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nessabo

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2024
Bloom
Panetta, Kevin

Bloom


gut

Schöne Idee, die leider inhaltlich und emotional schwach umgesetzt wurde

Ich mag Graphic Novels und queere noch einmal mehr. Als großer „Heartstopper“-Fan war ich deshalb voller Vorfreude auf „Bloom“. Doch handlungstechnisch und auch emotional bleibe ich leider enttäuscht zurück.

Die Graphic Novel lässt sich ganz entspannt in einem Rutsch lesen und ich mochte den Zeichenstil gern. Das Blau zieht sich durch das komplette Buch und mir wäre dann irgendwann schon ein wenig mehr Farbe lieber gewesen, aber das kritisiere ich nicht gesondert, weil es eben das gewählte Stilmittel ist.

Doch besonders in der zweiten Hälfte passiert so viel und wird doch nie wirklich tief behandelt. Aris Musikleidenschaft, seine Zukunftspläne, die sich verändernden Freund*innenschaften, die angespannte Situation zu seinen Eltern und schließlich die zarte Liebe zu Hector - alles passiert viel zu schnell oder wird thematisch einfach plötzlich fallengelassen. Und besonders die Liebesbeziehung habe ich überhaupt nicht gefühlt, der Aufbau war meiner Meinung nach gar nicht da und das beim eigentlichen Hauptthema. Zwischendrin hatte ich zudem wiederholt das Gefühl, dass mir Informationen fehlen, um die Situation nachvollziehen zu können.

Ich bin also wirklich super traurig, dass ich der Graphic Novel deshalb nur 2,5 Sterne (ggf. aufgerundet für die Queerness: 3) geben kann. Aber emotional und inhaltlich blieb mir viel zu viel unerzählt oder oberflächlich abgehandelt. Auch fehlte mir eine charakterliche Entwicklung der Protagonist*innen und die Greifbarkeit der vielen Nebenfiguren. Gut 100 Seiten mehr hätten dem Buch wahrscheinlich gut getan. So haben wir zwar ein flüssig lesbares, aber irgendwie auch emotional flaches Werk bekommen, das sich nicht rund anfühlt. 😢

Bewertung vom 28.06.2024
Graceland - Die Geschichte eines Sommers
Chase, Kristen Mei

Graceland - Die Geschichte eines Sommers


gut

Schöne Geschichte über die Heilung einer Mutter-Tochter-Beziehung, die mich aber nicht so recht erreichen konnte

Die Geschichte und ihre Themen haben mir an sich gut gefallen, doch trotzdem haben mich die Figuren nicht so richtig ergreifen können, was ich angesichts des emotionalen Potenzials der Erzählung wirklich schade finde.

Kristen Mei Chase schreibt in „Graceland“ über Grace und ihre exzentrische Mutter. Das Verhältnis der beiden ist gelinde gesagt angespannt als sie sich auf eine Autoreise nach Graceland begeben - dem Anwesen Elvis Presleys. Während die Mutter ein Elvis-Superfan ist und sich seit jeher entsprechend auffällig kleidet, sind bei Grace Neid und Unverständnis sehr deutlich spürbar.

Auf dem Roadtrip passiert so Einiges und langsam fallen auf beiden Seiten die aufgebauten Schutzmauern. So erzählt „Graceland“ vor allem von (Kindheits-)Traumata und deren Heilung sowie von Schuldgefühlen und der Verantwortung für das eigene Leben. Nach und nach wird verständlich, welche Coping-Mechanismen Grace und ihre Mutter Loralynn über die Zeit entwickelt haben.

Doch obwohl ich solche Familiendramen und das Wachsen sowie Heilen von Figuren sehr gern mag und obwohl es durchaus auch richtig traurige Abschnitte gibt, hat mich der Roman emotional einfach nicht sonderlich erreicht. Zum Teil mag es daran liegen, dass ich mit dem Elvis-Fandom rein gar nichts anfangen kann. Doch auch unabhängig davon hakte es für mich irgendwie in dieser Mutter-Tochter-Beziehung.

