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Benutzername: 
dorli
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Berlin
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Insgesamt 878 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2022
Es muss nicht immer Labskaus sein / Ostfriesen-Krimi Bd.9
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Es muss nicht immer Labskaus sein / Ostfriesen-Krimi Bd.9


ausgezeichnet

Ostfriesland im Januar. Dorfpolizist Rudi Bakker vertritt einen Kollegen auf Spiekeroog. Während einer Joggingrunde entdeckt er am Strand einen toten Pottwal. Der mächtige Kadaver sorgt natürlich schnell für Aufsehen, so dass die Mitglieder der Umweltschutzgruppe EGA eine Walwache organisieren, um Schaulustige auf Abstand zu halten. Als Rudis Sohn Sven in den frühen Morgenstunden seine Schicht antreten will, findet er den Lehrer und EGA-Mitstreiter Martin Junghans erstochen neben dem Wal liegend auf. Die Kripo Wittmund rückt an und befragt die Anwesenden. Geertje Michelsen ist nicht nur völlig durch den Wind, weil ihr Freund ermordet wurde, die junge Frau hat auch entdeckt, dass dem Wal mehrere Zähne fehlen. Hat Martin Walzahndiebe überrascht und musste deshalb sterben? Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf. Kurz darauf ist Geertje spurlos verschwunden…

Christiane Franke und Cornelia Kuhnert zeigen auch im neunten Abenteuer ihrer drei Neuharlingersieler Spürnasen, dass sie ein Händchen für eine gut ausbalancierte Mischung aus frischem Humor und spannender Krimihandlung haben und dass sie es zudem ganz ausgezeichnet verstehen, ihr Personal echt und lebensnah darzustellen. Die Akteure, die dieser Krimiserie mit ihren Eigenarten und Marotten die besondere Note geben, überzeugen dabei einmal mehr mit einem unterhaltsamen Zusammenspiel. Es macht einfach Spaß, Rosa, Rudi, Henner und die anderen Dorfbewohner während der Ermittlungen zu begleiten und ihnen bei ihren persönlichen Angelegenheiten über die Schultern zu schauen. Für den einen oder anderen Aufreger sorgt wie gehabt Rudis Kollege Helmut Schnepel - der Oberkommissar schießt mit seinen fadenscheinigen Anschuldigungen und Vermutungen wiederholt über das Ziel hinaus und stapft so munter von einem Fettnapf zum nächsten.

Ganz hervorragend gelungen ist den Autorinnen auch wieder das Lokalkolorit - neben den Besonderheiten der Region, dem facettenreichen Alltagsgeschehen in und um Neuharlingersiel sowie dem Naturell und den Gewohnheiten der Küstenbewohner darf der Leser sich auch wieder auf einige Spezialitäten und Leckereien aus der ostfriesischen Küche freuen. Die entsprechenden Rezepte gibt es wie immer im Anhang.

„Es muss nicht immer Labskaus sein“ hat mir sehr gut gefallen. Ein Krimi, der kurzweilige Unterhaltung bietet und zum Miträtseln einlädt - ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 03.01.2022
Die Brücke der Ewigkeit / Die Baumeister Bd.1
Hector, Wolf

Die Brücke der Ewigkeit / Die Baumeister Bd.1


ausgezeichnet

In seinem historischen Roman „Die Brücke der Ewigkeit“ nimmt Wolf Hector den Leser mit in das 14. Jahrhundert nach Prag und erzählt vom Bau der Karlsbrücke, die die Prager Altstadt mit der Kleinseite verbindet.

Wolf Hector erzeugt allein schon dadurch Spannung, dass er diesen Roman auf zwei Zeitebenen spielen lässt und mit dem Ende beginnt. Dieses Ende ist Teil einer Rahmenhandlung, in der der ältere Jan Otlin seinem Schwiegervater Mathias von Nürnberg zu erklären versucht, warum dessen Tochter Maria-Magdalena sich im Gefängnis befindet und auf ihre Hinrichtung wartet. Was Otlin zu erzählen hat, bildet die Haupthandlung und ist nicht nur eine Antwort für Mathias, sondern beinhaltet Otlins Werdegang und damit die Geschichte rund um die Erbauung der Brücke.

