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Benutzername: 
adel69
Wohnort: 
Baden-Württemberg

Bewertungen

Insgesamt 111 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2021
88 Namen
Ruff, Matt

88 Namen


gut

Das Leben ist manchmal ein Online-Game
Worum geht es in dem Buch?
John Chu ist chinesischer Abstammung, lebt in den USA und verdient seinen Lebensunterhalt als Gamer. Genauer gesagt als „Sherpa“, also eine Person, die spielinteressierte Kunden durch diverse Online-Spiele leitet.
Eines Tages soll er Mr. Jones im Auftrag von Mr. Smith durch Online-Spiele führen – also zeigen, welche Ausrüstung man dafür braucht, in welche Charaktere man schlüpfen kann, was bei den jeweiligen Spielen wissenswert ist etc. John Chu kann durch diesen Auftrag viel Geld verdienen, allerdings gibt es auch unklare Faktoren bei diesem Auftrag. Wer ist Mr. Jones? Könnte er vielleicht etwas mit der Volksrepublik Nordkorea zu tun haben?
Die Lage wird für John Chu so gefährlich, dass sie eines Tages sogar Auswirkungen auf sein reales Leben hat…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Vorab gesagt: Ich mache keine Online-Spiele – aber ich wollte mich durch diesen Roman in diese Welt entführen lassen und lernen, wie es in dieser Welt zugeht. Gelernt habe ich durch diesen Roman einiges. Geholfen haben mir dabei nicht nur die Handlung, sondern auch die Erklärung von Begriffen aus der Welt der Online-Spiele, die am Anfang der Kapitel sowie am Ende des Buches stehen.
John Chu erzählt seien Erlebnisse aus der Ich-Perspektive im Präsens. Das hat mich beim Lesen nicht gestört. Gestört haben mich jedoch viele Nebenhandlungen und Gedanken von John, die für die Handlung nicht unbedingt relevant waren und dem Buch oft die Spannung nahmen. Das Buch war für mich oft nur zäh zu lesen – und lange vermisste ich einen „roten Faden“, also einen durchgehenden Handlungsstrang, der für mich zu einem Roman gehört.
Natürlich wollte auch ich wissen, wer der geheimnisvolle Mr. Jones ist. Am Schluss wird das aufgelöst – es war für mich eine Überraschung, aber auch kein Ende, das mich vollkommen zufriedenstellte. So wie mich die ganze Handlung nicht überzeugen konnte. Ich habe zwar einiges darüber gelernt, wie sich Menschen in Online-Spielen in Persönlichkeiten verwandeln, die sie im normalen Leben nicht sein können. Jedoch waren die meisten Charaktere sehr schemenhaft – so wie Comicfiguren. Nur John Chu war mir sympathisch.
Wer Online-Spiele mag, sie immer wieder spielt und an einem Roman aus dieser Welt interessiert ist, kann dem Roman „88 Namen“ von Matt Ruff vielleicht viel abgewinnen. Ich erwartete mehr Spannung.
Deswegen vergebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 17.02.2021
Miss Bensons Reise
Joyce, Rachel

