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Sago

Bewertungen

Insgesamt 517 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2023
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


sehr gut

Schon der wunderschöne Buchumschlag erzeugt eine passende Atmosphäre, die sich in der Geschichte fortsetzt. Mir hat es sehr gefallen, dass die Autorin im Gegensatz zu "Die versteckte Apothek" in einer Zeitebene bleibt und sich auf das viktorianische Zeitalter beschränkt. Damals waren Seancen sehr in Mode. Mit übersinnlicher Hilfe will die Londonerin Lenna dem Mord an ihrer Schwester Evie auf die Spur kommen. Ohne wirklich an das Übernatürliche zu glauben, lernt sie daher bei der Spiritistin Vaudeline in Paris. Als Vaudeline zur Aufklärung eines weiteren Mordfalls nach London gerufen wird, begleitet Lenna sie hinter dem Rücken ihrer Familie. Gemeinsam ermitteln die beiden Frauen in einer spiritistischen Geheimgesellschaft, die ausschließlich von Männern betrieben wird. Doch dort scheint eine Menge nicht mit rechten Dingen zuzugehen, was sich allerdings nicht nur auf die Geisterwelt bezieht...

Das ungewöhnliche Setting, die originelle Story und die atmosphärische Dichte haben mir sehr gut gefallen. Bedauerlich fand ich, dass man bereits ab der Hälfte des Buches Klarheit bekam, um wen es sich beim Bösewicht handelt, auch wenn damit noch nicht alle Rätsel gelöst waren. Überhaupt weist der ganze Roman nicht eine einzige wirklich positive männliche Person in tragender Rolle auf. Dass sich dann auch noch zwischen Lenna und Vaudeline eine erotische Anziehung entwickeln musste, war mir persönlich einfach zu einseitig erzählt. Insgesamt aber ein spannender kriminalistischer Genremix vor gelungener historischer Kulisse.

Bewertung vom 10.12.2023
Die Abenteuer der Piratin Amina al-Sirafi
Chakraborty, Shannon

Die Abenteuer der Piratin Amina al-Sirafi


ausgezeichnet

Amina al-Sirafi ist eine Protagonistin, wie ich sie noch in vielen Fantasyroman gern finden würde. Alles andere als stromlinienförmig, schon etwas älter, aber immer noch voller Power. Eigentlich ist die ehemalige Piratin bereits im Ruhestand und Mutter ener Tochter. Ihr geliebtes Schiff Marawati hat sie an ein ehemaliges Mannschaftsmitglied übergeben. Doch dann wird sie erpresst, nach Dunya zu suchen, einer angeblich entführten Tochter aus reichem Hause. Noch einmal macht sich Amina auf und gerät in ein Abenteuer, wie es fantastischer nicht sein könnte...

Shannon Chakraborty hat mich bereits mit ihrer Daevabad-Reihe restlos begeistert. Die Abenteuer Aminas siedelt sie im Orient des 12. Jahrhunderts an, spart aber zum Glück auch hier nicht an fantastischen Elementen und Wesen. Der Roman ist unglaublich farbenprächtig, atmosphärisch dicht erzählt und bietet sogar witzige Dialoge. Besonders viel Spaß hat mir die Figurenzeichnung von Aminas Eheman Raksh gemacht, auf dessen Geschichte die Autorin wirklich unglaublich geschickt neugierig macht, indem sie lange bewusst mit Informationen spart. Was für ein Wesen erwartet einen bei Raksh? Das ist dann so raffiniert geschildert, dass man Raksh ebenso gern beuteln wie mehr erfahren möchte.

Ich hoffe, wir können sehr bald erneut mit Amina in See stechen!

Bewertung vom 10.12.2023
Die verschollenen Meister / Magische Bilder Bd.1
El-Bahay, Akram

Die verschollenen Meister / Magische Bilder Bd.1


sehr gut

Art jobbt in Paris im Fotoladen von Monsieur Rufus. Nie hätte er geahnt, dass es geheimnisvolle magische Bilder gibt, die Ereignisse der Weltgeschichte darstellen, lange vor Erfindung der Fotografie. Als Monsieur Rufus und der Laden von geheimnisvollen Inquisitoren überfallen werden, erfährt Art, dass er der einzige ist, der in der Lage ist, diese magischen Fotos zu öffnen, um darin gefangene Meister zu befreien....

