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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2023
Geschichte Japans
Schwentker, Wolfgang

Geschichte Japans


ausgezeichnet

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. So etwas Gutes kommt nicht alle Tage.
Der Stoff, für Einsteiger verständlich aufbereitet, wohl strukturiert, prima präsentiert, hat Lesegenuss pur geliefert. Es wahren Lesestunden zum Vergnügen, wie ein nettes Gespräch mit einem guten Bekannten. Sehr informativ und lehrreich. Die etwas über tausend Seiten flogen doch zu schnell vorbei, wie es bei großartigen Büchern oft der Fall ist.
Enormes Fachwissen auf dem Gebiet sieht man dem Text an. Und doch ist die Geschichte so schlicht und ergreifend erzählt. Diese feine, ruhige, sehr angenehme Art, die Dinge vorm inneren Auge der Leser auszubreiten, habe ich auf weiten Strecken genossen. Der Autor ist ein begnadeter Unterhalter. Fürs Schmunzeln und Auflachen wurde hier auch gelegentlich gesorgt.
Die große Leseprobe auf der Internet-Seite des Verlages liefert einen guten Einblick. Die Einleitung erklärt u.a. auch das Leitmotiv des Buches, s. S. 33. Der Haupttext ist mMn viel zugänglicher geschrieben, von den frühgeschichtlichen Anfängen bis zur Gegenwart. Ich gehe nicht weiter ins Detail, es würde sonst jeden Rahmen sprengen. Lesen Sie lieber das Buch und gelangen Sie zur eigenen Meinung darüber. Stets eine gute Idee.
Für mehr Inhaltsangaben schauen Sie ins Inhaltsverzeichnis. Die Kapitelüberschriften sind so aussagestark, dass sie einen sehr guten Überblick über den gelieferten Stoff abgeben.
Die Buchgestaltung fällt, passend zum Inhalt, hochwertig aus: Festeinband, Umschlagblatt, 2 Lesebändchen, alles farblich perfekt passend, 44 s/w Abbildungen, 8 Karten. Die Anmerkungen, nach Kapiteln des Buches geordnet, auf etwas über 160 Seiten, liefern Hinweise zu Quellen und weiterführender Literatur. Ein schönes Geschenk/Mitbringsel für Japanliebhaber.
Fazit: Wenn Sie als Einsteiger Interesse an Geschichte Japans haben oder einfach an einem sehr guten Lesestoff, sind Sie bei diesem Buch goldrichtig.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2023
Käse machen
Roth-Marwedel, Sibylle;Schnellbeck, Anja

Käse machen


ausgezeichnet

Ein sehr gutes Buch, wenn man ins Thema „Käse Machen“ einsteigen möchte. Man bekommt das nötige Wissen, sehr zugänglich aufbereitet, all das, was man dafür braucht, begleitet von vielen Farbfotos.
Jedes Kapitel hat seine Highlights. Insbesondere das zu Milch, recht tief in die Materie eingestiegen, extra Dank dafür, und welche sich zum Käsemachen eignet: Was also, in welchem Wortlaut auf der Packung stehen soll, wenn man die Milch im gut sortierten Supermarkt oder Biomarkt finden möchte. Hat mir sehr gut weitergeholfen.
Auch bei den Grundtechniken ist das Wissen so gut für Einsteiger geeignet aufbereitet, dass man sich doch ans Käsemachen trauen kann. Ehrlich gesagt, mir haben hier bewegliche Bilder gefehlt, i.e. Videos. Aber ein Video ist ein anderes Medium. Auch, wenn viele Autoren das machen, z.B. beim Thema Backen, mit Videos die eigenen Bücher damit ergänzen. Im Buch gibt es viele Fotos, die die Prozesse und Ergebnisse sehr anschaulich darstellen/rüberbringen.
Die Rezepte sind gleich im Inhaltsverzeichnis in Schwierigkeitsgrade unterteilt, was das Ganze auch enorm erleichtert. Nur einige Beispiele: Joghurt. Kefir, Quark, Schichtkäse, Paneer sind am einfachsten, auch weil der Prozess des Käsemachens nicht lange dauert, also Stufe 1. Camembert, Aschekäse, Ofen-/Grill-/Bratkäse, Butte sind Stufe 2. Gouda, Blauschimmelkäse, Pecorino, Hartkäse sind der Schwierigkeitsstufe 3 zugeordnet. Viele Rezepte sind für 5 Liter Milch portioniert. Wenn man eigene Kuh zur Verfügung hat, dann ist es freilig kein Problem (schmunzel). Gut fand ich, dass man auch einige Rezepte für Molke hinzugefügt hat. Davon hat man nach dem Käsemachen mehr als genug. Diese kann man, mit Früchten angereichert, auch gut verwerten.
Ich habe einige Rezepte aus der Stufe 1 ausprobiert. Das funktioniert wie beschrieben. Für weitere Experimente muss ich erstmal einen vernünftigen Roh-Mich-Lieferanten finden. Die Milch aus dem Supermarkt schmeckt mir nicht wirklich.
Fazit: Ein sehr hilfreiches, nützliches Buch, das den Einstieg ins Käsemachen enorm erleichtert. Eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 05.06.2023
Vom Kochen und Töten
Joskowitz, Leon