Bei dem Steinmetz Jan Otlin handelt es sich um eine historische Figur. Erst seit wenigen Jahren geht man davon aus, dass er - und nicht wie bisher angenommen der Dombaumeister Peter Parler - der Architekt der Karlsbrücke gewesen ist. Wolf Hector hat die wenigen Daten, die über das Leben Otlins bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Handlung verknüpft und diesen Roman damit zu einer kurzweiligen Zeitreise werden lassen.

Die Haupthandlung beginnt am 3. Februar 1342 – eine stürmische Gewitternacht, in der die Judithbrücke durch ein Hochwasser zerstört wird. Der 12-jährige Jan Otlin versucht, seine Mutter aus den reißenden Fluten der Moldau zu retten und schwört in seiner Not, eine neue, stabilere Brücke zu bauen, wenn Gott ihn und seine Mutter verschont. Tatsächlich überleben beide die schreckliche Nacht und Jahre später bekommt Otlin die Chance, sein Versprechen wahr zu machen. Doch er hat einen unerbittlichen Konkurrenten: der Steinmetz Rudolph von Straßburg lässt nichts unversucht, um Otlin den Posten des Baumeisters streitig zu machen…

Wolf Hector erzählt sehr anschaulich. Mit viel Liebe zum Detail zeichnet er ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit und versteht es ausgezeichnet, die historischen Fakten durch mitreißende Schilderungen mit Leben zu füllen. Schon nach wenigen Seiten hat mich die Welt des jungen Baumeisters gefangen genommen und ich habe gespannt verfolgt, wie Jan Otlin sich gegen alle Widrigkeiten - ob nun Naturgewalten oder die hinterlistigen Attacken seines Gegners - stemmt.

Neben Rudolphs Intrigen bringen auch die undurchsichtigen Machenschaften von Ricarda Scorpio eine große Portion Spannung ins Geschehen. Die Sternendeuterin, Heilerin und Frauenwirtin hat eher ihre persönlichen Ziele im Blick, als dass sie Ratsuchenden verlässliche Hilfe bietet. Und auch ein Straßenmädchen, das sich Max nennt, sorgt mit ihren vielfältigen Erlebnissen für packende Momente.

„Die Brücke der Ewigkeit“ hat mir sehr gut gefallen - eine mit vielen historischen Fakten verwobene Geschichte, die anschaulich und lebendig erzählt wird und dabei schnell einen Sog entwickelt, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Bewertung vom 02.01.2022
Gold und Ehre
Weiß, Sabine

Gold und Ehre


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Gold und Ehre“ nimmt Sabine Weiß den Leser mit in die Mitte des 17. Jahrhundert nach Amsterdam und Hamburg und wartet mit facettenreichen Einblicken in die Lebens- und Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit auf. Die Niederlande befinden sich auf dem Höhepunkt ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit; in der Hamburger Neustadt haben die Bauarbeiten an der St. Michaelis-Kirche begonnen.

Die Geschichte beginnt im Sommer 1650 und wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Für den 19-jährigen Benjamin Aard - talentierter Spross einer Amsterdamer Architektenfamilie - und seinem Cousin Theo hat eine kleine Unachtsamkeit bei einem wissenschaftlichen Experiment einschneidende Folgen: Während der medizinisch interessierte Theo zu einer Lehre bei einem Schiffsarzt gezwungen wird und auf große Fahrt gehen muss, wird Benjamin von seinem Vater Michiel nach Hamburg strafversetzt und soll dort den Bau des Hauses eines in der Hansestadt ansässigen Niederländers übernehmen.