Trotz allem ein leicht zu lesender Sommerroman mit wichtigen Impulsen. 🌞

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TW: Krebs, Alkoholismus, häusliche Gewalt

Bewertung vom 26.06.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


sehr gut

Emotional herausfordernde Fortsetzung

Ich habe „22 Bahnen“ sehr gern gelesen und mich entsprechend auf die Fortsetzung gefreut. In dieser begleitet wir nun Ida einige Jahre später nach dem Suizid ihrer Mutter auf der Suche nach einem Umgang mit der neuen Realität.

Zu Beginn hatte ich einige Schwierigkeiten in den Text hineinzufinden. Das liegt weniger am Buch selbst als an der Hauptfigur und ihrem Trauma. Mit Menschen, die sich von Nahestehenden abschotten und sie teils sehr hart zurückweisen, kann ich nicht so gut umgehen. Idas Gefühlswelt und Handeln sind mehr als verständlich, aber dessen sollte mensch sich beim Lesen schon bewusst sein. Ihre Schuldgefühle und ambivalenten Emotionen der eigenen Mutter gegenüber sind wirklich herzzerreißend und haben mich emotional extrem gefordert! 💔

Nach und nach öffnet sie sich auch wieder und ab da konnte ich die Geschichte gut lesen. Wie stark Ida nicht nur sich selbst beginnt zu stützen, sondern auch Marianne und Leif, die beide wiederum Ida halten, hat mich extrem berührt. Die zwischenmenschliche Sorge ist ganz zart und überwiegend non-verbal, das macht sie aber nicht weniger greifbar.

Caroline Wahl hat meiner Meinung nach ein großes Talent dafür, viele Gefühle in wenige Worte zu verpacken. Das Trauma der Hauptfigur und ihr damit verbundenes Verhalten fand ich phasenweise schwer auszuhalten. Außerdem hätte ich mir gewünscht, Leif noch ein bisschen besser kennenzulernen, da blieb mir persönlich zu viel offen.

Trotz allem ein wirklich tolles zweites Buch! 💚

Bewertung vom 24.06.2024
Ehemänner
Gramazio, Holly

Ehemänner


gut

Witzige Idee, die mich in ihrer Umsetzung jedoch nicht ganz überzeugen konnte

Ich fand die grundlegende Idee und Herangehensweise wirklich witzig. Laurens Verwirrtheit zu Beginn war sehr gut zu greifen und ich habe mit großer Freude schnell loslesen können.

Auch, wenn die Geschichte flüssig vorangeht und ich keine Probleme hatte, im Lesefluss zu bleiben, konnte mich die Umsetzung nicht wirklich überzeugen. Das liegt unter anderem daran, dass es ab einem gewissen Punkt schlicht zu viele Charaktere gibt, die aber gleichzeitig fast nie ein echtes Profil bekommen. Das mag der Idee dienen, dass die Ehemänner eben wortwörtlich austauschbar sind. Doch ich fand es irgendwann einfach übertrieben und repetitiv.

Lauren wird im Laufe der Handlung zunehmend oberflächlich, was mich ebenfalls zunehmend genervt hat. Eine wirkliche Gesellschaftskritik ob aller Oberflächlichkeit gerade beim Dating konnte ich auch nicht wirklich wahrnehmen. Und etwa ab der Hälfte wird mir der Umgang mit einigen Ehen schlicht zu skurril. Obwohl ich selbst Sarkasmus und schwarzen Humor gern mag, konnte ich damit nichts mehr anfangen. Es passte für mich auch nicht zum bisherigen Ton des Romans.

Mit dem Ende bin ich persönlich auch nicht ganz glücklich. Auch, wenn die Handlung der Protagonistin nachvollziehbar und menschlich ist, war es mir zu kurz, um ins Fühlen zu kommen. Kurz gesagt hätte ich mir die Haupthandlung deutlich kürzer und dafür das Ende etwas ausführlicher gewünscht.

Ich fand „Ehemänner“ nicht direkt schlecht, denn ich konnte das Buch in knapp 2 Tagen schnell durchlesen, hatte eine gute Zeit und wollte auch wissen, wie es nun ausgeht. Doch gerade dieses Warten auf eine Handlungsentwicklung fühlte sich zunehmend vergebens an. Mir fehlte es an echten, tiefen Verbindungen und einer emotional greifbareren Hauptfigur, was mein Leseerlebnis doch deutlich getrübt hat.

