestaltung der Schrift und den unterschiedlichen Farbgebungen einzelner Seiten ist äußerst gelungen.
Insgesamt ein sehr schön gestaltetes Sachbuch mit einem reichhaltigen informativen Inhalt bei dem auch noch Erwachsene etwas lernen können.

Bewertung vom 09.10.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


ausgezeichnet

Ich kenne Ian McEwan als erfolgreichen Schriftsteller zahlreicher Romane. Bisher war jedoch keiner so umfangreich wie dieser. Ein ganzes Leben vom Jugendlichen bis weit hinein ins Erwachsenenalter wird erzählt. Dabei ist der Roman durchzogen mit autobiografischen Zügen.

Als Jugendlicher wird der Protagonist von Lybien, wo sein Vater arbeitet, nach England ins Internat geschickt. Dort leidet er unter der Trennung von seiner Mutter. Dafür findet er eine Klavierlehrerin, die in sowohl körperlich züchtig als auch sexuell missbraucht. Seine Jugenderlebnisse begleiten ihn sein ganzes weiteres Leben. Im Folgenden spring der Autor abrupt zwischen den Zeiten. Wir lernen den einstigen schüchternen Jungen als erwachsenen Mann kennen der von seiner Frau verlassen wurde und der dann zum alleinerziehenden Vater eines Jungen wird. Der Roman ist ausserdem durchwirkt vo historischen Ereignissen des letzt Jahrhunderts. Von der Kubakrise bis hin zum Fall der Mauer werden die prägensten Ereignisse in die Handlung mit einbezogen. Das Cover mit dem klavierspielenden Jungen passt natürlich wie die Faust aufs Auge.

Insgesamt ein guter Roman, der jedoch etwas ausufernd ist. Einige Kürzungen hätten meiner Meinung nach gut getan.

Bewertung vom 03.08.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


sehr gut

Laut Klappentext könnte man meinen es ginge um das Übergewicht der Mutter und der Roman soll die Nöte einer Frau die mit den verschiedensten Diäten kämpft darstellen. Dem ist jedoch nicht so.

In Wirklichkeit ist in dieser Familie der Vater das Problem. Das Übergewicht seiner Frau ist nur Mittel zum Zweck sein Versagen zu rechtfertigen. Die Mutter scheint hingegen sehr erfolgreich, intelligent und zielstrebig zu sein. Auch mit ihrem Übergewicht kommt sie gut zurecht und ist damit durchaus zufrieden. Das einzige was man ihr vorwerfen kann ist ihre Unterwürfigkeit gegenüber ihrem Mann.

Mir fällt es schwer diesen Roman zu bewerten. Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Man merkt, dass sie sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt hat indem sie selbst Teil der autobiografischen Geschichte ist. Auch die Einbringungen von Zitaten von berühmten Autoren der Literaturgeschichte sowie die Reflexionen am Ende jedes Kapitels haben mir sehr gut gefallen.
Nicht gefallen hat mir dagegen die gesamt gesamte Atmosphäre des Romans. Das pedantische Kleinbürgertum mit all seinen abartigen Marotten ist mir ein Graus. Selbstverständlich gehört es zur Geschichte und die Autorin konnte es wohl kaum weglassen, aber ich finde es dennoch sehr bedrückend. Ebenso störend finde ich den immer wieder eingewobene pfälzische Dialekt, einfach schrecklich. Der schlesische Dialekt, der auch hin und wieder vorkommt, ist immerhin etwas angenehmer. Jedoch unterstreichen diese Dialekte für mich auch - ob gewollt oder nicht sei dahingestellt - die tatsächliche Abstammung der Familien. Die Eltern des Mannes die sich für etwas besseres halten offenbaren durch den steten Gebrauch ihrer platten Sprache ihre wortwörtliche bäuerliche Herkunft während sich die Eltern der Mutter durch ihren schlesischen Dialekt von diesen abgrenzen.

