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Benutzername: 
hrafnaklukka
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Rüthen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2009
Kritik der mörderischen Vernunft
Johler, Jens

Kritik der mörderischen Vernunft


sehr gut

Troller, Wissenschaftsjournalist bei der Zeitung „Fazit“, erhält eine email mit folgendem Inhalt: „Ich werde in dieser Nacht mit unserer praktischen Kritk beginnen. - Kant“ . Zunächst hält er das ganze für einen dummen Scherz, bis die nächste Mail eintrifft: „Ich habe in Professor Ritters Hirn nach Spiegelzellen gesucht. Befund negativ. - Kant“ Kurz darauf wird der Wissenschaftler Ritter, der im Bereich der Hirnzellenforschung tätig war, tot aufgefunden. Bei der Leiche findet die Polizei zudem noch einen Zettel mit einem Zitat aus Trollers Buch. War es das Werk von militanten Tierschützern? Oder gibt es eine Verbindung zu einem Geheimbund? Troller beginnt, mit seiner Lebensgefährtin und Kollegin Jane zu recherchieren, und auch als ein weiterer Anschlag auf einen Wissenschaftler verübt wird, nimmt der Mörder – Kant – Kontakt zu Troller auf. Schnell gerät er dabei selber unter Verdacht, vor allem als der Täter sich bei seinem dritten Mord Trollers Identität leiht ….. ein internationales Katz-und Mauspiel beginnt, wobei sein etwas schwieriges Verhältnis zu Jane keine unbedeutende Rolle spielt.

Nach dem Klappentext und der Leseprobe zu „Kritik der mörderischen Vernunft“ von Jens Johler war ich erst skeptisch, ob es einem Thriller aus dem Bereich der Wissenschaft gelingen würde, meine Aufmerksamkeit für die Dauer eines Buches zu fesseln, oder ob das Haupthema zu trocken dargestellt ist und ich das Buch nach 100 Seiten wieder aus der Hand lege. Aber weit gefehlt. Das Buch ist nicht nur ein spannender Thriller, sondern der Autor schafft es zudem, lehrreiche Themen aus dem Bereich der Wissenschaft spannend und informativ an den Leser zu bringen. Besonders überrascht war ich, das er nicht nur viele brisante und hochaktuelle Themen mit Fingerspitzengefühl angesprochen hat, sondern auch moralische und ethische Fragen um Hirnzellenforschung, Sterbehilfe und Tierversuche diskutiert wurden. Der Konflikt zwischen Möglichkeiten und Verantwortung gegenüber den Menschen und auch Tieren wird dabei besonders gut herausgearbeitet und anschaulich dargestellt.
Wer einen 08/15-Thriller in schwarz-weiß-Abstufung sucht, liegt mit diesem Buch falsch – geboten wird eine intelligente Geschichte, eine komplexe Handlung, eine kontroverse Diskussion in einer leicht zu lesenden und locker geschriebenen Verpackung. Zudem gerät der Leser in ein echtes Dilemma, da die Opfer in diesem Falle Thesen wie „Ein kaltblütiger Mörder hat das Pech, eine so niedrige Tötungsschwelle zu haben“ vertreten, was den Mörder an mancher Stelle schon fast sympathisch erscheinen lässt. Trollers Konflikt zu „seinem terroristischen Arm“ ist sehr schön dargestellt, vertritt Kant doch eigentlich nur etwas zu vehement seine Meinung. Spätestens am Ende kann man das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen – die Auflösung ist logisch, die Handlungsfäden werden zusammengeführt und alle offenen Fragen beantwortet.
Interessant ist auf jeden Fall auch das Nachwort des Autors, in dem er über Fiktion und Realität aufklärt und auf verschiedene Quellen verweist. Ein brisantes Thema, gut recherchiert, interessant und spannend verpackt – wirklich ein Thriller, der in der oberen Klasse mitspielen kann.