Bewertung vom 23.06.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


gut

Fragmentarische Erzählung über ein bewegtes Leben mit Erkenntnissen zum Nachdenken

Ich fand „Seinetwegen“ wirklich überraschend gut. Überraschend deshalb, weil ich das Werk in seiner Schreibart schon besonders fand und sonst eine klare und fließende Sprache bevorzuge. Dieses Buch von Zora del Buono ist eher fragmentarisch, die Autorin springt zwischen vielen Themen hin und her, was aber irgendwie total gut funktioniert.

Haupthandlung ist natürlich die Suche nach E. T., welcher für den Autounfall, bei dem Zoras Vater verstarb, verantwortlich ist. Doch parallel macht sich die Autorin so viel mehr kluge Gedanken, spricht mit Freund*innen und reflektiert sich selbst. So werden z. B. auch Themen wie Antinatalismus, (früherer) Rassismus in der Schweiz, Queerness sowie die AIDS-Krise, die misogyne Gesellschaft, Autofanatismus und dessen Folgen, Schuld und das Leben der eigenen Vorfahrinnen behandelt.

Mit schnellen Themenwechseln kann ich normalerweise nicht so gut umgehen und auch der Verzicht auf direkte Rede sowie die vielen Nebenfiguren haben mir das Lesen etwas erschwert. Ich bin jedoch äußerst fasziniert davon, wie del Buonos Gedanken nahtlos ineinanderfließen und so wichtige Reflexionsprozesse auslösen. Als Leser*in wird einfach schnell klar, dass eine unfassbar kluge Frau mit viel Lebenserfahrung und Weltoffenheit diesen Text geschrieben hat. Ich kannte Zora del Buono vorher noch nicht und bin wirklich beeindruckt von ihr und ihrer Reflektiertheit.

Wäre das Buch dicker gewesen, wäre es mir wahrscheinlich schwerer gefallen, es zu Ende zu lesen. Doch die 200 Seiten sind meines Erachtens perfekt gewählt. Eine tolle Alltagslektüre, die anspruchsvoll und zugleich zugänglich ist.

3,5 Sterne ⭐️

Bewertung vom 21.06.2024
Eine Freundschaft gefüllt mit Liebe
Troi, Heidi

Eine Freundschaft gefüllt mit Liebe


schlecht

Inhaltlich wie charakterlich oberflächlich, dafür mit Verwendung rassistischer Begriffe

Ich finde es sehr gut, dass es eine queere Story in der Reihe gibt, bin von der Umsetzung allerdings extrem enttäuscht.

Obwohl sich das Buch schnell liest, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, etwas sehr Oberflächliches vor mir zu haben. Über Jamie und Jenna erfahren wir eigentlich kaum etwas, außer dass die eine die andere unerwidert liebt und die andere einen hohen "Männerverschleiß" hat. Und genau diese beiden Punkte werden wieder und wieder aufgegriffen. Da fand ich manche Nebenfiguren interessanter und vielschichtiger. Der Handlungsaufbau kommt mir auch unglaubwürdig vor, ebenso fehlte mir die Spannung zwischen den beiden.

Ich hätte 2 Sterne gegeben, ziehe jedoch einen weiteren ab, da die rassistische Fremdbezeichnung für amerikanische Urweinwohner*innen wiederholt (!) verwendet wird. Die Handlung um die Wanderausstellung im Heimatmuseum erweckt den Anschein bzw. scheint den Anspruch zu haben, respektvoll mit der Kolonialgeschichte umgehen zu wollen. Da passt die Verwendung des I-Wortes schon dreimal nicht, aber auch abgesehen davon gibt es mittlerweile genügend frei verfügbares Wissen um dieses abwertende Wort. Auch Kolonialverbrechen werden maximal angedeutet, stattdessen ist von "Konflikten" zwischen Natives und "Einwandern" die Rede.

Für so etwas habe ich überhaupt kein Verständnis und es hat mir das Leseerleben weiter getrübt. Gar kein Buch für mich.

Bewertung vom 19.06.2024
Unter Wasser ist es still
Dibbern, Julia

Unter Wasser ist es still


sehr gut

Emotional ergreifend und fesselnd - trotz ein paar kleiner Stolpersteine

Ein Buch, das Aufmerksamkeit verdient - auch wenn ich ein paar Verbesserungswünsche habe. Doch trotz dessen hat mich der Debütroman von Julia Dibbern in seinen Bann gezogen und damit extrem überrascht.

