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Lesegenuss
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Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2022
Frau Honig und die Magie der Worte / Frau Honig Bd.4
Bohlmann, Sabine

Frau Honig und die Magie der Worte / Frau Honig Bd.4


ausgezeichnet

Kennt Ihr schon Geschichten von Frau Honig, dem ganz besonderen Kindermädchen? Wenn nicht, solltet ihr das schnell nachholen.
"Frau Honig und die Magie der Worte", so lautet der Titel des neues Buches aus der Feder der Autorin Sabine Bohlmann. Es ist ein Buch, bei dem es Freude macht eine Rezension zu schreiben.
Ihr aktueller Auftrag führt Frau Honig in die Buchhandlung Fink in der Schillerstraße. Dort wird sie gar nicht erwartet, denn der Sohn Charly war ansich aus dem Alter heraus. Es kamen kaum noch Kunden in den Laden. Dieser war voll gestopft mit Büchern. Wahrscheinlich waren es all die Probleme rundum, dass die VFFDAÜDKWVAB Frau Honig dort hingeschickt hatte. Dass war die Vermittlungsstelle für Familien, denen alles über den Kopf wächst, vor allem Bücher

Bewertung vom 26.03.2022
Lowinda Löwenzahn und die magische Pusteblume / Lowinda Löwenzahn Bd.1
Pfeiffer, Marikka

Lowinda Löwenzahn und die magische Pusteblume / Lowinda Löwenzahn Bd.1


ausgezeichnet

In dem Kinderbuch "Lowinda Löwenzahn und die magische Pusteblume" geht es um ein verwildertes Grundstück, welches das Zuhause von vielen magischen verzauberten Geschöpfen ist. Es ist April und der Garten und seine Bewohner bekommen Besuch. Die Schulgarten-AG der Viertklässler soll sich um das Grundstück kümmern. Doch es sind nur zwei Kinder, Polli und Luk. Pollis Klassenlehrer, Herr Birnbaum möchte, dass der Schulgarten wiederbelebt wird. Das hieß vor allem vom Unkraut befreien. Was sie nicht ahnen, es war das Zuhause von vielen Feen und kleinen Tieren. In diesem geheimen Feengarten lebten Lowinda Löwenzahn, Doretta Distel, Turina Tulpe und noch viele andere Blumenfeen.
Sie alle waren nicht erfreut über den Besuch, denn sie liebten ihr Reich. Was die FEen auf keinen Fall durften war Kontakt mit Menschen aufnehmen.
Nun, leichter gesagt als getan. Da passiert etwas merkwürdiges und am nächsten Tag stellt sich in der Schule heraus, dass es hier keinen Klassenlehrer Birnbaum gibt. Was war passiert? Hatte es etwas mit dem Pusteblumenwunsch zu tun, den Polli und Luk gestern in dem Schulgarten ausgesprochen hatten?
Insgesamt sind es siebzehn Kapitel, die sich einzeln lesen oder vorlesen lassen. Nicht nur die Gestaltung des Covers ist bezaubernd, auch die Innenillustrationen. Das Hardcover ist aus guter Qualität. Es eignet sich so gut zum Vorlesen als auch selbst. Der Schreibstil entspricht ungefähr dem angegebenen Lesealter.Ich habe mich vom ersten Moment rundum wohl gefühlt mit der Geschichte und eine bezaubernde Lesezeit verbracht.
"Lowinda Löwenzahn und die magische Pusteblume" ist eine sehr schöne Kindergeschichte - für Jung und Alt. Was alles genau die Feen und Kinder erleben, möchte ich hier so nicht weiter spoilern. Nachzulesen in der Verlagsinfo. Es ist eines der Kinderbücher, die einfach nur Freude bereiten.

Bewertung vom 14.03.2022
Future Fairy Tales - Geschichten aus einer anderen Welt
Rahlens, Holly-Jane

