Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
LeLo

Bewertungen

Insgesamt 80 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2019
Beinahe Liebe
Hamudi, Darius H.

Beinahe Liebe


sehr gut

"Beinahe Liebe" von Darius H. Hamudi ist ein sehr kurweiliges Büchlein über die Liebe - zumindest beinahe.

Der Schreibstil ist sehr vielfältig und variiert von Geschichte zu Geschichte. Das gefällt mir sehr gut. Jede Geschichte zeichnet neue Charaktere mit ganz eigenen Wünschen und Überlegungen. Gemeinsam haben alle - wie der Titel vermuten lässt - den Wunsch nach Liebe. Danach für jemanden etwas besonderes zu sein. Und weil die Realität oft eine andere ist, zeigt dieses Buch alle Spielarten der Liebe. Ünerfüllte Liebe, vergangenen Liebe, Liebe auf den ersten Blick, neue Liebe, alte Liebe, erste Liebe, letzte Liebe.
Dabei ist das Buch mal tragisch und berührend, mal amüsant und aufheiternd.

Eine liebevolle Geste seitens des Autors war auch die hübsche Verpackung des Buches. Es hat große Freude gamacht das Buch auszupacken.

"Beinahe Liebe" von Darius H. Hamudi ist ein kurzweiliges Buch, das sich durch die einzelnen Geschichten sehr leicht und schnell lesen lässt. Ich kann es Lesern empfehlen, die gern einmal von ihrer gewöhnlichen Lesevorliebe abweichen wollen und auf ein Buch mit Kurzgeschichten über die Liebe gespannt sind.

Bewertung vom 17.11.2019
Alles, was wir sind
Prescott, Lara

Alles, was wir sind


gut

"Alles, was wir sind" von Lara Prescott ist durchaus interessant, konnte jedoch nicht voll überzeugen.

"Eine große Geschichte über geheime Heldinnen, die Kraft der Literatur und – die Liebe." So wird das Buch auf dem Einband beworben. Leider hält das Buch jedoch diese große Ankündigung nicht ganz ein.

Es handelt sich bei dem Leseexemplar um eine sehr hochwertige Ausgabe, bei der erkennbar sehr viel Liebe fürs Detail investiert wurde. Der Einband ist geprägt und mit einem durchsichtigen Schutzumschlag versehen, wodurch eine große Tiefe des Covers erreicht wird. Zudem befinden sich in einer Banderole zwei zusätzliche Heftchen. In einem kommt die Autorin Lara Prescott zu Wort und berichtet über ihre Gründe den Roman zu verfassen und ihre Recherchearbeit. Bei dem anderen handelt es sich um ein Notizbuch, in dem Gedanken zum Roman notiert werden können. Deutlich wird, dass die Autorin sehr weitreichend und gründlich recherchiert hat. Dadurch gelingt es ihr, in dem fiktiven Konstrukt ihres Romans auch viele tatsächlich recherchierte Zitate und Beschreibungen einfließen zu lassen. Für mich macht dies einen besonderen Reiz aus. Es handelt sich um wahre Begebenheiten der Literaturgeschichte. Ich habe für mich einiges neues Wissen erworben. "Damals glaubten wir noch, dass Bücher Waffen sein können - dass Literatur den Lauf der Geschichte ändern kann." Dieser Satz lässt die Hauptaussage des Romans deutlich werden. Von 1949 bis 1961 verfolgt der Leser aus zwei Perspektiven - Osten und Westen - die Bemühungen rund um den Roman" Doktor Shiwago" von Boris Pasternak. Die eine Seite, Russland, versucht die Fertigstellung und später dann die Veröffentlichung des Romans um jeden Preis zu verhindern. Die andere Seite, Amerika, versucht die Veröffentlichung um jeden Preis zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass der Roman auch in Russland eingeschmuggelt und dort gelesen wird. Im Fokus der Bestrebungen stehen zwei starke Frauen. Olga, die Geliebte von Boris Pasternak, wird für drei Jahre inhaftiert, um Druck auf ihn auszuüben und ihn vom Schreiben seines "antisowjetischen" Romans abzuhalten. Irina, Mitglied der CIA, soll mit allen Mitteln dafür Sorgen, dass der Roman nach seiner Fertigstellung veröffentlicht wird. Es ist durchaus interessant zu verfolgen, wie es den beiden Frauen über die Jahre ergeht. Leider ist der Schreibstil jedoch sehr nüchtern und wenig detailliert, so dass keine Emotionen entstehen konnten und es nicht möglich war, eine Sympathie für die Figuren zu entwickeln. Zudem ist nicht immer ganz klar, wer gerade spricht. Es wird zwar phasenweise aus Ich-Perspektive erzählt, jedoch mit einer Art 'kollektiven Ich', dies wirkt etwas befremdlich. Daneben wirkt das Buch teilweise so, als würde es künstlich in die Länge gezogen. Begebenheiten werden sehr detailliert ausgeschmückt und Nebenschauplätze eröffnet, die nicht in der Handlung voran bringen.
Was mir gut gefällt, sind einige der Stilmittel. Zum einen schreibt Olga einen Brief - genauer ein Geständnis - auf welchem im Verlauf des Romans immer wieder, wie ein roter Faden, zurück gekommen wird. Zum anderen sind die Kapitelüberschriften sehr originell. Sie weisen den Frauen verschiedene Rollen im Laufe der Jahre zu. Die vorangegangen Rollen werden dabei jeweils durchgestrichen aufgenommen und die aktuelle darunter aufgeführt.

