Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lara89
Wohnort: 
Münster
Über mich: 
Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 07.05.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


gut

Sehr fremd

Schauplatz ist eine fiktive Stadt auf einer Karibikinsel. Die Autorin ist auf Trinidad aufgewachsen. Sie hat bereits Kurzgeschichten veröffentlicht; dies ist ihr erster Roman.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der Hauptpersonen beschrieben: Darwin ist Rasta. Er bricht sein Gelübde und schneidet sich Haare und Bart ab, um in der Stadt auf einem Friedhof zu arbeiten. Einen anderen Job hat er nicht bekommen. Yejide entstammt einer alten Familie, und nun stirbt ihre Mutter. Da erlebt sie, dass sie mit Toten sprechen kann. Tod und Leben sind in dieser Kultur eng miteinander verwoben. Das kollidiert mit einer klassisch westlichen Lebensweise, in der es auf materielle Besitztümer ankommt.
Für mich war das alles etwas zu fremd. Darwin ist noch relativ begreiflich, aber mit Yejide bin ich gar nicht warm geworden. Es handelt sich um eine Art Liebesgeschichte, doch die Liebe von Darwin und Yejide ist längst unzweifelhaft vorhanden und beschlossen, als die beiden einander endlich treffen. Sie müssen gegen keine Widerstände kämpfen, alles passt plötzlich zusammen. Die beiden Geschichten – die von Darwin und die von Yejide - nehmen Fahrt auf und erleben jede einen Höhepunkt. Die Begegnung bereichert die Protagonisten, auch an Verständnis für das, was sie umgibt. Ähnlich erging es mir beim Lesen: nach der Hälfte des Buches, als die Liebenden sich treffen, wird die Geschichte rund, und dann macht es auch Spaß, sie zu Ende zu lesen.
Ein Glossar wäre hilfreich gewesen. Informationen zur beschriebenen Kultur fehlen ebenfalls. Das wunderschöne, farbenprächtige Titelbild verdient eine eigene Erwähnung. Leseempfehlung für Neugierige und für die, die die karibische Kultur wenigstens ein bisschen kennen.

Bewertung vom 19.04.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


sehr gut

Hinsehen!
Zwei befreundete, wohlhabende Ehepaare wollen mit ihren Kindern eine Woche Urlaub in der Toskana machen. Die Tochter möchte eine Schulfreundin mitnehmen: Aayana, ein Flüchtlingskind, schwarz und Muslima. Zwei Kulturen prallen aufeinander. Dann passiert eine Katastrophe, die alle Beteiligten an ihre Grenzen bringt.
Der Autor hat einige Bestseller geschrieben, an bekanntesten ist wohl "Gut gegen Nordwind", das auch verfilmt wurde.
Die Menschen, die wir hier beobachen, sind oberflächlich und selbstherrlich, aber nicht böse. Im Angesicht der Katastrophe sind sie komplett hilflos und überfordert. Hinzu kommt, in Zeiten von Internet, der wertende Blick der Öffentlichkeit. Wie konnte das passieren, wie konnte es überhaupt dazu kommen?
Es ist kein fortlaufender, erzählender Text; das kennt man von diesem Autor bereits. Wir scheinen Gast in einem Theater zu sein, von der Bühne bis zur Kritik danach. Es gibt Pressemitteilungen, es gibt ein Medienecho bis hin zu Online-Kommentaren aus Volkes Mund, und zum Schluss sogar eine Gerichtsverhandlung. Das ist unbequem zu lesen, vermittelt aber treffend die Emotionalität und die Fragen, die mit dem Flüchtlingsthema verbunden sind. Alle sind überfordert. Auch wir. Was tun?
Der Autor empfiehlt, hinzusehen. Das könne ein Anfang sein. Aber nach so vielen Jahren voller Flüchtlingskrisen sollten auch aus der Literatur Ideen kommen, die weit darüber hinausgehen. Insofern bin ich etwas enttäuscht von diesem sonst sehr lesenswerten Buch.

Bewertung vom 14.04.2023
3000 Yen fürs Glück
Harada, Hika

3000 Yen fürs Glück


weniger gut

Reden wir übers Sparen

"Es sagt tatsächlich etwas über einen Menschen aus, wie er sein Geld ausgibt."