Gemeinsam mit dem Ägypter Amin und der Chinesin Wu startet Art zu einer wahren Parforcejagd um die Welt und durch die Geschichte. Historische Persönlichkeiten, magische Familien, lebende Mumien und ein selbstbewusstes sprechendes Radio machen Lesespaß. Dennoch hat mich dieser Auftakt eines Zweiteilers weniger in seinen Bann gezogen als andere Reihen von Akram El-Bahay. Das lag vor allem an Art. Art steht eigentlich für Artur. Auf mich wirkte er aber tatsächlich "artificial", also wie gerade künstlich erschaffen und nicht plastisch genug, um mich richtig in den Bann der Handlung zu ziehen. Woher seine großen Kräfte stammen, werden wir sicher im zweiten Teil erfahren. Da ich aber den ersten Teil für sich bewerten muss, entstand bisher einfach der Eindruck des bekannten Themas "Held hat plötzlich Kräfte unbekannter Herkunft", ohne dass sich dies logisch entwickeln konnte.

Sehr durchdacht und gelungen ist das Cover, das mit dem des zweiten Teils einen Ring bilden wird.

Bewertung vom 06.12.2023
Deine Zeit zu sein
Brockmann, Nina

Deine Zeit zu sein


gut

Manche Bücher möchte man gern mögen, muss sich aber leider doch an ihnen reiben und bleibt nach dem Lesen etwas ratlos zurück. Dieses gehört dazu.

Die Autorin gliedert das Buch in zwei Teile, Leid und Heilung, was sich erst im Laufe des Lesens erschließt. Leider fehlt ein Inhaltsverzeichnis, das es erleichtern würde, einzelne der kurzen Kapitel noch einmal anzusteuern oder zu erkennen, worauf das Buch hinausläuft. Teilweise bin ich daher etwas ratlos den Betrachtungen gefolgt. Manches hat mich berührt und nachdenkenswerte Impulse gesetzt. Dann gab es hingegen Sätze in überraschendem, einfach unschönen Denglisch oder gar grundlos dreisprachig (Gefühle nicht verdrängen, sondern ownen; einmal mit diesem Mindset d'accord, ist es uns viel eher zugänglich). Oder vage und etwas kryptische Aussagen wie: "Am Ende ist es so leicht, wie es schwer ist." Das ist sehr schade, da der Text immer wieder gute Ansätze bietet. Demotivierend fand ich die Behauptung, Heilung sei grundsätzlich allein nicht möglich. Und das, wo es im Buch doch um "einen stinknormalen Alltag mit Job, Familie und der täglichen Portion Gestresstheit" geht und die echten Herausforderungen wie Einsamkeit, Krankheit und Tod gar nicht thematisiert werden.
Ging es um die Überwindung des Leids, hätte ich mir konkrete Tipps erhofft und weniger allgemeine Überlegungen.

Die nach jedem Kapitel eingefügten Reflexionen sind gute Anregungen. Zusätzlich gibt es in Gedichtform gestaltete Texte, die eigentlich pure Prosa sind und auch nichts Lyrisches bieten. An dieser Stelle konnte ich für mich nichts mitnehmen.

Bewertung vom 03.12.2023
Atalanta
Saint, Jennifer

Atalanta


ausgezeichnet

Zu meiner Freude sind Nacherzählungen griechischer Mythen, die den Fokus auf die weibliche Sichtweise legen, derzeit wieder in Mode. "Atalanta" besticht dadurch, dass die Autorin hier eine eher unbekannte Figur in den Mittelpunkt stellt. Von den Argonauten und dem Goldenen Vlies haben wohl einige schon gehört. Das aber mit Altalanta eine kriegerische Frau die Argonauten auf ihrer berühmten Reise begleitete, dürfte eher unbekannt sein.

Außerdem hat mir besonders gefallen, dass sich Jennifer Saint im Gegensatz zu anderen Nacherzählungen nicht in der Perspektivenvielfalt verzettelt, sondern Atalanta zur Ich-Erzählerin macht. Zahlreiche andere Mythen wie zum Beispiel der um Adonis werden ganz nebenbei in die Handlung eingeflochten. Mit mehreren Erzählenden wäre der Roman aus meiner Sicht dann zu sehr an die Oberfläche geraten.

