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Nuigurumi

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Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2014
Sommer der Wahrheit / Sheridan Grant Bd.1
Löwenberg, Nele

Sommer der Wahrheit / Sheridan Grant Bd.1


sehr gut

Nebraska im Jahr 1994 und Sheridan Grants Leben verändert sich. Bisher führte sie ein relativ unbeschwertes Leben mit vier älteren Brüdern auf der riesigen Farm ihrer Adoptiveltern. Zugegeben war das Verhältnis zu ihrer Adoptivmutter schon immer schwierig gewesen, da sie Sheridans Kreativität, Musikalität und Wissbegier unterdrücken wollte, aber wenigstens hat der Adoptivvater bisher immer zu ihr. Das ändert sich in diesem Jahr. Zuhause wird es immer langweiliger für Sheridan und sie fängt an, sich "in schlechter Gesellschaft" in einer baufälligen Mühle aufzuhalten. Eines Tages wird die Mühle von der Polizei geräumt und ihre Adoptiveltern machen ihr danach das Leben noch schwerer als zuvor. Sheridans Weltbild gerät ins Wanken. Bisher hatte sie die Polizei als "Freund und Helfer" betrachtet und auf ihren Adoptivvater nichts kommen lassen. Doch jetzt verhält er sich ihr gegenüber genauso kalt wie ihre Adoptivmutter es schon immer getan hat.

Doch dann zieht ihre Tante ins Nachbarhaus, der einzige Mensch, mit dem Sheridan wirklich reden kann, und in der Bibliothek der Tante darf sie nach Herzenslust herumstöbern und entdeckt in den Büchern zum ersten Mal Liebe und Sex. Was sie in diesen Büchern erfährt, kann sie erst kaum glauben, beschließt dann aber es auszuprobieren. An Männern, die ihr verfallen – oft viel älter als sie – mangelt es nicht. Aber da sie darüber nicht einmal mit ihrer Tante sprechen kann, bekommt sie seltsame Vorstellungen von "Liebe" und nach einem schrecklichen Vorfall in der Halloween-Nacht ist nichts mehr wie es war…

Die Idee zu diesem Buch kam der Autorin auf einer USA-Reise, die sie mit Anfang Zwanzig unternahm. Jetzt ist sie mit ihren Taunus-Krimis berühmt und hat sich ihren Traum erfüllt, das Buch endlich zu schreiben. Man merkt, dass sie jünger war, als sie die Idee hatte. Beim Lesen war es mir oft nicht klar, ob ich gerade ein Jugendbuch oder ein Buch für Erwachsene in den Händen halte.

Sheridan ist eine Protagonistin, die den Leser sofort in ihre Geschichte hineinzieht und ihn bis zum Ende nicht loslässt. Das Buch steht und fällt mit ihr. Das ist einerseits gut, denn ich habe mich keine Sekunde gelangweilt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Andererseits kommen neben ihr alle anderen Charaktere zu kurz und wer die Bücher von Nele Neuhaus kennt, weiß, dass die Beschreibung der verschiedenen Charaktere sonst eine Stärke von ihr ist. Das war ein bisschen enttäuschend.

Aber alles in allem hat mich das Buch sehr gut unterhalten und ich freue mich für die Autorin, dass sie sich mit dem Schreiben dieses Buches einen Wunsch erfüllen konnte!

11 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2014
Der Apfelsammler
Jonuleit, Anja

Der Apfelsammler


sehr gut

Die Geschichte ist nicht neu: Hannahs Tante Eli, bei der Hannah aufgewachsen ist und die die letzten Jahre in Italien gelebt hat, stirbt. Da Hannah sich gerade von ihrem Freund getrennt hat, fährt sie nach Italien. Jetzt bereut sie, dass sie ihre Tante nie besucht hat. Sie möchte sich das Haus der Tante ansehen, bevor sie entscheidet, ob sie es verkauft oder nicht, und sie hofft, mehr darüber herauszufinden, wie ihre Tante gelebt hat und warum es sie gerade nach Umbrien verschlagen hatte.

