Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Anonym

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2024
Kosakenberg
Rennefanz, Sabine

Kosakenberg


sehr gut

Schön melancholisch geschrieben



Was passiert mit einem ostdeutschen Dorf, wenn nach und nach alle Jungen wegziehen und nur die Älteren zurückbleiben. Davon erzählt Sabine Rennefanz in „Kosakenberg“.

Kathleen, die in „Kosakenberg“, einem ostdeutschen Dorf aufgewachsen ist, hat dieses schon in jungen Jahren verlassen, um nach London zu ziehen. Doch trotz dessen hat „Kosakenberg“ immer noch Einfluss auf sie und so begleiten wir wie sie diesen bei 10 Heimfahrten nach Kosakenberg auf den Grund geht. Über die Jahre erleben wir, wie sich das Dorf verändert, erfahren aber auch mehr über Kathleens dortige Vergangenheit. Dadurch wird deutlich, welche Einflüsse ihr Aufwachsen in einem ostdeutschen Dorf bis heute auf sie hat und wie schwer es ist seine Heimat wirklich zurückzulassen. Rennefanz gelingt es, die diesbezügliche Melancholie perfekt mit ihrer Sprache zu transportieren. Dadurch wird der Schmerz, der damit einhergeht, seine Heimat zu verlassen, toll eingearbeitet. Die dahinterstehenden Fragen, welche Bedeutung unsere Heimat auf uns auch noch hat, wenn wir sie verlassen und welche Zukunft ostdeutsche Dörfer haben, hat mich stark zum Nachdenken angeregt. Insgesamt ein toll geschriebenes Buch, das noch länger nachwirkt.

Bewertung vom 06.05.2024
Not Worth Saving / Brooke & Noah Bd.1
Niebler, Marie

Not Worth Saving / Brooke & Noah Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Lektüre dank Brookes tiefgründiger Vergangenheit


Ich habe „Not worth saving“ als Hörbuch gehört und es konnte mich nebenher gut unterhalten. Wir begleiten sowohl Brooke, die nach zwei Jahren wieder in ihre Heimat nach Neuseeland zurückkehrt als auch Noah, den besten Freund von Brookes Bruder Greysen. Auch wenn zwischen Brooke und Noah direkt eine Chemie besteht, so ist er, weil er der beste Freund ihres Bruders ist, doch Tabu…

Marie Niebler verarbeitet in dem Buch Brookes harte Vergangenheit, die dazu geführt hat, dass sie kein gutes Verhältnis mehr zu ihrer eigenen Familie hat. Auch wenn ihre Vergangenheit sehr hart ist, kam sie mir nicht unrealistisch rüber, da es Niebler gelingt, Brookes Geschichte realistisch zu erzählen. Die diesbezüglichen Problematiken werden sensibel aufgearbeitet und geben der Geschichte eine gute Portion Spannung und Tiefgründigkeit.

Brookes individualistische Art hat dazu geführt, dass sie mir direkt sympathisch war. Ihre Ecken und Kanten werden toll ausgearbeitet, sodass sie für mich sehr greifbar war. Demgegenüber hätte ich mir bei Noahs Charakter noch mehr Tiefe gewünscht, aber vielleicht kommt das auch erst in Band 2. Insgesamt eine spannende und emotionale Geschichte für entspannte Lesestunden.

Bewertung vom 06.05.2024
Queen of Fashion / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.26
Holden, Stephanie

Queen of Fashion / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.26


ausgezeichnet

Informativ und unterhaltsam

Da ich noch nicht viel über Vivienne Westwood gewusst habe, war dieses Buch perfekt geeignet, um bei unterhaltsamen Lesestunden mehr über sie zu erfahren. Stephanie Nolden gibt uns einen weit umspannten Einblick in Viviennes Leben. Natürlich erfahren wir, wie sie zu der Ikone werden konnte, für die sie heute steht, daneben geht Holden aber noch weiter und erzählt auch von Westwoods letzten Jahren und ihrem diesbezüglichen Engagement für den Klimawandel. Welche Widerstände Vivienne auf dem Weg zu einer florierenden Marke erleben musste, beschreibt Nolden ausführlich. Neben Viviennes Marke geht es aber auch um ihren (Ex) Lebensgefährten McLaren und dessen Einfluss auf ihre Modekreationen. Nolden verbindet die vielen Details geschickt zu einem leicht zu lesenden Roman. Damit empfehle ich den Roman allen, die mehr über Vivienne Westwood erfahren möchten und gleichzeitig eine unterhaltsame Lektüre suchen.