Das Eröffnungskapitel blickt 17 Jahre zurück und ist herzzerreißend. Protagonistin Maira kümmert sich um ihre Mutter - warum, wird später erklärt. Sie ist aber erst 17 und entsprechend überfordert mit der immensen Aufgabe. Eines Tages kehrt sie zurück zum Haus, während ihre Mutter leblos in einen Krankenwagen geschoben wird. Voller Schuldgefühle bricht sie zusammen. Und ihre Mutter ist nicht das einzige Todesopfer an diesem Tag.. 💔

Darauf aufbauend hat die Autorin einen atmosphärischen und emotionalen Roman über unterdrückte Trauer, Schuldgefühle und Vergangenheitsbewältigung geschrieben. Maira lebt mittlerweile in Frankfurt, benötigt für ihre Zukunft aber eine größere Menge Geld und entschließt sich deshalb dazu, ihr Haus in Soeterhoop an der Ostsee zu verkaufen. Davor fährt sie allerdings noch einmal hin, das erste Mal seit dem Tod ihrer Mutter, und trifft dort nicht nur auf ihre Kinderheitsfreund*innen, sondern auch auf längst verschüttete Erinnerungen.

Der Roman ist streckenweise ziemlich beschreibend und ich bin eher Fan von dichten Dialogen. Deshalb wäre mir die Handlung an einigen Stellen etwas kürzer lieber gewesen. Auch manche Nebenfiguren hätte ich gern noch genauer kennengelernt. Einige Handlungsstränge wurden lange angedeutet und erst sehr spät aufgelöst, manche blieben sogar offen.

Doch trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lesen und war emotional sehr mitgenommen. Maira ist eine greifbare Protagonistin mit einem tiefen Trauma und die Aufarbeitung dessen emotional sehr detailliert beschrieben. Ihre Naturverbundenheit und ihr Idealismus im Kampf für eine bessere Welt ist spürbar und absolut liebenswert. Auch die Umgebung des Darß ist ein Highlight für alle Wassermenschen. Und außerdem gibt es wunderschöne Walszenen, für die es sich meiner Meinung nach dreimal lohnt! 🐋

Besonders für alle, die eine Figur intensiv bei ihrer Entwicklung begleiten wollen, ländliche Meeres-Settings mögen und vielleicht sogar etwas Heilung suchen für die eigene Trauer, empfehle ich das Buch von Herzen. ❤️‍🩹

PS: Einen besonderen Platz in meinem Herzen hat die Autorin für einen Satz ihrer Danksagung: „Danke deswegen an alle engagierten Buchhändlerinnen und Bibliothekarinnen (Männer sind mitgemeint).“ 😃

Bewertung vom 17.06.2024
Wolke Sieben ganz nah
Greenwood, Kirsty

Wolke Sieben ganz nah


ausgezeichnet

Für mich die bislang schönste und witzigste RomCom!

Wenn ich mehr als 5 Sterne geben könnte, würde ich es sofort tun! „Wolke Sieben ganz nah“ hat mir schon in der Leseprobe gut gefallen und den Roman habe ich dann in Gänze an einem Tag verschlungen. 😍

Zuerst einmal finde ich den Ausgangspunkt innovativ und urkomisch. Dass die Protagonistin stirbt, im total schrägen Jenseits auf eine irgendwie abgedrehte „Therapeutin“ trifft und dann mit einer an „Arielle“ erinnernden (aber emanzipierteren) Aufgabe kurzzeitig ins Leben zurückkehren darf - ich liebe alles daran!!
Dann ist Delphi einfach SO sympathisch und ich habe extrem mit ihr mitgelitten, als sie ihre Traumata noch einmal durchlebt hat und sich ihrer Einsamkeit bewusst geworden ist.

In dieser RomCom steckt so viel mehr als nur Liebe, Spice und ein wirklich exzellenter Humor. Ich habe sie als sehr heilend und weise empfunden, mit einem ganz liebevollen Blick auf die Dinge, die wichtig sind im Leben. Das klingt zwar irgendwie platt, ist aber schlicht hervorragend umgesetzt. Ich musste so oft laut lachen, fand die Handlung stellenweise einfach absurd komisch und hatte schon bald eine Ahnung, wie sie sich weiterentwickeln könnte… 😇

Einfach perfekt, mein absolutes RomCom-Highlight bislang (sorry, Emily Henry 🩷).