Auch das Cover konnte mich in keiner Weise überzeugen, es ist nichtssagend und keineswegs schön.

Insgesamt sicher ein guter Roman einer talentierten Autorin mit dem ich mir jedoch etwas schwertue, da mir einige Aspekte geradezu zuwider sind.

Bewertung vom 25.07.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Newton ist ein Auserirdischer mit einem für die Menschheit außergewöhnlichen technischen Verständnis, durch welches er Technologien auf der Erde entwickelt und zahlreiche Patente anmeldet um so zu sehr viel Geld kommt mit dem er ein Raumschiff bauen will um so die letzten Bewohner seines Heimatplaneten auf die Erde zu bringen. Diese haben ihren Planeten durch rücksichtslose Ausbeutung nahezu zerstört.
Obwohl der Roman bereits in den Sechzigern geschrieben wurde und in der damaligen Zukunft der Achtziger spielt erscheint sein Thema äußerst aktuell. Manche Darstellungen und Technologien die zur Erscheinung des Roman sicher visionär erschienen wirken rückblickend aus heutiger Sicht etwas seltsam. Insgesamt ist der Roman ein lesenswertes Werk mit einem Thema das die Menschen schon vor Jahrzehnten beschäftigt hat und das heute aktueller denn je ist.

Bewertung vom 25.07.2022
Wie wir die Welt retten wollten und dabei aus Versehen das Bernsteinzimmer fanden
Lindner, Anni E.

Wie wir die Welt retten wollten und dabei aus Versehen das Bernsteinzimmer fanden


sehr gut

Das Buch fällt mit seinem bunten verspielten Cover und den vielen Kindern, Tieren sowie den unterschiedlichsten Schriftzügen, die eigentlich gar nicht zusammenpassen sofort auf. Hier ist viel los, lass uns etwas erleben, soll wohl die Botschaft sein.
Turbulent geht es dann im Innenteil weiter. Doch zuerst erfahren wir erst einmal wer die Protagonisten der Geschichte sind. Im ersten Kapitel werden die sechs Kinder der Familie Himmelweit jeweils einzeln vorgestellt, auch der Hund und die beiden Eltern erhalten jeweils einen eigenen kleinen Vorstellungstext. Dann geht es los. Die Kinder sind mit altersgerechten Problemen geplagt, Liebeskummer, Geschwisterstreitigkeiten usw., aber das große Thema ist der Umweltschutz. Anhand einer spannenden Geschichte erfahren die Leser einiges über den aktuellen Zustand unserer Umwelt und was wir tun können um unsere Erde besser zu schützen.
Schön ist der politische Bezug den der Roman mit einbezieht, so sind z. B. auch Greta Tunberg und die Freitagsdemonstrationen ein Thema. Des Weiteren hat die Autorin wohl einiges aus ihrem privaten Umfeld in die Geschichte mit einfließen lassen, denn auch sie hat sechs Kinder, wohl kein Zufall. Insgesamt ein schönes Kinderbuch aus dem man einiges lernen kann.

Bewertung vom 20.05.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


ausgezeichnet

Wer kennt Andrew Green? Vielleicht die New Yorker Bürger, vielleicht auch etliche US-Amerikaner. In Deutschland ist er sicher weitestgehend unbekannt. Dabei hat er die Geschichte New Yorks entscheidend geprägt. Vor allem die Gründung des Central Parks ist von diesem Mann mitgestaltet. Als Stadtbewohner liebte er die Natur und wollte einen Ausgleich aus den grauen Betonmauern schaffen. Was für uns heute zum gängigen Stadtbild einer modernen und lebenswerten Metropole gehört, war für viele einflussreiche Bewohner New Yorks geradezu eine Provokation, da die Entstehung des Parks das Gesicht der Stadt nicht unwesentlich veränderte.
Am Anfang des Buches steht das Ende von Mr. Green. Er wird ermordet. Der Mörder steht schnell fest. Doch nun erfahren wir in kurzen Kapiteln und Rückblicken einiges über das Leben von Andrew Green; von seiner Kindheit bis ins hohe Alter erzählt der Roman, dabei wird immer auf sein zentrales Projekt den Central Park Bezug genommen.
Was ich besonders schön fand sind die Kapitelüberschriften. Jeder Eingang zum Central Park hat einen Namen (Namen von Teilen der Gesellschaft, Childrens Gate, Hunters Gate ...), diese Namen finden sich als Kapitelüberschriften wieder und stehen auch im Bezug zum Inhalt jedes einzelnen Kapitels.
Ein schönes Buch mit einem eigenwilligen und interessanten Charakter bei dessen Beschreibung auch der Humor nicht zu kurz kommt.
Einzig das Titelbild finde ich nicht so passend, ein Bild mit dem Central Park wäre schön gewesen.

