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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1361 Bewertungen
Bewertung vom 02.07.2023
Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1
Riebe, Brigitte

Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1


ausgezeichnet

Lisbeths Vermächtnis
1920 Trier. Als die wohlbehütet aufgewachsene Fabrikantentochter Johanna Fuchs an ihrem 21. Geburtstag überraschend die Erbschaft eines Bauernhofs macht mit der Bedingung, dass sie mindestens 6 Monate dort lebt, ist sie völlig überrumpelt. Von der Erblasserin Lisbeth hat sie noch nie gehört, obwohl sie ihre Tante ist. Johannas Eltern hüllen sich bei Nachfragen in unangenehmes Schweigen, was die Neugier der jungen Frau nur noch mehr anstachelt. Kurzerhand nimmt sie nach der ersten Inaugenscheinnahme des Erbes die Herausforderung an und zieht unter Protest ihrer Eltern von Trier auf den Bauernhof nach Altenburg, wo sie sich mit Hilfe ihrer Nachbarin Kätt und in Eigenregie nach und nach die nötigen Fertigkeiten aneignet, um heimisch zu fühlen. Aus der Bekanntschaft mit dem französischen Wildhüter Marc Degré wird schon bald eine große Liebe, die allerdings nur kurz währt. Auch die Begegnung mit der Füchsin und ihren Jungen verändert Johanna und bindet sie immer mehr an den Hof. Und dann kommt sie auch dem Geheimnis um Lisbeth und ihrer Familie auf die Spur…
Brigitte Riebe hat mit „Das Haus der Füchsin“ den ersten Teil ihrer historischen Eifelfrauen-Dilogie vorgelegt, die mit wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, feinsinnig gezeichneten Protagonisten sowie einer spannenden Handlung den Leser zu verzaubern weiß. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schon mit den ersten Zeilen auf Zeitreise gehen und in die Handlung hineingleiten, um dort Johanna über einen Zeitraum von 1920 bis 1938 auf Schritt und Tritt zu begleiten. Diese ist das jüngste Kind des Fabrikantenehepaars Martin und Dorothea Fuchs, noch drei Söhne haben. Just am Tag ihrer Volljährigkeit erbt Johanna den Bauernhof ihrer unbekannten Tante Lisbeth, die in der Familie als schwarzes Schaf totgeschwiegen wurde. Johanna, mit einem unabhängigen, freien Geist ausgestattet, sieht in dem Erbe die große Chance, sich von den Eltern abzunabeln. Obwohl bisher mit dem sprichwörtlich goldenen Löffel im Mund aufgewachsen, überrascht Johanna den Leser mit ihrem starken Willen und dem Mut, sich auf dem Bauernhof zu beweisen. Die schwere Arbeit scheut sie nicht, und mit Nachbarin Kätt, deren Schwester Eva und Schwägerin Lika findet sie neben Unterstützung auch enge Freundinnen. Das Leben auf dem Land ist hart, aber Johanna fühlt sich frei von Zwängen, wächst über sich hinaus und erfindet sich neu. Je mehr sie über Lisbeth herausfindet, umso deutlicher wird die Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen. Johannas Spurensuche nach dem Familiengeheimnis, wobei ihr sinniger Weise auch die Füchsin hilft, ist nur ein Teil dieser von der Autorin wunderbar erzählten Geschichte. Auch die Liebe darf nicht fehlen, ebenso machen schwere politische und gesellschaftliche Umbrüche den Protagonisten das Leben schwer. Der Leser erlebt ein sagenhaftes Kopfkino und klebt an den Seiten, während er das Gefühlskaleidoskop ihn regelrecht überrollt.
Die Charaktere sind wunderbar lebendig ausgestaltet und überzeugen den Leser mit Authentizität, so dass dieser sich ihnen nur zu gern anschließt. Johanna ist eine mutige, starke und offene Persönlichkeit mit dem Herz am rechten Fleck. Sie ist sich für nichts zu schade, packt an und lässt sich nicht entmutigen. Ihre Wandlung innerhalb der Geschichte ist wunderbar mitzuerleben. Kätt, Eva und Lika sind Freundinnen fürs Leben, hilfsbereit und immer da, wo sie gebraucht werden. Bruder Christoph unterstützt Johanna, während Bruder Georg sich als Widerling der Extraklasse entpuppt. Aber auch Marc, Heinrich, Unikum Onkel Jupp, Bernhard und Cees machen diese Lektüre zu einem wahren Leckerbissen.
„Das Haus der Füchsin“ hat alles, was eine tolle Lektüre ausmacht: eine starke Protagonistin, Spannung, Familiengeheimnisse, exzellente historische Hintergrundrecherche, Liebe und vor allem einen Erzählstil zum Niederknien. Da möchte man als Leser gar nicht mehr aus den Seiten auftauchen. Absolute Leseempfehlung für einen gelungenen Auftakt, einfach herrlich!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2023
Haus der Wünsche / Die Kaufhaus-Saga Bd.2
Lacrosse, Marie

