Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
gst
Wohnort: 
pirna

Bewertungen

Insgesamt 201 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


ausgezeichnet

Ein wichtiges Sachbuch

„Die Toten leben nicht in uns weiter, wohl aber gewisse Seiten, Merkmale und Gewohnheiten von ihnen. Was bleibt, ist ihr Humor, ihre Zuverlässigkeit, Wärme, Widerstandskraft, Versöhnlichkeit, Naturliebe, Ausdauer, ihr Mut.“ (Seite 228)


Louise Brown ist Journalistin und Trauerrednerin. In diesem Buch erzählt sie von Menschen, denen sie während ihrer Arbeit begegnet ist und ihren diesbezüglichen Gesprächserfahrungen. Dabei geht sie der Frage nach, was wirklich wichtig ist im Leben: die großen Erfolge oder die kleinen menschlichen Gesten des Verstorbenen?


Sie widmet sich in diesem dreigeteilten Buch nacheinander der Konfrontation mit der Trauer, dem Leben mit der Trauer und der Annahme der Endlichkeit. Ausgehend von ihrer Erinnerung an das Ende ihrer Eltern bringt sie viele Gestaltungsmöglichkeiten für den Abschied zur Sprache.


Ich finde es sehr wichtig, sich mit dem Tabuthema Tod auseinanderzusetzen. Denn jedem von uns ist das Ende vorbestimmt – auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Noch immer bin ich über der Verlauf der Beerdigung meiner Mutter enttäuscht. Aber es lag an uns, dass wir nicht in der Lage waren, dem Pfarrer mehr von ihr zu erzählen. Schade, dass ich da dieses Buch noch nicht kannte! Durch die Lektüre ist mir vieles klarer geworden.


Positiv empfand ich beim Lesen, dass sich die Trauerrednerin Zeit für die Hinterbliebenen nimmt. Nur in ausführlichen Gesprächen ist es ihr möglich, den Verstorbenen ein wenig kennenzulernen.

Was mir sehr gefällt: Das Buch regt unter anderem dazu an, sich über die Gestaltung des eigenen Abschieds Gedanken zu machen, um die trauernden Hinterbliebenen zu entlasten.

Bewertung vom 17.09.2021
Reise durch ein fremdes Land
Park, David

Reise durch ein fremdes Land


ausgezeichnet

Innenansichten

Tom ist davon überzeugt, als Vater versagt zu haben. Um das wieder gut zu machen, begibt er sich bei extremem Schneefall auf den nicht ungefährlichen Weg quer durch Nordengland, um Luke, seinen zweiten Sohn, an Weihnachten nach Hause zu holen.
Von Belfast bis Sunderland hat der Fotograf über 250 Meilen lang Zeit seinen Gedanken nachzuhängen; nur unterbrochen von Telefonaten mit seiner Frau Lorna, seiner Tochter Lilly und Luke. Doch was ist mit Daniel? Warum taucht er plötzlich auf und verschwindet wieder?
Tom, der als Fotograf die Welt vor allem durch die Linse seines Fotoapparates sieht, scheint eine schwere Schuld mit sich mich herumzutragen.
„Ich muss Daniels Geschichte für mich behalten, muss verhindern, dass einer ein anderes Narrativ findet, eine andere Lesart überstülpt, denn ich bin es, der sie begreifen muss.“

Während des Lesens saß ich bei Tom im Auto, sah die schneebedeckte Landschaft und hörte die Stimme des Navis. Für mich war es spannend, Tom zu begleiten und seinen Gedanken zu lauschen. Sie mäanderten durch seinen Kopf, so wie sie es gerne tun, wenn man eine mehr oder weniger langweilige Tätigkeit ausführt. Nur, dass sie schwerwiegender waren und um eine Schuld kreisten, die der Leser erst spät nachvollziehen kann.
Gerade diese Innenansichten waren es, die mir an diesem Buch so sehr gefallen haben. Wann kommt man einem Menschen schon so nah? Gedanken sind ehrlich, die lassen sich nur schwer so hindrehen, dass man selbst gut davonkommt. Wer sie kennt, kann den Nächsten besser einschätzen. Ich litt mit Tom an seinen Erinnerungen, die sich nicht verändern ließen.