Miho hat ihren ersten Job nach dem Studium und ist zuhause ausgezogen. Zum Jahreswechsel besucht sie ihre Eltern. Ihre Schwester ist verheiratet und hat ein kleines Kind, aber kein eigenes Einkommen. Die Mutter der beiden ist frisch operiert und muss feststellen, dass noch immer alle Haushaltsarbeit von ihr erwartet wird, obwohl sie noch sehr krank ist. Die Großmutter Kotoko lebt allein und macht sich Sorgen um ihr Auskommen im Alter.
All diese Frauen verbindet nicht nur die japanische Kultur und die Familie, sondern auch die Tatsache, dass sie sich um Geld und Sparen Gedanken machen.
Dies ist ein Roman über den Umgang mit Geld und über alles, was es bedeuten kann: Ein Stipendium für die Tochter, ein eigenes Haus für die noch zu bekommenden Kinder, ein Auskommen im Alter oder ein Job mit dreiundsiebzig. Selbständigkeit, Freiheit. Einige Aspekte können durchaus zum Nachdenken und Sparen anregen, zum Beispiel die Optimierung der monatlichen Fixkosten. Aber in Japan sind einige Umstände andere als hier. Nicht alles ist übertragbar.
Als Roman liest sich das nicht sehr spannend, weil der Ratgeber-Charakter doch recht stark ist. Da werden die auftretenden Fragen allzu leicht gelöst. Die Charaktere sind eher angedeutet, sie haben keine Tiefe. Ein Spannungbogen um Mihos Geschichte fesselt nicht.
Was sehr deutlich gezeigt wird, ist die japanische Kultur. Essen spielt eine große Rolle. Es gibt zahllose Gerichte, die aufwändig zuhause zubereitet werden. Der Umgang der Menschen miteinander und die traditionelle japanische Höflichkeit sind für uns eher fremd.
Schwierig beim Lesen sind die japanischen Namen und viele japanische Begriffe. Es befindet sich ein hilfreiches Glossar im Buch und eine Namensliste. Dreitausend Yen sind übrigens laut Klappentext etwa 23 Euro. Viele erheblich höhere Summen kommen vor, die schlecht einschätzen kann, wer den Yen nicht kennt.

Bewertung vom 13.04.2023
Seemann vom Siebener
Frank, Arno

Seemann vom Siebener


sehr gut

Menschen im Freibad. Ein ruher Sommerroman vom Sein.

"Es ist so schön, ich würde jetzt gerne einen Vogel freilassen."

Ein deutsches Freibad, irgendwo in einer Kleinstadt. Hier treffen an einem heißen Sommertag die Menschen auf einander. Jemand ist mit dem Auto verunglückt und soll heute beerdigt werden. Ein anderer ist schon vor Jahren im Sprungbecken verstorben, unter dem Siebenmeterturm. Die Spuren dieser Todesfälle ziehen sich durch die Geschichten.
Einfühlsam wird das Innenleben mehrerer Personen dargestellt, mit allem was sie denken und erinnern. Jede dieser Person ist für einen langen Augenblick des Buches das Zentrum ihrer Welt und ihrer Wahrnehmung. Danach wendet sich die Geschichte wieder einer anderen zu. Hauptfigur ist ein namenloses Mädchen, das in Ich-Form berichtet und heute zum ersten Mal seit Langem wieder das Haus verlässt.
Diese Darstellung der Menschen ist sehr authentisch und intensiv. Die Geschichten wachsen, je nachdem, welche Person wieder aufgegriffen und weiter erzählt wird. Man kann sich alles sehr gut vorstellen, ist nahezu dabei, wenn im Freibad jeder die eigenen Gedanken mitbringt und die anderen Menschen beobachtet.
Der Stil ist schön, poetisch und manchmal besonders. Er zieht den Leser mitten hinein in den heißen Sommertag. Jeder, der jemals einen Nachmittag träge im Freibad vergammelt hat oder dort früher einmal jugendlich herumtobte, wird sich hier wiederfinden. Manchmal ist es dort auch etwas langweilig.
Doch alle Geschichten sind miteinander verknüpft. Spannung entsteht, weil vor lauter Wahrnehmung und Betrachtung Fragen offen bleiben. Einige der Menschen hier haben schlimme Dinge erlebt. Das kann man zunächst nur erahnen. Doch es gibt Befreiung.