Miss Bensons Reise


ausgezeichnet

Spannend zu lesende Abenteuer zweier Frauen

Worum geht es in dem Buch?
Die britische Lehrerin Margery Benson, genannt Marge, möchte sich ihren Kindheitstraum erfüllen. Sie will den goldenen Käfer in Neukaledonien finden, den sie in einem Naturkundebuch ihres Vaters gesehen hat. So wirft sie mit 47 Jahren ihren Job hin und organisiert im Jahre 1950 alles für ihre Reise in den australischen Kontinent. Als Begleiterin und Assistentin steht Enid Pretty zur Verfügung – zwar nicht Marges erste Wahl, aber immer noch besser als der traumatisierte Mister Mundic.
Enid Pretty ist fast halb so alt wie Marge und das totale Gegenteil. Circa 25 Jahre alt, kokett, reizvoll – und das totale Plappermaul. Aber sie ist spontan und einfallsreich – und rettet somit sich und Marge aus so mancher abenteuerlichen Situation.
Die Gegensätze zwischen den beiden Frauen sind anfangs krass – und Marge überlegt sich einige Male, wie sie Enid kündigen kann.
Je länger die beiden Frauen miteinander reisen, desto mehr entwickelt sich eine Freundschaft zwischen ihnen. Sie brauchen einander, sie lernen voneinander. Und irgendwann teilen sie sich ihre Geheimnisse mit. Denn auch Enid hat eine Vergangenheit, über die sie anfangs nicht gerne redet. Und sie hat einen Traum.
Marge und Enid erreichen nach einigen Abenteuern Neukaledonien, wo sie im Dschungel eifrig nach Käfern suchen. Doch sie sind nicht legal dort. Außerdem ist ihnen Mister Mundic auf den Fersen, der der Meinung ist, er müsse mit Margery Benson den goldenen Käfer suchen.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Roman „Miss Bensons Reise ist aus der Perspektive des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst.
Das Buch liest sich flüssig. Das liegt nicht nur an der Handlung, sondern auch an den beiden Frauen Marge und Enid. Enid war mir zuerst zu einfältig – und Marge zu unbeholfen und schwerfällig. Aber beide mit ihren Eigenheiten sorgen auch für amüsante Lesemomente. Humorvoll, ziemlich überzogen – aber auch charmant ist der Schreibstil der Autorin – und so war für mich das Lesen oft ein Genuss.
Die beiden Frauen entwickeln sich. Waren sie am Anfang zu gegensätzlich, so lernt doch die eine von der anderen. Marge merkt, dass sie von Ends Spontanität und Einfallsreichtum profitieren kann. So gibt es Phasen während der Expedition, während der Enid Sachen organisieren kann, die gerade für die Expedition benötigt werden. Das ist nicht immer legal, aber nicht nur Marge, sondern auch als Leser beginnt man, Enid viel zu verzeihen.
Und Enid weiß, dass Marge und ihre Expedition ihr einen willkommenen Deckmantel bietet, um ihrer Vergangenheit zu entfliehen.
Als Leserin habe ich die beiden Frauen gerne auf ihrer Reise nach Neukaledonien und der Suche nach dem goldenen Käfer begleitet. Mit dem Ende des Buches habe ich etwas gehadert – und das musste ich erst einmal „sacken“ lassen. Insgesamt gesehen hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten, es hat mir Spaß gemacht, es zu lesen – und sicherlich wird es eines meiner Lesehighlights für das Jahr 2021 werden.
Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung für „Miss Bensons Reise“ von Rachel Joyce.

Bewertung vom 09.01.2021
Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


gut

Komplizierte Ermittlungen – ausführlich präsentiert

Worum geht es in dem Buch?

Nick, ein Kriminalkommissar, ist von Berlin nach München gezogen und ermittelt in dem Brandanschlag auf die Diskothek „Liverpool“ im Januar 1984. Dort gab es Verletzte und eine Tote. Die Polizei tippt, dass rivalisierende Gruppen im Rotlicht-Milieu etwas mit dem Anschlag zu tun haben. Dann aber taucht ein Bekennerschreiben aus Italien auf. Eine Gruppe, namens LUDWIG, gibt zu, für den Anschlag verantwortlich zu sein.
Deswegen wird Nick nach Italien geschickt, um dort zu recherchieren. Als Dolmetscherin begleitet ihn Graziella, die eigentlich als Reinigungskraft für das Kommissariat arbeitet. Graziella kann zwar nicht gut lesen und schreiben, aber sie kennt die italienische Mentalität – und erweist sich so für die Ermittlungsarbeit als wertvoll.
Die beiden wälzen Akten und sprechen mit italienischen Ermittlern. Sie stoßen auf die Akten weiterer Attentate mit Toten und Verletzten in Italien, zu denen sich LUDWIG bekannt hat. Aber wer steckt hinter LUDWIG und warum wählt eine italienische Verbrecherorganisation einen deutschen Namen?