"Alles, was wir sind" von Lara Prescott ist ein Debütroman mit großem Potential, das leider nicht vollständig genutzt wurde. Propaganda, Krieg, Liebe, Literatur - viele Themen die hier durchaus angesprochen werden, dennoch vermag das Buch nicht zu fesseln und zu überzeugen. Es fehlt die Tiefgründigkeit, die Emotion, das Gefühl, als Leser mitgenommen zu werden. Empfehlen kann ich diesen Roman Lesern, die gern anspruchsvolle Werke lesen und die neugierig auf dieses Werk geworden sind, um sich selbst ein Bild zu machen, ob der große mediale Ruhm gerechtfertigt ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2019
Die Zeit des Lichts
Scharer, Whitney

Die Zeit des Lichts


ausgezeichnet

"Die Zeit des Lichts" von Whitney Scharer ist ein fesselndes und mitreißendes Porträt der Fotografin Lee Miller.

Sowohl Lee Miller als Persönlichkeit als auch die Art, wie ihr in diesem Roman ein Andenken gesetzt wird, sind sehr überzeugend.

Schon das Cover ist ein echter Hingucker. Im Zentrum Lee, deren Frisur zusammen mit dem umgebenden grafischen Print, gut zu der Epoche, in der das Buch spielt passt. Zudem finden sich gold abgesetzte Elemente. Ein sehr edel wirkendes Cover, das mir gut gefällt.

Der Schreibstil von Whitney Scharer ist ausgesprochen gut. Es fiel mir sehr leicht gleich in die Geschichte rein zu finden. Die handelnden Personen und Orte sind genau richtig detailliert geschildert. Die Autorin schafft atmosphärische Bilder, bei denen es ein leichtes ist, sich gedanklich an Lees Seite zu versetzen und die Stationen ihres Lebens nachzuempfinden.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Handlung in mehreren Zeitebenen spielt.
Zunächst lernt man die gealterte Lee kennen, die mit den in jüngeren Jahren erlebten Dingen nicht zurecht kommt und ihren Halt im Alkohol sucht. Später wird dann ein schillerndes, beeindruckendes Portrait der jungen Lee entworfen. Sie ist eine starke, mutige Frau, die versucht ihren Weg zu gehen, etwas bedeutendes zu schaffen. Ihren Werdegang mitzuerleben und dabei auch einen glaubhaften und emotional ansprechenden Einblick in Lees Gefühlswelt zu bekommen, war schön.
Ebenfalls toll war auch das Zeitportrait vom Paris der 30er Jahre. Die Autorin verwebt gekonnt Fantasie mit gut recherchierten tatsächlichen Personen und Begebenheiten.

