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OwlmaBooks
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Bad Kreuznach
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Vielleserin und Bloggerin

Bewertungen

Insgesamt 252 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2016
Eine Handvoll Worte
Moyes, Jojo

Eine Handvoll Worte


ausgezeichnet

„Eine Handvoll Worte“ ist mein erster Roman der Autorin Jojo Moyers gewesen, aber sicherlich nicht der letzte, denn diese berührende Geschichte konnte mich durch authentische Charaktere und einen tollen Schreibstil überzeugen.

Wir bekommen die Geschichte von Jennifer und Anthony aus zweierlei Perspektiven erzählt. Dabei treffen sich die Handlungsstränge aus Vergangenheit und Zukunft nicht nur einmal und schaffen so eine tolle Atmosphäre. Was ich bisher noch nicht erlebt habe, ist, dass die Rückblenden tatsächlich auch in der Vergangenheitsform geschrieben sind, während die aktuelle Handlung im Präsens geschildert wird. Das finde ich originell und auch gut gelöst. Generell hat mir der Schreibstil von Frau Moyers gut gefallen, weil er zwar etwas gehobener ist, aber eben doch sehr einfühlsam. Die Briefe, die sich Antony und Jennifer schicken, lockern den Roman auf und schaffen zusätzlich Spannung.

Die beiden Protagonistinnen Jennifer und Ellie sind sich auf ihre eigene Art und Weise sehr ähnlich. Obwohl sie zu verschiedenen Zeiten leben, stehen sie doch für ihre Sache ein und gehen ihren Weg. Jenny hat es dabei aber bedeutend schwerer, da die 60er Jahre eben doch noch an Konventionen und das gesellschaftliche Ansehen gebunden sind. Frau Moyer hat es geschafft, ein realistisches Bild der damaligen Zeit zu erschaffen. Ich habe Jenny jede Emotion und jede Handlung einhundertprozentig abnehmen können. Ellie verkörpert hingegen das moderne Frauenbild, hat es aber trotzdem nicht einfach. Ihr innerer Konflikt ist nachvollziehbar und sie authentisch.

Die Autorin hat die Anzahl der Nebencharaktere gering gehalten, was ich persönlich gut finde. Sie hat sich hier eher darauf konzentriert, ihnen eine Stimme zu verleihen, was ihr definitiv gelungen ist. Gerade Jennys Freunde und Ellis Arbeitskollegen runden das Gesamtbild ab. Am besten hat mir jedoch Anthonys Vorgesetzter gefallen. Erscheint er auf den ersten Blick mürrisch, so offenbart er im Verlauf doch seine weiche Seite und ist für die ein oder andere Überraschung gut.

Die Geschichte hat mich von Anfang an so gepackt, dass ich das Buch an einem Wochenende ausgelesen habe. Dabei haben der Schreibstil und die ineinander verschlungenen Handlungsstränge keine unbedeutende Rolle gspielt. Zudem hält die Story mehr als eine Überraschung für den Leser bereit. Bis zum Schluss kann wirklich noch alles passieren. Teilweise weiß man sogar gar nicht, wo man sich jetzt zeitlich genau befindet, bzw. muss das für sich erstmal sortieren. Das finde ich aber nicht schlimm, sondern sogar gut, weil man selbst noch ein bisschen nachdenken muss.

Wir haben es hier natürlich mit einem Liebesroman zu tun. Allerdings fand ich die Umsetzung sehr gelungen, weil es zu keiner Zeit kitschig wurde. Im Gegenteil, Jenny geht mit diesem Thema sehr verantwortungsvoll um und bremst sich eher selbst aus.

Insgesamt hat mich dieser Roman überzeugen können. Hier hat für mich einfach alles gestimmt: Setting in England und Frankreich, hitzige Dialoge, Sehnsucht, Leidenschaft, die ganz große Schuldfrage und eine Liebe, die die Jahre überdauert. Ich bin jetzt definitiv ein Jojo Moyer-Fan und werde mich demnächst weiterer Lektüren der Autorin widmen.

