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Nina [libromanie.de]
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Medienstudentin :: 20something :: verschlingt alles, was aus Buchstaben besteht und schreibt darüber

Bewertungen

Insgesamt 115 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2009
Tante Dimity und das geheimnisvolle Erbe / Tante Dimity Bd.1
Atherton, Nancy

Tante Dimity und das geheimnisvolle Erbe / Tante Dimity Bd.1


sehr gut

Nach ihrer Scheidung und dem Tod der geliebten Mutter ist Lori Shepard seelisch völlig am Ende und lebt am Rande des Existenzminimums. Sie fällt aus allen Wolken, als sie eines Tages einen Brief der Anwaltskanzlei Willis und Willis erhält, in dem man ihr mitteilt, ihre Tante Dimity sei verstorben.
Für Lori unvorstellbar, denn bislang hielt sie Tante Dimity für eine erfundene Figur, deren fröhliche Geschichten ihre Mutter ihr und ihrem rosa Stoffhasen Reginald früher immer zum Einschlafen erzählt hat. Nun soll sie nach England reisen und dort ihr Erbe antreten. Zunächst gilt es jedoch, das Rätsel um die geheimnisvolle Tante zu lösen….

‘Tante Dimity und das geheimnisvolle Erbe’ ist kein Krimi im klassischen Sinne. Es gibt kein Verbrechen, keine Bösewichte und auch die Spannung hält sich in Grenzen. Dennoch hatte ich das Buch in wenigen Stunden verschlungen, denn die Geschichte liest sich flüssig und die Handlung nahm mich – spätestens als Lori und ihr Begleiter Bill in England ankamen – immer mehr gefangen.
Die Atmosphäre in Tante Dimity’s Cottage bleibt jedoch stets eher heimelig und entspannend: Es werden Haferflockenplätzchen gebacken, Wanderungen durch die wunderschöne englische Landschaft unternommen und vor allem die unzähligen Briefe von Lori’s Mutter und Tante Dimity gelesen. Briefe, die eine unglaubliche Wärme ausstrahlen und die ganz besondere Freundschaft zweier starker Frauen widerspiegeln, die ihr Leben trotz einiger Schicksalsschläge mit bewunderswertem Humor genommen haben. Im Laufe ihrer Nachforschungen lernt Lori nicht nur ihre Mutter und Tante Dimity besser kennen und taucht immer tiefer in deren Vergangenheit während des zweiten Weltkriegs ein, sondern erfährt auch einiges über sich selbst und darüber, wie sie ihren Platz im Leben finden kann.

Anfangs irritierte mich, dass manche Personen sich teilweise etwas unrealistisch verhielten, aber mit der Zeit begann ich, das Buch einfach als modernes Märchen zu lesen und war zufrieden, als sich am Ende alles aufklärte.
Wer für Mystery nicht viel übrig hat, kann übrigens beruhigt sein. Das Übernatürliche spielt nur eine verhältnismäßig kleine Rolle und wird von den Figuren sehr schnell hingenommen und kaum thematisiert.
Stattdessen geht es vielmehr darum zu lernen, die kleinen (und großen) Tücken des Lebens mit einem Lächeln zu meistern – was mit dem richtigen Partner an der Seite natürlich leichter ist. So gibt es auch eine kleine Liebesgeschichte, die sich vielleicht etwas schnell entwickelt, aber trotzdem sehr schön in die Geschichte passt.
Das Ende ist rund, bietet aber noch genügend Stoff für die Fortsetzungen, die ich - Dank der liebenswerten, teils etwas verschrobenen Charaktere, der Wohlfühlatmosphäre und der Hoffnung auf weitere, leckere Rezepte – sicher auch noch lesen werde.

FAZIT: Ein gemütliches Märchen über Liebe, Schicksal und Selbstfindung.