Haus der Wünsche / Die Kaufhaus-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Wer seine Wünsche zähmt, ist immer reich. (Voltaire)
1927 Berlin. Das KaDeWe wechselt den Besitzer und geht vom Gründer Jandorf auf die jüdische Familie Tietz über, die bereits über mehrere Läden verfügt. Die aus einfachsten Verhältnissen stammende Rieke Krause hat sich mit viel Engagement und Fleiß zur Abteilungsleiterin der Damenabteilung im KaDeWe hochgearbeitet, was vor allem ihrem Vorgesetzten Gunter Perl ein Dorn im Auge ist. Auch Riekes Ehemann Peter klettert als Dekorateur die Karriereleiter im Kaufhaus hoch. Riekes Freundin Judith Bergmann geht derweil ihrer Arbeit als Dozentin an der Universität nach und lehrt zudem an der Sozialen Frauenschule. Sie unterhält eine Liaison mit dem neuen KaDeWe Geschäftsführer Martin Tietz. Die Arbeit in den sozialen Brennpunkten der Stadt befriedigt sie sehr, zeigt ihr aber auch die großen Gräben innerhalb der Bevölkerung, denn während die einen Not leiden, schwelgen die anderen im Überfluss. Die Zeiten sind schlecht und die Lage spitzt sich zu, als mit den Nazis ein extremer politischer Wind Einzug in Deutschland hält und vor allem auf die Familie Tietz Druck ausübt…
Marie Lacrosse alias Marita Spang hat mit „Haus der Wünsche“ den zweiten Teil ihrer Kaufhaus-Dilogie vorgelegt, der dem ersten in punkto Unterhaltung, historischer Hintergrundrecherche sowie dem perfekten Mix von Familiengeschichte, Liebe, Intrigen und Freundschaft in nichts nachsteht. Der flüssige, bildgewaltige und empathische Erzählstil der Autorin lädt den Leser zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, wo er während der Jahre 1927 bis 1934 sowohl das Schicksal von Rieke und Judith als auch das des Kaufhauses KaDeWe mit seinem Eigentümerwechsel sowie weiteren Protagonisten mitverfolgen darf. Die Autorin versteht es wunderbar, ihre fiktive Handlung mit realen Fakten vor einem exzellent recherchierten historischen Hintergrund zu verweben, so dass der Leser während der Lektüre alles hautnah miterlebt. Rieke hat sich eine gehobene Stellung im KaDeWe mit viel Ausdauer und Fleiß erarbeitet, sieht sich jedoch immer wieder dem Neid ihres Vorgesetzten und anderer ausgesetzt, dem sie sich mutig stellt. Judith, obwohl aus gutem Hause stammend, hat sich ebenso wie ihre Freundin ihre Selbständigkeit erarbeitet und kümmert sich mit viel Liebe um die Ärmsten der Armen. Die gesellschaftliche und politische Lage verändert sich durch das Erstarken der Nationalsozialisten für Teile der Bevölkerung dramatisch, davon betroffen ist auch die Familie Tietz. Das braune Gesocks greift erst subtil, dann immer härter durch und bald schon weiß niemand mehr, wem er noch trauen kann. Sowohl Rieke als auch Judith sind unmittelbar davon mitbetroffen und müssen so einiges durchstehen. Der Leser geht der Lektüre durch eine Achterbahn der Gefühle und hat ein tolles Kopfkino, so dass die Seiten nur so die Finger rinnen. Ein sehr informatives Nachwort gibt zusätzliche nützliche Details zur Entstehung der Geschichte.
Die Charaktere sind ausgesprochen lebendig und detailgenau in Szene gesetzt, der Leser findet sich sofort in ihrer Mitte wieder. Rieke ist eine starke Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Mit ihrem Fleiß hat sie sich einiges erarbeitet, das sie nun gegen Neider verteidigen muss. Judith ist eine mitfühlende Frau, die mit offenen Augen durch die Welt geht und etwas verändern will. Aber auch Protagonisten wie Paul Bergmann, Martin Tietz und Gunter Perl bringen Spannung in die Handlung.
„Haus der Wünsche“ ist eine wunderbare und unterhaltsame Lektüre, die von der geschickten Verflechtung von Realität und Fiktion durch die Autorin lebt und dem Leser dabei nicht nur einen ausgezeichnet recherchierten historischen Hintergrund präsentiert, sondern auch zwei starke Frauen ins Scheinwerferlicht rückt, denen man sich sofort verbunden fühlt. Absolute Leseempfehlung für ein Kleinod – unbedingt lesen – besser geht es nicht. Chapeau!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2023
Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1
Benedikt, Caren

Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1


ausgezeichnet

Wer nie genug hat, ist immer arm. (Deutsches Sprichwort)
1976 Berlin. Der erfolgreiche Immobilienmagnat Hanns Borchardt ist in der Stadt bekannt wie ein bunter Hund, er ist ein Macher und hat als tyrannisiert als skrupelloser Geschäftsmann nicht nur seine Familie. Für ein luxuriöses Leben in der großen Statusvilla müssen Ehefrau Maria sowie die Kinder Hanna und Holger so einiges über sich ergehen lassen. Während Maria von Hanns die Nase voll hat, sich aber weiterhin von ihm manipulieren lässt, rebelliert Holger gegen seinen Vater und zieht mit seinem Studienfreund Thomas zusammen. Die 18-jährige Hanna drängt es hinaus in die Freiheit, doch sie will Mutter und Bruder nicht im Stich lassen. Die Bekanntschaft mit der jüdischen Club-Paradies-Besitzerin Lea Stern lässt Hanna allerdings von einem selbstbestimmten Leben träumen. Was Hanna nicht weiß: Lea Stern könnte der Sargnagel für die großspurige Geschäftsfassade ihres Vaters sein…
Caren Benedikt hat mit „Im Glanz der Macht“ den Auftaktband für ihre Dilogie „Club Paradies“ vorgelegt, der den Leser nicht nur auf eine unterhaltsame Zeitreise ins Berlin der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entführt, sondern auch mit der ausgezeichneten Verflechtung von belegter Historie und Fiktion überzeugen kann. Der flüssige, bildgewaltige und empathische Erzählstil katapultiert den Leser mitten hinein in die Familie Borchardt, um aus unterschiedlichen Blickwinkeln die einzelnen Mitglieder sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Hanns Borchardt ist ein Tyrann wie aus dem Lehrbuch. Als Kind einfacher Leute aufgewachsen, giert er nun als Erwachsener nach immer mehr: Ruhm, Erfolg, Ansehen, Geld. Alles spielt nach seinen Regeln, wie es seiner Familie oder anderen damit geht, ist ihm völlig egal. Hanns ist ein Betrüger – mehr Schein als Sein - der bisher Glück gehabt hat, sich nicht das Genick zu brechen mit seinen unlauteren Machenschaften. Wie gut, dass wenigstens Maria, Hanna und Holger zusammenhalten, wobei jeder auf die eigene Weise versucht, seinem Leben Zugeständnisse abzutrotzen. Am erfolgreichsten ist Holger, der den heimischen vier Wänden den Rücken kehrt, um auf eigenen Beinen zu stehen. Der Kontakt zur RAF allerdings lässt den Leser schon sorgenvoll die Stirn runzeln. Hanns‘ Art kann bei der Nachtclub-Besitzerin Lea allerdings nicht landen, dafür hat sie zu hart gearbeitet, um sich von ihm die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Benedikt hat nicht nur sehr gut recherchiert und die historischen Fakten mit ihrer Handlung verwoben, sondern versteht es auch exzellent, die Spannung in ihrer Geschichte immer weiter in die Höhe zu treiben, so dass dem Leser die Seiten nur so um die Ohren fliegen.
Die Charaktere wirken mit ihren menschlichen Ecken und Kanten lebendig und authentisch, der Leser folgt ihnen auf Schritt und Tritt, um ihnen bei ihren Unternehmungen über die Schulter zu schauen. Hanns ist ein machtbesessener und manipulativer Mann, der sich hinter seinen kalten Drohgebärden versteckt. Er ist ein Blender und Widerling, der allen etwas vormacht immer mit der Angst im Nacken, dass jemand ihn durchschauen könnte. Maria hat nicht die Kraft, der Hölle zu entkommen, während Holger ein Mann der Tat ist und seine Sachen packt. Hanna ist hin- und hergerissen, lässt Mutter und Bruder nicht im Stich, will aber auch ihre Träume leben. Lea Stern ist eine geheimnisvolle und schillernde Persönlichkeit. Sie ist hart im Nehmen, lässt sich nicht manipulieren, pfeift auf Konventionen und steht mutig ihre Frau.
„Im Glanz der Macht“ ist nicht nur eine wunderbare Zeitreise ins jüngste vergangene Jahrhundert, sondern überzeugt mit Spannung und sehr gut recherchiertem Hintergrund. Die Mischung aus Fiktion und real basierten Fakten sowie gut ausgestaltete, interessante Charaktere verführen den Leser dazu, das Buch kaum aus der Hand zu legen. Absolute Leseempfehlung für eine tolle Lektüre!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2023
Inselperlen und Meer
Beyer, Anja Saskia

Inselperlen und Meer


sehr gut

In den Ruinen der Vergangenheit liegen die Perlen von morgen.
Die 28-jährige Goldschmiedin Matilda hat sich mit ihrem kleinen Ladengeschäft „Perlenzauber und Meer“ einen Traum erfüllt. Mit ihren Ladennachbarinnen Teresa, Amelie, Josy und Liz verbindet sie eine innige Freundschaft, und mit ihrem langjährigen Freund Alvaro steuert sich auf die Hochzeit zu. Durch einen Zufall lernt Matilda den Münchner Tom kennen und es gibt sofort eine Verbindung zwischen ihnen. Als Alvaros Mutter stürzt und Pflege braucht, muss sich Matilda nicht nur um ihre zukünftige Schwiegermutter kümmern, mit der sie sich nicht so gut versteht, auch ihre Eltern haben finanzielle Sorgen, die Matilda umtreiben. Während Matilda versucht, alles unter einen Hut zu bekommen, merkt sie, dass Alvaro und sie sich schon längst fremd geworden sind. Und dann steht bei ihrem angebotenen Trauring-Workshop plötzlich Tom mit seiner Verlobten Ines in Matildas Laden, um die eigenen Eheringe zu fertigen…
Anja Saskia Beyer hat mit „Inselperlen und Meer“ den vierten Band ihrer Mallorca-Sehnsucht-Reihe vorgelegt, der mit spanischem Inselflair und einer Liebesgeschichte gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einem Kurztrip auf die spanische Balearen-Insel ein, um dort das Schicksal von Matilda, ihren Eltern und ihren Freunden mitzuverfolgen. Matilda macht sich nicht nur Sorgen um ihre Familie, es plagen sie auch selbst finanzielle Sorgen, weshalb sie immer wieder nach neuen Ideen sucht, um ihren Umsatz anzukurbeln, denn ihre liebevoll gefertigten Einzelstücke sind bei den Touristen beliebt. Ihre langjährige Beziehung zu Alvaro, dem Sohn einer alteingesessenen Glasbläserfamilie, erfüllt Matilda nicht mehr, denn die beiden sind sich fremd geworden. Die geplante Hochzeit verursacht ihr Bauchschmerzen, doch es dauert lange, ehe Matilda sich das selbst eingesteht. Es braucht erst die Begegnung mit Tom, den guten Rat ihrer Freundinnen sowie ein mitgehörtes Telefonat, um Matilda klar zu machen, dass es wichtiger ist, auf sein Herz zu hören und mit alten Gewohnheiten zu brechen. Tom, der in seiner Beziehung zu Ines auch nicht glücklich ist, muss sich dies ebenfalls eingestehen. Die Autorin hat die zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Protagonisten untereinander gut eingefangen, das Band zwischen den Ladenfreundinnen ist eng geknüpft, sie unterstützen sich in allen Lebenslagen. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft in die Handlung eingeflochten, so dass das Urlaubsgefühl sofort auf den Leser überschwappt.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt, mit ihren menschlichen Eigenschaften nehmen sie den Leser in ihre Mitte, der sich als Teil von ihnen fühlt. Matilda ist eine ruhige, sensible Frau mit viel Kreativität und Liebe für ihre Goldschmiedearbeit. Sie ist mitfühlend und hilfsbereit, allerdings auch sehr zurückhaltend, wenn es um ihre eigenen Gefühle geht. Sie braucht lange, bis sie endlich Nägel mit Köpfen macht. Alvaro ist der Macho schlechthin, der Matilda nach der Hochzeit am liebsten im Haus festbinden würde. Tom ist ein Mann, dem Unehrlichkeit ein Gräuel ist. Er ist offen, abenteuerlustig, ebenso naturverbunden und sportlich. Amelie, Freddy, Teresa, Josy, Eric, Christoph sowie Matildas Eltern sind Matildas Gerüst, an das sie sich immer klammern kann, wenn sie den Boden unter den Füssen verliert.
„Inselperlen und Meer“ ist ein Roman vor der malerischen Kulisse Mallorcas, der mit einem Mix aus Freundschaft, Liebe, geschäftlichen und privaten Sorgen den Leser unterhält. Und um das Urlaubsfeeling während der Lektüre in die eigenen vier Wände zu holen, unterstützen die im Anhang aufgeführten Rezepte. Allerdings ist die Geschichte sehr vorhersehbar und bietet keinerlei Überraschungen. Leseempfehlung für einen Tag am Strand!