Vom Kochen und Töten


sehr gut

Ein bemerkenswertes Buch, das ich gern gelesen habe. Wer Gefallen an Philosophie und Kochen hat, wird mit diesem Buch paar erfüllte Lesestunden finden.
Aber auch diejenigen, die in die Thematik erst einsteigen, nicht nur (angehende) Studenten der Philosophie, sondern Menschen, die einfach gern kochen und über das Wesen des Kochens und seine Bedeutung nachdenken mögen, werden hier spannende Gedanken/Erkenntnisse finden, die man im Kreis der Familie/ Freunde gern ausdiskutieren kann.
Der Klappentext auf dem Buchrücken beschreibt den Inhalt sehr treffend. In einem Satz: Der Mensch ist zu solchem geworden, weil er sein Essen zuzubereiten anfing. Den einzelnen Schritten, die dazu gehören: Sammeln, Schlagen, Schneiden, Jagen usw., sind einzelne Kapitel gewidmet. Abgerundet, quasi als Tüpfelchen auf dem i, wurden diese Schritte von: Kochen, Sprechen, Lachen uvm.
Der Autor beschreibt auch, oft in Dialogform, was andere Philosophen, Geistliche und einfach Menschen, die gern kochen und essen, zu dem Thema beigetragen haben. Darunter alte Geschichten, die meist von Mund zu Mund über Generationen hinweg überliefert wurden, z.B. wie ein Tiermensch dank des Kochens zum Menschen wurde. Das alles beim vollen Tisch samt primo piatto, secondo und vollen Weingläsern bei Donna Lorena in den Sabiner Bergen im Hinterland von Rom. Es geht hier also auch gesellig zu.
Und wenn man das Ganze langsam durchliest, öffnet sich einem eine spannende, unverbrauchte Sicht auf all diese alltäglichen Dinge. Bei vielem könnte man dem Autor auch zustimmen. Es könnte sich so zugetragen haben. Beweisen lässt sich freilig nichts.
Meist lasse ich Bücher einige Wochen auf mich wirken: Was passiert, wenn man den Inhalten genug Zeit und Raum lässt? In Anlehnung an Paul Klee, der an einem Bild so lange gearbeitet hatte, bis es zu ihm sprach. Oft genug habe ich an dieses Buch gedacht. An die einzelnen Schritte des Kochens und ihre Bedeutung. Und natürlich gekocht. Mehr als sonst. Schöne, aufwendige Gerichte, für die ich früher nur schwer die Motivation fand. Hat Spaß gemacht. Nicht nur mir beim Kochen und Denken. Auch der Familie beim Essen (lach). Jedenfalls, das Buch wirkt positiv nach. Und das ist ein sehr gutes Zeichen.
Als Hörbuch kann ich mir es sehr gut vorstellen. Wenn es sich ergibt, höre ich es mir an.
Gern lese ich weitere Bücher des Autors. Sehe hier gutes Potenzial.
Fazit: Sehr lesenswert. Ungewöhnlich und gut.
Hochwertige Buchausstattung macht das Buch zu einem netten Geschenk/Mitbringsel. Die Anmerkungen, weiterführende Literatur hinten liefern einige lesenswerte Titel.

