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Sternzauber
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Düren

Bewertungen

Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


ausgezeichnet

Spannende Zeitgeschichte wunderbar verpackt!!

Auf dieses Buch hat mich die stimmungsvolle Farbgestaltung des Covers aufmerksam gemacht und auch, wenn ich anfangs mit dem Bild der drei windzerzausten Frauen auf einem Schiff nichts anfangen konnte, so kann ich diese Szene nach der Lektüre einordnen und verstehen. Ganz besonders gut gefällt mir der Klappentext, denn er fängt den Zauber des Fotografierens und die Bedeutung, die dieses im Roman einnimmt, wunderbar ein.

„Das Licht im Rücken“ von Sandra Lüpkes erzählt die Geschichte der Firma und der Familie Leitz von 1914 bis 1945, spart aber auch Weggefährten und das Zeitgeschehen nicht aus. Im Fokus stehen die Entwicklung, der Einsatz und die Vermarktung der Leica-Kamera, die ganz neue Möglichkeiten der Fotografie bietet und somit viel Zeitgeschehen festhält. Aber auch die persönlichen Schicksale der Menschen kommen nicht zu kurz und bilden das lebendige Setting der Fotografie.

Die Gestaltung des Buches gefällt mir ausgesprochen gut, denn der Vorsatzbereich ist mit realen Fotos der damaligen Zeit gestaltet und im Anhang erfährt der Leser sogar, was darauf zu sehen ist. Außerdem ist jedem neuen Leseabschnitt eine Seite mit dem Bild des entsprechenden Leica-Modells vorangestellt, sowie eine Doppelseite mit einer Weltkarte, die die Verbreitung der Leica veranschaulicht. Das sind für mich wunderbare Ergänzungen zum Text, die mich noch tiefer in die Geschichte hineingezogen und das Geschehen realer haben werden lassen. Dazu zählt auch das Nachwort der Autorin, in dem sie den Roman mit den realen Geschehnissen verknüpft und im Personenregister auch nochmals detailliert aufzeigt, welche Charaktere, Handlungen und Eigenschaften der Realität entsprungen sind und welche ihrer Kreativität.

Der Schreibstil von Sandra Lüpkes tut sein übriges, um ein sehr angenehmes Leseerlebnis zu ermöglichen, denn sie schreibt flüssig, realitätsnah und lebendig. Besonders gefallen haben mir ihre wunderschönen Vergleiche und poetischen Einflechtungen, die so eingebracht sind, dass sie sich wunderbar in den Text fügen und weder aufgesetzt, noch übertrieben wirken, sondern dem Geschriebenen eine anziehende Qualität verleihen.

Die Charaktere der Geschichte sind alle sehr authentisch, lebensnah und ihren Eigenschaften entsprechend gezeichnet, wirken jedoch nicht eindimensional, sondern zeigen Verhalten, die ihren Denkweisen entsprechen. Viele waren mir zudem sehr sympathisch, andere erlebte ich als absolut „fehlgeleitet“ vom vorherrschenden Nazigedankengut und das Zusammentreffen sehr gegensätzlicher Einstellungen hat oft für Spannung gesorgt.

„Aus Sicht der Piloten mag richtig sein, was sie tun. Doch nimmt man alles Zusammen – die ganze Welt, die Menschheit, die Schöpfung -, ist Krieg immer und unumstößlich ein furchtbarer Fehler.“ Nicht nur dieses Zitat von Seite 434 hat mir gezeigt, wie aktuell und tiefgründig diese Geschichte ist! Es erschreckt mich immer wieder aufs Neue, wie wenig lernfähig die Menschheit anscheinend ist und ich frage mich, wie es möglich ist, dass wir einige Jahrzehnte später wieder in einer Welt leben, in der alles aus den Fugen gerät….

Sehr nah an der historischen Realität, spannend, anregend und trotz aller schwierigen Geschehnisse auch wirklich schön, hat „Das Licht im Rücken“ mir eine wunderbare Lektürezeit geschenkt!

Bewertung vom 08.05.2023
Das Mädchen im Zitronenhain
Brauer, Antonia

Das Mädchen im Zitronenhain


ausgezeichnet

Neues Leben und die große Liebe im Grandhotel Fasano am Gardasee

Was für ein stimmungsvolles und einladendes Cover! Da kommen doch gleich Sehnsucht nach Italien und Sonne in mir auf, ohne dass das Bild für meinen Geschmack zu kitschig gestaltet wäre. Der Buchtitel passt meiner Meinung nach jedoch nicht wirklich gut zur Geschichte, denn ohne den Untertitel würde ich nie auf die Idee kommen, worum es wirklich geht.

