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Top-Rezensenten Übersicht

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Arabella
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Pirmasens

Bewertungen

Insgesamt 461 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2020
Die Tanzenden
Mas, Victoria

Die Tanzenden


ausgezeichnet

Unglaubliche Frauenschicksale. Unbedingt lesen! 20. Februar 1885, es ist ein früher Abend, seit drei Tagen schneit es. In der Luft sehen die Flocken wie Perlenvorhänge aus. Auf den Gehwegen und in den Parks liegt eine weiße, knirschende Schicht aus Schnee, der kleben bleibt an den Pelzmänteln und den Stiefeln, die durch ihn hindurchstapfen. Ganz Paris will sie sehen, auf der Ballnacht sollen die Tänzerinnen Louise und Eugénie ihren Auftritt haben. Hier im berühmtesten Krankenhaus der Stadt, der Salpêtrière, sollen Louise und Eugénie in dieser Ballnacht glänzen. Die Hautevolee schaut zu und bewundert deren Schönheit gerade dann, wenn sie die Kontrolle verlieren. Ob die Hysterikerinnen nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte Hautevolee zu und bewundert ihre Schönheit gerade dann, wenn sie die Kontrolle verlieren. Frauen, die nicht der allgemeinen männlichen Vorstellung entsprechen oder sich nicht unterwerfen, werden als Hysterikerinnen in diese, noch heute, bekannte Anstalt eingewiesen, ohne Chance auf Genesung. Eine damals geläufige Methode, sich unliebsamer, unschicklicher Frauen zu entledigen. Einmal im Jahr werden sie dann der sensationslüstern Gesellschaft beim „Mittfastenball“, dem Ball der Idioten, vorgeführt. Ganz Paris will sie sehen: Für Louise und Eugénie aber steht an diesem Abend alles auf dem Spiel, sie wollen aus ihrer Rolle ausbrechen, wollen ganz normale Frauen sein, wollen auf dem Boulevard Saint-Germain sitzen und ein Buch lesen dürfen, denken und träumen und lieben dürfen wie die Männer. Ein ergreifender Roman über mutige Frauen und ein Plädoyer für mehr Solidarität. Ein dunkles Kapitel ausgelebter patriarchalischer Macht zum Nachteil aller anders fühlenden und denkenden Menschen. Diese Geschichte ist eine sich lohnende Lektüre. Mit verblüffender Lebendigkeit erzählt die Autorin in „Die Tanzenden“ vom Aufbruch derer, die sich nicht zufriedengeben, von berührender Solidarität und unbeirrbarem Mut. Sie hat ein erschütterndes Gesellschaftsportrait geschaffen. Sensibel erzählt in anmutigen Worten. Thema und Text bleiben lange im Gedächtnis der Leserschaft. Ein hervorragender Roman über mutige Frauen, damals vor über 100 Jahren wie heute. Grandios - diesem Buch wünsche ich ganz viele Leserinnen!

Bewertung vom 22.05.2020
Der brasilianische Mörder (eBook, ePUB)
Gomes, Chris

Der brasilianische Mörder (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Großartiges Debüt! Ein großartiger Thriller mit sehr interessanten Protagonisten! Wenn Theorie auf einen ausgeschlafenen Killer trifft. Kripo Rio de Janeiro: Der erste Fall für Delegado Amorim und sein Team. Der Tag steckt voller makabrer Überraschungen. Der Bildschirm zeigte einen Text des brasilianischen Mörders. Carlos ist das Gesicht hinter dem lustigen "brasilianischen Mörder" im Internet. Dieser Kerl existiert nicht. Es war nicht notwendig, den Text vollständig zu lesen. Carlos kannte ihn auswendig. Er atmete tief ein und aus. Was würden seine Kollegen sagen, wenn sie erführen, dass er, Carlos Gomes, das Gesicht hinter dem brasilianischen Mörder war? Was würden seine Kollegen denken, wenn sie seine Videos im Internet sehen würden? Und Barbara, sie will mit dem brasilianischen Mörder reich werden. Die beiden werden sogar von mysteriösen Österreichern nach Wien eingeladen. Dann findet die Polizei eine Leiche … Bei diesem Buch handelt es sich um den Auftakt der Serie ›Kripo Rio de Janeiro‹ mit Delegado Amorim und seinem Ermittlungsteam. Es ist eine gelungene Mischung aus Komik und Spannung mit viel Lokalkolorit. Chris Gomes zeichnet ihre Figuren mit sehr liebevoller und genau richtig dosierter Ironie. Die Geschichte liest sich einfach wunderbar "weg", Protagonist und Kollegen sind Menschen wie Du und ich. Die Autorin hat mit Barbara und dem brasilianischen Mörder zwei sympathische, verkorkste Helden und eine abwechslungsreiche Geschichte zu erzählen, die sich genau im erträglichen Maß an kleinen bizarren Details weidet. Der Start ihrer Krimiserie punktet als Pageturner, der wendungsreich überrascht. Ein viel versprechendes Debüt und ein fulminanter Auftakt einer Reihe um Delegado Amorim und seinem Ermittlungsteam. Das Ende des Falls war für mich nicht groß überraschend, aber mit dem was man am Ende des Buches erfährt, habe ich nicht gerechnet. Total klasse, ich hoffe die nächsten Fälle lassen nicht lange auf sich warten! Die Autorin hat meiner Meinung nach, alles richtig gemacht! Spannung, Blut, Überraschungsmomente -alles dabei! Absolut lesenswert, solide Unterhaltung.