1 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Sommerhaus, später
Hermann, Judith

Sommerhaus, später


sehr gut

In insgesamt neun Kurzgeschichten schlüpft Judith Hermann in verschiedene Figuren und gewährt dem Leser einen flüchtigen, aber zugleich auch sehr intimen Einblick in deren Seelenleben. Die Handlung der Geschichten steht dabei im Hintergrund, Geschehnisse sind eher alltäglicher Art. So hat man eine Person kaum kennen gelernt, da verlässt man sie auch schon wieder, ohne dass etwas Besonderes passiert ist. Judith Hermann’s Charaktere sind und bleiben einsam. Wie aus der Distanz scheinen sie sich selbst zu beobachten, können ihre eigenen Gefühle nicht so recht greifen.
Das klingt zwar nicht gerade sonderlich spannend, wird aber auf so wunderbar melancholische Weise beschrieben, dass diese bedrückende, aber irgendwie auch schöne, ruhige Stimmung auf den Leser übergeht.
Die einfache, klare Sprache der Autorin hatte eine Art Sogwirkung auf mich. Immer wiederkehrende Bilder, lebendige Vergleiche und eine fast schon poetische Ausdrucksweise zeichnen eine dichte Atmosphäre, die leicht und zugleich auch so schwer ist. Judith Hermann hat eine sehr eigene Stimme entwickelt, die auch die Perspektive eines Mannes glaubwürdig wiedergeben kann.
Schade ist allerdings, dass sich die Figuren auf die Dauer zu sehr ähneln. Die meisten sind sehr starke Raucher (wie die Autorin selbst) und entstammen der Künstlerszene. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Abwechslung gewünscht.

FAZIT: Das vor dem Text abgedruckte Zitat von Tom Waits spiegelt die Stimmung des Buches sehr schön wieder: „The doctor says I’ll be allright, but I’m feelin’ blue.“ Ein Buch also, das man vielleicht besser nicht lesen sollte, wenn man ohnehin schon etwas deprimiert ist.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Das Vermächtnis der Wanderhure / Die Wanderhure Bd.3
Lorentz, Iny

Das Vermächtnis der Wanderhure / Die Wanderhure Bd.3


sehr gut

Vergingen zwischen 'Die Wanderhure' und 'Die Kastellanin' mehrere Jahre, so setzt der letzte Teil der Trilogie fast nahtlos an seinem Vorgänger an. Nach einer kurzen Erläuterung der Geschehnisse der Vergangenheit und einem Wiedersehen mit Hiltrud, nimmt die Handlung auch schon richtig Fahrt auf. Marie, die wieder schwanger ist, wird auf dem Weg von Rheinsobern nach Hause auf ihre Burg von ihrer Erzfeindin Hilda, Falko Hettenheim’s Witwe, entführt und nach der Geburt ihres Sohnes als Sklavin verkauft. Während Michel auf Kibitzstein an den Tod seiner geliebten Frau glaubt und nun eine zweite Ehe eingehen soll, wird Marie in die Nähe von Moskau verschleppt, wo sie an den Hof eines Fürsten gerät und mit ihrer neu gewonnenen Freundin, der farbigen Sklavin Alika, ihre Flucht durch die Weiten Russlands plant…

Wie gewöhnlich wird Marie’s mühsame und gefährliche Reise so spannend und flüssig erzählt, dass die knapp 700 Seiten in wenigen Tagen ausgelesen sind. Abwechselnd wird von Marie’s Erlebnissen in Russland und Michel’s Nöten auf der heimischen Burg berichtet. In diesem Teil erhält der Leser wieder viele interessante Informationen über das Leben als Burgherr mit all seinen Rechten und Pflichten, während er im Handlungsstrang um Marie einiges über den Sklavenhandel und russische Traditionen und Adelsverhältnisse der damaligen Zeit lernt. Detaillierte Schilderungen von Alltäglichkeiten machen die Geschichte authentisch und lebendig, allerdings hatte ich schon zu Beginn des Romans das Gefühl, dass dieser Teil der Trilogie noch brutaler ist als der erste. Auch gibt es so manche Vergewaltigungsszene, deren ausführliche Beschreibung in meinen Augen nicht nötig war, denn die ständige Gefahr für Frauen, von einem Mann überfallen zu werden, wäre auch deutlich geworden, wenn solche Misshandlungen nur angedeutet worden wären.
Ebenso hat mir etwas missfallen, dass der Anfang ein wenig zu konstruiert wirkt. Dann jedoch geht es mit lediglich minimalen Längen voran und zum Schluss kommt es zu einem Showdown, der neben aller Dramatik sogar einen wirklichen Lacher bereit hält.
Gänzlich abgerundet wird die Geschichte dadurch, dass am Ende sämtliche Figuren ihren persönlichen Abschluss bekommen, so dass letztlich keine Fragen offen bleiben.