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Bewertung vom 14.03.2009
Der norwegische Gast
Holt, Anne

Der norwegische Gast


gut

Der Krimi „Der norwegische Gast“ von Anne Holt ist der achte Fall für die (ehemalige) Kommissarin Hanne Wilhelmsen. Für mich war es das erste Buch um die etwas eigenwillige Ermittlerin, die anfangs schon fast unsympathisch wirkt, doch im Laufe der Geschichte gelingt es, hinter die Fassade zu blicken und man kann sie dann doch ins Herz schliessen. Und obwohl ich die vorhergehenden Teile nicht kannte, hatte ich keine Probleme der Handlung, insbesondere Hanne Wilhelmsens Vorgeschichte über ihre Verletzung und Behinderung, zu folgen, da alles kurz erklärt wird und in die Handlung einfließt.

Wir begeben uns ins Jahr 2007: Hanne Wilhelmsen ist mit dem Zug von Oslo nach Bergen unterwegs, als dieser entgleist und 269 Menschen verletzt werden, der Zugführer verstirbt. Draussen tobt ein eisiges Unwetter. Sie wird mit 184 anderen Mitreisenden im Hotel untergebracht, zusammen mit Helfern und Hotelangestellten sind 196 Menschen in dem Hotel , das aufgrund der Wetterlage von der Aussenwelt abgeschnitten ist. Direkt in der ersten Nacht gibt es einen Toten, den Fußballprediger Cato Hammer. Hanne Wilhelmsen beginnt zu ermitteln, und als sie endlich einen Zeugen gefunden hat, wird auch der kurze Zeit später tot aufgefunden ….......

Das ganze Szenario hat mich bisschen an Poirot und „Mord im Orientexpress“ erinnert. Allerdings würde ich das Buch weniger als einen Krimi, sondern eher als einen spannenden Roman beschreiben. Es gelingt der Autorin zwar, eine handwerklich gute Ermittlung zu schildern, doch wirken die Methoden teilweise doch recht antiquiert und im Jahre 2007 eher fehl am Platz. Besonders gut ist ihr jedoch die Schilderung der Ausnahme-Situation und die damit verbundenen Probleme gelungen – die Gesellschaft im Hotel ist recht bunt gemischt, es werden Gruppen gebildet und natürlich gibt es auch Auseinandersetzungen, die in so einer Situation unvermeidlich sind. Getuschel und Gerüchte machen die Runde - wer ist der geheimnisvolle Fahrgast im Extra-Waggon? Durch die ungewohnte Nähe der Menschen ist die Atmosphäre im Hotel angespannt, und die Situation beengend und – wie in so vielen nordischen Krimis- düster.
Die Charaktere werden sehr interessant, ja teilweise schon als skurril geschildert, und sie sind es auch die den Charme des Romans ausmachen. Ob es nun der kleinwüchsige Dr. Streng ist, der mürrische Adrian oder die sarkastische und introvertierte Hauptprotagonistin Hanne Wilhelmsen – ich habe nicht nur darüber gelesen, ich hatte auch oft das Gefühl, dabei gewesen zu sein.
Das Ende lässt sich nicht erahnen, so wie die Ermittlerin tappt auch der Leser lange Zeit im Dunklen. Schlussendlich ist der Plot dann gut durchdacht und lässt keine Fragen offen.
Wer klassische Kriminalromane mag, liegt mit „Der norwegische Gast“ auf jeden Fall richtig. Auch für mich wird es nicht das letzte Buch der Autorin gewesen sein.

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Bewertung vom 12.03.2009
Sehnsucht nach Elena
Haahtela, Joel

Sehnsucht nach Elena


gut

Kurz gesagt: „Sehnsucht nach Elena“ von Joel Haahtela handelt von einem Mann, der im Park sitzt und darauf wartet, den Weg einer bestimmten Frau zu kreuzen.

Er sitzt seit 3 Monaten jeden Tag an der selben Stelle und wartet auf eine Frau, die er nicht kennt. Warum?