Bewertung vom 05.04.2023
Die letzte Erzählerin
Barba Higuera, Donna

Die letzte Erzählerin


ausgezeichnet

Sehr spannende Science-Fiction für Jugendliche

"Du trägst mich und meine Geschichten durch die Jahrhunderte in die Zukunft, zu einem anderen Planeten. Da kann ich mich glücklich schätzen."

Ein Komet bedroht die Erde. Drei Raumschiffe voller Menschen fliehen auf einen fernen Planeten, darunter die dreizehnjährige Petra, ihr kleiner Bruder Javier und ihre Eltern. Sie werden für Jahrhunderte in tiefen Schlaf versetzt, bis das Reiseziel erreicht ist. Doch als Petra erwacht, sind ihre Eltern verschwunden und niemand erinnert sich mehr an die Erde. In der Gesellschaft, zu der die Besatzung des Raumschiffes geworden ist, zählt nur noch das "Kollektiv". Erinnerung und Individualität sind so gut wie ausgerottet. Doch Petra erinnert sich an Geschichten, die ihre Großmutter auf der Erde ihr erzählt hat. Schon bald weiß sie sich zu schützen und erzählt die Geschichten weiter.

Die Autorin hat schon einige Kinder- und Jugendbücher geschrieben und auch Preise gewonnen. Das Buch ist schön ausgestattet mit einem ausgefallenen Cover, Lesebändchen, geschmücktem Innenteil und farbigem Buchschnitt.

Die Geschichte ist sehr spannend erzählt und erlebt überraschende Wendungen, die Petra immer wieder vor neue Herausforderungen stellen.
Die Sprache ist gut lesbar, bildhaft und emotional. Es gibt berührende Szenen, wenn zum Beispiel Petra sich an ihre Großmutter erinnert, die sie sehr geliebt hat, aber auf der Erde zurücklassen musste. Auch die Erinnerung an ihre Familie ist eher traurig, denn auch die gibt es nicht mehr. Petra ist allein. Doch sie entwickelt sich von einem verschreckten, alleingelassenen Kind zu einer mitfühlenden, verantwortungsvollen Anführerin, die eine Flucht plant. Das ist fesselnd bis zur letzten Seite. Eine beeindruckende Heldin. Und auch die anderen Figuren sind glaubhaft und authentisch dargestellt.

Faszinierend ist die Idee, welche Funktion Geschichten für den Einzelnen haben. Sie bewegen uns, wir wissen mit ihrer Hilfe, wer wir sind und wo wir stehen. Und doch erzählt sie jede und jeder mit Recht ganz neu. Da darf sich auch die Handlung ändern, alles kann neu und anders werden, wenn es nur hilft, die neue Situation zu bewältigen und zu verstehen. Petra erzählt die Geschichten ihrer Großmutter, und ".. von jetzt an lebt die Geschichte durch mich und in meiner Version weiter."

Fazit: Ein spannendes Jugendbuch mit einer mutigen Heldin in einer dystopischen aber nicht hoffnungslosen Zukunft. Denn solange wir Geschichten haben, haben wir als Menschen eine Zukunft.