FAZIT: Trotz kleinerer Kritikpunkte ein würdiger Abschluss der Reihe um die mutige Marie und ihre Freunde.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Die Kastellanin / Die Wanderhure Bd.2
Lorentz, Iny

Die Kastellanin / Die Wanderhure Bd.2


sehr gut

'Die Kastellanin', der zweite Teil der Trilogie um die hübsche und willensstarke Marie, setzt 10 Jahre nach dem Ende des Vorgängers ein.
Die einstige Wanderhure und ihr Ehemann Michel Adler, mittlerweile Burghauptmann, führen ein zufriedenes Leben, das einzig von ihrem bislang unerfüllten Kinderwunsch getrübt ist. Bald jedoch schlägt das Schicksal erneut erbarmungslos zu. Michel muss in den Krieg ziehen, um Kaiser Sigismund in seinem Kampf gegen die Hussiten zu unterstützen. Zunächst schlägt er sich wacker, wird sogar zum Ritter ernannt. Doch dann verschwindet er nach einem Kampf spurlos und wird alsbald für tot erklärt. Marie, die derweil feststtellt, dass sie schwanger ist und auf der heimischen Burg mit plötzlichen Problemen zu kämpfen hat, glaubt allerdings nicht an den Tod ihres geliebten Ehemannes. Als sie neu verheiratet werden soll, flieht sie von der Burg und schließt sich als Marketenderin einem Heerzug an, um sich auf die Suche nach Michel zu begeben. Dabei führt ihr Weg sie bis tief ins Feindesland…

Wie schon 'Die Wanderhure' habe ich die Fortsetzung – Dank des wunderbar flüssigen Schreibstils des Autorenpaars – innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
Zwar schien mir der erste Teil der Trilogie durchaus abgeschlossen und es hätte – rein von der Geschichte her – keiner Fortsetzung bedurft, aber es ist dennoch schön, altbekannte Charaktere wieder zu treffen und erneut mit Marie durch die Lande zu ziehen. Dabei gewinnt man als Leser durch die detaillierten, bildhaften Beschreibungen eine überaus lebendige Vorstellung vom (Alltags)Leben im Mittelalter. Die historischen Hintergründe, in welche die Geschichte eingebettet ist, sind interessant und leicht verständlich dargestellt, so dass man auch ohne viel Vorwissen einen guten Überblick über die rahmengebenden Hussiten-Kriege bekommt. Die Kriegsszenen selbst nehmen einen angemessenen Rahmen ein, indem sie nicht allzu ausführlich und brutal geschildert werden, aber trotzdem einen passenden Eindruck von mittelalterlichen Schlachten vermitteln.
Ein wenig schade fand ich, dass das Ende etwas schnell kommt und einiges sehr zufällig und damit zu einfach wirkt. Auch wirkte Michel auf mich etwas zu fehlerfrei und heldenhaft.
Insgesamt schmälert dies das Lesevergnügen aber nicht allzu sehr, so dass ich das Buch trotz der kleineren Mängel gerne gelesen habe.

FAZIT: Einfache, aber spannend und gut geschriebene Unterhaltung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Kates Geheimnis
Joyce, Brenda

Kates Geheimnis


sehr gut

Die amerikanische Tänzerin Jillian Gallagher verursacht einen Autounfall, bei dem ihr Verlobter Hal Sheldon ums Leben kommt. Seine letzten Worte lauten „Ich liebe dich, Kate“. Völlig traumatisiert bringt Jill Hals Leichnam zu seiner blaublütigen Familie nach London, wo sie alles andere als freundlich empfangen wird. Außerdem lässt sie die Frage nicht los, wer Kate ist.
Als sie in Hal’s Zimmer auf das vergilbte Foto der amerikanischen Erbin Kate Gallagher stößt und herausfindet, dass diese vor knapp 100 Jahren unter mysteriösen Umständen verschwand, begibt sich Jill auf Spurensuche in die Vergangenheit, bei der sie nicht nur Kates Geheimnis löst, sondern auch ihre eigene Herkunft aufdeckt. Unterstützt wird Jill von Hals attraktiven Cousin Alex Preston. Doch auf wessen Seite steht er wirklich?