Vom Anfang des Buches an werden Hannahs Geschichte, nachdem sie vom Tod der Tante erfahren hat, und Elis Leben parallel erzählt. Nachdem Eli sich schon als Teenager in ihrem Heimatdorf in einen italienischen Gastarbeiter verliebt hatte, verlief ihr Leben turbulenter, als sie zu träumen gewagt hätte, und auch ihr letzter Wohnort hatte mit dieser einen großen Liebe in ihrem Leben zu tun…

Elis Geschichte fand ich sehr interessant. So weit weg sind die 60er Jahre, in denen Eli ein Teenager war, ja gar nicht, und trotzdem liest es sich wie ein Leben aus einer anderen Welt. Hannahs Geschichte und ihre Erlebnisse in Italien fand ich zum Teil etwas langweilig. Das Schöne an diesem Teil des Buches sind die Beschreibungen der umbrischen Landschaft und Orte. Das hat mir am ganzen Buch am besten gefallen: die Beschreibungen sind so ausdrucksstark und bildhaft, dass ich alles vor mir gesehen habe, obwohl ich noch nie in Italien war, und am liebsten wäre ich sofort losgefahren, um alles mit eigenen Augen zu sehen.

Das Buch lebt für mich von Elis Geschichte und von den Beschreibungen Umbriens, ansonsten ist es ein bisschen flach und langatmig, da die Handlung ja auch viel enthält, das schon in vielen anderen Büchern vorkommt. Es gibt keinen richtigen Spannungsbogen und keinen Höhepunkt, und selbst am Ende, als das "Geheimnis" gelüftet wird, wird das nicht sehr hervorgehoben, sondern geht beinahe unter.

"Der Apfelsammler" ist für mich ein Buch, das sich sehr schön liest und Lust auf Italien macht, dessen Inhalt ich aber bis auf ein paar Szenen in Elis Leben in wenigen Tagen vergessen haben werde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2014
Zertrennlich
Sarginson, Saskia

Zertrennlich


sehr gut

Um Liebe und Schuldgefühle und wie sie untrennbar miteinander verbunden sind – so wie eineiige Zwillinge – geht es in diesem Buch. Es gibt wenig "richtige" Handlung. Der Leser muss sich aus den Erinnerungen der Zwillinge Isolte und Viola selbst eine Vorstellung davon machen, was in der Kindheit der Zwillinge passiert ist und warum es ihr Leben mit Mitte Zwanzig immer noch so sehr beeinflusst und sie sich nicht davon lösen können.

London 1987: Isolte arbeitet bei einer Modezeitschrift, hat sich vor kurzem eine schöne Wohnung gekauft und ist mit dem gutaussehenden Fotografen Ben zusammen. Ein perfektes Leben denken alle, die sie kennen. Doch in Wirklichkeit ist sie von Schuldgefühlen zerfressen, was auch dazu führt, dass sie sich Ben nicht ganz öffnen kann. Sie kann diese Schuldgefühle aber besser verstecken als ihre Zwillingsschwester Viola, die zum wiederholten Mal wegen ihrer Magersucht im Krankenhaus liegt, weil sie die Vergangenheit einfach nicht bewältigen kann.

Ausgehend von ihren jeweiligen Situationen 1987 erinnern sich Isolte und Viola an ihre Kindheit in Suffolk, die 1972 damit endete, dass ihre Mutter Selbstmord beging und die beiden zu ihrer Tante nach London kamen. In Suffolk sind die Mädchen immer mit einem befreundeten männlichen Zwillingspaar durch die Wälder gestreift, wo sie nicht nur Schönes erlebt haben und wo am Ende das Unaussprechliche geschah, was aus Isolte und Viola das gemacht hat, was sie im Jahr 1987 sind.

