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Benutzername: 
westeraccum
Wohnort: 
Sauerland

Bewertungen

Insgesamt 208 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2023
Die Zentrale / Laura Jacobs Bd.2
Etzold, Veit

Die Zentrale / Laura Jacobs Bd.2


weniger gut

Leider ist dieses Buch der mittlere Band einer Trilogie, was für mich sehr unbefriedigend war, denn den ersten Band hatte ich nicht gelesen und der dritte ist noch nicht erschienen. Da blieb das Ende offen und das mag ich gar nicht.
Zwar nahm das Buch immer wieder Bezug auf die Ereignisse des ersten Bandes, aber es fehlten mir einige Vorinformationen über die junge Bankerin Laura Jacobs. Sie hat ein Gespür für krumme Dinger und wird deshalb in die Zentrale in FFM abgeordnet, wo sie dubiosen Praktiken auf die Spur kommen soll. Doch dann tun sich Abgründe auf und auch Laura gerät in direkte Gefahr.
Neben sehr viel Bankensprech, den ich nicht verstehe und der mich auch wenig interessiert, fand ich das Buch auch nicht spannend. Zwar gibt es eine ganze Reihe von Morden, aber die Geschichte bleibt flach und die Personen kann man nicht fassen.
Das ist eindeutig ein Buch für Banker und nicht für die normale Leserschaft. Von Veit Etzold bin ich eigentlich mehr gewohnt!

Bewertung vom 15.03.2023
Der Kuss des Kaisers
Neumeyer, Christine

Der Kuss des Kaisers


sehr gut

Der Krimi führt uns zurück in das Wien des Jahres 1908. Das Kaiserreich steht auf tönernen Füßen, das alte Kaiser Franz-Joseph regiert zwar noch, aber sein Neffe und Thronfolger Franz-Ferdinand drängt an die Macht. Die beiden Habsburger verstehen sich nicht gut und so gibt es immer wieder Probleme zwischen den beiden Haushalten. Auch die Geschmäcker sind verschieden, das zeigt sich, als der kaiser ein "modernes" Gemälde von Gustav Klimt ankaufen lässt.
Als im Park des Schlosses Belvedere, in dem die Familie von Franz-Ferdinand lebt, eine zerstückelte Leiche ohne Kopf gefunden wird, will man das unbedingt geheim halten und so werden die beiden Geheimpolizisten Pospischil und Frisch mit den Ermittlungen betraut. Sie müssen diplomatisch vorgehen.
Mit hat die etwas altertümliche Schreibweise des Buches gut gefallen, sie passt zum Thema mit all den wienerischen Ausdrücken und der Umständlichkeit des Benehmens. Auch ist das Buch spannend und zeigt uns sehr unterschiedliche Lebenswelten im Kaiserreich. Die Auflösung ist überraschend und der historische Hintergrund gut recherchiert. Ich musste allerdings etwas zur Geschichte von Franz-Ferdinand und seiner Frau nachlesen, das alles war mir nicht präsent.
Ein gutes Buch für alle Freunde historischer Krimis!