Bewertung vom 05.06.2023
Die Sprache der Wale
Mustill, Tom

Die Sprache der Wale


sehr gut

Ein sehr gutes und aufschlussreiches Werk für alle, die Bücher über die Tiere und ihr Verhalten lieben. Hier geht es sehr anschaulich und für alle verständlich um die Wale. Aber auch die Leser, die sich für Sprachen und Kommunikation interessieren, können hier einige spannende Tipps finden.
Klappentext auf dem Buchrücken beschreibt den Inhalt sehr treffend. Tom Mustill, nach einem heftigen Zusammentreffen mit einem Buckelwahl, widmet seine Zeit ausgiebig dem Thema „Wale und ihre Welt“. Die Ergebnisse fasst er in diesem Buch zusammen.
Eine faszinierende Welt eröffnet sich dem Leser auf dessen Seiten. Man liest u.a., wie die Wale die Welt wahrnehmen. Höchstinteressant und so ganz anders als Menschen.
Mustill beschreibt auch seine Empfindungen, man kann es deutlich körperlich spüren, wenn man vor dem Wal im Wasser schwebt und dieser einen abscannt.
Über Delfine gibt es auch ein Kapitel, da es um die Kommunikation geht: Es lohnt sich, mit ihnen auszutauschen. „Wie mit allen Meeresbewohnern, wie mit dem Meer selbst“, musste ich denken. Dazu gab es vor paar Jahren auch ein sehr gutes Buch eines französischen Biologen (Die Eloquenz der Sardine von Bill Francoise).
In Sachen Kommunikation ist Kapitel 10 „Google Translate für Wale“) besonders interessant. Hier wurde beschrieben, wie man mittels künstlicher Intelligenz den Walgesang in menschliche Begriffe/ins Englische zu übersetzen versucht, anders gesagt, man versucht zu begreifen, was die Wale „sagen“. Natürlich, es sind mehr Fragen, die zurzeit im Raum stehen, als Antworten darauf. Das Ganze steht noch in Kinderschuhen. Aber wenn hier mehr Aufmerksamkeit aufkommt, desto eher gelingt es den Menschen, die Wale zu verstehen, so der Gedankengang des Autors.
Sehr vielversprechend, was im letzten Kapitel als Vision zum Jahr 2055 in Sachen Kommunikation mit Tieren auf S. 332 steht: „Naturfilme können untertiteln werden…“ Da ist noch mehr dazu.
Das Buch ist sehr anschaulich, bildhaft, begleitet von s/w Fotos, sehr zugänglich geschrieben. Besteht zum großen Teil aus Erfahrungen des Autors im Umgang mit Walen und Erfahrungen der Menschen, die er bei seinen Recherchen getroffen hat. Viele Dialoge sind in den Text eingebettet, was das Ganze noch lockerer macht. Eine Frau werde ich wahrscheinlich nicht so schnell vergessen, die sagte, sie trinkt keinen Kaffee und keinen Alkohol, hat sonst auch keine Lasten und braucht insgesamt nicht viel. Was sie aber unbedingt haben muss: Zur Walbeobachtung fahren und den Walen begegnen. Sie, mit ihrer Präsenz, können also süchtig machen.
Es sind noch mehrere Dinge, an die ich in den letzten Wochen, nachdem die letzte Seite umgeblättert wurde, zurückdenken musste. Es hallt also nach. Und die untertitelten Naturfilme zu schauen habe ich mir fest vorgenommen (schmunzel).
Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das man auch als Geschenk/schönes Mitbringsel gern verschenken kann.
Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus: Festeinband in Dunkelblau, Umschlagblatt, Lesebändchen farblich passend dazu. Anmerkungen und weiterführende Literatur, samt Videos, nehmen gut 40 Seiten ein. Register hilft, sich schnell im Buch zurechtzufinden. Hier also volle Punktezahl.

Bewertung vom 07.04.2023
Rauhnächte
Luik, Arno

Rauhnächte


ausgezeichnet

Zwei Richtungen, die sich im Verlauf abwechseln, schlägt sein Buch ein.