Fazit: Ein Buch, das mich tief beeindruckt hat und sicher nicht so schnell in Vergessenheit gerät.

Bewertung vom 13.09.2021
Heimatsterben
Höflich, Sarah

Heimatsterben


gut

Hochaktuelles Thema mit kleinen Schwächen
Deutschland steht vor der Wahl. Wie wird es weitergehen, fragen sich die Wähler, während Politiker um Stimmen werben. Nicht nur im Heute, sondern auch in diesem Buch.
Da stellt sich Felix Graf von Altdorff zur Wahl. „Immer mit beiden Händen die Hand des Gegenübers umfassen – das hatte er sich bei Bill Clinton abgeschaut, dem Idol seiner Jugend. Nahbar wirken. Verbindlich. Souverän.“ Als Vater von vier Kindern passt er gut in das Idealbild eines aufrechten Deutschen, weshalb ihn die Bürgerwehr (Ergebnis eines weinseligen Abends!) zum Bundeskanzler hochpuscht. Dass diese (fiktive) Partei andere Ziele als er verfolgt, bemerkt er allerdings zu spät. In einem weiteren Handlungsstrang lernen die Leser Tilde Ahrens und ihre Geschichte kennen. Schwanger 1944 als Flüchtling gekommen, arbeitete sie sich zu einer angesehenen Frau und Gutshofbesitzerin hoch. Ihre Enkelin ist nun die Ehefrau von Felix.
Die Autorin hat in ihrem Romandebüt ein hochaktuelles Thema aufgegriffen und mit einer Familiengeschichte verknüpft. Eigentlich eine gelungene Mischung.
Doch ich brauchte lang, um mit dem Buch warm zu werden. Mich hat die Fülle an Personen zu Beginn überfordert, obwohl sich die Autorin sechs Kapitel Zeit ließ, um sie alle einzuführen. Ich fühlte mich von der Fülle an Namen erschlagen, so dass mir zu Beginn immer wieder die Zusammenhänge entglitten. Mich erinnerte die Geschichte mit dem alteingesessenen Adel und dem Pferdehof an Hedwig Courts-Mahler.
Später hat mich dann die Entwicklung des aalglatt wirkenden Politikers beeindruckt. Es dauerte lange, ehe er bemerkte, dass die Bürgerwehr und er unterschiedliche Ziele verfolgten. Je weiter ich im Buch vorankam, desto spannender fand ich es. Doch alles in allem ist es mir nur drei Sterne wert.

Bewertung vom 29.08.2021
Kurt
Kuttner, Sarah

Kurt


ausgezeichnet

Lena liebt das Brandenburger Land. Dort zu wohnen ist für die Großstädterin etwas anderes als dort Urlaub zu machen. Ihrem Kurt zuliebe hat sie sich jedoch entschlossen, ein gemeinsames Haus zu kaufen, damit der kleine Kurt auch während der Schulzeit jede zweite Woche bei ihnen wohnen kann.
Sahra Kuttner (*1979 in Ostberlin, Fernsehmoderatorin, Autorin und Kolumnistin) hat einen sehr munteren, humorvollen Schreibstil. Leicht schwebe ich als Leserin durch Lenas Tage, erlebe aber auch ihre Unsicherheit. Welche Position hat sie gegenüber dem kleinen Kurt? Was darf sie ihm sagen, was nicht? Hat sie Verantwortung?
Als das Unfassbare geschieht und der kleine Kurt tödlich verunglückt, fühlt sie sich ausgeschlossen. Ihr Kurt ist häufig bei Jana, der Mutter des kleinen Kurt. Lena steht abseits, als zähle ihre Trauer nicht. Einsamkeit macht sich breit.
„Menschen sind keine Hilfe. Der Tod überfordert sie, sie fangen an zu stammeln, ihre Augen zucken hilflos hin und her, sehen alles, nur nicht in das Gesicht ihres Gegenübers.“ (Seite 99)