Nach einem denkbar schlechten Start in Hamburg – Benjamin wird belogen, verprügelt und ausgeraubt - lernt er die junge Steinhändlerin Lucia kennen und verliebt sich in sie. Kaum hat Benjamin in Hamburg einigermaßen Fuß gefasst, wird er jedoch von seinem Vater nach Amsterdam zurückbeordert. Michiel will seine politische Karriere vorantreiben und braucht Benjamin und sein Können im Familienunternehmen. Lucia bleibt zurück…

Sabine Weiß erzählt diese Geschichte sehr unterhaltsam, jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich nicht nur ruckzuck mittendrin im Geschehen war und mir die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte, ich wurde auch von den Höhen und Tiefen, die Benjamin, Lucia und Theo durchstehen mussten, mitgerissen und war stets neugierig darauf, was wohl als nächstes passieren wird.

Die Autorin hat das Leben und das Schicksal ihrer Protagonisten eng mit den historischen Umständen und den Herausforderungen der damaligen Zeit verflochten. Man bekommt nicht nur einen guten Einblick in die sozialen Strukturen des 17. Jahrhunderts und lernt die unterschiedlichen Gepflogenheiten und Werte der Menschen kennen, es werden auch viele reale Ereignisse der Zeit sehr eindringlich geschildert.

Zentrales Thema ist die Baukunst der damaligen Zeit. Neben der Errichtung des Hamburger Michels und des Amsterdamer Stadhuis werden die unterschiedlichsten Bereiche des Bauhandwerkes beschrieben. Es geht um Baustile, Fassadengestaltung, die Herstellung von künstlichem Marmor und vieles mehr.
Auch der Fernhandel, der Alltag auf See einschließlich der vielen Widrigkeiten, die die Seefahrt mit sich brachte, die Arbeit eines Schiffsarztes und die Gräuel des Sklavenhandels werden beleuchtet.
Zudem spielt die politische Lage eine große Rolle. Diplomatische Verwicklungen, die Intrigen und Ränkespiele der Reichen und Mächtigen und die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Niederlanden und England sind genauso Teil der Handlung wie das gesellschaftliche Leben und das Miteinander bzw. Gegeneinander der religiösen Gemeinschaften.

Besonders begeistert hat mich das stimmige Bild, das Sabine Weiß zeichnet. Das Zusammenspiel zwischen den zahlreichen historischen Persönlichkeiten und fiktiven Figuren funktioniert reibungslos; reale Ereignisse und Romanhandlung werden zu einer Einheit. Alles passt zusammen und wirkt durchweg echt und glaubwürdig – ein historischer Roman ganz nach meinem Geschmack.

Bewertung vom 13.12.2021
In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10


ausgezeichnet

Frankfurt/Bad Soden am Taunus. Heike Wersch, einflussreiche Persönlichkeit in der deutschen Literaturszene und langjährige Mitarbeiterin im renommierten Winterscheid-Verlag, hat nach über 30 Jahren ihre Kündigung erhalten. Wenig später wird die als unbequem und streitlustig bekannte Programmleiterin vermisst und kurz darauf tot aufgefunden…

Nele Neuhaus beginnt diesen bereits zehnten Fall für ihr Ermittler-Duo Pia Sander und Oliver von Bodenstein mit einem kurzen Prolog, der 35 Jahre vor den aktuellen Ereignissen auf der französischen Atlantikinsel Noirmoutier spielt und dem Leser einen kleinen Blick auf eine Gruppe von befreundeten Jugendlichen werfen lässt, die hier ihren Urlaub verbringt. Obwohl auf diesen ersten zwei Seiten nichts Außergewöhnliches geschieht, spürt man doch, dass innerhalb der Clique nicht alles rund läuft…

Im Folgenden erwartet den Leser dann ein vielschichtig angelegter Krimi - mehrere Handlungsstränge, unterschiedliche Schauplätze und häufige Perspektivewechsel sorgen für eine lebhafte und abwechslungsreiche Handlung. Wie man es von Nele Neuhaus kennt, trifft man auch in diesem Krimi auf eine Vielzahl von Personen, die alle irgendwie - im Guten oder auch im Bösen - miteinander verbunden sind.