Das habe ich mich anfangs auch gefragt. Und zugegeben - ohne die vielen positiven Rezensionen hätte ich das Buch wohl nicht zu Ende gelesen, denn anfangs hat es mir überhaupt nicht gefallen und dem Gedankenfluss des Erzählers war auch schwer zu folgen. Warum lässt sich der Mann von einer fremden Frau so fesseln, das er ihr bis zu ihrer Wohnung, ja sogar bis zu ihrem Ferienjob folgt? Bis man hinter die Kulissen blickt und merkt, das der Erzähler kein kranker Stalker ist und sich eine wirklich nette Geschichte entfaltet. Man muß das Buch wirklich als ganzes betrachten und nicht in die einzelnen Teile zerlegen. Erzählt wird in Ich-Form, aus der Sicht des Mannes im Park. Der Stil des Buches ist recht ungewöhnlich – ganz kurze und knappe Kapitel, nur das wesentliche wird erzählt, es ist kein Raum für Nebenhandlungen, doch gerade das passt zu den Geschehnissen und so fügen sich die einzelnen kleinen Kapitel zu einer melancholischen Geschichte zusammen. Dabei ist der Verlauf der Handlung - anders als bei vielen anderen Büchern- überhaupt nicht vorhersehbar, und gerade das war angenehm erfrischend. Das Buch selber ist auch nur 152 Seiten stark und ein routinierter Leser hat es in einem Nachmittag verschlungen. Und obwohl die Handlung an sich etwas dürftig ist und die eigentliche Spannung fehlt, schafft es der Autor uns zum Weiterlesen zu animieren. Trotz der nicht gerade leichten Themen wie der Umgang mit dem Tod ist man am Ende nicht deprimiert – eher das Gegenteil, denn der Autor vermittelt uns ein Gefühl von Hoffnung..Eine ungewöhnliche Idee, die zu einem außergewöhnlichen Buch geführt hat – wer Bücher mit einem guten Schuss Philosophie und ein bisschen Wehmut mag, sollte „Sehnsucht nach Elena“ keinesfalls verpassen.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2009
Alle sieben Wellen
Glattauer, Daniel

Alle sieben Wellen


ausgezeichnet

Mal ganz ehrlich – spätestens seit „Gut gegen Nordwind“ wünscht sich (fast) jede Frau eine email von Leo Leike. Vor drei Jahren erschien erstmals ein deutscher Roman in E-Mail-Fassung, geschrieben wurde er von Daniel Glattauer. Über zwei Dinge war ich dabei sehr verwundert – die Form, wie er geschrieben war und wie gut er mir trotzdem gefallen hat. Und nach der Lektüre konnte ich es kaum erwarten, die Fortsetzung „Alle sieben Wellen“ zu lesen.
„Gut gegen Nordwind“ ist die Geschichte von Emmi und Leo, beide Mitte 30 und mehr oder weniger zufrieden mit ihrem Leben. Die beiden lernen sich über eine fehlgeleitete Email kennen und treten so in einen digitalen Dialog, der im Laufe der Zeit immer intimer zu werden scheint. Ob die stark gefühlsmäßig betonte elektronische Beziehung der Wirklichkeit hätte stand halten können, blieb uns der Autor in „Gut gegen Nordwind“ schuldig, denn zu einem Treffen ist es nie gekommen und am Ende des Buches bricht Leo den Kontakt ab und zieht nach Boston.
Und daran knüpft „Alle sieben Wellen“ nahtlos an. Emmi schreibt und versucht zu erklären, warum sie nicht zu dem Treffen gekommen ist, leider ist der einzige, der ihr antwortet, der Systemmanager. Nach einem dreiviertel Jahr kommt Leo jedoch wieder, und wir sind wieder am Ausgangspunkt- aber etwas hat sich verändert. Leo hat jemanden kennen gelernt (Päääämäääla) und Emmis Ehe ist nicht mehr so, wie sie anfangs schien. Und diesmal findet das geplante Treffen wirklich statt, und wir erfahren endlich, ob die „Illusion der Vollkommenheit“ der Realität stand halten kann.
Die Spannung konnte Daniel Glattauer auch im zweiten Teil erhalten, die Dramatik steigt und der Dialog zwischen Emmi und Leo ist so gefühlsbetont, gekonnt und witzig wie im ersten Teil.
Leos Beschreibung vom „Punkt auf der Innenseit der linken Hand“ ist dabei nur eine Email von vielen, die mir eine wohlige Gänsehaut auf den Armen verschafft hat. Am Kitsch kommt Daniel Glattauer dabei allerdings vorbei – nur ein bisschen pathetisch wird’s manchmal schon. Wortspielereien (wie „Emmi-Gration nach Boston“) und Wortwitz kommen auch im zweiten Teil nicht zu kurz, und Emmi gibt sich zeitweise wieder betont nervig-ironisch. Der einzige Kritikpunkt, der mir aufgefallen ist, ist die Sprache – würde man wirklich mit den Worten Emails verfassen? Aber letztendlich ist es auch gerade das, was diesen Roman ausmacht.
Das Ende ist so, wie man sich ein Ende für Leo und Emmi wünscht- kalorienreich und süß, aber trotzdem unendlich lecker.
Und so schließe ich mit Emmi:
Die Zukunft ist weiblich und (deshalb) unberechenbar.
Wer weiß, vielleicht begegnen wir Leo und Emmi ja doch noch mal wieder.