Das Buch ist nicht einfach zu lesen – am Anfang habe ich überlegt, ob ich überhaupt weiterlesen möchte – aber dann hat mich die Atmosphäre in ihren Bann gezogen. Die Perspektive wechselt ständig von Isolte zu Viola, von der Gegenwart in die Vergangenheit, ohne dass das zum Beispiel in einer Überschrift angegeben wird. In den ersten Sätzen jedes neuen Absatzes muss der Leser sich reinfinden. Viele Begebenheiten werden mehrmals aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was die Handlung oft schwerfällig macht, dem Leser die Charaktere aber näherbringt. Am Ende bleiben auch viele Fragen offen, die man als Leser gerne beantwortet hätte.

"Zertrennlich" lebt weniger von der Handlung, die oft kaum erkennbar ist, als von den Charakteren und ihren komplizierten Gefühlsleben. Von Anfang an geht es um lieben und geliebt werden und um Konkurrenzkampf in der Liebe, sei es Mutterliebe, Geschwisterliebe oder partnerschaftliche Liebe, und um die Auswirkungen, die diese Gefühle auf die Menschen haben und wie sie Menschen verändern können. Hierbei ist natürlich besonders interessant, wie unterschiedlich Isolte und Viola sich entwickeln, obwohl sie eineiige Zwillinge sind. Die Autorin hat selbst Zwillingstöchter und sagt im Nachwort, dass ihre Töchter ihr "den ultimativen Einblick in das komplizierte Leben eineiiger Zwillinge gewährt" haben.

"Zertrennlich" ist ein Buch mit viel düsterer Atmosphäre, die den Leser nicht loslässt, und mit viel Tiefe bei den Charakteren, die mich auch nach Beendigung des Buches weiter beschäftigen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2014
Allerheiligen / Kommissar Bernward Bd.1
Dübell, Richard

Allerheiligen / Kommissar Bernward Bd.1


ausgezeichnet

Richard Dübell schreibt normalerweise historische Romane, in denen es um Intrigen, Mord und Ähnliches geht, also gar nicht so weit weg vom modernen Krimi. Eine Figur, die in seinen historischen Romanen oft auftaucht, ist Peter Bernward. Das ist auch der Name des Kommissars in seiner neuen Krimiserie, die in der Gegenwart spielt. Peter Bernward lebt in Landshut und interessiert sich durchaus für Geschichte, vor allem für die seiner Heimatstadt, aber sein Vater treibt ihn mit seiner Ahnenforschung fast in den Wahnsinn. Will er seinem Sohn doch weismachen, dass es in Landshut im Mittelalter schon einmal einen "Kommissar", zumindest eine Art Polizisten, mit Namen Peter Bernward gegeben hat…

Ansonsten ist Peter zufrieden mit seiner Arbeit als Kommissar im eher beschaulichen Landshut und kann sich auf sein zweites Problem neben seinem Vater konzentrieren: seine Kollegin Kommissarin Flora Sander. Er mag sie, sie mag ihn auch. Sie waren auch schon einmal zusammen im Bett, können aber nicht darüber reden und tun so, als ob nichts war. Sie benehmen sich wie zwei Teenager und als Leser ist es schwer, das mitanzusehen!

Ihren Ex-Mann Harald erwähnt Flora nie, doch dann taucht er plötzlich bei der Landshuter Polizei auf. Er leitet eine Sonderkommission, die einen Geiselnehmer sucht, und die Spur führt nach Landshut. Die hiesigen Kollegen lässt er aber nur deswegen zusammenrufen, um ihnen zu sagen, dass sie sich gefälligst aus dem Fall raushalten und ihn der Münchener Polizei überlassen sollen. Das lassen Peter und Flora nicht auf sich sitzen, zumal sie bald merken, dass die Spur nach Landshut viel heißer ist, als Harald denkt, und weil sie Angst haben, der Geiselnehmer könnte bei einem Event auf der Burg Trausnitz erneut zuschlagen…

"Allerheiligen" ist ein Kriminalroman, bei dem das Wort Roman wichtig ist. Obwohl es einen Kriminalfall und Ermittlungen gibt und auch zwei Morde beschrieben werden, hatte ich das Gefühl, einen Roman zu lesen. Der Leser erfährt viel über die Geschichte Landshuts, da eine Episode eine wichtige Rolle in dem Fall spielt, und weil Peter und Flora einer Gruppe angehören, die mittelalterliche Führungen in Landshut anbietet. Außerdem legt der Autor großen Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen nicht nur zwischen Peter und Flora und Peter und seinem Vater, sondern auch in der Familie des Täters. Wer der Täter ist, wird auch schnell klar; im Laufe des Buches geht es hauptsächlich darum, ihn zu fassen und sein Motiv zu verstehen.

