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Benutzername: 
tstone
Wohnort: 
Landau

Bewertungen

Insgesamt 88 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2022
Die Meerjungfrau von Black Conch
Roffey, Monique

Die Meerjungfrau von Black Conch


sehr gut

Die karibische Undine

Ich fange mal mit den "Äußerlichkeiten" an: Papier, Schutzumschlag und farbliche Gestaltung machen es zu einem Vergnügen, das Buch in die Hand zu nehmen.

Die Geschichte selbst ist eine neue Variante der ewig jungen Geschichte einer Meerjungfrau, die unter Menschen lebt. Vieles ist dabei neu und originell: eine mehrfache "Hin- und Her" Verwandlung. Auch die Aspekte des Einflusses von Umwelt und Mitmenschen auf die eigene Person spielen eine große Rolle und auch der Feminismus mit vielen verschiedenen Aspekten wird betrachtet. Und zwar nicht unkritisch, sondern durchaus mit einer guten Prise Humor und Ironie.

Das Ganze ist sehr kurzweilig geschrieben, besonders interessant sind die verschiedenen Sprachebenen: Die "normale" Erzählsprache, die Gedichtform für die Gedanken der Meerjungfrau und der karibische Dialekt in der wörtlichen Rede. Da hat die Übersetzerin tolle Arbeit geleistet, Kompliment!!!

Bewertung vom 09.09.2022
Kerl aus Koks
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


sehr gut

Überraschung

Wie wahrscheinlich die meisten kannte ich Michael Brandner "nur" als Schauspieler und war insofern überrascht, ihn jetzt als Buchautor zu entdecken. Aber die Entdeckung hat sich gelohnt: Sein "alter ego" Paul Brenner auf seinem Lebensweg durch unterschiedliche Stationen zu begleiten macht viel (Lese-) Freude und stimmt fröhlich und optimistisch. Hier ist ein echter Lebenskünstler unterwegs, der aus allem das Beste macht, in den Menschen, denen er begegnet zuerst das Positive sieht und niemandem ernsthaften Groll entgegenbringen kann. Der Schreibstil ist authentisch und macht ebenfalls viel Spaß. Einziges Manko (deswegen "nur" vier Sterne): Die Schilderung der zweiten Hälfte seines Lebens gerät an manchen Stellen doch sehr kurz, und einige der im Klappentext erwähnten Stationen wurden ganz ausgelassen. Aber vielleicht gibt es ja einen zweiten Band? Würde mich freuen!

Bewertung vom 25.08.2022
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


ausgezeichnet

Lebendige (Familien-) Geschichte

Schon das Cover macht nachdenklich (im Laufe des Buches erfährt man, was es damit auf sich hat). Und die Lebensgeschichte Isidors (dem Großonkel der Autorin) macht es erst recht. Faszinierend und beklemmend zugleich: ein steiler Aufstieg in die großbürgerliche Gesellschaft Wiens am Anfang des 20. Jahrhunderts. Und dann innerhalb weniger Jahre, fast sind es nur Monate, der totale "Absturz" (eigentlich ist das Wort viel zu harmlos, aber passende Ausdrücke für das Geschehen zu finden, fällt schwer), der zum Verlust von Status, Vermögen, Familie und letztlich des Lebens führt. Und dieses Schicksal ist nur eines von Millionen....
Nun aber zum literarischen Aspekt: Die Autorin versteht es authentisch zu erzählen, niemand wird glorifiziert oder verteufelt, und bei aller Tragik macht es Vergnügen, dieses Buch zu lesen. Sehr beeindruckend und eine absolute Leseempfehlung!!

Bewertung vom 22.08.2022
Vega - Der Wind in meinen Händen
Perko, Marion

Vega - Der Wind in meinen Händen


gut

Neue Reihe

Das Cover und der Einband sind sehr schön gestaltet, man hält das Buch sehr gerne in der Hand. Die Story selber fängt ebenfalls sehr vielversprechend an, eine "echte" Regenmacherin inmitten von Firmen, die das Kleinklima mit konventionellen Methoden (Chemie und Drohnen) bearbeiten, interessanter Gedanke.
Insofern habe ich mich auf den Fortgang der Geschichte gefreut, wurde aber leider ein wenig enttäuscht. Es zieht sich alles ein wenig, auch den Erzählstil finde ich recht kompliziert, das macht es nicht immer leicht, dem Fortgang der Handlung zu folgen. Dazu kommt dann noch die "Frau zwischen zwei Männern" Geschichte, die einige Wendungen aufzuweisen hat, aber nicht wirklich überzeugt.

Fazit: Gute Grundidee, aber nur bedingt gut umgesetzt. Spaß hat die Lektüre dennoch gemacht, und bald gibt es ja einen zweiten Band.

Bewertung vom 15.08.2022
Die Passage nach Maskat
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


ausgezeichnet

1929

Schon das sehr gelungene Cover macht Lust auf das Buch. Dieses besticht dann vor allem mit einer wunderbar bildhaften Sprache und einer authentischen Schilderung von Schauplätzen, Personen und Zeitgeist. Ein echtes Lesevergnügen, das den Leser mit in die Welt der 1920er Jahre nimmt. Fast zwangsläufig entdeckt man dort Parallelen zur heutigen Gesellschaft der 2020er und hofft, dass die Warnzeichen diesmal früher erkannt werden…
Die Story selbst hat ihren Mittelpunkt in der Person des Fotoreporters Theodor Jung, seiner Frau und deren Familie. Sie treten eine Schiffsreise in den Oman an, in deren Verlauf sie auf allerlei unterschiedliche Charaktere treffen, vom Berliner Gangster bis hin zur skandalumwitternden Nackttänzerin sind alle dabei und tragen zur faszinierenden Atmosphäre bei.
Der Plot der Kriminalgeschichte (das Verschwinden von Theos Frau) gerät dabei fast zur Nebensache und gehört auch nicht zu den Stärken des Buches. Die dadurch erzeugte Spannung lässt im Verlauf des Buches merklich nach, und die Auflösung ist auch nur bedingt schlüssig. Das tut dem positiven Gesamteindruck jedoch kaum Abbruch, eindeutige Leseempfehlung!!