Bewertung vom 13.03.2023
Wir hätten uns alles gesagt
Hermann, Judith

Wir hätten uns alles gesagt


sehr gut

Dass Judith Hermann schreiben kann, das hat sie schon in ihren vorigen Werken bewiesen.
In diesem Buch wird sie sehr persönlich und schreibt über ihr eigenes Leben und und über den Schreibprozess und was ihn beeinflusst.
Die Autorin wuchs in schwierigen Verhältnissen auf, der Vater war lange Zeit Alkoholiker und die Mutter musste die Familie mit Großmutter und drei Kindern am Laufen halten. Was von Weitem wie ein legeres Bohemienleben aussieht, war für die Kinder nicht einfach, nie konnten sie Freunde mit nach Hause bringen und sie passten nicht in bürgerliche Schemata. Judith Hermann suchte sich später eine Wahlfamilie, verlor aber nie den Kontakt zu den Eltern.
Das Buch besteht aus Erinnerungsfetzen, Betrachtungen über das Schreiben, über Träume und kleine Ereignisse. Man kann es nicht einfach so weglesen, es ist schon anstrengend den Gedankengängen immer zu folgen. Aber mich hat das Buch durch seine wunderbar sensible und genaue Sprache beeindruckt. Viele Sätze muss man sich anstreichen, weil sie so schön komponiert und hautnah an der Realität sind.
Mir hat auch das sehr ruhige Cover gut gefallen, im Hintergrund durch ein Fenster das Meer und im Vordergrund zwei Jacken und ein Fernglas an einer Garderobe. Man muss genau hinsehen, so wie Judith Hermann es tut!
Auf jeden Fall lesenswert für alle, die beim Lesen einen hohen Anspruch stellen.

Bewertung vom 11.03.2023
Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3
Strobel, Arno

Mit den Augen des Opfers / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.3


gut

Nachdem ich die vorigen Bücher von Arno Strobel sehr spannend fand, war ich von diesem Buch enttäuscht.
Max Bischoff, der inzwischen aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist, ermittelt weiter als Privatdetektiv und seine ehemalige Chefin schickt ihn an die Mosel, um einen alten Fall wieder aufzunehmen. Dort hat eine verstorbene Freundin ein geheimnisvolles Tagebuch hinterlassen, das auf den Fall eines verschwundenen jungen Mannes hinweist.
Leider geht es in dem Buch mehr um das Kompetenzgerangel zwischen Bischoff und der Polizei aus Koblenz als um den eigentlichen Fall. Da stoßen zwei große Egos aufeinander und das kann nicht gut gehen. Leider geht das auf Kosten der Spannung und der Schluss ist einerseits ziemlich vorhersehbar, andererseits aber auch ziemlich an den Haaren herbeigezogen und abstrus. Die Personen bleiben flach und wenig konturiert, mit Dr. Marvin Wagner kommt noch einmal ein seltsamer Typ ins Spiel.
Das war nicht mein Buch...

Bewertung vom 24.02.2023
Dschomba
Peschka, Karin

Dschomba


ausgezeichnet

Karin Peschka hat ein eigenwilliges und wunderbares Buch geschrieben, eigenwillig sowohl im Stil als auch in der Interpunktion. Das alles lässt Raum für eigene Gedanken und Ergänzungen, nicht alles wird ausgesprochen und schwingt doch in der Erzählung mit.
Angesiedelt ist das Buch in der Kleinstadt Eferding an der Donau, eine Stadt wie viele andere in den 1950er Jahren, drei Gasthöfe, eine Kirche, einen Dechanten und seine Haushälterin, einen Querulanten und einen Einfältigen und drumherum viel Volk, das gern schwätzt und unter dem sich Neuigkeiten blitzartig verbreiten. So auch die Nachricht von dem seltsamen Mann, der halb nackt auf dem Friedhof zwischen den Gräbern tanzt: Dschomba, wie man ihn hier nennt, ein Serbe, der auf dem "Serbenfriedhof" nach Spuren seines verschollenen Bruders sucht.
In einer zweiten Zeitebene erfährt man etwa zwanzig Jahre später, dass die zehnjährige Tochter des Dorfwirts heimlich für den inzwischen alten Mann schwärmt, sie fühlt eine unbestimmte Verbindung mit ihm.
Peschka ist selbst in Eferding als Wirtstochter aufgewachsen und hat sicher viele ihrer Erfahrungen in diesem Buch verarbeitet, das macht das Buch sehr authentisch. Die Figuren sind so lebensecht, dass sie in jeder Kleinstadt zu finden sind. Man sieht sie vor sich, die reichen Bauern, ihre herausgeputzten stattlichen Frauen, die einfachen Leute in der Siedlung, die Messdiener, den Polizisten...
Durch die eindringliche Sprache wird das Buch aber ganz besonders lesenswert, ich konnte kaum aufhören zu lesen. Man taucht tief in die Geschichte ein, fühlt und hofft mit den Hauptpersonen. Auch wenn man einige Seiten braucht, um sich in den Stil einzulesen, so hat gerade die Sprache eine tiefe Eindringlichkeit, die mir sehr gefallen hat.
Ein wirklich schönes und berührendes Buch!

