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Bücherwurm

Bewertungen

Insgesamt 160 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2023
Mein schrecklich schönes Leben
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


gut

Cassandra befindet sich im Spektrum, weiß davon aber nichts. Seit sie denken kann, hat sie Schwierigkeiten, mit anderen Menschen umzugehen. Insbesondere fällt es ihr schwer, deren Emotionen zu deuten. Wenn sie sie wahrnimmt, sieht sie diese als Farben – jede Farbe ist jedoch bei jedem Menschen anders. So kann bei dem einen die Farbe Rot „Wut“ bedeuten, beim nächsten „Liebe“ oder auch „Neid“. Ihr Alltag wird damit zum Spießroutenlauf und oft tritt sie von einem Fettnäpfchen ins nächste. Das kommt weder bei ihrem aktuellen Lebenspartner, sondern auf ihrer Arbeit gut an – und so verliert sie an einem Tag sowohl ihren Job, als auch ihren Freund. Als sie am nächsten Morgen erwacht, ist es jedoch als sei nichts gewesen und sie erlebt den Tag als einziges Déja-vu: Denn sie verliert erneut ihren Job und ihr Freund Will macht wieder Schluss. Sie beginnt zu begreifen, dass sie Zeitreisen kann und versucht, dies als Chance zu begreifen.

Cassandra war für mich zunächst eine anstrengende Protagonistin, die ich eher bemitleidet habe. Ihre unbeholfene und zugleich direkte Art sorgte immer wieder für viele Missverständnisse und die Zeitreisen sorgten bei mir für einen nicht aufkommenden Lesefluss. Alles wirkte sehr chaotisch und ich hatte – wie die Protagonistin – Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten. Über den Roman hinweg machte Cassandra eine schöne Wandlung durch – sie lernte, mehr auf ihre Mitmenschen einzugehen und gleichzeitig für sich einzustehen. Sehr besonders fand ich die einfühlsame Darstellung der Protagonistin im Spektrum, das hat mir wirklich gut gefallen. Inhaltlich erschreckend empfand ich, wie ausgrenzend sich die meisten Figuren verhalten haben, wodurch Cassandra so überhaupt keine Chance hatte, sich einzufinden. Sicherlich ein trauriges Abbild der Realität. Dass Cassandra zudem erst mit Ü30 erfuhr, dass sie Autistin sei, fand ich doch recht überraschend und hoffe, dass im wahren Leben unsere Gesellschaft (insbesondere Kinderärzte, Erzieher, Lehrer) schon früher auf Menschen im Spektrum aufmerksam wird, um ihnen zu helfen und sie zu unterstützen.

Insgesamt fand ich den Roman wirklich interessant und ich wollte stets wissen wie es weiter geht. Nichtsdestotrotz war er mir durch die Zeitreisefähigkeit stellenweise zu chaotisch und ich hatte Schwierigkeiten, bei allem den Überblick zu behalten.

Bewertung vom 10.09.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


gut

"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" ist der erste Roman, den ich von der Autorin Doris Knecht gelesen habe. Ich wusste nicht so recht, was mich erwarten würde und bin auch hinterher gefühlt nicht viel schlauer geworden. Die Autorin hat einen einprägsamen, sehr angenehmen und melodischen Sprachstil, der mich sehr für sie eingenommen hat. Die Geschichte selbst wirkte auf mich jedoch eher wie ein Flickenteppich, bei dem die Protagonistin vergangene Erlebnisse und Erinnerungen aneinanderreiht. Ich konnte mich nicht so recht in sie hineinversetzen - vielleicht bin ich mit Anfang 30 auch noch zu jung dafür? - und die Figur selbst blieb für mich stets gesichtslos. Ihre Kinder und Mitmenschen hingegen wurden für mich sehr bildhaft dargestellt, zudem konnte ich einige Gedanken und Ängste der Protagonistin nachvollziehen. Insgesamt fand ich, dass es keine schlechte Geschichte war - aber so richtig fesseln konnte sie mich leider auch nicht.