Bewertung vom 16.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


gut

Schön gezeichnete Graphic Novel mit inhaltlichen Stolpersteinen

Ich finde die Graphic Novel wirklich unglaublich schön gezeichnet. Das Original-Werk kenne ich selbst nicht, auch keine Verfilmung davon. Mein Vorwissen ist daher sehr beschränkt. Und mit diesem geringen Vorwissen zur Handlung hatte ich immer wieder Stellen, über die ich inhaltlich gestolpert bin.

Zum einen fand ich es schwierig, die einzelnen Personen auseinanderzuhalten, weil sie mir oft zu ähnlich waren. Zum anderen habe ich mehrmals das Gefühl gehabt, dass mir Informationen fehlen. Ich konnte viele Reaktionen der Figuren einfach nicht verstehen (z. B. die ganze Sache um Lydias Hochzeit und Mr. Darcys Verbindung dazu). Auch hat sich für mein Empfinden die Beziehung zwischen Lizzy und Mr. Darcy nicht greifbar genug aufgebaut. Diesen Heiratsantrag und auch ihren Gefühlswandel habe ich gar nicht kommen sehen. Es war, als fehle an dieser Stelle ein großer Teil des Inhalts.

So ästhetisch ich die Geschichte also umgesetzt fand, so schwer nachzuvollziehen war für mich der Inhalt und ich sehe an der Stelle deutlichen Verbesserungsbedarf, um Nähe zu den Figuren aufbauen zu können.

2,5 Sterne

Bewertung vom 15.06.2024
Happy Hour
Granados, Marlowe

Happy Hour


schlecht

Anstrengende Lektüre, die den Versprechungen des Klappentextes nicht entsprechen kann

Ich bin mit „Happy Hour“ überhaupt nicht warm geworden. Irgendwie ist der Schreibstil zwar flüssig und die Kapitel können theoretisch schnell gelesen werden. Doch handlungstechnisch fand ich den Roman extrem repetitiv, gleichzeitig anstrengend und leer.

Vom Klappentext ausgehend habe ich mir sommerliche Gossip Girl Vibes erhofft, gepaart mit gesellschaftskritischen Elementen. Beim Lesen war ich aber schnell ernüchtert. Zwar gehen Isa und Gala ständig feiern, doch das Ganze könnte zum einen auch überall sonst als in New York stattfinden (so wenig kommt da ein entsprechender Vibe rüber), zum anderen haben mich die Schilderungen einfach nur runtergezogen. Alle Begegnungen sind so oberflächlich wie austauschbar, ständig tauchen neue Charaktere auf, die wenige Seiten später schon wieder vergessen sind. Neben den Partys besteht das Leben der beiden aus ständiger Geldnot, Hunger und schlechten Entscheidungen. Leichtigkeit? Fehlanzeige!

Auch bekommt Isa als Protagonistin einfach keine Tiefe. Auf den letzten Metern gibt es mal einige Einblicke in ihre Gefühlswelt, aber den Moment kann die Autorin nicht halten. Auch ihre Freundinnenschaft zu Gala fand ich überwiegend schwer auszuhalten - ich hätte beide Beine in die Hand genommen, wenn ein Mensch so mit mir umgehen würde.

Neben all dem exzessiven und überhaupt nicht problematisierten Alkoholkonsum kommt mir persönlich die angekündigte Gesellschaftskritik einfach auch zu kurz. Alltagsrassismus und -sexismus sowie Klassismus werden immer mal angedeutet, gehen für mich bei aller Langeweile und Anstrengung schlicht unter.

Die wechselnden Jobmöglichkeiten für Isa fand ich durchaus interessant und das Buch liest sich wirklich recht flüssig. Das sind aber die einzigen Pluspunkte und ich war einfach nur froh, als die Banalität der Handlung endlich ein Ende hatte. Wer den Roman nicht am Stück liest, wird nach wenigen Tagen wahrscheinlich komplett vergessen haben, was eigentlich passiert ist - und das ist für die weitere Handlung auch nicht schlimm.

Leider eine große Enttäuschung meiner Erwartungen!