Brenda Jocye’s Sprache ist einfach gehalten und lässt sich flüssig lesen. Ihre Sätze sind kurz und spannungsgeladen. Trotz ein wenig Schwarz/Weiß-Malerei (gute arme Amerikaner, böse reiche Engländer) sind die Charaktere ausreichend klar gezeichnet.
Besonders gefallen haben mir der Aufbau des Buches und die Rückblenden in die Jahre um 1900. Abwechselnd befindet sich der Leser in der Gegenwart, dann reist er wieder in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der Adel sprichwörtlich verpflichtete und in der sozialer Stand und Herkunft alles bedeuteten und über Schicksale entscheiden konnten. Die historischen Figuren sind fast noch lebhafter gezeichnet als die der Gegenwart.

Sicherlich hat das Buch einige Mängel: Der Anfang wirkt zu konstruiert, Teile der Geschichte sind eher unrealistisch und die Zusammenhänge nicht immer überraschend. Wenn man dem aber keine allzu große Bedeutung beimisst, überwiegt einfach die Spannung. So hat mich die Geschichte derart gefesselt, dass ich - einmal angefangen - nicht mehr mit dem Lesen aufhören konnte.

FAZIT: Eine Mischung aus Krimi, Thriller, Drama, Historik und etwas Übersinnlichem sowie einem Schuss (ästhetischer) Erotik. Leichte, aber gute Unterhaltung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Park Avenue Prinzessinnen
Sykes, Plum

Park Avenue Prinzessinnen


schlecht

Warum bloß wird ein Buch, in dem eine Frau ihre Manolos liebt gleich mit Sex and the City verglichen? Und weshalb hat jede Frau mit nerviger Mutter angeblich den Witz und Charme einer Bridget Jones?
Plum Sykes bietet in ihrem Debüt nicht ansatzweise vergleichbare Unterhaltung.

Die namenlose Protagonistin Moi ist zwar kein MER (= Mädel aus der ersten Reihe), aber nach eigenen Angaben ein wunderhübsches „Champagnerperlchen“. Im Gegensatz zu ihren (in ihren Augen dummen) Freunden hat sie sogar studiert. Trotzdem verbringt Moi den Großteil ihrer Zeit entweder beim Shopping oder ‚in Brasilien‘ (= Metapher für - vorzugsweise ungeschützten - Sex). Finanzieren kann sie sich ihren Lebensstil durch das sporadische Einreichen von Artikeln bei einem Hochglanzmagazin. Das einzige, was jetzt noch zum vollkommenen Glück fehlt ist ein PH (= potentieller Heiratskandidat) – das wichtigste Accessoire eines echten New Yorker Mädels.

Was dem Leser als „intelligente Schaumschlägerei“ versprochen wird, entpuppt sich bald als bloße Aneinanderreihung von Designernamen und Edelrestaurants, zwischen denen eine selbstverliebte Protagonistin herumstakst, deren Oberflächkeit kaum noch zu überbieten sein dürfte. So löst Moi das Palästinenserproblem mit regelmäßigen Orgasmen und wenn ihr die Fingernägel weh tun, unternimmt sie mal eben einen Selbstmordversuch. Schließlich hat es Stil, tot im Ritz gefunden zu werden.
Leider hat die Autorin bei ihrer überspitzen Darstellung des Bergdorf-Milieus den Bogen maßlos überspannt. Das gleiche gilt für die Sprache, die so sehr auf dümmlich getrimmt ist, dass ein Lesefluss gar nicht erst aufkommen kann. Die vielen Abkürzungen und Seite um Seite wiederholten Metaphern tun ihr übriges.
Allein das Ende, so vorhersehbar es auch sein mag, deutet ein klein wenig an, dass die Autorin es womöglich besser kann, was das Gesamtwerk aber leider auch nicht mehr rettet.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Bittersüsse Tode / Anita Blake Bd.1
Hamilton, Laurell K.