Meine Meinung zu diesem Buch:

Der Krimi ist aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst. Er begann interessant – es gefiel mir, dass der Autor etwas Münchner Lokalkolorit durch Dialoge authentisch rüberbrachte. Interessanter wurde der Krimi allerdings erst, als Nick und Graziella in Italien ermittelten. Sie wälzten Akten, sie überlegten, sie befragten Leute. Das alles bekam ich als Leserin lang und breit mit – und dadurch blieb oft die Spannung auf der Strecke. Ich merkte, dass die Ermittlungen rund um die diese Attentate in München und Italien sehr kompliziert waren.

Die Idee, einen alten Kriminalfall aus München – der tatsächlich passiert ist – neu aufzurollen und in eine Krimihandlung zu packen, ist faszinierend. Jedoch fand ich den Krimi manchmal zu langatmig, die Ermittlungen zu kompliziert. Das störte meinen Lesefluss erheblich. Der Ermittler Nick war und blieb für mich ein blasser Charakter, interessanter war da schon Graziella.

Das letzte Kapitel, in dem auf das wirklich passierte Attentat in München eingegangen wird und die Personen, die verdächtig sind, genannt werden, finde ich wichtig. Es rückt die ganze Kriminalhandlung des Buches noch in ein genaueres Licht und erklärt, warum der Autor den Roman so geschrieben hat, wie er es gemacht hat.

Gesamt gesehen konnte mich das Buch jedoch nicht besonders packen, vieles zog sich in die Länge und wurde – für meinen Geschmack – zu ausführlich geschildert.

Ich vergebe drei Sterne.

Bewertung vom 07.12.2020
Das Buch eines Sommers
Kast, Bas

Das Buch eines Sommers


ausgezeichnet

Es ist nie zu spät für die Verwirklichung seiner Träume

Worum geht es in dem Buch?
Der Ich-Erzähler Nicolas hat soeben Abitur gemacht. Seine Freude auf die Zukunft wird jedoch durch Liebeskummer getrübt. Da kommt Onkel Valentin – der Bruder seines Vaters – zu Hilfe, der Nicolas ablenken kann. Onkel Valentin, der Nicolas zeigt, dass man mit viel Geduld ein altes Auto zum Fahren bringen kann. Oder auch, dass man, wenn man eine gute literarische Figur erschafft, als Schriftsteller Karriere machen kann. Onkel Valentin hat mit Christopher eine solche literarische Figur erschaffen. Eine Figur, die weise ist, Ratschläge geben kann – aber auch Zukunftsperspektiven aufzeigen kann.
Als eines Tages dieser Onkel Valentin stirbt, reist Nicolas mit seiner Frau und seinem Sohn zum Anwesen des Onkels. Als er versucht, den Nachlass seines Onkels zu regeln, begegnet er mehrmals Christopher – der Romanfigur seines Onkels -, der ihm klarmacht, dass er, Nicolas, sein Leben überdenken sollte. Warum soll er nicht die Geschichten, die er in sich trägt, zu Papier bringen? Warum soll er weiterhin in einem Beruf tätig sein, den er nur halbherzig ausfüllt? Nicolas ist in der Firma seines Vaters tätig, in der ein Mittel erfunden wurde, das verjüngende Wirkung auf Menschen haben kann. Doch ist dieses Medikament noch nicht marktreif.
Es gibt so viele Fragen, die auf Nicolas einstürmen. Ist er überhaupt der richtige Geschäftsführer für diese Firma? Nimmt er sich überhaupt genug Zeit für seine Familie? Sollte er nicht lieber seinem Herzen folgen und sich mehr Zeit zum Aufschreiben seiner Geschichten nehmen?

