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Benutzername: 
Marianne
Wohnort: 
Attenhofen

Bewertungen

Insgesamt 476 Bewertungen
Bewertung vom 04.05.2023
Herzenskinder
Stangl, Gabriele

Herzenskinder


ausgezeichnet

Im Jahr 2000 ist es so weit, Gabriele Stangls großer Traum erfüllt sich. In der Berliner Klinik, in der sie als Seelsorgerin arbeitet, wird eine Babyklappe eröffnet. Es gibt viele Gegner, mit dem Argument, dass jedes Kind das Recht hat, seine Herkunft zu kennen. Das streitet Frau Stangl nicht ab, doch ihrer Meinung nach, wiegt das Recht des Kindes auf Leben schwerer. Mit der Babyklappe möchte sie Babys, die von ihren leiblichen Eltern nicht versorgt werden können, ein liebevolles Zuhause geben.

In diesem Buch berichtet sie von den Höhen und Tiefen der letzten zwanzig Jahre. In vielen Fällen bleibt sie mit den Familien, die ein Kind aus der Babyklappe adoptieren, in Kontakt. Es ist beeindruckend zu hören, was aus diesen Menschen geworden ist, die für ihre neuen Familien ein großer Segen sind. Wie wunderbar, dass sie durch die Babyklappe gerettet werden konnten!

In diesem sehr persönlichen Bericht, erzählt die Autorin von ihrem Bangen um jedes neue Kind. So fragt sie sich zum Beispiel, ob das Kind mit Down-Syndrom ein Zuhause finden wird. Sie wundert sich über die Verletzungen mancher Babys. Oft findet sie Antworten, da viele Mütter nachträglich mit der Klinik in Verbindung treten.

Frau Stangls Anliegen wird mit diesen Worten deutlich, „Was ich mir wünsche, wäre, dass wir aufeinander aufpassen, damit keine Frau, die in eine solche Situation kommt, alleine dasteht und sich nicht mehr zu helfen weiß. Ich wünsche mir, dass jede Frau in ihren schwersten Stunden Hilfe bekommt, ohne Ansehen ihrer Person, egal, ob sie sich traut, uns ihren Namen zu nennen oder nicht.“

Diese Aussage macht deutlich, was auf jeder Seite dieses Buchs mitschwingt; die Autorin will nicht urteilen oder richten, sondern Verständnis zeigen, den Einzelnen sehen und liebevoll tun, was sie kann, um zu helfen. Denn, „Hinter jedem Schicksal steckt eine Geschichte.“

Der Erzählstil ist anfangs etwas holprig, denn die Autorin beginnt mit ihrem jetzigen Alltag, um ihre Geschichten im Rückblick zu erzählen. Doch es lohnt sich dranzubleiben, nach einigen Seiten hat man sich an diese Erzählweise gewöhnt.

Fazit: Ein berührendes Buch über Babys, die nach ihrer Rettung durch eine Babyklappe neue, liebevolle Familien finden. Sehr empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2023
Herzensmakeover
Deese, Nicole

Herzensmakeover


ausgezeichnet

Mollys Fans lieben sie. Könnte man die Anzahl ihrer Anhänger in Zahlen ausdrücken, wären es über 600.000, denn so viele Followers hat ihr Internetkanal. Doch das reicht nicht, sagt ihr Freund und Manager, Ethan. Innerhalb kurzer Zeit soll sie eine Million Follower haben, denn damit hätte sie große Chancen eine Hauptrolle bei einer Fernsehserie zu bekommen.

Molly sieht Ethan nicht oft, ihre Beziehung scheint in erster Linie aus geschäftlichen Verabredungen zu bestehen. Da Molly, wie ihr Freund sagt, wenig mehr als ein hübsches Gesicht ist, soll sie eine wohltätige Arbeit aufnehmen, um ihren Followern mehr Persönlichkeit zu zeigen. Ihr Zwillingsbruder kennt zwar eine Einrichtung, die perfekt zu passen scheint, doch bei einem ersten Vorstellungsgespräch ist sich der Leiter sicher, dass Molly überhaupt nicht zu seiner Einrichtung passt.

