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Stephie

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Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2012
Flüsterndes Gold / Zara Bd.1
Jones, Carrie

Flüsterndes Gold / Zara Bd.1


ausgezeichnet

In Flüsterndes Gold präsentiert die Autorin Carrie Jones zwar keine gänzlich neuen Ideen, kann mit ihrer guten Umsetzung aber dennoch überzeugen und den Leser dauerhaft an die Handlung fesseln.

Von Anfang an baut die Autorin durch die vielen Fragen und Mysterien gekonnt und kontinuierlich Spannung auf, denn in ihrem Buch gibt es weit mehr als ein Geheimnis zu lüften. Neben den vielen Dingen, die Nick und auch Zaras Großmutter Betty sowie auch ihre Mutter verbergen, gilt es auch das Mysterium um die verschwundenen Jungen und den geheimnisvollen Mann, der Zara zu verfolgen scheint und sie im Wald ruft, zu lösen. Erst nach und nach erhält der Leser einzelne Hinweise, die sich im Verlauf des Romans zu einem Gesamtbild zusammen fügen und den Leser so in ihren Bann ziehen, dass man erst aufhören kann zu lesen, wenn man alles herausgefunden hat.

Die Autorin kombiniert in ihrem Werk verschiedene magische Kreaturen, stellt diese aber nicht nur schwarz oder weiß bzw. gut oder böse dar. Beide Seiten haben verschiedene und zahlreiche Facetten, sodass man die einen zwar vielleicht als eher gut oder eher böse, aber keinen als gänzlich schlecht bezeichnen kann. So hat man als Leser am Ende sogar ein wenig Mitleid mit dem Elfenkönig und auch wenn man seine grausamen Handlungen natürlich nicht gutheißen kann, kann man ihn doch irgendwo auch verstehen.

Die Protagonistin Zara ist eine sehr interessante Figur. Sie ist nicht das typische, hilfsbedürftige und schüchterne Mädchen, sondern beweist Mut und Kampfgeist. Sie nimmt die Existenz von übernatürlichen Wesen auch nicht sofort und kommentarlos hin als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt – ganz im Gegenteil. Sie hat zunächst große Probleme damit, dieses Wissen zu verarbeiten und als tatsächlich wahr zu akzeptieren, was absolut nachvollziehbar ist. Außerdem ist sie eine Figur mit Ecken, Kanten und kleinen Eigenheiten, wie z.B. das Aufzählen von diversen Phobien, was sie zu einem sehr lebensnahen Charakter macht.

Ihre Großmutter Betty ist ebenfalls eine sehr interessante und liebenswerte Figur. Obwohl sie Geheimnisse vor ihrer Enkelin hat und nicht ganz offen zu ihr ist, merkt man doch deutlich, wie viel Zara ihr bedeutet und dass sie versucht zu ihrem Besten zu handeln.
Das Gleiche gilt auch für den mysteriösen Nick. Man merkt gleich, dass er irgendetwas verheimlich will, aber auch, dass er wirklich etwas für Zara empfindet und sich sehr zu ihr hingezogen fühlt. Er hat einfach nur Angst, wie Zara über ihn denken wird, sobald sie die Wahrheit erfährt, was dem eigentlich coolen Typen auch eine verletzliche Seite gibt.


Durch die Ich-Perspektive kann man sich stets gut in Zara hineinversetzen und ihre Ängste sowie ihre inneren Konflikte sehr gut verstehen. Die Erinnerungen an ihren Vater und ihre Beziehungen zu anderen Figuren werden von der Autorin sehr schön beschrieben. Lediglich das Präsens als Zeitform ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig.

Positiv hervorzuheben ist des Weiteren, dass die kleine aber feine Liebesgeschichte nicht zu aufdringlich wird. Sie ist zwar vorhanden und spielt natürlich auch eine große Rolle, drängt sich aber nicht zu sehr in den Vordergrund und lässt somit noch genug Raum für die anderen Handlungsstränge. So lässt Zara sich z.B. auch nicht vollkommen hängen als es in dieser Beziehung plötzlich ein großes Problem gibt, sondern verfolgt weiterhin ihren gemeinsamen Plan.

Carrie Jones übt unterschwellig außerdem ein wenig Kritik an ihrer Gesellschaft, vor allem durch Zaras Beteiligungen an Aktionen von Amnesty International und ihr Wissen über gewisse Zustände, was eher untypisch für einen solchen Jugendroman, aber durchaus lobenswert ist.

Die Handlung des Romans ist in sich zwar abgeschlossen, lässt aber dennoch ein paar wenige Fragen bzw. Handlungsstränge offen, die viel Potenzial für die Fortsetzung bieten.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Die Rose von Arabien
Lehmann, Christine

Die Rose von Arabien


sehr gut

Die Rose von Arabien handelt von der Liebesgeschichte zwischen Finja und Chalil, die auf Grund ihrer verschiedenen Kulturen und ihrer unterschiedlichen Religionen eigentlich nicht zusammen sein dürfen, es aber trotzdem nicht schaffen, einander fern zu bleiben.