Bewertung vom 16.05.2020
Psychokiller
Ida Adam

Psychokiller


ausgezeichnet

"Sie verführen meinen Mann - ich Ihren" - ein mörderischer Vorschlag, eine mörderische Umarmung, ein mörderischer Thriller für das neue Jahrzehnt. Cybill Halberstam..... man brauchte nur einen Blick auf sie zu werfen und schon wußte man, genau das ist es, das New York der obersten Ein-Prozent. Das New York aus der Klatschpresse. Der Nachrichten. Wo sich die reichen die Bälle gegenseitig zuspielen. Natürlich war Sarah daran interessiert, einen Weg hinein in die Welt zu bekommen, für die Cybill stand, zumindest in ihren Augen. Einen Fuß in die Tür zu bekommen. Der Glamour, das Geld ...... schon als Kind hatte Sarah davon geträumt, auch einmal so leben zu können. Aber, wer denn nicht! Wenn man erst einmal dazugehört, öffnen sich alle Türen. Es war einfach eine einmalige Gelegenheit, eine solche Chance würde sich ihr wahrscheinlich nie wieder bieten. Und trotzdem wollte sie sich nicht auf den Vorschlag von Cyrill einlassen.
Die Augen der Frau waren glasklar wie zwei Gebirgsseen. Sarah selbst hatte braune Augen und wäre gern ein wenig schlanker gewesen. Hübsch, natürlich! Wenn Lou mit ihr schlafen wollte, dann war das nicht gespielt. Die Frau aber, die ihr gegenüberstand, war ein anderes Kaliber. „Cybill Halberstam“, hörte sie sie sagen, „wir wohnen gleich gegenüber.“ Sie drehte sich um und deutete auf das Haus, das Sarah nur zu gut schon kannte. Es war während einer Einladung zu einem Abendessen, nur ein kleines Dinner zu viert, nichts weiter, als Cybill Sarah vorschlägt „Ich verführe Ihren Mann – Sie meinen, dann wissen wir, ob sie standhaft bleiben.“ Sarah traut ihren Ohren nicht … bis langsam die Vorstellung in ihr Fuß fasst. Kann sie ihrem Mann Lou trauen? Sie ist sich nicht absolut sicher. Und Cybills Mann Ken scheint alles darauf angelegt zu haben, um Sarah für sich einzunehmen. Sie schwankt und versucht, dem attraktiven Mann ihrer neuen Freundin zu widerstehen. Sie liebt doch ihren Mann Lou – wenn sie nur wüsste, ob er ihr treu ist.
Eines Nachts überschlagen sich die Ereignisse – am nächsten Morgen ist einer der vier tot. Ermordet. Und alles deutet darauf hin, dass Sarah die Mörderin war. Hat Cybill ihr eine Falle gestellt? Hat Sarah die Kontrolle über sich verloren? Oder steckt noch etwas ganz anderes dahinter, das sich die junge Frau niemals hätte vorstellen können?
Die Autorin Ida Adam spielt gekonnt mit ihrem Leser. Schon die Leseprobe war abgründig, raffiniert und zeigte dieses Buch ist absolut lesenswert, und ich wurde nicht enttäuscht. Das Psychogramm einer Ehe in Gestalt eines Psychothrillers. Brillant und teuflisch gut inszeniert die Autorin dieses Ehe-Psychospiel, diesen Blick in die Abgründe der Zweisamkeit. Sie entlarvt in ihrem furiosen Debüt die schönen Lügen, denen wir alle vielleicht erlegen sind: eine kluge Milieustudie, packend und herrlich böse. Ida Adams Roman hat viel zu sagen über die materiellen Werte unserer Zeit. Dazu kommen ausgezeichnete Dialoge und beißender Humor. Sie erzählt von einer toxischen Freundschaft und von der Macht sozialer Abgründe: ein so intensiver wie spannender Roman über eine Welt der Eitel-und Oberflächlichkeiten, schnell, klug und unverwechselbar. Ein unwiderstehlicher Roman über giftige Freundschaften, die ins Extreme gehen. Mein Fazit: Wenn es um Liebe oder Hass geht, kann kein Mann einer Frau das Wasser reichen.