Mich konnte "Die Zeit des Lichts" von Whitney Scharer begeistern und fesseln. Ich kann das Buch allen Lesern empfehlen, die gern etwas über reale Personen und Orte, eingefasst in einen spannenden, berührenden Roman, lesen möchten.

Bewertung vom 27.10.2019
Die Furchtlosen Fünf
McPartlin, Anna

Die Furchtlosen Fünf


ausgezeichnet

Bei diesem Kinderbuch für Leser ab 10 Jahren habe ich zunächst gestutzt, als ich die Autorin gesehen habe. Anna McPartlin kannte ich bisher als Autorin von großartigen, bewegenden Romanen mit liebevoll gezeichneten Charakteren.

"Die furchtlosen Fünf" ist ihr erstes Kinderbuch und steht ihren Romanen für Erwachsene in nichts nach.

Allein schon das Cover gefällt mir sehr gut. Es passt toll zu dem Thema und macht Lust, das Buch in die Hand zu nehmen. Beim Lesen des Buches fällt dann auch die geschickt gewählte, kindgerechte Gestaltung auf. Gleich zu Beginn findet sich ein Foto (gezeichnet) der furchtlosen Fünf von DEM großen Tag - dem Tag des Überfalls. Dadurch war gleich eine Verbindung aufgebaut, die Vorstellungskraft angeregt. Und so zieht es sich durch das ganze Buch. Die angenehm kurzen Kapitel schließen immer mit einer Zeichnung, die teils gut zum vorangegangen Text passt.

Der Schreibstil ist lustig und mitreißend, baut große Spannung auf. Gleichzeitig wird aber auch eine sehr emotionale Ebene angesprochen. Die Wortwahl und Ausdrucksweise sind altersgerecht. Junge Leser können so richtig mit den furchtlosen Fünf mitfiebern. Eine ganz besondere Idee sind die DDDMWS - Drei Dinge, die man wissen sollte. "Lauter Sachen, die man nicht unbedingt wissen muss, aber wissen sollte. Ihr habt die Wahl, ihr entscheidet." Anna McPartlin hat hier ein sehr geschicktes Stilmittel gefunden. Sie kann so ihren Text um charmante und sehr witzige Details erweitern, ohne den Lesefluss zu unterbrechen oder den Text unnötig in die Länge zu ziehen. Jeder der jungen Leser kann selbst entscheiden, ob und wann er die Anmerkungen lesen möchte.

Die furchtlosen Fünf selbst werden unglaublich toll dargestellt. Sie sind sehr verschieden, haben jeder für sich ganz besondere Eigenheiten und ergänzen sich gegenseitig, indem sie ihre Schwächen auffangen und von den Stärken profitieren.

Ich kann dieses Buch uneingeschränkt an junge Leser weiterempfehlen. Es ist ein wunderbares Kinderbuch, das trotz ernster Seite viel Spaß macht und den Wert von Freundschaft und Zusammenhalt toll vermittelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2019
Der Zwilling von Siam
Haigh, Tara

