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Calendula

Bewertungen

Insgesamt 96 Bewertungen
Bewertung vom 22.01.2023
With All My Heart
Young, Samantha

With All My Heart


gut

Jane Doe wächst bei wechselnden Pflegefamilien auf. Als sie endlich bei einer Familie lebt, die es gut mit ihr meint und sich auch für sie interessiert, lernt sie in der Nachbarschaft die Familie McKenna kennen. Die McKennas bestehen aus der älteren Schwester Skye, die sich um ihre jüngeren Geschwister Jamie und Lorna kümmert. Jane und Lorna freunden sich schnell miteinander an und auch Skye schließt Jane sehr schnell ins Herz. Dann kommt es, wie es kommen muss: Jamie und Jane verlieben sich ineinander. Das lässt den Haussagen schon mal gewaltig schief hängen, denn Lorna ist alles andere als begeistert von dieser Liebesgeschichte. Es beginnen eine Reihe von Problemen, die das Paar auf harte Proben stellen und ein finaler Schicksalsschlag, der alles nochmals ändert.

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil spielt in der Vergangenheit, der zweite in der Gegenwart. In der Vergangenheit wird erzählt, wie Jane und die McKennas sich kennenlernen und anfreunden. Schnell fällt hier auf, das Lorna ein unheimlich vereinnahmender Mensch ist. Sie lässt Jane regelrecht nicht aus ihren Händen und wirkt mit dieser Art auf mich schon direkt wenig sympathisch. Jane ist eher das komplette Gegenteil. Introvertiert und zurückhaltend. Aber auch hier wird schnell klar: Jane ist intelligent und schafft es sich gegen die laute Lorna durchzusetzen und ihre persönlichen Grenzen zu ziehen.
Jamie hat bereits als Teenager soviel Wut in sich, dass er häufig nicht sieht, was um ihn herum passiert. Als er und Jane sich ineinander verlieben nimmt diese Beziehung so schnell an Fahrt und Intensität auf, dass man beiden zurufen möchte, doch mal einen Gang herunterzuschalten. Es nimmt obsessive Züge an und man bekommt unweigerlich den Eindruck, dass der eine ohne den anderen nicht mal alleine auf die Toilette geht.

Die Geschichte ist schon recht mitreißend geschrieben. Ich wollte auf jeden Fall unweigerlich wissen, wie es mit diesem „Dampfkessel-Paar“ weitergeht. Mir gefällt die Entwicklung von Jane im zweiten Teil, die mehr für sich einsteht, zielstrebig an einer Karriere arbeitet und sich von ihren Ängsten nicht einschüchtern lässt. Dagegen störte mich, dass von Jamies Seite aus Konflikte häufig mit Sex versucht werden zu lösen. Generell haben mich Jamies sehr sexuell orientiere Handlungsweisen mit dieser Figur nicht unbedingt warm werden lassen. Ich weiß nicht, ob das für dieses Genre in den Normalbereich fällt (ebenso wie die vermeintlich positive Darstellung von übertrieben männlicher Eifersucht), dazu lese ich aus diesem Bereich ehrlicherweise auch zu wenig.

Es geht im Grunde um toxische Beziehungen in jeglichen Formen. Unter Freunden, in der Familie, in Beziehungen. Und hier finde ich, hat die Autorin für mein Empfinden viel verschenkt. Den „Krimi“ im zweiten Teil es für mich gar gebraucht, wenn die Grundthematik aus dem ersten Teil weiter aufgegriffen und vertieft worden wäre.

Es bleibt aber trotzdem ein recht unterhaltsamer Liebesroman, mit dem man es sich bei dem momentan eher grauen Wetter gut auf dem Sofa bequem machen kann und der gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 09.01.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


gut

Jakob Auber, Sohn einer einst reichen und einflussreichen Familie, erfährt durch einen Anruf, dass sein Vater nach einem Schlaganfall im Koma liegt. Er reist von Berlin in seine Heimat. Sein Vater hat ihm eine letzte Nachricht hinterlassen, die nur aus zwei Worten besteht. Jakob macht sich daran, dieses Rätsel zu entschlüsseln und ausgerechnet in seinem Elternhaus erfährt er mehr über die Geschichte seiner Familie. Und er lernt auch rückblickend sehr viel über seinen Vater. Und ganz nebenbei erfährt er auch sehr viel über sich selbst.