Die kulturellen Unterschiede zwischen Finja und Chalil stellen nicht nur für ihre Mitmenschen ein großes Problem dar, sondern stellen auch die Beiden ivor Schwierigkeiten. Finja ist in einer Welt aufgewachsen, in denen Frauen und Männer gleichberechtigt sind und frei sagen, was sie denken, wohingegen Chalil es nicht gewöhnt ist, dass eine Frau ihm widerspricht oder von ihm verlangt sich zu rechtfertigen. Für Beide ist die Situation ungewohnt und sie brauchen lange, um sich auf einander einzustellen. Was Chalil als Schutz betrachtet, ist für Finja manchmal schon Bevormundung.

Finja fällt es sehr schwer zu verstehen, warum Chalil sich ihr gegenüber so distanziert verhält und warum sie ihre Zuneigung nicht offen zeigen können. Mal abgesehen davon, dass das in der arabischen bzw. islamischen Kultur sowieso überhaupt nicht üblich, teilweise sogar verboten, ist, unterliegt Chalil als Erstgeborener eines ehrwürdigen Scheichs noch stärkeren Verpflichtungen und Einschränkungen. Von ihm wird erwartet eines Tages den Nachfolger zu stellen, selbstverständlich mit einer islamischen Frau als Mutter seines Sohnes. Eine Beziehung bzw. eine Ehe, denn offene Beziehungen gibt es in Dubai nicht, ist für seine Familie daher unvorstellbar.
Dies stürzt vor allem Chalil in einen tiefen inneren Konflikt. Einerseits möchte er seine Familie nicht enttäuschen und seine Pflichten als Sohn erfüllen. Dafür hat er auch seinen Traum Arzt zu werden aufgegeben und stattdessen nach dem Wunsch seines Vaters Ingenieurwissenschaft studiert. Außerdem ist die Familie im Islam unheimlich wichtig und sich von ihr abzuwenden ist für Chalil undenkbar.
Andererseits fühlt er sich sehr zu Finja hingezogen und wünscht sich ein gemeinsames Leben mit ihr. Er findet es sogar gut, dass Finja so frei und selbstbewusst ist, auch wenn es ihm manchmal auch schwer fällt damit klar zu kommen. Außerdem fühlt er sich Finja gegenüber irgendwie verpflichtet sich mehr für eine Beziehung einzusetzen, denn auch sie ist bereit Opfer für ihn zu bringen.

Christine Lehmann vermittelt dem Leser viele Informationen über die arabische bzw. islamische Kultur und die Unterschiede in verschiedenen arabischen/islamischen Ländern. So werden die Mütter z.B. nicht nach ihrem eigenen Namen gerufen, sondern immer nach dem Namen des erstgeborenen Sohnes, also z.B. Umm Chalil – Mutter von Chalil. Es ist dort auch Sitte einen Gast immer dreimal zu fragen und seine Ablehnung erst beim dritten Mal endgültig zu akzeptieren. Wenn man allerdings eingeladen wird, so darf man nur zweimal ablehnen. Wenn man dann noch ein dritte Mal gefragt wird, muss man zusagen.
Sie bringt einem diese fremde Kultur zwar etwas näher, stellt sie aber dennoch eher abschreckend dar, indem sie die besonders gravierenden Unterschiede nicht verheimlicht. Neben der Vielehe ist das etwa der Umstand, dass grundsätzlich die Frauen Schuld sind, wenn ein Mann ein Verbrechen begeht. Wird eine Frau vergewaltigt, ist sie selbst schuld, denn sie muss sich ja dann aufreizend benommen haben. So sind es auch die Frauen, die verschleiert herum laufen müssen und möglichst zu Hause bleiben sollten, damit die Männer nicht in Versuchung geraten, anstatt dass die Männer sich in Selbstbeherrschung üben oder sich selbst die Augen verbinden. Dies ist auch eines der Dinge, die Funda so aufregen und die sie abschaffen möchte.

Der Roman weist außerdem Parallelen zu Tausendundeine Nacht auf, das in dem Buch auch häufiger erwähnt wird. So baut die Autorin oftmals dadurch Spannung auf, dass sie eine ihrer Figuren wie Sheherazade eine Geschichte erzählen lässt und dann an der spannendsten Stelle unterbricht, sodass man gezwungen ist weiter zu lesen, wenn man erfahren will, wie es weiter geht

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2012
Ruf der verlorenen Seelen
Derting, Kimberly

Ruf der verlorenen Seelen


ausgezeichnet

Ruf der verlorenen Seelen setzt etwa drei Monate nach den Geschehnissen in Bodyfinder an und ist mindestens genauso gut wie sein Vorgänger, wenn nicht sogar noch etwas besser. Wie schon der erste Teil bietet die Autorin Kimberly Derting dem Leser wieder eine Geschichte mit einer gelungenen Mischung aus Thriller und Romantik, die einfach überzeugt.

Da die wichtigsten Umstände aus dem Serienauftakt, vor allem was die besondere Fähigkeit von Violet betrifft, zu Beginn noch einmal kurz von der Autorin wiederholt werden, ist es vermutlich nicht zwingend erforderlich Bodyfinder gelesen zu haben um die Fortsetzung zu verstehen. Wer das nicht tut, lässt sich aber auf jeden Fall etwas entgehen.