Bewertung vom 15.08.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


sehr gut

Beutekunst

Das neunte Gemälde – was hat es damit auf sich?
Das zeigt sich im Laufe einer Geschichte, die sich auf drei zeitlichen Ebenen bewegt: in den 1940er, im Jahr 1966 und in der Gegenwart (im Buch ist das das Jahr 2016). Im Mittelpunkt der Story steht der Kunstexperte Lennart Lomberg, in seinem Umfeld bewegen sich alle relevanten Personen und Handlungen. Und alles und jeder steht miteinander in Verbindung, und zwar über alle Zeithorizonte hinweg. Das trägt dazu bei, dass es nicht immer ganz einfach ist, allen Wendungen und Zusammenhängen zu folgen, aber dennoch ist es eine faszinierende Handlung, die nie langweilig wird.
Dazu lernt der Leser noch einiges über Kunstgeschichte, speziell über den Expressionismus. Alles in allem ein vielversprechendes Erstlingswerk, man darf gespannt auf den zweiten Fall von Lennart Lomberg warten.

Bewertung vom 27.07.2022
Im Feuer / Lilly Hed Bd.1
Ericson, Pernilla

Im Feuer / Lilly Hed Bd.1


ausgezeichnet

Neu aus Schweden

Schon das Cover beeindruckt und macht Lust auf das Buch. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Die Autorin findet die richtige Mischung zwischen spannender Geschichte, persönlichen Verstrickungen und Rückblicken in die Vergangenheit. Das aktuelle Thema des Klimawandels mit seinen Folgen wie Rekordsommer und Brände spielt ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle und ist gut "eingebaut".
Die Story selber ist spannend, gut erzählt und lässt einen bis zum Schluss im Unklaren darüber, wer denn nun der Täter ist. Die Auflösung ist dann zwar überraschend, aber wenn man die Geschichte noch einmal Revue passieren nicht unlogisch. Und für Lilly Hed gibt es sogar noch so etwas wie ein kleines persönliches Happy End.
Insgesamt ein sehr beeindruckender Einstieg in eine neue Reihe. Ich hoffe auf viele Fortsetzungsbände (die Leseprobe für den ersten gibt es ja schon..)

Bewertung vom 23.06.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Zeitlos

Das Original ist fast 60 Jahre alt, wahrscheinlich bei vielen in Vergessenheit geraten, aber (fast) jeder kennt den Film mit David Bowie.

Das Buch hat dennoch nichts von seiner Faszination eingebüßt, und schon gar nichts von seiner Aktualität. Beklemmend, welche Entwicklungen der Autor damals schon vorhergesehen hat, und wie akribisch er die Gründe dafür beschreibt, warum Menschen so sind wie sie sind und wie sie deshalb ihre Lebensgrundlage zu Grunde richten. Über allem steht die Frage, was eigentlich "Intelligenz" und "Menschsein" ausmacht. Eine wirkliche Antwort gibt es nicht, aber sehr viele Ansätze, die nachdenklich machen. Dazu kommt das Lesevergnügen nicht zu kurz, die Geschichte ist spannend und die Neuübersetzung brillant.

Pflichtlektüre für viele: Alle, die vielschichtige Literatur lieben, alle Geschichts-, Politik-, Philosophie- und Anglistikstudenten.

Bewertung vom 17.05.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


gut

Aktuelle Themen

Das Buch greift zwei aktuelle Themen auf: Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen durch die Menschen und der Kampf der drei Großmächte um die wirtschaftliche Vorherrschaft in der Arktis. Dazu ein paar glaubwürdige Hauptfiguren aus verschiedenen Welten, die sich auch persönlich näherkommen.

Es stehen also alle "Zutaten" für einen tollen Thriller bereit. Die Story fängt auch toll an, kann dieses Niveau aber leider nicht ganz halten. Irgendwie ist alles ein wenig zu dick aufgetragen, noch eine Verwicklung mehr, noch eine "dunkle Macht" die mitmischt. Es wird zwar nicht so komplex, dass man nicht mehr folgen kann und spannend bleibt es auch bis fast bis zum Schluss. Aber irgendwie war ich nach dem Beenden der Lektüre trotzdem ein wenig enttäuscht, 100 Seiten und ein paar Nebenäste weniger und das Ganze wäre deutlich runder gewesen.

Bewertung vom 09.05.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Grandios!

Fünf Sterne sind für dieses Buch definitiv mindestens zwei zu wenig!! Absolute Pflichtlektüre für: Alle, die Bücher lieben. Alle, die sich für Geschichte interessieren. Alle, die gerne ein liebevoll gestaltetes Buch in der Hand haben. Tbc.... Das Buch hält wissenschaftlichen Maßstäben stand (ein Quellenverzeichnis, das fast 60 (sechzig!) Seiten umfasst spricht für sich). Aber was natürlich über allem steht: Es macht unglaublichen Spaß, dieses Buch zu lesen und nebenbei seinen persönlichen Zitatenblock zu füllen. Ich habe irgendwann damit aufgehört, so viele sind es geworden. Das letzte Buch, an dem ich so viel Lesespaß hatte und gleichzeitig so viel gelernt habe ist lange, sehr lange her... (ungefähr 50 Jahre, ich verrate jetzt nicht, welches Buch das war, würde hier nur ablenken). Fazit: Kauft und lest dieses Buch!!!!!