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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1335 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


schlecht

Ein historischer Roman, Cozy Krimi oder was auch immer, der im Sande verläuft. Wobei die Handlung ausgesprochen vielversprechend startet: Mrs King, Haushälterin in einem Herrenhaus, wird von der Erbin gefeuert und startet einen Rachefeldzug. Plan des selbigen ist, das Haus während eines Balls, den sie noch maßgeblich mit vorbereitet hat, komplett leer zu räumen: ein Raubzug ganz großen Stils.

Den will sie jedoch nicht alleine durchführen - was auch gar nicht möglich wäre, sondern holt sich eine ganze Reihe von Komplizinnen - größtenteils Bekanntschaften aus ihrem früheren Leben - an Bord. Insgesamt sind sie zu siebt und auch von der Beute soll jede ein Siebtel erhalten. Eine Reihe von mehr oder weniger der Halbwelt angehörende Gestalten sind es, die sie rekrutiert, die meisten haben mit ihr eine gemeinsame Geschichte.

So weit so gut - nachdem wir die Bande also kennengelernt haben, bricht ein riesiges Durcheinander aus, dessen ich während meiner Lektüre nicht mehr Herrin werden konnte. Eine unglaubliche Geschäftigkeit brach aus, was ja zum Vorhaben auch ganz gut passte. Nur konnte ich die einzelnen Aktionen nach einer Weile gar nicht mehr einander zuordnen geschweige denn diese in die Geschichte einordnen.

Am Ende war ich ebenso enttäuscht wie verwirrt und kann dieses Buch leider überhaupt nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 12.02.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


sehr gut

Es lässt sich nciht alles im Leben planen
Auch wenn Julia Padavano - und unter ihrer Regie auch die drei jüngeren Schwestern - genau wissen, wo es sie im Leben hinführen soll. Ganz anders als der von seinen Eltern ungeliebten William Waters, den sie sich an der Uni als Freund und dann als Mann aussucht. Er weiß bisher nur, dass er Basketball liebt, auch wenn Julia ihn als Geschichtsprofessor sieht.

William hingegen sieht eine glückliche Familie - die Padavanos - und lässt sich von ihrem Glück blenden. Zumindest, so weit er noch für sich selbst bestimmen kann, denn Julia hat ihn fest im Griff.

Aber nicht für immer, denn auch deren Idyll bricht schneller auseinander, als es für möglich gehalten wurde.

Ein Familieroman, in dem aufgezeigt wird, dass auch die engsten Bindungen ganz plötzlich aufgebrochen werden können und neue entstehen, wo man diese nicht für möglich gehalten hat.

Auch wenn hier so manches nicht in die Tiefe geht, kann ich aufgrund von Erfahrungen sowohl in der eigenen Familie als auch im Freundes- und Bekanntenkreis die - hier im Roman natürlich sehr geballt auftretenden - Veränderungen sehr gut nachvollziehen und wüsste auch nicht, wie man diese abhalten kann.

Ein Familienroman, der in den späten 1970ern beginnt und 2008 mit einem Paukenschlag endet. Nichts für zu kritische Leser, was Stil und so manche Idee angeht. Die Handlung hingegen und so manch (andere) Idee haben mich durchaus für dieses Werk gewinnen können.

Bewertung vom 09.02.2024
Lily und der Herzenszauber
Fleming, Lucy

Lily und der Herzenszauber


ausgezeichnet

Lily ist die einzige Nixe in ihrem Teich und fühlt sich dort pudelwohl. Denn sie kann allen helfen: den Kaulquappen, den Schnecken, den Fischen und allen anderen Teichbewohnern - sie ist immer zur Stelle, wenn jemand Hilfe braucht, oft auch schon lange davor.

Doch eines Tages kracht es im wahrsten Sinne des Wortes - es tobt ein riesiger Sturm direkt über dem kleinen Teich und die Folgen sind dramatisch - vieles ist zerstört, es herrscht eine unglaubliche Unordnung. Wie soll Lily das nur hinbekommen, so ganz allein?

Doch dann trifft sie eine Entscheidung....