Die Charaktere, insbesondere natürlich Violet und Jay, sind genauso sympathisch wie schon im ersten Band und man freut sich wieder etwas über sie lesen zu können. Inzwischen sind die Beiden ja nicht mehr nur Freunde, sondern fest zusammen. Ihre Beziehung entwickelt sich merklich weiter und erreicht auch eine neue Ebene. Allerdings ist in dieser Beziehung nicht immer als wundervoll, sondern es gibt auch Probleme und Streit, was sie sehr glaubwürdig macht, denn keine Beziehung ist perfekt. Außerdem kommt bei Vi und Jay noch erschwerend hinzu, dass sie sich immer noch daran gewöhnen müssen, dass sie nicht mehr einfach nur Freunde sind, sondern eben viel mehr als das.

Die zwei neuen Mitschüler, Mike und Megan, sind ebenfalls sehr interessant und ein zentraler Bestandteil der Geschichte. Während man Mike als offenen und sympathischen Jungen kennen lernt, der sich schnell mit Jay, Violet und den anderen anfreundet, bleibt Megan eher im Hintergrund und man erfährt zunächst nur sehr wenig über sie.
Mit Ausnahme von Chelsea, die auf Grund ihres großen Interesses an Mike in der Fortsetzung etwas mehr in den Mittelpunkt des Geschehens rückt, kommen Violets andere Freundinnen sowie ihre Familienmitglieder ein wenig zu kurz. Von ihnen hätte man gern etwas mehr gelesen, vor allem von Onkel Stephen.

Die Handlung der Fortsetzung dreht sich aber nicht nur um die Beziehung zwischen Vi und Jay sowie einen neuen Fall, sondern auch um die Frage, was Violet in der Zukunft mit ihrer Gabe anfangen soll. Bisher hat sie sie geheim gehalten und bis auf Jay und ihre Familie weiß niemand etwas davon. Das muss aber nicht so bleiben, denn eine weitere neue Figur zeigt Violet auf, dass sie ihre Fähigkeiten auch gezielt einsetzen könnte um etwas Gutes zu tun. Sie erfährt, dass sie nicht der einzige Mensch auf der Welt mit einer speziellen Gabe ist und dass ein paar dieser Menschen, ihre Gaben nicht vor jedem verbergen, sondern für bestimmte Zwecke nutzen. Deshalb denkt Vi im Verlauf der Geschichte viel darüber nach, ob sie sich ebenfalls jemandem außerhalb ihrer Familie anvertrauen und es ihnen gleich tun sollte.

Die Beziehung zwischen Violet und Jay sorgt wieder für einige romantische Momente, bei denen man die Schmetterlinge im Bauch schon fast selbst spüren kann. An Spannung fehlt es allerdings auch nicht, denn erneut scheint es jemand auf Violet abgesehen zu haben. Schon allein der Prolog, der wieder einen kurzen Ausblick auf eine Szene aus dem späteren Verlauf des Buches bietet, vermag einen zu fesseln. Außerdem wird sie immer wieder von Echos angezogen, ohne dass sie etwas dagegen tun kann, wodurch sie sich selbst in Gefahr bringt, da die Mörder selbstverständlich nicht wollen, dass ihre Opfer von jemandem gefunden werden.

Erzählt wird die Handlung erneut aus der Sicht von Violet, wodurch man sich sehr gut in sie hinein versetzen und ihre Gedanken nachvollziehen kann. Wie schon im ersten Teil gibt es daneben aber auch ein paar kurze Passagen, die aus der Sicht einer zu Anfang noch unbekannten Figur geschildert werden. Diese wecken die Neugier des Lesers, weil man natürlich wissen möchte, wer sich dahinter verbirgt und ob sich der nach einer Weile aufkommende Verdacht bestätigt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2012
Nichts
Teller, Janne

Nichts


sehr gut

Nichts was im Leben wichtig ist ist eine Parabel über den Sinn und die Bedeutung des Lebens, die während des Lesens stark zum Nachdenken anregt und auch noch darüber hinaus.

Nachdem das Vorhaben der Schüler relativ harmlos beginnt und sie erst einmal nur Gegenstände zum Berg aus Bedeutung beitragen, die ihnen zwar viel bedeuten mögen, aber dennoch auf jeden Fall ersetzlich sind, gerät die ganze Sache schon bald außer Kontrolle. Angetrieben von der Trauer über den eigenen Verlust und der Wut auf die Person, die die jeweilige Sache vorgeschlagen hat, beginnen die Jungen und Mädchen immer größere Anforderungen an das Opfer zu stellen und das Ganze nimmt plötzlich viel ernstere Ausmaße an als gedacht. An Stelle von einfachen Gegenständen verlangen die Schüler nun extreme und unersetzbare Opfer voneinander, so folgen auf den Hamster, die Adoptionsurkunde oder sogar die Haare eines Mädchens und den Gebetsteppich eines sehr gläubigen Moslems schon bald so unvorstellbare Forderungen wie die Unschuld einer Mitschülerin, der rechte Zeigefinger eines Jungen und der Kopf eines (noch lebenden) Hundes.
Die Schüler verlieren somit vollständig den Blick für die Realität und das Verhältnis, in dem gewisse Dinge zueinander stehen. So sehr jemand auch an einem Paar grüner Sandalen oder einem nagelneuen gelben Fahrrad hängen mag, es sind dennoch nur Gegenstände, die man ersetzen oder zurück erhalten kann. Das gilt jedoch nicht für die Unschuld oder gar einen abgetrennten Zeigefinger, geschweige denn für das Leben von Haustieren.