Ich tue mich mit der Bewertung dieses Buches ein wenig schwer, obwohl es mir insgesamt gut gefallen hat. Es ist angenehm geschrieben, regelrechter "Schmökerstoff" und man kann sich vorstellen, wie der Protagonist sich hinsetzt und seine Geschichte aufschreibt. Eine komplexe und vielschichte Familiengeschichte wird in recht direkter und einfacher Sprache erzählt. Schnörkellos und in kurzen Sätzen lässt Wunn den Leser an dieser Reise in die Vergangenheit teilhaben.
Jakob stößt bei seinen Nachforschungen auf eine Mauer des Schweigens, auf Verdrehungen und Verleugnungen. Die Auswirkungen dieser "Mauerschichten" reichen bis in die Gegenwart und prägen sogar die Beziehung zwischen Jakob und seinem Vater. Die knappen Dialoge und die häufige Sprachlosigkeit Jakobs spiegeln das zwar gut wider, lassen den Hauptcharakter aber auch gleichzeitig fast schon sehr distanziert auf mich wirken. Die Emotionen kamen bei mir nicht so recht an, das mitfühlen fiel mir bei ihm nicht so leicht. Dagegen finde ich Jakobs Vater unheimlich gelungen und ich konnte mich sehr viel schneller in dessen Gefühlswelt hineinversetzen.

Das Grundthema ist hochspannend und die zu Grunde liegenden Ereignisse haben sich so und ähnlich millionenfach in Deutschland abgespielt. Da kann man sich direkt auch mal selbst fragen: Wie gut kenne ich meine Familie und meine Familiengeschichte (wirklich)?
Das Tempo ist recht hoch, was sicherlich dem Umstand geschuldet ist, dass der zu überblickende Zeitraum relativ überschaubar ist. Allerdings wird vieles in den Episoden nur angerissen, so dass die Handlung häufig mittendrin zu anderen Ereignissen springt. Das bremst manchmal den Lesefluss ein wenig aus, weil man bspw. abrupt aus der Vergangenheit gerissen wird um dann über eine ziemlich merkwürdige Eifersuchtsszene aus der Gegenwart zu lesen. Und Jakob Auber war für mich nur eine bedingt sympathische Buchfigur. Trotz der Vorgeschichte verhält und handelt er manchmal einfach nur merkwürdig und ich konnte nicht erkennen, wo in diesem Teil der Fokus liegt. (Und warum sind diese Selbstfindungsphasen bei Männern in solchen Geschichten immer mit Sex verbunden?)

Und doch, trotz all der Kritikpunkte mochte ich das Buch. Ich habe es innerhalb kurzer Zeit regelrecht verschlungen und konnte nicht aufhören zu lesen. Ich kann das Buch daher weder als "super gut" noch als "total schlecht" einordnen. Ich würde es tatsächlich sogar verschenken und weiter empfehlen, weil ich glaube, dass es als Gesamtpaket viele Menschen ansprechen dürfte.

Bewertung vom 29.12.2022
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Ich lese mittlerweile nicht mehr allzu viele Krimis. Die Bücher von Camilla Läckberg begeistern mich allerdings noch immer.

In ihrem neuen Fall geht es in die Künstlerszene. Kunst, Malerei, Fotografie, Literatur im Dunstkreis des Nobelpreises - und zwei Morde in sehr erlauchten Kreisen.

Mir gefällt sehr, dass Läckbergs Geschichten durchdacht sind und es sich nicht nur um ein stumpfes Gemetzel handelt. Es ist die Art, wie sie jede ihrer Figuren formt. Egal ob Täter, Opfer, Ermittler oder eine beliebige Nebenfigur. Jede ist ganz individuell gestaltetjede , Handlung und Charaktereigenschaft sehr detailliert ausgearbeitet. Sie spielt mit Klischees und macht sie sich gleichzeitig zu Nutze.
Wie bei jedem Krimi versuche ich natürlich auch "mitzuermitteln". Ich liebe verschachtelte Auflösungen und hier habe ich nur ein paar wenige Puzzleteile richtig zusammensetzen können. Die Handlungsstränge passen für mich gut zusammen und die präsentierte Lösung finde ich nachvollziehbar. Der Strang um den Mordfall aus der Vergangenheit ist mir besonders nahe gegangen und auch wenn es "nur" eine Buchfigur ist, hätte es mich wirklich traurig gemacht, wenn dieser nicht vollständig aufgelöst worden wäre.

Alles in allem ein spannender Krimi mit verschiedenen sozialen Aspekten, den ich sehr gelungen finde.