Die Autorin lässt die Trauer sehr lebendig werden. Wirre Träume behindern das Schlafen. Die Interaktion zwischen den Betroffenen wird beobachtet. Werden sie wieder im Leben ankommen? Nur soviel sei verraten: zum Ende des Buches darf auch wieder gelacht werden.
Bisher kannte ich die Autorin noch nicht. Aber nach diesem Buch ist klar, dass ich auch nach den anderen Büchern von ihr Ausschau halten werde! Wirklich lesenswert und für die Schwere des Themas sehr leicht und locker geschrieben, so dass es den Leser nicht in ein tiefes Loch zieht, sondern ihm zeigt, dass es immer irgendwie weiter geht.

Bewertung vom 24.08.2021
Fünf Tage in Paris
Rosnay, Tatiana de

Fünf Tage in Paris


sehr gut

Dauerregen

„Halb Paris steht unter Wasser. Tausende Einwohner sind von Strom, Gas und Telefon abgeschnitten. Familien mit kleinen Kindern und alte Menschen werden mittlerweile in Kirchen, Theatern und Konzerthallen untergebracht, da alle Schulen und Sporthallen belegt sind … Am Quai François Mauriac führt die Bibliotèque nationale, in der ein Exemplar aller in Frankreich gedruckten Bücher aufbewahrt wird, einen hoffnungslosen Kampf gegen die Seine.“ (Seite 175)

Eigentlich hätte es ein entspanntes Familientreffen werden sollen, um Vater Pauls 70. Geburtstag und den 40. Hochzeitstag mit Mutter Lauren zu feiern. Dem Wunsch der Eltern folgend waren Tochter Tilia und Sohn Linden ohne Anhang angereist. Doch dem Wettergott war das egal. Er ließ den Regen unaufhörlich plätschern, so dass die Seine über die Ufer trat. Es gab keine Möglichkeit auszubrechen, dafür viel Zeit, sich Wahrheiten zu offenbaren.
Je länger die Familie im Hotel eingesperrt ist, desto näher kommen dem Leser die einzelnen Protagonisten. Auch untereinander nähern sie sich an und offenbaren Dinge, die sie bisher wohlweislich totgeschwiegen haben.
In leicht lesbarer, flüssiger Sprache – häufig im Präsenz – beschreibt die Autorin das Szenario. Als Leser riecht man den Gestank, den das steigende Wasser verbreitet; fiebert bei den Rettungsszenen mit. So ist ein Buch entstanden, das ich gerne gelesen habe, auch wenn mich die Spannung nicht bis zum Ende getragen hat. Im letzten Drittel kam dann doch die eine oder andere Länge auf.
Trotzdem kann ich das Buch empfehlen. Vor allem Parisliebhaber werden ihre Freude daran haben, die eine oder andere Ecke der Stadt aus einer anderen Perspektive zu lesen.

Bewertung vom 22.08.2021
Die Verabschiebung
Zelter, Joachim

Die Verabschiebung


ausgezeichnet

Aufwühlende Liebesgeschichte, die zum Nachdenken anregt

So viele Menschen verlassen ihr Geburtsland um in der westlichen Welt eine Zukunft aufzubauen. Sie kommen, weil sie in der Heimat um ihr Leben fürchten müssen. Bei den einen passen ihre Ansichten nicht ins politische Umfeld; bei den anderen droht schreckliche Armut. Wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Faizan ist aus Pakistan geflüchtet. In Deutschland lernt er Julia kennen, die sich Hals über Kopf in ihn verliebt und alles daran setzt, ihm eine Bleibeperspektive zu schaffen. Doch die Bürokratie erlaubt das nicht: Alles wird hinterfragt, jede Aussage angezweifelt.