Der Zwilling von Siam


ausgezeichnet

"Der Zwilling von Siam" von Tara Haigh ist ein Lesegenuss für alle Sinne.
Die Autorin hat eine solch wundervolle bildreiche und detaillierte Sprache, dass sie es schafft Bilder zu entwerfen, die alle Sinne ansprechen. Als Leser ist es ein leichtes sich in die Geschichte hineinzuversetzen, das Leben im alten Siam komplett nachzuempfinden. Ich konnte die vielen verschieden und für Europäer oft fremden Gerüche riechen, die Würze und Schärfe des Essens schmecken, all die fremden Geräusche hören - Stimmengewirr in verschiedenen Sprachen, Affengekreische, Elefanten, musische Klänge - und die vielen neuen visuellen Eindrücke vor meinem inneren Auge sehen. Das ist wirklich große schriftstellerische Kunst. Beim Lesen hatte ich viel Spaß, war gefesselt - ich konnte das Buch kaum weg legen.
Das Zeitportrait, welches Tara Haigh gekonnt mit der Handlung ihres Romans verwebt, begeistert mich ebenfalls. Man merkt deutlich, wie gut und engagiert sie recherchiert hat. Viele kleine zeitgenössische Begebenheiten fließen in liebevolle Details ein, welche die Handlung bereichern und ihr eine Tiefe geben, die alles noch realistischer erscheinen lässt. Zudem habe ich so auf unterhaltsame Weise einiges neues erfahren.
Emilie, die Hauptfigur, finde ich sehr sympathisch und beeindruckend. Sie ist so herrlich beschrieben, dass ich ihre Gefühle und Gedanken - ihre Ängste, Hoffnungen, Trauer - gut nachvollziehen konnte. Es fiel leicht von Beginn an eine Nähe zu ihr aufzubauen.
"Mein Leben ist komplett aus den Fugen geraten, und je mehr ich über Maries Tod nachdenke, desto mehr Fragen tauchen auf."
Bis zum Ende konnte ich mitgefieberen, wie es für sie weiter geht und was sie alles herausfindet.
Auch die weiteren Charaktere sind sehr facettenreich und ansprechend geschildert. Es wird in diesem Roman sehr deutlich, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern der Mensch und seine Handlungen sehr komplex und vielfältig sind.
Das Ende hat sich dann auch sehr stimmig und wunderbar in die Handlung eingefügt. Es blieben keine Fragen offen, was mir gut gefällt.
"Der Zwilling von Siam" von Tara Haigh ist großer Lesegenuss für alle Sinne und spricht Herz und Verstand an. Was will man mehr - klare Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2019
Die Hoffnung zwischen den Zeilen
Olofsson, Elin