Wie Atalanta durch die durchaus zwiespältig geschilderte Göttin Artemis zur Kriegerin, die sich eigentlich wie die Göttin von Männern fernhalten soll, ausgebildet wird und dann mit den Argonauten auf die Reise geschickt wird, nur um dort doch in Versuchung zu geraten, habe ich sehr gern verfolgt.

Bewertung vom 25.11.2023
Herzsprechstunde
Eifert, Sandra;Kirschner-Brouns, Suzann

Herzsprechstunde


sehr gut

Auf vielfältige Art nähern sich hier zwei erfahrene Ärztinnen dem Thema, warum das weibliche Herz anders ist und wie man es gesund hält. Gerade das weibliche Herz ist so eng mit der Psyche verknüpft, dass es nicht nur in vielen Sprichwörtern oder der Literatur eine Rolle spielt, sondern im Krisenfall auch zum Broken-Heart-Syndrom führen kann.

Es ist immer wieder alarmierend, dass Gendermedizin, wie sie hier erklärt wird, im medizinischen Alltag noch immer wieder zu fehlen scheint. Umso besser wenn man wie hier kompetent informiert wird

Dabei wird kaum ein Thema rund ums Frauenherz ausgelassen. Die Autorinnen berichten aus ihrer kardiologischen Praxis, liefern Tabellen und Diagrammen sowie ein umfangreiches Quellenverzeichnis. Lediglich mein persönliches Thema Bluthochdruck kam mir etwas zu kurz.

Bewertung vom 18.11.2023
Glühende Sterne / Die wilden Pferde von Rydal Hill Bd.2
Czerny, Theresa

Glühende Sterne / Die wilden Pferde von Rydal Hill Bd.2


ausgezeichnet

"Vielleicht hatten sie ihn gewittert, vielleicht hatten sie auch einfach seine Nähe gespürt, jedenfalls war plötzlich die Herde da. Wie Märchenpferde standen sie unten am Bach, umhüllt vom Dunst, der aus dem Boden aufstieg, mit einem rötlichen Schimmer in Fell und Mähnen."

Es wird erneut herrlich mystisch im Lake District bei den Fell Ponys in diesem zweiten Teil der Reihe um Rydal Hill. Val ist glücklicherweise nach dem Sommer in England bei Ben geblieben. Doch ihre Liebe wird weiter überschattet von dem mysteriösen Fluch, der über Bens Familie liegt. Gemeinsam mit ihren Freunden versuchen Val und Ben mehr über die Vergangenheit herauszufinden, um den Fluch zu brechen. Gibt es wirklich eine gemeinsame Zukunft für Ben, Valerie und die Ponys?

Der Roman lebt erneut von der wunderbaren Mischung aus erster Liebe, atmosphärisch geschildertem englischen Setting, Familiengeheimnissen, Pferdekenntnis und Mystik. Auch als schon lange erwachsenes "Pferdemädel" hatte ich wieder viel Lesespaß auf dieser wunderbaren Herbst- und Winterreise nach England. Auch ohne den raffinierten, gewaltigen Cliffhanger am Ende hätte ich unbedingt weiterlesen mögen.

Bewertung vom 15.11.2023
Das Hotel am Fuße des Vulkans
Maynard, Joyce

Das Hotel am Fuße des Vulkans


ausgezeichnet

"Ich nahm ein Taxi. Kurz nach Sonnenuntergang war ich bei der Brücke, die im Nebel aufstieg, in diesem wunderbaren Rot, das ich so geliebt hatte, als mir die Farben der Dinge noch etwas bedeuteten und Brücken dazu da waren, überquert zu werden."

Irene steht zu Beginn des Romans mit 27 Jahren auf der Golden Gate Bridge und nun sind Brücken für sie dazu da, hinunter zu springen.

Sie ist vollkommen wurzellos. Seit ihre Mutter in Irenes Kindheit in ein Attentat verwickelt war, hat Irene ihre Identität, ihren Namen und die Mutter verloren. Nun gab es einen weiteren entsetzlichen Schicksalsschlag und Irene ist vollkommen allein.

Als Irene ihr Vorhaben nicht in die Tat umsetzt und einfach in einen Bus nach Süden steigt, gerät sie in eine vollkommen andere Welt. In La Llorona, einem Ort am See am Fuße eines Vulkans, ist sie im Hotel der älteren Dame Leila der einzige Gast. Fast gegen ihren Willen beginnt Irene zu heilen und ein zu Hause zu finden.