Die Geschichte spielt auf unterschiedlichen Zeitebenen, im Mittelpunkt steht aber immer Viktoria Neuhofer. Als LeserInnen erfahren wir Begebenheiten aus Viktorias Kindheit im Bombenhagel des zweiten Weltkriegs, richtig los geht die Geschichte aber, als Vicki nahezu erwachsen ist, ihr Kunststudium absolviert und eine Reise an den Gardasee ins Grandhotel Fasano gewinnt. Dort verbringt sie eine wunderschöne Zeit mit ihrer Freundin und lernt den Sohn des Hoteldirektors, Antonio Baur, kennen, in den sie sich unsterblich verliebt…

Dieses Buch erzählt aber neben der Liebesgeschichte der beiden auch die Geschichte einer sehr starken Frau, die mutig für ihre Ideen und Wünsche kämpft, die hart arbeitet und ihren eigenen Weg geht. Mir hat es sehr viel Freude gemacht Vickis Werdegang und Entwicklung mit zu verfolgen, ihren Mut zu bewundern und ganz in die Geschichte einzutauchen. Das Buch hält sowohl tolle italienische Urlaubstage, zauberhafte Momente zweier Liebender, harte Schicksalsschläge, familiäre Beziehungsgeflechte und grauen Alltag für alle LeserInnen bereit – viele Facetten eines spannenden Lebens!

Ich mag sie als Charakter sehr gerne und finde, dass es der Autorin gut gelungen ist ihre Gefühle und Beweggründe zu beschreiben. Aber auch Antonio ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen, ich mag Vickis Freundin Waltraud, ihre recht altmodisch verwurzelten Eltern und ihren Professor, der unermüdlich an sie glaubt und sie bestärkt. Lediglich mit Antonios Mutter konnte ich nicht warm werden, da sie die typische „Schwiegermutter-Hexe“ ist, die aber im ganzen Gefüge der Geschichte ein gutes Gleichgewicht herstellt.

Es gab zwischendurch Momente beim Lesen, in denen mir die Geschichte etwas zu positiv erschien und ich nicht der Meinung war, dass das Erzählte noch realistisch sei. An späterer Stelle hatte ich dann plötzlich das Gefühl, dass man so viel Pech und Unglück doch gar nicht auf einmal anziehen kann und im Endeffekt hat sich das Geschehen für mich wunderbar ergänzt, so dass ich es als sehr stimmig erlebt habe.

Der Schreibstil von Antonia Brauer hat mir gut gefallen. Flüssig und leicht liest sich ihr Text und das passt hervorragend zum mediterranen Flair am Gardasee. Toll finde ich außerdem, dass es am Ende des Buches noch einen Anhang gibt, in dem die Autorin über reale Ausgangspunkte und Hintergründe zu ihrer Geschichte berichtet und uns einen kleinen Einblick in die Entstehung dieser gewährt.

Mir hat „das Mädchen im Zitronenhain“ eine schöne Lesezeit geschenkt und ich kann es allen LeserInnen empfehlen, die sich für einige Zeit an den Gardasee träumen und dabei eine spannende Lebensgeschichte begleiten möchten!

Bewertung vom 29.04.2023
Bergfreundinnen
Schlosser, Antonia;Kestler, Katharina;Heudorfer, Katharina

Bergfreundinnen


ausgezeichnet

Vielfältige Bergliebe aus unterschiedlichsten Blickwinkeln spannend und berührend beleuchtet

Das Cover von „Bergfreundinnen“ zeigt genau diese – die Bergfreundinnen und bergvernarrten Frauen Katharina Kestler, Antonia Schlosser und Katharina Heudorfer. Ich mag es sehr, dass mir die Autorinnen gleich auf den ersten Blick vorgestellt werden und die Umgebung zeigt ebenfalls gleich worum es geht: die Berge! Es ist in meinen Augen ein sehr ansprechendes und attraktives Cover mit locker und freundlich aussehenden Bergfreundinnen - ich habe mich gleich eingeladen gefühlt mit diesen dreien die Bergwelt zu erkunden.

Und das habe ich in diesem Buch wirklich sehr umfassend getan! Dabei geht es in den Texten sowohl um rein praktische Informationen, Bergsport und fundiertes Bergwissen, als auch um all die vielen und vielfältigen Gefühle, die einen Menschen mit und in den Bergen erwarten können. Ich habe viel über die Lust und den Frust bei Neuanfängen gelernt, habe Bergverrückte bei den unterschiedlichsten Sportarten literarisch begleitet, aber mich auch der Angst und dem Tod am Berg gestellt. Dieses Buch greift zudem zutiefst weibliche Themen wie die Menstruation und die Mutterschaft auf, die im Hinblick auf die Bergwelt beleuchtet werden.