Future Fairy Tales - Geschichten aus einer anderen Welt


ausgezeichnet

Bist du das Märchenbuch, das nie zu Ende geht?
Kinder und Märchen sind unzertrennlich. Egal welche Entwicklungen die Zeit hervorbringen, es ist immer Platz für Fantasie. Geschichten werden seit Generationen erzählt, aufgeschrieben.
"Future Fairy Tales - Geschichten aus einer anderen Welt" von der Autorin Holly-Jane Rahlens erzählt alte Märchen im Märchenbuch neu verpackt. Denn dieses Buch ist geschrieben in ferner Zukunft, genauer gesagt in 2440. Zu der Zeit gedruckte Bücher - unbekannt. Grund zur Herausgabe des Buches war das Jubiläum "1000 Jahre Gutenbergpresse". In dem Vorwort erklärt die Direktorin des Europäischen Kulturrats, Raleigh-Joya Hada, dass schon vor Hunderte von Jahren "Future Fairy Tales" mit Märchen der Gebrüder Grimm erschienen. Jetzt, im 25. Jahrhundert, hat man es ins Deutsche übertragen, eine der toten Sprachen.
Die zehn Märchen haben alle einen neuen Titel erhalten, darunter der alte vorgegebene. Z. B.: "Der Spuk im Bed & Breakfast" ► "Hänsel und Gretel ◄
Wer die bisher erschienenen Bücher der Autorin Holly-Jane Rahlens kennt, weiß hier wartet wieder etwas ganz Großes auf den Leser. Am Ende findet sich dann auch noch eine Leseprobe zu "Everlasting" ♥ Die Menschheit wude vom Dark Winter überrascht. Es bildeten sich andere Kolonien, so wie die Foresters. Doch nie hat Rahlens den Bezug zur "alten Heimat" verloren - die Ostseeküste mit ihren Orten und Städten. Jedes der alten Märchen ist der neuen Zeit angepasst und werden ergänzt durch z.B. Gedichte oder kleine Geschichten usw.
Die Märchenwelt ist groß und voller Zauber und Wunder. Wer sich mit Märchen beschäftigt, begibt sich auf Spurensuche. Holly-Jane Rahlens ist eine so großartige "Märchenerzählerin", deren Sprache in unserem Innersten Bilder wach ruft, unsere Träume und Phantasie zum Leben erweckt.
Jede der Geschichten liest sich flüssig und es wird nicht langweilig. Die wunderbaren ganzseitigen Illustrationen, sehr ansprechend.

Bewertung vom 01.03.2022
Esthers Verschwinden
Balson, Ronald H.

Esthers Verschwinden


ausgezeichnet

Als die 6. US-Panzerdivision im April 1945 das Lager Buchenwald erreicht, werden die Soldaten mit Bildern konfrontiert, die sie ihr Leben lang nicht vergessen werden. Einer der Insassen macht den Soldaten verständlich, dass es noch einen Kinderblock gebe. Dort müssten sich so um die tausend Kinder aufhalten, unter anderem auch sein Sohn Isaak. Er selbst hieße Eli Rosen.
Der unsägliche Krieg war beendet. Doch das Leid noch nicht. Viele der befreiten Juden suchten den Schutz bei der US-Army. In dem DP Lager Föhrenwald waren auch Eli und Isaak untergekommen. Dort ging ein Gerücht um, dass es jemanden gebe, der Visa verkaufe, so dass man schneller einwandern könne. Eli hört davon und das der Name des Mannes wohl Max sei. Und diesen hatte Eli in schlechter Erinnerung, hatte dieser doch damals in Lublin sein Versprechen nicht gehalten.
Dort besaß die Familie Rosen eine Baufirma. 1939 Deutschland hat Polen den Krieg erklärt. Die Familie Rosen waren Juden, wie so viele Bewohner in Lublin. Elis Frau Esther macht immer wieder klar, dass sie von hier fort müssten. Doch nun war es zu spät. Die deutschen Soldaten marschierten in Lublin ein. Und alle jüdischen Bewohner mussten in das ärmste Viertel umziehen.
Nach Ende des I. Teils habe ich erst einmal eine kleine Pause eingelegt. Die Geschichte bis dorthin zu lesen, hatte mich ziemlich aufgewühlt. Wozu der Mensch doch fähig ist, grausam. Ich werde so nichts weiter von der Handlung spoilern.
Der II. Teil setzt sich im Mai 1965 in den USA, Chicago, Albany Park, fort. Dort bezieht Eli Rosen eine Wohnung bei Ruth Gold. Er arbeite für die Regierung, gab er ihr an. Die meisten Einwohner in Albany Park waren aus Europa eingewandert. Hier nun wird Eli mit einer Journalistin einem Komplott versuchen auf die Spur zu kommen. Es ist die Zeit des Vietnamkriegs. Und er wird auf einen alten Bekannten stoßen, Max. Der Mann, dem er so blind vertraut hatte und dieser letztendlich sein Versprechen nicht gehalten hatte. Seine Familie zu schützen, das wollte Max. Aber Esther war seit 1942 verschwunden.
Auf drei Zeitebenen wird die Geschichte um die Familie Rosen erzählt. Hier wird die dunkelste Geschichte Deutschland klar und bildhaft dargestellt, wobei die einzelönen Charaktere zwar gut aufgestellt sind, aber dennoch nicht die Geschichte überlagern.
In dem ganzen Roman erkennt man die exzellente Recherche des Autors. Gerade die aufgenommenen Themen benötigen keine Hervorhebung der Protagonisten, die das alles überlagern. Sie sind so eingebaut, dass es im Gesamtpaket eine spannende Geschichte gibt.
"Esthers Verschwinden" ist ein weiterer Roman aus der Feder des Autors Ronald H. Balson, den ich gelesen habe. Und es war nicht nur das Cover, auf welches ich aufmerksam wurde, auch der Infotext. Es hat mich überzeugt durch den Schreibstil, der Erzählweise, der akribischen Recherche, allein schon durch die Themen. Ich selbst musste doch ab und an eine Pause einlegen, um das Gelesene sacken zu lassen. Auch wenn es zeitweise keine leichte Kost ist, gebe ich meine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.02.2022
Das Versprechen
Saberton, Ruth