Obwohl sowohl die Protagonistin Agnes als auch ein paar andere Schüler langsam bemerken, dass gewisse Forderungen zu weit gehen, so trauen sie sich trotzdem nicht zu widersprechen. Einerseits aus Angst vor den Opfern, die ihnen noch abverlangt werden könnten und andererseits auf Grund ihrer eigenen Wut und Trauer über den Verlust der Sache, die sie selbst opfern mussten. Und spätestens nachdem ein Mädchen seine Unschuld hergeben muss, traut sich niemand mehr andere Forderungen abzulehnen, weil sie dieses Opfer so tapfer über sich ergehen ließ und man niemand anderem gegenüber die Gnade erweisen könne, die ihr nicht zu Teil wurde.

Die immer extremer werdenden Opfer sind erschreckend und unheimlich zugleich. Man kann beim Lesen kaum fassen, auf welche Ideen die Schüler kommen und wie sie deren Durchsetzung erzwingen. Als das Mädchen seine Unschuld opfern muss, wobei nicht nur der Junge bestimmt wurde, der ihr dabei „helfen“ soll, sondern auch noch vier weitere, die dabei sein sollen um ebenfalls zu „helfen“, falls es nötig sein sollte, denkt man zunächst, es könnte nicht mehr schrecklicher werden. Doch da täuscht man sich und mit den schlimmeren Opfern, steigt auch die Wut auf den Forderer und sorgt somit für nur noch undenkbarere Forderungen, wie z.B. den Kopf eines Hundes oder den Zeigefinger eines Jungen.

Die tiefe Verzweiflung der Schüler, die Pierre Anthon und auch sich selbst nun mit allen Mitteln beweisen wollen, dass es sehr wohl etwas gibt, was von Bedeutung ist, geht auch am Leser nicht spurlos vorbei. Genau wie die Schüler stellt man sich die Frage nach dem Sinn des Lebens und danach, was im Leben eigentlich tatsächlich von Bedeutung ist. Die Jungen und Mädchen können und wollen einfach nicht glauben, dass nichts von Bedeutung ist und Pierre Anthon Recht haben könnte.
Letztendlich muss jeder diese Frage für sich selbst beantworten, doch das Leben wäre wohl kaum lebenswert, wenn man wirklich der Ansicht wäre, dass nichts irgendetwas bedeutet und man deshalb auch seine gesamte Zeit mit nichts tun vergeuden könne. Mit solchen Leuten kann man doch eigentlich nur Mitleid haben, denn sie verpassen die wirklich schönen Dinge im Leben – unabhängig davon, ob deren Bedeutung nun lediglich relativ oder sogar vergänglich ist.

Auch die Schüler ziehen schließlich ihre Lehre aus dem Geschehenen und begreifen, dass es sehr wohl etwas gibt, was von Bedeutung ist.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2012
Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast / DREAM Bd.2
McMann, Lisa

Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast / DREAM Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Teil der Wake Trilogie ist noch um einiges besser als der erste und geht wesentlich mehr in die Tiefe als sein Vorgänger, vor allem was Janies Fähigkeiten und ihre Beziehung zu Carl betrifft.

Janie lernt in diesem Band mehr über ihre Fähigkeiten und wie ihr weiteres Leben als Traumfängerin wohl aussehen wird. Durch die Aufzeichnungen von Martha Stubin, die ebenfalls Traumfängerin war und ihre Fähigkeiten genau wie Janie für die Polizei eingesetzt hat, erfährt sie, welche Rechten und Pflichten es mit sich bringt, aber auch, welche Nebenwirkungen es haben kann bzw. haben wird und was das für ihre Lebensqualität bedeutet. Vieles davon hatte Janie tief in ihrem Inneren schon erkannt, wollte es aber weder wahr haben noch sich damit auseinander setzen. Auch als Leser hat man schon geahnt, was auf sie zukommen wird. Wie schnell das passieren soll, ist jedoch schockierend und nimmt den Leser genauso mit wie die Protagonistin. Sie hat Angst davor, was die Zukunft mit sich bringt und empfindet ihre Fähigkeiten einmal mehr nicht als Gabe, sondern eher als Fluch.
Doch Janie hat einen starken Charakter und so fällt ihr die Entscheidung, die sie in Zusammenhang damit letztendlich treffen muss, nicht so schwer wie erwartet.