9 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2009
Wohin der Fluss uns trägt
Martin, Charles

Wohin der Fluss uns trägt


gut

Bis ans Ende ihres Lebens .....

…. und noch darüber hinaus liebt Chris seine kranke Frau Abby.

„Die Reise ist das, was zählt“.

Die Liebe zwischen Abby, der Tochter eines Senators, und Chris, einem Trailerpark-Jungen, steht von Anfang an unter keinem günstigen Stern, Trotz aller Widrigkeiten und Protesten heiraten die beiden und leben eine Zeit lang glücklich zusammen. Doch plötzlich ist nichts mehr, wie es war – bei Abby wird Krebs diagnostiziert. Anfangs ist er nur in den Brüsten, ihre Überlebenschancen stehen bei 97%. Doch alles, was schief gehen kann, geht auch schief. Lange Zeit schwanken die beiden zwischen Hoffen und Bangen, bis sie dem unvermeidlichen ins Auge sehen müssen – Abby wird sterben. Sie hat noch 10 Dinge offen, die sie gerne erleben möchte, und so brechen die beiden zu einer letzten Flussfahrt auf dem St. Marys River auf, wo Chris seine Kindheit verbracht hat.Unterdessen setzt Senator Coleman alles daran, seine Tochter zu sich nach Hause zu holen …...

Das Buch ist in einer alltäglich-gebräuchlichen Sprache verfasst worden, allerdings für meinen Geschmack etwas zu Deatilverliebt und ausschweifend, so das es teilweise ganz schöne Längen hatte. Die Geschichte schwankt zwischen der Gegenwart, und der Vergangenheit und wird somit in zwei Handlungsstränge eingeteilt. In den Rückblenden wird ihr Kennen- und Liebenlernen beschrieben und der Autor spannt einen Faden von den glücklichen Anfangsjahren über die Diagnose der Krebserkrankung bis hin in die Gegenwart. Die Krankheit und der Tod wird von den einzelnen Figuren sehr verschieden gehandhabt – die Ignoranz ihres Vaters, Chris Hoffnung und Abbys Akzeptanz. Trotz der schweren Thematik um die Erkrankung und das Sterben einer jungen Frau ist das Buch nicht düster, sondern hinterlässt ein Gefühl von Hoffnung – was hauptsächlich an der Figur Abby liegt, die in Anbetracht der Umstände wunderbar lebensfroh beschrieben worden ist. Allerdings entsprechen die Figuren auch sehr den gängigen Klischees – der Senator-Vater, dem die Öffentlichkeit und die Wählerstimmen wichtiger sind als das Liebesglück seiner Tochter, die Tochter die aus lauter Protest modelt und einen Hunger-Künstler heiratet, und der typische Trailerwagen-Künstler aus zerrütteten Verhältnissen, dem es trotzdem gelingt etwas aus seinem Leben zu machen. Dadurch wirken die Szenen und Dialoge manchmal etwas zu dramatisch und überzogen. Ein richtiges „Happy End“ ist ja schon von Anfang an ausgeschlossen, aber trotzdem gelingt es dem Autor, zu einem zumindest zufriedenstellenden Ende zu gelangen.
Mein Fazit: „Wohin der Fluß uns trägt“ kann man mal gelesen haben – muß man aber nicht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2009
Schneemann
Nesbø, Jo