Bewertung vom 02.05.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Über die Schrecken des 2. Welkrieges


Im Gegensatz zu den meisten Büchern, die sich um den 2. Weltkrieg drehen, geht es in „Und Großvater atmete mit den Wellen“ nicht um die Nazis, sondern um die Japaner. Trude Teige erzählt von Gefangenenlagern auf Indonesien. Angesiedelt ist der Roman in der Stadt Java, in der die Japaner ein Männer- und ein Frauenlager errichtet hatten. Teige bringt uns die Zustände in den Gefangenenlagern auf emotionale Weise näher.

Durch ihren direkten und prägnanten Schreibstil konnte ich mich gut in die Protagonisten des Buches hineinversetzen. Was sie erleben müssen, ist wirklich schlimm. Aber durch die klaren Worte, die Teige dafür findet, gelingt es ihr, die Zustände vorstellbar werden zu lassen. Neben der Krankenschwester Sigrid, ihrer Schwester Ingerid und ihrer Mutter verfolgen wir in einer zweiten Perspektive Konrad. Konrads Perspektive erweitert den Roman auch um den Krieg auf offener See. Konrad erzählt uns in seiner Perspektive davon, was er erleben musste, nachdem sein Handelsschiff von Torpedos im Indischen Ozean angegriffen wurde und wie er es dann bis nach Java geschafft hat. Gerade weil wir uns solche Ereignisse heutzutage gar nicht mehr vorstellen können, ist dieser Roman umso wichtiger, um die Schrecken des Krieges aufzuzeigen.

Bewertung vom 02.05.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Zeigt die Probleme eines solchen Medikaments eindrücklich auf


Wie würde unser Leben aussehen, wenn es ein Medikament gäbe, mit dem man verjüngt werden könnte? Diese Frage stellt Maxim Leo in „Wir werden jung sein“.

Die Geschichte ist aus fünf Perspektiven geschrieben: zum einen haben wir vier Personen, die das Medikament verabreicht bekommen: den Gymnasiasten Jakob, dann den schon relativ alten Geschäftsführer Wenger, die Ex Profischwimmerin Verena und Jenny, die sich sehnlichst ein Kind wünscht. Daneben wir auch die Sicht von dem Entwickler des Medikaments Martin und Miriam, die sich mit der ethischen Betrachtungsweise beschäftigt, beleuchtet. Alle Perspektiven sind toll geschrieben und beleuchten jeweils andere Sichtweisen.

Maxim Leo zeigt schnell auf, zu welchen unerwünschten Nebenwirkungen das Medikament führen könnte. Nebenwirkungen, an die man zunächst nicht denken würde, die aber unser Leben äußert problematisieren würden: so wird der 17 jährige Gymnasiast z.B. so sehr verjüngt, dass kein Geschlechtsverkehr mit seiner Freundin mehr möglich ist. Daneben wird aber auch deutlich, vor was für schwierigen ethischen Fragen uns ein solches Medikament stellen würde: wer hat überhaupt ein Anspruch auf das Medikament? Wie kann verhindert werden, dass nur die Reichen es bekommen? Und wenn wir dementsprechend viel länger leben könnten, wie gehen wir mit einer Überbevölkerung um: wer darf überhaupt noch Kinder bekommen?

Auch wenn ein solches Medikament noch nicht erfunden wurde, schärft Maxim Leo unseren Blick schon jetzt und macht deutlich, zu was für einer enorm schwierigen Situation ein solches Medikament unsere Gesellschaft führen würde. Sehr empfehlenswert für alle, die sich mit einer solchen Situation beschäftigen möchten.

