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Waldeule

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2015
Der Tote am Gletscher / Commissario Grauner Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Der Tote am Gletscher / Commissario Grauner Bd.1


sehr gut

Vorne am Cover ist ein Hinweis angebracht: Südtirolkrimi. Diese sehr treffende Kennzeichnung sagt eigentlich alles aus. Ein ganz typischer Lokalkrimi, mit allem, was dazu gehört: ein sympathisches, sich anfangs nicht ganz einiges Ermittlerduo bestehend aus verwurzeltem Einheimischen und skeptischem Fremden, viel Lokalorit mit Landschaftsbeschreibungen und (zu ausführlichen) Speisekarten und ein weitgehend unblutiger Mordfall. Handwerklich solide gemacht, der Krimi lässt sich gut und entspannend lesen.

Gut gefallen hat mir die Einbindung von Ötzi, der wahren Gletscherleiche aus der Steinzeit. So kann die Geschichte wirklich nur in Südtirol und nirgendwo anders spielen. Der Autor spinnt darum herum einen ausführlichen Handlungsstrang. Südtirols bekanntester Toter verbindet sich so mit dem modernen Mordfall. Die Ermittlungen fand ich gut geschildert, zwar nicht super-spannend, aber kurzweilig. Da viele Personen als Verdächtige in Frage kommen lässt sich gut miträtseln, wer und warum es denn gewesen sein könnte. Befragungen und die Auswertung von Indizien stehen dabei im Mittelpunkt.

Insgesamt also ein gelungenes Buch, doch begeistern konnte es mich nicht. Dafür fehlt das gewisse Etwas, die Eigenständigkeit, die auch Ötzi nicht bieten konnte, das Besondere. Für entspannte Lesestunden genau das richtige, aber dann auch schnell wieder vergessen.

Wie immer bei Lokalkrimis macht dieses Buch mehr Spaß, wenn man die Örtlichkeiten zumindest etwas kennt. Als Urlaubslektüre in Südtirol ist es durchaus empfehlenswert, am besten zu genießen auf einer verschneiten Berghütte.

Fazit: Ein sehr solider Lokalkrimi, der sich angenehm lesen lässt, aber wenig nachwirkt. Entspannende Lesekost für zwischendurch, deshalb gerade noch "sehr gut" mit 4 Punkten.

Bewertung vom 22.08.2015
Um Mitternacht
Cruz, Augusto

Um Mitternacht


ausgezeichnet

„Um Mitternacht“ ist ein Buch über Rätsel. Über welche, die sich irgendwann auflösen lassen und über diejenigen, die immer ein Geheimnis bleiben. Auf der einen Seite hat es mich begeistert und ich wünsche mir mehr von solchen, „besonderen“ Büchern – auf der anderen Seite fand ich es anspruchsvoll zu lesen und so blieb mir manche Stelle auch im Nachhinein ein Rätsel.

Vordergründig geht es um die Suche nach einem verschollenen Stummfilm. Was der Protagonist, ein ehemaliger FBI-Agent, dabei erlebt, ist ein Roadmovie, das seinesgleichen sucht, gespickt mit vielen Abenteuern und nachhaltig wirkenden Begegnungen bis hin zu manch skurriler Begebenheit. Dabei werden immer wieder rätselhafte Geschichten eingeflochten, die manchmal aufgelöst und manchmal offen bleiben. Besonders gut gefallen hat mir dabei die Einbindung vieler wahrer Personen und Begebenheiten. Dies zu einem glaubhaften fiktiven Strang zu verbinden und daraus ein so packendes Buch zu schreiben ist eine wahre Meisterleistung.

Einordnen lässt sich dieses Buch nicht. Für mich ein großer Pluspunkt, denn so legt es sich weder fest noch bedient es irgendwelche Klischees. Geschichte vermischt sich hier mit einer Tour durch Nord- und Mittelamerika, verbunden mit einem Hauch von Thriller.

Hochachtung auch vor dem absolut gelungenen Schluss! Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass er sowohl überraschend als auch überaus passend ist. Dazu kommt genau die richtige Dosis zwischen Auflösung und Offenbleiben der angesprochenen Rätsel.

Auch der Protagonist bleibt im Großen und Ganzen ein ungelöstes Rätsel. Zwar erfährt man einiges über ihn und noch mehr kann man sich zusammenreimen, doch vieles bleibt im Dunkeln.

Überhaupt ist es ein Buch, in dem der Leser sich selbst viele Gedanken machen muss. Vorgekaut wird hier nichts. Das ist fordernd, regt aber auch an. Mitdenken musste ich als Leser auch, um den Überblick über die auftauchenden Personen zu behalten. Dazu kommt der sehr eigenwillige Schreibstil. Auf Anführungszeichen bei wörtlicher Rede wurde konsequent verzichtet, dazu auch auf jegliche Begleitsätze. Was und vor allem auch wer spricht muss man sich selbst erschließen – nicht immer einfach. Es ist kein Buch, das sich so nebenher und zur Entspannung nach einem anstrengenden Tag lesen lässt, sondern fordert die volle Aufmerksamkeit und Konzentration.

Fazit: Auch wenn es für mich ein anspruchsvoll zu lesendes Buch war, haben mich die Geschichte und die Geschichten dahinter begeistert. Deshalb von mir auch 5 Sterne.