Das Versprechen


ausgezeichnet

Mit Zitaten Spoiler
Wenn du deinem Seelenverwandten begegnest, ist Zeit bedeutungslos.
In den 40iger Jahren d. verg. Jh. in Pencallyn, einem alten Fischerdorf in Cornwall. Dort sind seit längerer Zeit schon die Alliierten stationiert. Und dort lebt auch die junge Esther Kellow. Sie lernt den US Soldaten Jacob Miller kennen.
Zitat S. 7 Dieser Mann war tief in ihre Seele eingedrungen und würde dort für alle Zeit verwurzelt sein, was auch geschähe.
In der Gegenwart muss sich die Schriftstellerin Nell mit dem Nachlass ihres Vaters beschäftigen, der vor acht Wochen verstorben war. Sie kommt mit all dem schlecht zurecht. Ihren Ex um Hilfe bitten. Nein. Letztendlich ist es ihre Freundin Lou, die ihr den Rat gibt, wenn sie mit allem fertig ist, eine Auszeit zu nehmen. Beim Aufräumen findet Nell einen versteckten Briefumschlag.
Pencallyn: Estelle, inzwischen 95 Jahre, hat mit beginnender Demenz zu kämpfen. Und dennoch lebt sie weiter in ihrem Haus. Die vielen Erinnerungen an die Vergangenheit holen sie immer wieder ein. Der geheimnisvolle Garten mit der Sonnenuhr, an dem sie mit Evi einen Blutschwur abgelegt hatte.
Evi war in den Kriegsjahren aus London evakuiert worden und bei den Kellows untergebracht. Estelle und Evi wurden Freundinnen. Immer füreinander da zu sein.
Durch die Fotos in dem Briefumschlag begibt sich Nell auf die Reise nach Pencallyn, um zu erfahren, was es damit auf sich hat. Der abgebildete Soldat hatte so viel Ähnlichkeit mit ihrem Vater. Doch dieser wußte nichts von seiner Herkunft, denn er war adoptiert worden. Ein dunkelhäutiger Soldat und ein weißes Mädchen?
Zitat S. 11 Heute, morgen und für alle Zeit. Dies war der Schwur, der sie für immer aneinander band.
Zitat S. 8 Sie hatte ihr Leben lang auf ihn gewartet, und nachdem sie sich gefunden hatten, war nichts anderes mehr von Bedeutung.