Schneemann


ausgezeichnet

„Manchmal weiß man nicht, wonach man sucht, bis man es gefunden hat.“

Das ist einer der ersten Sätze, die „die Neue“ Katrine Bratt, von Hauptkommissar Harry Hole zu hören bekommt, als er sie unter seine Fittiche nimmt. Und direkt winkt auch schon der erste große Fall für die junge Ermittlerin: Mehrere Frauen, allesamt Ehefrauen und Mütter, sind verschwunden. Zurück bleibt nur ein Schneemann. Harry Hole, trockener Alkoholiker mit Beziehungsproblemen, merkt bald, das Kinder in diesem Fall der Schlüssel zur Lösung sind. Verdächtige gibt es genug – doch nur einer kann der echte Schneemann sein ….........

„Der Schneemann“ ist der siebte Fall des Ermittlers Harry Hole. Für mich war es der erste Roman des Autors Jo Nesbo um den etwas schrullig wirkenden Kommissar – ich hatte aber dennoch keinerlei Probleme, die Zusammenhänge mit dem Kollegium und seiner bewegten Vergangenheit zu verstehen, da alles kurz erklärt war. Harry selber, der ständig auf dem schmalen Grat zwischen Nüchternheit und der Versuchung des Alkohols wandert, ist ein sehr sympathisch dargestellter Protagonist, den ich sofort ins Herz geschlossen habe. Er hat einige etwas ungewöhnliche und erfindungsreiche Ermittlungsmethoden, so überrascht er einen Verdächtigen beispielsweise in einer Talkshow. Selten habe ich einen Krimi gelesen, in dem der Ermittler so persönlich und emotional in einen Fall involviert war wie hier. Die Geschichte an sich ist sehr spannend, von der ersten Seite an spannt er den Bogen vom Jahr 1980 über einen verschwundenen Ermittler im Jahre 1992 bis hin zum aktuellen Fall im Jahr Jahr 2004. Dabei zeigt er uns eine Reihe origineller Lösungsmöglichkeiten, man tappt mit den Ermittlern auch als Leser im dunklen. Eigentlich würde das schon alleine genügen, um eine vielschichtige Geschichte zu einem überdurchschnittlichen Krimi zu machen. Aber hier kommen noch Nesbos Liebe zum Detail und zu seinen Figuren hinzu. Auch die emotionale Ebene fehlt in diesem Buch nicht, so ist die komplizierte Beziehung zu seiner Exfreundin Rakel und deren Sohn Oleg schön beschrieben, ohne in eine kitschige Richtung zu gehen. Selbst die Beweggründe des Täters kann man letztendlich nachvollziehen.
Schlussendlich ist Finale dann auch noch ganz anders, als man erwartet. Wer Spannung pur liebt, sollte sich den „Schneemann“ auf keinen Fall entgehen lassen!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2009
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht
Hein, Jakob

Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht


sehr gut

Der Roman „Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht“ ist eine 174 Seiten starke Sammlung von vier Kurzgeschichten, die geschickt wie Matrjoschka-Puppen ineinander verschachtelt sind.
Das Buch beginnt mit Boris, einem Ladenbesitzer mit einem Laden ohne Namen, der verworfene Ideen sammelt – Ideen die nutzlos, unzeitgemäß, unpassend oder unmoralisch sind, aber vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt oder mit einer anderen Idee zusammen noch gebraucht werden könnten. Durch eine falsche Telefonnummer lernt er Rebbeca kennen. Ihr zeigt er die Geschichte von Sophie und Sebastian, in der Sophie Sebastian von ihrem blinden Arbeitgeber, dem Maulwurf, erzählt, der wiederum ein Buch über Heiner, Wolf und der Suche nach dem Sinn des Lebens schreibt.