4,5 Sterne

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Bewertung vom 05.05.2016
Das Herz von Libertalia
Kuschnarowa, Anna

Das Herz von Libertalia


sehr gut

Mit „Das Herz von Libertalia“ hat die Autorin einen spannenden Piratenroman geschrieben. Besonders die Individualität der Frauenrolle steht hier im Vordergrund und wurde meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt.

Die Story um Anne Bonny wird uns direkt aus ihrer Perspektive berichtet. Für mich war das die beste Wahl, denn so konnten wir auch an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Da sie sich eher wie ein Mann gibt, denkt sie eben auch wie einer und so ist sie mehr in sich gekehrt und macht viele Probleme nur mit sich selbst aus. Aufgrund der Perspektivenwahl ist der Leser aber zu jeder Zeit bestens informiert und verpasst nichts. Der Schreibstil von Frau Kuschnarowa ist zwar dem Zeitalter angepasst (gerade in den Dialogen), aber herrlich unkompliziert gehalten, sodass man die Geschichte flüssig lesen kann.

Anne hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, weil sie für das 18. Jahrhundert eine absolute Ausnahme darstellt. Die ersten Jahre als Junge aufgewachsen, muss sie sich plötzlich als Dame in den elitären Kreisen zurechtfinden. Dabei bleibt sie sich aber stets selbst treu und fürchtet keine Konsequenzen. Sie ist furchtlos, stur und ein absoluter Wirbelwind, der dem Leser viele interessante Lesestunden beschert. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war die Tatsache, dass sie nicht nach Männlein und Weiblein entscheidet, sondern die Menschen, die ihr wichtig sind, als Gefährten ansieht. Das verleiht ihr meiner Meinung nach eine unglaubliche Charakterstärke.

Die Nebencharaktere waren eher Stereotypen, aber das hat mich nicht weiter gestört, weil sie ihre Rollen gespielt und sich in das Gesamtgeschehen eingefügt haben. Das Hauptaugenmerk sollte definitiv auf Anne liegen, was für mich absolut in Ordnung war – immerhin ist es ihre Geschichte. Das soll aber nicht heißen, dass mir die Nebencharaktere nicht gefallen hätten. Auch hier hat man gemerkt, dass sich die Autorin Gedanken zur Charaktergestaltung gemacht hat und ihr manche Personen am Herzen hingen.

Die Geschichte startet mit einer Rückblende und beginnt dann chronologisch. Die Spannung baut sich zunächst langsam auf, steigert sich dann aber zügig und gerade das Ende ist dann noch mal sehr packend. Mein einziger Kritikpunkt geht an das mittlere Drittel, was ich teilweise als etwas zäh empfunden habe, da alles ziemlich ausführlich beschrieben wurde. Hier hätte ein kleiner Zeitraffer vielleicht für mehr Spannung gesorgt, aber das ist nur mein persönliches Empfinden.

Das Piratenthema war für mich authentisch umgesetzt. Gerade weil eine Frau die Hauptrolle der Geschichte inne hat, war dieses Buch innovativ. Natürlich gibt es hier auch schon andere Lektüren, aber die Anlehnung an die echte Anne Bonny hat mich überzeugen können.

Insgesamt haben wir es mit einem historischen Abenteuer zu tun, das so viel mehr als furchtlos Kämpfe zu bieten hat. Werte wie Liebe, Freundschaft, Ehrlichkeit und Kaeradschaft stehen hier definitv im Vordergrund. Ich würde mich freune, bald mehr von der Autorin lesen zu können.

Bewertung vom 02.05.2016
Die Seiten der Welt Bd.1
Meyer, Kai

Die Seiten der Welt Bd.1


ausgezeichnet

„Die Seiten der Welt“ ist der erste Band der neuen Fantasy-Trilogie von Kai Meyer. Der Autor legt mit diesem magischen Werk einen starken Auftakt vor, der Lust auf die weiteren Teile macht.