Bewertung vom 20.05.2022
Mongo
Darer, Harald

Mongo


gut

Beim ersten Blick springt einem das Cover mit seinen knallig bunten Farben geradezu ins Auge. Auch der Titel Mongo, nicht Mango, was man bei dem farbenfrohen Titelbild möglicherweise zuerst liest, erzeugt Erstaunen.
Wer jetzt das Buch samt Autor aufgrund gesellschaftlich anerzogener Vorurteile vorverurteilt, wird bald eines besseren belehrt. Denn inhaltlich setzt sich der Roman durchaus einfühlsamen mit den Umständen einer Trisomie auseinander. Harry, dessen Schwager an dieser Krankheit leidet ist Erzähler der Geschichte. Seine Frau und Schwester des Schwagers erwartet zusammen mit Harry ihr erstes Kind und tiefsitzende Ängste um die Gesundheit des Kindes plagen sie. Harry der Erzähler erscheint mit etwas Abstand zum Geschehen wie ein fast unbeteiligter Dritter der die Situation von außen beschreibt.
Ich finde sowohl den Titel als auch das Cover sehr mutig und gelungen. Es ist für mich keine Beleidigung, sondern führt uns viel mehr unsere eigenen Vorurteile vor Augen. Der Schreibstil des Autors konnte mich trotz des guten Themas nicht überzeugen. Mir kam es eher so vor als sei der Verfasser ein bemühter aber doch untalentierter Schüler der einen Deutschaufsatz verfassen muss. So schleppt sich die Handlung dahin, oft mit banalen Details die man getrost überspringen kann. Zum Glück hat das Buch nicht allzu viel Seiten. Schade, das Thema hätte sicher einiges an Potential gehabt, das nicht genutzt wurde.

Bewertung vom 20.05.2022
Atlas der Unordnung
Papin, Delphine

Atlas der Unordnung


ausgezeichnet

Der Atlas der Unordnung fällt mit seinem Cover und der eigenwilligen Titelgebung sofort ins Auge. Doch der Inhalt orientiert sich genau an diesem Titel. So vielfältig in Quantität und verschiedenen Arten die von Menschen gemachten Grenzen auch sind, viele haben eines gemeinsam: sie verschieben oder verschwinden im Laufe der Zeit. Öfter jedoch tauchen neue auf, alte werden dagegen von verschiedenen Seiten in Frage gestellt. Oft ist ein genauer Grenzverlauf gar nicht klar und neben Staatsgrenzen, gibt es auch noch Seegrenzen, kulturelle Grenzen, die Datumsgrenze usw. Dies alles mit all seinen Kuriositäten stellt das Buch vor. Überraschend: auch in unserer nächsten Nachbarschaft treffen wir auf do manche Abdurdität, die vielen sicher gar nicht bekannt sind. Ein insgesamt sehr interessantes und lehrreiche Buch mit vielen Karten. Eine Aussage des Buches wird übrigens wie zum Beweis von der aktuellen Zeitgeschichte bestätigt. Ein Kapitel beschäftigt sich mit dem imperialen Streben Russlands und dem Grenzverlauf zur Ukraine.