Bewertung vom 10.09.2023
Rosenfluch / The Romeo & Juliet Society Bd.1
Schoder, Sabine

Rosenfluch / The Romeo & Juliet Society Bd.1


gut

"The Romeo&Juliet Society" ist Band 1 einer Romantasy-Trilogie der Autorin Sabine Schoder. In dieser wird der Klassiker Romeo&Julia von William Shakespeare in ein Fantasy-Gewand gehüllt: Auf den Häusern der Familien Montague und Capulet liegt seit jeher ein Fluch, bei dem alle 17 Jahre ein Liebespaar aus den beiden Häusern geopfert werden muss. Als die Protagonistin Joy erfährt, dass sie eine Nachfahrin von Julia Capulet ist, ist sie daher alles andere als begeistert. Kurzerhand wird sie an die Akademie entführt und darf sich keinesfalls in einen Montague verlieben, um nicht auf tragische Art und Weise geopfert zu werden. Gar nicht so leicht, denn die Fürsten beider Häuser sind äußerst charmant und das Komitee, das das tragische Liebespaar auswählt, wird schon bald auf Joy aufmerksam.

Mir hat die Idee eines Fantasy-Settings von Romeo und Julia sehr gut gefallen. Die Autorin hat einige nette Einfälle verarbeitet und Dank des einfachen, bildhaften Sprachstils kann man der Geschichte leicht folgen. Den Anfang rund um Joy Entführung und Eingewöhnung an der Akademie fand ich interessant gemacht und war deshalb sehr aufmerksam in der Geschichte. Danach verliert sich die Handlung leider ein bisschen zu sehr im Alltagsgeschehen und ist weniger fantasy-lastig. Vor allem Joys aufkeimende Gefühle den Fürsten gegenüber und die diversen Outfits werden thematisiert. Das mag die Zielgruppe erreichen, mich langweilte es jedoch eher und war mir zu simpel konstruiert. Es fehlte mir dabei auch am Worldbuilding und Fantasy-Fokus. Zum Ende hin wurde der Roman jedoch wieder deutlich spannender, der Cliffhanger endete sogar mit einem bösen Twist, den ich so nicht erwartet hatte. Ich warte deshalb gespannt auf den Folgeband und hoffe, dass der Fantasy- und Spannungsanteil wieder höher und der romantische etwas gedrosselt sein wird. Ich befürchte aber, dass es ein klassischer Jugend-Romantasy-Roman bleiben wird.

Bewertung vom 10.09.2023
Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?
Imlau, Nora

Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil?


sehr gut

Inhalt: Das kleine Krokodil Juli muss in den verschiedensten Situationen plötzlich weinen. Ob bei Wut, Freude oder Angst - es kann nichts dagegen tun, auch wenn es gar nicht weinen will. Kindgerecht wird für die Kleinsten aufgearbeitet, warum es wichtig ist, Gefühle zuzulassen und warum es in Ordnung ist, zu weinen. Begleitet wird dies von einfachen Reimen, die den Kindern vermitteln, was sie noch nicht in Worte fassen können. Ich hatte die Geschichte als Hörbuch, das sehr niedlich vertont wurde. Auch gibt die Autorin noch einen kurzen Überblick und Kommentar. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass das Bilderbuch für die Kleinsten noch adäquater und verständlicher ist. In jedem Fall ist dies eine niedliche Geschichte, die den kleinen Zuhörer lehrt, dass es in Ordnung und sogar sehr wichtig ist, auf seine Gefühle zu hören.

Bewertung vom 03.09.2023
Wir träumten vom Sommer
Rehn, Heidi

Wir träumten vom Sommer


gut

Amrei kehrt 1972 nach München zurück, um ihr Studium zu beenden und als Hostess bei den Olympischen Spielen zu arbeiten. Vor 2 Jahren hatte sie die Stadt überstürzt verlassen, um zu sich selbst zu finden, nachdem sie sich in zwei Männer verliebt hatte. Schon kurz nach ihrer Rückkehr trifft sie auf ihre alte Clique, denen auch ihre Verflossenen angehören: Der Künstler David und der Polizist Wastl. Erstaunlicherweise scheinen diese inzwischen miteinander befreundet zu sein und gemeinsam fiebern sie alle den kommenden Olympischen Spielen entgegen.