Doch was Molly neben ihrem Charm und ihrer anziehenden Persönlichkeit auszeichnet, ist Beharrlichkeit. Schon bei ihrem ersten Besuch spürt sie, dass sie in diesem Haus eine wichtige Aufgabe hat. Wenn sie nur den Leiter auch davon überzeugen könnte!

Dieses spannende Buch erwärmt das Herz. Schon nach wenigen Seiten ist die sympathische Molly für den Leser wie eine Freundin. Auch die anderen Mitarbeiter und Bewohner der Einrichtung werden wunderbar gezeichnet und sind mit ihren Stärken und Schwächen richtig liebenswert. Sehr schön an dieser Geschichte, sind die vielen humorvollen Momente.

Das Problem der Eingliederung von jungen Menschen mit einer problematischen Kindheit oder Jugend in unsere Gesellschaft, ist ein wichtiges Thema in diesem Buch. Dabei werden Mitgefühl und Verständnis für die Schicksale benachteiligter Jugendliche geweckt.

Neben dem Glauben an einen Gott, der den besten Weg kennt, geht es in dieser Geschichte um Authenzität. Molly entdeckt, dass so viel mehr in ihrer Person steckt, als das, was sie ihren Fans präsentiert. Sie überdenkt ihr Leben, um herauszufinden, was im Leben wirklich wichtig ist. Dabei kommt ihre großzügige und liebevolle Persönlichkeit immer stärker zum Vorschein.

Fazit: Eine sehr schöne Geschichte über Neuanfänge und Echtsein, die mit tiefgründigen Gedanken zum Nachdenken über Glauben, Freundschaft und Lebensziele einlädt. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 02.05.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


gut

Juni flüchtet vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Es trifft sich gut, dass das Haus ihrer Mutter ausgemistet werden muss, denn es befindet sich auf einer verlassenen norwegischen Insel. Überrascht findet Juni ein Foto, das ihre Großmutter mit einem deutschen Soldaten zeigt. Zeitlich passt dieses Bild zur Geburt ihrer Mutter. Sie spürt, dass es einige Familiengeheimnisse geben muss, sie selbst hat auch ihren Vater nie kennengelernt.

Junis Großmutter Tekla verliebt sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einen deutschen Soldaten. Als er zurückgeht nach Deutschland, begleitet sie ihn als seine Ehefrau. Doch in Deutschland ist nichts so, wie es vor dem Krieg war. Tekla muss Schreckliches durchmachen, bis sie schließlich nach vielen Schicksalsschlägen nach Norwegen zurückkehren kann.

Die Geschichte um Tekla wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt. Auf der einen Seite erforscht Juni gemeinsam mit einem Freund die Familiengeschichte und findet vieles heraus, das bisher verborgen war. Dazwischen liegen immer mehrere Kapitel, die unmittelbar erzählen, was Tekla erlebt; das Kennenlernen des Soldaten, die Verachtung, die ihr in Norwegen wegen dieser Freundschaft entgegengebracht wird, die schwierige Reise in die Heimat ihres Ehemannes, das Leid in Ostdeutschland, die Nachkriegsjahre in Berlin, und schließlich der Neuanfang in Norwegen.

Diese Erzählweise sorgt dafür, dass das Buch spannend bleibt und es schwer fällt es wegzulegen. Teklas Geschichte ist tragisch, beruht aber auf Tatsachen. Die leidvollen Nachkriegsjahre in Deutschland werden gut und anschaulich dargestellt.

Junis Geschichte in der Gegenwart ist hingegen enttäuschend. Der Leser erfährt wenig über ihr Leben, sie bleibt bis zum Ende der Geschichte unglaubhaft und blass. Dazu kommt eine merkwürdige Romanze, die nicht überzeugt und eher von den wichtigen Aspekten der Geschichte ablenkt.