Zur damaligen Zeit unmöglich. Denn die Vorurteile waren da. Auch innerhalb der Truppe.
Dieser Roman wird wechselnd von Nell und Estelle erzählt. In der Vergangenheit von Estelle erfährt der Leser sehr über das Wirken und den Einfluss des Kriegsgeschehen. Es verändert nicht nur das Leben der Menschen, auch hat es Auswirkungen auf die Landschaft.
Diese intensiven Erinnerungen von Estelle sind fesselnd geschrieben. Die zeitweise harte Brutalität des Krieges spürbar. Gleichzeitig bringt die Autorin immer wieder die kornische Magie, ihre Hinweise auf Mythen und Legenden mit ein. Estelle war einmal sehr berühmt gewesen, denn ihr Buch "Der geheimnisvolle Garten" war sehr bekannt geworden. Es war der verwunschene Garten, der sich auf ihrem Anwesen befand.
Da wäre dann noch Josh, der Sohn des Nachbarn. Er kümmert sich um Garten von Estelle in seiner Freizeit. Nur zu gern würde er den verwilderten Garten wieder zu Leben erwecken.
Die Charaktere Estelle ist eine starke Persönlichkeit. Auch wenn sie immer wieder mal ihre Aussetzer hat, zeigt sie sich unabhängig, schlagfertig mit Worten.
Fakt ist, dass die Autorin sehr gut die beiden Geschichten der Frauen miteinander verwoben hat. Mit ihren Lebendigen Beschreibungen ist hier die Vergangenheit lebendig geworden. "Das Versprechen" ist mehr als eine unterhaltsame, fesselnde Geschichte, mit unerwrateten Wendungen.
Liebe, Hoffnung, Glaube, Kraft, lebe dein Leben und stehe dazu, denn es ist dein Leben, das lebst nur du.

Bewertung vom 13.02.2022
Die Verwegene
Leonard, Charlotte

Die Verwegene


ausgezeichnet

David R. Hughes war noch sehr jung, als er Hedy Lamarr in dem Film "Algiers" sieht und sich in diese Schönheit "verliebt". Als die Zeit des Internets begann, war es diese neue Technik, die ihn begeisterte. Und dabei eine überraschende Entdeckung macht. Hedy Lamarr war nicht nur die "schönste Frau der Welt", sondern auch eine der klügsten Frauen. Doch niemand wusste von ihrem Patent für ein geheimes Kommunikationssystem, welches aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammte. So hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, dass Hedy Lamarr endlich die Anerkennung, den Respekt erhielt, der ihr zustand.
Wien, 1933. Hier lebte die achtzehnjährige Hedy Kiesler mit ihren Eltern. Schon früh förderte ihr Vater ihre Neugier an Technik und versuchte, ihren Wissensdurst zu stillen. Endlich hatte sie es geschafft und durfte als Sissi am Theater spielen. Seit geraumer Zeit erhielt sie von einem Unbekannten nach den Vorstellungen Blumen in ihre Garderobe. Bis er sich dann eines Tages selbst vorstellt. Franz Mandl, dem eine der größten Waffenfabriken gehörte. Der Dreiunddreißigjährige kommt gleich zur Sache und macht ihr einen Heiratsantrag. Wenige Monate später heiraten sie. Die Handlung setzt sich nunmehr drei Jahre später fort. Fritz ist sehr besitzergreifend, Hedy für ihn ein Ausstellungsstück. Sie wird auf Schritt und Tritt bewacht und ihr Wunsch auf Freiheit immer stärker. Ihre Anwesenheit an den Abendgesellschaften werden sich für sie in späterer Zukunft als nützlich herausstellen. Männer, deren Gespräche sich um Waffentechnik, U-Boote u.a. drehten. Wie Technik funktionierte, das war es, was Hedy schon immer interessierte. Und so plant sie ihre Flucht, die ihr dann 1937 gelingt. Über Paris geht es von da aus nach London. Hier trifft sie auf den MGM Boss Louis B. Mayer. Doch der zeigt kein Interesse. Und dennoch, Hedy setzt alles auf eine Kartte und fährt auf dem gleichen Schiff wie Mayer nach Amerika.
In der folgenden Handlung wird die Hedy Lamarr gezeigt, hin und hergerissen, umschwärmt von den Männern. Bei allen Hoch und Tiefs sie lässt sich nicht unterkriegen.
Auch die Sorge um ihre Mutter wird immer wieder geschildert. Der Vater war ja noch vor ihrer Flucht gestorben. Die Familie war jüdischen Glauben. Hedy war dann wegen der Heirat zum katholischen Glauben übergetreten.
Die Zeiten in Europa, die Judenhetze, die Nazis, es trieb Hedy an und ihr Erfindergeist lief auch Hochtouren, um eine Waffe zu erfinden, die die Nazis vernichteten. An ihrer Seite George Antheil, Komponist. Sie hatten per Zufall zueinander gefunden. Und so kommen sie auf das Verfahren, was sich Frequenzsprungverfahren nennt. Es wird einmal die Grundlage des Bluetooth. Sie erhält auch das Patent dafür.
Die Autorin hat mit ihrem Roman "Die Verwegene" - Hedy Lamarr - ein wahres Stück Geschichte wieder lebendig gemacht. Hollywoods Glamour und Glitzer, es gibt etliche Namen, wo man sogleich ein Bild vor Augen hat. Das Buch hatte mich in seinen Bann gezogen. Was für eine großartige Frau.
Ein großes Dankeschön geht an die Autorin für ihre Leidenschaft zu Hollywoodfilmen und dem Interesse an Lebenswegen mutiger, und oft von ihrem Umfeld verkannter Frauen. Ohne Charlotte Leonard, aka Christiane Lind, hätte ich nichts von diesem Stück Zeitgeschichte erfahren.
Für mich ist "Die Verwegene" ein absolutes Lesehighlight und natürlich gibt es meine Leseempfehlung für alle, die gern interessante Lebensgeschichten starker Frauen (und wohl auch vergessener) lesen. Alle anderen natürlich auch ☺