"Wir träumten vom Sommer" ist der erste Roman, den ich von der Autorin Heidi Rehn gelesen habe. Entgegen meiner Erwartungen ging es in diesem Roman vordergründig um die innere Zerrissenheit der Protagonistin Amrei, die sich in zwei Männer verliebt, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Eingebettet wurde das Liebes- Hin- und Her in das Gewand eines historischen Romans vor der Kulisse Münchens 1968 mit seinen Studentenprotesten und 1972 mit dem Attentat während der Olympischen Spiele. Ich hatte mir hierbei viele geschichtliche und politische Informationen und vielleicht sogar deren Aufarbeitung gewünscht. Leider bildeten sie jedoch nur grob den Rahmen, in dem der Liebesroman handelte. Für mich zog sich die Geschichte daher zu sehr dahin und ich war schnell genervt von der Hauptfigur, die sich nicht zwischen den beiden im Grunde ziemlich egoistischen Männern entscheiden kann. Einzig die Großtante von Amrei war für mich eine sehr herzige Figur mit Wiedererkennungswert, von der ich gerne mehr gelesen hätte. Mit großen Überraschungen konnte der Roman leider nicht aufwarten, auch der authentisch auf mich wirkende, aber betuliche Sprachstil, der der damaligen Zeit angepasst wurde, konnte mich nicht begeistern. Erst im letzten Viertel wurde es spannender rund um das Attentat, bei dem man um mehrere Figuren und deren Verbleib bangte. Insgesamt konnte der Roman mich aber leider nicht abholen und hätte meines Achtens durch Zusammenkürzen der Seitenanzahl deutlich dichter werden können.

Bewertung vom 01.09.2023
Cleopatra und Frankenstein
Mellors, Coco

Cleopatra und Frankenstein


gut

Durch Zufall lernen sich Cleo und Frank auf einer Silvesterfeier in New York kennen. Die beiden sind auf den ersten Blick schwer verliebt und können kaum die Finger voneinander lassen. Als die deutlich jüngere Cleo wegen ihres auslaufenden Visums kurz vor der Abschiebung steht, hält Frank aus einem Impuls heraus um ihre Hand an. So turbulent wie die beiden nun mal sind, üben sie in ihrem Liebestaumel auch einen gewaltigen Sog auf ihre Mitmenschen aus. Doch was so spaßig und leicht begann, mündet schon bald in einer dramatischen Abwärtsspirale, aus der Cleo und Frank verzweifelt versuchen müssen, sich zu retten.

Schon lange habe ich mich mit einer Rezension nicht mehr so schwer getan wie bei diesem Roman! Angekündigt als das große Highlight des Jahres 2023 war meine Messlatte zugegebenermaßen enorm hoch. Die Leseprobe, in der es um das Kennenlernen von Cleo und Frank geht, hatte es mir allerdings absolut angetan. Ein wunderbares, dichtes Geplänkel zwischen den beiden Hauptfiguren ließ mich beglückt eine Seite nach der nächsten verschlingen. Schon bald aber verlassen Cleo und Frank das Paradies und der Roman entpuppte sich zunehmend als Drama. Insbesondere der (Freundes-)Kreis, in dem sich die beiden bewegen, hat es in sich. Denn Drogen und Alkohol werden wie Smarties und Wasser konsumiert, was Auswirkungen auf alle Figuren des Romans hat. Ich fühlte mich dabei wie in einer dystopischen Version von „Sex and the City“. Überraschend, aber nicht schlecht! Denn ganz großartig hat die Autorin es hierbei geschafft, die Fassaden der einzelnen Figuren und die sich dahinter befindenden Abgründe aufzuzeigen. Dieser Umstand wirkte auf mich sehr authentisch und aus dem Leben gegriffen – wenn auch auf die Spitze getrieben. Jede Person hat ihre eigenen Probleme und Befindlichkeiten und beeinflusst damit den Verlauf der Geschichte. Es wird eine ungeschönte Wahrheit nach der nächsten präsentiert. Vom Grundkonzept hat mir das extrem gut gefallen, auch der Sprachstil hat mich sehr angesprochen. Problematisch empfand ich jedoch, dass die Autorin es nicht geschafft hat, mir auch nur eine der Figuren näherzubringen. In wechselnden Kapiteln werden die verschiedensten Personen, verwirrenderweise auch aus wechselnder Form (Er/Sie versus Ich), begleitet. Dies wirkte auf mich eher wie ein durcheinandergewirbeltes Potpourri. Hier war für mein Gefühl zu viel gewollt und es lag zu wenig Fokus auf den Hauptfiguren. Dennoch klebte ich ab Seite 1 mit der Nase im Buch und konnte es ob der Dramatik und Turbulenz kaum aus den Händen legen.