Die Hoffnung zwischen den Zeilen


gut

"Die Hoffnung zwischen den Zeilen" von Elin Olofsson ist ein Buch, das erst auf den zweiten Blick zu überzeugen vermag.
Ich hatte im ersten Drittel des Buches Schwierigkeiten mich einzufinden. Der Start ist mir zwar leicht gefallen. Ich mochte die klare, schlichte Sprache. Einige Sätze waren durchaus tiefgründig. Durch geschickt gewählte und nicht übermäßige Vorausdeutungen auf Geheimnisse in Ulis und Elsas Leben war es von Beginn an spannend. Emotional hat mich dieser erste Anschnitt allerdings nicht berührt. Zu Beginn war es eher ein leicht lesbarer Bericht über das Leben von Elsa und Uli mit einigen Rückblenden. Ich habe es nicht als langweilig empfunden, aber mein Gefühl wurde nicht richtig angesprochen.
Im weiteren Verlauf habe ich mich jedoch eingelesen, über einige Punkte hinweggesehen und konnte der Geschichte und den Protagonisten etwas abgewinnen und habe das Buch mit einem insgesamt durchaus positiven Gefühl aus der Hand gelegt. Es ist kein ganz besonderes Highlight, jedoch gut lesbar, mit einigen wunderschönen Sätzen, über denen es sich innenzuhalten lohnt. Die Protagonisten werden interessant, ausreichend detailliert und lebensnah geschildert. Zudem liegt über dem ganzen eine gewisse Spannung.
Große historische Bezüge sollte man nicht erwarten. Bei historischen Romanen, wie "Die Hoffnung zwischen den Zeilen" kategorisiert wurde, ist es mir wichtig, mein Wissen zu erweitern. Ich möchte auf unterhaltsame, spannende Art etwas über historische Personen und Orte erfahren. Das ist hier wirklich sehr kurz gekommen, fehlt eigentlich ganz.
Uli, eine junge Deutsche, die auf der Suche nach Antworten nach Schweden auswandert, war für mich zunächst durch ihr Verhalten schwer greifbar. Einige Handlungen waren sehr erschreckend und moralisch fragwürdig. Zum Ende hin wurde jedoch eine durchaus plausible Erklärung gegeben, die es mir zumindest etwas erleichtert hat, Verständnis zu entwickeln. Zudem mochte ich zunächst ihre direkte Art und den Mut, Dingen auf den Grund zu gehen. Sie konnte nicht mit Hansi abschließen, unternahm aber etwas, wurde aktiv, um dies doch noch zu schaffen. 
Elsa, die Frau, deren Briefe Uli nach Schweden gezogen haben, wirkte eher etwas besonnener, nüchterner. Mit ihr fiel es leichter eine gewisse Sympathie zu entwickeln. Ich konnte sie stellenweise gut verstehen. Sie hat eine mutige und richtige Entscheidung getroffen und musste dann mit den Folgen für ihr sonst sehr besonnenes, kontrolliertes Leben zurechtkommen. Sie hat ein großes Herz und macht sich beeindruckende Gedanken, die mich teilweise berühren. 
Auch einige der Nebenfiguren haben mir gefallen, waren stimmig und haben die Handlung bereichert.
Insgesamt war ich jedoch leider ziemlich hin- und hergerissen. Immer wenn mir das Buch gerade gut gefiel, ich eine Passage besonders schön fand, wurde wieder etwas geschildert, das ich schwer nachvollziehen konnte, das nicht zu meinen Moralvorstellungen passte. Und das leider meist ohne eine plausible Erklärung zu bieten, die es zumindest ermöglicht, Verständnis zu entwickeln.
Das Buch war doch ganz anders als ich es auf Grundlage der Leseprobe erwartet bzw. erhofft hatte. Zudem musste ich erst warm werden und fand den ersten Abschnitt überwiegend und auch später noch einige Dinge gewöhnungsbedürftig. Es ist für mich aber eins der Werke, bei denen ich doch froh bin, es bis zum Ende gelesen zu haben, weil es nach dem ersten Drittel besser wurde.
Empfehlen kann ich es Lesern, die sich von dem Klappentext angesprochen fühlen. Dabei sollten sie sich jedoch bewusst machen, dass dieser nur eingeschränkt von "Die Hoffnung zwischen den Zeilen" erfüllt wird. Allzu große Erwartungen sollte man nicht haben, sondern einfach ganz offen an das Werk von Elin Olofsson herangehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2019
Dieser eine Augenblick
Carlino, Renee

Dieser eine Augenblick


weniger gut

"Dieser eine Augenblick" von Renée Carlino hat mir leider überhaupt nicht gefallen, so dass ich nach längerem Nachdenken entschieden habe, lediglich 2 Punkte zu vergeben.

Diese begründen sich zum Einen in meiner Anerkennung der Arbeit, Mühe und des Herzblutes, welche die Autorin sicher für ihr Werk aufgebracht hat. Zum anderen ist mir der Start in die Geschichte zunächst leicht gefallen. Mir gefiel der witzige, leicht sarkastische Schreibstil zu Beginn. Auch später ist der Schreibstil sehr offen und direkt. Die Beschreibungen sind ausreichend detailliert, so dass ich gedanklich ein Bild der Personen und der Umgebung entwickeln konnte.

