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bibliokate

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

Dieser Roman von Ermal Meta hat mich schon nach den ersten Sätzen total in seinen Bann genommen.

Er erzählt die Lebensgeschichte von Kajan der in Albanien zu einem großen Pianisten aufsteigt jedoch mit der Zeit in immer größere schwierigkeiten mit dem Regime gerät, sich durch die Frau die er liebt, in politische Wirren verstrickt wird und fliehen muss. Darauf folgen Jahre der Entwurzelung und des Leids sowie der Verfolgung. Es wird mehrere Jahrzehnte dauern bis er das Bild das er von seiner Familie und ihrem Schicksal hat berichtigen kann und die ganze Wahrheit erfährt.

Dieser Roman hat mich sofort in seinen Bann gezogen und berührt. Stellenweise war er unglaublich heftig, brutal und schwer zu ertragen. Ich habe mich ehrlich gesagt bisher nicht mir der Geschichte Albaniens und dem herrschenden Regime zu der Zeit in der der Roman spielt beschäftigt und war tief betroffen von der Brutalität.

Ermal Meta hat hier einen Teil der albanischen Geschichte beleuchtet von der ich bisher nichts wusste(ich kenne mich mit der Geschichte Albaniens überhaupt nicht aus) die aber sicherlich eine große Wunde im Herzen des albanischen Volkes zurückgelassen hat.

Die Geschichte war ebenso berührend wie spannend und der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen so das ich das Buch sehr schnell beendet habe, auch wenn ich emotional noch lange nicht damit fertig sein werde.

Bewertung vom 31.03.2023
Das Ende der Ehe
Roig, Emilia

Das Ende der Ehe


ausgezeichnet

Nachdem mich "Why we matter" total geflashed hat als ich es gelesen habe war ich wirklich gespannt auf Emilia Roigs Gedanken zur Ehe.

Was sich in diesem Buch finden lässt ist eine äußerst scharfsinnige Betrachtung zum Thema Ehe, Patriachat und Heteronornativität und wie man sie durch bewusstseinsbildung und diskurs möglicherweise abschwächen kann was laut der Autorin etwas wäre wovon wir alle profitieren würden.

Sie geht sowohl auf den Wandel der Ehe in den letzten Jahren und Jahrzehnten ein als auch auf die Frage wie man sie den Anforderungen der heutigen Zeit anpassen könnte. Ein Ende der traditionellen Ehe und ein Weg hin zu mehr Verbundenheit, sowie ein Weg hin zu weniger Konvention um mehr Freiheit und Zufriedenheit zu erlangen könnte nach Sicht der Autorin patriachale Strukturen aufbrechen und zu mehr Liebe und Verbundenheit führen. Sie plädiert für eine Öffnung der festgefahren Strukturen und Normen, für mehr Diversität und weniger Heteronormativität, beschäftigt sich sowohl mit Gleichgeschlechtlichen Beziehungen als auch mit frühen Prägungen und Erziehungsmustern die die Sicht auf Beziehungen und Ehe schon früh prägen.

Wie beeinflussen Machtstrukturen und Patriachat unser Denken über Beziehungen und die Ehe und ist diese wirklich die beste Form des Zusammenlebens oder nur die die Gesellschaftlich anerkannt wird um Machtstrukturen zu erhalten und zu reproduzieren?

Wie schon mit "Why we matter" hat mich Emilie Roig auch mit diesem Buch total begeistert, zum nach - sowie umdenken animiert und neue Sichtweisen aufgezeigt. Ein absolut tolles, interessantes Sachbuch das durch das einfließen lassen von persönlichen Erfahrungen der Autorin niemals trocken oder zu theoretisch wirkt. Für mich eine absolut bereichernde Lektüre. Absolut wichtig, teilweise provokant und extrem interessant. Absolute Leseempfehlung meinerseits

Vielen Dank an Emilia Roig für das Schreiben dieses wichtigen Buches und die emotional sicherlich immer wieder fordernde Zeit die es braucht um ein solches Buch zu schreiben.

Bewertung vom 20.03.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


gut

Dieses Buch hat einen für mich sehr passenden Titel. Es geht um eine Frau die versucht nach einer Vergewaltigung wieder die Macht über sich selbst und ihr eigenes Leben zurückzubekommen was ihr nur leidlich gelingt. Nachdem sie vergewaltigt wurde erzählt die Ich - Erzählerin von den Folgen des Traumas, versucht es mal als nicht so schlimm abzutun und mal als lebenszerstörend zu betrachten was ich als Teil eines bewältigungsprozesses verstanden habe der äußerst schwierig und komplex ist zumal die Protagonistin zwischen opferrolle und rachegelüsten hin und her springt. Dieses widersprüchliche Verhalten zeigt ganz deutlich das sie versucht zu verarbeiten was mit ihr geschehen ist und gleichzeitig in einer Opferrolle gefangen ist die ihr teilweise auch durch die gesellschaftlichen Normen diktiert wird, auch wenn nicht wirklich jemand von ihrer Vergewaltigung weiß. Sie versucht das unerklärliche zu erklären und zu rationalisieren um ihm den Schrecken zu nehmen und gegen die Opferrolle anzukämpfen, diese aber durch ihr dauerndes darüber nachdenken und sich zusammenreißen wollen und müssen eher noch verstärkt. Ein durchaus nicht einfaches und komplexes Buch das finde ich einen sehr passenden Titel hat denn es geht hier um Macht, Macht über sich selbst, seinen Körper und was passiert wenn man diese Macht an jemand oder etwas scheinbar mächtigeres verliert oder sie einem gewaltsam genommen wird. Das Buch ist nicht einfach und braucht auch einige triggerwarnungen es ist aber auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 20.03.2023
HIRNSALAT
Hübner, Véronique