Fazit: Ein spannender historischer Roman über die Ehe eines deutschen Soldaten mit einer norwegischen Frau, der einen guten Einblick in das Nachkriegsdeutschland bietet und betroffen macht. Der zweite Erzählstrang enttäuscht, trotzdem ist das Buch insgesamt empfehlenswert.

Bewertung vom 30.04.2023
Und etliches fiel auf den Fels
Giertz, Bo

Und etliches fiel auf den Fels


sehr gut

Dieser geistliche Klassiker enthält drei kurze Erzählungen, die in der gleichen Kirchengemeinde spielen, jeweils um etwa zwei Generationen zeitversetzt. In jeder Geschichte steht ein junger Pastor im Mittelpunkt, der beim Antritt seiner ersten Stelle als Hilfspfarrer feststellen muss, dass sein im Studium erworbenes Wissen nicht ausreicht, um eine Gemeinde zu führen.

Im Jahr 1808 wird der Hilfsgeistliche Savonius an ein Krankenbett gerufen. Widerwillig löst er sich von einer ausgelassenen Feier, um diese unangenehme Aufgabe wahrzunehmen. Doch am Bett dieser sterbenden Person schämt er sich. Er merkt, wie selbstsüchtig er ist, und wie hilflos angesichts der geistlichen Not dieses Kirchenmitglieds. Diese Erfahrung verändert ihn. Doch nicht jedem ist seine Verwandlung recht. Und am Ende muss Savonius feststellen, dass ihn diese Erneuerung nicht vor Selbstgerechtigkeit bewahrt.

Im Jahr 1879 tritt der bekehrte Fridfeldt seine Stelle als Hilfspastor an. Er meint viel frommer zu sein als sein Vorgesetzter, auf den er insgeheim verächtlich herabblickt. Doch mit der Zeit stellt er fest, dass er von seinem neuen Chef viel lernen kann, gerade wenn es um den Umgang mit streitenden Gemeindemitgliedern geht.

Und schließlich befindet sich der Leser im Jahr 1937. Der junge Pastor Torvik ist entmutigt. Gemeindearbeit passt einfach nicht zu ihm, er möchte lieber ganz in Ruhe hochgeistliche Inhalte studieren. Doch wegen einem eindeutigen Berufungserlebnis, entscheidet er sich doch in seiner Pfarrei zu bleiben. Wegen den Entscheidungen eines guten Freundes, muss er neu bedenken, inwieweit die Bibel die Richtschnur seines Leben ist.

Diese Geschichten spielen in einer lutherischen Kirchengemeinde, und sie setzen sich einerseits mit dem Pietismus und andererseits mit der Bibelkritik auseinander. 1941 geschrieben, ist die Schreibweise ungewohnt. In Romanform werden geistliche Fragen untersucht. Dazu gibt es mehrere Passagen mit längeren Dialogen oder Predigtausschnitten. Das Ergebnis ist trotz der ausgefallenen Form gut lesbar und spannend, und die aufgeworfenen Fragen und Probleme sind auch heute, nach fast einhundert Jahren, aktuell.

Jede Erzählung besteht aus drei längeren Kapiteln, die die Jungpfarrer in verschiedenen Phasen ihres Dienstes zeigen. Nach einer Bekehrung erwachsen neue Zweifel, aus einer bereinigten Freundschaft entsteht ein neuer Konflikt. Die Erzählungen enden mit Weisheiten, die zum Nachdenken anregen. Wichtige Themen sind Gnade und Gesetz, Barmherzigkeit und Selbstgerechtigkeit, Gehorsam und Scheinchristentum.