Obwohl diese Story in der Er-Perspektive verfasst ist, hatte ich nicht den Eindruck, etwas zu verpassen. Im Gegenteil: Ich war zu jedem Zeitpunkt bestens informiert und immer direk am Geschehen dran. Dies war zum Beispiel von Vorteil, wenn zwischen den Protagonisten hin und her geschwenkt wurde. So hatte man alles im Blick. Durch den direkten Schreibstil des Autors hat man auch einen unmittelbaren Einblick in die Gefühlswelt der jeweiligen Charaktere erhalten, was mir sehr gut gefiel. Die malerischen Beschreibungen haben den Gesamteindruck des durchweg positiven Stils Meyers noch zusätzlich abgerundet. Aber ehrlich gesagt, habe ich hier nichts anderes erwartet, denn der Autor hat mich bisher nie enttäuscht.

Furia war von Beginn an direkt eine Freundin für mich. Ich habe mich persönlich abgeholt gefühlt. Nicht nur, dass sie sehr individuell ist, nein, sie hat auch in jeder noch so brenzligen Situation ihre Frau gestanden und war in Anbetracht der Umstände wirklich tough. Dabei hat sie zu keinem Zeitpunkt ihre Glaubwürdigkeit verloren. Für mich eine perfekte Protagonistin, die dem Leser einfach Spaß macht. Noch dazu kommt, dass sie sich nicht mit solchen Dingen wie der ersten großen Liebe herumschlagen musste (oder sich davon hätte ablenken lassen), sondern mal die Familie im Vordergrund stand, was eine erfrischende Abwechslung war.

Auch Cat und Finnian haben mich als Hauptcharaktere überzeugen können. Während Cat meist überlegt vorgeht, ist Finnian eher der hitzige Typ. Zusammen sind die beiden wirklich niedlich und man spürt, dass deren Gefühle füreinander echt sind. Generell hat sich Herr Meyer sehr viel Mühe mit der Charaktergestaltung gegeben und das merkt man eben auch – und zwar im absolut positiven Sinne.

Die Spannung hat nach einer kurzen Einführung der Charaktere und Gegebenheiten unmittelbar eingesetzt und sich zum Schluss hin sogar noch gesteigert. Prinzipiell konnte ich das Buch ohnehin nicht aus den Händen legen, weil mich die Geschichte unglaublich gefesselt hat. Zwar waren hier keine überraschenden Wendungen zu verzeichnen, aber das hatte dieser erste Band meiner Meinung nach auch gar nicht nötig. Was mich dann aber doch verwundert hat, war das relativ abgeschlossene Ende. Einige Fragen bleiben offen, aber wenn ich nicht gewusst hätte, dass es noch zwei Folgebände gibt, hätte ich gedacht, das wars nun.

Die Fantasywelt, die rund um Libropolis und die Bibliomantik erschaffen wurde, ist einfach nur mitreißend. Der Gedanke, aus Büchern Magie schöpfen zu können, ist faszinierend und für jede Leseratte wohl ein absoluter Traum. Die Idee dahinter war für mich innovativ und gut umgesetzt. Ich konnte mir die sprechenden Bücher tatsächlich vorstellen und war total verzaubert vom tollen Setting in England.

Insgesamt lässt sich sagen, dass ich sehr froh bin, dass bereits Teil 2 und 3 erschienen sind, denn ich bin noch nicht bereit, Furia sowie Cat und Finnian gehen zu lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2016
Nacht ohne Sterne
Schwartz, Gesa

Nacht ohne Sterne


gut

„Nacht ohne Sterne“ ist mal ein etwas anderer Elfen-Fantasyroman, aber leider hat er mich nicht vollständig überzeugen können, da Schreibstil und Erzählart stellenweise recht zäh und langatmig waren.

Wir bekommen diese doch sehr poetisch angehauchte Geschichte aus Sicht eines allwissenden Erzählers nähergebracht. Dies wäre meiner Meinung nach nicht nötig gewesen, da es ohnehin Nayas Perspektive ist und so nur unnötig ein Abgrund zwischen ihr und dem Leser geschaffen wurde. Mit dem Schreibstil hatte ich allerdings die größten Probleme. Irgendwie sind wir während des kompletten Verlaufs keine Freunde geworden. Die Beschreibungen waren teilweise sehr lang und philosophisch, sodass mein Gehirn regelmäßig abgeschaltet hat und ich erst Zeilen später wieder folgen konnte.