Leider war ich dann jedoch schnell befremdet und bereits nach den ersten Seiten ist meine Lesefreude abgeflaut, weil vieles für mich nicht ganz stimmig und nachvollziehbar war. Des öfteren habe ich mich über die Handlungen und Aussagen der Protagonisten gewundert. Ich frage mich, wer wirklich so handelt oder sich so äußert. Ich kenne in meinem Umfeld niemanden der vergleichbar ist, so dass vieles auf mich sehr unglaubwürdig und bemüht wirkte. Leider konnte ich mich mit keiner der handelnden Personen identifizieren und wurde mit der Geschichte nicht warm. Vielmehr bin ich der öfteren nahezu genervt und vor allem ratlos gewesen.

Insbesondere Charlie, die Hauptperson, war ambivalent, unentschlossen, nicht greifbar für mich. Ich konnte ihre Handlungen und Gedanken nicht nachvollziehen, einfach keine Sympathie entwickeln. Mit der Geschichte wurde ich nicht warm und empfand vieles als zu abgehoben und unrealistisch. Es berührte mich einfach nicht und bei vielem schüttelete ich nur den Kopf.

Die anfängliche Freude aufgrund des hübschen Covers und der Kurzbeschreibung konnte dieses Buch nicht erfüllen. Ich würde es lieber nicht weiterempfehlen, da es mich nicht überzeugen konnte.

Bewertung vom 12.10.2019
Heimat ist ein Sehnsuchtsort / Heimat-Saga Bd.1
Münzer, Hanni

Heimat ist ein Sehnsuchtsort / Heimat-Saga Bd.1


ausgezeichnet

"Viel ist über den Ersten und Zweiten Weltkrieg geschrieben worden, Zehntausende Bücher beschäftigen sich mit diesem Thema. Auch ich reihe mich darin ein. Um Zeugnis abzulegen wider das Vergessen, auf dass sich die Geschichte nicht wiederholt."

Hanni Münzer hat mit dem ersten Band ihrer Heimat-Saga" Heimat ist ein Sehnsuchtsort" ein ganz besonderes, prägendes und zutiefst berührendes Werk wider das Vergessen verfasst.

Obwohl das Buch 576 Seiten lang ist, hat es mich von der ersten bis zur letzten Seite unglaublich gefesselt und emotional sehr berührt. Für mich ist es nicht nur eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr lesen durfte, sondern auch eines der besten Romane, die in dieser Zeit spielen.

Gleich zu Beginn findet sich eine vier Seiten umfassende Übersicht der Dramatis Personae. Dachte ich deshalb anfangs noch, ich könnte womöglich angesichts dieser Vielzahl an handelnden Personen den Überblick verlieren, wurde ich schnell eines besseren belehrt. Hanni Münzer gelingt es mit ihrem Schreibstil den Leser flüssig und spannend durch die Geschichte zu führen. Die Personen werden so prägend und detailliert beschrieben, dass jeder von ihnen in Erinnerung blieb und ich gut folgen konnte. Es ist regelrecht ein Sog entstanden, der es nahezu unmöglich machte das Buch weglegen zu müssen.
Ich wurde ein Teil der Familie Sadler, konnte schnell Sympathien mit den Hofbewohnern, ob menschlich oder tierisch, entwickeln und habe mit ihnen mitgelitten, mich mitgefreut. Ihre Hoffnungen, Ängste, Träume, den Alltag und auch besondere Ereignisse geteilt.

Da es sich nicht um einen rein fiktiven Roman handelt, sondern auch historische Begebenheiten und Personen einfließen, habe ich zudem auch noch einige mir unbekannte Details erfahren. Obwohl es bereits zehntausende Bücher über die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieg gibt, hat "Heimat ist ein Sehnsuchtsort" mein Wissen erweitert und mir neue Sichtweisen eröffnet.

Besonders schön habe ich empfunden, dass die einzelnen Kapitel recht kurz sind und jedes mit einem besonderen Zitat eingeleitet wird. Neben einigen Sätzen aus den Kapiteln, haben mich diese Zitate oft sehr berührt und waren sehr intensiv. Einige Passagen dieses großartigen Romans werde ich noch länger in Erinnerung behalten.