Fazit: In diesem wertvollen Werk stecken tiefe geistliche Wahrheiten, eingebettet in Erzählungen, die menschliche Eigenarten anschaulich darstellen. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 15.04.2023
AugenBlicke - Aufstellbuch
Rebekka Rochlitzer

AugenBlicke - Aufstellbuch


sehr gut

Mit 28 Blättern aus festem Karton bietet dieser Kalender eine abwechslungsreiche Auswahl an Gedankenanstößen. Auf der Hälfte der Seiten ist ein Foto zu sehen. Darauf steht ein zusammengesetztes Wort, wie Los-lassen oder Tag-traum. Die Schreibweise macht auf die zwei einzelnen Wörter des zusammengesetzten Begriffs aufmerksam, und das lädt zum Nachdenken ein.

Auf der anderen Hälfte der Seiten findet sich ein Zitat oder Bibelvers und eine Zeichnung. Viele der Zitate sind bekannt. Sie stammen von Menschen wie Martin Luther, Dietrich Bonhoeffer oder Teresa von Avila, andere sind Sprichwörter oder Bibelverse. Die ausgewählten Zitate sind sehr schön, sie sind tröstlich und aufbauend.

Bei den Fotos und Zeichnungen überwiegen Motive wie Blumen und Vögel. Die zwei Bilder, die gleichzeitig zu sehen sind, haben oft eine Verbindung; vielleicht eine ähnliche Blume, oder ein Zusammenhang zwischen Wort und Sinnspruch. Der Stil der Zeichnungen erinnert ein wenig an Spruchkärtchen, die früher verteilt wurden.

Für Menschen, die Kalender wegen den Bildern und Sprüchen mögen, und weniger wegen dem Kalendarium, ist ein Aufstellbuch wie dieses genau richtig.

Fazit: Ein schönes Aufstellbuch mit Zitaten und Begriffen. Empfehlenswert!

Bewertung vom 13.04.2023
Gib du mir Weisheit
Austin, Lynn

Gib du mir Weisheit


ausgezeichnet

Mit zwölf Jahren wird Manasse König. Er vermisst seinen Vater so sehr, vor allem aber fragt er sich, ob es ihm gelingen wird, ein genauso guter König, wie sein Vater zu sein. Jahre später begegnet er einem Mann, der ihm einredet, dass eine Verschwörung gegen ihn im Gange ist. Anführer dieser Verschwörung soll ausgerechnet sein Jugendfreund und Berater Josua sein. Manasse will es zuerst nicht glauben, doch sein neuer Bekannter versteht es Wahrheit und Lüge zu vermischen, und so den jungen König zu verführen.

Josua ist sehr zufrieden mit seinem Leben. Er hat eine wunderbare Familie, lebt in Wohlstand, und geht im Palast ein und aus. Doch unvermittelt bricht alles zusammen. Der König sucht ihn. Josua kann kaum glauben, dass sein Vater und der Prophet Jesaja gefangen genommen wurden und ihm das gleiche Schicksal droht. Als er erfährt, dass der König es auf alle abgesehen hat, die mit ihm zu tun haben, weiß er, dass er fliehen muss. Doch es scheint unmöglich zu sein, unbemerkt die Stadt Jerusalem zu verlassen.

Auf seiner Flucht hat Josua mit Rache- und Wutgedanken zu kämpfen. Er fühlt sich von Gott im Stich gelassen, hat er ihm doch sein Leben lang treu gedient. Warum geht es ihm nun so schlecht? Er hat fast alles verloren, was ihm lieb war. Eine Aussage bringt ihn zum Nachdenken, „Widrigkeiten sind der Testfall für unseren Glauben. Gott muss das Wagnis eingehen, dich für immer an deinen Zorn und deine Verbitterung zu verlieren, um dich als seinen wahren Sohn zu gewinnen.“ Nach einer langen notvollen Zeit erkennt er, dass Gott nicht dazu da ist, seine Wünsche zu erfüllen. Er erkennt, „Er hatte einen Götzen angebetet und durch Opfer und gute Werke versucht, seinen Gott seinen Wünschen zu unterwerfen.“

Diese Erzählung bleibt nah am biblischen Text. Die Umsetzung ist gelungen, beim Lesen kann man gut nachvollziehen, was den jungen König Manasse dazu bewegt den Glauben seines Vaters zu verlassen. Besonders interessant ist dabei die Parallele zu unserer heutigen Zeit. Auf eindrückliche Weise zeigt die Autorin, wie Wahrheit, mit ein wenig Lüge vermischt, einen Menschen vom rechten Weg abbringen kann.