Bittersüsse Tode / Anita Blake Bd.1


schlecht

Vor einigen Jahren wurde Vampirismus in den USA legalisiert. Aber nicht alle Blutsauger halten sich an die Gesetze und werden von Vampirjägern vernichtet, nachdem diese vor Gericht eine entsprechende Verfügung erwirkt haben.
Anita Blake ist hauptberuflich Totenbeschwörerin und jagt nebenbei mit großer Leidenschaft Vampire, wobei sie regelmäßig ihr Leben riskiert. Besonders heikel wird die Situation, als Anita für den mächtigsten Vampir von St. Louis herausfinden soll, wer für die mysteriösen Vampirmorde verantwortlich ist, die sich in letzter Zeit häufen. Ein Fall, der Anita alles abverlangt…

Obwohl die Geschichte eigentlich gewaltiges Potential hat, entpuppte sich der Roman für mich schon nach wenigen Kapiteln als mein bisheriger Buchflop des Jahres.
Die schnoddrige Art, in der Anita ihre Geschichte erzählt, ging mir nach kurzer Zeit wahnsinnig auf die Nerven. Ihre zynischen Kommentare sollen sie wohl tough erscheinen lassen, wirkten auf mich jedoch aufgesetzt und machten mir Anita nicht gerade sympathisch. Über die gesamten knapp 400 Seiten konnte ich mir kein richtiges Bild von ihr machen und fand ihr Auftreten leider sehr unweiblich. Von der angepriesenen Erotik keine Spur.

Auch der Schreibstil ist ziemlich holprig. Die Sätze sind kurz und abgehackt und der Lesefluss wird immer wieder dadurch unterbrochen, dass eine einzelne Aussage in drei Sätze verpackt und ständig wiederholt wird.
Die Dialoge sind hölzern, oft weiß man nicht, wer gerade spricht. Besonders ärgerlich ist auch die schlechte Übersetzung, die mich nicht selten über logische Fehler oder gar neu erfundene Worte stolpern ließ. Manche Sätze ergeben auch gar keinen Sinn, wie etwa „Das Gras war hoch wie ein Elefant, aber nicht halb so schön“.
Hinzu kommen einige Ungereimtheiten in der Handlung, die zudem viel zu offensichtlich konstruiert ist. Die Geschichte an sich ist zwar abgeschlossen, viele Fragen bleiben allerdings offen. So erfährt man weder, woher Anita ihre besonderen Fähigkeiten hat, noch, worauf sich ihr großer Hass auf Vampire überhaupt gründet.

FAZIT: Alles in allem eine sehr sehr große Enttäuschung.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2009
Die Macht des Zweifels
Picoult, Jodi

Die Macht des Zweifels


weniger gut

Nina Frost hat als erfolgreiche Staatsanwältin schon etliche Fälle des Kindesmissbrauchs verhandelt. Als sie jedoch herausfindet, dass ihr eigenes Kind, der 5jährige Nathaniel sexuell missbraucht worden ist, befindet sie sich plötzlich nicht mehr auf der Seite der Anklägerin, sondern wird vom anfänglichen Opfer selbst zum Täter, als sie den vermeintlichen Kinderschänder bei der ersten Verhandlung erschießt…

Die Grundidee der Geschichte birgt großes Potential, welches Jodie Picoult jedoch leider nicht genutzt hat. Stellenweise ist das Geschehen unrealistisch bis unlogisch, was zum Großteil an der schlecht herausgearbeiteten Hauptfigur liegt, die sich einfach nicht entscheiden kann, ob sie kaltherzige Karrierefrau oder liebevolle Mutter sein möchte. Mit deutlicher Tendenz zum erstgenannten ist sie einerseits völlig abgebrüht, andererseits sind ihre Reaktionen teilweise absolut nicht nachvollziehbar. Völlig berechnend erschießt sie den Angeklagten mitten im Gerichtssaal, ohne die Ergebnisse der DNA-Analyse abzuwarten, die eine mögliche Schuld überhaupt erst beweisen würden.