In vielen unterschiedlichen Themenbereichen gibt es jeweils Erfahrungsberichte, Interviews mit Experten, Tipps und einiges mehr. Mir hat diese bunte Mischung sowohl des Inhalts, als auch der Präsentationsformen sehr zugesagt und auch, wenn es um Wissen und Erfahrungen geht, habe ich mich stets gut unterhalten gefühlt. Ich mag die Schreibweisen der drei Autorinnen sehr, denn sie ist grundsätzlich sehr locker und aus dem Leben gegriffen, aber nie kantig oder „dahin geschnoddert“. Bei ernsten Themen passt sich auch die Wortwahl entsprechend an ohne künstlich zu wirken und generell wohnt allen Texten eine große Authentizität, Offenheit und Ehrlichkeit inne, die ich als Leserin sehr schätze. Außerdem gibt es einen Bildteil mit wunderschönen Outdoor-Aufnahmen.

Manches hat mich wirklich sehr berührt und oft war ich ganz sprachlos vor lauter Bewunderung den Menschen gegenüber, die den beschriebenen Mut auf- oder die Leistung erbracht haben. In dieser Form hätte ich damit nicht gerechnet und war sehr positiv überrascht. Überhaupt hat mich dieses Buch erstaunlich stark in seinen Bann gezogen und ich hatte eine sehr intensive Zeit mit all den erwähnten Menschen in den Bergen der ganzen Welt!
Dieser rund 300 Seiten starker Band bietet für jeden etwas, der sich für Berge und das Leben in und mit diesen interessiert und ich kann es nur wärmstens empfehlen, wenn man Lust darauf hat, vielleicht auch noch mal neue Seiten kennen zu lernen oder tiefer in die Materie einzutauchen!

Bewertung vom 26.04.2023
Straßenmusik
Behr, Markus

Straßenmusik


ausgezeichnet

Persönlichkeitsentwicklung vor dem Hintergrund schillernder Musik

Was für ein geniales Cover! Die Seifenblasen schillern in allen Farben des Regenbogens und spiegeln damit all die Facetten, die (Strassen-)Musik bieten kann. In ihnen sind aber auch die Grachtenhäuser Amsterdams zu erkennen, wo die Geschichte zu einem großen Teil spielt, und es gibt im Text eine weitere Verbindung zu den magisch-bunten Gebilden, die ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten möchte. Mich hat dieses Bild gleich für sich eingenommen und dafür gesorgt, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte!

In der Geschichte bilden Chiara und Jonas den Mittelpunkt des Geschehens. Sie begegnen sich im Zug auf der Reise nach Amsterdam, wohin sie, unabhängig voneinander, unterwegs sind, weil sie in ihren jeweiligen Leben gerade Brüche und Orientierungslosigkeit bedrängen. In der Stadt begegnen sie sich wieder und nach einem missglückten Start in den Kontakt zueinander, beginnen sie gemeinsam Straßenmusik zu machen, was für Beide viel verändern wird…

Wer eine harmonische Geschichte mit in sich ruhenden Personen sucht, der ist in diesem Buch fehl am Platz, wer sich aber auf sperrig ungewöhnliche Charaktere einlassen kann und Spaß an Figuren hat, die vielschichtig, etwas bis vermehrt „strange“ und sehr mit sich selber beschäftigt sind, der wird hier auf jeden Fall fündig! Keine langweiligen Ja-Sager und angepassten Mitläufer. In dieser Geschichte suchen junge Menschen nach ihrem eigenen Weg, erkunden verschiedene Möglichkeiten und versuchen (unterbewusst) eigene Verhaltensmuster zu überwinden.

Manchmal ist das auch für den Leser/die Leserin anstrengend und nicht immer waren mir die Charaktere oder ihre Verhaltensweisen sympathisch, aber die Geschichte regt dadurch auch zum Nachdenken und zum Hinschauen an und es hat mir trotzdem viel Spaß gemacht dieses Buch zu lesen!

Der Schreibstil von Markus Behr passt dabei gut zum Geschehen, denn teilweise klingt seine Stimme etwas rau und kantig, aber es gibt auch zartere Momente und schöne Vergleiche. Die Dialoge waren mir teilweise zu „spleenig“, aber auch das harmoniert gut mit den Charakteren und Geschehnissen und im Gesamteindruck ist es damit wieder ansprechend für mich.