Bewertung vom 04.02.2023
Vogel entdeckt - Herz verloren
Coenen, Antonia;Juranek, Philipp

Vogel entdeckt - Herz verloren


ausgezeichnet

Birder - das sind die Leute, die mit Fernglas, Kamera und Gummistiefeln durch Wald und Flur stapfen und versuchen möglichst seltene Vögel zu finden. Seltsame Typen! So sind die beiden Autoren des Buches Antonia und Philipp nicht. Sie beobachten zwar Vögel und fotografieren oder filmen sie auch, doch für sie steht nicht die Seltenheit eines Tieres im Vordergrund, sondern die Freude am Beobachten und die Erhaltung der Lebensräume.
In diesem Buch schildern sie ihre Beobachtungen anhand von 14 ausgesuchten Beispielen vom seltenen Ortolan bis zur überall sichtbaren Meise.
Dabei schreiben sie locker und gut lesbar und man erfährt nicht nur Wissenswertes über Vögel und ihre Lebensweise, sondern auch kleine Erinnerungen aus der Kindheit und über den Schutz der Vögel. Fotos ergänzen das Buch, mal in Profiqualität, mal eher wie ein zufälliger Schnappschuss.
Das Buch ist eher ein Lesebuch, bei dem man mal ein Kapitel liest, es dann wieder weglegt und ein paar Tage später wieder zur Hand nimmt. Das macht das Lesen sehr entspannt.
Obwohl ich eigentlich viel über Vögel weiß, so konnte ich doch noch etwas lernen und das Lesen hat mir viel Spaß gemacht, da ich es direkt mit meiner Realität abgleichen konnte. Aber auch Neulingen öffnet es die Augen für die Schönheit der Natur und macht sensibler für alles, was um uns herum kreucht und fleucht.
Ein sehr schönes Buch!

Bewertung vom 04.02.2023
Ostfriesengier / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.17
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesengier / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.17


sehr gut

Der 17. Fall für Ann Kathrin Klaasen beginnt explosiv, denn bei der Amtseinführung der neuen Polizeidirektorin in Aurich fliegt der Wagen von Dirk Klatt in die Luft. Zum Glück wird niemand verletzt, doch wenig später ist Klatt tot, erschossen am Fenster seiner Ferienwohnung. Auch ein weiterer Mitarbeiter der Polizei wird wenig später getötet und man fragt sich, ob jemand einen Krieg gegen die ostfriesische Polizei führt. Ann Kathrin Klaasen glaubt an einen Verräter in den eigenen Reihen, denn ihre Ermittlungen werden immer wieder ausgebremst. Zur selben Zeit verschwindet eine Mitarbeiterin von Café ten Cate mit ihrem Kind, wurde sie bedroht? Eine mörderische Jagd beginnt. Ich bin ein großer Fan von Ostfriesland und den Krimis, die dort spielen, denn immer wieder erkenne ich die Orte und die Menschen. Das macht die Krimis von Wolf für mich besonders interessant. Auch in diesem Buch gibt es wieder viel Lokalkolorit, auch wenn Wolf es manchmal mit der Schleichwerbung etwas übertreibt. Das Buch ist spannend, allerdings mit vielen Bezügen zu den vorigen Büchern. Es ist daher hilfreich, wenn man weiß, wer Dr. Sommerfeldt ist und was Rupert sonst alles anstellt. Apropos Rupert, er scheint ja doch etwas (zu) vernünftig geworden zu sein... Insgesamt aber ist das Buch ein echtes Lesevergnügen für alle Ostfrieslandkrimifans und alle, die es noch werden wollen!