Ein wirklich interessantes Debüt jenseits der Standard-Unterhaltungsliteratur, das man entweder großartig und genial findet oder mit dem man alternativ so überhaupt nichts mit anfangen kann. Mir persönlich hat es gefallen, allerdings mangelte es mir an Tiefe und Fokussierung auf die Hauptcharaktere, um den roten Faden beizubehalten. Emotional konnte es mich daher leider nicht erreichen. Ich bin dennoch sehr gespannt, wie die Autorin sich weiterentwickeln wird und was wir als nächstes von ihr zu lesen bekommen.

Bewertung vom 01.09.2023
Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1
Milán, Greta

Dunkelaura / Die Legende des Phönix Bd.1


gut

Eden lebt in San Francisco und hat soeben die Highschool beendet. Aufgrund fehlender Stipendien kann sie sich ein College leider nicht leisten und hat bisher keine Pläne für ihre Zukunft. Zudem muss sie sich um ihren Vater kümmern, der zunehmend verwirrter erscheint. Als sie nach einer Party Nachts von zwei Männern angegriffen wird, wird sie kurz vor knapp von 4 Fremden mit Lichtwaffen gerettet. Dass sie das Licht sehen kann, überrascht die Fremden sehr - offenbar scheint Eden eine Phönixkriegerin zu sein und mit dieser Information beginnt für sie ein großes Abenteuer.

"Die Legende des Phönix" ist Band 1 der neuen Reihe von Greta Milan. Das Konzept rund um die Phönixkrieger, die mit Lichtmagie gegen dunkle Wesen agieren, fand ich sehr spannend. Leider ist der Roman vom Konzept er der klassische Romantasy-Roman geworden, der keine Überraschungen birgt. Inhaltlich erschien mir das meiste vorhersehbar und erinnerte sehr an "Beyond Eternity" oder andere Romantasy-Reihen dieser Art, eben nur im Gewand der Phönixmagie. Das fand ich sehr bedauerlich. Dank des schönen Schreibstils der Autorin las sich der Roman aber gut weg und ich fühlte mich kurzweilig unterhalten.

Bewertung vom 18.08.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


sehr gut

Die 22-jährige Alex arbeitet als Escort-Girl in New York und verbringt eine vermeintlich traumhafte Zeit in den Hamptons in der Villa von ihrem neuen Fang Simon. Er verwöhnt sie mit teurer Kleidung und Schmuck und geht mit ihr zu Dinnerpartys aus, doch nach einem Fehltritt setzt er sie kurzerhand vor die Tür. Um die Beziehung wieder zu kitten will Alex an Simons Party zum 4. Juli teilnehmen – bis dahin muss sie jedoch noch irgendwie 7 Nächte ohne Geld und Unterkunft in den Hamptons überstehen...

Das Romandebüt „Die Einladung“ von Emma Cline hat es in sich. Mit viel Tiefgang und einer melancholischen Schwere begleitet der Leser:die Leserin Alex auf ihrer Kamikazetour durch die Hamptons. Obwohl mir die Protagonistin mit ihren Lügen und ihrer eiskalten Kalkuliertheit von Beginn an unsympathisch war, so muss man doch ihrem Erfindergeist und ihrer Fähigkeit, allen noch so widrigen Umständen zu trotzen, Bewunderung zollen. Der Roman ist alles, aber sicherlich keine leichte Kost oder Strandlektüre. Ich habe mich von Beginn an von der teils aggressiven, teils melancholischen Atmosphäre einfangen lassen und konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Es ist der Autorin unglaublich gut gelungen, die Abgrenzungen der Reichen von allem außerhalb ihres „Reichen-Clubs“ sowie den verzweifelten Versuchen einer mittellosen Protagonistin, dazuzugehören, darzustellen. Das Thema ist sehr gesellschaftskritisch aufbereitet und bietet viel Raum für Diskussionen. Der Roman lebt von Alex‘ Zufallsbekannschaften und Erfindertum und ist daher für mich überhaupt nicht vorhersehbar gewesen. Auch das Finale hat mich absolut überrascht. Zudem sehr ernüchtert zurückgelassen. Ich kann nachvollziehen, warum die Autorin dieses Ende gewählt hat, hätte mir persönlich jedoch einen richtigen Abschluss gewünscht.

Fazit: Ein starker Roman, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe. Spannend und gesellschaftskritisch, aber auch trist und ernüchternd.

Bewertung vom 04.08.2023
Rattensommer
Pickel, Juliane

Rattensommer


sehr gut

Lou und Sonny sind im besten Teenageralter und miteinander befreundet seit sie denken können. Statt die bevorstehenden Sommerferien zu genießen, holt sie jedoch die Vergangenheit ein. Denn vor Jahren ist Sonnys Mutter ermordet worden und ihr Mörder wurde soeben aus dem Gefängnis entlassen. Dies kann Sonny nicht akzeptieren und plant ihre Rache, bei der Lou sie tatkräftig unterstützen soll.