Fazit: Dieser Roman erzählt eine biblische Königsgeschichte so nach, dass der Leser Erkenntnisse für das eigene Leben gewinnt. Spannend erzählt und mit tiefen geistlichen Einsichten, ist dieses Buch sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 12.04.2023
Wie mit Gold verwoben
Hake, Cathy Marie

Wie mit Gold verwoben


sehr gut

Isabel ist dankbar für ihre Arbeitsstelle in einer Weberei. Mit ihrem kargen Verdienst unterstützt sie ihre Familie. Sie vermisst ihre Familie, es ist schon mehr als zwei Jahre her, dass sie sie sehen konnte. Zusammen mit ihren Freundinnen in der Fabrik, setzt sie sich für die kleinen Mädchen in einem Waisenhaus ein. In ihrer Freizeit nähen sie Puppen für diese kleinen Kinder.

Carter kommt nach dem Tod seines Vaters aus Europa zurück, und tritt das Erbe seines Vaters als Fabrikbesitzer an. Er hat sich mit seinem Vater nicht gut verstanden, denn Carter ist der Glaube wichtiger als ausbeuterischer Gewinn. Mit den großzügigen Änderungen, die er zum Wohle seiner Mitarbeiter einführen will, ist sein Verwalter gar nicht einverstanden.

Carters Mutter möchte nichts sehnlicher als Enkelkinder. Wenn Carter sich doch endlich für eins der Damen entscheiden könnte, die sie ihm vorstellt!

Dieses kleine Buch mit großer Schrift ist schnell gelesen. Es ist eine leichte Lektüre, eher eine Kurzgeschichte, ohne komplizierte Wendungen. Es wird schon bald deutlich, dass Carter und Isabel einander zugetan sind, doch die Standesunterschiede zwischen ihnen scheinen unüberwindbar.

Viele Szenen berühren das Herz, zum Beispiel der Besuch des Waisenhauses. Im Mittelpunkt steht das Thema Gnade, denn Carter fühlt sich dafür verantwortlich die Fehler seines Vaters wieder in Ordnung zu bringen. Dabei fürchtet er, dass Gottes Zorn über ihn als Sohn kommen wird.

Fazit: Mit seiner großen Schrift und einer schlichten, gefühlvollen Geschichte, eignet sich dieses Buch für kleine Pausen zwischendurch und besonders gut für ältere Menschen. Empfehlenswert!

Bewertung vom 11.04.2023
Gemeinsam
Allen, Jennie

Gemeinsam


sehr gut

Ein Umzug ist immer schwer! Neu anfangen, vertraute Menschen zurücklassen. Als Jennie Allen in eine neu Stadt zieht, ist sie anfangs verzweifelt, weil sie sich so einsam fühlt. In diesem Buch erzählt sie von ihren Erfahrungen auf dem Weg zu neuen Freundschaften, die in die Tiefe gehen und erfüllend sind.

Die drei Teile dieses Buchs bauen aufeinander auf. Im ersten Teil weckt die Autorin ein Bewusstsein dafür, was uns in unserer individualisierten Gesellschaft abhandengekommen ist. Anhand von mehreren Beispielen, beschreibt sie, wie wir für das Leben in einer überschaubaren Gemeinschaft geschaffen worden sind. Als Beispiel nennt sie dörfliche Gemeinschaften in Afrika, in denen jeder den anderen kennt, Menschen nicht alleingelassen werden und füreinander sorgen.