Bewertung vom 30.03.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

Bewegend und großartig
"Morgen und für immer" will der kleine Kajan für seinen Großvater Klavier spielen, doch das Klavier ist zerschossen und der Großvater liegt im Sterben. Der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange. Kajans Eltern engagieren sich für den Kommunismus im Lande - Albanien. Als dessen Botschafter darf Kajan eines Tages nach Ostberlin reisen und auf einem Konzert spielen. Hier beginnt seine irre Reise, die ihn durch einen Fluchttunnel unter der Mauer hindurch bis in die USA und nach New Orleans führt, später zurück nach Albanien ins Straflager. Doch das Ende der Geschichte ist versöhnlich.
Kajan und die Personen aus dem Roman sollen tatsächlich gelebt haben. Der Autor ist albanisch-italienischer Liedermacher und Sänger und hat sie von Kajan selbst erfahren. Dies ist sein Debüt; es war in Italien ein großer Erfolg.
Die Lebensgeschichte Kajans ist warmherzig erzählt und klingt bei aller Grausamkeit auch immer wieder poetisch. Die Sprache ist angenehm und flüssig zu lesen, die Hauptperson kommt einem sehr nah. Kajan ist ein sensibler Mann, der das Pech hat, in einer finsteren Zeit und in einem totalitären Land zu leben.
Albanien war von 1945 bis 1990 ein kommmunistisches Land unter der Führung des Diktators Enver Hoxha. Ein Land, in dem Überwachung, Verhaftung und Mord an der Tagesordnung sind, in dem Denken und freie Rede brutal bestraft werden. Selbst innerhalb der Familien wird spioniert und verraten.
Das ist Kajans Heimat. Er ist keiner, der ein großes Ziel verfolgen würde. Eigentlich will er nur Klavier spielen und mit seiner Familie glücklich sein. Doch immer wieder gerät er in unerwartete Situationen. Immer wieder nimmt sein Leben eine überraschende Wendung, und er muss sich auf neue Lebensumstände einstellen, ein neues Land, eine neue Sprache. "Vielleicht ist die Liebe", so heißt es, "eine Fahrkarte an den Ort, an den du willst."
Eine bewegende und fesselnde Geschichte. Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.03.2023
Dein Taxi ist da
Guns, Priya

Dein Taxi ist da


gut

Lesbische Liebesgeschichte und Revolution
Damani fährt Taxi. Kein richtiges Taxi, vielmehr bietet sie ihr Auto über eine App zum Mitfahren an. Nach dem Tod ihres Vaters lebt sie mit ihrer kranken Mutter in prekären Verhältnissen in einer namenlosen Großstadt.
Damani ist dunkelhäutig und bisexuell. Das wird erst im Laufe des Lesens klar, denn Damani erzählt selbst, und beides ist für sie selbstverständlich. Sie triff Gleichgesinnte in einem besetzten Haus, die sich engagieren und auf die Straße gehen, um für bessere Arbeitsbedingungen und für ein besseres Leben zu demonstrieren. In der Stadt brodelt es. Gewalt wird auch auf den Demonstrationen immer häufiger, die Polizei ist selten hilfreich.
Dann verliebt sich Damani in eine Weiße. Jolene ist reich und privilegiert. Sie ist Sozialarbeiterin, auch sie engagiert sich. Und sie erwidert Damanis Gefühle. Diese Leidenschaft treibt das Geschehen auf die Spitze - die Stadt ist tief gespalten zwischen Arm und Reich, Männern und Frauen, Schwarzen und Weißen, zwischen Zugewanderten und jenen, die hier aufgewachsen sind. Als das Geschehen explodiert, sind Damani und Jolene mittendrin.
Die Sprache ist direkt und respektlos, oft wütend, selten ordinär. Die Kapitel sind kurz. Viel beschrieben wird hier nicht. Die Stadt ist austauschbar, Straßen und Gebäude könnten überall sein - irgendwo in der westlichen Welt. Dadurch wird die Sozialkritik sehr pauschal.
Die Stimmung wird durch die Handlung wiedergegeben. Szenen aus Damanis Vergangenheit und ihrem aktuellen Zuhause zeigen eine verletzliche Person, die nach außen hin so hart und klar ist, wie sie es in ihrer Welt wohl sein muss.
Eine unmögliche Liebesgeschichte mit einer wütenden Heldin.

Bewertung vom 13.03.2023
Oxygen (eBook, ePUB)
Brandhorst, Andreas

Oxygen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hochklassiger Klima-Thriller

Ozeanografin Lombardi stellt fest, dass die Algen im Meer keinen Sauerstoff mehr produzieren. Was ist da los? Bald schon wird klar, dass an Land dasselbe passiert: Alle Pflanzen sterben. Nun wird die Luft dünn, sie enthält immer weniger Sauerstoff, das Atmen für Mensch und Tier wird schwierig. Was ist passiert? In Verdacht gerät die Firma "Corrico", die mit Geo-Engineering versucht hat, klimaschädliche Gase in der Atmosphäre zu neutralisieren. Dabei hat es anscheinend Nebenwirkungen gegeben.
Während die Wissenschaft noch nach Antworten sucht, überschlagen sich die Ereignisse: Die amerikanische Präsidentin wird entführt und dazu gezwungen, ihre Macht abzugeben. Die Chefs des amerikanischen und des russischen Geheimdienstes können sich gerade noch vor Anschlägen retten und suchen nun gemeinsam mit der Forschung nach Auswegen. Inzwischen planen und bauen die Chefs von "Corrico" Städte mit eigener Luftversorgung, in denen ihre Anhänger überleben können.

