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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Aenna (www.buecherspleen.blogspot.com)
Wohnort: 
Niedersachsen

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2011
Wie kommt das Salz ins Meer
Schwaiger, Brigitte

Wie kommt das Salz ins Meer


gut

Eine junge Frau erzählt in der "Ich-Form" von der Odyssee ihrer Ehe.
Dem Beispiel ihrer Großmutter und Mutter folgend, heiratet sie aus den konservativen Vorstellungen heraus, mit denen sie aufgewachsen ist. Heiraten, eine Familie gründen und einen gutbürgerlichen Haushalt führen...das muss einfach so sein, das ist vernünftig.
Sie heiratet Rolf aus Liebe, doch hält diese nicht lange vor, als sie merkt, dass sie in der Ehe den gleichen Zwängen unterliegt wie zuvor in ihrem Elternhaus.
Vergeblich versucht sie, auszubrechen, die Depressionen sind unvermeidlich...

Ich muss sagen, ich tue mich schwer mit der Besprechung dieses Buches.
"Wie kommt das Salz ins Meer" ist der hochgelobte Debütroman von Brigitte Schwaiger und im Jahre 1977 erstmalig erschienen. Ich hatte somit große Erwartungen an das Buch, das schließlich ein noch immer hochaktuelles Thema verarbeitet.
Aber ich fand es schwer, das nur 134 Seiten umfassende Werk zu lesen. Die Autorin grenzt die wörtliche Rede nicht durch Zeichen ab, so dass man einen fortlaufenden Text vor sich hat, was sehr anstrengend ist.
Was wird gesprochen? Und was nur gedacht? Wer spricht was?
Hier ist der Leser sehr gefordert, aber auch gezwungen, sich komplett auf die Ich-Erzählerin einzulassen. In ihre Welt einzutauchen, um ihre Gefühle nachvollziehen zu können.
Wir lernen eine Frau kennen, die, eingesperrt in ihrer Ehe, keine Möglichkeit der Selbstverwirklichung erfährt. Die, aus einem konservativen und mindestens genauso einengenden Elternhaus kommend, es nicht gelernt hat, sie selbst zu sein, eigene Zukunftsvorstellungen zu entwickeln. Sie hat es nicht gelernt, sich aufzulehnen. Weder gegen ihr Elternhaus noch gegen ihren Mann, der sie ständig unterordnet, gängelt, klein macht.
So ist der Leser sehr erstaunt, als sie den Ausbruch wagt und schließlich Konsequenzen zieht.

Tiefsinnig, aber auch mit einer Portion Humor lässt Brigitte Schwaiger ihre Protagonistin erzählen.
Viele Sätze haben mich in ihrer Doppeldeutigkeit beeindruckt...
[...] er sagt: Schon lange war es nicht so schön mit dir. Dabei war ich gar nicht zu Hause.
Ich bin sicher, dass sich noch einige solcher Satzschätzchen in dem Buch finden lassen, die ich auf den ersten Blick womöglich übersehen habe.

"Wie kommt das Salz ins Meer" ist kein Buch, das mir auf Anhieb gefallen hat. Je mehr ich mich damit auseinandersetze, desto mehr erkenne ich aber die Qualitäten dieser stark autobiographisch geprägten Lektüre.
Brigitte Schwaiger (*1949) hatte ihr ganzes Leben lang mit psychischen Problemen zu kämpfen und verübte im Jahre 2010 Selbstmord.

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Bewertung vom 24.04.2011
Die Sopranistin
Thadeusz, Jörg

Die Sopranistin


sehr gut

Im Theater des Westens in Berlin haben sich alle, die bei Film und Fernsehen Rang und Namen haben, zur alljährlichen "Bruno"-Verleihung versammelt.
Plötzlich detoniert eine Bombe, drei Menschen sterben, Hunderte werden schwer verletzt...
Die Polizei sucht mit Hochdruck die Verantwortlichen für dieses Attentat.