Ein Buch, in dem schon die Kleinen mit Situationen wie Belastung, Unsicherheit, Überforderung konfrontiert werden und zwar auf eine sehr warmherzige und liebevolle Art. Begleitet von schönen bunten Bildern, auf denen es ordentlich was zu schauen gibt. Das Buch könnte ohne weiteres zum Lieblingsbuch im Kinderzimmer aufsteigen! Zumal Lösungsmöglichkeiten geboten werden, die auch für KiTa-Kinder leicht zu verstehen und nachzuvollziehen sind!

Bewertung vom 09.02.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


gut

Wir lernen Demon Copperhead - sein ihm(fast) lebenslang anhaftender Spitzname in einer Gegend, in der so gut wie jeder einen abbekommt - schon vor beziehungsweise während seiner Geburt kennen und wissen so gleich von Beginn an, dass er keiner ist, der das Glück gepachtet hat.

Nein, ganz im Gegenteil, er steht von Beginn an auf der Verliererseite als Sohn einer minderjährigen Junkiebraut, sein Vater bereits vor seiner Geburt verstorben.

Kein schönes Leben, dafür eines, das uns bis zu seiner Volljährigkeit bis ins kleinste Detail beschrieben wird und zwar von ihm selbst in einer Sprache, die zu einem Jungen seiner Herkunft passt, authentisch erscheint, für mich jedoch eine große Herausforderung bedeutete.

Auch wenn vieles darunter manche Charaktere, eindrucksvoll und eindringlich zugleich dargestellt sind - für mich wäre hier weniger mehr gewesen und es hat sich ab etwa der Hälfte dann doch sehr gezogen. Und es ist eben auch so, dass mir bestimmte Informationen bzw. auch Tiefen, fehlen. Auch wenn ich keine Mühe hatte, die mehr als 800 Seiten hinter mich zu bringen, war die Handlung für mich nicht so richtig schlüssig und rund - auch ein Pulitzer-Preisträger ist halt nicht für jeden geschrieben!

Bewertung vom 30.01.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


sehr gut

Gleichgültigkeit, Egoismus und sogar Kälte
Das sind die Faktoren, die in diesem Familien(Kriminal)roman eine Rolle spielen - zumindest in den Familien aller Charaktere, die irgendwann in diesem Roman in Verdacht geraten. Von Lieblosigkeit geprägt ist der Umgang mit- bzw. eher gegeneinander und nicht selten gesellt sich auch Einsamkeit dazu - ein Adjektiv, das in den Krimis der Autorin Eva Björg Ægisdóttir immer wieder eine Rolle spielt.

Hier wird ein junger Mann, gerade mal 20 Jahre alt, tot in seinem Bett aufgefunden - kein Wunder eigentlich, denn das Haus um ihn herum ist abgebrannt. Ausgerechnet er ist aber Teil einer Familie, bei der es deutlich warmherziger zuging, als in denen, von denen sie umgeben waren. Da die Eltern verreist waren, hatten die jungen Leute - Marino, so heißt der Verstorbene, hatte noch eine Zwillingsschwester - mit Freunden und ziemlich viel Alkohol gefeiert.

Und am nächsten Morgen dann das! Rasch gerät eine weitere Familie in Verdacht, deren Sohn Andri als enger Freund von Marino bei der Feier dabei war. Hier herrscht definitiv die angesprochene Kälte. Aber wie sind hier die Zusammenhänge?

Ein eher ruhiger Krimi, in dem dennoch eine Menge passiert. Wie immer ermitteln die Kriminalkommissar*innen Ella und Saevar und - man darf gespannt sein - auch bei ihnen gibt es eine Veränderung.

Aus meiner Sicht fällt er gegenüber den beiden Vorgängern einen Hauch ab, wenn auch auf extremst hohem Niveau - wie immer bei dieser Serie konnte ich das Buch vor dem Schluss nicht aus der Hand legen!

Bewertung vom 28.01.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


gut

Federleicht versucht dieses Buch, sich in die Herzen der Leser*innen zu schleichen. Malu ist alleinerziehende Mutter eines von ihr sehr geliebten Sohnes, nämlich Janne. Dessen Problem ist, dass er eigentlich nur von seiner Mutter geliebt wird, auf andere, so auf die Lehrer und auf manche Eltern seiner Freunde störend wirkt -weil er eben so ist, wie er ist.