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2023
Here With Me / Die Adairs Bd.1
Young, Samantha

Here With Me / Die Adairs Bd.1


sehr gut

Schicksal ist, wenn sich zwei Menschen finden, die sich nie gesucht haben.
Nach einem schicksalhaften Einsatz, bei dem sie schwer verletzt wurde, hat Robyn ihre Karriere als Polizistin in Boston an den Nagel gehängt. In der Fotografie hat sie eine Aufgabe gefunden, aber noch wichtiger ist ihr, endlich den Kontakt zu ihrem Vater Mac aufzunehmen, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Mac arbeitet in Schottland als Sicherheitschef des ehemaligen Hollywoodstars Lachlan Adair, der dort ein exklusives Resort für die Reichen und Schönen leitet. Bei der ersten Begegnung zwischen Robyn und Lachlan ist die Antipathie zwischen ihnen sofort spürbar. Als Mac von einem Unbekannten niedergestochen wird, erfährt Robyn von den mysteriösen Vorfällen in dem Resort, die langsam bedrohliche Ausmaße annehmen. Kurzerhand beschließt Robyn, den Täter zu finden, der sich vor allem Lachlan als Zielscheibe ausgesucht hat. Während Robyn sich auf dem Resort umsieht und nach und nach Kontakt zu allen Besuchern und Familienmitgliedern erhält, kommen sie und Lachlan sich näher. Ob sie gemeinsam den Täter finden werden?
Samantha Young hat mit „Here with me” den ersten Teil ihrer Adair-Dilogie vorgelegt, der nicht nur mit einer spannenden Tätersuche aufwartet, sondern auch mit einer knisternden Liebesgeschichte den Leser zu unterhalten weiß. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser über Perspektivwechsel mal an die Seite von Robyn, mal an die von Lachlan gleiten, um deren Gedanken- und Gefühlswelt sehr genau kennenzulernen. Robyn leidet schon ihr ganzes Leben lang darunter, keinen Kontakt zu ihrem Vater gehabt zu haben. Nun möchte sie die Gründe dafür erfahren, um endlich ihrem Leben eine Zukunft zu geben. Wie Robyn und Mac sich annähern, ist einfach schön zu beobachten, zumal beide sich viel Raum lassen, um ihre Beziehung zu erneuern und zu festigen. Der zu lösende Kriminalfall wurde von der Autorin sehr gut in die Handlung integriert, und da es immer wieder jemand anderen trifft, liegt die Lösung nicht sofort auf der Hand. Durch die Spurensuche lernen Robyn und Lachlan sich besser kennen und müssen schon bald feststellen, dass eine große Anziehungskraft zwischen ihnen besteht. Doch während Robyn viele Zugeständnisse macht, will Lachlan sich einfach nicht festlegen und lässt Robyn immer wieder hängen. Die Autorin lässt den Spannungslevel sowohl in der Beziehung zwischen Robyn und Lachlan als auch bei den Taten in dem Resort immer weiter ansteigen und in einem fulminanten Knall enden. Der Leser folgt Robyn bei der Suche des Täters und kann dabei das Buch kaum aus der Hand legen.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen Ecken und Kanten ausgestattet, so dass sie den Leser mit ihrer Authentizität und Lebendigkeit sofort für sich einnehmen und dieser ihnen nicht mehr von der Seite weicht. Robyn ist nach außen eine sehr toughe Frau, die sich nichts vormachen lässt. Sie ist liebenswürdig, mutig, stur und mit Einfühlungsvermögen gesegnet. Ihre Unsicherheit verbirgt sie vor den Augen anderer, versucht aber, diese endlich zu überwinden. Lachlan wirkt zu Beginn wie ein arroganter Mistkerl, der viel von sich selbst hält. Doch nach und nach kann der Leser hinter die Fassade schauen und findet dort großen Familiensinn und Verantwortungsgefühl, aber auch Angst aufgrund Geschehnisse in der Vergangenheit. Mac ist ein toller Typ, der sich seinen Fehlern stellt, er ist warmherzig und offen. Aber es gibt auch so manch merkwürdige Gestalt, die schnell in den Fokus rückt, ob gerechtfertigt oder nicht.
„Here with me“ ist ein unterhaltsamer Auftakt, der mit Familiengeschichte, Freundschaft, Liebe und einem spannenden Kriminalfall den Leser schöne Lesestunden beschert. Auf den zweiten Band darf man gespannt sein. Verdiente Leseempfehlung!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Musik ist die Kurzschrift des Gefühls. (Leo Tolstoi)
1841 Dresden. Die neue Semperoper hat ihre Pforten geöffnet und zieht die Menschen magisch an. Elise Spielmanns Leidenschaft ist die Musik und das Geigenspiel, stammt sie doch aus einer angesehenen Musikerfamilie. Ihr Vater Georg Spielmann, selbst ein guter Violinist, hat ihr schon früh den Unterricht ermöglicht. Während Vater Georg sich erhofft, Konzertmeister zu werden, träumt Elise davon, als Violinistin die Bühnen der Welt zu erobern. Aber als Frau ist ihr Weg bereits vorgezeichnet: Elise soll mit Adam Jacobi, einem Freund ihres Vaters die Ehe eingehen. Als Elise bei einem Opernbesuch Christian Hildebrand begegnet, der dem Requisitenmaler zur Hand geht. Schnell fühlen sich die beiden voneinander angezogen, obwohl sich das aufgrund ihrer unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellung nicht schickt. Elise muss sich entscheiden: will sie die Träume ihres Vaters verwirklichen oder ihre eigenen?
Anne Stern hat mit „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ einen zauberhaften historischen Roman vorgelegt, der nicht nur wunderbar die damalige Gesellschaft wiederspiegelt, sondern mit einer hinreißenden Geschichte den Leser sofort in seinen Bann schlägt. Der flüssige, farbenprächtige und anrührende Erzählstil entführt den Leser ins 19. Jahrhundert, um sich dort an Elises Fersen zu heften und ihren Werdegang in einer politisch unruhigen und von gesellschaftlichen Konventionen geprägten Zeit mitzuverfolgen. Elise hat die Musikleidenschaft geerbt, die ihre gutsituierte Familie seit jeher prägt. Ihr Vater lässt sie Unterricht im Violinenspiel nehmen, ist er doch selbst ein Meister dieses Instruments. Während Georg allerdings das Ziel verfolgt, mit der Verheiratung seiner ältesten Tochter Elise seinen eigenen Traum zu verwirklichen, Konzertmeister zu werden, möchte Elise selbst auf der Bühne stehen, um die Menschen zu unterhalten. Doch als Frau sind Elise zur damaligen Zeit die Hände gebunden und die Türen zur Bühne verschlossen. Sie muss sich den Gepflogenheiten der Gesellschaft unterwerfen, will sie nicht geächtet und verstoßen werden. Ausgerechnet jetzt verliebt sie sich in einen Mann, der standesmäßig weit unter ihr rangiert und gesellschaftlich ebenfalls nicht akzeptiert werden würde. Die Autorin hebt nicht nur die damaligen Standesdünkel und die Etikette wunderbar hervor, sondern bietet dem Leser mit ihren plastischen detaillierten Beschreibungen der Oper sowie der sich zart entwickelnden Liebesgeschichte ein atemberaubendes Kopfkino mit Gefühlsachterbahn.
Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, ihre authentischen Eigenschaften nehmen den Leser sofort für sich ein, der ihnen nicht von der Seite weicht, um nichts zu verpassen. Elise ist eine talentierte junge Frau, eigensinnig, impulsiv und manchmal stur, allerdings auch mit viel Rücksicht auf ihre Familie. Schwester Barbara ist das Gegenteil von Elise, offen und für die damalige Zeit sehr modern eingestellt, könnte man sie mit ihren Ansichten fast schon eine Suffragette nennen. Christian ist ein begabter, einfühlsamer Maler, dem allerdings die Türen zu einer Karriere aufgrund seiner Herkunft verschlossen sind. Adam Jacobi ist ein widerlicher Kerl, der alles tut, um seinen Willen zu bekommen ohne Rücksicht auf Verluste.
„Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ schlägt den Leser sofort in seinen Bann mit einem opulenten und plastischen Gemälde, dass nicht nur den damaligen Zeitgeist sowie die gesellschaftlichen Konventionen wiederspiegelt, sondern auch die gefühlige Zerrissenheit seiner Hauptprotagonisten wunderbar zu übertragen weiß. Über diesem wunderbar-sinnlichen Kopfkino schweben die Musiknoten und lassen die Geschichte selbst zu einer tragischen Oper werden. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!!!