Bewertung vom 01.05.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


sehr gut

Klinikalltag in den Nachkriegsjahren

Im letzten Teil der Kinderklinik Weißensee Reihe geht es in die Nachkriegszeit, genauer ins Jahr 1948. Erzählt wird der Roman aus der Sicht von Emma und deren Tochter Lissi. Daneben verfolgen wir aber auch Emmas Schwester, Marlene von Weilert, die aus Ostdeutschland fliehen muss. Gerade die Perspektive von Marlene empfand ich als sehr stark, weil sie super spannend war, gleichzeitig aber einen großen Einblick in den ungerechten Umgang der Sowjets mit Mitläufern des Nazi-Regimes gewährt. Lissis und Emmas Perspektiven sind demgegenüber leichter zu lesen, auch wenn es auch hier um ein interessante Thema geht, und zwar Polio. Antonia Blum gelingt es, einen spannenden und authentischen Einblick in die Arbeit an einer Kinderklinik zu geben. Zu einem guten Familienroman gehört natürlich auch die Liebe, die gefühlvoll eingearbeitet worden ist und mich gerade auch mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung überzeugen konnte. Somit ein toller Roman, der Einblicke in den Umgang mit (vermeintlichen) Nazis in Ostdeutschland gewährt und daneben mit dem Klinikalltag unterhält.

Bewertung vom 01.05.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Unterhaltsame und informative Reise in die DDR

Mit „Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ hat das Ehepaar Tsokos eine unterhaltsame und informative Geschichte über die Vergangenheit Ostdeutschlands geschrieben. Heinz Labensky, ein sympathischer, aber einfallsloser Mann, hat den Osten seines Landes nie verlassen, da er der Parteipropaganda immer noch verfallen ist. Doch da er auch noch an seiner Jugendliebe Rita hängt, die er seit ihrem Verschwinden nicht mehr gesehen hat, macht er sich nach einem Brief auf die Suche nach ihr und muss dabei gleichzeitig seine Ansichten überdenken.

Die Geschichte ist in zwei Handlungssträngen erzählt. Zum einen begleiten wir Labensky auf seiner Suche nach Rita, zum anderen berichtet er auf der Reise anderen Fahrgästen von seinem Leben in der DDR. Die Erfahrungen, von denen Labensky erzählt sind sehr vielfältig und gehen stark in die Tiefe. So geht es um die Stasi, den Mauerbau, um eine Begegnung mit der RAF, aber auch die Vor-und Nachteile der beiden Systeme werden beleuchtet. Indem das Buch aus der Sicht von dem naiven Labensky geschrieben ist, tappt auch der Leser bei der ein oder anderen Erfahrung länger im Dunkeln, wie diese ausgehen wird. Durch diese spannende Erzählweise konnte ich ganz in Heinz Labenskys Welt absinken. Ich empfehle das Buch allen, die nach einer spannenden und unterhaltsamen Lektüre, die Einblicke in die Vergangenheit Ostdeutschlands gewährt, suchen.

Bewertung vom 22.04.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Bildgewaltig


Nachbarn, das benannt ist nach einer von Diane Olivers Kurzgeschichten, führt uns ins Amerika der 1960er Jahre. Die verschiedenen Kurzgeschichten drehen sich rund um die Rassenintegration und veranschaulichen bildgewaltig die Probleme, vor die BiPoC dabei standen. So geht es in der Kurzgeschichte „Nachbarn“ z.B. um die Frage, ob Eltern ihr schwarzes Kind in eine Schule voller weißer Kinder schicken sollen vor dem Hintergrund welch immense Gewalt dies gegen die Familie ausgelöst hat.

„Vor der Dämmerung“ veranschaulicht wie schwer es war, die gesellschaftlichen Rollenbilder aufzubrechen und zu welch immensen Konflikten es geführt hat, wenn Schwarze dies doch versucht haben. Es geht aber auch darum zu was für negativem Gerede es geführt hat, wenn eine weiße Person mit einem BiPoC zusammen gekommen ist, so aufgearbeitet in „Spinnen weinen ohne Tränen“.