Bewertung vom 18.12.2022
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


sehr gut

Ein Roman zwischen Fiktion und Fakten. Denn es ist viel mehr als nur die Geschichte des Kriegsheimkehrers Albert Lintermann, der letztlich beide Weltkriege er- und überleben wird. Es ist auch die Geschichte des Ortes Wollseifen, der wahrscheinlich vielen Menschen kein Begriff ist. Mich eingeschlossen. Die nahegelegene NS-Ordensburg Vogelsand ist mir zwar durchaus ein Begriff, aber Wollseifen? Fehlanzeige, zumindest bei mir. Von daher finde ich die Idee, wie das Leben in diesem Ort ausgesehen haben könnte, wirklich gut.

Es gab viele Szenen, die mir wirklich sehr nahe gegangen sind, z.B. Albert Lintermanns Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg, seine Verletzungen und die ersten Schritte zurück in ein halbwegs normales Leben.
Obwohl ich die Figuren als eher etwas eindimensional empfinde (gut und böse sind von Beginn an recht genau definiert und daran ändert sich auch bis zum Ende des Buches nichts), wird trotzdem ein sehr gutes Gefühl für die Zeit und die Menschen übermittelt. Man könnte bemängeln, dass die Menschen in Wollseifen insgesamt als recht passiv dargestellt werden. Allerdings muss man dagegen halten, dass die Verunsicherung sehr groß ist. Der letzte Krieg ist noch nicht allzu lange vorbei und gut in Erinnerung. Nur die wenigsten können und wollen an das glauben, was dort auf sie zukommen. Gerade weil Wollseifen nicht gerade in einer Metropolregion liegt.

Insgesamt ein buch, das mir gut gefallen hat und dessen große Stärke in den Emotionen liegt, die es gekonnt an den Leser transportiert und diese Zeit vor den (inneren) Augen der Menschen auferstehen lässt.

Bewertung vom 25.11.2022
Ein Abend mit Marilyn
Wildner, Maxine

Ein Abend mit Marilyn


gut

Das Buch ist leider weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Anhand des Klappentextes hätte ich mir ein opulentes Ambiente erwartet, spritzige Gespräche, Geschichten und Anekdoten unterschiedlicher Art und viele Emotionen.
Grundsätzlich hat mir die Idee des Buches gefallen, andere Geschichten aus Marilyns Leben erzählen zu lassen und parallel dazu sie selbst die Darstellung schildern zu lassen. Dadurch wird die Verletzlichkeit und auch Unsicherheit der Frau hinter dem Künstlernamen sichtbar. Gleichzeitig vermischt die Autorin Fakten und Fiktion über Schauspielerin Marilyn Monroe in einem angenehmen Stil, auf jeden Fall lässt sich das Buch quasi in einem Rutsch wegschmökern.

Die Gästeliste der Party liest sich beeindruckend, aber keine der Figuren zündet bei mir ein richtiges Feuerwerk. Diese Szenen bleiben für mich unheimlich farblos und auch nichtssagend. Im Grunde jammert jeder der Gäste auf seine Art, wie schlimm sie es doch „mit der Monroe“ hatten. Erst daraufhin folgt eine Geschichte, die dem Leser den Hintergrund zu der jeweiligen Anekdote liefert.
Schade, da wäre wirklich viel Potential gewesen, so bleibt es leider für mich nur mittelmäßig.

Bewertung vom 30.10.2022
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


gut

Die Idee einer Familiengeschichte vor dem Hintergrund des Bergbaus finde ich interessant. Bisher habe ich mich dem Thema noch nie so recht auseinandergesetzt. Und es ist der Autorin auch gut gelungen, viel Wissenswertes rund um das Thema in ihre Geschichte zu integrieren. Vor allem die Bräuche aus dem Erzgebirge fand ich toll geschildert. Manchmal ist das auch etwas zu gut gelungen, dann nimmt der Stil einen eher sachlich nüchternen Ton an ich fühlte mich kurz wie in einem Sachbuch.

Das Buch startet gut und nimmt einen sofort mit in die Geschichte des Ortes und der Familie Steiner, die sich dem Bergbau über viele Generationen verschrieben haben. Aber etwa ab der Hälfte lässt der Spannungsbogen nach und es plätschert eher so vor sich hin. Das ein oder andere Kapitel hätte da für meinen Geschmack etwas kürzer ausfallen dürfen. Leider bleiben die Figuren für mich blass und relativ undefiniert. Alles ist recht starr und fest. Alle sind immer eine Meinung, es herrscht soviel Einigkeit, dass es schon fast langweilig wirkt. Ich hätte mir etwas mehr Dynamik gewünscht.