Georg, der seit Jahren in den USA ein Friseurgeschäft betreibt und auf größerem Fuß lebt, als er sich eigentlich leisten kann, kehrt zur Beerdigung seines Onkels in ein hysterisches Deutschland zurück.
Verschärfte Polizei-Kontrollen, gehäufte Berichterstattung in den Medien - das Land ist in Aufruhr.
Und da ist auch noch das Päckchen, das ihm seine Reisebekanntschaft Sofia gegeben hat und das er ihrer Oma mitnehmen soll. Ein Gefallen, den Georg der schönen Sängerin gerne tun will...
Gut, dass er nicht weiß, dass die Sopranistin auch im Visier des CIA steht...

"Die Sopranistin" von Jörg Thadeusz ist ein Buch, von dem der Leser erst einmal meint, förmlich erschlagen zu werden.
Es wartet mit einer großen Zahl an Charakteren auf, die differenziert werden wollen, was zunächst unmöglich scheint...und wohl auch wäre, wenn sich das Buch in Kapitel teilen würde, die aufeinander aufbauten. Tut es aber nicht.
Stattdessen erleben wir schnelle Szenenwechsel, wie im Film. Dabei liest sich jede Episode flüssig und unterhält mit zum Teil sehr witzigen Formulierungen.

Die Protagonisten bleiben eher oberflächlich, was in Anbetracht ihrer Vielzahl auch dankenswert ist. Stattdessen weist der Autor ihnen einprägsame Merkmale zu, die dem Leser eine Unterscheidung ermöglichen (z. B. der Polizist, der sein neues Fahrrad noch nicht ausprobiert hat, der FBI - Mann mit dem hässlichen Gesicht, der LKA-Beamte, der Ringelnatz zitiert u.s.w.)
Nur wenige Hauptcharaktere werden mit kurzen Anekdoten aus dem Privatleben etwas näher beleuchtet.

Auch die Handlung bleibt eher oberflächlich, wer einen bis ins kleinste Detail ausgefeilten Krimi erwartet, wird enttäuscht.
"Die Sopranistin" umreißt eher ein kriminelles Geschehen, wie es in Deutschland passieren könnte und zeigt deutlich den Umgang der Verantwortlichen damit vor der Öffentlichkeit, z.B. durch wage Berichterstattung und ausflüchtende, nichtssagende Politiker-Statements.
Jörg Thadeusz sagt, wie es ist, nennt die Dinge, auch abseits der Attentat-Diskussion, beim Namen und bedient sich dabei unterschiedlicher Sichtweisen. Da sind zum einen die Demonstranten, die von der Polizei geprügelt werden. Zum anderen zeigt er uns den Polizisten, der trotz vieler und langer Dienste wenig verdient und sich selbst als "Arsch der Nation" bezeichnet.

Nachdem ich mich an den Stil des Buches gewöhnt hatte, hat es mir doch gefallen.
Und das liegt ganz klar an der genialen Fähigkeit des Autors, mit Worten umzugehen. Der Witz in seinen Dialogen, die Situationskomik an manchen Stellen, hat mich oft zum Lachen gebracht. Und das, obwohl ein ernstes Thema behandelt wird.
Witzig fand ich auch, dass Persönlichkeiten des realen Lebens Erwähnung finden, was dem Leser das Gefühl vermittelt, einen aktuellen Fall zu verfolgen.
Dieses Buch ist sicherlich anders.... aber ich mochte es!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2011
Die erste Liebe
Olmi, Véronique

Die erste Liebe


gut

Emilie ist seit 25 Jahren verheiratet und Mutter von drei mittlerweile erwachsenen Töchtern.
Am Tag ihrer Silberhochzeit bricht sie aus ihrem geordneten Leben aus, lässt alles stehen und liegen. Sie setzt sich in ihr Auto, verlässt Paris und ihren Mann und macht sich auf nach Italien.
Der Grund dafür ist eine Zeitungsanzeige, die sie zufällig liest: "Emilie, Aix 1976. Komm so schnell wie möglich zu mir nach Genua. Dario".
Dario, ihre erste große Liebe, als sie 16 Jahre alt war und den sie nie vergessen hat...