Bewertung vom 03.02.2022
Das Leben in unseren Händen
Neiss, Eva

Das Leben in unseren Händen


ausgezeichnet

Ellis Island, New York, im Mai 1939. Vor gut sechs Wochen waren die Schwestern Hannah und Ada Rosenbaum mit dem Schiff aus Deutschland angekommen. Noch immer saßen sie hier fest und warteten darauf, dass sie die Insel verlassen und ein neues Leben anfangen konnten. Aus ihrer Heimatstadt vertrieben, in Frankfurt bei Verwandten untergekommen, hatte der Vater für sie alle die Auswanderung beschlossen und sich gekümmert. Doch durch Umstände konnten sie nicht gemeinsam auf einem Schiff reisen. Die Eltern mit dem jüngeren Bruder Rudi würden nachkommen. Ada ist schwanger, was sie aber verheimlichen. Denn dann könnte sie nicht in die USA einreisen. Hannah ist gelernte Krankenschwester und wollte später Ärztin werden. Ada liebte das Leben. Auf dem Papier waren sie Juden, aber dennoch getauft. Endlich wurden sie von Judith, die Schwester ihres Vaters, und ihrem Mann abgeholt. Und bei Ada setzen die Wehen ein. Zu früh. Im Krankenhaus wird dem Würmchen keine Lebenschance eingeräumt. Doch Hannah erhält den Tip von einer Schwester, dass es einen Arzt gäbe, der sich um Frühchen kümmere, Dr. Couney. Hier wird Sarah, so heißt die Kleine, hingebracht. Jeden Tag fährt Hannah dort hin, während Ada keinerlei Interesse an ihrem Baby zeigt. Ab hier beginnt der Blick in das Wirken des Dr. Couney, der ein Pionier in der Frühgeborenenmedizin ist. Sein Wirken rettet viele dieser Kleinen. Aber es werden auch die Schwierigkeiten, finanziell und so, aufgezeigt. Bei Dr. Couney lernt Hannah Nathan kennen, der dort als Doktor arbeitet. Er steht ihr zur Seite, und bestärkt sie darin, ihren Traum Ärztin zu werden nicht aus den Augen zu verlieren.
Ada geht ihren Weg und nimmt Hannah ein Versprechen ab. So wird Sarah Hannahs Tochter. Das Leben bei der Tante und dem Onkel ist nicht einfach, aber sie arrangieren sich. Gleichzeitig ist das Schicksal der Eltern und von Rudi offen. Diese waren auf der St. Louis. Kuba verwehrte die Einreise und letztendlich kehrte das Schiff nach Europa zurück, wo es in Antwerpen anlegte. Vielleicht habt ihr ja den Film gesehen. Mich hat dieser tief berührt.
Auch wenn sie beide Schwestern ein neues Leben aufbauten, das Hoffen und Bangen um die Zurückgebliebenen bleibt. Es ist nicht nur die fiktive Geschichte um Hannah und Ada, die fesselnd geschrieben ist. Da ist dieser wunderbare Dr. Couney, von dem ich so vorher nichts wußte, dessen Handeln und Wirken um die Frühgeborenen ein maßgeblicher Wegbereiter in die Zukunft der Neonatologie ist. Die medizinischen Fakten all das war hochinteressant geschrieben und zu lesen.
Hannah und Ada, zwei so unterschiedliche Schwestern, aber dennoch immer miteinander verbunden.
Oft ist es das Cover, was den Blick auf das Buch lenkt. Wie auch in diesem Fall. Der Klappentext verstärkt den Entschluss, diesen Roman zu lesen.
"Das Leben in unseren Händen" - eine Reise in die Vergangenheit. Themen wie (mal wieder) die Judenverfolgung, Auswanderung, Ausgrenzung, und dann Dr. Couney, der über 50 Jahre seines Lebens der Rettung von Frühgeborenen widmete. Ich gehe bewusst nicht zu intensiv auf die Geschichte ein. Das Buch überzeugt durch all die Themen mit dem historischen Hintergrund und so gebe ich meine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.02.2022
Zu neuen Ufern / Die Eisbaronin Bd.3
Vosseler, Nicole C.