Es ist kein schlechtes Buch, aber auch weit weg davon mich vollends zu begeistern.

Bewertung vom 16.10.2022
Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


sehr gut

In ihrer neuen Trilogie entführt Charlotte Roth den Leser in das Berlin der 1920er Jahre. Die Stadt taumelt in diesen Jahren zwischen beiden Weltkriegen von einem Extrem ins andere. Auf der einen Seite wird gefeiert, bis die Lichter ausgehen. Der Champagner fließt in Strömen, die Nächte werden durchgetanzt. Wer es sich leisten kann, macht die Nacht zum Tag und feiert das Leben. Auf der anderen Seite dagegen herrscht große Note und Hunger durch die voranschreitende Entwertung des Geldes. Viele wissen nicht, ob sie am nächsten Tag noch ein Dach über dem Kopf haben oder etwas zu Essen auf dem Tisch.

Diese verschiedenen Stimmungen hat Charlotte Roth wirklich eingefangen. Quirlig und auch mitunter temporeich wird die Geschichte erzählt. Manchmal muss man als Leser wirklich einmal pausieren und tief Luft holen, weil es etwas sehr zügig vorangeht.

Ihre Figuren finde ich größtenteils gelungen und gerade die Familie von Veltheim kann da mit ein paar besonderen Exemplaren aufwarten. Sei es die naive aber absolut herzensgute Tante Sperling oder die pragmatische und nüchtern erscheinende Oma Hulda – beide haben mich auf ihre eigene Art gleich um den Finger gewickelt. Auch die vielen kleinen Nebenfiguren aus Ninas Kompanie finde ich toll. Jede kommt mit ihren eigenen Träumen und Sorgen zu Wort und es macht die Geschichte dadurch erst richtig komplett.

Nur mit Nina werde ich leider nicht so richtig warm. Ihr Tempo, mit dem sie ihre Mitmenschen regelrecht überfällt, in dem sie lebt und spricht und ihre Ideen entwickelt, empfand ich teilweise als ein wenig überrollend. Sie betrachtet sich als moderne Frau, hat aber (zunächst) eigentlich keine konkreten Vorstellungen, was dies bedeuten soll. Und so wiederholt sie diese Floskel so häufig, dass es mit der Zeit ungläubig auf mich wirkt. Sie ist so versessen darauf, unabhängig von Männern zu leben, dass sie völlig übersieht, wann Hilfe von einem Mann auch angenommen werden kann ohne das ihre Position als Frau untergraben werden soll. Das artet bei ihr schon fast in eine Art Manie aus. Zwei Punkte, die mich ehrlicherweise sehr genervt haben.

Im Mittelteil hat das Buch die eine oder andere Länge. Das finde ich aber verschmerzbar, denn es ist der Auftakt einer Trilogie und der Leser soll möglichst umfangreich an das ganze Setting und die Figuren herangeführt werden. Es gibt viele kleine Episoden, die die ganze Geschichte sehr herzlich machen und die Zerrissenheit der Menschen in dieser Epoche auch widerspiegeln. Es lässt sich toll lesen, man wird prima unterhalten und lernt eine besondere Zeit in Deutschland ein bisschen besser kennen.

Bewertung vom 18.09.2022
Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2
Korn, Carmen

Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Ich habe dem zweiten Band der Städte-Saga sehr entgegengefiebert, denn schon der erste Band hat mir unheimlich gut gefallen. Und ich wurde nicht enttäuscht, auch der zweite Band hat sich regelrecht weggeschmökert.

Man begleitet die Familien Borgfeldt, Canna und Aldenhoven mit den Familienfreunden durch zehn Jahre Zeitgeschichte. Dabei beweist die Autorin für mich wieder einmal ihr Händchen für das "Drama im Kleinen". Denn nicht lange verborgene Familiengeheimnisse spielen eine Rolle, sondern der Alltag der Figuren. Diese finde ich so wunderbar gestaltet, mit viel Empathie und Fingerspitzengefühl geschrieben. Die 1960er Jahre versprechen Aufbruch und Wohlstand, das Lebensgefühl dieser Zeit wird sehr gut wiedergegeben, sehr passend ergänzt durch wichtige historische Ereignisse dieses Jahrzehnts.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten und natürlich herrscht in keinem Leben nur immer eitel Sonnenschein. Jede Familie hat ihre eigenen Probleme, die sie beschäftigt. Krankheiten, Eheprobleme, Generationenkonflikte und auch die Verarbeitung der Kriegsjahre beschäftigen die Figuren. Die Zeit ist im Wandel und als Leser erlebt man auch das Erwachsenwerden der Kinder aus dem ersten Band und wie diese ihre Zukunft gestalten wollen und mit welchen Problemen diese zu kämpfen haben.