Wie genau - das erfährt man eher durch Anmerkungen, für mich ist er ein ganz normales Kind, das nicht stillsitzen kann, aber auch nie von seiner Mutter wirksame Vorschläge erhält, wie er etwas anders machen könnte. Für sie ist er einfach der Tollste - auch, als er sie mit einem neuen Interesse, nämlich dem für Schach überrascht, über das er sich im Park mit einem älteren Herrn unterhalten hat. Bald schon unterrichtet dieser Janne und die drei wachsen zusammen.

Das Thema gefällt mir ganz gut, aber nicht so sehr die Erzählweise, dieses unvermittelte Einbringen von Fakten, Tatsachen, Entwicklungen etc. Manchmal verstehe ich gar nicht, wo ich diese neuen Erkenntnisse hinpacken soll - das offenbart sich erst nach etlichen Seiten.

Ich kann mir aber vorstellen, dass viele Leser, die die Möglichkeit, bei der Lektüre abzuschalten, schätzen, gerade dies besonders an dem Roman mögen. Mir allerdings fehlt dadurch die Tiefe und manchmal auch der Zusammenhang.

Bewertung vom 21.01.2024
Die Eisfischerin vom Helgasjön
Lamberti, Frieda

Die Eisfischerin vom Helgasjön


schlecht

Hier wird nicht im Trüben, sondern im Seichten gefischt!

Eine herbe Enttäuschung war der Roman mit dem vielversprechenden Titel für mich. Es geht nicht so sehr um den hohen Norden, der ausschließlich als ebenso kühle wie (un)atmosphärische Kulisse für Riekes Hineinschlittern in ein neues Liebesglück dienen darf.

Wobei schon auf den ersten Seiten klar wird, dass Marco alles andere als der Traumprinz fürs ganze Leben ist: weder unterstützt er Rieke während ihrer Krankheit, noch kommt er auf die Idee, den anvisierten Skiurlaub mit Freunden dafür zu stornieren.

Statt dessen ist es die liebe Mama, die dafür sorgt, dass Rieke sich nach Schweden begibt. Und dort "ganz zufällig" ihrer Jugendliebe, einem Kommilitonen, begegnet - wohlgemerkt haben sie in Norddeutschland und nicht in Skandinavien studiert.

Auch alles andere ist ähnlich konstruiert - für mich alles andere als ein Roman, in den man sich begeistert hineinfallen lassen kann. Ganz im Gegenteil - ich war froh, als ich da wieder raus war!

Bewertung vom 20.01.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


sehr gut

Nicht nur Nachbar sind es
die Autorin Diane Oliver hier betrachtet - denn gewissermaßen ist es eine Analyse, die sie in jeder ihrer Geschichten vornimmt, wenn auch eine gelegentlich eine recht gut versteckte.

Denn sie betrachtet vor allem die Lage schwarzer Frauen - nicht selten solcher, die sich in prekären Lebenssituationen befinden, die durch die jeweiligen Partner noch deutlich verschlimmert werden. Doch ab und zu gibt es auch einen Abstechere zu höheren sozialen Schichten oder in die Welt der Weißen.

Ich bin überhaupt kein Fan von Kurzgeschichten, doch in diesem Werk fühle ich mich wirklich wohl, auch weil die leider längst verstorbene Autorin ihre Ausdrucksweise perfekt dem jeweiligen Thema anpassen kann. Bzw. der Protagonistin, in der Regel werden sie Geschehnisse aus der Sicht einer solchen geschildert.

Und oft ist es beklemmend, erschütternd oder zermürbend, was man dort in einer messerscharfen, klaren Sprache mitgeteilt bekommt - in einer Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht und auf mich ausgesprochen demaskierend wirkt.

Eine Warnung noch: das Gelesene wird nicht einfach so an ihnen vorbei gehen. Mit Sicherheit werden Sie - ob bewusst oder unbewusst - in irgendeiner Form darauf reagieren, wird das Buch sie noch eine ganze Weile festhalten. Es nur deswegen ungelesen zu lassen, wäre ein schrecklicher Fehler.