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


sehr gut

Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut. (Perikles)
1962. Die 18-jährige Fotografin Clara Thorau hat nach einem Konflikt mit der Polizei während der Unruhen in Schwabing genug von München. Gemeinsam mit Freundin Sanni, die keine Lust auf die Arbeit in der Bäckerei ihrer Eltern hat und lieber Schauspielerin werden will, zieht Clara nach Hamburg, um dort einen Neuanfang zu wagen und ihrer Liebe Freddy nahe zu sein. Ein Job als Schreibkraft in einem Verlag bringt sie ihren Träumen, Journalistin zu werden, ein Stückchen näher, was Freddy gar nicht schmeckt. Clara muss schon bald feststellen, dass ihr nicht jeder den Erfolg gönnt und sie gegen Widerstände ankämpfen muss. Währenddessen erhält Sanni die Chance, als Fotomodell zum Star zu werden, während die italienische Zufallsbekanntschaft Maria auf ein eigenes Café hinarbeitet…
Theresia Graw hat mit „Der Freiheit entgegen“ den dritten Band ihrer Gutsherrin-Saga vorgelegt, der sich diesmal ausschließlich um Doras Tochter Clara und deren Freundinnen in den 60er Jahren dreht. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser sofort ins 20. Jahrhundert abdriften, um Clara bei ihrem Start ins Berufsleben mit allen Tücken und Vorurteilen zu beobachten. Kurzweilig lässt die Autorin den Zeitgeist der 60er wieder lebendig werden. Über einen Zeitrahmen von 2 Jahren von 1962 bis 1964 erlebt der Leser nicht nur mit Clara die Schwabinger Unruhen, den Kennedy Besuch, die erste große Liebe, den Umzug nach Hamburg und die ersten Schritte ins Berufsleben. Die gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit sind spießig und lassen die jungen Leute ausbrechen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Dabei wird es gerade Frauen immer noch sehr schwer gemacht, sich durchzusetzen, auch wenn sie die Leistung bringen. Ihnen werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, um sie an ihrer Karriere zu hindern. Die Autorin verbindet historische Fakten und Ereignisse sehr gekonnt mit ihrer Handlung, so dass der Leser das Gefühl bekommt, hautnah dabei zu sein. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den drei Frauen Clara, Sanni und Marie sind authentisch und gelungen. Allerdings ist der Spannungslevel in diesem Roman auf niedrigem Niveau und zeitweilig plätschert die Handlung vor sich hin. Ebenso fehlt es den Charakteren die Tiefgründigkeit, die die Elterngeneration in den Vorgängerbänden an den Tag legte. Trotzdem fliegen die Seiten nur so dahin und gönnen dem Leser entspannte Leestunden.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt und nehmen den Leser unter ihre Fittiche, der sie auf ihren Abenteuern begleitet. Clara ist eine Träumerin, naiv und eigensinnig, die sofort die Segel streicht, wenn etwas nicht so passt, wie sie es gern hätte. Erst das harte Arbeitsleben, das sich Durchbeißen und seine Frau stehen machen Clara mutiger und verleihen ihr Stärke. Freundin Sanni ist eine offene Frau, die genau weiß, was sie will und jede Chance ergreift, um ihre Ziele zu erreichen. Sie ist Clara eine gute Freundin, ebenso wie Marie, die eigentlich nur nach Deutschland gekommen ist, um ihren Bruder zu unterstützen, um dann festzustellen, dass sie ganz eigene Lebensvorstellungen hat.
„Der Freiheit entgegen“ ist eine kurzweilige und unterhaltsame Zeitreise in die 60er Jahre, die historische Ereignisse wieder zum Leben erweckt und das damalige Gesellschaftsbild gut wiederspiegelt sowie das Schicksal von drei Freundinnen erzählt. Verdiente Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2023
Damit mein Leben neu beginnt
Hedlund, Jody