Meine Meinung zu diesem Buch:
Dieses Buch hat mehrere Botschaften. Deswegen muss man es mehrmals lesen, um diese Botschaften komplett zu erfassen. Nach dem ersten Lesen war für mich das Buch eine Geschichte um einen Mann, der seinen Onkel verliert und nicht glücklich ist in dem Job in einer Firma, die sein Vater gegründet hat. Mit seiner Frau und seinem Sohn verbringt er nicht genug Zeit. In seinen Gedanken hat er Geschichten, der er seinem Sohn erzählt und die bei dem Sohn sehr gut ankommen.
Während der zweiten Lektüre sind die Botschaften des Buches mehr zu mir durchgedrungen. Eine Botschaft lautet, dass man seine Talente weiterentwickeln sollte. Man soll auf sein Herz hören und das tun, was das Herz sagt, und nicht in einem Beruf verharren, in dem man nicht glücklich ist. Denn unser Leben ist nicht unendlich, wir haben nicht alle Zeit der Welt. Nicolas‘ Onkel Valentin hat genau das gelebt und sich auf die wesentlichen Ziele in seinem Leben fokussiert.
„Das Buch eines Sommers“ ist auf jeden Fall ein Buch, das ich noch einige Male lesen werde. Denn es regt mich in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken an. Man kann das Buch immer wieder zur Hand nehmen, lesen und sich fragen: „Wo stehe ich gerade in meinem Leben? Bin ich so zufrieden, wie es ist – oder gibt es da noch etwas Unerfülltes, das ich verwirklichen kann und das mich glücklicher macht?“
Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.11.2020
Das Haus in der Claremont Street
Carolsfeld, Wiebke von

Das Haus in der Claremont Street


gut

Gutes Thema – aber das Buch konnte mich nicht durchgehend packen

Worum geht es in dem Buch?
Die Handlung des Buches spielt in Toronto (Kanada). Mona wurde von ihrem Ehemann Russell erschlagen, der sich danach selbst das Leben nahm. Ihr Sohn Tom (9 Jahre alt) hat die beiden entdeckt und einen Notruf abgesetzt.
Sonya, seine Tante, hat das Sorgerecht für ihn bekommen, aber sie kommt nicht mit ihm klar. Tom will nicht reden – zu tief sitzt noch der Schock über den gewaltsamen Tod seiner Eltern. Schließlich kommt Tom zu Rose, der zweiten Schwester von Mona. Sie wohnt in dem Haus an der Claremont Street mit ihrem Sohn Nick. Noch immer redet Tom nicht, aber bei Tante Rose und seinem Cousin Nick fühlt er sich besser. Zumal später Onkel Will – der Bruder seiner Mutter und seiner Tanten – ebenfalls in diesem Haus wohnt und trotz Toms Schweigen einen Zugang zu ihm findet.
Tom, Sonya, Rose und Will versuchen, ihre Trauer um Mona und Russell zu verarbeiten. Sie erinnern sich zurück, sind aber auch mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Die Ehe zwischen Sonya und ihrem Mann Alex scheint am Ende – und Rose und Sonya kommen nicht miteinander klar. Darüber hinaus sucht Will einen Job, der ihn erfüllt. Und alle wollen, dass Tom wieder spricht.

Meine Meinung:
Der Roman ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit geschrieben. Oft ist die Handlung aus der Sicht von Tom geschildert. Tom ist sympathisch, sein Onkel Will ebenfalls. Mit Sonya und Rose musste ich mich beim Lesen immer wieder anfreunden. Sie mochten sich nicht und hatten immer wieder Streit.
Ich habe das Buch gelesen, weil ich wissen wollte, wie es mit Tom weitergeht. Besonders nach diesem dramatischen, erschütternden Beginn des Romans. Ich wollte wissen, wo Tom letztendlich wohnen wird und ob er jemals wieder spricht. Vom Thema her ist das Buch interessant. Es geht um Familie – und das, was Familie bewirken kann, was Familie stark macht. Und gemeinsam als starke, geerdete Familie kann man auch Trauer verarbeiten.
Beim Lesen fehlte mir jedoch oft der gewisse „Kick“ – also eine Spannung, das „gewisse Etwas“, das ein Buch durchgängig interessant macht. Oftmals plätschert die Handlung vor sich hin, es passiert wenig – und ich fragte mich beim Lesen, wann das Buch richtig interessant werden würde, also ein Wendepunkt passieren würde.
Es hat mir gefallen, wie sich die Familie im Laufe des Romans entwickelt. Jedoch ist mir die Handlung oft zu „verhalten“, so dass ich für die Lektüre letztendlich nur drei von fünf Sternen vergeben kann.