HIRNSALAT


ausgezeichnet

In diesem Buch geht es um Kinder die versuchen sich in der Welt zurechtzufinden auch wenn sie aufgrund ihrer Besonderheiten oftmals missverstanden werden. Jeder von ihnen glaubt mit seinem wie sie es nennen "Hirnsalat" alleine zu sein und das niemand sie versteht. Doch als sie sich kennenlernen und den "Hirnsalat club" gründen merken sie das es viel leichter ist wenn man jemanden hat der einen versteht, wenn man sich gegenseitig unterstützt und das das Leben besser ist wenn man Menschen um sich hat die einen verstehen.



Ich finde dieses Buch wirklich unglaublich toll. Es werden verschiedene Formen von "Hirnsalat" so erklärt das wirklich jeder verstehen kann was damit gemeint ist und so kann man es wunderbar einsetzten um mehr Akzeptanz und Bewusstsein zu schaffen. Ich kann mir auch gut vorstellen das dieses Buch Eltern, Kindern und Lehr - bzw betreuungspersonen gut unterstützen kann und es hier ein tolles Kinderbuch gibt bei dem das Motto Repräsentation und awareness groß geschrieben wird.


Für mich ein wirklich gelungenes Buch zu einem wichtigen Thema das eventuell vielen Kindern helfen kann besser verstanden zu werden

Bewertung vom 20.03.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


gut

Hoodie Rosen, Sohn einer jüdisch Ortodoxen Familie der zutiefst gläubig ist kommt durch die bekanntschaft mit Anna - Marie der Tochter der Antisemitischen Bürgermeisterin in ziemliche Schwierigkeiten.

Immer wieder merkt man während des Lesens in welcher moralischen Zwickmühle sich Hoodie befindet. Wird er seiner Erziehung und den Regeln der Religion folgen und seiner Familie Ehre machen oder soll er seinem Herzen folgen und damit alles aufs Spiel setzten. Hoddie ist wirklich zerrissen und muss seinen Weg finden zwischen jahrhundertealten Traditionen und seinen eigenen Vorstellungen davon wie er leben möchte.

Ich fand das Buch wirklich sehr interessant, man konnte einiges über jüdisch orthodoxe Gepflogenheiten lernen und gleichzeitig einer sehr spannenden Story folgen die sich sowohl mit den Themen Erwachsenwerden, seinen eigenen Weg gehen, sich gegen Konventionen auflehnen auseinandersetzt sowie auch mit politischen Fragen wie Antisemitismus beschäftigt.

Für mich insgesamt ein gutes, lehrreiches und unterhaltendes aber nie seichtes Buch das sich sicherlich auch dazu eigent als Schullektüre verwendet zu werden.

Bewertung vom 20.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Ich bin ein riesen Fan von Daniel Glattauer und auch mit diesem Buch konnte er mich total überzeugen.

Die Geschichte ist ebenso spannend wie bewegend. Mit großem Fingerspitzengefühl entwirft Glattauer hier die Karikatur einer von Foyerismus geprägten, sensationslüsternen Gesellschaft die sich ohne Rücksicht auf Verluste ins immer extremere steigert.

Nach einem tragischen Badeunfall bei dem ein junges Mädchen das ursprünglich aus Somalia stammte ertrunken ist bleiben die Angehörigen, sowie die Familien die das Mädchen mitgenommen hatten vor einem trümmerhaufen zurück.

Sophie Luise, die Tochter der einen Familie, die angeregt hatte Ayana ihre Schulkollegin mitzunehmen flüchtet sich in einen zwielichtigen Chat mit jemandem den sie eigentlich gar nicht kennt, die Erwachsenen versuchen sich außergerichtlich zu einigen, was allerdings nicht klappt. Was sich daraus entwickelt ist eine Katastrophe die so wohl niemand vorhersehen konnte.

Dieses Buch hat mich gleich auf mehreren Ebenen verblüfft und begeistert. Schon nach den ersten Sätzen war ich total in den Bann dieses Buches gezogen. Es werden verschiedene Arten von Traumaverarbeitung ebenso in die Handlung miteingeflochten als auch der Mediale Hype um "bewegende Schicksale" und die Doppelmoral wenn es darum geht das Menschenrecht auf Gleichheit zu beachten.
Sehr interessant fand ich das Glattauer hier ein Mittel wählt das wirklich sehr wirksam ist. Immer wieder wird die Handlung durch Posts in Social Media Foren von außenstehenden Kommentiert und durch diskusionen von am vorfall unbeteiligten, jedoch ihre eigene Meinung und Absicht zum Vorfall verbreiteten Menschen, erweitert. Das hat mir gut gefallen da es damit noch eine andere Ebene gab und dem Buch ein sehr interessanter Handlungsstrang mit ordentlichem Potential für Kritik an der Sensationssucht der Mendien und der öffentlichen Wahrnehmung von anderen hinzugefügt wurde.

Als großer Daniel Glattauer Fan war ich wieder einmal begeistert von seinem Scharfsinn, seiner Fähigkeit gesellschaftliche Probleme zu sezieren ohne zu moralisieren und den Leser sowohl durch sein großes Fingerspitzengefühl als auch durch seinen Scharfsinn in die Handlung hineinzusaugen und nicht mehr loszulassen.

Für mich ein absolutes Highlight