Außerdem muss Janie diese Ängste und Sorgen nicht allein durch stehen, denn immerhin gibt es in ihrem Leben jetzt auch Carl. Beide waren lange Zeit einsam und lebten eher isoliert, daher fällt es ihnen schwer zu erkennen, dass sie in Zukunft nicht mehr allein bleiben müssen. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen: Janie, wegen ihrer Fähigkeiten als Traumfängerin; Carl, wegen den physischen und seelischen Narben seiner Vergangenheit. Für Beide ist es die erste richtige Beziehung in ihrem Leben und sie müssen noch viel lernen. Wichtig ist nicht, dass sie keine Fehler machen, sondern, dass sie über ihre Probleme reden und sie gemeinsam bewältigen – das müssen sie jedoch erst noch begreifen.

Vor allem Carl fällt dies zunächst noch sehr schwer. Er hat große Angst um Janie, macht sich viele Sorgen und muss erst lernen mit solch tiefen Gefühlen umzugehen.
Aber diese Schwäche, falls man es überhaupt so nennen kann, macht ihn nur umso sympathischer. Es ist verständlich, dass beide noch Schwierigkeiten haben absolut offen miteinander umzugehen und Missverständnisse aufzuklären, bevor es zum Streit kommt. Keiner von ihnen hat sich zuvor jemandem gegenüber so geöffnet und nun haben sie natürlich Angst einander zu verlieren. Diese Schwierigkeiten sind aber menschlich und machen ihre Beziehung sehr glaubwürdig und real.


Dream ist außerdem noch um einiges spannender und fesselnder als der erste Band. Nachdem man zunächst mit den Figuren rätselt, welcher Lehrer ein Sexualverbrecher sein könnte, wartet man nach dem ersten Verdacht gespannt darauf, wie es weiter geht. Genau wie Janie laufen auch dem Leser kalte Schauer über den Rücken, wenn besagter Lehrer sich an Janie heranmacht und sich ungebührlich verhält. Man entwickelt im gegenüber schnell ein starkes Gefühl von Abscheu und kann teilweise kaum glauben, wie er sich tatsächlich verhält. Dadurch findet man es einerseits natürlich gut, dass es Leute gibt, die versuchen diese Menschen zu entlarven und die Allgemeinheit vor ihnen zu schützen. Andererseits hat man aber auch große Angst um Janie und dass ihr bei dieser Mission etwas zustoßen könnte.

Die Sätze von Lisa McMann sind anfangs noch genauso kurz wie in Wake, was wieder ziemlich abgehackt wird. Mit der Zeit werden die Sätze jedoch länger und der Schreibstil flüssiger, in der Fortsetzung sogar wesentlich schneller als beim ersten Band, sodass ein Punktabzug deswegen dieses Mal nicht gerechtfertigt ist.
Besonders positiv hervorzuheben sind dagegen z.B. die Briefe bzw. E-Mails die Carl und Janie sich gegenseitig schreiben, als sie ihre Gefühle nicht offen aussprechen können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2012
Steinernes Fleisch / Reckless Bd.1
Funke, Cornelia

Steinernes Fleisch / Reckless Bd.1


sehr gut

Die Geschichte handelt von Jacob Reckless, der sich die Schuld dafür gibt, dass das steinerne Fleisch in seinem kleinen Bruder Will gesät wurde und sich nun verantwortlich dafür fühlt, ein Gegenmittel zu finden. Die Situation scheint aussichtslos und nahezu jeder, den er um Rat fragt, sagt ihm, dass seine Bemühungen vergeblich seien und er seinen Bruder nicht mehr retten kann. Doch Jake ist vom Gegenteil überzeugt und gibt nicht auf, denn in der Welt Hinter dem Spiegel gibt es seiner Ansicht nach für alles eine Medizin.

Jake muss diese schwere Mission aber zum Glück nicht allein bewältigen. Fuchs, ein Mädchen, das sich in einen Fuchs verwandeln kann und inzwischen das Fell der Haut eigentlich immer vorzieht, ist in dieser Welt seine ständige Begleiterin, seit er sie vor Jahren aus einer Falle befreit hatte und weicht auch angesichts der Gefahren, die bei diesem Abenteuer auf sie lauern, nicht von seiner Seite. Außerdem muss er widerwillig auch Clara, Wills Freundin, mit auf diese beschwerliche Reise nehmen, nachdem sie ebenfalls in diese Welt gelangte und nicht bereit ist sich von Will zu trennen.