Bewertung vom 25.01.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


gut

Eine "All Age Road Novel"? Was soll das sein? Diese Werbung macht mich zuerst einmal misstrauisch.
Das Buch handelt von dem 14jährigen Frank, der mit seiner Mutter ein eher zurückgezogenes Leben führt, bis eines Tages der Großvater nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird und die Mutter sich verpflichtet fühlt, sich um ihn zu kümmern. Damit gerät das Gleichgewicht in der kleinen Familie aus den Fugen, zumal der Großvater sich seltsam benimmt und Frank zugleich von ihm angezogen wie auch abgestoßen ist. Als er Frank eine Pistole gibt, ist der Junge vollkommen überfordert.
Man erfährt wenig über den Großvater, so wie auch Frank immer wieder rätselt und mehr wissen will. Michael Köhlmeier erzählt die Geschichte aus Franks Sicht, in einer einfachen Sprache mit einigen philosophischen Einsprengseln. Das alles bleibt aber eher oberflächlich und rätselhaft.
Was will uns der Dichter mit dem Buch sagen? Das weiß ich auch nach dem Ende der Lektüre nicht und bleibe ratlos zurück.

Bewertung vom 12.01.2023
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Camilla Läckbergs Krimis aus der schwedischen Kleinstadt Fjällbacka sind immer gut geschrieben und interessant, aber dieses Buch ist bisher das beste der Reihe. Während der berühmter Schriftsteller Henning Bauer zusammen mit seiner Frau und vielen Freunden die Goldene Hochzeit feiert, wird einer seiner Freunde in einer Kunstgalerie ermordet. Wenige Tagespäter findet man Bauers Sohn und dessen kleine Kinder erschossen auf. Patrik Hedström muss ermitteln, was besonders schwierig ist, weil seine Frau Erica Falck mit der Schwiegertochter der Bauers befreundet ist. Erica recherchiert für ein neues Buch und plötzlich finden sich Berührungspunkte zu dem aktuellen Fall. Das Buch ist sehr spannend, zumal es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit gibt und man sich fragt, welche der Figuren einen Bezug zu einer Transperson hatte, die in den Rückblicken die Hauptrolle spielt. Auch die immer wieder überraschenden Wendungen lassen die Spannung bis zum Schluss nicht abfallen. Dazu ist es natürlich wie die anderen Bücher von Läckberg sehr gut geschrieben und die Hauptfiguren sind wie alte Bekannte, deren Leben man verfolgt. Hier gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.12.2022
Die Stunde der Hyänen
Groschupf, Johannes

Die Stunde der Hyänen


sehr gut

In Berlin ist ein Feuerteufel unterwegs, der immer wieder Autos in Brand steckt. Bei seinem ersten Versuch stirbt beinahe ein Mensch, der Pole Radek. Danach läuft er mit weißen Klamotten durch den Kiez, predigt Enthaltsamkeit und hat zu Gott gefunden. Der Brandstifter Maurice hat es auch schwer, seine Eltern gehörten einer strengen Sekte an, die an die Zeugen Jehovas erinnert, und er liebt Britta, die ihn aber kühl behandelt. Romina dagegen, die junge Polizistin, wird in ihrem neuen Dezernat geschnitten und bemüht sich darum endlich wahrgenommen zu werden. Sie freundet sich mit Jette, einer Reporterin, an, die von ihrem Freund geschlagen wird. Also eine ziemlich unübersichtliche Gemengelage!
Das Buch ist gut lesbar geschrieben und auch spannend. Der Autor dringt sehr intensiv in das Leben seiner Personen ein, das Buch ist auch spannend. Allerdings ist es schon sehr vollgepackt, auf 260 Seiten werden alle Probleme Berlins angesprochen und abgehandelt. Das war mir persönlich manchmal einfach zu heftig. Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob es realistisch ist.