Bewertung vom 29.09.2020
Zugvögel
McConaghy, Charlotte

Zugvögel


ausgezeichnet

Ein besonderes Buch, das nachhallt

Worum geht es in dem Buch?
Franny Stone ist Ornithologin. Sie hat eine irische Mutter und einen australischen Vater und wächst in der Nähe des Meeres auf. Mal in Galway in Irland, mal in Australien. Von ihrer Mutter wird sie verlassen. Das trifft sie sehr, und sie ist immer wieder auf der Suche nach ihrer Mutter.
Schon während ihrer Kindheit hat Franny eine Liebe zu Vögeln entwickelt. Sie möchte den Küstenseeschwalben bis zum Südpol folgen. Unter dem Vorwand, dass die Küstenseeschwalben wissen, wo sich Fische aufhalten, schafft es Franny, auf einem Fischerboot durch die Antarktis mitreisen zu können.
Auf dem Schiff hat sie es mit Menschen mit unterschiedlichen Charakteren zu tun. Aber auch Franny ist kein „unbeschriebenes Blatt“. Ihre Vergangenheit ist mysteriös, viel liegt im Dunkeln. Was ist beispielsweise mit ihrem Mann Niall und ihrer Tochter Iris passiert? Und warum war Franny im Gefängnis?

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Franny im Präsens (Gegenwart) erzählt. Als Leser lernt man mehrere Episoden aus Frannys Leben kennen, die in unterschiedlichen Jahren passiert sind. Einmal geht es um eine Zeit in der (wahrscheinlich nicht allzu fernen) Zukunft, in der schon viele Tiere ausgestorben und weitere Tierarten vom Aussterben bedroht sind.
Franny will Vögel retten und sie erforschen – zum Beispiel die Küstenseeschwalben. Allerdings ist sie nicht legal unterwegs. Wenn die Behörden sie erwischen, droht ihr eine Gefängnisstrafe.
Die Autorin hat eine schöne poetische Sprache, die ich sehr gerne gelesen habe. Und auch, dass die Handlung immer wieder in verschiedenen Jahren stattfindet, hat mich nicht gestört oder durcheinandergebracht, da durch passende Überschriften ganz klar ist, worüber man gerade liest – über Begebenheiten auf dem Fischerboot Saghani oder dem Eheleben von Franny und Niall oder anderen Ereignissen. Und langsam offenbaren sich die Antworten rund um die Rätsel, die Franny umgeben.
Nicht nur die Vögel, die Franny am Herzen liegen, sind Zugvögel – auch viele Menschen, die in dem Buch vorkommen. Franny beispielsweise und auch einige Leute auf dem Schiff.
Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, musste ich erst einmal viele Eindrücke „sacken“ lassen, darüber nachdenken. Dieses Buch erstaunte mich vom Anfang bis zum Ende – das komplett unerwartet ist. Es ist aber ein Ende, das ich als Leserin in Ordnung finde und das mich – trotz einiger düsterer Momente in der Handlung – zufrieden zurücklässt.

Mein Fazit:
„Zugvögel“ ist ein besonderes Buch. Ein Buch mit einer interessanten Handlung in einer schönen Sprache. Ein Buch, das mitreißt, fasziniert und zum Nachdenken anregt.
Ich vergebe fünf Sterne und eine Weiterempfehlung.