Bewertung vom 15.05.2020
Das eiserne Herz des Charlie Berg
Stuertz, Sebastian

Das eiserne Herz des Charlie Berg


ausgezeichnet

Im Leben geht es um die Liebe, Musik, Parfums und Hirschgulasch mit Tradition nach Omas Rezept. Die Pistole ist verboten. Das ist die Geschichte von Abiturient Charlie, der doch nur abhauen will zum Zivildienst auf die einsame Vogelwarte, aber seine chaotische Familiengeschichte steht im Weg. Sie fesselt den Leser durch einen frivol kalkulierten Thrill an die zutiefst introvertierte Erzählung eines vom Schmerz verschnürten Überlebens. Kein Plot, ein Zustand. Charlie Berg selbst ist ein Wunderkind, hat ein schwaches Herz und die feine Nase eines Hundes. Das einzige, was ihn seine Eltern gelehrt haben: Zwei Künstler sollten nie Kinder bekommen! Es sind die frühen 90er, Charlie will ausziehen, nicht mehr der Depp der Familie sein, der alles zusammenhält, während Mutter am Theater die Welt verstört und Vater wochenlang bekifft im Aufnahmestudio sitzt. Charlie möchte seinen Zivildienst antreten und einen Roman schreiben. Doch er ist nicht nur mit einem überirdischen Geruchsinn gesegnet, sondern auch mit einem Clan, der dem schrägen Ensemble einer Erfolgsserie gleicht. Die Zivistelle im Leuchtturm ist zum Greifen nah – da läuft alles aus dem Ruder: Auf der Jagd mit Opa trifft ein Schuss nicht nur den Hirsch, sondern auch Opa. Und Charlies heimliche große Liebe Mayra, seine Videobrieffreundin aus Mexiko? Hat nichts Besseres zu tun als den Ganoven Ramón zu heiraten … Das Debüt beginnt mit einem fulminanten Jagdunfall und hat auch sonst alles zu bieten, was ein Bestseller ausmacht. Die Geschichte liest sich am Anfang wie ein spannend geschriebener, gut recherchierter, mit viel Wortwitz ausgestatteter Krimi. Auf keinen Fall blutrünstig. Eine schräge Mischung, ein Haufen skurriler Gestalten, eine Coming of Age Geschichte und spannend wie ein Krimi. Ein prima Lesevergnügen, in dem nicht nur das erfrischend schieflaufende Schicksal des Helden amüsiert. Mich überzeugt der Roman neben der Handlung mit seinem prägenden Schreibstil und seiner starken Erzählerweise. Man möchte immerzu weiter und weiterlesen, und ist traurig, wenn man die letzte Seite umgeblättert hat! Herzerfrischend unmännlich! Treffer, unbedingt lesen! Ein literarisch derbes Lesevergnügen, atmosphärisch tiefsinnig.