„Hätte er [Faizan] zwei Wörter für die letzten Jahre wählen sollen, es wären die Wörter Angst und Warten gewesen. Ein angstvolles Warten oder eine wartende Angst“ (Seite 35).


Joachim Zelter, 1962 in Freiburg/Breisgau geboren, hat schon zahlreiche Romane geschrieben und dafür einige Auszeichnungen eingeheimst. In seinem neuesten, 2021 erschienenen Werk nimmt er die deutsche Bürokratie näher unter die Lupe. Er lässt den Leser die Ausweglosigkeit vieler Flüchtlinge hautnah miterleben.


Das Buch hat bei mir viele Fragen aufgeworfen: Ab wann ist es zuviel? Warum wird Menschen, die sich redlich um Integration bemühen, das Leben so schwer gemacht, während Straftäter nicht abgeschoben werden können? Warum dürfen friedliche Menschen noch heute in Nacht- und Nebelaktionen aus der Wohnung geholt und fortgebracht werden? Warum wird die Liebe zwischen zwei Menschen nicht anerkannt? Und woher nehmen Fremde das Recht, ihre Nachbarn mit negativen Beurteilungen zu traktieren?

Dieses Buch hat mich emotional tief getroffen. Den Autor muss ich mir merken! Seine stakkatoartigen Sätze steigerten die Anspannung und die Wut auf eine menschenfeindliche Bürokratie und deren ausführenden Beamten ohne jegliches Einfühlungsvermögen.


Fazit: Ein Muss für jeden, der sich mit der Flüchtlingsproblematik auseinander setzen will!

Bewertung vom 18.08.2021
Das letzte Bild
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


gut

Emotionslos und überfrachtet

Eva schreibt vor allem Biografien. Recherche ist also ihr Metier. Als sie eines Tages über ein Zeitungsbild stolpert, ist sie wie elektrisiert. Denn es zeigt eine Rekonstruktion einer in den 70er Jahren in Norwegen ermordeten Frau, die ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Die DNA weist auf eine Herkunft aus Deutschland hin.
Ein spannendes Thema. Deshalb habe ich das Buch gelesen. Doch leider hat mich keiner der zwei Erzählstränge richtig einfangen können. Egal, ob ich die Reisen der Ermordeten begleitete oder Eva bei ihren Recherchen beobachtete; ich fühlte mich wie eine gelangweilte Zuschauerin. Ich erhielt zwar einen Überblick über das kurze Leben der Isdal-Frau, wie die ermordete Marguerite bezeichnet wurde, mir fehlte allerdings das Einfühlungsvermögen in ihr freudloses Dasein.
Der tatsächliche Mordfall ist bis heute ungeklärt. Die Autorin dieses mit vielen fiktiven Elementen versehenen Buches hat schon mehrere Bestseller geschrieben. Für dieses Buch hat Anja Jonuleit ausführlich recherchiert und ihre Erkenntnisse mehr oder weniger protokollarisch niedergeschrieben. Es kommen so viele Namen darin vor, dass ich mir ein Personenregister gewünscht hätte, um den Überblick nicht zu verlieren. Wie im Anhang erläutert, hatte die Autorin so viel Material zusammengetragen, dass sie damit mehrere Bücher hätte füllen können.
Vielleicht hätte es diesem Buch gut getan, die Themen etwas zu entflechten. Denn es hatte durchaus interessante Ansatzpunkte, wie zum Beispiel die Geschichte der Lebensborn-Heime aus dem dritten Reich und die Schuldgefühle der Menschen, die damals gelebt haben. Die zu Beginn einiger Kapitel eingefügten Zeitungsnotizen aus der Zeit stellen den Bezug zur Realität her und lassen die Neugier nachvollziehen, die zu diesem Buch führte.
Fazit: Ich habe trotz des interessanten Themas keine Zugang zu dem Buch gefunden. Es hat keine nachhaltigen Emotionen ausgelöst.