Bewertung vom 29.09.2020
Im nächsten Leben wird alles besser
Rath, Hans

Im nächsten Leben wird alles besser


ausgezeichnet

Erfrischende Lektüre

Worum geht es in dem Buch?
Arnold Kahl ist 53 Jahre alt und hat sich gerade – irgendwann im Jahr 2020 - mit seiner Frau Kathrin über den Klimawandel gestritten. Im nächsten Moment ist er plötzlich 78 Jahre alt, befindet sich im Jahre 2045 und liegt in einem Altersheim der Zukunft, in dem er von einem Roboter, namens Gustav, betreut wird. Arnold gerät in Panik – denn er weiß nicht, wie und wann er in dieses Altersheim kam und was in den vergangenen 25 Jahren passiert ist. Verzweifelt versucht er, sich zu erinnern. In seiner Erinnerung tauchen seine Kameraden Olaf, Uli und Walter auf, mit denen er zum Bowlen ging und ein Bier trank. Auch an seine Frau Kathrin, seine Tochter Pia und die Enkelin Hermine erinnert er sich noch gut.
Aber 25 Jahre später ist er von Kathrin geschieden, Pia und Hermine leben irgendwo, wo er sie nicht finden kann. Er lebt in einem System, in dem vieles aus „Nanobots“ besteht und ihm sein Schlafanzug sagen kann, welche Krankheiten er hat. Auch Gustav, sein Roboter, besteht aus Nanobots. Gustav funktioniert – und wenn er Gefühle hat, wird das als „Fehlfunktion“ gewertet.
All das ist ziemlich rätselhaft und beschäftigt Arnold. Er sucht Kathrin, die seinen Erinnerungen vielleicht auf die Sprünge helfen kann…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive im Präsens geschrieben und ist von Anfang an interessant und amüsant. Viele Dialoge lockern die Handlung auf und machen das Lesen angenehm.
Es ist ein Roman, der sich vorwiegend um Ereignisse dreht, die in der Zukunft spielen. Es gibt keine Monster oder düsteren Szenerien, wie man sie oft in Romanen, die in der Zukunft spielen, findet. Die Handlung ist eher humorvoll. Der Autor zeigt eine Welt mit kreativen Erfindungen, die das Leben von Rentnern erleichtern und abwechslungsreich gestalten können. Dennoch werden alle kontrolliert – außer, wenn sie aus diesem System fliehen. Arnold versucht also nicht nur zu erfahren, was in den vergangenen Jahren in seinem Leben los war – er muss auch eine Entscheidung treffen, ob er weiterhin in diesem System leben will.
Geschrieben ist alles mit einem Augenzwinkern. Dabei wirkt die Handlung nie überdreht oder albern. Manchmal schwingt auch Ernsthaftigkeit mit – und man fragt sich beim Lesen, wie es einem selbst wohl im Alter von 78 Jahren gehen wird.
Arnold wurde offensichtlich in dieses Altersheim abgeschoben – seine nächsten Angehörigen kümmern sich nicht um ihn. Sein Ansprechpartner ist lediglich der Roboter Gustav, der beim Leser äußerst sympathisch rüberkommt – vielleicht, weil es sich hier nicht mehr um das neueste Modell eines Roboters handelt, sondern um einen Roboter, der wegen mancher Fehlfunktionen auch mal menschlich ist.
Beim Lesen habe ich immer wieder über den Einfallsreichtum des Autors gestaunt, der Nanobots erfindet, Institutionen, die Wünsche erfüllen, und anderes mehr. Gelesen habe ich das Buch, weil ich wissen wollte, was in den Jahren, an die sich Arnold nicht erinnern kann, mit ihm passiert ist. Der Schluss des Buches hat mich erstaunt – aber ich finde diesen Schluss auch in Ordnung und nachvollziehbar.
„Im nächsten Leben wird alles anders“ ist ein Buch, das ich so noch nie gelesen habe. Es hat mich amüsiert, zum Nachdenken gebracht – und von vielen aktuellen Problemen abgelenkt – und das ist gut so!
Ich gebe fünf Sterne für dieses Buch und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.08.2020
Verschollen in Palma
Kallentoft, Mons