Naya hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, auch wenn ich ab und zu das Gefühl hatte, dass sie manche Handlungen und Gedanken nicht zu 100 Prozent selbst möchte, sondern sich dem Willn der Autorin beugt. Dennoch macht sie eine enorme Wandlung durch, die mich überzeugen konnte, da sie sich selber treu blieb. Jaron war ein überzeugender Charakter. Ihm habe ich seine Entscheidungen voll abgenommen und er hält ein paar Überraschungen für den Leser bereit. Mein absoluter Liebling war aber Vidar, weil er von Anfang an ein Außenseiter war und sich richtig gemausert hat. Er strahlt eine unglaubliche Faszination aus und das Düstere an ihm ist einfach sexy.

Die Nebencharaktere haben mir so einige Probleme bereitet. Nicht nur, dass sie vielzahlig waren, nein, auch ihre elfischen Namen waren teilweise schwierig auseinanderzuhalten. Gerade am Anfang fand ich das wirklich ungünsig, weil man ja erstmal noch in die Geschichte reinkommen musste. Vielleicht hätte auch ein Stammbaum oder eine Namensübersicht geholfen.

Das Thema und die Hintergrundinfos der Story haben mir sehr gut gefallen. Besonders weil die Elfen mal nicht als zerbrechliche Wesen dargestellt wurden, sondern kriegerisch, düster und roh waren. Das war erfrischend anders und gut umgesetzt. Allerdings gilt auch hier, dass ich mir mit den neuen Welten und Figuren sowie Begriffen erstmal etwas schwer getan habe. An sich also eine tolle Idee, die man aber besser hätte umsetzen können.

Zum Schluss wäre da noch die Spannung zu beleuchten. Generell waren die Wendungen interessant und auch meistens überraschend, weil einige Charaktere anders als erwartet agiert haben. Aber auch hier muss ich leider negatives Feedback anbringen, weil die Passagen zwischendurch einfach zu lang waren. Das lässt sich auf den ausschweifenden Schreibstil zurückführen, der mich hier fast der ganzen Spannung beraubt hat.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Grundidee der Geschichte sowie einige wenige Charaktere überzeugen konnten. Auch die romantische Liebesgeschichte war gut untergebracht und nicht zu kitschig. Allerdings sind bei anderen Punkten wie der Spannung und dem Schreibstil definitiv noch Luft nach oben.

Bewertung vom 18.04.2016
Zorn und Morgenröte / Tausend und eine Nacht Bd.1
Ahdieh, Renée

Zorn und Morgenröte / Tausend und eine Nacht Bd.1


sehr gut

„Zorn und Morgenröte“ ist der erste Band einer romantisch-orientalischen Liebesgeschichte, die wohl in zwei Bänden erscheinen wird. Trotz Einstiegsprobleme hat sich die Story unglaublich entwickelt und die Charaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ein Märchen aus 1001 Nacht, wie ich es noch nie gelesen habe.

Wir bekommen diese spannende Geschichte aus Sicht eines allwissenden Erzählers geschildert, da die Perspektive immer mal zwischen den Protagonisten wechselt. Hauptsächlich ist es aber aus Shahrzads Sicht geschrieben, da es überwiegend um sie geht. Der Schreibstil an sich ist direkt und relativ einfach gehalten. Trotzdem ist er malerisch und gerade die Beschreibungen der Umgebung sind super und haben tatsächlich den Eindruck einer fremden Welt bei mir erweckt. Zwischen den Szenenwechseln und unter den Überschriften sind orientalische Zeichen eingearbeitet, die das Buch optisch aufwerten.