Was für eine romantische Vorstellung!
Automatisch denkt man an seine eigene erste Liebe zurück und wie es wohl wäre, sie nach 30 Jahren wiederzusehen...
Wir setzen uns erwartungsvoll mit Emilie in ihr Auto und begleiten sie auf ihrer Reise, die nicht nur nach Italien führt, sondern auch in die Vergangenheit.
Denn Emilie reflektiert auf der Fahrt ihr Leben. Wir werden Zeugen ihrer Gedanken, unterbrochen von kurzen Reiseerlebnissen.
Emilie erzählt uns von einer nicht ganz unbeschwerten Kindheit mit ihrer Schwester Christine, die das Down-Syndrom hat.
Sie berichtet von ihrer Ehe, ihren Töchtern, die sie nicht mehr brauchen, wir erleben ihre eher nüchterne Auseinandersetzung mit den Verletzungen, die sie ihrer Familie zufügt.
Und natürlich nimmt sie uns mit zu ihrer ersten Begegnung mit Dario, erzählt von dem Wachsen einer großen Liebe...
Dabei macht sie viele Gedanken- und Zeitsprünge, die mich zuweilen sehr verwirrten.
Auch trifft Emilie zu Anfang ihrer Reise auf unterschiedliche Personen. Die Schilderung dieser Episoden irritierten mich doch sehr, da sie für mein Empfinden von der eigentlichen Geschichte ablenken und mich daher eher gelangweilt haben.

Hat man sich einmal an den Stil gewöhnt, fällt das Lesen leichter, auch, wenn die Geschichte ohne großartig aufgebaute Höhepunkte bleibt.
Das Ende überrascht...

Dem entgegen steht eine wundervolle Sprache, für die allein es sich allemal lohnt, "Die erste Liebe" zu lesen.
Véronique Olmi verwendet großartige Formulierungen, die man gleich mehrmals liest, weil sie so schön sind.
"Unsere Freunde [.......] sagen uns, was für ein Glück wir haben, dass wir beide "auf einer Wellenlänge" liegen. Sie wissen nicht, dass sich diese Welle nicht bewegt, sie tanzt nicht durch die Luft und vibriert tatsächlich nicht genug, um uns über Bord zu werfen."
Immer wieder erstaunte mich die Autorin mit ihrer Fähigkeit, die Dinge zu beschreiben, überraschte mich mit einer Prosa, wie ich sie selten, nein, eigentlich nie zuvor gelesen habe.

"Die erste Liebe" ist ein sprachliches Meisterwerk. Die Geschichte an sich hat mich leider nicht ganz überzeugt!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2011
Sturm im Elfenland
Hill, Frances G.

Sturm im Elfenland


ausgezeichnet

"Sturm im Elfenland" von Frances G. Hill ist ein Fantasy-Jugendroman, also ein Genre, das nicht unbedingt zu meinen Schwerpunkten gehört. Entsprechend skeptisch war ich also erst einmal.
Dann sah ich mir den Trailer an.... und sofort wurde meine Fantasie in Gang gesetzt. Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Kindheit und Jugend, als ich von Astrid Lindgrens unter Blumen lebenden Elfen und Feen las und in andere Welten abdriftete....Ich liebte es!
Das sensationelle Cover von "Sturm im Elfenland" tat das Übrige...
Und so ließ ich mich willig auf Frances G. Hills Elfengeschichte ein - und wurde nicht enttäuscht...

Elfenkönig Auberon hat das Zaubern in seinem Elfenreich verboten, was auf Widerstand bei vielen seiner Untertanen stößt.
So werden auch die Eltern des Elfenjungen Ivaylo von den Jägern des Monarchen festgenommen und verbannt.
Ivaylo, im Unklaren über das Schicksal seiner Eltern gelassen, wird von Munir, dem königlichen Magier, zu Verwandten gebracht, wo er auf die junge Elfe Alana trifft...
Während Auberon und Munir durch das Land reisen, um die gefährlichen Dämonentore zu schließen und auf die Spur ihrer Widersacher zu kommen, üben sich Ivaylo und Alana in der verbotenen Kunst der Magie.
Dabei helfen ihnen die geheimnisvollen Sternensteine....