Toll finde ich, dass Markus Behr in seiner Geschichte, die 215 Seiten umfasst, sehr viele Themen der Persönlichkeitsentwicklung, der Vorlieben und Abneigungen, der Beziehungen mit und zu anderen Menschen und des eigenen persönlichen Ausdrucks unterbringt. Verbindendes Element ist dabei immer die Musik, die in meinen Augen wunderbar beschrieben und eingebracht wird. Ich konnte im Text fühlen, wie die Töne, wie der musikalische Ausdruck, wie der Rhythmus auf die ProtagonistInnen wirkt und wie das Musikerlebnis verbindet.

Eine ungewöhnliche und sehr musikalische Geschichte, die die harmonischen Töne, aber auch die Disharmonien in zwischenmenschlichen Beziehungen beleuchtet und die junge Menschen bei der Suche nach sich selbst begleitet. Mir hat dieses Buch eine anregende Lesezeit beschert!

Bewertung vom 16.04.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


ausgezeichnet

Bücherheilung in leisen Tönen

Ich liebe grundsätzlich Geschichten über alles rund ums Buch und so hat mich das Cover von „Die Tage in der Buchhandlung Morisaki“ von Satoshi Yagisawa gleich angesprochen. Ich mag die warme Ausstrahlung der abgebildeten Buchhandlung genauso wie die harmonischen Farben und toll finde ich auch, dass die japanischen Schriftzeichen im Bild beibehalten wurden.

Die Geschichte erzählt von der jungen Japanerin Takako, die in eine Lebenskriese gerät und bei ihrem Onkel im Antiquariat Morisaki unterschlüpft. Sie hat mit Büchern überhaupt nichts am Hut, lernt aber überraschenderweise nach und nach dennoch die heilende Kraft dieser „Papierfreunde“ kennen…

Dieses Buch, das das Debüt des Autors ist, ist in Japan ein absoluter Bestseller und ich könnte mir gut vorstellen, dass es auch bei uns viele begeisterte LeserInnen finden wird! Ich mochte die leichte, klare und schnörkellose Sprache Satoshi Yagisawas, denn der Text ließ sich unglaublich flüssig und zügig lesen. Ich wurde ganz in den Fluss der Geschehnisse hineingezogen und wollte oft nur wiederwillig wieder auftauchen.

Für mich passt seine Sprache gut zu meinen (ehrlicherweise sehr geringen) Vorstellungen der japanischen Kultur, denn ich stelle mir die Menschen in Grundzügen als zarte, leise und eher zurückhaltende Charaktere vor. So habe ich auch die Geschichte empfunden, denn sie kommt ohne Drama aus, obwohl es nicht an großen Gefühlen fehlt und sie „plätschert“ irgendwie leise vor sich hin. Dabei ist sie jedoch keineswegs langweilig oder eintönig! Eher zart und „vorsichtig“, selbst in großen Momenten. Ich weiß selber nicht, wie der Autor das macht, aber so habe ich die Lektüre empfunden.

Ein wenig Zeit brauchte ich um mich einzufinden, denn zu Beginn hatte ich manchmal das Gefühl, dass mir die Handlungen und vor allem die Gefühle der ProtagonistInnen zu oberflächlich beschrieben waren, aber mit der Zeit ist genau das für mich angenehm und zur unverwechselbaren Stimme Satoshi Yagisawas geworden. Seine Charaktere sind teilweise sehr vielschichtig (vor allem Tante Momoko) und etliche Handlungen oder Wendungen bleiben ein wenig rätselhaft, bzw. sie werden nicht bis ins Letzte analysiert und zerpflückt.

Ich mag dieses Buch sehr, habe es gerne gelesen und empfehle es für LeserInnen, die Geschichten über Bücher und die leisen Töne lieben!

Bewertung vom 26.03.2023
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


ausgezeichnet

Schlicht und einfach: Zauberhaft!!!

Ich liebe dieses Buch!!
Normalerweise falle ich nicht so mit der Tür ins Haus, aber bei diesem Buch geht es nicht anders: es hat mich verzaubert! Und zwar auf allen Ebenen!

„Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ ist der Nachfolgeband zu dem Weltbestseller „Das Lavendelzimmer“ von Nina George und als LeserInnen erleben wir, dass Jean Perdu, der seine literarische Apotheke auf dem Bücherschiff vor 4 Jahren verlassen hatte, dorthin zurückkehrt. Er vermisst es „Bücher und Menschen zusammen zu bringen, und für jede Seelen-Maladie die wirksamste Lektüre zu empfehlen“ (Zitat vom Klappentext). So begibt er sich gemeinsam mit Max auf eine Reise mit dem Bücherschiff über die Kanäle Frankreichs um die Pharmacie Littéraire wieder zurück nach Paris zu bringen und erlebt auf dieser Fahrt viel Unerwartetes und Überraschendes, was auch sein Leben stark verändert…