Im Fokus der Handlung stehen die Freunde von damals, die heute alle auf die eine oder andere Weise in der Welt der Bücher bzw. im Verlagswesen beschäftigt sind. Im Verlauf der Geschichte kommt heraus, dass die jungen Leute seinerzeit den Pakt geschlossen hatten, über ein schwerwiegendes Ereignis Stillschweigen zu bewahren. Nach Jahren voller Geheimnisse, Lügen und Intrigen wird die Wahrheit rund um die „ewige Freundschaft“ jetzt mit mörderischer Kraft ans Licht gezerrt und fordert nach Heike Wersch noch weitere Opfer…

Die Ermittlungsarbeit ist spannend und wird durch immer neue Hinweise und Ereignisse lebendig gehalten. Es hat mir sehr gut gefallen, wie die Autorin mich hinter die Fassaden ihrer zahlreichen Akteure blicken lässt. Geschickt lenkt Nele Neuhaus meine Augen während der Spurensuche von einem Verdächtigen zum nächsten, so dass ich bis zum Schluss prima über Motiv, Hintergründe und die Identität des Mörders miträtseln und mitgrübeln konnte.

Neben den spannenden Ermittlungen geht es auch im Privatleben der Kommissare – diesmal besonders im dem von Oliver von Bodenstein – recht turbulent zu. Außerdem animiert die Autorin ihre Protagonisten und damit auch den Leser darüber nachzudenken, was Freundschaft eigentlich ist.

„In ewiger Freundschaft“ hat mir sehr gut gefallen - ein kurzweiliger Krimi, der mich mit spannenden Ermittlungen und einer gut durchdachten Handlung bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Bewertung vom 25.10.2021
Wenn der Teufel erwacht - Ein Fall für Jutta Stern und Tom Neumann 2 (eBook, ePUB)
Wind, Jennifer B.

Wenn der Teufel erwacht - Ein Fall für Jutta Stern und Tom Neumann 2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wien. In einer Kfz-Werkstatt entdeckt ein Mechaniker im Kofferraum eines Autos zwei Leichen, die zahlreiche Verletzungen aufweisen. Die Halterin des Fahrzeugs ist geschockt und hat keine Erklärung dafür, wie die Toten in ihren Wagen gelangt sein könnten…

Jennifer B. Wind wartet in „Wenn der Teufel erwacht“ mit einem hochaktuellen Thema auf. Es geht um Flüchtlinge. Es geht um Menschen, die ihre Heimat verlassen, nicht nur, weil sie dort keinerlei Perspektive mehr für sich sehen, sondern weil sie der ständigen Gefahr für Leib und Leben entkommen wollen. Es geht auch um die Strapazen und die Risiken, die solch eine Flucht mit sich bringt. Und es geht um Menschen, die die Verzweiflung und die Hoffnung der Flüchtlinge gnadenlos ausnutzen, um die miese Geschäftemacherei der Schlepperbanden und die barbarischen Methoden, mit denen sie arbeiten.

Jennifer B. Wind versteht es mit ihrem angenehm zu lesenden Schreibstil ausgezeichnet, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Schon der Prolog hat es in sich. Schnell hat mich der Bericht des 22-jährigen Medizinstudenten Samir gepackt, der gemeinsam mit seinem Vater die Flucht über das Mittelmeer wagt. Genauso mitreißend erzählt Samirs Mutter Nesrin im zweiten Teil des Buches vom Krieg in Syrien. Davon, wie schwer es ist, ohne ihren Mann mit den beiden jüngeren Kindern im zerbombten Aleppo auszuharren. Nesrin macht sich schließlich mit den Kindern und ihrer Mutter auf den Weg nach Österreich – die Brutalität, die sie unterwegs erlebt, macht sprachlos. Es gelingt der Autorin hervorragend, Nesrins Gedanken und Gefühle zu vermitteln. Man spürt ihre Angst, den Schmerz und die Verzweiflung und hofft und bangt mit ihr, dass die Reise für sie ein gutes Ende nehmen wird.