Die Autorin Frances G. Hill (Pseudonym für Susanne Gerdom) hat einen wunderschönen, sehr bildhaften Erzählstil, der mich sofort mitgerissen hat.
Wir erleben die Geschichte aus zwei Blickwinkeln, zum einen wird von Alana und Ivaylo erzählt, zum anderen berichtet Munir persönlich von des Königs und seinen Erlebnissen, bis die Geschehnisse zu einem Faden zusammenlaufen.
Schnell habe ich mich in der Geschichte zwischen Elfen, Zwergen und Dämonen "zu Hause" gefühlt.
Die Wahl der Namen für die Protagonisten finde ich sehr gelungen, und immer wieder überraschte mich die Autorin mit tollen Ideen, Kleinigkeiten, die so gut in die Geschichte passen und das Märchenhafte darin unterstreichen.
Aber auch Verrat und Gewalt spielen eine Rolle und runden dieses Epos ab, das zum Ende des Buches sogar so spannend wird, dass der Leser gar nicht anders kann, als atemlos bis zur letzten Seite weiterzulesen.
Die Liebesgeschichte zwischen Alana und Ivaylo bleibt dabei eher im Hintergrund. Der Leser verfolgt die einfühlsam geschilderte, langsame Annäherung der Beiden, die ich persönlich allerdings in einem jüngeren Alter gesehen habe, als wohl beabsichtigt war.
"Sturm im Elfenland" ist ein Buch, das mich wirklich überzeugt hat, was sicherlich dazu führt, mich erneut diesem Genre zuzuwenden.
Es bekommt meine uneingeschränkte Leseempfehlung!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2011
Die verborgene Sprache der Blumen
Diffenbaugh, Vanessa

Die verborgene Sprache der Blumen


ausgezeichnet

"Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose"
Victoria ist eher eine Gemeine Distel...
Ihre endlose Odyssee durch Pflegefamilien und Heime hat sie zu einem misstrauischen und kratzbürstigen Kind, später zu einer in sich gekehrten, von den Menschen distanzierten jungen Erwachsenen werden lassen.
Einzig Elizabeth hat es vor Jahren geschafft, ihr ein Gefühl von Familie und Geborgenheit zu vermitteln, trotzdem landet Victoria erneut in einem Heim. Was ist damals geschehen?
Jetzt, zehn Jahre später, ist Victoria auf sich allein gestellt und muß sich mit dem Leben und auch den Schatten ihrer Vergangenheit auseinandersetzen.
Nur im Umgang mit Blumen, deren "Sprache" sie von Elizabeth erlernte, fühlt sich Victoria sicher. Als sie Grant kennen lernt und in ihm einen Seelenverwandten erkennt, gerät der Schutzwall , den sie um sich herum aufgebaut hat, ins Wanken...

Dieses Buch ist so schön, dass ich Angst habe, ihm mit meiner Rezension nicht gerecht werden zu können...
Victorias Geschichte hat mich stark berührt. Vanessa Diffenbaugh hat mit ihrem ersten Roman "Die verborgene Sprache der Blumen" ein kleines Meisterwerk geschaffen, sowohl sprachlich als auch inhaltlich.