Die Vorfreude und gespannte Erwartung auf den zweiten Band der Heimat-Saga ist sehr groß. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es für die Bewohner des Sadler-Hofes weitergeht.

"Heimat ist ein Sehnsuchtsort" von Hanni Münzer ist ein sehr gelungener, intensiver Auftakt einer neuen Saga. Ich kann ihn allen Lesern historischer Romane, die auf wundervolle Charaktere und eine spannende, berührende Handlung, Wert legen, wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 24.09.2019
Poet X
Acevedo, Elizabeth

Poet X


sehr gut

"Poet X" von Elizabeth Acevedo ist ein besonderes Buch, das sich wirklich toll für Jugendliche eignet.

Der Einstieg in den Roman ist mir sehr leicht gefallen und ich war schnell so sehr berührt, dass ich gerne wissen wollte, wie es für Xiomara weitergeht. Ein großer Unterschied zu klassischen Jugend-Romanen besteht darin, dass die Geschichte in diversen kurzen Poetry Slams erzählt wird. Mich hat dies vorab sehr neugierig gemacht und im Vergleich mit ähnlichen Werken, kann ich sagen, dass es hier wirklich gut gelungen ist, eine Geschichte zu erzählen und einen großen Zusammenhang herzustellen. Mich hat die Handlung bewegt und berührt. Zudem konnte ich einiges entdecken, was ich selbst als Jugendliche ebenfalls empfunden habe. Viele Themen, die junge Heranwachsende bewegen, werden thematisiert. Es geht um Geschwister, Familienstrukturen, das Erwachsenwerden und damit verbunden das Entwachsen aus den Rollenerwartungen, das Finden der eigenen Persönlichkeit. Es geht um die erste Liebe, um den Wert von Freundschaften und die Kraft der Worte.

"Vielleicht ist es das, was Freundschaft ausmacht.
Man hilft sich täglich gegenseitig,
die beste Version seiner selbst zu sein,
schafft einen Ort, eine Zuflucht, ein Zuhause,
wenn man es woanders verloren hat."

Einige der Verse sind sehr intensiv und emotional, einige eher alltäglich. Einige Verse zeugen von Stärke und Schlagfertigkeit, einige eher von Unsicherheit und Sprachlosigkeit. Junge Menschen haben die Möglichkeit sich und ihre Herausforderungen wiederzuerkennen, sich mit Xiomara zu indentifizieren.

Großen Respekt habe ich vor der Arbeit deutschen Poetry Slammerin Leticia Wahl. Es ist sicherlich eine Herausforderung den in Versform verfassten Text so zu übersetzen, dass die Poesie und Emotion der Sprache erhalten bleibt.

Mir hat "Poet X" sehr gut gefallen, ich werde noch einige Verse in Erinnerung behalten, weil sie mich berührt und nachdenklich gestimmt haben. Allen, die einen tollen Roman mit Tiefgang für Jugendliche suchen, der etwas besonderes ist, kann ich das Romandebüt von Elizabeth Acevedo empfehlen.

Bewertung vom 21.09.2019
Auf deinem Mond ein Feigenbaum
Söring, Felix

Auf deinem Mond ein Feigenbaum


ausgezeichnet

Das Cover des Romans "Auf deinem Mond ein Feigenbaum" von Felix Söring hat mich sofort angesprochen. Ich finde es großartig! Es passt wunderbar zum Titel und spricht mich gerade durch die Schlichtheit an und hebt sich damit von einigen andern Covern in diesem Jahr deutlich ab. Es ist eines meiner liebsten Cover in diesem Bücherjahr.
Sehr gut gefallen haben mir zudem die, an gut gewählter Stelle, in den Text aufgenommenen Zeichnungen. Ähnlich wie das Cover sind diese in ihrer Schlichtheit berührend und verstärken die Aussage des Textes.