Aber auch zu viert können sie diese Mission nicht allein erfüllen und so muss Jake die Hilfe von Freunden in Anspruch nehmen, sich auf magische Utensilien verlassen und sich – wenn erforderlich – die Hilfe anderer oder ihre Informationen erkaufen. Dabei hat er stets sein Ziel klar vor Augen: Die Rettung seines Bruders, koste es was es wolle. Dafür nimmt Jake jede Gefahr auf sich und riskiert mehr als einmal sein eigenes Leben, wobei er stets besorgt um das Leben der anderen ist. Deswegen versucht er immer wieder Fuchs in bestimmten Situationen loszuwerden und sie so zu beschützen, was ihm allerdings meistens nicht gelingt, denn niemand kennt ihn besser als Fuchs. Sie ist die einzige, der er wirklich nichts vormachen kann und die ihm jede Lüge sofort von den Augen abliest. Ihre Beziehung ist geprägt von tiefer Freundschaft und daher wundervoll zu beobachten. Vielleicht versteckt sich dahinter sogar ein wenig Liebe, zumindest bei Fuchs, die von Anfang an Angst davor hat, dass Jacob irgendwann für immer in seine eigene Welt zurückkehren könnte.
Auch die Beziehung zwischen den beiden Brüdern ist schön zu lesen, wird im Verlauf des Romans aber auf eine harte Probe gestellt. Anfangs ist Wills Vertrauen in seinen älteren Bruder noch unerschütterlich und er glaubt ihm jedes Wort. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Zweifel schleichen sich jedoch ein und Will glaubt langsam nicht mehr daran, dass Jake ihn wirklich noch retten kann. Das liegt vermutlich zum Teil auch an der erschreckenden Veränderung, die Will durchmacht. Je weiter sich das steinerne Fleisch auf seiner Haut ausbreitet, desto mehr wird er zum Goyl. Als Goyl hat er aber nicht nur eine andere Haut, sondern auch einen völlig anderen Charakter. Außerdem lässt ihnen der Stein die Anderen langsam mehr und mehr vergessen und auch, wer er selbst eigentlich ist. Will beginnt sogar seine Liebe zu Clara zu vergessen, was für sie natürlich besonders schmerzhaft ist.
Doch Clara ist ebenfalls fest entschlossen Will zu helfen und versucht mit seiner wachsenden Abweisung und Ablehnung klar zu kommen. Sie setzt ihre ganze Hoffnung in Jacobs Worte und tut was er sagt um ihm bei Wills Heilung zu helfen.

Die Geschichte ist rund und die Handlung ist in sich abgeschlossen. Das Ende verlangt also eigentlich nicht nach einer Fortsetzung, obgleich noch ein paar wenige Fragen offen sind, wie z.B. wo der Vater von Will und Jake sich befindet. Doch Cornelia Funke wird sicher noch weitaus mehr für das nächste Abenteuer parat haben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2012
Nach dem Sommer / Mercy Falls Bd.1
Stiefvater, Maggie

Nach dem Sommer / Mercy Falls Bd.1


ausgezeichnet

Nach dem Sommer mag vom Thema her vielleicht nicht aus der Masse herausstechen, in allem anderen ist es jedoch einzigartig. Maggie Stiefvater ist es gelungen, eine fantastische und neuartige Liebesgeschichte zu kreieren, die einen nicht so schnell wieder loslässt.

Man könnte meinen, die Liebe zwischen einem Werwolf und einem normalen Mädchen sei ein alter Hut und somit nichts wirklich Neues oder Aufregendes mehr. Wer sich wegen dieses Gedankens das Buch entgehen lässt, verpasst jedoch wirklich etwas, denn Maggie Stiefvater hat dem Ganzen ihre persönliche Note hinzugefügt und schafft so auch mit einer nicht mehr ganz außergewöhnlichen Basis einen außergewöhnlichen Roman.

Die Werwölfe von Mercy Falls haben nicht viel mit den bekannten Klischees von Werwölfen gemein, außer dass man sich durch einen Biss anstecken kann. Die Werwölfe in Nach dem Sommer können sich nicht nach Belieben hin und her verwandeln oder nur bei Vollmond. In diesem Roman ist die Verwandlung der Wölfe abhängig von der Temperatur: Solange es warm ist, haben sie ihre menschliche Gestalt. Doch sobald der Winter naht und die Temperaturen sinken, beginnen sie sich zu verwandeln. Aber das ist noch nicht alles: Ihre Zeit als Menschen ist begrenzt, sobald sie einmal gebissen und zum Werwolf geworden sind. Je mehr Jahre vergehen, desto wärmer muss es sein, damit ein Wolf sich wieder in einen Menschen verwandelt, bis er dann irgendwann für immer ein Wolf bleibt.

Genau dieser Umstand ist es, der die Handlung so einzigartig und die Liebesgeschichte so fesselnd und sogar ein wenig tragisch macht. Für Sam ist es nämlich, trotz seines jungen Alters, vermutlich das letzte Mal, dass er sich in einen Menschen zurückverwandelt hat. Wenn er im Winter wieder zum Wolf wird, wird er wohl nie wieder sein wahres Ich zurück erlangen.
Diese Gefahr zieht sich durch das gesamte Buch und die Angst davor wird vor allem durch die Temperaturangaben am Anfang eines jeden Kapitels gesteigert. Je mehr die Temperaturen fallen, desto bedrohlicher wird für Sam der Moment, in dem er sich nicht mehr gegen die Verwandlung wehren kann und desto mehr steigt auch die Spannung für den Leser.

Beiden ist bewusst, dass ihnen nur noch wenig Zeit bleibt und deswegen wollen sie sie so gut es geht nutzen. Doch während Sam sich eigentlich schon mit seinem Schicksal abgefunden hat – so sehr er es sich auch anders wünscht – hofft Grace immer noch einen Ausweg zu finden, immerhin hat sie sich nie in einen Wolf verwandelt, obwohl sie damals von ihnen gebissen wurde.