Ermittlerin Jutta Stern kann ihre Kollegen anfangs nicht bei den Ermittlungen unterstützen, da sie nicht in Wien ist, als die Leichen in dem Kofferraum gefunden werden. Jutta brauchte nach dem Tod ihres Mannes Simon eine Auszeit und ist nach Indien gereist, um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu begeben. Auch dieser Part der Geschichte wird von Jennifer B. Wind sehr fesselnd geschildert. Jutta erlebt furchtbare Dinge und verlässt Indien fluchtartig.

Die Ermittlungen zu dem Kriminalfall rutschen durch Juttas Erlebnisse und den aufwühlenden Geschehnissen rund um Samir und Nesrin ein wenig in den Hintergrund, was aber nicht heißen soll, dass nicht ermittelt wird. Chefinspektor Georg Kunze und sein Kollege Tom Neumann unternehmen alles, um Licht in das Dunkel um die toten Flüchtlinge zu bringen. Die Spurensuche wird sogar richtig dramatisch und bringt Tom unversehens in große Gefahr.

„Wenn der Teufel erwacht“ hat mich rundum begeistert. Die abwechslungsreiche, gut durchdachte und vor allen Dingen realitätsnahe Handlung sorgt für spannende Lesestunden. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.09.2021
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

In seinem Justizthriller „Thirteen“ lässt Steve Cavanagh zwei Gegenspieler aufeinanderprallen, die beide sehr ausgebufft und intentional agieren.

Gleich im Prolog lernt man den Serienkiller Joshua Kane kennen. Die ersten Seiten lassen den Leser bereits erahnen, dass er es hier mit einem ganz besonders abgebrühten Kerl zu tun bekommt. Joshua ist überaus intelligent und böswillig. Um seine Ziele zu erreichen, geht er ohne Skrupel und zudem äußerst akribisch und geduldig vor. Ein gewissenloser Perfektionist, der nichts dem Zufall überlässt.

Im Folgenden wird Eddie Flynn - ein ehemaliger Trickbetrüger, der heute als ausgefuchster Strafverteidiger für die einfachen Leute in New York tätig ist - von Staranwalt Rudy Carp gebeten, ihn bei der Verteidigung des aufstrebenden Schauspielers Robert Solomon zu unterstützen. Robert wird des Mordes an seiner Frau und dessen vermeintlichen Liebhaber bezichtigt. Der Hollywoodstar bestreitet die brutale Tat, doch die Beweise gegen ihn sind erdrückend. Da Eddie zunächst nicht von Roberts Unschuld überzeugt ist, will er seinem moralischen Kodex folgend Rudys durchaus lukratives Angebot ablehnen, entscheidet sich dann aber doch, das Mandat zu übernehmen.

Steve Cavanagh versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung in diesem Thriller schon nach wenigen Seiten auf ein enorm hohes Level zu katapultieren. Obwohl man als Leser von Anfang an weiß, dass Joshua Kane der wahre Täter ist, und er sich in die Jury eingeschlichen hat, um von dort aus die Fäden in dem spektakulären Mordprozess zu ziehen, ist es absolut fesselnd zu beobachten, wie Eddie Joshua Schritt für Schritt auf die Schliche kommt und Joshua sich seinerseits mit Raffinesse und perfiden Tricks gegen seine Enttarnung stemmt.

Überraschende Wendungen sowie immer neue Anhaltspunkte und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und sorgen dafür, dass die Sogwirkung des Thrillers bis zum Schluss nicht abreißt.

„Thirteen“ hat mir sehr gut gefallen – ein raffiniert gestrickter Justizthriller randvoll mit nervenkitzliger Spannung.

Bewertung vom 18.08.2021
Ein Männlein liegt im Walde
Minck, Lotte

Ein Männlein liegt im Walde


ausgezeichnet

In „Ein Männlein liegt im Walde“ - dem bereits 14. Fall für die genauso sympathische wie pfiffige Hobbyermittlerin Loretta Luchs - steht Lorettas Lebensgefährte Dennis Karger im Mittelpunkt des Geschehens.