Die Geschichte gliedert sich in zwei Erzählstränge.
Zum einen befinden wir uns in der Gegenwart. Victoria ist volljährig und steht auf der Strasse. Kein Geld, keine Arbeit, kein Dach über dem Kopf...Sie kämpft ums Überleben. Nicht nur in materieller Hinsicht. Wir erkennen einen Menschen, der, geprägt von den Traumata seiner Vergangenheit, mit großen zwischenmenschlichen Problemen zu kämpfen hat. Dies zeigt sich vor allem, als sie auf Menschen trifft, die es gut mit ihr meinen...
In Rückblicken erfahren wir zum anderen Victorias Geschichte als Zehnjährige in ihrer Zeit bei Elizabeth.
Wir tauchen in die Gefühlswelt Victorias ein, einem Heimkind, das nie Liebe, Geborgenheit und Nähe erfahren durfte. Ihr Denken und Fühlen wird dem Leser eindrucksvoll nahe gebracht, ganz sicher lässt die Autorin hier ihre eigenen Erfahrungen mit der Betreuung von Pflegekindern einfließen.
Vanessa Diffenbaugh versteht es geschickt, die jeweiligen Episoden so zu verbinden, dass dem Leser ganz klare Parallelen vor Augen geführt werden, welche die Geschichte zusammenfließen lassen.
Stück für Stück klären sich so die Ereignisse auf, die Spannung erhöht sich dabei stetig bis ins Unerträgliche, da der Leser vollständig in Victorias Innerstes involviert ist. Es ist fast unmöglich, sich daraus zu lösen und das Buch vorzeitig beiseite zu legen.

Diffenbaugh beschreibt ihre Charaktere ausgesprochen feinfühlig und liebenswert und lässt sie auch so agieren. Jeder einzelne ist so in meiner Vorstellung zu einer Persönlichkeit gewachsen, und es scheint mir, als würde ich sie schon lange kennen.
Darüber hinaus habe ich die Sprache genossen, derer sich die Autorin bedient. Ich hatte die ganze Zeit des Lesens das Gefühl, dass dies die einzig richtige Sprache für dieses Buch ist, in dem die Bedeutung so vieler Blumen zur Sprache kommt, dass man meint, ihren Duft riechen zu können...

Was für ein eindrucksvolles Buch! Ein Buch über die Liebe, in allen Variationen, über die Zusammengehörigkeit und das Zusammenfinden!
"Was soll das heißen? >Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ?<", fragte ich...
..."Das die Dinge das sind, was sie sind", erwiderte er...
Immer wieder stiegen mir die Tränen in die Augen, bis ich das Buch schließlich zuklappen konnte.
Die Geschichte geht ans Herz, ist aber eindeutig nicht kitschig.
Vanessa Diffenbaugh hat mit ihrem Erstling ein großes Erzähltalent bewiesen, von dem wir hoffentlich noch oft profitieren werden...

Das Einzige, das ich an diesem Buch bemängele, ist das Cover. Bei diesem Titel und dem Inhalt, der sich dahinter verbirgt, hätte ich mir doch etwas Fantasievolleres gewünscht!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2011
American Devil
Stark, Oliver

American Devil


ausgezeichnet

Er sucht sie sorgfältig aus, "seine" Frauen...
Sie müssen jung, blond, schön und gehobenen Standes sein. Er verfolgt sie wochenlang, bis er schließlich zuschlägt, sie unvorstellbar sadistisch quält und schließlich tötet.
Der "American Devil" versetzt New York in Angst und Schrecken und die Polizei in höchste Alarmbereitschaft!
Auch Tom Harper vom NYPD heftet sich an die Fersen des Killers. Gemeinsam mit der attraktiven Polizeipsychologin Denise Levene versucht er , die kranke Seele des Psychopathen, der ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheint, zu ergründen...und gerät selbst in dessen Visier!