Da die Geschichte quasi mittendrin beginnt, sollte man den ersten Band tatsächlich gelesen haben, da es vereinzelt Bezüge zu vergangenen Ereignissen gibt und es schwer fallen könnte, bei dem Personengefüge in die Geschichte reinzukommen.

Bewertung vom 03.09.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


weniger gut

Das Buch konnte mich leider nicht so sehr begeistern. Die ganze Geschichte bleibt sehr hinter den Möglichkeiten zurück und bleibt leider nur mittelmäßig und auch sehr vorhersehbar.
Die Rettung des Familienunternehmens und die Gründung einer Lufttaxifirma, Marlenes Kämpfe um ihre Vorstellungen durchzusetzen – alles wird eher halbherzig abgehandelt und als Leser kommt man sehr schnell dahinter, wer etwas gegen ihre Pläne einzuwenden hat und warum. Viel Raum nimmt die Liebesgeschichte zwischen Marlene und Bernhardt ein, die oft sehr ausschweifend erzählt wird. Leider bleibt auch dieser Teil oberflächlich und manchmal auch recht langatmig. Es hilft leider wenig, dass die Autorin hier eine Ost-West-Beziehung einbaut und sich der deutschen Geschichte bedient. Es macht eher den Eindruck, dass dieser Punkt der Dramatik wegen noch „eingebaut“ wurde.
Ich hätte mir weniger Liebesgeschichte und mehr rund um Marlene und das Fliegen gewünscht, dieser Aspekt kommt leider viel zu kurz. So bleibt am Ende eine nette aber doch recht langweilige Geschichte übrig.

Bewertung vom 20.08.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


sehr gut

Nach dem ersten Band und Gretas Geschichte, war ich auf den Nachfolger natürlich umso gespannter. Da Konrad Monderath im ersten Band eher nur eine Randfigur ist, gefiel mir die Idee seine Geschichte zu lesen, sehr. Insgesamt mochte ich das Buch, auch wenn es schon sehr arg nach dem gleichen Schema wie der erste Band geschrieben ist. Aber die Autorin hat eine schöne Art, die Geschichte lebendig werden zu lassen. Gerade die Passagen, die in der Vergangenheit spielen, finde ich besser gelungen als die Gegenwart. Dort beschäftigt sie sich nicht nur mit heiklen Themen wie dem Nationalsozialismus, dem Krieg, Euthanasie und Antisemitismus, sondern beschreibt auch sehr eindrücklich den gesellschaftlichen Blick jener Zeit.

Konrads persönliche Geschichte hat mich sehr berührt und ich habe mich oft gefragt, ob ich in den geschilderten Situationen wohl die gleiche Kraft und Stärke aufgebracht hätte.
Mir hätte die Geschichte allerdings noch besser gefallen, wenn da nicht dieser Skandal bzw. die Ereignisse um Toms Zeugung gewesen wäre. Diesen Part empfand ich als einfach zu viel, spätestens ab dem Punkt, an dem man als sich als Leser die Zusammenhänge zusammenreimen kann. Es wirkte etwas sehr gewollt konstruiert, als fehle ein besonderer "Aufhänger" in der Geschichte.

Ich fand es ein wenig schade, dass die Schwester Marie so ein wenig stiefmütterlich behandelt wird und nur am Rande erwähnt wird. Es wirkt ein wenig wie die späte Erkenntnis, dass ja diese Figur auch noch irgendwo verbaut werden muss. Dabei hätte ich gerne gewusst, wie sich die Beziehung zwischen Marie und Tom entwickelt hat.
Tom und Jenny in der Gegenwart blieben für mich leider recht farblos und diese Passagen waren für mich auch eher schwächer. Helga ist mir dagegen sehr ans Herz gewachsen mit ihrer direkten Art. Und auch, wenn es nicht beabsichtigt ist, sorgt Greta bei mir mit ihren trockenen Kommentaren zwischendurch für kleine Lacher.