Bewertung vom 10.08.2021
Der Verdacht
Audrain, Ashley

Der Verdacht


gut

Wenn sich das große Glück zum Reinfall entwickelt

Blythe ist geschieden. Ihre Tochter Violet wächst beim Vater und seiner neuen Familie auf. Einst hatten sich die Eltern auf das Kind gefreut. Doch irgendwie wurden Blythe und Violet nie warm miteinander. Die Mutter hatte von Anfang an den Eindruck, von der Tochter abgelehnt zu werden. Das und dass der Vater einen beruhigenden Einfluss auf seine Tochter hatte, überforderte sie.
Blythe erzählt in diesem Buch ihrem Exmann Vox von ihren Gedanken und Gefühlen. Es liest sich wie ein einseitig stattfindendes Gespräch. Zwischendurch sind Episoden aus der Vergangenheit eingefügt, von den Problemen, die schon Blythes Großmutter und Mutter hatten.
Beim zweiten Kind, einem Sohn, taut Blythe auf und entwickelt starke Gefühle für das Baby. Doch ein Unglück wirft die Familie völlig aus der Bahn. Im Rückblick (ab Seite 137) stellt Blythe fest:
„Du und ich. Wir waren Partner, Gefährten, Schöpfer dieser beiden Menschen. Aber wir lebten zunehmend unterschiedliche Leben, wie die meisten Eltern. Du warst intellektuell und kreativ tätig, entwarfst Räume und Blickachsen und Perspektiven, befasstest dich mit Beleuchtung, Aufriss, Flächen. Du hattest drei Mahlzeiten am Tag. Du last Sätze, die für Erwachsene geschrieben wurden und du trugst einen sehr schönen Schal. Du hattest einen Grund zu duschen.
Ich war eine Soldatin, die in Endlosschleife eine Reihe körperlicher Aktivitäten ausführte. Windeln wechseln, Babymilch anrühren. Fläschchen erwärmen. Cheerios in Teller schütten. Das Chaos aufwischen. Verhandeln. Betteln. Seinen Schlafanzug wechseln. Ihre Kleidung herauslegen. Wo ist ihre Lunchbox? Sie warm anziehen. Gehen. Schneller. Wir sind spät dran. Sie zum Abschied umarmen. Die Schaukel anstoßen. Den verlorenen Handschuh finden. Den geklemmten Finger streicheln. Ihm einen Snack geben. Das nächste Fläschchen holen. Kuss, Kuss, Kuss. Ihn ins Bett legen. Putzen. Aufräumen. Finden. Machen. Hähnchen auftauen. Ihn aus dem Bett holen. Kuss, Kuss, Kuss. Seine Windel wechseln. Ihn in den Kinderstuhl setzen. Sein Gesicht abwischen. Geschirr spülen. Kitzeln. Seine Windel wechseln. Kitzeln. Die Snacks in einen Beutel packen. Waschmaschine anstellen. Ihn warm einpacken. Windeln kaufen. Und Spülmittel. Zur Schule hetzen, um sie abzuholen. Hallo, hallo! Schnell, schnell. Die warmen Sachen ausziehen. Wäsche in den Trockner. Ihre Lieblingssendung einschalten. Das genügt jetzt. Bitte. Du tust, was ich sage.“ usw.
Hier beschreibt die Autorin sehr drastisch, wie es dazu kommt, dass sich Menschen, die sich einmal geliebt haben, auseinander entwickeln. Für mich war das die Stelle im Buch, die mich am meisten berührt hat, weil hier Gefühle nachvollziehbar herüberkommen. Auch die Sprache der Autorin hat mir gefallen. Trotzdem vergebe ich nur drei Sterne. Vielleicht habe ich das Buch zu einem falschen Zeitpunkt gelesen. Ich suchte Unterhaltung, aber diese Geschichte hat mich runtergezogen. Ich musste mich regelrecht abschotten, um das Geschehen nicht zu nah an mich heran zu lassen. Ich konnte das Gelesene an vielen Stellen kaum ertragen, doch das Buch mittendrin abzubrechen, brachte ich auch nicht fertig. Das könnte man als Verdienst der Autorin sehen, die wirklich schreiben kann. Schön wäre es allerdings, wenn ihr nächstes Buch das Böse im Menschen weniger hervorheben würde.