Damit mein Leben neu beginnt


ausgezeichnet

Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein. (Harrison Ford)
1862 Colorado. In der Hoffnung, dass die Gesundheit ihrer jüngeren Schwester sich mit einer Luftveränderung bessert, macht sich Greta Nilson mit Astrid auf den Weg in den Westen, wo sie einen Unbekannten heiraten wird. Aber die Reise steht unter keinem guten Stern, denn bei einem Überfall auf ihre Postkutsche verlieren sie all ihr Geld, und dann bekommt Greta auch noch die Information, dass ihr potenzieller Ehemann verstorben ist. Die Hoffnung auf einen Neuanfang rückt in weite Ferne, da die Goldgräberstadt Fairplay Frauen keine Möglichkeit gibt, auf anständige Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Als Greta vom Ranchbesitzer Wyatt McQuaid unerwartet einen Heiratsantrag bekommt, nimmt sie da Angebot an, um sich und ihre Schwester versorgt zu wissen. Wie wird Greta wohl reagieren, wenn sie erfährt, dass Wyatt sie nur aufgrund eines Deals mit dem Bürgermeister geheiratet hat, um seine Rinderaufzucht zu finanzieren? Werden sich die beiden trotzdem näher kommen?
Jody Hedlund hat mit „Damit mein Leben neu beginnt“ einen sehr unterhaltsamen historischen Auftaktband ihrer neuen Colorado-Cowboys-Buchreihe vorgelegt, der den Leser mit einer Zeitreise in den Wilden Westen entführt und einer jungen Frau auf eine abenteuerliche Reise begleitet. Der flüssige und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser sofort für sich ein, der sich schnell an Gretas Seite wiederfindet und ihr bei ihren Unternehmungen über die Schulter schaut. Greta wagt sich auf unbekanntes Terrain, indem sie sich mit ihrer kleinen Schwester auf die Reise macht, um einen Unbekannten zu ehelichen und ihrer Schwester eine Luftveränderung zur Besserung ihres Leidens zu ermöglichen. Die große Verantwortung, die bereits auf Gretas Schultern lastet, wird durch die gefährliche Reise noch vergrößert, die sie in ihrer Notlage zu schnellen Entscheidungen zwingt. Mit Wyatt hat Greta es eigentlich gut getroffen, wären da nicht die unausgesprochenen Wahrheiten und Geheimnisse, die alles ins Wanken bringen könnten. Wyatts Nachbar ist ein skrupelloser Kerl, dem es egal ist, wen er in Gefahr bringt, Hauptsache, er bekommt seinen Willen. Er macht Wyatt und Greta das Leben schwer, beide lassen sich jedoch nicht davon beirren, ihren Weg weiter zu verfolgen. Etwas mehr Offenheit einander gegenüber hätte beiden gut getan und so manche Situation entschärft. Die farbenfrohen Beschreibungen der Autorin lassen das Kopfkino beim Leser anspringen, während die Spannung innerhalb der Handlung immer weiter steigt, was vor allem an den immer wieder eingestreuten überraschenden Wendungen liegt. Der christliche Aspekt wurde unaufgeregt in die Handlung mit eingeflochten, der Gottvertrauen, Vergebung, Hoffnung und Vertrauen in sich selbst zum Thema macht.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen, ihre glaubwürdigen Ecken und Kanten bringen sie dem Leser nahe, der keinen Schritt von deren Seite weicht, um ihr Schicksal zu verfolgen. Greta ist eine verantwortungsvolle und hilfsbereite Frau, die schon einiges erlebt hat. Mutig, mitfühlend und warmherzig packt sie überall mit an und umsorgt ihre kleine Schwester wie eine Mutter. Astrid ist zwar krank, aber trotzdem hat sie ihre Fröhlichkeit nicht verloren, mit denen sie durchs Leben geht. Wyatt ist ein offener, fleißiger Mann mit Verantwortungsgefühl. Er hat zwar seine Geheimisse, jedoch sind ihm Gewalt und Unehrlichkeit ein Gräuel. Für seine Familie würde er alles tun. Wyatts Freund Judd ist ein lieber, angenehmer Kerl, der schon einiges durchleben musste und auf den immer Verlass ist.
„Damit mein Leben neu beginnt“ verzaubert den Leser mit einer ebenso wunderbaren wie unterhaltsamen historischen Wild-West-Story gepaart mit Familiengeschichte und einer aufkommenden Liebesgeschichte. Absolute Leseempfehlung für spannende und gefühlvolle Lesestunden.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2023