Felix Söring wurde mit seinem Roman für den Deutschen Selfpublishing-Preis 2019 nominiert. Ich bin sehr gespannt, auf die Bekanntgabe der Gewinner am 18.10.2019. Aus meiner Sicht hat dieses Werk die Nominierung und auch den Gewinn definitiv verdient.

Die ganz große Stärke und Besonderheit bei diesem Werk ist die Sprache. Wie der Autor selbst sagt, verliebe er sich hin und wieder in Wörter, weil sie so schön klingen und lasse diese dann in den Text einfließen. Seine Sprache ist einzigartig. Es ist schön, dass sie so intellektuell und anspruchsvoll ist. Die oft verwendeten Fachbegriffe und besonderen Synonyme für Alltägliches sind wunderbar in den Text verwoben. Für mich, die ich Sprache liebe, ist es schön, dieses sprachliche Niveau zu lesen. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass nicht alle Leser mit dem Sprachstil angesprochen werden können und für einige der Lesegenuss nicht gegeben ist, wenn sie nicht so mit Fachbegriffen und Fremdwörtern bewandert sind. Es gilt also für den Leser eine gewisse Bereitschaft mitzubringen, sich ganz auf die Sprache und deren hohes Niveau einzulassen.

Der Autor versteht es wortgewaltig die Emotionen, Gedanken und Hoffnungen seiner Protagonisten nahe zu bringen. Dadurch erhält der Leser tiefe Einblicke in das Auf und Ab der Gefühle, die natürlicherweise mit einer lebensbedrohenden Diagnose und später dem Verlust eines geliebten Menschen einhergehen. Die Beschreibungen sind sehr realistisch und intensiv, zudem aber auch wunderschön. Es werden einzigartige Bilder und Formulierungen geprägt, so dass es trotz all der Tragik eine Wohltat ist, der Geschichte zu folgen.

Die Handlung ist sehr komplex und tiefgründig. Die Schilderungen über das Begleiten von Krebspatienten sind realistisch und berührend. Auch die Trauer nach dem Tod von Carmela ist auf eine besondere, intensive Art herausgearbeitet. Es ist unglaublich gut und realistisch dargestellt, wie Jan und Matilda Schwierigkeiten haben, sich mit ihrem neuen Leben zu arrangieren. Bei Jan ist seine innere Zerrissenheit und Trauer zu spüren. "Manchmal kam es ihm vor, als säße er in einem leckgeschlagenen Ruderboot, durch dessen Perforation unaufhaltsam seine letzten Energiereserven wichen. Statt zu rudern, war er seit Monaten nur noch damit beschäftigt, sein mit Schwere geflutetes Herz fingerhutdosiert auszulöffeln und die viel zu große Leckage mit dem noch verbliebenen Rest an Zuversicht zu stopfen."
Nebenbei hat er die Verantwortung für Matilda, schafft es aber nicht, dieser ganz gerecht zu werden. Matilda ist mit ihrer Trauer allein und wird nicht von Jan aufgefangen, so dass beide sich immer mehr voneinander entfremden.

Für mich ein wenig die Lesefreude gedämpft, haben zwei Aspekte.
Zum Einen die Entscheidung Carmelas ihrer Tochter nichts von ihrer Krankheit zu erzählen, so dass Matilda sich nicht verabschieden konnte. Zum anderen die Art von Jan mit Matilda umzugehen. Diese ist mir persönlich nicht angenehm. Dies resultiert aus meinem persönlichen Empfinden und meiner Vorstellung, meinen Erfahrungen vom Umgang von Eltern mit ihren Kindern. Auch wenn es sich für mich nicht richtig angefühlt hat, möchte ich dafür keinen Punkt bei der Bewertung abziehen, da der Roman mich insgesamt überzeugt hat.
 
Es gibt eine klare Leseempfehlung von meiner Seite, da es ein Genuss war, es zu lesen und einiges noch länger in Erinnerung bleibt.