Der Titel des Buches ist irgendwie etwas verfehlt, ich konnte keine Beziehung zu dem Buch finden.
Das Buch selber ist eigentlich sehr amüsant und kurzweilig geschrieben und kann in einem Rutsch durchgelesen werden. Es hat zwar Tiefgang, aber ohne schwerfällig zu wirken- der Autor bringt seine Alltags-Philosophie leicht wie ein Schmetterling im Frühling, zurück bleibt nur ein tiefes Wohlgefühl. Etwas gestört hat mich die hölzerne Sprechweise der Protagonisten, die wenig mit Alltagsgebräuchlicher Sprache gemein hat, dadurch hören sich die Dialoge etwas hölzern an. Außerdem sprechen sie alle auf die gleiche Art und Weise, - etwas kompliziert und ziemlich weitschweifig (ist mir besonders bei Rebeccas Monolog über Tee am Anfang und später bei Heiners Monolog über Kaffee aufgefallen. )Die Personen an sich sind jedoch durchaus sympathisch und liebenswert, ich habe jeden einzelnen ins Herz geschlossen. Auch ist dieses Buch in keine bestimmte Kategorie einzuordnen, ich würde sagen es gleicht schon einem Liebesroman, ist aber doch soviel mehr. Die Geschichten einzeln betrachtet sind sehr schön geschrieben und auch Aussagekräftig, und auch in gewissem Maße miteinander verwoben. Leider bleiben am Ende noch einige offene Fragen, so habe ich mich gefragt was aus Heiner und dem Maulwurf geworden ist. Was wirklich schade ist – das Lesevergnügen war mit 174 Seiten leider viel zu kurz.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2009
Totenmesse
Dahl, Arne