Anfang einer neuen Zeit
Rompf, Tabea

Anfang einer neuen Zeit


ausgezeichnet

Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. (Jean Jaurès)
1945. Das Leben der 20-jährige Emma Hoffmann wird in einer Bombennacht in Königsberg/Ostpreußen zu einem Trümmerfeld. Sie verliert bei dem Angriff nicht nur ihre ältere Schwester Charlotte, sondern auch ihr geliebtes Zuhause. Emma findet kurzfristig Zuflucht auf einem Hof, den sie jedoch bald verlassen muss, um der nahenden Roten Armee zu entkommen. Doch dann gerät sie in russische Gefangenschaft, wo sie unbeschreibliches Leid und Grausamkeiten ertragen muss, die sie zu einer traumatisierten Frau werden lässt. Oberst Ajoscha Iwanow sucht unter den gefangenen Frauen nach einer Verräterin. Als sich herausstellt, dass Emma Russisch kann, muss sie Ajoscha als Dolmetscherin unterstützen. Ajoscha selbst lebt gefährlich, denn insgeheim ist er Christ und diese werden in Russland verfolgt. Während Ajoscha sich langsam in Emma verliebt, hasst diese alles Russische und will nur weg. Trotzdem lässt sie sich auf eine Zweckehe mit Ajoscha ein. Wird es ihm gelingen, ihr Herz zu erobern und die Schrecken auf ihrer Seele zu mildern?
Tabea Rompf hat mit „Anfang einer neuen Zeit“ einen sehr emotionalen und anrührenden historischen Debütroman vorgelegt, der den Leser mit seiner Geschichte durch eine wahre Gefühlsachterbahn schickt und gleichzeitig in seinen Bann zieht. Der fesselnde, bildgewaltige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte antreten, wo er an der Seite von Emma Hoffmann Unerträgliches erlebt. Emma, die in einer Nacht alles verliert, was ihr lieb und teuer war, besitzt trotzdem noch genug Herz, um sich um ein kleines Mädchen zu kümmern, von dem allerdings aufgrund der Kriegsgefangenschaft bald wieder getrennt wird. Nach fürchterlichem Missbrauch ist Emmas Seele so geschunden, dass sie fast jegliche Hoffnung verloren hat und nur noch Hass für die Schuldigen empfindet. Sie fühlt sich von Gott verlassen und vertraut niemandem mehr, auch sich selbst nicht. Ajoscha, der nicht nur nach einer Spionin sucht und heimlich seinen christlichen Glauben lebt, der dem Regime entgegen steht, ist Emmas Feindbild, während dieser ihr mit Menschlichkeit, Geduld und Hilfsbereitschaft begegnet. Ajoscha verliebt sich in Emma, doch diese ist so in ihrem Schmerz und Zorn gefangen, dass sie seine ehrlichen Gefühle nicht erkennt. Der Autorin gelingt es wunderbar, nicht nur die damalige Zeit sehr spannend und plakativ in Worte zu kleiden und mit überraschenden Wendungen aufzuwarten, sondern dem Leser auch die Gefühlsregungen ihrer Protagonisten glaubhaft zu vermitteln. Gleichzeitig lässt sie den christlichen Gedanken immer wieder in ihre Handlung einfließen. Es geht um Vertrauen in Gott, Schuld und Vergebung.
Die Charaktere wurden mit glaubwürdigen Eigenschaften lebendig in Szene gesetzt, sie lassen den Leser sehr nahe an sich herankommen, der ihre Gedanken- und Gefühlswelt nachvollziehen kann. Emma ist eine traumatisierte Frau, deren ablehnende und ruppige Art nach all dem erlebten Leid verständlich ist, den Leser aber erst einmal auf Abstand hält. Sie ist innerlich zerrissen und unsicher, lässt jedoch immer wieder ihren Kampfgeist und ihren Mut aufblitzen. Ajoscha ist ein tiefgläubiger Mann, der nach seinen Überzeugungen lebt und handelt. Er ist selbst ein Getriebener, doch agiert er bewusst, hilfsbereit, geduldig und liebevoll, obwohl ihm sein Beruf auch andere Seiten abverlangt.
„Anfang einer neuen Zeit“ ist ein sehr tiefgründiger, fesselnder und emotional aufgeladener Roman, dessen Handlung den Leser das gesamte Gefühlsbarometer durchleben lässt mit einem Mix aus historischem Hintergrund, grausames Kriegsgeschehen, menschlichen Schicksalen und einer sich anbahnenden Liebesgeschichte. Absolute Leseempfehlung für ein sehr gelungenes Debüt!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2023
Zeit der Wünsche / Das Kaufhaus Bd.2
Berg, Susanne von