Bewertung vom 14.05.2020
Das kann uns keiner nehmen
Politycki, Matthias

Das kann uns keiner nehmen


ausgezeichnet

Das ist Afrika! Ein afrikanischer Roadtrip. Am Gipfel des Kilimandscharo: Hans, ein liberaler Hamburger, ist endlich da, wo er ein Leben lang hinwollte. Hier, auf dem Dach von Afrika hofft er, endlich mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen. Sieben Tage lang hatte Hans den Moment ersehnt, da er endlich allein sein würde mit diesem Berg. Sieben Tage, während es auf den Wanderwegen immer voller geworden war, je höher sie kamen. Nach zwanzig Minuten gingen sie auf dem Kraterrand weiter, und als sie die Stelle erreicht hatten, wo der Pfad abzweigt, hinab zum Crater Camp, sahen sie ihn. Auf dem Grund des Kraters steht bereits ein Zelt, bewohnt von dem Ur-Bayer Tscharlie mit unerträglich rechten Ansichten. Sie sahen ihn schon vom Kraterrand aus, ein leuchtend roter Punkt zwischen den Zelten, genau dort, wo ihr Pfad am Kraterboden enden würde. Auf diesem Berg sei man nur Gast; wer mehr von ihm wolle als den Gipfel, der müsse auch mehr geben, nicht wenige das Leben. Nur der Einbruch der Kälte hatte kurz für Ruhe gesorgt. Von einer Sekunde zur andern war’s so still im ganzen Camp, daß sie ihren Puls pochen hörten und den Schmerz im Kopf wieder wahrnahmen, ein leichtes Ziehen unter der Schädeldecke. In der Nacht bricht ein Schneesturm herein und schweißt die beiden wider Willen zusammen. Es beginnt eine Reise kreuz und quer durch Afrika. Als sich die beiden schließlich die Geschichte ihrer großen Liebe anvertrauen, erkennen sie, dass sie mit dem Leben noch eine Rechnung offen haben. Doch in Afrika fährt der Tod immer mit, und nur einer der beiden wird die Heimreise antreten. Matthias Politycki zeigt durch seine Novelle, wie wichtig es ist, neue Lösungen zu finden, um nicht an Unerträglichkeiten zu zerbrechen. "Das kann uns keiner nehmen" ist ein wirklich ganz großartiger Roman, der auf humorvolle Weise den Sinn des Lebens hinterfragt. Show-down am Gipfel des Kilimandscharo - zeigt mal wieder wie klein die Welt-, und wichtig gegenseitiger Respekt ist. Egal wie der andere tickt. Man selbst ist ja auch nicht perfekt. Besonders die Einstiegsszene war sehr malerisch beschrieben, und es wurden genau die richtigen Umschreibungen gewählt, um die ideale Stimmung auszulösen. Eine Geschichte aus dem Leben gegriffen und einer Charakterfigur mit der man sich identifizieren kann - das ergibt eine einfühlsame Kombi. Dieses Buch ist sehr vielschichtig und bietet, neben der aberwitzigen Story, viele Einblicke in die afrikanische Kultur. Direkt und warm - eine Geschichte, die mich umgehauen hat. Sie begeistert mit ihrer Komik und Tragik und ist ein echtes Lesevergnügen.

Bewertung vom 14.05.2020
Thirty
Bradley, Christina

Thirty


ausgezeichnet

Man kann die Zukunft nicht vorhersagen – doch was, wenn man sie beeinflussen kann? Jeder ist seines Glückes Schmied! Die erfrischendste Liebesgeschichte, die ich seit Langem gelesen habe: witzig, authentisch und mit ganz viel Herz! Klasse Idee und toll umgesetzt! Herrlich unperfekte Charaktere, ein ungekünstelter Schreibstil und viel Augenzwinkern - bitte mehr davon! Bella Edwards' Leben ist ein einziges Chaos. Während ihre Freundinnen auf Facebook ihr ach so erfüllendes Leben feiern, ist Bella nicht mal ansatzweise da, wo sie mit fast dreißig sein wollte. Vor allem der Mann fürs Leben fehlt noch. Hals über Kopf fliegt sie von London nach New York zu ihrer Freundin Esther. Die hat die rettende, oder völlig absurde, Idee nähmlich dreißig Dates in dreißig Tagen. So macht Bella sich auf einen verrückten Trip von New York bis nach San Francisco mit dem Ziel, endlich den Einen finden. Ein Experiment mit erstaunlichen Folgen … Charmante romantische Komödie über das Leben und natürlich die Liebe. Zwischen diversen Blind Dates, charmanten und weniger charmanten Typen, findet Bella zwar nicht den Mann fürs Leben, aber tatsächlich das Eine, was sie glücklich macht. "Thirty" ist eine moderne, locker-leicht erzählte romantische Komödie über die Liebe und natürlich über das Suchen und Finden der ganz großen Liebe, die sich gerne da versteckt, wo man sie am wenigsten erwartet. Es ist ein Buch, das Träume und Liebesgeschichte miteinander verknüpft, und von dem man hofft, dass es niemals endet. Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein, und trotz der vielen tragischen Ereignisse hat man doch immer wieder etwas zum Lachen. Ich fand die Idee dieser Geschichte wirklich faszinierend und daraus entstand eine ungewöhnliche Geschichte, nach dem man auch mal eine Pause von sozialen Netzwerken machen kann. Eine witzige und heiße Liebesgeschichte mit wunderbar schlagfertigen Dialogen! Ein tolles Buch für zwischendurch. Fantastisch!