Zum einen schreibt er, wie es ihm nach Diagnose Krebs geht. So macht er für andere, z.B. für Angehörige, transparent, wie das Leben nach so einer Diagnose plötzlich aussieht: unzählige Stunden in Wartezimmern, Gespräche mit Ärzten, die Notwendigkeit weitreichende Entscheidungen zu treffen, ohne dass man sich dafür ausreichend qualifiziert erachtet, schlaflose Nächte.

Zum anderen teilt Arno Luik mit den Lesern seine Gedanken über die neusten Entwicklungen in dieser Welt. Die Themen weiß man, wenn man sich vergegenwärtigt, was durch alle Mainstream-Kanäle seit 19 September 2022 bis zum Jahresende lief.

Schonungslos, aussagestark, ohne Rücksicht auf Verluste geht es hier zu. Und genau das ist es, was ich anderen Lesern ans Herz legen möchte. Viel Wahres dran. Die Seite 59 werde ich nie vergessen. Musste ich auflachen. Wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Schon wegen dieser Abbildung lohnt es sich, das Buch aufzuschlagen. Prima auf den Punkt. Und das ist nicht die einzige Stelle in dieser Qualität. Stark ist auch Luiks Kommentar auf Baerbocks Rufe, sie wolle ja Russland vernichten. Das mit dem Cartago, das gibt einem zu denken. Wenn man schon nichts aus der Geschichte gelernt hat.

Die hochwertige Buchgestaltung passt prima zum Inhalt (Festeinband, Umschlagblatt, das gesamte Design) und macht das Buch zu einem guten Geschenk/ netten Mitbringsel.

Fazit: Lesen und weiter sagen. Mit Freunden, Familie etc. die Inhalte diskutieren. Es geht hier um deutlich mehr als der Klappentext verspricht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2023
Satt und unzufrieden
Kremer-Schillings, Willi

Satt und unzufrieden


ausgezeichnet

Ein sehr wichtiges Buch, das unbedingt gelesen und gesamtgesellschaftlich ausdiskutiert gehört. Eine der existentiellen Fragen, die jeden betrifft und über die man kaum emotionslos reden kann, wurde hier zur Sprache gebracht: Wie das Essen hierzulande gemacht wird, gemacht werden darf und wie die Zukunft der Branche aussieht.
Jede Menge Zündstoff steckt in diesem Werk. Und auch deshalb gehört es gelesen und ausdiskutiert.
Nach seiner langjährigen Berufserfahrung als Landwirt schreibt Dr. Kremer-Schillings über die schwierige gegenwärtige Situation der Landwirte: Nicht nur die grundliegenden Konflikte wie Klima-, Umwelt-, Artenschutz kommen hier deutlich zur Sprache, auch die oft unerfüllbaren, diametral gesetzten Forderungen, mit denen sich die Landwirte konfrontiert sehen, und was sie aus der Landwirtschaft machen.
Im letzten Kapitel „Der Blick nach vorn“ liefert Dr. Kremer-Schillings eine realistische Einschätzung, wie es weitergehen wird und äußert zum Schluss seinen Wunsch: „Handeln Sie so, wie Sie reden. Sie wissen jetzt: Wir Bauern können alles. Aber nicht zum Nulltarif.“
Man muss sich nicht in allen Punkten mit dem Autor einverstanden erklären. Das erwartet keiner. Aber!
Es ist wichtig, dass die Menschen über die Lage der Landwirte und um ihre Probleme wissen und entsprechend handeln/einkaufen, denn wer sich stets im Supermarkt von der Maxime „Geiz ist geil“ leiten lässt, sollte lieber nicht die hochqualitative (und hierzulande entsprechend teuer produzierte) Bioprodukte lauthals im Netz und auf den Demos einfordern. Alles hat seinen Preis. Folgende Situation, die keine Seltenheit ist: Der Landwirt hat die Forderungen ernst genommen, entsprechend seine Abläufe angepasst, ggf. neue Maschinen etc. besorgt. Die Herstellungskosten sind entsprechend gestiegen. Nun ist die politisch korrekte Ware da, wird aber im Supermarkt ausgelistet: Der Kunde bezahlt diesen Preis nicht.
Noch mehr Aspekte beinhaltet dieses Werk. Die hier zu bringen, würde den Rahmen sprengen. Besser: Lesen Sie selbst.
So ein Buch, in dem „das Dilemma der Essensmacher“, die wichtigsten Dinge zum Thema „Landwirtschaft heute“ so zugänglich, für jeden leicht verständlich aufbereitet wurde, hat es wirklich gebraucht. Und dafür gilt mein Dank an den Autor und den Verlag.
Fazit: Unbedingt lesen. Für Schulde, Studium, Beruf, Gespräche mit Freunden und Familie liefert es jede Menge Diskussionsstoff und vor allem die Grundlage zum Umdenken und für entsprechendes Handeln.