Ich war noch nie in Frankreich und ich spreche auch leider kein Französisch, doch nach der Lektüre dieses Buches bedauere ich das sehr und möchte unglaublich gerne das Land, die Leute und die Lebensphilosophie der Franzosen kennen lernen. Die Geschichte von Nina George strahlt trotz teils schwerwiegender und belastender Themen eine unglaubliche Leichtigkeit, Liebe und Lebens- sowie Genussfreude aus, so dass es mich regelrecht in ihren Bann geschlagen hat! Eine unglaubliche Tiefe steckt in den Gedanken und Verhaltensweisen der ProtagonistInnen und es weht ständig ein zarter Wind des Verständnisses und der „Lebenskompetenz“ durch den Text.

Und wo ich gerade so schön schwärme: der Text ist einfach zauberhaft! Nina George versteht es meisterhaft mit ihrer sehr luftig leichten Sprache zu spielen und nutzt so unglaublich tolle Vergleiche, Beschreibungen und Textkonstruktionen, dass ich andauernd versucht war, mir etwas zu notieren um es bloß nicht wieder zu vergessen!

Die Geschichte ist in angenehme Kapitel aufgeteilt und oft am Ende eines solchen, manchmal jedoch auch zwischendurch, wird der Leser/die Leserin von einem Einschub aus „Die große Enzyklopädie der kleinen Gefühle“ überrascht. An diesem Werk schreibt Jean Perdu in der Geschichte, und das Vorgehen, diese Texte auch im Buch einzufügen passt hervorragend in den Ablauf und rundet Inhalte meiner Meinung nach oft perfekt ab. Außerdem liebe ich Bücher und das Lesen, so dass mein Herz höher schlägt, wenn es in Texten auf ansprechende Weise darum geht – und das ist hier meisterhaft gelungen! Die Liebe zu und die Kraft von Literatur sind das grundsätzliche und alles verbindende Element in diesem Buch und das macht ganz viel des unvergleichlichen Zaubers aus!

Erstaunlicherweise habe ich wirklich alle Protagonisten und Protagonistinnen dieser Geschichte ins Herz geschlossen. Dabei sind sie sehr unterschiedlich und manchmal herzerfrischend leicht schrullig, aber alle sehr herzlich und buchverliebt. Und jeder Charakter hat seinen ganz speziellen Platz und seine Aufgabe in der Geschichte, so dass für mich niemand überflüssig wirkt.

Die Zartheit der Geschichte findet sich auch im sehr schönen Cover wieder, wobei ich gestehen muss, dass die lavendelfarbene Gestaltung für mich nicht ganz harmonisch ist. Sie schlägt zwar perfekt den Bogen zum Lavendelzimmer (dem ersten Buch), gefühlsmäßig würde ich jedoch erdigere und natürlichere Farben bevorzugen.

Bewertung vom 16.03.2023
Die Bibliothek der Hoffnung
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


ausgezeichnet

Unglaublich dicht und eindringlich – einfach wunderbar!

Ich liebe Bücher über die Liebe zu Büchern und allem, was damit zu tun hat, weshalb ich auch gleich auf den Titel dieses Buches reagiert habe. Doch „Die Bibliothek der Hoffnung“ von Kate Thompson ist keine kitschige Liebeserklärung an das gedruckte Wort, sondern eine unheimlich dicht gewebte und sehr eindringlich beschriebene Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht.

Der Text spielt zu Zeiten des zweiten Weltkriegs in England und erzählt die Geschichte der ersten und einzigen unterirdischen Bibliothek – der U-Bahn-Bibliothek Bethnal Green. In einem nicht fertig gestellten U-Bahn-Schacht retten sich tausende Menschen tagtäglich bzw. hauptsächlich nächtlich vor den fallenden Bomben und dort richtet die überaus engagierte junge Bibliothekarin Clara Button mit Hilfe ihrer Kollegin und Freundin Ruby Munroe sogar eine Bibliothek ein. Als LeserInnen werden wir ZeugInnen all der Erlebnisse der Beiden, die weit über einfache Katalogisierung und Verleihung hinaus geht und zudem davon, welche Macht Bücher besitzen, besonders in schweren Zeiten und wie sehr sich Menschen nach guten Geschichten sehnen, aber auch vor ihren Auswirkungen fürchten.