"Rattensommer" ist ein Coming-of-Age Roman, der mit einer dichten Atmosphäre eine schwere Thematik behandelt. Der Sprachstil ist altersentsprechend, der Adressat eindeutig Jugendlich.

Während ich mich beim Lesen zunehmend mit der Protagonistin Lou anfreunden konnte, war mir Sonny stets unsympathisch. Die Freundschaft der beiden wirkt zunächst sehr innig, driftet dann jedoch in toxische Sphären ab. Mir hat dabei sehr gut gefallen, wie die Autorin die Emotionen von Lou dargestellt hat. Ich konnte mich sehr gut in die Situationen hineinfühlen und fand die Themen Freundschaft, Abhängigkeit, Gewalt, Drogenabusus, Rache und Vergebung wirklich gut aufgearbeitet. Auch, dass manche Figuren über sich hinauswachsen, während andere stagnieren, empfand ich als spannend. Der Roman wirkte sehr dicht und intensiv und war deshalb für mich keine Lektüre für Zwischendurch. Mich hat der Roman gebannt, das offene Ende fast ein bisschen kalt erwischt. Man sollte selbst beim Lesen aber gefestigter Emotionen sein - denn die Thematik kann einen doch herunterziehen!

Fazit: Ein intensiver Roman, der sicherlich keine leichte Kost ist, für schwere Sommertage.

Bewertung vom 26.07.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


gut

Inhalt: Zum Wohl der nationalen Sicherheit hat die CIA in Zusammenarbeit mit Silicon-Valley-Wunderkind Cy Baxter ein ultimatives Überwachungsprojekt entwickelt. Zehn Personen sind für den letzten Betatest ausgewählt worden, bei dem es darum geht, alle Datenspuren auf null zu reduzieren und 30 Tage unentdeckt zu bleiben. Eine von ihnen ist, als vermeintlich leichte Beute, die als Erste gefunden werden würde, eine unauffällige Bibliothekarin aus Boston. Doch Kaitlyn Day schafft es, die Jägerteams immer wieder zu überraschen, und erweist sich als talentierter als alle anderen Spielteilnehmer. Für sie geht es um viel mehr als 3 Millionen Preisgeld.

"Going Zero" ist der erste Roman, den ich vom Autor Anthony McCarten gelesen habe. Ich war sehr neugierig, da der Autor ebenfalls diverse Skripte zu bekannten Filmen geschrieben hat. Der Roman wird in kurzen Kapiteln aus wechselnder Sicht der Protagonisten wiedergegeben. Ich fand es spannend und beeindruckend, mitzuerleben wie das private Unternehmen von Cy Baxter Jagd auf die 10 "Zeros" macht, um sie vor Ablauf der 30 Tage zu finden. Gruselig muteten dabei die diversen Methoden und technischen Möglichkeiten an, insbesondere weil der Ablauf und die Technik bereits existieren. Insofern hat der Thriller eine realitätsnahe Komponente, die einen ein ums andere mal verunsichert und grübeln lässt. Insbesondere, wenn man an die aktuellen Entwicklungen im Bereich Social Media bedenkt. Die Protagonistin Kaitlyn Day schafft es mit großer Anstrengung immer wieder, den Fängen von Cy Baxter zu entwischen und der Roman gipfelt zuletzt in einer überraschenden Wendung. Den elaborierten Sprachstil empfand ich als angenehm, allerdings haben detailreiche Beschreibungen dazu geführt, dass eine "Hochspannung", in der ich nur so über die Seiten fliege, ausblieb. Der Thriller war packend und ich wollte stets wissen, wie es ausgeht, aber dennoch kam ich von der Seitenanzahl aufgrund der Dichte der Beschreibungen und Gedanken einzelner Figuren nur langsam voran. Hier hätte eine abschnittsweise Ausdünnung ein rasanteres Tempo ermöglichen können, denn ein Pageturner ist es leider nicht.

Schlussendlich beendete ich den Roman mit einem flauen Gefühl - die Grundidee, Sicherheit mit Überwachung der individuellen Freiheit gegenüberzustellen, ist wichtig und hier erschreckend realitätsnah aufgearbeitet worden.