Zeit der Wünsche / Das Kaufhaus Bd.2


ausgezeichnet

Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat. (Mark Twain)
1885 Stralsund. Nachdem Flora und Leonhard Tietz mit Hilfe von Floras Bruder Sally und dessen Verlobter Anna erfolgreich das Kaufhaus Tietz etabliert haben, steht die Expansion des Kaufhauses in anderen Städten auf dem Wunschzettel. Sally und Anna sollen sich nach einem geeigneten Platz für eine Dependance in Annas Heimatstadt Schweinfurt umsehen. Währenddessen hat Leonhards Bruder Oskar mit seinem Geschäft in Gera anfangs nur mäßig Erfolg und steht bei der Familie aufgrund seiner Beziehung zu Betty in Misskredit. Doch auch Oscar macht den Laden mit Hilfe seines Onkels Hermann Tietz schließlich doch zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten der Gera-Kaufleute, was ihm erneut Ärger einbringt. Leonhard plant derweil, ein großes Kaufhaus in Elberfeld zu eröffnen…
Susanne von Berg hat mit „Zeit der Wünsche“ den zweiten Teil ihrer historischen Hertie-Kaufhaus-Trilogie vorgelegt, in der sich Wahrheit und Fiktion vermischen zu einer unterhaltsamen und kurzweiligen Lektüre. Der bildhafte, flüssige und gefühlvolle Schreibstil beamt den Leser zurück ins 19. Jahrhundert, wo er sich schnell als Teil der Tietz-Familie wiederfindet und vor allem Flora und deren Ehemann Leonhard auf Schritt und Tritt folgt. Das Ehepaar ist ein eingeschworenes Team, denen Familiensinn und Vertrauen sehr viel wert ist, was sie auch ihren Mitarbeitern vorleben. Während Flora sich mehr um die Kinder sowie die Ausstattung der einzelnen Läden kümmert, liegt es an Leonhard, sich um die Erweiterung des Sortiments zu kümmern. Sally hat sich inzwischen ebenso wie seine Verlobte Anna unentbehrlich für das Geschäft gemacht, so dass den beiden der neue Laden in Schweinfurt zur Leitung übertragen wird. Die Autorin lässt mit ihren farbenfrohen Beschreibungen nicht nur die einzelnen Kaufhaus-Dependancen vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, empathisch vermittelt sie auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder untereinander gut an den Leser. Innovative Ideen nach dem Vorbild amerikanischer Warenhäuser nehmen nach und nach Gestalt an, rufen aber auch alteingesessene Händler auf den Plan, die sich um ihre Existenzen bedroht fühlen und sich zur Wehr setzen. Die Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Familienangehörigen und deren Läden halten den Leser trotz mäßiger Spannung bei der Stange, der gleichzeitig den Konkurrenzkampf mit Wertheim beobachten darf.
Die Charaktere wurden lebendig ausgestaltet und mit authentischen Ecken und Kanten versehen, die sie dem Leser schnell ans Herz wachsen lassen. Flora ist eine patente und einfühlsame Frau, die anscheinend alles unter einen Hut bekommt. Sie liebt ihre Familie, aber ebenso ist sie kreativ tätig und wartet immer mit neuen Ideen auf. Leonhard vergöttert seine Ehefrau und liest ihr jeden Wunsch von den Lippen ab. Sally hat sich zu einem verantwortungsbewussten Kerl gemausert, der seine Aufgaben ernst nimmt. Oscar ist das schwarze Schaf der Familie, dabei hat er interessante Ideen und liebt seine Betty sehr. Onkel Hermann ist durch und durch Geschäftsmann, während sein Bruder Chaskiel nur ein Großmaul und Möchtegern ist, der das Sagen haben will über die gesamte Familie.
„Zeit der Wünsche“ erzählt nicht nur von der Expansion der Hertie-Warenhäuser, sondern unterhält den Leser mit einer Mischung aus Familiengeschichte, Liebe und Eifersucht. Kurzweilige Lesestunden mit verdienter Leseempfehlung!

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