Mich hat der leichte und fließende Schreibstil der Autorin überzeugt, besonders gut gefällt mir aber, dass es ihr gelingt, eine unglaubliche Eindringlichkeit und Tiefe in ihre Wörter zu legen. Mich hat der Text regelrecht mitgerissen und ich bin ganz in dieses sehr harte Leben eingetaucht. Doch ist die Geschichte keineswegs nur von Schicksalsschlägen und Kriegshorror geprägt, es gibt auch wunderbar helle Momente, lustige Szenen und herrliche Leichtigkeit sowie große Gefühle … von allem ist etwas dabei – prall gefüllt und vielseitig, wie das echte Leben!

Ich habe Clara von der ersten Seite an ins Herz geschlossen und auch die eigenwillige und rebellische Ruby mochte ich mit jeder offengelegten Facette ihrer Persönlichkeit immer mehr. Die beiden sind unglaublich hilfsbereit, immer für einander da und verkörpern auch ansonsten viele Eigenschaften, die ich besonders schätze. Ja, sie sind eigentlich zu gut für diese Welt, aber im Krieg sind viele Menschen über sich hinausgewachsen und zur Geschichte passt es sehr gut, so dass ich der Autorin diesen Umstand schnell verziehen habe.

Mir gefällt das Cover mit der nachdenklich in die Zukunft blickenden jungen Frau und all den Büchern, ich mag aber auch den inneren Aufbau sehr, denn jedem neuen Kapitel ist ein Zitat einer realen Person aus dem Bibliothekswesen voran gestellt. Außerdem werden die einzelnen Abschnitte mit den Namen überschrieben, aus deren Sicht erzählt wird.

Besonders beeindruckend ist für mich, dass diese Geschichte auf tatsächlichen Ereignissen beruht. Diese unterirdische Bibliothek gab es wirklich und auch, wenn die meisten Personen der dichterischen Freiheit der Autorin entsprungen sind, ließ es mich noch stärker mit den Protagonisten fiebern, dass ich wusste, dass es Menschen gab, die eventuell ähnliches erlebt und empfunden haben. Im Anhang zum Roman gibt es noch einen Teil, der von den historischen Ereignissen berichtet, was für mich eine hervorragende Abrundung dieses Buches ergibt.

Ich bin absolut begeistert von diesem Buch, das mir neue Einsichten und eine tolle Lesezeit geschenkt hat und möchte es jedem ans Herz legen, der sich ein wenig für das Bibliotheksleben oder auch einfach einen guten Roman interessiert!

Bewertung vom 05.03.2023
Willodeen
Applegate, Katherine

Willodeen


ausgezeichnet

Eine spannende Geschichte über bedeutende Zusammenhänge in der Natur und Freundschaft!

Das Cover von “Willodeen – Das Mädchen und der Wald der verschwundenen Tiere” von Katherine Applegate hat mich schon auf dem Bildschirm angesprochen, „live“ gefällt es mir aber noch besser, da die schillernden Flügel des Summbärchens mit Lack überzogen sind und tatsächlich schimmern, wenn man das Buch bewegt. Die Farben sind meinem Geschmack entsprechend gut aufeinander abgestimmt ohne grell zu sein und die sichtbaren Tiere sind trotz ihrer phantastischen Herkunft sehr realistisch und eindrücklich gestaltet. Auch die Bilder im Inneren sind einfach wunderschön – ich liebe detailreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen!

Und toll ist, dass auch der Text der liebevollen Gestaltung in nichts nachsteht. Meiner Meinung nach hat die Autorin in sehr gutes Gespür dafür, wie sie die Charaktere beschreiben und „zeichnen“ muss, damit sich der Leser/die Leserin mit diesen identifizieren bzw. sich gut in sie hineinversetzen kann. Sie beschreibt Gefühle und Situationen sehr einfühlsam und eindrücklich und lässt mit ihren Worten Bilder von dieser, für uns doch teilweise sehr andersartigen Welt entstehen. Die Hauptcharaktere, allen voran Willodeen selber, habe ich gleich ins Herz geschlossen und mit ihnen gefiebert, wenn sie um Etwas kämpfen, was ihnen wichtig ist.

Im Buch wird die Geschichte von Willodeen erzählt, einem Mädchen, das seine Familie verloren hat, nun bei zwei älteren Frauen und sehr zurückgezogen und abgegrenzt von allen Übrigen lebt. Sie scheut sich nähere Kontakte zu knüpfen, liebt aber die Natur und Tiere, vor allem die sehr unbeliebten Kreischer. Sie beobachtet die Natur und deren Veränderungen sehr genau und versucht eine Lösung zu finden, als nicht nur die Kreischer nahezu ausgerottet werden, sondern auch die allseits beliebten und gebrauchten Summbärchen ihren Nistplätzen fern bleiben….