Bewertung vom 08.08.2021
Mein Sternzeichen ist der Regenbogen
Schami, Rafik

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen


sehr gut

Gern gehörte Kurzgeschichten

Dies ist nicht mein erstes Buch von Rafik Schami. Ich mag seinen Erzählstil sehr. Entführt er mich doch immer wieder in seine buntschillernde Welt.

In der ersten, titelgebenden Erzählung geht es um einen syrischen Jungen, dessen Angebetete ihn nur erhören will, wenn er ihr sein Geburtsdatum sagt. Doch da der Tag in Syrien nicht wichtig ist, kennt er ihn nicht und findet ihn auch mit Hilfe seiner Verwandten nicht heraus. Jeder erinnert sich an andere Anhaltspunkte. So heiratet die Cousine einen anderen Mann. Der selbst sagt von sich, dass sein Geburtstag der Regenbogen sei.

Es gibt noch mehrere Geschichten, in denen es um Geburtstage und ihre Feiern geht, die manchmal nicht so verlaufen, wie es sich der Gastgeber gewünscht hätte. Ansonsten stehen das Leben und die Liebe an sich im Mittelpunkt. Immer wieder thematisiert Schami die Migration, die ihn umzutreiben scheint. Schließlich kam der 1946 in Damaskus geborene Schriftsteller erst 1971 in seine Wahlheimat Deutschland, wo er in Heidelberg sein Chemiestudium 1979 mit einer Promotion abschloss. Er schreibt ausschließlich auf Deutsch

All diesen kürzeren oder längeren Erzählungen zuzuhören fand ich recht erbaulich. Ich habe mir die Geschichten von Wolfgang Berger vorlesen lassen. So konnte ich mich ihnen ganz hingeben und sie genießen, ohne meine Augen anzustrengen.

Wolfgang Berger ist ein geübter Hörbuchsprecher und schafft es hervorragend, mich in die Geschichten hineinzuziehen. Das Einzige, was mir an dieser Hörbuchfassung nicht gefiel, war die kurze Aufeinanderfolge der einzelnen Erzählungen, so dass ich das Ende der einen und den Beginn der nächsten überhörte, wenn ich nicht ganz konzentriert war. Eine längere Pause oder noch besser ein paar Takte Musik hätten sich hier gut gemacht.

Bewertung vom 29.07.2021
Pfoten vom Tisch!
Kerkeling, Hape

Pfoten vom Tisch!


ausgezeichnet

Hape Kerkeling zuzuhören, macht einfach gute Laune. Auch wenn seine ersten Worte erstaunen, weil nicht die Katze, sondern ein Hund im Mittelpunkt steht. Der ist wichtig, um zu erfahren, warum er diese Vierbeiner nicht mag. Katzen dagegen sind sein ein und alles.

Der Komiker erzählt gewohnt humorvoll vom Leben mit seinen Katzen; wie er zu ihnen gekommen ist und was er an ihnen liebt. Wer selbst eine Katze als Familienmitglied hat, wird seine Fellnase an vielen Stellen wiedererkennen.

Das Hörbuch enthält für diejenigen, die überlegen, sich ein Haustier anzuschaffen, viele wertvolle Tipps. Man lernt die unterschiedlichen Katzen-Rassen kennen, erfährt praktisches und mystisches zur Katzenhaltung, geht mit dem Autor und seinen Katzen auf Reisen und darf immer wieder auflachen.

Ich hatte jedenfalls viel Spaß beim Zuhören und kann diese Mischung aus Erzählung und Sachbuch wärmstens empfehlen. Außerdem konnte ich feststellen, dass sich meine Kommunikation mit unserer Katze durch das Buch etwas verändert hat.

Danke an den Autor für die schönen Stunden, die er mir mit seinem Buch bereitet hat!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.