Von dem anfänglichen Schock, dass Dennis Vater einer mittlerweile fast 20-jährigen Tochter sein soll, erholen sich sowohl Dennis selbst wie auch Loretta relativ schnell, doch dass Dennis kurze Zeit später der einzige Verdächtige in einem Mordfall ist, zieht beiden den Boden unter den Füßen weg. Wie gut, dass Loretta ein hervorragendes kriminalistisches Gespür ihr Eigen nennt und die beiden sich zudem felsenfest auf die tatkräftige Unterstützung ihrer Freunde verlassen können – denn im Gegensatz zur Polizei, die sich aufgrund der Indizienlage sicher ist, mit Dennis den richtigen Täter dingfest gemacht zu haben, sind Loretta und ihr Umfeld davon überzeugt, dass Dennis einer raffiniert ausgetüftelten Inszenierung zum Opfer gefallen ist…

Lotte Minck beweist auch in dieser Ruhrpott-Krimödie wieder, dass sie nicht nur ein Händchen für eine gut ausbalancierte Mischung aus Humor und Spannung hat, sie versteht es auch ganz ausgezeichnet, ihr Personal echt und lebensnah darzustellen. Neben der Stammbelegschaft wirken auch alle anderen – wie zum Beispiel Dennis’ vermeintliche Tochter Miri, die dem Influencer-Wahn verfallen ist und glaubt, mit ein paar Fotos zu Ruhm und Reichtum zu kommen oder auch deren Mutter Angie, die sich selbst als Künstlerin sieht - absolut authentisch und überzeugen mit einem unterhaltsamen Zusammenspiel.

Es hat mir wieder wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit „Hornbrillen-Girl“ und „Minipli-Man“ auf Verbrecherjagd zu gehen – „Ein Männlein liegt im Walde“ hat mich durchweg begeistert und mir ein paar vergnügliche Lesestunden beschert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2021
Billy Summers
King, Stephen

Billy Summers


sehr gut

Billy Summers ist ein Auftragskiller mit einem strengen Moralkodex – er tötet nur schlechte Menschen. Sein Auftrag in Red Bluff soll sein letzter Coup werden, danach will er sich zur Ruhe setzen und sein Leben neu ordnen. Schon während der Vorbereitungen spürt er, dass sein Auftraggeber Nick Majarian ein falsches Spiel mit ihm spielt und es auch ihm selbst an den Kragen gehen soll. Billy trifft Vorkehrungen und ist gewappnet.

Nach Ausführung seines Auftrags entkommt Billy sowohl der Polizei wie auch Nicks Schergen. Während er in einem Haus in einer abgelegenen Gegend von Red Bluff auf den richtigen Zeitpunkt wartet, um die Stadt zu verlassen und seine ganz persönliche Rachemission zu starten, wird direkt vor seiner Haustür eine junge Frau aus einem Auto gestoßen – Alice Maxwell wurde das Opfer einer Gruppenvergewaltigung. Billy rettet die junge Frau nicht nur, er rächt auch den brutalen Übergriff auf sie und nimmt sie schließlich mit auf seine weitere Reise…

Im Gegensatz zu anderen Romanen von King ist mir der Einstieg in dieses Buch recht schwer gefallen – die Vorbereitungen, die Billy für seinen letzten Auftrag trifft, waren für mich wenig spannend. Die Geschichte nimmt erst richtig Fahrt auf, als Billy realisiert, dass er nach der Erledigung des Auftrags ausgeschaltet werden soll. Ab hier beginnt er mit der Planung, seine Auftraggeber auszutricksen und bereitet seine Rache an den Hintermännern vor. Ab hier hat mich das Geschehen Seite um Seite mehr gefesselt.

Besonders gelungen finde ich Kings Idee, seinen Protagonisten zur Tarnung als Schriftsteller auftreten zu lassen, während er auf die Ankunft seiner Zielperson in Red Bluff wartet. Um sich die Wartezeit zu verkürzen, beginnt Billy, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben – für den Leser ergibt sich daraus die Möglichkeit, nicht nur Billys Werdegang vom kleinen Jungen über die Ausbildung zum Scharfschützen bei den US-Marines bis hin zum Auftragskiller mitzuverfolgen, sondern gleichzeitig auch sein Wesen und seinen Charakter kennenzulernen, an seinen Gedanken und Gefühlen teilzuhaben und von seinen zum Teil erschreckenden Erlebnissen zu erfahren, die er über die Jahre hinweg durchmachen musste und die seinen Sinn für Recht und Gerechtigkeit geschliffen haben.