Bewertung vom 29.03.2023
Maria Callas
Baur, Eva Gesine

Maria Callas


ausgezeichnet

Eine bemerkenswerte Biografie, die ich sehr gern gelesen habe und uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Spannende Art der Stoffdarbietung. Origineller Ansatz. Sehr gelungen umgesetzt.
Eines schönen Sommertages standen wir auf der Insel Sirmione vor einer imposanten Villa mit atemberaubendem Blick über den Gardasee und lasen auf einer kleinen Tafel, dass in diesem Haus Maria Callas 1957-1959 verweilte und gar zeitweise Gesangunterricht gab. Da entstand der Wunsch, mehr über die Diva zu erfahren.
Diese Biografie aus der Feder von Eva Gesine Baur erwies sich als ein Glücksgriff. Nicht nur sehr angenehm zu lesen, bot diese Biografie einen unverbrauchten, spannenden Ansatz. Die Person Maria Callas wurde im Spannungsfeld zwischen Calls beruflich und Maria privat interpretiert. So gesehen wurde vieles in ihrem Leben besser erklärbar, darunter ihre unglückliche Ehe mit einem viel älteren Geschäftsmann, der von ihrem Gesang lebte und sie obendrein in vielerlei Hinsicht betrog, ihre langjährige Verbindung zu Aristoteles Onassis uvm. Ihr Charakter mit all den Widersprüchen wurde auf diese Weise zugänglicher, ihr Verhalten nachvollziehbarer.
Das Mädchen, das zu wenig Liebe als Kind und Heranwachsende erfahren durfte, besaß einen unerschütterlichen Willen, groß herauszukommen. Enorm viel Arbeit an ihrer Begabung brachte doch das Angestrebte. Bloß der große Ruhm, und später auch das Geld, konnte die seelische Verletzung aus ihrer Kindheit kaum heilen, höchstens eine Erleichterung verschaffen, solange Calls auf der Bühne stand und ihre Erfolge genießen durfte. Und als diese Quelle aus Altersgründen versiegte, bald gab es auch die Maria nicht mehr. So hochprofessionell sie beruflich auftreten konnte, so linkisch und unbeholfen zeigte sie sich im privaten Bereich, in Liebe und Freundschaft, was sie am Ende sehr einsam machte. So der kurze Abriss. Da gibt es noch mehr Aspekte, deren Erläuterung den Rahmen hier sprengen würde. Einige Fragen bleiben doch ungeklärt. Es ist aber weiter nicht dramatisch. Der Kern wurde prima ausgearbeitet.
Der Text ist mit aussagestarken, sehr interessanten s/w Fotos von Maria Callas (44 Abbildungen) angereichert. Einige davon dürfen Seltenheitswert aufweisen, wie etwa Callas in Kappadokien bei Dreharbeiten 1969, Callas mit Tuch und dunkler Brille mit ihren beiden Pudeln auf dem Flughafen Orly, Paris 1966, Callas zusammen mit Liz Taylor und Richard Burton 1968, Callas mit ihrer Rivalin Renata Tebaldi 1969 wie beste Freundinnen und viele anderen. Schon allein wegen der Fotos lohnt es sich, das Buch sich näher anzuschauen. Der Text steht im Nichts nach.
Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus, was das Buch zu einem schönen Geschenk macht.
Spannend, gekonnt geschrieben, bietet diese Biografie erfüllte, bereichernde Lesestunden.
Ich freue mich auf weitere Werke aus der Feder von Eva Gesine Baur und vergebe gerne 5 leuchtende Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 29.03.2023
Montaigne
Reinhardt, Volker