Zu neuen Ufern / Die Eisbaronin Bd.3


ausgezeichnet

"Zu neuen Ufern" ist der Abschlussband zur "Eisbaronin"-Saga. Es ist das Jahr 1867. Die Familien und Angestellten begleiten Thilo Petersen auf seinen letzten Weg. Zweiundsechzig Jahre war er geworden und davon gut dreißig mit Katjy, der Eisbaronin, verheiratet. Kinder hatten sie keine, aber die Tochter von Thilos Bruder Christian, Cathrin, wuchs bei ihnen auf. Nach Thilos Tod hält Katya mit seinen Anteilen die Hälfte der Firma Petersen & Voronin. Sehr zum Verdruss der anderen. Katyas Bruder Grischa erhält überraschenden Besuch, der sich als sein leiblicher Sohn Jakob vorstellt. Mit ihren fast fünfundzwanzig Jahren war Cathrin sehr an der Firma interessiert und wollte dort arbeiten. Doch wie so oft auch hier das alte Denken: In der Welt der Kaufleute ist kein Platz für Frauen. Das Katya eine Ausnahme war, und warum das so ist, kann man gut aus den vorherigen Bänden lesen.
Ansich wollte Grischas Sohn Jakob nur Unterstützung von seinem Vater. Er hatte vor nach Amerika auszuwandern. Doch aus seinem Zwischenstopp wird ein längerer Aufenthalt und so lernt er erst einmal das geschäftliche in der Firma. Irgendwann stellen Cathrin und Jakob fest, dass sie auf einer Linie fahren. Und dass das Unternehmen neue Wege gehen musste, um sich zu halten. Da sich Katya nach dem Tod von Thilo mehr denn je aus der Firma zurückzieht und in ihre Eiswelt entflieht, kommt nun die junge Generation an die Führung. Der Tod von Christians Frau führt dazu, dass er für lange Zeit sich in die Welt der Seen und Berge zurückzieht. Einschneidende Ereignisse führen dazu, dass auch Jakob sich dorthin begibt.
Die einzelnen Teile beginnen wie schon bekannt aus den ersten beiden Bänden mit einem Wort zu Eis/Schnee. Wie z.B. Nilas, was russisch ist. Es ist eine dünne Eisschicht, die sich auf einer absolut stillen Meeresoberfläche bildet. Nilas = Streifen.
Zitat
In diesem Band sind zwar Cathrin als auch Jakob die hauptsächlichen Protagonisten, aber die wesentlichen Familienmitglieder werden mit ihrem Leben sehr gut eingebunden. So lässt sich die Geschichte flüssig lesen.
Gefangen in dem Zauber der Worte, der hier gewählte Sprachstil hat mich berührt. Sie hat einen ausgeprägten Schreibstil, gefühlvoll als auch bildhaft.
Zitat S. 48
Ein mathischer Ort, der nur noch größere Begehrlichkeiten weckte. ... Nirgendwo konnte man der Ewigkeit so nahe sein. Vielleicht war es das, was sie alle wie magnetisch dorthin zog. Das Wissen, das der Nordpol ein Ort jenseits der Zeit war.
Was vor vierzig Jahren begann, als Katya ihrem Bruder Grischa von Russland aus nach Hamburg folgte, mit diesem Band schließt sich der Kreis.
Zitat S. 114
Vierzig Jahre, in denen sich zerstörte Träume und Hoffnungen und verletzte Gefühle aufgehäuft hatten. Eine Last, die für mehr als ein Menschenleben gereicht hätte und ausgehärtet war wie ein Gletscher.
Jetzt war es an der Zeit Platz zu machen für die jungen Leute mit ihren wachen Sinnen und ihrem neugierigen Verstand.
Es macht mich schon ein bisschen wehmütig, dass "Die Eisbaronin" mit "Zu neuen Ufern" endet.
Habe ich euch zu wenig von der Handlung, von den Charaktere erzählt? Das macht nichts. Ich kann euch nur raten, das Buch zu lesen