Aber nicht nur diese unglaublich schöne und romantische Liebesgeschichte macht Nach dem Sommer zu einem besonderen Buch, sondern auch die Charaktere, allen voran Grace und Sam. Beide sind sehr sympathisch und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Sie haben sowohl Stärken als auch Schwächen, was beide zu sehr realen Figuren und die Geschichte umso glaubwürdiger macht, vor allem da die Autorin ihrer Beziehung auch genug Zeit gibt, um sich zu entwickeln.

Sam ist, im Gegensatz zu den meisten anderen männlichen Protagonisten ähnlicher Bücher, sehr schüchtern und zurückhaltend. Als Mensch hat er sich daher nie getraut Grace anzusprechen, obwohl er sie seit Jahren immer wieder beobachtet hat, sowohl als Mensch als auch als Wolf.

Daher ist es meistens die pragmatische und recht forsche Grace, die den ersten Schritt macht, vor allem was ihre gemeinsame Beziehung betrifft. Zugegeben, anfangs, bevor sie Sam kennen lernt und erfährt, was es mit den Wölfen wirklich auf sich hat, wirkt es noch etwas befremdlich, welche Zuneigung Grace für ein Tier empfindet. Das legt sich dann aber schnell wieder als sie die ganze Wahrheit über Sam und auch über sich selbst erkennt.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2012
Drei Wünsche hast du frei
Pearce, Jackson

Drei Wünsche hast du frei


ausgezeichnet

Drei Wünsche hast du frei ist eine unglaublich schöne und romantische Liebesgeschichte, wie man sie kaum besser hätte schreiben können. Mit viel Gefühl erzählt Jackson Pearce die Geschichte zweier Personen, die sich anfangs nicht unbedingt zugetan waren und sich schließlich verlieben, obwohl sie, da sie aus verschiedenen Welten stammen, eigentlich nicht zusammen sein dürfen.

Am Anfang lernt man zunächst Viola kennen und die Situation, in der sie sich befindet. Seit dem Ende ihrer Beziehung zu ihrem besten Freund Lawrence, der sich schließlich als schwul geoutet hat, fühlt Viola sich zerbrochen und unvollständig. Ihr Wunsch wieder dazu zugehören ist so stark, dass sie unabsichtlich einen Dshinn herauf beschwört, der ihr diesen Wunsch erfüllen könnte. Aber genau das möchte sie nicht. Sie möchte zwar nicht mehr unsichtbar sein, aber sie will es aus eigener Kraft schaffen. Das zeigt, was für einen starken Charakter Viola hat, obwohl auch sie natürlich ihre schwachen Momente hat. Außerdem will sie ihre kostbaren Wünsche nicht auf so etwas Oberflächliches wie Kleidung oder Haare verschwenden.

Dafür gibt es jemand anderen, der dafür sorgt, dass Viola sich wieder vollständig fühlt: Dshinn. Anfangs ist er gar nicht begeistert von Viola und ihrer Unentschlossenheit, was ihre Wünsche betrifft. Er will so schnell wie möglich wieder in seine Heimat Caliban zurückkehren. Das geht allerdings erst, wenn Viola alle drei Wünsche ausgesprochen und er sie erfüllt hat. Daher interessiert er sich zunächst nur dafür, dass sie eben jeden endlich ausspricht und kann absolut nicht verstehen, warum sie so lange zögert. Die anderen Teenager-Mädchen, denen er bis dahin gedient hatte, wussten immer sofort was sie wollten und ließen sich nicht lange bitten. Außerdem kann er es nicht ertragen in dieser Welt immer weiter zu altern, während er in Caliban unsterblich ist und sich nicht verändert.

Doch je mehr Zeit er mit Viola verbringt, desto mehr ändert sich seine Einstellung. Er lernt sowohl Lawrence als auch Viola besser kennen und beginnt sie langsam zu verstehen, was ihm vorher noch so schwer viel. Er entwickelt Gefühle für Viola und baut eine Beziehung zu ihr auf. Zu Beginn wundert er sich noch über Violas Verhalten im gegenüber, denn sie behandelt ihn nicht wie einen Diener oder Sklaven, wie seine anderen Herren und Herrinnen zuvor. Sie behandelt ihn wie einen Menschen, später sogar wie einen Freund, und mit der Zeit beginnt Dshinn das zu mögen. Er findet es schön, dass Viola mehr in ihm sieht als nur einen Wunschgewährer und mag das Gefühl, gebraucht zu werden. Dshinn ist inzwischen sogar so gern in ihrer Nähe, dass er gar nicht mehr möchte, dass sie sich etwas wünscht. Denn mit jedem Wunsch verringert sich die Zeit, die sie zusammen haben. Sobald Dshinn Viola drei Wünsche erfüllt hat, kehrt er nämlich unweigerlich nach Caliban zurück und Viola würde ihn vergessen. Dshinn wird also immer menschlicher und entwickelt sogar so sterbliche Gefühle wie Eifersucht. Er ist besorgt um sie, will aber einfach nur, dass sie glücklich ist.