Schon der Prolog hat mich vollkommen gepackt, ließ mich die Luft anhalten...
Und während des gesamten weiteren Verlaufes lässt uns der Autor kaum Zeit zum Ausatmen!
Rasant führt uns Oliver Stark in seinem Erstling "American Devil", stilistisch sehr sicher, durch die angenehm kurzen Kapitel von einem Schauplatz zum nächsten und durchbricht dabei zu keinem Zeitpunkt die Spannung!
Im Gegenteil - immer wieder geschieht Unvorhersehbares und Unvorstellbares, das mich entsetzt aufstöhnen ließ...
Mit blutigen Details wird dabei nicht gespart, das sollte dem potentiellen Leser bewusst sein.
Bücher über Serienkiller gibt es viele, aber selten wird die Psyche des Täters so eindrucksvoll skizziert wie in diesem Buch.
Denn Oliver Stark beleuchtet das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und lässt uns so, von Beginn an, auch an den Gedanken des Killers, dessen Identität sich erst Stück für Stück aufklärt, teilhaben.
Wir sind dabei, wenn er plant. Wir sind dabei, wenn er quält und mordet.
Wir erstarren in der Rolle der Opfer, wir spüren die Ohnmacht der Ermittler.
Zum fulminanten Ende des Buchse steigert sich die Spannung noch einmal enorm, bis wir mit der letzten Zeile endlich entspannt ausatmen dürfen...
Mit Tom Harper und Denise Levene hat Oliver Stark ein interessantes und absolut sympathisches Ermittler-Duo geschaffen, deren private Angelegenheiten zwar zur Sprache kommen und zur Festigung der Charaktere beitragen, aber nicht langatmig breitgetreten werden. Eddie, Toms Kollege und Freund, ist ein großartig beschriebener, liebenswerter Nebencharakter, der manchen Lachreiz bei mir ausgelöst hat.
Ich frage mich, ob der Autor vielleicht eine Fortsetzung mit ihnen im Sinn hat? In meinen Augen durchaus denkbar und wünschenswert!
Oliver Stark hat mit "American Devil" ein erstklassiges Debut vorgelegt, und man kann nur hoffen, bald mehr von diesem Autor lesen zu können!
Meine absolute Empfehlung!!!

Bewertung vom 26.02.2011
Dornrose
Yolen, Jane

Dornrose


ausgezeichnet

"Es war einmal in fernen Zeiten, niemals oder nimmerdar, doch nie den besten aller Zeiten...da stand im Wald ein Schloß..."
So beginnt das Märchen, das Becca schon als kleines Mädchen von ihrer Großmutter Gemma erzählt bekommen hat. Unzählige Male hat sie seitdem die Geschichte von Prinzessin Dornrose gehört, Wort für Wort ist ihr im Gedächtnis geblieben.
"Ich bin Dornröschen"
offenbart Gemma nun auf ihrem Sterbebett ihrer Enkelin und nimmt ihr das Versprechen ab, besagtes Schloß zu suchen...
Mit Gemmas Tod wird auch das Geheimnis ihrer Herkunft begraben. Bestürzt stellt die Familie fest, das sie nicht einmal Gemmas wirklichen Namen kennt, geschweige denn die Umstände, unter denen sie zu Kriegszeiten als Jüdin in die USA gelangt ist.
Becca hält ihr Versprechen, und mit den wenigen Hinweisen, die sie in einer alten Truhe ihrer Großmutter findet, begibt sie sich auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Familie.
Sie folgt den Spuren von Dornröschen...