Shahrzad hat mir als Charakter sehr gut gefallen, weil sie sowohl individuell als auch eigensinnig und stark ist. Sie ist definitiv keine Ja-Sagerin, die sich unterordnet. Selbst im Angesicht des Todes wächst sie über sich hinaus. Ihre Entwicklung geht zwar eher langsam vonstatten, ist dafür aber umso glaubwürdiger und absolut nachvollziehbar. Auch Chalid war mir von Anfang an sympathisch, weil einem als Leser schon klar ist, dass irgendwie mehr hinter seiner Fassade steckt, als er seiner Umwelt tatsächlich zeigt. Gerade bei ihm freue ich mich schon auf den Folgeband, weil ich denke, dass er noch für die ein oder andere Überraschung sorgen wird. Die beiden zusammen sind wohl ein Traumpaar, denn man hat sofort das Gefühl, dass die Luft brennt, sobald sie zusammen im Raum sind. Shahrzad und Chalid lösen beim Leser den Wunsch aus, dass für sie alles gut gehen soll.

Selbst die Nebencharaktere waren super ausgearbeitet. Besonders Jalal (Hauptmann der Garde) hat mir gut gefallen, weil er sich einige Freiheiten herausnehmen konnte und ein freches Mundwerk besitzt. Ich mag solche Cahraktere, weil sie einen frischen Wind in die Geschichte bringen und fetzige Dialoge sowieso toll sind.

Ich muss zugeben, dass mir der Start in die Story nicht unbedingt leocht gefallen ist. Die ersten 100 Seiten waren etwas zäh, weil man die Personen und das Setting erst einmal nähergebracht bekommen hat. Danach ist aber immer etwas Unvorhersehbares passiert, sodass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte und auch das Ende in einem Stück verschlungen habe. Was mir den Anfang auch so schwer gemacht hat, waren die orientalischen Fremdwörter. Leider habe ich das Glossar erst nach dem Lesen gefunden, damit wäre es natürlich deutlich einfacher gewesen.

Die Geschichte von Shahrzad ist natürlich nicht neu erfunden, aber sehr sympathisch dargestellt. Ich hatte das Gefühl, wirklich im Orient angekommen zu sein und habe mich bei den Cahrakteren sehr wohl gefühlt. Der zweite Band wird schon sehnsüchtig erwartet, denn bei dieser Geschichte stimmt die Mischung aus Liebe, Magie, Exotik, Spannung und einem Hauch von Erotik.

Bewertung vom 13.04.2016
Die längste Nacht
Abedi, Isabel

Die längste Nacht


ausgezeichnet

„Die längste Nacht“ von Isabel Abedi ist mein erstes Buch der Autorin. Da ich bisher aber nur Gutes gehört habe, habe ich mich nun auch mal von diesem Buch überraschen lassen und ich muss sagen, dass das Fazit absolut positiv aufällt. Starke und vor allen Dingen glaubwürdige Charaktere treffen auf eine Lüge, die mehr als ein Leben zerstört hat.

Wir bekommen diese emotionale Familiengeschichte aus Sicht der Protagonistin Vita erzählt. Da es auch hauptsächlich um sie und ihre Schwester geht, ist das auch die einzige Perspektive, die Sinn macht, denn so sind wir immer direkt am Geschehen dran und erhalten einen direkten Einblick in Vitas Gefühlsleben. Zwischendurch wird die Geschichte durch Einschübe des Autors des in der Inhaltangabe erwähnten Manuskriptes aufgelockert und die Spannung zusätzlich angefacht. Der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen, weil die Emotionen der Charaktere sehr gut transportiert wurden. Ich konnte stats nachvollziehen, was sie gerade fühlen. Auch die bildhaften Beschreibungen der Umgebung haben mir mehr als gut gefallen. Hier verdient die Autorin einen dicken Pluspunkt.

Die Protagonistin Vita kann man wohl als starke Persönlichkeit beschreiben. Ihre Intuition treibt sie voran und sie wird nicht müde, für ihre Überzeugung zu kämpfen – auch wenn es manchmal unangenehm wird. Einen so authentischen Charaktere habe ich schon lange nicht mehr erlebt, denn jede Handlung und jede Regung waren für mich absolut nachvollziehbar. Ich konnte ihre Zerrissenheit praktisch spüren und habe von der ersten Seite an mit ihr mitgefiebert. Sie ist diese Art Person, die einem direkt sympathisch ist und für die man jederzeit Partei ergreifen würde. Mit Luca hat die Autorin das perfekte Gegenstück zu Vita erschaffen. Sie geben sich Halt, gleichen ihre Schwächen aus und treiben sich gegenseitig zu neuen Höchstleistungen an.