Bewertung vom 01.02.2022
Der Stoff der Träume
Robson, Jennifer

Der Stoff der Träume


ausgezeichnet

Ann war vierzehn, als sie ihre Lehrstelle als Stickerin bei Hartnell in London beginnt. Elf Jahre ist sie nunmehr hier und hatte auch schon Kleidungsstücke für die Königin bestickt. Hartnell gehörte zu den berühmtesten Modeschöpfern Englands. Die Nachkriegszeit war geprägt von Entbehrungen. Lebensmittel knapp. Ann lebte zusammen mit ihrer Schwägerin Milly in einem kleinen Haus am Rand von London. Anns Bruder Frank, Millys Mann, war bei Auswirkungen eines Luftangriffs ums Leben gekommen.
Im März 1947 kommt die junge Frau Miriam Dassin in London an; direkt aus Paris, Frankreich. Sie hatte Gründe, in einem anderen Land neu anzufangen. Miriam war mit Catherine befreundet, der Schwester von Christian Dior. Von ihm erhält sie ein Empfehlungsschreiben und eine Liste, wo sie sich bewerben kann. Denn Miriam war eine ausgezeichnete Stickerin. Vor allem empfiehlt er ihr, sie solle unbedingt bei Monsieur Norman Hartnell vorstellig werden. Nach einer gewissen Zeit gelingt es Miriam, allein schon durch ihr Auftreten, direkt zu Hartnell vorzudringen. Sie wird genommen und mit Ann zusammen arbeiten. Als die Schwägerin Milly nach Kanada zu ihren Brüdern auswandert, zieht Miriam bei Ann ein.
Mitte März 2016 in Toronto, Kanada. Mitten beim Einkauf erhält Heather die Nachricht, dass ihre Grandma verstorben ist. Im Nachlass findet sich eine Kiste mit dem Vermerk: für Heather. Was sie darin finden, lässt sie extrem erstaunen. Satinstoff bestickt mit Blüten und einem Monogramm. Und noch zwei weitere kleine Stickarbeiten, eingeschlagen in Seidenpapier sowie ein Foto.
Warum aber war ihre Großmutter aus London hierher nach Kanada gezogen? Auch Heathers Mutter kann keine klaren Aussagen machen. Denn über die damalige Zeit hatte die Großmutter geschwiegen. Und nun diese geheimnisvolle Kiste. Sollte Heather das Geheimnis lüften? In folgenden Recherchen zeigt sich, dass von Nan keine Geburts- als auch Heiratsurkunden vorhanden ist. Doch es finden sich weitere Fotos.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. So sind es Ann und Miriam, die aus der Zeit 1947 erzählen. In der Gegenwart nimmt Heather den Leser mit auf eine interessante Recherchereise. So steht die anstehende Hochzeit der Prinzessin Elisabeth eine große Rolle, denn Hartnell fertigt das Brautkleid. Ann und Miriam arbeiten als Stickerinnen daran. Diese Arbeit wird bildhaft beschrieben. Eine herausragende Nebencharaktere bei Hartnell ist Miss Duley. Sie leitet die Stickerei.
Dass hinter der Aufmerksamkeit eines Mannes zu Ann, seinem Liebeswerben, ein Plan steckt, zeigt sich und bleibt für Ann nicht ohne Folgen. Schwanger verlässt sie England und geht nach Kanada.
Die Charaktere Ann und Miriam sind zwei starke Frauen, auch wenn es bei manchem vielleicht zu blass herüber kommt. Man kann das schon spüren, welche Verbundenheit die beiden Freundinnen verbindet. Bei Miriam, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hat, doch ihre Familie nicht, den Holocaust vergessen, taucht aber immer wieder in ihren Erzählungen auf.
Das Cover ist ansprechend wie auch der Klappentext. So war es eine interessante und auch informative Lesereise. Jennifer Robson schreibt zum Ende einen ausführlichen Bericht "Über das Buch - Geschlossene Türen und offene Fenster". Wirklich hochinteressant!