Naturschutz ist in den letzten Jahren zu einem sehr präsenten und wichtigen Thema geworden und an Hand von Willodeens Geschichte können Kinder der Tatsache auf die Spur kommen, dass alle Lebewesen, auch wenn sie nicht gerade beliebt sind, eine wichtige Rolle im Gefüge der Welt, ihrer natürlichen Abläufe und Zusammenhänge spielen, die nicht unterschätzt werden sollte. Dabei wird diese wichtige Erkenntnis nicht über den erhobenen Zeigefinger vermittelt, sondern der Autorin gelingt es ausgezeichnet diese in eine spannende und berührende Geschichte zu verpacken, in der die Botschaft ganz von alleine ins Bewusstsein sickert.

Gerade der Beginn der Geschichte ist schon recht düster bzw. mit vielen Belastungen der jungen Protagonistin gespickt, so dass es in diesen Episoden kein besonders vergnügliches Leseerleben ist. Ohne zu viel verraten zu wollen, möchte ich aber versichern, dass die Geschichte immer „heller“ wird ohne in unrealistischen Kitsch zu verfallen und das es den jungen Leserinnen und Lesern sicher Freude machen wird, Willodeen bei ihrer Entwicklung zu begleiten.

Auch mir als Erwachsenen hat diese Geschichte Freude gemacht, denn sie hat mich emotional erreicht und mir noch mal verdeutlicht, wie wichtig und oft eng Zusammenhänge in der Natur sind, die wir meist gar nicht sehen, geschweige denn begreifen! Aber auch meine zwölfjährige Lesepartnerin hat das Buch regelrecht verschlungen und wir haben anschließend viele intensive Gespräche über die enthaltenen Themen geführt.
Eine klare Empfehlung von uns für alle, die gerne Geschichten über Natur, Freundschaft und die persönliche Entwicklung lesen!!

Bewertung vom 17.02.2023
Uns bleibt immer New York
Miller, Mark

Uns bleibt immer New York


ausgezeichnet

Vielschichtige Liebesgeschichte mit Krimi-Potenzial

„Uns bleibt immer New York“ von Mark Miller ist eine absolute Liebeserklärung an diese ganz besondere Stadt. Darüber hinaus wird die Geschichte als Liebesroman bezeichnet, wobei sich Leser nicht auf eine rosa-rote Welt aus Herzchen und romantischen Dates einstellen sollten, denn diese Geschichte ich viel Vielschichtiger. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie als Liebesgeschichte mit Krimi-Potenzial oder als kriminalistischer Thriller mit Einschlüssen eines Liebesromans bezeichnen würde…

Im Roman gibt es zwei HauptdarstellerInnen. Zunächst ist da Lorraine, eine Französin, die im Begriff ist eine Niederlassung der Firma, deren Teilhaberin sie ist, in New York aufzubauen und daher von Paris in die amerikanische Metropole übersiedelt, in der sie auch bereits Jahre ihrer Kindheit verbracht hat. Leo ist Künstler, musste die drei letzten Jahre jedoch im Gefängnis verbringen, da er mit sehr viel Erfolg berühmte Gemälde gefälscht hatte und erwischt worden war. Die beiden begegnen sich in einer verhängnisvollen Situation, es funkt sofort zwischen ihnen, aber es gibt viele unterschiedliche Facetten, die ihre Leben kompliziert und sogar gefährlich machen….

Die Vielschichtigkeit dieses Romans hat mich positiv überrascht und es hat mir viel Freude gemacht, mit den beiden Liebenden auf Spurensuche in die Vergangenheit zu gehen, wo sie versuchen Anhaltspunkte für die Geschehnisse der Gegenwart zu finden. Mark Millers sprachlichen Ausdruck, der unaufgeregt und flüssig daher kommt, mochte ich dabei gerne und es hat mir gefallen, dass er immer wieder aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt und dadurch verschiedene Aspekte der Geschichte beleuchtet werden. Geschickt hat er immer wieder Detail gesetzt, die den Leser rätseln lassen und die für große Spannung in der Geschichte sorgen, so dass ich gerne weiter lesen wollte.

Das Cover des Buches mag ich sehr, denn in harmonisch dezenter Farbgebung kann ich das Großstadtflair New Yorks erahnen und es strahlt für mich eine verträumte Ästhetik aus.

Sehr zentrales und immer präsentes Thema des Buches ist die Kunst. Leo ist Maler, Lorraine liebt Kunst, kauft ein sündhaft teures Bild und auch die Biografie einer ganzen Künstlerepoche in New York spielt eine gewisse Rolle. Mir gefällt diese Umgebung von ungezügelter Kreativität und Leidenschaft für die Kunst sehr und ich konnte mich dort beim Lesen wohlfühlen.