Totenmesse


ausgezeichnet

„Totenmesse“ von Arne Dahl ist das siebte Buch einer Serie um den (Sonder-)Ermittler Paul Hjelm. Für mich war es das erste Buch des Schweden, da ich eigentlich kein Fan von schwedischen Krimi-Autoren bin, aber es wird sicher für mich nicht das letzte gewesen sein.Wer das Buch in die Hand nimmt, sollte sich wirklich die nächsten Stunden nichts wichtiges vornehmen – ich habe es an einem Tag verschlungen!
Cilla Hjelm, die Exfrau der Sonderermittlers Paul Hjelm, betritt am Morgen des Tages, an der damals amtierende US-Präsident Bush Bomben auf den Irak fallen lässt, eine Bankfiliale und wird Zeuge eines Banküberfalls und dann noch als Geisel genommen. Cilla, die sich in ihrem eigenen Leben eigentlich nur noch als Staffage gefühlt hat, spielt ungewollt mit einem mal eine Hauptrolle. Durch ihr Handy, das von den Geislenehmern übersehen wird, hält sie Kontakt zur Außenwelt mittels SMS und MMS, dies sie an ihren Exmann schickt. Das A-Team beginnt mit Paul Hjelmn und dem Berater Jan-Olov Hultin zu ermitteln.
Der Autor hat es geschafft, einen fiktiven Krimi geschickt mit realen aktuellen und vergangenen Ereignissen zu verschmelzen, was schon relativ ungewöhnlich ist und den Krimi zu etwas besonderem macht. Zudem schafft er es auch, die Beziehung von Paul und Cilla und ihre gescheiterte Ehe da zustellen, ohne rührselig zu wirken oder für eine Seite Partei zu ergreifen – es ist so, wie es ist. Die Figuren und ihre Handlungen sind zu jeder Zeit nach zu vollziehen. Geschickt verknüpft er mehrere Ereignisse, so das ich wirklich lange gegrübelt habe, ob und wie das alles zusammenhängen kann. Sehr spannend! So findet man sich plötzlich im Jahre 1941 im Tagebuch eines deutschen Soldaten im zweiten Weltkrieg wieder. Zudem war das Buch so ganz nebenbei noch sehr lehrreich und informativ – in einer Nebenhandlung erfährt man Beispielsweise etwas über die griechische Revolution und die Insel Chios.
Auch noch so komplizierte Emotionen und Beziehung weiß er zu gekonnt zu beschreiben, so muß Paul mit der Leiterin des A-Teams Kerstin Holm, mit der er eine Affäre (Beziehung? Das wird leider nicht ganz klar) zusammenarbeiten, um Cilla, an der ihm immer noch etwas liegt, zu retten.
Der Zeitraum der Handlung des Buches ist im hier und Jetzt auf 4 Tage begrenzt, aber diese 4 Tage ändern das Leben von Paul und Cilla und ihre Beziehung zueinander. Das Ende ist vielleicht nicht jedermanns Sache, ich finde es passt zur Handlung und zur Stimmung im Buch.
Die einzigen Schwierigkeiten, die ich mit dem Buch hatte, waren die – für meine Ohren- etwas fremd klingenden Namen, aber nach spätestens 50 Seiten nimmt einen die Handlung so gefangen, das das auch nicht mehr stört.
„Totenmesse“ ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern ein recht komplexes Werk über Schuld, Liebe und Vertrauen, das zudem noch wirklich informativ ist. Arne Dahl ist nicht mit Mankell zu vergleichen – für mich ist er einfach besser.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2009
Licht am Ende des Tunnels
Wolf, Klaus-Peter

Licht am Ende des Tunnels


gut

Das Jugendbuch „Licht am Ende des Tunnels“ von Klaus-Peter Wolf ist eine Mischung aus Familiengeschichte und Thriller.

Der 14-Jährige Robert Sonntag wächst in einer reichen Unternehmer-Familie auf. Sein bester Freund und Beschützer ist sein Großvater – um so schwerer ist es für den Jungen, als dieser plötzlich stirbt. Aber Opa hat Robert nicht verlassen, er ist als Schutzengel bei ihm geblieben.

Kurz darauf hat Robert einen Unfall und liegt 196 Tage im Koma, bis sein Großvater ihn „vom Licht am Ende des Tunnels“ wieder zurück schickt. Als er erwacht, ist alles anders als zuvor – Mutter und Vater haben sich getrennt und die Scheidung eingereicht, die Mutter hat auch schon einen neuen Lebensgefährten. Kurzerhand stecken schicken sie Robert in ein Internat in die Schweiz. Die einzige Konstante in seinem Leben ist die tröstliche Nähe seines Opas.

Von dort wird er von einem Mitglied des Vorstands entführt, und ein spannender Psychokrieg zwischen Täter und Opfer beginnt.

„Der ängstliche Mensch stirbt tausend Tode. Der Mutige nur einen“.

Das sind die Worte, die Roberts Opa ihm bei seiner Flucht aus der Hütte des Entführers mit auf den Weg gibt. Das Buch ist eine sehr einfühlsame Geschichte über Liebe, Tod und Vertrauen. Die Personen, besonders Opa und Robert, sind sehr lebendig dargestellt und vermitteln eine Art von Liebe, die auch über den Tod hinausgeht. Die Geschichte an sich ist eigentlich sehr kurz, 182 Seiten, zudem wurde noch eine sehr große Schrift gewählt – für einen schnellen Leser also nur ein Happen für zwischendurch.Und doch wurde auf den 182 Seiten alles Wichtige gesagt, knapp und schnörkellos. Erzähler in dieser Geschichte ist Robert, die Sprache und die Ausdrücke passen auch zu einem 14-jährigen und insbesonders zu der dargestellten Person. Das Ende hat mir allerdings nicht so gut gefallen, da zu viele Fragen offen bleiben und die Hintergründe bzw. Beweggründe der Entführung nicht ausreichend ausgeleuchtet werden. Ich fand die Geschichte sehr schön und spannend und werde sie sicher auch – gerade an junge Leser- weiter empfehlen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2009
Landliebe gesucht
Hamberg, Emma

Landliebe gesucht


schlecht

Marie, Asa und Lena sind Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.