In der ersten Hälfte des Buches erfahren wir abwechselnd kapitelweise zum einen das gegenwärtige Geschehen mit Becca als Protagonistin, zum anderen , nach und nach, Gemmas Version von "Dornröschen".
Dem Leser wird so ermöglicht, selbst zu kombinieren und Stück für Stück, gemeinsam mit Becca, die Geschichte zu verstehen.
Eine Geschichte, die uns zum Holocaust führt.
Eine Geschichte, die uns in der zweiten Hälfte des Buches niemand besser erzählen kann als ein Zeitzeuge, ein Überlebender, den Becca ausfindig macht und dessen Erinnerungen abschließend für mehr Licht im Dunkel sorgen.
Wer bis hierhin noch nicht gefesselt ist von Jane Yolens "Dornrose", den packt es spätestens jetzt, wenn die Fakten in einem Stück und ungeschönt berichtet werden. Mit Ungläubigkeit und Entsetzten sieht der Leser all die Tatsachen bestätigt, die er doch lieber verdrängen würde.
Er sieht sich den Gefühlen der Betroffenen ausgesetzt, die er niemals auch nur ansatzweise nachempfinden kann.
Er erkennt, wie nah die Geschehnisse für den Einzelnen noch sein können, die für andere längst nur noch Geschichte bedeuten.
Trotzdem die Story von Becca und Gemma fiktiv ist (nur die Schauplätze gibt es wirklich), hat die Autorin es geschafft, ein authentisches Buch vorzulegen. Alles könnte auch so geschehen sein....
"Dornrose" wurde als Jugendbuch herausgegeben und ist als solches recht anspruchsvoll.
Yolens Schreibstil sowie der geschickte Aufbau der Geschichte lässt das Lesen zu einem Genuss werden, und auch die Übersetzung finde ich sehr gelungen!
Das Buch hat mich persönlich ausgesprochen berührt und wird auch sicher noch eine Weile "nachhängen".
Der amerikanische Autor Jay Neugeboren schreibt über dieses Buch:
"Yolen kombiniert die Magie des Märchens mit dem Alptraum der Geschichte und schreibt so einen erschütternden und erschütternd schönen Roman"
Und damit trifft er es auf den Punkt, besser kann man es nicht beschreiben.
"Dornrose" ist eines dieser ganz besonderen Bücher und bekommt meine uneingeschränkte Empfehlung!

Bewertung vom 21.02.2011
Trust Me - Blutiges Grauen
Novak, Brenda

Trust Me - Blutiges Grauen


sehr gut

Skye Kellerman ist eine junge und schöne Frau, die mitten im Leben steht. Auf ihre Mitmenschen wirkt sie stark und unabhängig-ein Status, den sie sich schwer erarbeitet hat, seit sie vor mehr als drei Jahren das Opfer einer versuchten Vergewaltigung wurde. Der Täter bedrohte und verletzte sie mit einem Messer. Nur mit viel Glück gelang es Skye, zu entkommen....
Oliver Burke, ein angesehener Zahnarzt und Familienvater, sitzt seitdem im Gefängnis. Es liegt nahe, dass der skrupellose Mann auch drei weitere Frauen nach gleichem Muster überfallen und sogar getötet hat, was ihm jedoch nicht nachzuweisen ist.
Nun wird er vorzeitig aus der Haft entlassen, sehr zum Entsetzten von Skye und von Detective David Willis, dessen Gefühle für Skye mehr als nur dienstlich sind....

"Trust me" ist der erste Roman, den ich von der Autorin Brenda Novak gelesen habe.
Die Geschichte vereint mehrere Genres-sowohl eine spannende Thrillerhandlung als auch eine Liebesromanze...
Dennoch dauerte es einige Seiten, bis ich richtig in die Handlung hereinfand. Dies lag , denke ich, an den zahlreichen Personen, die gleich zu Anfang des Romans vorgestellt werden, und den Geschichten um diese Personen herum, die aber nicht direkt in Zusammenhang mit der Haupthandlung stehen.
Was bei den Nebencharakteren "too much" ist, kommt den Hauptdarstellern jedoch zugute. Sie werden von der Autorin mit vielen Details ausgestattet. Der Leser bekommt Einblicke in ihre Gefühlswelten und in ihre Gedanken und wird so eins mit ihnen. Skyes Ängste werden sehr nachvollziebar beschrieben und auch die Beziehung zwischen Skye und David wird von Brenda Novak einfühlsam geschildert, ohne zu trivial zu wirken.
Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven beleuchtet, sowohl Skye und Detective Willis als auch der Täter Oliver Burke und dessen Frau kommen indirekt zu Wort. Das macht die Geschichte umso interessanter und lebendiger.
Letztendlich ist "Trust me" ein durchaus fesselnder Roman mit spannenden Momenten, jedoch ohne großartig aufgebautem Spannungsbogen. Er besticht durch seine Charaktere und ist als Auftakt einer dreiteiligen Serie absolut zu empfehlen.
Die Folgeromane "Stop me-Blutige Botschaft" und "Watch me-Blutige Spur" sind noch nicht erschienen.