Bewertung vom 12.05.2020
Marianengraben
Schreiber, Jasmin

Marianengraben


ausgezeichnet

Tiefgang und Leichtigkeit Hand in Hand. Jasmin Schreiber ist hier ein großartiges Buch gelungen, bei dem sich Tiefe und Leichtigkeit die Waage halten. Sie schafft es wunderbar uns an der Gefühlswelt von Paula teilnehmen zu lassen. Ein Buch über untröstliche Trauer, Liebe und das Leben - mal zum Weinen und dann auch wieder herzzerreißend komisch! Lange hat mich kein Buch mehr so bewegt. Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt - auf die eine oder andere Weise. Paula lernt auf dieser Reise viel über das Leben, die Liebe und nicht zuletzt über das Loslassen und Weitergehen. Mit feuchten Augen liest man sich durch die Geschichte dieser seltsamen Freundschaft und erlebt mit, wie Paula langsam wieder auftaucht aus ihrem Trauer-Marianengraben. Sehr schön! Die Autorin beschreibt unheimlich echt und sympathisch wie ein nach außen scheinbar perfektes Leben sich für den, der es lebt täuschen kann. Es hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Flüssig, spannend, detailreich und unterhaltsam geschrieben, zugleich traurig, leise und nichts für schwache Nerven. Ein ganz großartiger Roman, der unglaublich nahe geht berührend und komisch, denn trotz ernstem Thema bleibt Platz zum Schmunzeln. Die Autorin hat mit ihrem Debüt einen Roman geschaffen, der tief ins Herz geht und dort verweilt. Sie erzählt von dieser Tragödie direkt und leicht und zugleich mit einer tiefen Ernsthaftigkeit. Ein Muss für jeden Bücherwurm dieser wunderschöne und ergreifende Roman über den Verlust, das Sterben und das Trauern! Schön für zwischendurch, als Impuls öfter mal das Handy aus der Hand zu legen sowie als leichter Lesegenuss ist der Roman durchaus zu empfehlen! Absolut lesenswert.

Bewertung vom 10.05.2020
Tödliches Spiel / Secret Protector Bd.1
Lane, Andrew

Tödliches Spiel / Secret Protector Bd.1


ausgezeichnet

Lukas Crowes erster Einsatz als Secret Protector! Er ist lässig. Er ist durchtrainiert. Er bleibt am liebsten unter dem Radar. Doch wenn es hart auf hart kommt, stellt sich Lukas Crowe den schlimmsten Gegnern. Lukas reagiert blitzschnell, als vor seinen Augen der Bruder der Profi-Gamerin Una entführt wird. Doch nach einer wilden Verfolgungsjagd durch New Orleans entkommen die Kidnapper. Und schicken kurz darauf ihre Forderung: Una muss bei einer Gaming-Weltmeisterschaft in Dubai absichtlich verlieren - sonst stirbt ihr Bruder. Nun hängt alles an Lukas: Kann er seinem Ruf als Secret Protector gerecht werden und Unas Bruder retten?
Mit "Secret Protector, Band 1: Tödliches Spiel" hat Andrew Lane eine spannende Geschichte geschaffen, die sicherlich Jung und Alt gleichermaßen begeistern kann. Und einen distanzierten, ruhigen, irgendwie süßen Lukas gibts als i-Tüpfelchen obendrauf. Dem Autor ist eine glaubhafte Geschichte gelungen, rund in den Details, voll Abenteuer und lieb gewonnenen Personen. Nach dem lesen dieses Buches kann ich eine absolute Leseempfehlung nicht nur an junge Fans von Detektivgeschichten geben, toll geschrieben, spannend und mitreißend! Ein spannendes Lesevergnügen für alle. Eine rasante Story, die sich durch das ganze Buch zieht, mit coolen Charakteren, modernster Technik und detaillierte Beschreibungen machen dieses Buch aus. Ich bin wirklich begeistert. Ein sehr gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht!