Aufgewachsen auf dem Bauernhof ihrer Eltern Rolf und Irene, der sich auf Kühe spezialisiert hat, sind sie im Laufe ihres Leben ganz unterschiedliche Wege gegangen.

Marie ist mit 42 Jahre die älteste der drei Schwestern. Sie lebt mit ihrem Hund Otto als Single ohne feste Beziehung geschweige denn Kinder. Eigentlich mag sie ihr Leben als Barfrau, ihre aufgepumpten Brüste und ihre gelegentlichen Liebhaber.

Asa, die mittlere und der „schlaue Kopf der Familie“ müsste eigentlich glücklich sein – sie ist verheiratet, beruflich erfolgreich und wohlhabend. Wenn da nicht der unerfüllte Kinderwunsch wäre, der Asa und ihre Beziehung zu ihrem Mann Adam in Mitleidenschaft zieht.

Lena dagegen ist verheiratet, hat vier Kinder und ist mit ihrer Familie, sich selbst und dem Leben hoffnunglos überfordert. Der smarte Eismann Conny ist da nur noch der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt …....

Als Rolf, der Vater der drei unerwartet stirbt, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt – Marie erkennt, wie leer ihr Leben eigentlich ist, Lena verlässt ihre Familie und geht zu Conny und Asa kümmert sich – ein bisschen zu sehr- um ihren Schwager und die verwaisten Kinder. Das Chaos ist also vorprogrammiert. Es kommt zu einem Showdown, als sich die Familie Weihnachten auf dem elterlichen Hof trifft.

Der erste Gedanke, der mir zu diesem Buch kommt ist – die Autorin lässt wirklich kein Klischee aus. Die Personen sind so überzeichnet, das sie auf mich schon unsympathisch und gekünstelt gewirkt haben. Einzig Marie konnte ich ein wenig Verständnis und Sympathie entgegenbringen. Die Atmosphäre der Geschichte ist nicht wie erwartet heiter, sondern düster und bedrückend, da alle Protagonisten über Maß in Selbstmitleid versinken. Die schwerwiegenden Themen -wie zum Beispiel der Tod des Vaters- wurden viel zu schnell abgehakt und sind in der Familie zugunsten der eigenen Problemchen in den Hintergrund getreten Die Handlungen der einzelnen Personen konnte ich wenig bis absolut nicht nachvollziehen, besonders mit Lena hatte ich so meine Probleme (wie kann eine Mutter ihre Kinder verlassen?) Auch der Vergleich zwischen dem Inseminieren der Kühe / dem Brunftkalender / dem Schlachten der nicht fruchtbaren Kühe und der nicht schwanger werdenden Asa fand ich weder witzig und amüsant, sondern eher roh und unsensibel.

Als Positiv habe ich die einfache Schreibweise empfunden, die Sprache war locker und man ist wirklich schnell in die Geschichte rein gekommen.Teilweise konnte man auch einige witzige / ironische Ansätze finden, die aber leider in der Minderheit waren und nicht ganz zu der Stimmung des Romans passen wollten. Das Ende lässt schon viel Spielraum offen, wie das Leben der drei Schwestern noch weitergehen könnte, einige Handlungsfäden werden nicht verknotet. Ein Epilog wäre hier ganz schön gewesen, denn am Ende interessiert es einen ja doch, wie die Geschichte zu Ende geht.

Noch immer rätsle ich, in welche Kategorie ich dieses Buch einordnen soll und kann nur zu einem Schluss kommen: Nicht empfehlenswert.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.