La Llorona mit seiner farbenprächtigen, südamerikanischen Flora und Fauna scheint fast ein verzauberter Ort zu sein, dessen genaue Lage passenderweise vage bleibt. Und das Hotel La Esperanza mit seinem künstlerisch gestalteten Garten ist weniger dazu geschaffen, Gewinn abzuwerfen, als seine Gäste auf den rechten Pfad zurückzubringen. Der Roman lebt daher neben der Lebensgeschichte von Irene auch von einem ganzen Kaleidoskop an Geschehnissen, zusammengesetzt aus den Träumen und Hoffnungen seiner Besucher. Doch in jedem Paradies gibt es eine Schlange, und tatsächlich ist es in La Llorona nicht nur eine...

Besonders hat mich beeindruckt, wie Joyce Maynard nicht nur ein zauberhaftes Flair kreiert, das Hoffnung schaffen will, sondern Irenes Erlebnisse mit überraschenden Wendungen und einem Ende versieht, bei dem in elyptischer Erzählweise erneut auf Irenes Kindheit Bezug genommen wird. Ein derart runder Abschluss ist mir lange nicht begegnet. Ich kann mich auch nicht entsinnen, dass mir schon einmal ein ähnlich erzähter Roman begegnet wäre.

Bewertung vom 08.11.2023
Der goldene Gefährte / Die Pferde aus Galdur Bd.1
Giebken, Sabine

Der goldene Gefährte / Die Pferde aus Galdur Bd.1


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich auch als erwachsene Pferdebesitzerin absolut begeistert. Ich kann daher den nächsten Teil kaum erwarten.

Island und seine Elfen sind vielfach sagenumwoben. Sabine Giebken schafft hier nicht nur herrliches isländisches Lokalkolorit, sondern es gelingt ihr auch meisterlich, Pferde und Mystik miteinander zu verbinden

Die junge Isländerin Fenja lebt auf einem Familienbetrieb in Island, der von Pferdezucht und Tourismus lebt. Fenja ist ein wunderbar pragmatisches Mädchen, das auf der Farm überall mithilft. Sehr gut gefallen hat mir auch die Schilderung ihres Vaters, dessen Charakterisierung einmal wohltuend nicht so weichgespült ist, wie man es in den meisten Jugendbüchern mittlerweile findet. Es werden auch generell negative Aspekte, wie dass Pferde in Island eben leider nicht nur zum Reiten, sondern auch als Nahrungsmittel herhalten müssen, nicht ausgespart, was mich ebenfalls beeindruckt hat.

Fenja kommt in Kontakt mit dem verborgenen Hulduvolk, als beinahe eines der Pferde der Farm von einem geheimnisvollen übernatürlichen Reiter in der Nacht entführt wird. Was ist so besonders an dem schlüssigen Jungpferde Baldur, dass die Huldu es stehlen wollen?

Die Kombination aus Realismus und Magie hat mich wirklich begeistert und ich bin an den Tagen, an denen ich das Buch gelesen habe, noch einmal doppelt so gern zu meinen Pferden gefahren. Dass die Autorin sich mit Pferden und speziell mit Isländern, sog. Gangpferden, hervorragend auskennt, merkt man in jeder Zeile. Die Idee zu Baldurs Besonderheiten fand ich daher regelrecht genial. Und die schöne Aufmachung des Buches ergänzt mit dem Farbschnitt ist auch wunderbar!

Bewertung vom 05.11.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


ausgezeichnet

Ob dieses Buch nur Eltern vorlesen, die selbst Klugscheißerchen sind? Oder wird es nur besserwissenden Kindern vogelesen? Ich habe mich jedenfalls manchmal amüsiert wiedererkannt, was sicherlich absolut beabsichtigt war. Schon das "nicht immer" auf dem Cover könnte von mir stammen.

Marc-Uwe Kling kann jedenfalls auch Kinderbücher. Die Geschichte um den kleinen türkisen Kerl, der den Besserwisser-Kindern (Theo mit zwei th!) vermittelt, was für harte Arbeit das Klugscheißen ist, macht einfach nur Spaß. Die Illustrationen sind wunderbar passend. Mich persönlich hat das Klugscheißerchen von der Optik her ganz stark an den Eumel erinnert, der in der Werbung vor längerer Zeit immer in den schmutzigen Gardinen hauste und mit tollem Waschmittel ausgetrieben werden konnte. Aber den wird heute wahrscheinlich kaum mehr jemand kennen.