Auf diesem künstlichen Konstrukt baut die restliche Geschichte auf, denn der Mord an dem Mann ist für Nina und ihre Familie natürlich nicht ohne Folgen. Obwohl Nina ihren Sohn durch ihr Handeln vor einem belastenden Prozess schützen wollte, denkt sie nicht daran, dass er nun nicht nur den Missbrauch verarbeiten, sondern auch damit leben muss, dass seine Mutter zur Mörderin geworden ist. Und als ob das nicht schon alles heikel genug wäre, dichtet die Autorin ihrer Protagonistin noch eine völlig unnötige Affäre an.
Damit Nathaniel, die eigentliche Hauptperson, nicht völlig in Vergessenheit gerät, lässt Jodie Picoult ihn stellenweise selbst zu Wort kommen - leider in einer viel zu erwachsenen, für ein Kind unangemessen Sprache.

Größtes Manko ist aber das Ende, welches nur im amerikanischen Rechtssystem möglich ist und den deutschen Leser kopfschüttelnd zurücklässt.
Positiv zu erwähnen sind hingegen der überaus flüssige und fesselnde Schreibstil der Autorin und ihre sehr anschauliche Sprache, so dass zu hoffen ist, dass ihre weiteren Romane überzeugender sind.

Bewertung vom 17.05.2009
Die Anstalt
Katzenbach, John

Die Anstalt


weniger gut

Weil Francis Stimmen hört, wird er mit 21 Jahren ins Westen State Hospital, einer Psychiatrischen Anstalt, eingeliefert. Bald darauf geschieht dort ein Mord. Während der vermeintliche Täter schnell in einem der Patienten gefunden ist, sind Francis und sein Freund Peter the Fireman von dessen Unschuld überzeugt. Zusammen mit der Staatsanwältin Lucy versuchen sie, im alltäglichen Wahnsinn der Anstalt den wahren Mörder zu finden, der dort weiterhin sein Unwesen treibt.
20 Jahre später, nachdem die Anstalt längst geschlossen ist, erinnert sich Francis an das damalige Grauen. Die Vergangenheit holt ihn ein und plötzlich ist der ‚Engel’ wieder da…

Wer einen spannenden Thriller erwartet, wird wohl eher enttäuscht sein, denn der Schwerpunkt des Buches liegt weniger auf einer spektakulären Suche nach dem Mörder, sondern auf dem Leben in einer psychiatrischen Anstalt in den 70er Jahren. Dies wird sehr anschaulich geschildert und auch die Patienten sind authentisch beschrieben.
Durch die zähen Ermittlungen zieht sich das Buch allerdings unnötig in die Länge. Besonders der mittlere Teil hätte vereinzelte Kürzungen gut vertragen. Vieles wird zu oft wiederholt, den Protagonisten ist man nicht selten um einen Schritt voraus. Auch ist ihr Handeln nicht immer nachvollziehbar.
Die einfache Sprache des Autors lässt sich ungeachtet einiger Unebenheiten im Satzbau sehr flüssig lesen, so dass man das Buch trotz seines beachtlichen Umfangs von 750 Seiten recht schnell lesen kann.
Die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart geben dem Leser ein Bild von Francis’ geistigem Zustand und zeigen, wie ihn die Vorfälle in der Anstalt damals auch heute noch belasten. Während sein Charakter zu Anfang recht blass ist, gewinnt er nach und nach immer mehr an Form, so dass er dem Leser mit der Zeit sympathisch wird - wohl der vorrangigste Grund, weshalb man trotz der geringeren Spannung am Ball bleibt.

So ist das Buch nicht unbedingt fesselnd, aber interessant zu lesen. Die dennoch bescheidene Bewertung begründet sich daher hauptsächlich durch das unsagbar unbefriedigende Ende.
Der Autor lässt sich bis zum Schluss alle Optionen offen – und entscheidet sich dann für die einfachste und herkömmlichste Lösung, die man sich vorstellen kann. Im Verhältnis zum Rest des Textes fällt das Ende zudem viel zu knapp aus, so dass etliche Fragen offen bleiben.
Ärgerlich sind auch die vielen Tippfehler, die sich zum Ende hin besonders häufen.

FAZIT: Gekürzt und mit anderem Ende wäre dieses Buch sicherlich nicht schlecht gewesen. So aber macht es nur bedingt Lust auf weitere Bücher des Autors.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.