Verschollen in Palma


sehr gut

Düsterer und actionreicher Mallorca-Krimi

Worum geht es in dem Buch?
Einst war Tim Blanck mit Rebecka in Schweden verheiratet. Sie waren glücklich mit ihrer Tochter Emme.
Als Emme 16 Jahre alt ist, verbringt sie mit einigen Freundinnen Urlaub auf Mallorca – und verschwindet. Für Rebecka und Tim ist von da an nichts mehr, wie es war. Während die Polizei auf Mallorca es irgendwann aufgibt, Emme lebend zu finden, zieht Tim dorthin und arbeitet als Privatdetektiv. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass Emme noch lebt.
Drei Jahre nach Emmes Verschwinden beschattet Tim die Frau eines Millionärs – und gerät auf Emmes Spuren. Fieberhaft versucht er herauszufinden, wo seine Tochter sein könnte…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) im Präsens geschrieben. Was mir besonders an dem Buch gefällt, ist der Schreibstil. Der Autor hat eine interessante Erzählsprache, er schafft es beispielsweise, mitreißende innere Monologe zu schreiben. Darüber hinaus ist der Hauptcharakter Tim sympathisch.
Anfangs braucht die Handlung Zeit, bis sie in die Gänge kommt. Es gibt auch viele Rückblenden in Tims Vergangenheit – damals, als er, Rebecka und Emme noch eine Familie waren. Auch Rebecka lernt der Leser näher kennen, allerdings bleibt sie zum größten Teil eine Nebenfigur.
Irgendwann wird der Krimi actionreich, wendungsreich – und düster. Der Autor zeigt eine andere Seite der Urlaubsinsel Mallorca – eine Seite, die man eigentlich nicht kennen lernen will. Und je weiter Tim mit seinen Ermittlungen voranschreitet, desto mehr zwielichtige Typen er trifft, desto düsterer wird der Krimi. Es gibt Leute, die Tim kennt und die ihm mit Hinweisen weiterhelfen können – aber es gibt auch andere, die ihn an seinen Ermittlungen hindern wollen. Leute, die gefährlich sind und töten wollen. Tim kommt immer wieder in brenzlige Situationen – und das Buch entpuppt sich dann zum spannenden Pageturner.
Der Schluss hat mich überrascht – aber auch nachdenklich zurückgelassen. Es war nicht der Schluss, den ich gerne gelesen hätte – aber ein durchaus nachvollziehbarer Schluss, der auch zur Handlung passt.

Mein Fazit:
Wer einen Krimi lesen will, der auf einer Urlaubsinsel spielt und nach einiger Einlesezeit actionreich wird, sollte zu „Verschollen in Palma“ greifen. Was mir auch gut gefallen hat, ist, dass das Buch nicht zu blutig und zu brutal ist.
Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.07.2020
Wie uns die Liebe fand
Stihlé, Claire