Auch die Nebencharaktere konnten mich überzeugen, denn jeder spielte seine Rolle einfach perfekt. Besonders die Beziehung zwischen Vita und ihren Eltern ist interessant. Was zunächst oberflächlich wirkt, entpuppt sich zum Schluss als konkret durchdachtes Familiendrama und viel mehr als eine zwischenmenschliche Mauer zwischen Tochter und Erziehungsberechtigten.

Das Geheimnis und die Lüge aus der Vergangenheit ziehen sich natürlich durch die ganze Geschichte und erzeugen so eine unglaubliche Spannung, weil man unbedingt wissen möchte, was tatsächlich vor 13 Jahren passiert ist. Dabei versteht sich Frau Abedi darauf, erst ganz zum Schluss mit der Sprache rauszurücken und zwischendurch sogar noch ein paar zusätzliche Wendungen einzubauen. Auch die Zwischeneinschübe des Autors Sol Shepards sind spannend gestaltet und extra kryptisch verfasst, damit der Leser selbst mitdenken muss.

Die Liebesgeschichte zwischen Vita und Luca hält sich dezent im Hintergrund, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht gefühlvoll wäre. Vielmehr dominiert sie die Geschichte einfach nicht, weil die Vergangenheit im Vordergrund steht. Das ist definitiv positiv anzumerken.

Für mich ein unglaublich spannendes, emotionales und vor allen Dingen toll geschriebenes Jugendbuch, das ich auf jeden Fall empfehlen kann. Wer auf dunkle Familiengeheimnisse steht und sich darüber hinaus in ein kleines beschauliches Örtchen ins sonnige Italien entführen lassen möchte, liegt mit dieser Story genau richitg!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2016
Das Seehaus
Morton, Kate

Das Seehaus


ausgezeichnet

Da ich ja bekanntlich ein riesiger Kate Morton-Fan bin, musste natürlich auch „Das Seehaus“ bei mir einziehen und ich kam wieder voll auf meine Kosten! Authentische Charaktere, ein altes Anwesen, das zu neuem Leben erwacht und ein Verbrechen, das Generationen überdauert.

Im Groben kann man sagen, dass uns diese spannende und zugleich berührende Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt wird. Zum einen haben wir den Handlungsstrang von Alice Edevane aus dem Jahr 1933 und zum anderen werden uns die aktuellen Geschehnisse aus dem Jahr 2003 von Sadie näher gebracht. Aber auch die direkte Vergangenheit der Edevanes, quasi deren Familiengeschichte, wird beleuchtet, um gegen Ede der Story alle Hintergründe aufzudecken. Ich finde Frau Mortons Sprache immer wahnsinnig faszinierend, weil sie die Gefühle ihrer Protagonisten immer auf den Punkt bringt und es einzusetzen weiß, wann weniger einfach mehr ist.

Besonders Alice hat mir sehr gut gefallen, weil sie einen Hauch von Eleganz an sich hat, aber doch so anders ist. Für eine junge Frau in den 1930ern ist sie absolut modern und ihrer Zeit weit voraus. Sie macht Fehler und gerade diese Eigenschaft macht sie authentisch und auch angreifbar. Sadie hat es ebenfalls nicht einfach, weil sie gerade eine schwere Zeit durchmacht. Sie ist dem Leser/Hörer gegenüber von Anfang an offen, während Alice eher in sich gekehrt ist und viel mit sich selber ausmacht. Insgesamt zwei starke Protagonistinnen, die ihre Wege gehen und nicht aufgeben.

Auch die Nebencharaktere sind wieder grandios. Besonders Opa Bertie ist vor meinem inneren Auge praktisch zum Leben erwacht. Er ist so ein Charakter, den man ohne große Beschreibungen einfach lieben muss. Die Familie Edevane hat der Autorin sehr am Herzen gelegen. Das merkt man an den liebevollen Beschreibungen und auch an der Detailltreue, die die unterschiedlichen Persönlichkeiten auszeichnet. Wirklich ein fetter Pluspunkt hierfür.