Die Story und die wissenschaftlichen Zusammenhänge sind atemlos spannend erzählt. Das Buch liest sich wie ein Agententhriller. Die Fakten sind einfach und leicht verständlich. Die Protagonisten sind beängstigend glaubhaft, wenn auchteilweise etwas oberflächlich. Gut und Böse sind nicht von Anfang an klar zu unterscheiden.
So könnte es aussehen: Das Ende der Menschheit durch eine globale Klimakatastrophe. Wenige Auserwählte überleben in isolieren Reichenghettos, die sie nicht verlassen können, weil die Luft giftig geworden ist. Aber es gibt immer noch Hoffnung.
Eine hochspannende, durchaus realistische Geschichte, die intelligent und kenntnisreich erzählt wird. Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.03.2023
STONE BLIND - Der Blick der Medusa
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa


gut

Einblick in die antike Götterwelt
Medusa ist eine Tochter niederer Meeresgötter und wird als Baby ihren Schwestern vor die Höhle gelegt. Diese sind Gorgonen, furchtbare Wesen mit Stoßzähnen, Schlangenhäuptern und Krallen, deren Schreie töten können. Sie kümmern sich liebevoll um die neue Schwester. So wächst Medusa heran.
Die Kapitel sind kurz und schildern die zahlreichen Geschichten aus der griechischen Sagenwelt, soweit sie mit Medusa zu tun haben. Die griechischen Götter sind arrogant, rachsüchtig, neidisch und geil. Alle sind miteinander verwandt, und wer was gegen wen hat und warum, das ist kaum durchschaubar. Medusa erscheint als zufälliges Opfer. Sie wird vergewaltigt und zur Strafe dafür mit dem versteinernden Blick ausgestattet - und mit dem Schlangenhaupt, das auch ihre monströsen Schwestern tragen.
Ich hatte erwartet, eine fortlaufende Geschichte aus der Sicht der Hauptperson zu lesen. Doch diese wird immer wieder unterbrochen durch die verschiedenen Götter, die irgendwie alle mit der Geschichte zu tun haben und ihre eigene Sicht beitragen. Medusa selbst wird als sympathische, freundliche Person geschildert, die auch als abgeschlagenes Haupt nicht aufhört, über ihr Schicksal und ihre Welt zu staunen.
Insgesamt entsteht ein Einblick in die griechische Sagenwelt. Der eigenwillige Stil entspricht kaum den heutigen Lesegewohnheiten. Viel zu viel wurde hier hineingestopft, der Fokus hätte klarer sein müssen. So hält das Buch leider nicht, was es verspricht. Wer sich in die Sagenwelt einlesen möchte, kann aber gut hier einsteigen.

Bewertung vom 03.03.2023
Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1
Ryan, Anthony

Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1


gut

Abenteuer eines Gesetzlosen

Alwyn wächst unter Gesetzlosen auf, in einer fiktiven, mittelalterlichen Welt. Das Land hat einen König und einen "wahren König", der Aufständische um sich schart. Alwyns Gruppe wird verraten und beinahe alle Mitglieder getötet, er selbst gerät in Gefangenschaft. Hier lernt er lesen und schreiben und schließt sich der Religion an, über deren Inhalte wir nicht viel erfahren. Die Intrigen und politischen Zusammenhänge, durch die er sich zu kämpfen hat, bleiben etwas undurchsichtig.

Der Protagonist ist ein nicht unsympathisches Opfer seiner Umstände. Er ist ein guter Beobachter, klug und lernfähig. Man weiß nicht immer genau, was er warum tut - ist es wahrer Glaube oder eher Überlebensinstinkt? Oft scheint er es selbst nicht sicher zu wissen.
Es wird viel geprügelt und getötet. Die Schlachtszenen sind detailliert. Magie kommt so gut wie gar nicht vor, dafür einige starke Frauenfiguren.

Mich hat die Geschichte nicht so richtig gefesselt. Eher etwas für Ryan-Fans. Zwei Bände sollen noch folgen.