Bewertung vom 08.05.2020
Rote Kreuze
Filipenko, Sasha

Rote Kreuze


ausgezeichnet

Gegen das Vergessen. Aber ist Vergessen Fluch oder Segen? Der Autor Sasha Filipenko ist eine mutige junge Stimme aus St.Petersburg. In "Rote Kreuze" führt er zwei Biografien zusammen. Die des jungen Alexander und der 90-jährigen Tatjana. Die alte Dame erzählt dem neuen Nachbarn ihre Geschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Tatjana kämpft gegen das Vergessen, Alexander möchte hingegen nichts lieber als das .... Vielleicht, weil das Leben ohne Lebenslügen nicht zu bewältigen ist? Alexander ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde, Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen. Kurz und bündig, nach dem lesen dieses Romans kam ich zu dem Schluß, wer sensible Bücher voll menschlicher Zwischentöne mag, wird bei Sasha Filipenko gut aufgehoben sein. Klarsichtig und scharfsinnig zeigt er, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Und zugleich würdigt er in "Rote Kreuze" all diejenigen, die uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind. Eine richtig schöne Entdeckung, erinnert an Gavaldas "Zusammen ist man weniger allein". Aber, es ist kein Buch für entspannte Lesestunden, sondern lässt einen nachdenklich und sprachlos zurück. Wer russische Literatur schätzt, kommt an dieser neuen modernen Stimme nicht vorbei. Ein meisterlich geschriebener, großartiger Einblick auch in unsere Geschichte. Das Buch führt heutige Leser sehr anschaulich und aufwühlend hinein in die abgründige Mentalität jener Epoche voller gläubiger Revolutionäre. Eine klare Empfehlung! Beklemmend und absolut lesenswert! Ein Plädoyer für die Freundschaft! Glänzend erzählt.

Bewertung vom 05.05.2020
Der Empfänger
Lenze, Ulla

Der Empfänger


ausgezeichnet

Berlins langer Arm. Vor dem Kriegseintritt der Amerikaner brodelt es in den Straßen New Yorks. Antisemitische und rassistische Gruppierungen eifern um die Sympathie der Massen, deutsche Nationalisten feiern Hitler als den Mann der Stunde. Der deutsche Auswanderer Josef Klein lebt davon relativ unberührt; seine Welt sind die multikulturellen Straßen Harlems und seine große Leidenschaft das Amateurfunken. So lernt er auch Lauren, eine junge Aktivistin, kennen, die eine große Sympathie für den stillen Deutschen hegt. Doch Josefs technische Fähigkeiten im Funkerbereich erregen die Aufmerksamkeit einflussreicher Männer, und noch ehe er das Geschehen richtig deuten kann, ist Josef bereits ein kleines Rädchen im Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr. Unerwartet wird er in die Welt von Spionage und Gegenspionage hineingezogen. Eigentlich eher unpolitisch und froh, im New Yorker Viertel Harlem ein neues Leben gefunden zu haben, erregen seine Kenntnisse als Amateurfunker das Interesse der nazideutschen Abwehr. Das lenkt sein Geschick in völlig neue Dimensionen - und weg von seiner Freundin Lauren. Josef Klein wird Teil eines verhängnisvollen Systems, das ihn Jahre später einholen wird. Sein verhängnisvoller Weg führt ihn später zur Familie seines Bruders nach Neuss, die den Aufstieg und Fall der Nationalsozialisten aus der Innenperspektive erfahren hat, und letztendlich nach Südamerika, wo ihn Jahre später eine Postsendung aus Neuss erreicht. Deren Inhalt: eine Sternreportage über den Einsatz des deutschen Geheimdienstes in Amerika.
Ulla Lenze kann in klugen Szenen und wunderbaren Details von der inneren Verfasstheit weit entfernter Orte und ihrer Bewohner erzählen, von sozialen und zwischenmenschlichen Dynamiken und wie beides zusammenhängt. Sie verknüpft meisterhaft Familiengeschichte und historischen Stoff, schreibt brillant, lakonisch, zugleich mitreißend über einen freundlichen Mann, der sich schuldig macht, weil er sich wegduckt. In "Der Empfänger" wendet sie ihr Können erstmals auf einen historischen Stoff an und das Ergebnis ist beeindruckend, sie schreibt eine tolle, empfindungsintensive, pathosfreie Prosa. Echt und wahr und ehrlich. Eine schwebend leichte Konstruktion, in der Zeiten, Orte und Identitäten ineinander tauchen, ein vielschichtiges Kunstwerk von unendlicher Schönheit. Ein Roman, der mit Erfahrung, Intelligenz, Liebe, einer gewissen Distanziertheit und stellenweise sogar mit hintergründigem Humor erzählt wird. Auch mit einer gewissen Leichtigkeit. Diesem Buch merkt man an, dass es Substanz hat. Spannend und absolut lesenswert.