Montaigne


ausgezeichnet

Ein lesenswertes Sachbuch, vor allem für Einsteiger, das das Werk Montaignes und seine Zeit den heutigen Lesern nahebringt. Die Menschen im 21 Jh. begreifen und erleben das Leben deutlich anders zu den Zeiten Montaignes. Und gerade deshalb ist es gut, wenn es Kenner gibt, die damalige Zeit mit ihren Eigenarten und das Werk des Philosophen den heutigen Lesern verständlich erklären können.
Insbesondere die Erläuterungen zu den Gegebenheiten in Frankreich fand ich interessant und bereichernd, denn diese Regeln gelten, wenn auch in leicht abgewandelter Form, bis heute, wenn man etwas genauer schaut: Wer und wie zum Adeligen „befördert“ werden konnte und warum. Wie hatte sich der Adelige zu verhalten, wie hatte er sein Leben und das Leben seiner Familie, seiner Untergebenen zu gestalten und warum uvm.
Montaignes Essays kamen oft genug zu Sprache: Essays von 1580 im Dritten Kapitel und vom 1588 im Fünften. Klar, es ist ein Versuch einer Interpretation, eine Annäherung. Die Essays müsste man am besten selbst lesen. Aber das Interesse, die Motivation, diese sich bei Gelegenheit zu Gemüte zu führen, wurde durch dieses Buch nochmals bestätigt, und die zusätzlichen Anhaltspunkte geliefert, warum man die Essays heute lesen sollte.
Auch der biographische Aspekt spricht dafür: Wie Montaigne als Mensch war, was ihm wichtig erschien, welche Freunde und Feinde, welche Leiden und Freuden im Leben er hatte, wie er damit umging uvm. Dass er vielen Vorgaben nicht folgen mochte und dies auch oft nicht tat, macht ihn nicht nur zum sympathischen philosophierenden Querdenker. Das kritische Hinterfragen der Taten der Mächtigen, wie er es zu tun pflegte, hätte auch uns heute nicht geschadet.
Es gibt noch mehr Aspekte, die für die Lektüre dieses Buches sprechen, die den Rahmen hier sprengen würden.
Die Buchgestaltung: Festeinband, mit 23 s/w Abbildungen und 2 Karten, fällt hochwertig aus, wie so oft bei C.H. Beck, was das Buch zu einem guten Geschenk macht.
Fazit: Eine sehr gute Adresse vor allem für Einsteiger. Aber auch leicht Fortgeschrittene können hier für sich einiges Neues, Interessantes, Bereicherndes entdecken.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2023
Die Sprache der Sonne
Göritz, Matthias