Bewertung vom 14.01.2024
Weiße Wolken
Seck, Yandé

Weiße Wolken


gut

Schwarzweiß oder Schwarz?
Die Schwestern Dieo und Zazie sind Töchter einer Deutschen und eines senegalischen Einwanderers und haben nie woanders gelebt als in Deutschland. Aufgewachsen sind sie bei ihrer Mutter, nur die Jüngere, Zazie, hat regelmäßigen Kontakt zum Vater und war auch schon häufiger im Senegal.

Das Eigenartige an ihrem Leben - von außen werden sie immer als irgendwie fremd betrachtet, womit Dieo, Mitte dreißig, verheiratet und Mutter dreier Söhne, ganz gut zurecht kommt. Die Endzwanzigerin Zazie hingegen hadert damit, trägt eine gewisse Wut in sich, die sich immer mal den Weg heraus bahnt und sich nicht selten gegen die Schwester richtet.

Ein spannendes Werk, in dem die Schwestern erst in einer Extremsituation so richtig zueiander finden, teilweise ziemlich provokant, manchmal aber auch witzig und warmherzig rüberkommen.

Gut, dass ich viele deutlich jüngere Kollegen habe, sonst wäre ich in bezug auf die doch sehr stylishe Sprache während der Lektüre oft verloren gewesen. Autorin Yandé Seck nimmt auch Abstand von gewissen Erklärungen im Vorfeld, der Leser wird mit jeder Tatsache, jeder Situation direkt konfrontiert - das kannte ich so nicht, kam aber überraschend gut klar damti.

Ein ungewöhnlicher Roman, in dessen Verlauf die Autorin beweist, dass sie sich auch durchaus selbst auf die Schippe nehmen kann - der Leser muss jedoch einiges an Geduld mitbringen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


sehr gut

Sanft und hart zugleich
So wirkt die Darstellung von Levs Leben auf mich, das die Autorin Iris Wolff hier erzählt. Von einem Jungen, später einem Mann, der von Südosteuropa aus Europa für sich entdeckt. Stellenweise, sogar ziemlich oft, fällt es zusammen mit dem Schicksal von Kato, aber eben nicht immer.

Hineingeboren in einen sozialistischen Staat, nämlich Rumänien, wächst Lev im Regime Ceaușescus mit all seinen Hürden und Einschränkungen, aber auch den vorhandenen Schlupflöchern, auf, hauptsächlich bei seiner Mutter, ab und an kommen auch die Großeltern ins Spiel. Früh macht er die Erfahrung von Mobbing in der Schule, entscheidet sich dafür, selbige zu verlassen und mit seinen deutlich älteren Brüdern im Wald zu arbeiten. Das bekommt ihm auf Dauer nicht - nach einem schweren Unfall ist er monatelang zu Hause ans Bett gefesselt. Dort bringt ihm Kato die Aufgaben und erklärt sie ihm, nach einer anfänglichen Ablehnung durch Lev freunden sie sich an - Kato wird zu seinem Lebensmenschen, der Person, mit der er alles teilen kann.

Irgendwann folgt sie dem Deutschen Tom, der auf seinem Fahrrad durchs Dorf geradelt kommt, in die Welt - und entgleitet damit Lev und seiner Welt. Doch das ist nur ein Abstand auf Zeit, denn Lebensmenschen verlieren sich nicht.

Iris Wolff besticht durch ihre Sprache, die Kraft, die in ihr steckt, aber ebenso durch Zartheit an den passenden Stellen. Sie erzählt sozusagen rückwärts, lässt vieles aus beziehungsweise überlässt es gelegentlich den Lesern, aus bestimmten Zusammenhängen Rückschlüsse zu ziehen. Kein Buch für Detailverliebte oder Leser, die allem auf den Grund gehen möchten während ihrer Lektüre.

Ich habe durch diesen Roman zahlreiche Anregungen zur Recherche von Hintergründen erhalten. Ein schmaler, aber gewichtiger Band. Ein Roman, der seinen Fußabdruck in der Literaturgeschichte hinterlassen wird, dessen bin ich mir sicher.