Neben der Liebe gibt es aber auch die düsteren Bedrohungen in der Geschichte, die bereits im Klappentext angekündigt werden. Eine leichte Romanze erliest man sich hier daher nicht, es gibt viel Krimi-Potenzial, mit allem was dazu gehört, und in manchen Momenten hatte die Geschichte für mich eine Ahnung von Jojo Moyes „Ein ganzes halbes Jahr“. Wer sich darauf einlassen kann und Lust auf eine ganz ungewöhnliche Liebesgeschichte hat, dem sei „Uns bleibt immer New York“ ans Herz gelegt – mir hat es eine gute Lesezeit geschenkt!

Bewertung vom 07.02.2023
Windprinzessin / Die Seelenpferde von Ventusia Bd.1
Benkau, Jennifer

Windprinzessin / Die Seelenpferde von Ventusia Bd.1


ausgezeichnet

Pferdeglück in einer fantastischen und spannenden Geschichte

Das Cover von „Die Seelenpferde von Ventusia – Windprinzessin“ von Jennifer Benkau zieht wohl jedes „Pferdemädchen“ gleich in seinen Bann! Zumindest mich hat es auf den ersten Blick angesprochen, denn es ist in sehr natürlichen Farben gestaltet, was sehr gut zum Thema passt, und die große gestalterische Harmonie und Nähe zwischen Pferd und Mädchen spiegelt für mich auch bereits einiges aus dem Inhalt wieder.

Die Geschichte spielt an zwei Orten – nämlich bei Fiona in Irland und bei Riana im magischen Land Ventusia hinter dem Wind, wo zu jedem Menschen sein Seelenpferd gehört. Von dort soll Fiona abstammen und nur in unserer Welt gelandet sein, weil vor Jahren alle Mädchen zu ihrem Schutz hier versteckt wurden. Doch kann Fiona das glauben? Und was hat es mit den wunderschönen Hengsten auf sich, die plötzlich frei in ihrer Umgebung gesichtet werden und die ihr scheinbar den Kontakt zu ihr suchen? Ist Ventusia wirklich in Gefahr? Und was hat das mit ihr zu tun?

Fiona wird in der Geschichte vielen sehr existenziellen Fragen ausgesetzt, die, bei aller Magie im Buch, auch Jugendliche unserer Welt bekannt erscheinen werden. Sehr präsent ist zudem das Thema „Pflegeeltern“ und ich finde, dass es der Autorin sehr gut gelungen ist, einen pädagogisch wertvollen Umgang damit zu schildern ohne ein Dogma oder ein „So-muss-es-sein“-Gefühl zu erzeugen.

An erster Stelle steht jedoch immer die Liebe zu Pferden und der große Wunsch Fionas ihre Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie ist fasziniert von der Vorstellung, dass es in Ventusia ein ganz besonderes Pferd für sie geben könnte, ihr Seelenpferd, mit dem sie auf eine ganz besonders innige Weise verbunden werden könnte. Welcher Pferdefan kennt nicht die tiefe Verbindung zu den uns anvertrauten Tieren und in der Geschichte geht es noch weit über das in unserer Welt erlebbare hinaus – mehr werde ich dazu jedoch nicht verraten, denn es macht Freude beim Lesen die Besonderheiten nach und nach kennen zu lernen und selber zu ergründen!

Abenteuer und Spannung kommen jedoch absolut nicht zu kurz, denn immer wieder gibt es Ereignisse, die dunkle Schatten werfen und ein großes bedrohliches Ereignis, das über allen ProtagonistInnen schwebt…
Und auch in Fionas Irland ist im Pferdestall nicht alles rosarot, denn dort gibt es ein anderes Mädchen, das sie immer wieder drangsaliert. Der Autorin gelingt es gut neben den magischen Elementen eine durchaus realistische und vielschichtige Umgebung zu kreieren, in der sich viele LeserInnen wieder finden werden.

Der Text ist sehr angenehm und flüssig geschrieben, der sprachliche Ausdruck gefällt mir und so kann ich guten Gewissens sagen, dass dieses Buch nicht nur für Jugendliche eine gute Lesezeit bereiten kann, sondern auch noch für interessierte Erwachsene.

Dieses Buch ist der erste Teil einer mindestens Vierbändig geplanten Reihe und bereits das Ende dieser Einstiegsgeschichte lässt darauf schließen, dass da noch viel an Abenteuern und Pferdeglück zu erwarten ist. Ich freue mich auf die folgenden Bücher, denn mich hat der erste Teil neugierig gemacht und ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht!

Eine klare Leseempfehlung für alle fantastisch interessierten Pferdeliebhaber!