Die Sprache der Sonne


sehr gut

Von der Leseprobe mein Interesse geweckt, hier wollte ich unbedingt weiterlesen. Und ja, jetzt, nach so und so vielen Wochen, nach dem die letzte Seite umgeblättert, kann ich sagen, dass der Roman einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Auf drei Zeitebenen erzählt er nicht nur spannende, eigenartige Lebensgeschichten, auch ein Stück deutscher Geschichte, insb. die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts in Berlin, wurde hier gekonnt in den Erzählteppich eingebettet.
Der Roman fängt im Jahr 2016 in Istanbul an und kehrt immer wieder, nach kurzen oder auch längeren Ausflügen in die Vergangenheit, dorthin auch zurück. In diesem Erzählstrang sucht eine junge Amerikanerin Lee, nach dem Tod ihrer innig geliebten Großmutter, nach so etwas wie Halt im Leben. Lee kann sich zu nichts aufrappeln, keine Entscheidung bezüglich ihres weiteren Werdegangs treffen, hat keine Kraft, um weiterzumachen. Als Lösungsansatz versucht sie, die Spuren ihrer Großmutter zu erforschen und reist nach Istanbul, wo diese, als junge Frau auf der Flucht aus Nazi-Deutschland, einige Jahre verbracht und in einen gefragten Journalisten verliebt war. Dabei hilft ihr auch das Tagebuch ihrer Oma, in dem sie vieles aus ihrem damaligen Leben festgehalten hatte. Diese Frau, die Großmutter, ist unbedingt des Kennenlernens wert: so geistreich und charakterstark, so mutig, strotzend vor Lebenskraft und Überzeugung, dass sie dieses Leben zu einem besseren Ort machen kann! Faszinierend. Vllt versucht Lee nun zumindest einen Bruchteil davon abzubekommen, in dem sie sich mit der Vergangenheit beschäftigt. Lee ist in vielen Dingen das Gegenteil ihrer Oma.
Die Lebens- und Liebesgeschichte des damaligen Geliebten wurde in den Rückblenden erzählt: seine Zeit in Berlin der zwanziger Jahre, und wie und warum er hinkam und dann nach Istanbul ging. Hier musste ich oft an das Buch aus der Feder von Volker Ullrich „Deutschland 1923“ denken. Er hat wunderbar lebendig, ja zum Greifen nah, diese Zeit im Rahmen seines Sachbuches eingefangen.
Sprachlich ist der Roman ebenso ein Highlight. Ungewöhnlich, bereichernd, herzerfrischend wirken etliche Sätze auf Türkisch. Auch einige Gedichte sind dabei. In etwa die Hälfte des Romans, wenn nicht noch mehr, spielt in der Türkei. Das passt. Und lässt auch in diese Kultur eintauchen. Dabei werden Kontraste sichtbar: Orient und Okzident, die auch in dem Zusammenhalt der Menschen, in der Art miteinander umzugehen zum Ausdruck kommen. Kontraste kann man auch in den Figuren von Lee, und ihrer Großmutter sehen, zwischen ihr und ihrem Geliebten, zwischen damals und heute usw.
Man kann seitenlang über diesen Roman referieren. Besser: selbst lesen.
Für mich war „Die Sprache der Sonne“ etwas zu wortreich erzählt. Das passt zwar zum Orient in dieser Geschichte, aber ich habe die Klarheit und präzise Knappheit vermisst, die ich z.B. in „Kleine Freiheit“ von Nicola Kabel genossen habe. Die Art der Stoffdarbietung bei der „Sonne“ hätte an einigen Stellen gern etwas filigraner, ja geschickter ausfallen können.
Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus, was das Buch zu einem netten Mitbringsel/ Geschenk macht. Es gibt zwei geographische Karten, in Farbe, von den Orten in der Türkei, wo der Roman spielt. Festeinband mit Schutzumschlag aus festem, glattem Papier, ein schönes Cover-Bild mit der jungen Frau, die Lee oder auch ihre Großmutter darstellt, das prima zum Inhalt passt.
Fazit: Ein beeindruckender Roman, der noch lange nachhallt. Gern gelesen.

Bewertung vom 23.01.2023
Die große Trommel
Redivivus, Tacitus

Die große Trommel


ausgezeichnet

Ich muss gestehen, ich bin restlos begeistert.

Es war so beeindruckend, voller kleinerer und größerer Details, die man heute vllt nicht mehr so präsent auf dem Radar hat und noch vieles mehr, dass ich nach paar Wochen das Werk nochmals gelesen habe.
Und als erstes, was mir in den Sinn kam, war: Grandios! Absolut grandios. So luzide, geradezu hellsichtig! Wie tief der Autor das Wesen Hitlers durchschaut und wie großartig er das Ganze zu Papier gebracht hat! Hut ab!

Die Buchbeschreibung bringt es auf den Punkt, noch besser kann man den Inhalt wohl kaum umreißen.

So habe ich es auch während der Lektüre erlebt.

Das Buch sollte man sich nicht entgehen lassen. Schon allein, um diese Art zu denken und schreiben quasi hautnah zu erleben. So eine Qualität gibt es nicht jeden Tag.

Und in dem Jahr, in dem sich Hitlers Machtergreifung zum 90. Mal jährt, ist es ein Must read, ob in der Schule, Hochschule oder zu Hause.

Enorm bereichernd, in vielerlei Hinsicht.

Dieses Werk hat bei mir größeres Interesse an Persönlichkeit Hitlers geweckt. Da kommt im Februar eine neue Biografie aus der Feder von Wolfgang Schieder. Ich bin sehr gespannt darauf.

Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus, prima passend zum Inhalt: Festeinband, Schutzumschlag. Prima als Geschenk.