Der zweite Teil ist vermutlich der wichtigste Teil des Buchs. Hier zeigt die Autorin fünf wichtige Prinzipien für bleibende und tiefe Freundschaften auf. Es geht um Vertrauen, um Authenzität und um Offenheit. Sehr viele Aussagen untermalt sie mit Beispielen aus ihrem eigenen Leben. Dabei erzählt sie oft auch von Schwierigkeiten und misslungenen Versuchen Freundschaften aufzubauen, ermutigt jedoch den Leser eindringlich dranzubleiben und nicht aufzugeben.

Im dritten Teil steht verstärkt der Glaube im Fokus, gleichzeitig wird der Leser in diesem Teil erneut ermutigt Schritte auf andere zuzugehen. Außerdem zeigt die Leserin Hindernisse auf dem Weg zur Gemeinschaft auf, und erklärt, wie man am besten damit umgeht.

Die Gestaltung dieses Buchs ist wunderschön und einladend. Der Schreibstil ist einfach, das Lesen fühlt sich wie ein zwangloses Gespräch mit einer Freundin an. Die Autorin erzählt sie sehr offen aus ihrem Leben, an manchen Stellen vielleicht ein bisschen zu viel. Beispiele von anderen Personen wären hilfreich, denn nicht jeder wird sich mit der extrovertierten Persönlichkeit der Autorin und mit ihren Sorgen identifizieren können.

Sehr hilfreich ist, dass konkrete Schritte zum Aufbau von Freundschaften aufgezeigt werden. Gut ist auch, dass die Autorin auf Einwände eingeht, die Leser haben könnten.

Fazit: Ein ansprechendes und hilfreiches Buch, das in einfacher Weise erklärt, wie man Freunde in seiner unmittelbaren Umgebung finden kann. Es ermutigt auf Menschen zuzugehen und sie besser kennenzulernen, da wir alle Gemeinschaft brauchen. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 10.04.2023
Der Fund in der Tiefe
Lombardi, Alexander;Binder, Sandra

Der Fund in der Tiefe


ausgezeichnet

Antonia liegt mit Vergiftungserscheinungen im Krankenhaus. Sie hat Albträume und fühlt sich bedroht, wie wenn ihr einer nach dem Leben trachten würde. Ihre Freundin Emma ist todunglücklich. Ihr Stiefvater wird nach Berlin versetzt, und Emma soll mit. Das würde heißen, dass sie schon in wenigen Wochen ihr Zuhause und ihre Freunde verlassen muss. Sie ist verzweifelt, denn die Situation erscheint ihr hoffnungslos.

Als Antonia aus dem Krankenhaus entlassen wird, sucht sie gemeinsam mit ihren drei Freunden nach der Ursache der großen Katastrophe im Starnberger See. Das Wasser ist vergiftet. Fische sterben, niemand darf mehr ins Wasser, viele Menschen liegen im Krankenhaus mit Vergiftungserscheinungen.

Auf einer anderen Zeitebene erfährt der Leser von vier Kindern, die ihren Eltern im Dritten Reich weggenommen werden. Sie müssen in ein Kinderheim, und mittlerweile haben sie jegliche Hoffnung verloren. Nach einer misslungenen Flucht werden sie umso strenger bewacht. Ein großer Trost in dieser Situation ist ihnen ein Bibelvers: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“ (Jeremia 29,11)

Das Thema Hoffnung zieht sich durch dieses Buch: Emmas Hoffnungslosigkeit angesichts des drohenden Umzugs, die Hoffnungslosigkeit der vier Geschwister im zweiten Erzählstrang, und auch Hoffnungslosigkeit wegen der Umweltkatastrophe am Starnberger See sind nur einige der schwierigen Situationen, von denen berichtet wird. Das alles lässt die Frage danach aufkommen, was Hoffnung gibt und worauf Menschen sich stützen können.

Dieses Buch ist Teil einer mehrteiligen Serie über vier Freunde, die am Starnberger See leben. Es ist in sich abgeschlossen, aber für den Verständniszusammenhang, ist es hilfreich die anderen Bücher der Reihe zu kennen.