Die Liebesbeziehung der Beiden ist einfach unglaublich schön und herzerwärmend. Im Gegensatz zum Leser, der es fast sofort erkennt, bemerken die beiden ihre Liebe erst sehr spät. Dadurch hat die Autorin der Liebe der Beiden aber auch Zeit gegeben sich zu entwickeln, was sie besonders glaubwürdig macht – von dem übernatürlichen Faktor einmal abgesehen. Viola liebt Dshinn, weil er sie so sieht und mag, wie sie ist. Er will sie nicht verändern oder sie zu etwas machen, was sie nicht ist.
Er liebt sie, weil sie ihn nicht einfach nur als Wunschgewährer betrachtet, sondern eine eigenständige Person in ihm sieht. Er liest in ihr wie in einem offenen Buch und weiß fast immer, wie sie fühlt. Dadurch entstehen viele besonders schöne und intime Momente, die man als Leser wirklich gern miterlebt.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2012
Zweiunddieselbe
Pearson, Mary E.

Zweiunddieselbe


ausgezeichnet

Zweiunddieselbe ist ein äußerst gelungenes Jugendbuch, das viele, vor allem ethische, Fragen aufwirft und den Leser dadurch zum Nachdenken anregt.
Während man Jenna als Ich-Erzählerin begleitet und einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekommt, stellt man sich die gleichen Fragen wie sie. Was macht einen Menschen aus? Sind diese zehn Prozent, die noch von ihrem alten Ich übrig geblieben sind, ausreichend um sie menschlich zu machen? Oder ist sie nichts weiter als eine Kopie, die darauf programmiert wurde, sich wie Jenna zu verhalten und sich selbst für sie zu halten?

Diese Fragen stellt sich Jenna immer wieder seit sie herausgefunden hat, was ihre Eltern mit ihr angestellt haben. Doch egal wie lange sie darüber nachdenkt, sie erhält doch nie eine Antwort, denn wer soll es wissen, wenn nicht einmal sie selbst weiß, ob sie noch eine eigenständige Person ist? Immer wieder kämpft sie mit sich selbst und ihren inneren Konflikten. Einerseits ist sie wütend auf ihre Eltern, weil sie ihr das angetan haben. Sie kann nichts mehr essen, sie altert nicht und ist eben nicht mehr normal. Andererseits ist sie aber auch dankbar dafür, dass sie noch am Leben ist. Und dieses Leben, falls man es noch so nennen kann, will Jenna auch endlich führen. Je mehr Erinnerungen wieder kommen, desto entschiedener ist sie, ihr Leben zu ändern. Sie will nicht mehr die Tochter sein, die alles tut um es ihren Eltern Recht zu machen. Sie will selbstständiger sein, eigene Entscheidungen treffen und vor allem auch Fehler machen dürfen. Dafür setzt sie sich auch ein, was für ihre Eltern eine enorme Umstellung bedeutet, da die „alte“ Jenna immer das gemacht hat, was man ihr gesagt hat.

Trotz dieser Konflikte gelingt es Jenna mit der Zeit jedoch wieder eine Beziehung zu ihren Eltern, vor allem zu ihrer Mutter, aufzubauen. Nachdem sie ihr anfangs noch sehr fremd waren und kein Vertrauen zu ihrer Tochter mehr hatten, finden sie auch wieder zueinander. Ihre Eltern mussten erst lernen, Jenna mehr Freiraum zu geben und selbst über sich bestimmen zu lassen.
Jenna musste erst einmal begreifen, warum ihre Eltern so gehandelt haben und verstehen, dass sie aus Liebe zu ihrer Tochter einfach alles getan hätten um sie zu retten, egal wie falsch oder illegal es ist.

Des Weiteren setzt Mary E. Pearson sich kritisch mit dem Thema Wissenschaft und Forschung auseinander. Bis zu welchem Grad ist Fortschritt noch positiv und ab wann schlägt er ins negative um? Wie viel Fortschritt ist noch gut für uns? Die Auseinandersetzung mit solchen Fragen ist in der zukünftigen Welt, die die Autorin geschaffen hat, von besonderer Bedeutung. Durch die immer zahlreicheren Kreationen künstlich erzeugter Pflanzenarten sind die natürlichen Arten z.B. kaum noch vorhanden und durch medizinische Forschung entstand ein Virus, das unzählige Menschen das Leben kostete.

Die Autorin versteht es außerdem sehr gut, das Interesse des Lesers stets aufrecht zu erhalten. Zuerst verfolgt man gebannt, wie Jenna mehr über sich und den Unfall herausfindet. Dann will man herausfinden, wie sie mit dieser Wahrheit umgeht und wie ihr Leben von nun an weiter gehen soll. Ihre Eltern versuchen so viel wie möglich vor ihr zu verbergen und geben stets nur Informationen über die Dinge preis, die Jenna schon selbst aufgedeckt hat und außerdem darf niemand wissen, was mit Jenna geschehen ist, denn jemanden wie sie dürfte nach dem Gesetz gar nicht existieren. Trotzdem hat Jenna natürlich das Bedürfnis sich jemandem anzuvertrauen und ihre Last zu teilen. Damit würde sie jedoch sich selbst und alle Menschen, die bei ihrer „Rettung“ geholfen haben, in Gefahr bringen. Was würde die NEWF, die Organisation, deren Aufgabe es ist zu überwachen, dass so etwas wie mit Jenna nicht geschieht, reagieren? Was würden sie wohl mit Jenna machen?

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.