Mir hat "Allerheiligen" sehr gut gefallen, gerade weil es kein einseitiger Krimi ist, sondern noch anderen Facetten hat. Die Sprache, der Aufbau, der Inhalt – so muss ein gutes Buch sein. Die Charaktere sind gut beschrieben und niemand ist perfekt. Peter mit seiner Eifersucht gegenüber Floras Ex-Mann und Harald in seinem Größenwahn als Leiter der SOKO machen Fehler, die die Ermittlungen in Gefahr bringen, aber ihre Handlungen sind immer nachvollziehbar. Da gibt es keinen Superkommissar, der allen überlegen ist, wie in so vielen anderen Serien, sondern nur Menschen.

Ich freue mich jedenfalls auf den nächsten Band und hoffe, dass das Ende des ersten Bandes Peter und Flora einander nähergebracht hat!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2013
Adieu, Sir Merivel
Tremain, Rose

Adieu, Sir Merivel


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1683. Sir Robert Merivel war einmal Arzt am Hofe Charles II., aber jetzt ist er in die Jahre gekommen, seine einzige Tochter wird erwachsen und er fragt sich, was sein Lebensabend ihm bringen wird. Er ist noch nicht bereit, sich zur Ruhe zu setzen, sondern möchte noch etwas erleben, solange er kann, daher beschließt er nach Versailles zu fahren, um sich „durch Wunder in Erstaunen versetzen“ zu lassen. Doch Versailles ist eine große Enttäuschung, mehr Schein als Sein. Das einzige Positive, das er in Frankreich findet, ist Louise, aber sie ist verheiratet und ihr Mann duldet keine Nebenbuhler, aber Merivel wäre nicht Merivel, wenn ihn das davon abhalten würde, mit ihr ein Verhältnis einzugehen…

"Adieu, Sir Merivel“ ist ein sehr englischer historischer Roman. Er vereinigt Romantik, Komik, Intrigen und viele Emotionen in sich, ist mit augenzwinkerndem Humor geschrieben, und auch die fleischlichen Gelüste kommen trotz Merivels fortgeschrittenen Alters nicht zu kurz. Merivel mag zwar gesellschaftlich hohes Ansehen genießen, ist aber trotzdem ein Mensch wie du und ich. Er tritt gerne mal ins Fettnäpfchen, nimmt sich aber selbst auch nicht so ernst. Er kann sehr egoistisch sein, aber gleichzeitig würde er für seine geliebte Tochter, den König oder seinen alten Diener alles tun und geben. Da das Leben auch für ihn nicht immer leicht ist, versinkt er ab und zu in eine tiefe, dunkle Verzweiflung.

Was für ein liebenswerter Mensch dieser Merivel ist! Ich hätte nie gedacht, dass mir der Protagonist eines Buches einmal so ans Herz wachsen könnte - dabei ist er 57 Jahre alt "mit dünnen Beinen und dickem Bauch“ (O-Ton Merivel). Das Buch ist aus Merivels Sicht in der Ich-Form geschrieben und ich habe mit ihm gelacht und mit ihm gelitten. Obwohl Rose Tremain historisch angemessen in einer etwas altertümlichen Spache schreibt, ist der Stil überhaupt nicht langweilig. Ihre Beschreibungen sind bildhaft und ihre Dialoge spritzig und geistreich. Das findet man selten in historischen Romanen und dieser ist wirklich ein Meisterstück seines Genres.