In diesem Band überstürzen sich die Ereignisse, vor allem das Ende ist so spannend, dass es schwer fällt mit dem Lesen aufzuhören. Die vier Jugendliche sind realitätsnah gezeichnet, mit ihrem Frust, ihren Ängsten, und auch ihrem Glauben. Die Hinweise auf die Hilfe, die der Glaube im Alltag bringt, fügen sich auf gute und natürliche Weise in die Geschichte ein.

Fazit: Eine spannende Geschichte mit viel Action und gefährlichen Situationen. Diese Erzählung passt sehr gut zur Lebenswelt von heutigen Jugendlichen und ist sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 21.03.2023
Loslassen und fliegen
Nouwen, Henri J. M.;Whitney-Brown, Carolyn

Loslassen und fliegen


ausgezeichnet

Als der bekannte katholische Priester und Autor Henri Nouwen in Deutschland eine Zirkusvorstellung besucht, erlebt er etwas Sonderbares. Die Einlage der Trapezkünstler rührt etwas in ihm an. Er versteht nicht, was ihn derart fasziniert, doch am nächsten Tag ist er pünktlich zur nächsten Vorstellung in der Manege, und etwas zögerlich spricht er außerdem eine der Artisten an. Aus diesem ersten Kennenlernen entsteht eine tiefe Freundschaft, die bis zu seinem unerwarteten frühen Tod anhält.

Immer wieder besucht Henri seine neuen Freunde. Enthusiastisch löchert er sie mit Fragen. Er reist mit ihnen und nimmt an ihrem Leben teil. Er möchte zu gern ein Buch über das Erlebte schreiben. Er ist sicher, dass sich hier ein ungeheuer wichtiges Thema verbirgt. Es ist zum Greifen nah, doch er kann es nicht ganz fassen.

In den fünf Jahren bis zu seinem Tod, bewegt ihn der Gedanke an dieses ungeschriebene Buch. Er macht Notizen, beginnt mit dem Schreiben, spricht mit Freunden und Verlagsleuten, doch nie ist er ganz zufrieden mit dem, was er erschafft. Doch in diesem Suchen und Ausprobieren, kommt er dem Geheimnis des Fliegens, des Loslassens und des Gefangenwerdens immer näher, und er entdeckt tiefgründige Parallelen zum Glauben. Er spürt mehr und mehr, dass geistliche Wahrheiten und Antworten auf die quälenden Sehnsüchte in seinem Inneren in diesem Trapezakt stecken.

Dieses Buch wurde von einer guten Bekannten Henri Nouwens aus Tagebuchaufzeichnungen, Schreibversuche und Notizen zusammengestellt. Dabei bilden die letzten Stunden vor seinen Tod den Rahmen der Erzählung. Gedanklich geht Henri auf eine Reise zurück zu früheren Erlebnissen, vor allem zu seinen Begegnungen mit den Trapezkünstlern, doch auch zu einem Marsch der Bürgerrechtsbewegung, ebenso zu Freundschaften, Reden und Ehrungen.

Die Autorin verwebt geschickt Quellenmaterial mit ergänzenden Informationen. Dabei lernt man beim Lesen viel über die Persönlichkeit Henri Nouwens und versteht besser warum er der „verwundete Heiler“ genannt wird. Manches ist unerwartet, und ich persönlich stimme nicht allem zu, aber das bin ich bei Henri Nouwen bereits gewohnt. Das Reizvolle an diesem Buch sind die vielen Gedankensplitter, die zum Denken anregen. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen wie Vertrauen und Loslassen, und das sichere Gehaltensein bei Gott, auch im Tod.

Fazit: Eine gelungene, ungewöhnliche Mischung aus Erzählung, autobiographische Notizen und geistlichen Einsichten, mit einem aufregenden Blick auf das Zirkusleben. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die mehr über das Leben von Henri Nouwen erfahren möchten.