Wie wir es von Frau Morton schon gewohnt sind, geht es um zwei Familien und deren Schicksale. Auch bei diesem Roman hat sie es wieder geschafft, die Gegenwart und die Vergangenheit der beiden Protagonistinnnen so miteinander zu verweben, dass man immer weiter zuhören musste. Auch das Verbrechen in der Familie Edevane sorgt dafür, dass weiter Spannung aufgebaut wird, denn bis knapp vor Schluss ist unklar, was tatsächlich passiert ist.

Einen weiteren Pluspunkt hat definitiv das Setting verdient. Loeanneth ist sowohl ein herrschaftlich-magischer Ort als auch der Schauplatz einer Familiendragödie. Das Herrenhaus wird so detailliert zum Leben erweckt, dass ich praktisch die alten Dielen knacken hören konnte oder in den Passagen aus dem Jahr 2003 den Staub in der Nase kitzeln gespürt habe.

Die Stimme von Esther Schweins ist angenehm anzuhören. Die Ausstattung ist normal (6 CDs und ein kleines Booklet). Mein einziger Minikritikpunkt geht dahin, dass es sich um eine gekürzte Lesung handelt. Daher habe ich nun das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe, was zur Folge hat, dass ich irgendwann noch mal das Buch lesen werde.

4,5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2016
Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern
Burseg, Katrin

Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern


gut

Von „Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern“ hatte ich mir eindeutig mehr versprochen. Nicht nur, dass ich von Liebe nichts gespürt habe, nein, darüber hinaus hatte ich den Eindruck, in einer Kunststunde zu sitzen – eine von der trockenen Sorte.

Schon der Einstieg ist mir extrem schwer gefallen, weil ich so meine Probleme mit dem Schreibstil der Autorin hatte. Zum einen ist die Sprache schon fast philosophisch (was ich mochte) und zum anderen mit Kunstbegriffen und Malernamen der Sezession durchsetzt (was zwar wegen dem Thema notwendig war, ich aber weniger mochte). Auch das Schreiben in der Er-Perspektive hat eine zusätzliche Distanz zur Protagonistin und dem Text geschaffen.

Bei Clara bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, wie ich über sie denken soll. Ich kann absolut nachvollziehen, warum sie ihren Mann immer noch liebt und ihn nicht verlassen möchte. Auch kann ich verstehen, warum sie sich zu Jasper hingezogen fühlt. Allerdings bleibt ihre Gefühlswelt dem Leser vollkommen verschlossen. Sie wirkt teilweise sogar richtig kalt. Wie schon gesagt, könnte das eventuell an der Erzählperspektive liegen. Ihre Handlungen als Mitarbeiterin des Museums, also ihre professionelle Seite in der Kunstszene, konnte ich ihr hingegen voll abkaufen. Hier wirkt Clara überaus kompetent.

Die Nebencharaktere waren für mich deutlich authentischer. Besonders die Kollegen im Meseum haben ein insgesamt stimmiges Bild abgegeben. Mein Liebling ist allerdings der alte Blumenverkäufer Engels, den man einfach in sein Herz schließen muss, da er eine unglaubliche Wärme ausstrahlt.

Die Hintergrundthematik an sich ist spannend, da es um Raubkunst aus der Nazizeit geht. Allerdings ist mir die Umsetzung hier von zu vielen Zufällen geleitet. Auch das Kunstthema an sich ist eher trocken. Ganz oft musste ich Fachbegriffe sogar nachschlagen, weil ich gar nicht wusste, was gemeint war.

Die Spannung ist so leider ein wenig auf der Strecke geblieben, weil man sich eher dazu aufraffen musste, weiterzulesen. Noch dazu kommt, dass ich spätestens ab der Hälfte der Lektüre wusste, worauf es hinausläuft und lediglich auf die Bestätigung meiner Vermutung gewartet habe.

Ingesamt eine mittelmäßige Story, die mich nicht vollkommen überzeugen konnte. Die Charaktere waren mir zu schwach ausgearbeitet, was wirklich schade war, denn vor der tollen Kulisse Hamburgs hätte man durchaus gut agieren können.

2,5 Sterne