Ich habe in der letzten Zeit wenige Bücher gelesen, die mich wirklich begeistern konnten, aber "Adieu, Sir Merivel" gehört definitiv dazu.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2013
Opfer
Unsworth, Cathi

Opfer


ausgezeichnet

"Opfer" ist ein ungewöhnlicher Krimi. Man weiß von Anfang an, dass Corrine Woodrow wegen eines grausamen Mordes verurteilt wurde, aber schon der Klappentext weckt Zweifel daran, dass sie die Täterin ist. Man ahnt auch sehr schnell, wer der wahre Mörder ist. (Und wenn ICH das sage, muss es wirklich offensichtlich sein, denn ich bin bei Krimis immer diejenige, die bis zur letzten Seite keine Ahnung hat!). Was man erst ganz zum Schluss erfährt, ist, wer eigentlich umgebracht wurde…

Der Privatdetektiv Sean Ward soll in einem Mordfall neu recherchieren, der sich im Jahr 1984 in einer kleinen nordenglischen Küstenstadt ereignet hat. Anhand von DNA-Analysen, die in den 80er Jahren noch nicht möglich waren, hat sich ergeben, dass noch andere Personen als die verurteilte Corrine Woodrow am Tatort gewesen sein müssen. Eine Anwältin, die sich auf Justizirrtümer spezialisiert hat, hat Sean engagiert. Damals war von einem Ritualmord und Satanismus die Rede und Corrine wurde als Hohepriesterin eines Satanskults dargestellt. Die Frau, der Sean im Gefängnis begegnet, entspricht aber überhaupt nicht diesem Bild und bestärkt Sean in seinem Wunsch, den wahren Täter zu finden.

Sean versucht, von verschiedenen Seiten an Informationen zu kommen: ganz offiziell wendet er sich an die Polizei, wobei sich vor allem der pensionierte Polizeichef, der damals die Ermittlungen geleitet hat, über sein Interesse zu freuen scheint. Außerdem nimmt er Kontakt mit der Redakteurin der Lokalzeitung auf und hält sich viel in dem Pub auf, in dem auch Corrine und ihre Freunde viel Zeit verbrachten. Bald wird Sean klar, dass dieser Mord fast jeden in dieser kleinen Stadt irgendwie betroffen hat und dass es zwei Gruppen gibt: diejenigen, die um jeden Preis vermeiden wollen, dass der Fall neu aufgerollt wird, und diejenigen, die wollen, dass endlich die Wahrheit ans Licht kommt.

Die Handlung wechselt ständig von der Gegenwart in das Jahr 1984. Der Leser lernt Corrine kennen, deren Mutter Prostituierte ist und die erst vor kurzem neu in die Stadt gezogen ist. Corrine hat es nicht leicht, mit den vielen Vorurteilen gegen sie zu leben, aber sie hat Freunde, die zu ihr halten und ihr helfen. Dann zieht ein anderes Mädchen neu in die Stadt, die Enkelin eines angesehenen Geschäftsmannes, und bringt die Clique gehörig durcheinander…

Durch den Zeitenwechsel lernt der Leser nach und nach die Zusammenhänge kennen, die zu dem Mord geführt haben und taucht tief in die Intrigen, Vorurteile und Heuchelei dieser Kleinstadt ein. Nichts ist so wie es scheint und obwohl eigentlich von Anfang an fast alles über den Fall bekannt ist, gibt es ein überraschendes Ende.

Wie schon am Anfang gesagt ist "Opfer" ein ungewöhnlicher Krimi. Er ist zum Teil mehr Sozialstudie als Krimi und ich würde ihn nicht einmal als spannend bezeichnen, trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und musste immer weiter lesen, um zu sehen, was passiert.

Cathi Unsworth versteht es auch sehr gut, dem Leser die Atmosphäre der englischen Küstenstadt der 80er Jahre zu vermitteln. Ihre Beschreibungen der Frisuren, der Mode, der Musik sind so anschaulich, dass man sich in diese Zeit zurückversetzt fühlt.

Mir haben diese Zeitreise und die ungewöhnliche Perspektive dieses Buches jedenfalls sehr gut gefallen.