Diane Olivers Sprache ist sehr beeindruckend und macht in ihrer Klarheit die Ungerechtigkeit umso deutlicher. Ihre Kurzgeschichtensammlung hat eine große Bandbreite, es geht um die verschiedensten Themen, z.B. den gleichen Zugang zu Gesundheitsleistungen, Armut, das Wahlrecht, verschiedenste Arten von Rassismus,… Ein Buch, das noch länger nachklingt und sehr empfehlenswert ist.

Bewertung vom 22.04.2024
Neue Träume am Strand / Küstenzauber Bd.1
Oswald, Susanne

Neue Träume am Strand / Küstenzauber Bd.1


sehr gut

Wohlfühlroman über das Ergreifen von Chancen


Bei „Neue Träume am Strand“ handelt es sich um einen Roman, der sich perfekt zum Entspannen eignet. Der Roman ist aus den Perspektiven von Bentje, Finna und Jasper geschrieben und bietet dadurch eine gute Mischung. Im Zentrum der Geschichte steht das „Lüttje Glück“, eine Pension in Kiekersum an der Norddeutschen Küste. Besitzerin Finna überlegt diese zu verkaufen, da sie gerne mehr Zeit mit ihrem Sohn und dessen Kindern verbringen möchte. Bentje, die selbst aus Kiekersum kommt aber inzwischen nach Hamburg verzogen ist, spielt mit dem Gedanken, die Pension zu kaufen, stößt aber mit ihrer Idee bei ihrer Familie auf viel Gegenwind… Oswalds Schreibstil ist flüssig zu lesen und lässt einen direkt an die Nordseeküste wegträumen. Auch wenn der Roman überwiegend seicht gehalten ist, greift sie doch auch ein zwei schwierigere Themen auf und verarbeitet diese spannend in die Geschichte. So hat mir Jaspers und Bentjes Geschichte echt gut gefallen, aber auch warum Bentjes Familienangehörige etwas gegen die Übernahme vom „Lütjes Glück“ hatten. Insgesamt ist „Neue Träume am Strand“ perfekt geeignet, um leichte Stunden an der Nordsee zu verbringen.

Bewertung vom 22.04.2024
Der Lärm des Lebens
Hartmann, Jörg

Der Lärm des Lebens


sehr gut

Mischung aus eigener Biografie verwebt mit weiteren Themen sehr gelungen


In „Der Lärm des Lebens“ bringt uns Jörg Hartmann seine eigene Geschichte näher und verwebt sie geschickt mit der seiner Familie. Da mir Jörg Hartmann aus der Serie „Weißensee“ bekannt war und ich seine Verkörperung des ehemaligen Stasi-Offiziers extrem gelungen fand, war ich sehr gespannt darauf, mehr über ihn zu erfahren. Und solche Informationen bekommen wir auch: Hartmann erzählt von seinen ersten Erfahrungen an der Berliner Schauspielbühne und wie er trotz eigener harter Arbeit nach dem Vorspielen feststellen musste, dass er noch weit vom Ziel entfernt war. In weiteren Erzählungen wird deutlich, wie Hartmann zu der schauspielerischen Größe wurde die er heute ist. Daneben geht es aber auch um den demenzkranken Vater. Dieser Übergang zum Sentimentalen gelingt ihm geschickt. Besonders gut gefallen hat mir, dass er auch die ungeschönte Realität mit reinfließen lassen hat, z.B. wie schwer es ist, Schauspiel, Kinder und das Besuchen des demenzkranken Vater unter einen Hut zu bekommen. Es geht Hartmann aber auch um das große Ganze, weswegen sowohl historische Ereignisse wie den Mauerfall als auch aktuelle Entwicklungen in China oder die Bedeutung von Corona fürs Schauspiel beleuchtet. Insgesamt mal eine etwas andere Biografie, die mich durch Hartmanns Offenheit überzeugt hat.