Wie uns die Liebe fand


ausgezeichnet

Reizender Roman, der im Elsass spielt

Worum geht es in dem Buch?
Madame Nanon – genannt Madame Nan – ist 92 Jahre alt, Witwe und lebt in Bois-de-Val, einem Dorf mit 1.300 Einwohnern im Elsass (Frankreich). Sie hat vier erwachsene Töchter, die sie immer wieder liebevoll als „Kröten“ bezeichnet.
Eines Tages bekommen sie und ihre Töchter die Chance, einen Laden zu betreiben. Grund ist Malou, der Freund von Tochter Marie. Sein Name erscheint auch im Namen des Ladens. Ein besonderer Verkaufsschlager im Laden sind die so genannten „Liebesbomben“, eine Leckerei, die manche Menschen sogar am Körper tragen. Es gibt nämlich Menschen, die glauben, dass diese Liebesbomben helfen, die große Liebe zu finden bzw jemanden, den man liebt, dazu zu bewegen, die Liebe zu erwidern. Manchmal scheint dieser Liebeszauber zu funktionieren.
Madame Nan entdeckt, dass sie Monsieur Boberschram liebt. Lange Zeit scheint es so, dass ihre Liebe unerwidert bleibt. Aber Monsieur Boberschram weiß ein Geheimnis, das Madame Nans heile Welt aus den Fugen geraten lassen kann…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Die Ich-Erzählerin Madame Nan ist sympathisch und zog mich als Leserin sofort in ihren Bann. Zwar wurde das flüssige Lesen immer wieder erschwert durch indirekte Rede, aber daran gewöhnte ich mich schnell. Die indirekte Rede ist typisch für den Schreibstil der Autorin, der mir gut gefiel.
Interessant fand ich auch, während der Lektüre etwas elsässische Geschichte mitzubekommen. Es werden einige Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt. Ereignisse, die die Bewohner des Elsass berührten und prägten.
Die Ereignisse rund um die Liebesbomben werden immer wieder mit einem humorvollen Augenzwinkern erzählt. Das Buch wird aber nie seicht oder nichtssagend. Es machte mir Spaß, die Ereignisse rund um Madame Nan, ihre Töchter und Malou zu lesen. Gegen Schluss des Romans gibt es einen spannenden und dramatischen Höhepunkt.
Abgerundet wird der Roman durch einige elsässische Rezepte am Schluss des Buches, von denen ich einige auf jeden Fall nachkochen will.
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen. Ich vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.07.2020
Ein fast perfekter Liebesroman / The Secret Book Club Bd.1
Adams, Lyssa Kay

Ein fast perfekter Liebesroman / The Secret Book Club Bd.1


weniger gut

Amerikanische Ehe-Klamotte in derber Sprache

Worum geht es in dem Buch?
Theas Ehe ist am Ende. Ihren Mann Gavin hat sie aus dem gemeinsamen Haus geworfen. Sie will sich scheiden lassen, sich alleine um die gemeinsamen Zwillingstöchter kümmern und vielleicht studieren. Seelischen Halt gibt ihr auch ihre Schwester Liv.
Gavin aber will sich nicht scheiden lassen. Er will Thea wieder zurückerobern. Mit einigen Freunden betrinkt er sich nicht nur, sondern sie gründen einen Buchclub. Sie wollen dort Liebesromane lesen, um sich zu informieren, wie Frauen „ticken“. Sie wollen aus den Liebesromanen lernen. Den ersten Liebesroman, den sie lesen, ist „Die Verführung der Gräfin“.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Roman ist aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) verfasst. Es liest sich flott, aber die Sprache gefällt mir nicht. Die Autorin spart nicht mit ordinären Wörtern. „Scheiße“, „A…loch“ und ähnliche Entgleisungen verwendet sie sehr gerne. Zu viel für meinen Geschmack. Zu viele Schimpfwörter nerven mich beim Lesen – und machen für mich eine Lektüre nicht entspannend.
Leider ist auch die Handlung nicht mitreißend. Die Figuren sind oberflächlich, sie werden mir nicht sympathisch.
Die Idee, dass Männer Liebesromane lesen, ist nett. Teile des Liebesromans kann man im Buch lesen. Leider ist der Liebesroman sehr kurz. Wichtiger ist, dass Gavin auf einmal vor Liebe zu seiner Frau sprüht und versucht, sie mit Sex zurückzuerobern.

Mein Fazit:
Kein Buch für mich! Die ordinäre Sprache ist unerträglich, die Figuren oberflächlich, die Handlung nicht mitreißend. Ich habe die Lektüre auf Seite 116 abgebrochen.
Zwei Sterne und keine Empfehlung.