„Billy Summers“ hat mit sehr gut gefallen – ein Roman, der - typisch King - nie vorhersehbar ist, weil man bis zur letzten Seite nicht weiß, ob es nicht doch noch einen Twist gibt, der alles auf den Kopf stellt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.07.2021
Zu Befehl, Frau Doktor!
Witemeyer, Karen

Zu Befehl, Frau Doktor!


sehr gut

Karen Witemeyer beginnt diese unterhaltsame Wild-West-Komödie mit einem grausamen Prolog – sie beschreibt das Massaker von Wounded Knee am 29. Dezember 1890. Ich habe nicht mit einem so heftigen Einstieg gerechnet, halte diesen aber für sehr gelungen, weil er nicht nur als Begründung dafür dient, warum Hauptmann Matthew Hanger und drei seiner Soldaten den Militärdienst quittiert haben, sondern auch deren starken Zusammenhalt und ihre Einstellung zu Recht und Unrecht erklärt.

Die vier Männer haben nach dem Ausstieg aus der Kavallerie die „Hangers Reiter“ gegründet und ziehen als Söldner durch Texas, um Kriminelle und Gesetzlose zur Strecke zu bringen. Als bei der Verfolgung von Viehdieben einer von ihnen von einer Kugel getroffen wird, empfiehlt jemand Matt, den Verletzten nach Purgatory Springs zu Dr. Jo zu bringen. In dem beschaulichen Ort angekommen, treffen die Männer in der Arztpraxis allerdings nicht wie erwartet auf einen dicklichen älteren Herrn, sondern werden von der attraktiven, schlagfertigen und äußerst kompetenten Dr. Josephine Burkett in Empfang genommen. Obwohl Josie und Matt sich sofort zueinander hingezogen fühlen, finden beide – wie sollte es zu Beginn einer romantischen Liebesgeschichte anders sein? - ausreichend Gründe, die es ihnen unmöglich machen, ein Paar zu werden. Und so reiten die Reiter neuen Aufgaben entgegen, nachdem der verletzte Mark Wallace wieder einigermaßen hergestellt ist, während Josie in Purgatory Springs zurückbleibt. Doch dann erfährt sie, dass ihr Bruder Charlie entführt wurde und ihr Vater nicht bereit ist, auch nur einen Cent Lösegeld für seinen nichtsnutzigen Sohn zu zahlen. Josie muss schnell handeln und wer könnte ihr bei der Befreiung ihres Bruders besser behilflich sein, als Matt und seine Reiter? Sie folgt dem Quartett - und ein genauso unterhaltsames wie spannendes Abenteuer nimmt seinen Lauf…

Karen Witemeyer hat einen frischen, humorvollen Schreibstil. Die Autorin erzählt die Geschichte im lockeren Wechsel mal aus Josies, mal aus Matts Sicht, so dass man als Leser bestens mitverfolgen kann, was beide über den jeweils anderen und die unterschiedlichen Situationen denken.

Die Wild-West-Atmosphäre ist Karen Witemeyer hervorragend gelungen; Texas wird genauso dargestellt, wie es in meiner Vorstellung in den 1890er Jahren gewesen sein muss: Staubige Straßen, galoppierende Pferde, rauchende Colts, ratternde Eisenbahnen, übles Gesindel, das sich in einsamen Schluchten versteckt usw. Ein gutes Händchen hat die Autorin auch für ihr Personal – alle Akteure bis hin zu kleinen Randfiguren bekommen schnell ein Gesicht und handeln entsprechend den ihnen zugedachten Rollen.

Besonders gut gefallen haben mir die stets an passender Stelle eingefügten Psalme und kleinen Gebete, die der Geschichte einen angenehmen christlichen Anstrich geben und die Handlung immer wieder bereichern.

Der Humor ist nicht so ausgeprägt, wie man es aus anderen Romanen der Autorin kennt. Es gibt anfangs den einen oder anderen munteren Schlagabtausch zwischen den Hauptfiguren, doch die Dialoge zwischen den beiden verlieren nach und nach das neckische Geplänkel. Josie tritt zwar sowohl gegenüber Matt und seinen Reitern wie auch im Lager der Banditen selbstbewusst und wortgewandt auf, dennoch ist ihr Auftreten nicht so kommandierfreudig, wie ich es aufgrund von Titel und Klappentext erwartet hatte.

„Zu Befehl, Frau Doktor!“ hat mir sehr gut gefallen. Eine leicht zu lesende, unterhaltsame Liebesgeschichte, eingebettet in eine herrliche Wild-West-Atmosphäre. Es hat Spaß gemacht, die Akteure auf ihren Wegen zu begleiten und ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.

Bewertung vom 11.05.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


sehr gut

In seinem ersten Kriminalroman „Der Donnerstagsmordclub“ nimmt Richard Osman den Leser mit nach Coopers Chase, einem ehemaligen Kloster, das zu einer luxuriösen Seniorenresidenz umgebaut wurde und ganz idyllisch inmitten der grünen Hügellandschaft der Grafschaft Kent liegt. Das Freizeitangebot für die hier lebenden Senioren ist vielfältig, für vier der Bewohner allerdings nicht spannend genug. Deshalb haben sie den Donnerstagmordclub gegründet.

Elizabeth, die immer noch so zielgerichtet agiert, wie zu ihren Geheimdienstzeiten, Ron, der seinen Biss als ehemaliger Gewerkschaftsführer noch nicht verloren hat, Ibrahim, der früher Psychiater war und den Dingen auch heute noch gerne auf den Grund geht und Joyce, die viele Jahre als Krankenschwester gearbeitet hat und äußerst geschickt ist, wenn es darum geht, erhitzte Gemüter abzukühlen, treffen sich einmal wöchentlich, um über Akten mit unaufgeklärten Mordfällen zu brüten und nach Hinweisen zu suchen, die bei den offiziellen Ermittlungen womöglich übersehen wurden. Als der ortsansässige Bauunternehmer Tony Curran quasi direkt vor ihrer Haustür ermordet wird, gibt es für das muntere Quartett kein Halten mehr – sie stürzen sich in die Ermittlungen und legen dabei eine Raffinesse an den Tag, die ihnen niemand zugetraut hätte…

Richard Osman lässt seine Hobbydetektive ohne Hektik und Action, dafür aber mit viel trockenem britischem Humor ermitteln. Genauso geruhsam, wie man sich das Leben im englischen Hinterland vorstellt, sind auch die Nachforschungen - Fragen stellen, Hinweisen nachgehen, beobachten, spekulieren und kombinieren, so versucht der Club nach und nach dem Täter auf die Spur zu kommen. Auch wenn der Krimi nicht mit nervenaufreibender Höchstspannung daherkommt, lädt das mit einigen Wendungen und Überraschungen gespickte Geschehen den Leser zum Mitfiebern und Miträtseln ein.

Neben dem Kriminalfall spielen die persönlichen Belange und Befindlichkeiten sowie das Miteinander und Gegeneinander der Akteure eine große Rolle. Sowohl das Leben in und um der Seniorenresidenz mit all seinen unterschiedlichen Facetten wie auch der Alltag und die privaten Angelegenheiten der polizeilichen Ermittler sind eng mit den Ermittlungen verwoben und machen einen nicht unerheblichen Teil der Handlung aus.

„Der Donnerstagsmordclub“ hat mir sehr gut gefallen – es hat Spaß gemacht, mit den rüstigen Senioren auf Verbrecherjagd zu gehen. Wer amüsante Krimis mit genauso originellen wie warmherzigen Figuren mag, kommt hier voll auf seine Kosten.